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Dieser Artikel erlautert das Musikinstrument Flageolett andere Bedeutungen unter Flageolett Begriffsklarung Das Flageolett ˌflaʒoˈlɛt ist ein fruhes Holzblasinstrument aus der Gruppe der Schnabelfloten und nah verwandt mit der Blockflote 1 Der Tonumfang betragt zwei Oktaven und drei Halbtone das Instrument hat einen charakteristischen weichen Klang Es wurde Ende des 16 Jahrhunderts in Frankreich erfunden und war insbesondere in der Barockzeit prasent vor allem als Solo und Freizeitinstrument Um 1800 wurden einige technische Verbesserungen durchgefuhrt nach einer Spatblute im 19 Jahrhundert geriet das Flageolett jedoch in Vergessenheit Flageolett des englischen Typs aus der Zeit um 1800Zwei Flageoletts Vorder und Ruckansicht das jeweils linke ist franzosischen und das jeweils rechte englischen Typs Beide besitzen Klappen zur leichteren Bedienung des komplexen TonsystemsFlageoletts franzosischen Typs verschiedener Grossen im Musee de la Musique Paris hier findet sich bereits der langere und rundere Schaft als Mundstuck Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Formen 1 1 Vorgeschichte und Erfindung 1 2 Barock 1 3 Spatere Zeit 2 Aufbau 3 Einsatz 4 Sonderformen 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte und Formen BearbeitenVorgeschichte und Erfindung Bearbeiten Die seit dem 13 Jahrhundert verwendete Bezeichnung Flageolett ist das Diminutiv von Flageol altfranzosisch fur Flote und bedeutete zunachst kleine Flote schlechthin 2 Insbesondere wurde damit beispielsweise die katalanische Einhandflote bezeichnet in der Orchesographie von 1589 wird mit dem Larigot ebenfalls ein vergleichbares Instrument beschrieben Im 16 Jahrhundert bezog sich das Wort Flageolett aber zunehmend auf eine spezifische in Paris ubliche Bauform das sogenannte franzosische Flageolett das in seiner bekannten Form 1581 von Sieur Juvigny in Paris erfunden worden sein soll Charles Burney zufolge benutzte dieser es bei der Urauffuhrung des beruhmten Ballet comique de la reine in diesem Jahr dem ersten grossen Hofballett der Geschichte Barock Bearbeiten Die franzosische Form hat vier Grifflocher auf der Vorder und zwei auf der Ruckseite mit ihr lasst sich die ungewohnliche Tonleiter A H C D E G A spielen Gegriffen wird sie mit Daumen Zeigefinger und Mittelfinger der beiden Hande Marin Mersenne beschreibt sie in seinem Werk Harmonie Universelle gibt eine Abbildung des Instruments und lasst erkennen dass es damals bereits Virtuosen gab die es auf dem Instrument zu einer erstaunlichen Meisterschaft brachten und die Klange anderer Instrumente imitieren konnten In der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts hiess der beruhmteste Flageolettist Le Vacher Eine wichtige Einfuhrung in das Flageolettspiel erschien 1682 unter dem Titel Pleasant companion or new lessons and instructions for the Flagelet by Thomas Greeting Gent Sie wurde von John Playford veroffentlicht und in dessen Geschaft verkauft Die Notation der darin abgedruckten Stucke bestand aus sechs Notenlinien fur die einzelnen Locher zu schliessende Locher wurden mit einem Punkt auf der jeweiligen Linie markiert In dieser Epoche der Barockzeit existierten Blockflote und Flageolett nebeneinander Letzteres war fur gewohnlich wie bereits der Name andeutet die kleinere Variante So hebt auch der Autor des genannten zeitgenossischen Werkes hervor dass es handlich und uberallhin mitzunehmen sei 3 1700 verfasste Jean Pierre Freillon Poncein ein weiteres Lehrbuch mit dem Titel La Veritable maniere d apprendre a jouer en perfection du haut bois de la flute et du flageolet avec les principes de la musique pour la voix et pour toutes sortes d instruments Spatere Zeit Bearbeiten Im spaten 18 Jahrhundert entwickelte sich aus der franzosischen Bauform das englische Flageolett mit sechs Grifflochern auf der Vorderseite und ohne Daumenlocher auf der Ruckseite das in D Dur gestimmt ist Im Grunde handelt es sich dabei also um eine vereinfachte Form der Blockflote Das von William Bainbridge 1803 zum Patent angemeldete verbesserte englische Flageolett besass ausserdem ein einzelnes Daumenloch auf der Ruckseite Mit der etwas spateren Fertigung dieser Flotenform aus Blech entstand unter anderem die heutige Tin Whistle die sich mittlerweile weitestgehend durchgesetzt hat Daneben existiert aber auch weiterhin das franzosische Flageolett das die ungewohnliche Griffweise der fruhen Modelle beibehalten hat Es erlebte eine spate Blutezeit im 19 Jahrhundert in der Pariser Abendkultur insbesondere zur Begleitung der Quadrille Dabei entstanden auch neue Techniken und Verzierungen weitere Klappen wurden erganzt und die spielerischen Moglichkeiten mit dem Flageolett erweiterten sich noch einmal In den 1930er Jahren geriet das Flageolett jedoch endgultig in Vergessenheit Aufbau BearbeitenUrsprunglich hatte das Flageolett ein schnabelartiges Mundstuck das von flacher und breiter Form war Ab der Mitte des 18 Jahrhunderts ging man allerdings dazu uber dieses Mundstuck durch einen etwas langeren runden Schaft Schnabel aus Knochen Perlmutt Gold oder Elfenbein zu ersetzen der optisch dem von Blockfloten ahnelt Allerdings konnte sich die Schnabelform der Kernspalte noch einige Zeit halten so findet sich die alte Form noch in vielen Exemplaren aus dem 19 Jahrhundert Das Mundstuck des Instruments geht in eine Verdickung uber in der sich bei den fruhen Flageoletts ein Schwamm fur die Aufnahme von Kondenswasser aus der Atemluft befand Dies ist heute nicht mehr ublich die Birnenform des Kopfteils wurde jedoch beibehalten Darauf folgt die Schneidekante Labium auf welche die ins Instrument geblasene Luft trifft und damit einen Ton erzeugt Den fur gewohnlich langsten Teil des Instruments bildet schliesslich der zylindrische Resonanzkorper der beim Flageolett eine enge sich verjungende Bohrung aufweist An ihm befinden sich die Grifflocher die bei manchen Exemplaren mit Klappen zur leichteren Bedienung versehen sind Als Material des Instrumentes selber dominierte zunachst der Buchsbaum spater wurde Ebenholz gebrauchlich Der Encyclopedie von Diderot und Alembert zufolge gab es neben dem hier beschriebenen flageolet d oiseau Vogel Flageolett auch ein flageolet gros Grossflageolett das aus einem Stuck gefertigt war keine Verdickung mit Schwamm besass und einen weniger leichten und zarten Ton besass Einsatz BearbeitenDie Blutezeit des Flageoletts reichte vom 17 bis zum 19 Jahrhundert das Instrument erreichte vor allem in England und Frankreich eine gewisse Verbreitung Ursprunglich war es nur fur den solistischen Einsatz gedacht so komponierten Handel und Purcell einige Stucke fur das Instrument In der Kunstmusik spielte das Flageolett jedoch nie eine besonders grosse Rolle auch wenn es gelegentlich in Orchestern und Kapellen fur die Oberstimme eingesetzt wurde 4 Dies wurde gewohnlich nicht explizit in den Noten vermerkt lediglich in einigen Fallen gibt es Indizien dafur dass beispielsweise eine eingezeichnete Stimme fur flautino im Normalfall von einem Flageolett gespielt wurde Im Verlauf des 19 Jahrhunderts wurde dieses aber auch in den Sinfonieorchestern zunehmend von der Piccoloflote verdrangt Nachweislich wurde das Flageolett privat von Samuel Pepys Hector Berlioz und Robert Louis Stevenson gespielt Ausserdem diente es ahnlich wie die Serinette dazu Vogeln das Singen beizubringen William Hill beispielsweise veroffentlichte in seinem The Bird Fancyer s Delight von 1717 Melodien die immer wieder einem Hausvogel vorgespielt werden sollten damit dieser sie erlernt Sonderformen Bearbeiten nbsp Doppelflageolett von Bainbridge amp Wood um 1820Der englische Instrumentenbauer William Bainbridge liess sich 1810 ein Doppelflageolett patentieren Dieser Typ einer Doppelflote besteht aus zwei miteinander verbundenen englischen Flageolettspielrohren und erzeugt einen durch Schwebungen besonders dichten Klang Das eine Flageolett hat sieben Grifflocher und wird mit der linken Hand gespielt das andere hat vier Grifflocher und wird mit der rechten Hand bedient Die beiden Pfeifen sind allerdings an ein einzelnes Mundstuck montiert sodass sich nur beide auf einmal spielen lassen wenn nicht eine verstopft wird 3 Da sich auf dem Doppelflageolett somit auch Akkorde spielen liessen wurde es im fruhen 19 Jahrhundert besonders in England recht popular Auch ein Tripelflageolett brachte Bainbridge um 1825 auf den Markt Es entsprach im Grunde einem Doppelflageolett hinter den beiden Rohren befand sich jedoch noch eine dritte Basspfeife die mit den Daumen gespielt wurde Aufgrund der komplexen Bauweise konnte sich dieses Instrument nicht durchsetzen 4 Buffet Crampon baute basierend auf dem Bohm schen System ein Flageolett mit 13 Grifflochern Neben dem ublichen Flageolett als Langsflote wurden in seltenen Fallen auch Querflageoletts produziert Eine weitere Kuriositat sind Instrumente von denen der Flagolettkopf Mundstuck und Schneidekante abgenommen und durch einen herkommlichen Flotenkopf ersetzt werden kann Dies ist moglich wenn der Tonumfang der beiden Instrumente gleich ist also die gleichen Grifflocher verwendet werden konnen 3 In Osterreich ist das Flageolett als Brucker Almpfeiferl ein Volksmusikinstrument gewesen Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Flageolett Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Flageolett Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abbildung eines Flageoletts mit traditioneller breiter abstehender Kernspalte Informationen zum Flageolett und eine Abbildung auf der Seite der Universitat Wurzburg Abbildung zahlreicher Flageoletts darunter einiger Doppelflageoletts Blog uber das franzosische Flageolett franzosisch Umfangreiche Internetseite uber Flageoletts englisch Jose Menendez Galvan Das Franzosische Flageolett Teil 1 Das 16 und 17 Jahrhundert In Tibia Portal fur Holzblaser 8 September 2022 HorbeispielLiteratur BearbeitenWilliam Smith Rockstro Flageolet In George Grove Hrsg A dictionary of Music and Musicians A D 1450 1880 Reprint Cambridge University Press New York u a 2009 Originalausgabe 1879 ISBN 978 1 108 00420 6 S 531 f The Diagram Group Hrsg Musikinstrumente der Welt Sonderausgabe Prisma Verlag Gutersloh 1981 ISBN 3 570 05576 0 S 31 mit verschiedenen Zeichnungen der Flageoletttypen Der Musikbrockhaus F A Brockhaus B Schott Wiesbaden Mainz 1982 S 183 flageolet In Christine Ammer The Facts On File Dictionary of Music Facts on File New York 2004 ISBN 0 8160 5266 2 S 143 Einzelnachweise Bearbeiten Neville H Fletcher Thomas D Rossing The Physics of Musical Instruments 2 Auflage Springer New York 1998 ISBN 978 1 4419 3120 7 S 531 f Curt Sachs Reallexicon der Musikinstrumente Berlin 1913 S 141 a b c William Smith Rockstro Flageolet In George Grove Hrsg A dictionary of Music and Musicians A D 1450 1880 Reprint Cambridge University Press New York u a 2009 Originalausgabe 1879 ISBN 978 1 108 00420 6 S 531 a b The Diagram Group Hrsg Musikinstrumente der Welt Sonderausgabe Prisma Verlag Gutersloh 1981 ISBN 3 570 05576 0 S 31 Normdaten Sachbegriff GND 7684056 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flageolett amp oldid 233665707