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Die Bethanienkirche ist eine evangelisch lutherische Kirche in Leipzig Schleussig Stieglitzstrasse 42 direkt am Leipziger Auwald Sie wurde 1931 1933 erbaut und steht unter Denkmalschutz Bethanienkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Orgel 3 1 Disposition 3 2 Technische Daten 4 Glocken 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDas erstmals 1376 als Slizzig erwahnte Schleussig gehorte kirchlich zu Kleinzschocher 1875 hatte Schleussig 285 Einwohner 1891 im Jahr der Eingemeindung nach Leipzig waren es bereits 1500 Bis 1892 nutzte man deshalb die Kirche in Kleinzschocher Am 30 Oktober 1892 fand der erste Gottesdienst in Schleussig in der Aula einer Schule statt nbsp 1905 1933 bestehende Interimskirche in der Schnorrstrasse1904 bis 1905 wurde auf dem Hof der Schule Schnorrstrasse 2 Rodelstrasse eine Interimskirche erbaut Der unter Leitung des Architekten Conrad Hermsdorf hier wiederaufgebaute Fachwerkbau hatte zuvor bereits der Andreas und der Michaelisgemeinde als Notkirche gedient Am 30 September 1906 wurde die Auspfarrung aus Kleinzschocher vollzogen und am 6 Januar 1907 wurden die beiden ersten Gemeindepfarrer in Schleussig eingewiesen Am 1 Advent des Jahres 1910 wurde ein Gemeindesaal auf dem Grundstuck Konneritzstrasse 92 eingeweiht Seit 1912 trieben die neuen Pfarrer Kurt Schroder und Otto Flor den Neubau der Bethanienkirche voran Ursprunglich fur 1915 geplant kam dieser bedingt durch den Ersten Weltkrieg erst ab 1928 weiter Am 24 April 1928 konnte ein etwa 2000 m grosses Grundstuck an der Stieglitzstrasse erworben werden Man schrieb einen Architekturwettbewerb fur ein gemeinsames Gebaude mit 750 Sitzplatze fassendem Kirchenraum Gemeindesaal Konfirmandenzimmern Kanzlei und Kusterwohnung aus Unter 59 eingereichten Entwurfen wurde vom am 10 und 11 Dezember 1928 tagenden Preisgericht dem Entwurf der Leipziger Architekten Carl William Zweck und Hans Voigt der 1 Preis zugesprochen und ihr Entwurf wurde vom Kirchenvorstand zur Ausfuhrung bestimmt Nach geringfugigen Anderungen wurden die Plane am 26 Oktober 1929 durch den Rat der Stadt Leipzig genehmigt Der Bau wurde am 12 Juni 1931 begonnen am 11 Oktober 1931 fand die Grundsteinlegung statt und am 21 November 1931 das Richtfest Am 8 Mai 1932 wurden drei Glocken der Glockengiesserei Franz Schilling amp Sohne in Apolda eingeholt und mit der Glocke der Interimskirche vereinigt Nach dem Abschied aus der Interimskirche am 22 Januar 1933 erfolgte am 29 Januar einen Tag vor der sogenannten Machtergreifung durch die Nationalsozialisten die Einweihung der neuen Kirche durch Landesbischof Ludwig Ihmels Am 3 Februar 1933 wurden die Gemeinderaume eingeweiht Im Zweiten Weltkrieg musste zuerst das Kupferblech der Dachhaut abgegeben werden danach die drei grossen Bronzeglocken Am 20 Februar 1944 wurde die Kirche Kirchenfenster Turmuhr Dach Orgel durch eine Bombenexplosion in der Nahe stark beschadigt Bis 1948 konnte sie nicht genutzt werden Die Instandsetzung durch Emil Hortzsch und Herbert Wurz wurde 1950 abgeschlossen Der fast hallfreie Kirchenraum mit seiner ausgezeichneten Akustik diente ab 1953 dem Rundfunkorchester Leipzig als Raum fur Proben und Tonbandaufnahmen Mit den daraus erzielten Mieteinnahmen konnte 1988 eine grosse Innenrenovierung erfolgen Durch die Vermietung an den Rundfunk benotigte die Gemeinde keinerlei Beihilfen von der Landeskirche auch ein grosser Teil der Kosten fur eine neue Orgel konnte daraus bestritten werden Im Laufe der Zeit erfolgten die Renovierung und Neugestaltung des Kleinen Saals die Neueinrichtung von Gemeindekuche Kanzleiraum und Konfirmandenzimmer die Neudeckung des Kirchendachs die Entrostung des Glockenstuhls und Erneuerung der Turmjalousien sowie grossere Verputzarbeiten an den Arkaden Die Sanierung des Kirchturms durch die Architekten Schulz und Schulz fand mit der Anbringung eines neuen Turmkreuzes am 21 Juli 2000 ihren Abschluss Zum besseren Zugang zum hoher gelegenen Kirchenraum und den Gemeindesalen im Untergeschoss erfolgte 2016 der Einbau eines Aufzugs fur den Zugang wurde eines der charakteristischen mit Rauten verblendeten Fenster rechts des Haupteingangs entfernt Architektur BearbeitenDie schlichte geometrische Architektur von Zweck und Voigt ist der Neuen Sachlichkeit verpflichtet Der axialsymmetrische Putzbau wird von einem bergfriedahnlichen 38 6 Meter hohen Rundturm beherrscht Der obere Abschluss des Stahlbetonskelettturms hat der Kirche den Spitznamen Zitronenpresse eingebracht Der den Thuringer Wehrturmen z B denen der Burg Saaleck nachempfundene Turm in dem die Architekten die Verkorperung des Lutherwortes Ein feste Burg ist unser Gott sahen tragt als einzigen Schmuck ein nachts indirekt erleuchtetes 14 Meter hohes Betonkreuz Die Eingangsseite der Kirche ist ehrenhofartig gestaltet und wird flankiert von zwei vorgezogenen 14 5 Meter langen Treppenaufgangen mit Pfeilerarkaden die zum Kirchenraum im Hauptgeschoss fuhren Die beiden Treppen erinnern an ausgebreitete Arme was nach Ansicht der Architekten eine einladende Geste entsprechend dem Christuswort Kommet her zu mir alle Mt 11 28 LUT darstellt Mit einem Zugang in der Vorderfront abseits des Strassenverkehrs konnten so trotz ungunstiger Strassenlage besondere Akzente gesetzt werden Das Kirchenschiff liegt 2 50 Meter uber dem Strassenniveau es misst 26 Meter mal 25 Meter und ist als ein dreischiffiges Langhaus mit Chorabschluss ausgefuhrt Das betonte Mittelschiff wird von einem hoher gelegenen Altarraum mit Altar aus rotem und grauem Marmor von Otto Wutzler und zwei flacher gehaltenen Seitenschiffen begrenzt Seine innere Anordnung entspricht den Leitsatzen des III Kongresses fur evangelischen Kirchenbau in Magdeburg 1928 Die Blautone des Altarraums mit goldenen Umrahmungen waren teilweise umstritten Sie wurden erst bei der Renovierung 1988 annahernd wieder im Originalzustand von 1933 hergestellt nachdem sie zwischenzeitlich uberstrichen waren Beherrscht wird der in einem warmen Licht und in dezent feierlicher Ausstattung gehaltene Raum vom zentralen Glasgemaldefenster Der eintretende Christus von Emil Block das im Sinne eines Altarbildes gestaltet ist Von Block stammen auch die zwei in die Wand eingelassenen Gemalde Maria und Martha in Erwartung Jesu Lk 10 38 42 LUT links vom Chor und Auferweckung des Lazarus Joh 11 1 19 LUT rechts vom Chor die die Eingange zu Sakristei und Taufkapelle schmucken Mit dem Altarfenster das den in Bethanien bei Martha und ihrer Schwester Maria einkehrenden Jesus darstellt stehen sie als Teil einer Bethanien Ikonografie in Beziehung und greifen Geschehnisse um die in dem palastinischen Dorf lebenden Schwestern und ihren Bruder Lazarus auf die nach dem Johannesevangelium Joh 11 5 LUT besondere Freunde Jesu waren Das Obergeschoss pragt die Verwendung edler Materialien wie Messingfassungen der Gelander Turen und Lampen sowie der Fussboden aus Solnhofener Platten Im weniger aufwendig ausgestatteten Sockelgeschoss das uber zwei Treppen vom Hauptgeschoss oder direkt uber den Ehrenhof zuganglich ist befinden sich der 240 Platze fassende uber verglaste Flugelturen zu erreichende Gemeindesaal Raumhohe Glasschiebeturen grenzen den Saal vom kleineren Gemeinderaum ab Beide Raume lassen sich zu einem grossen Saal verbinden Zur Inneneinrichtung gehoren Buhne Vorfuhrraum Umkleideraume und Parkettboden sowie eine einfache Holzbestuhlung Decken Lampen und Turen im Untergeschoss sind im Original erhalten Kanzlei und Konfirmandenzimmer sowie die Kirchnerwohnung sind uber gesonderte Zugange von Ehrenhof aus zu erreichen Die Unterbringung von Gemeinschafts und Wirtschaftsraumen zusammen mit den Sakralraumen war zu diesem Zeitpunkt eine Neuerung und verkorperte ein modernes Verstandnis von Religion und Gemeindeleben Orgel BearbeitenDie alte Orgel die sich seit 1933 in der Kirche befand hatte eine elektropneumatische Traktur Als Anfang der 1980er Jahre die Fehler immer grosser wurden entschloss man sich eine neue mechanische Orgel in Auftrag zu geben Jehmlich Orgelbau Dresden lieferte das neue Instrument am 20 Marz 1992 als Opus 1099 Die Orgel wurde bis am 14 Mai 1992 montiert und intoniert dem Kirchenvorstand ubergeben Am 21 Juni 1992 erfolgte im Rahmen eines Festgottesdienstes ihre Einweihung Der Aufstellungsort der neuen Orgel ist derselbe geblieben Trotz der nicht optimalen akustischen Bedingungen wurde sie aus Denkmalschutzgrunden wieder in die Turmkammer hinter einen Betonbogen eingebaut Die Klangabstrahlung wurde durch eine eingezogene Schallwand und aufgehangte Plafonds etwas verbessert Disposition Bearbeiten I Hauptwerk C g3Quintade 16 Prinzipal 8 Rohrflote 8 Oktave 4 Spitzflote 4 Quinte 1 2 3 Oktave 2 Quinte aus Mixtur 1 1 3 Mixtur IV V 1 1 3 Trompete 8 II Schwellwerk C g3Weitgedackt 8 Prinzipal 4 Flote 4 Rohrnasat 2 2 3 Blockflote 2 Terz 1 3 5 Oktavlein aus Scharf 1 Scharf IV 1 Oboe 8 Tremulant Pedal C f1Subbass 16 Prinzipal 8 Gedacktbass 8 Oktave 4 Mixtur IV 2 2 3 Posaune 16 Koppeln II I I P II P SpielhilfenTechnische Daten Bearbeiten 25 Register 1619 Pfeifen Windversorgung Schleudergeblase Schleifwindladen Traktur Spiel und Registertraktur mechanisch Stimmung Hohe a1 440 Hz GleichstufigGlocken BearbeitenAnstelle der im Krieg eingeschmolzenen Glocken erhielt die Kirche 1954 ein Gelaut aus drei Gussstahlglocken Die Inschriften der Glocken sind dieselben wie zur Weihe 1932 Grosse Glocke Jauchzet dem Herrn alle Welt Ps 100 1 LUT Eins ist not Lk 10 42 LUT Mittlere Glocke Dienet dem Herrn mit Freuden Ps 100 2 LUT Der Meister ist da und ruft Dich Joh 11 28 LUT Kleine Glocke Erkennet dass der Herr Gott ist Ps 100 3 LUT So du glauben wirst sollst du die Herrlichkeit Gottes sehen Joh 11 40 LUT Damals trug die grosse Glocke auf der Ruckseite ausser dem Namen der Gemeinde der auf allen Glocken stand den Zusatz Gegossen in schwerer Zeit Literatur BearbeitenHeinrich Magirius Hanna Lore Fiedler Bearb Stadt Leipzig Die Sakralbauten Die Bau und Kunstdenkmaler von Sachsen Deutscher Kunstverlag Munchen 1995 ISBN 3 422 00568 4 Band 2 S 1259 1262 Evangelisch Lutherische Bethaniengemeinde Hrsg Orgelweihe in der Bethanienkirche Sonntag 21 Juni 1992 Faltblatt Leipzig 1992 Schroder Buttner Beyer Festschrift zur Einweihung der Bethanienkirche Leipzig Schleussig am 29 Januar 1933 Poeschel amp Trepte Leipzig 1933 Klaus Martin Bresgott Bethanienkirche Leipzig Schleussig in ders Neue Sakrale Raume 100 Kirchen der Klassischen Moderne Zurich 2019 S 176f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bethanienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Bethanienkirche Leipzig Schleussig Chronik und Geschichte der Bethanienkirche auf der Webseite der Gemeinde PDF der Seminararbeit von Helge Voigt 18 Seiten 1996 Die Bethanienkirche Leipzig Schleussig51 321064 12 346951 Koordinaten 51 19 15 8 N 12 20 49 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bethanienkirche Leipzig amp oldid 237383025