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Das Verhor des Lukullus ist ein Horspiel des deutschen Dichters und Dramatikers Bertolt Brecht Er arbeitete es spater gemeinsam mit Paul Dessau zu dem Opernlibretto Die Verurteilung des Lukullus um Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Exkurs Lucullus 3 Inhalt Fassung 1939 4 Rezension 5 Umfeld 6 Verfilmung 7 Weitere Horspiel Inszenierungen Auswahl 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenBrecht schrieb das Stuck kurz nach Kriegsausbruch im Herbst 1939 im schwedischen Exil unter Mitarbeit von Margarete Steffin innerhalb von sieben Tagen Er bezeichnete es als Radiostuck auch Radiotext Die neuere Forschung geht davon aus dass das Stuck bereits bei der Entstehung als Funkoper konzipiert wurde 1 Es handelte sich um eine Auftragsarbeit fur den schwedischen Rundfunk Stockholm kam dort aber nicht zur Ausstrahlung Brecht bot das Stuck kurze Zeit spater dem schweizerischen Rundfunk an der es am 12 Mai 1940 uber den Sender Beromunster ausstrahlte Brecht bemuhte sich in der Folgezeit zunachst erfolglos darum das Stuck vertonen zu lassen 1945 46 entstand dann in den USA eine Musik von Roger Sessions Brecht beteiligte sich nicht an dieser Inszenierung 1949 gab es eine weitere Vertonung des Stucks durch Paul Dessau als Auftragsarbeit vom NWDR Hamburg die nicht zur Ausstrahlung kam Brecht hatte in diesem Zusammenhang und auf Anregung Dessaus hin den offenen Schluss des Stuckes mit einer neuen Szene Das Urteil aufgegeben Noch im gleichen Jahr arbeiteten Dessau und Brecht die Funkoper zu einer Buhnenoper um Das Werk geriet in eine Auseinandersetzung uber Formalismus in der Kunst die etwa seit 1950 in der DDR auf Betreiben der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland SMAD hin gefuhrt wurde 2 Die Oper wurde am 17 Marz 1951 an der Berliner Staatsoper zur Probe aufgefuhrt Durch gezielte Vergabe der Eintrittskarten seitens des Ministeriums fur Volksbildung sollte offenbar ein Misserfolg der Auffuhrung organisiert werden Dieser Plan schlug grundlich fehl 3 Brecht nahm in der darauffolgenden Auseinandersetzung mit den SED Funktionaren kleinere Anderungen vor um vermeintliche pazifistische Tendenzen auszuraumen Dessau uberarbeitete seine Musik in grosserem Stil Die Urauffuhrung fand dann unter dem Titel Die Verurteilung des Lukullus am 12 Oktober 1951 an der Berliner Staatsoper statt Die westdeutsche Erstauffuhrung war am 30 Januar 1952 hier wurde die erste Opernfassung inszeniert Der internationale Durchbruch kam etwa ab 1957 Eine Leipziger Inszenierung wurde 1958 in Paris gezeigt Exkurs Lucullus BearbeitenLucius Licinius Lucullus geb 117 v Chr war ein romischer Senator und Feldherr Im Dritten Mithridatischen Krieg fuhrte er zunachst erfolgreich die romischen Truppen und wurde spater von Pompeius abgelost Nach Rom zuruckgekehrt liess er mehrere Prunkbauten errichten Bekannt wurde Lucullus durch seinen prunkvollen Lebensstil und seine opulenten Festmahle Dass er den Kirschbaum nach Italien gebracht habe ist eine Legende die auf Plutarch zuruckgeht Inhalt Fassung 1939 BearbeitenDer verstorbene romische Feldherr Lukullus wird zu Grabe getragen Ein Fries mit Darstellungen der Heldentaten des Verstorbenen ist mit im Zug Nachdem das Grab verschlossen wurde setzt sich die Handlung im Totenreich fort Lukullus muss sich hier in die Schlange der Wartenden einreihen wogegen er sich emport Er erfahrt dass sein Nutzen dafur ausschlaggebend sein wird ob er in den Hades oder in die Gefilde der Seligen kommt Als er vor das Gericht der Unterwelt gestellt wird versucht er Alexander von Makedonien als Fursprecher zu benennen der kann jedoch in den Gefilden der Seligen nicht aufgefunden werden Lukullus schlagt deshalb vor die auf seinem Totenfries abgebildeten Personen zu befragen Die ersten vier sagen gegen ihn aus er habe ihren Landern Tod und Zerstorung gebracht Der Feldherr versucht seine Taten damit zu rechtfertigen er habe alles nur fur Rom getan Nach einer Beratungspause lehnt der Delinquent das Gericht mit der Begrundung ab es seien keine Militarexperten vertreten Eine Schoffin entgegnet darauf sie kenne den Krieg gut genug denn sie habe einen Sohn durch ihn verloren Die letzten beiden Zeugen dagegen sein Koch und ein Bauer loben Lukullus Menschlichkeit habe er doch die Kochkunst zu wurdigen gewusst und auch den Kirschbaum nach Italien gebracht Der Totenrichter zieht die Bilanz das wenige Nutzliche das Lukullus vollbracht habe wiege seine Eroberungen nicht auf aber 80 000 Schicktest du in den Orkus dafur Das Gericht zieht sich zur Beratung zuruck In den Opernfassungen von 1951 schliessen sich Gericht und Zeugen der Forderung einer Schoffin an Ins Nichts mit ihm Rezension BearbeitenDas Stuck tragt zumindest in der ersten Fassung alle Merkmale von Brechts epischem Theater Die kontroversen Dialoge vor Gericht fordern den Zuschauer zur Stellungnahme heraus Der offene Schluss ubertragt den in der Handlung aufgebauten Spannungsbogen auf den Zuschauer namlich sich die Antwort auf die Frage Ist Krieg zu verurteilen selber zu geben Die Verlegung der Handlung in die Unterwelt kann als Angebot an den Zuschauer aufgefasst werden der die Aktualitat selber entdecken darf und sie um so heftiger und tiefer zu empfinden 4 Die in die letzten Fassung von Brecht eingearbeitete Unterscheidung von Angriffs und Verteidigungskrieg fand im Gegensatz zur fruheren kompromisslosen Anti Kriegsaussage des Stucks keine mehrheitliche Zustimmung unter den Rezensenten 5 Wie schon in dem Gedicht Fragen eines lesenden Arbeiters aus dem Jahre 1935 findet sich auch in diesem Stuck die Vorstellung Brechts wieder Geschichte musse aus der Sicht der arbeitenden Menschen nicht aus der der herrschenden geschrieben und bewertet werden Sowohl am Anfang als sich Lukullus wie jeder andere in die Schlange vor dem Hades einreihen muss als auch spater bei der Zusammensetzung des Gerichtes und in den Dialogen dort wird dies deutlich Umfeld BearbeitenDie Figur des Lukullus hat Brecht noch mindestens zu zwei weiteren Gelegenheiten beschaftigt So schrieb er Anfang 1939 die Novelle Die Trophaen des Lukullus Fur das nicht zu Ende gefuhrte vierte Buch zu Die Geschafte des Herrn Julius Caesar war ein Nekrolog der burgerlichen Freiheit als Gesprach Lukullus mit anderen Protagonisten vorgesehen Die entsprechenden Arbeiten Brechts datieren aus dem Jahr 1938 6 Verfilmung BearbeitenIm Jahre 2009 verfilmte der franzosische Regisseur Jean Marie Straub eine Lesung der Szenen 6 bis 12 mit Cornelia Geiser 7 Der Angeklagte Lukullus im Volksmund Lakalles genannt muss sich vor seinen Anklagern gesturzten Konigen vergewaltigten Koniginnen eroberten Stadten und einem Fischweib rechtfertigen Weitere Horspiel Inszenierungen Auswahl Bearbeiten1940 Radio Beromunster Urauffuhrung Regie Ernst Bringolf 1949 Bayerischer Rundfunk Regie Harald Braun 1956 Norddeutscher Rundfunk Regie Fritz Schroder Jahn 1957 Bayerischer Rundfunk Regie Walter Ohm 1962 Norddeutscher Rundfunk Regie Rudolf Noelte 1965 Osterreichischer Rundfunk Regie Friedrich Langer 1966 Rundfunk der DDR Regie Kurt Veth Mitwirkende Ekkehard Schall u a 1974 Schweizer Radio DRS Regie Urs Helmensdorfer 2018 Schweizer Radio SRF Regie Samuel Schwarz Quelle Die Horspieldatenbank HorDat Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Lucchesi Das Verhor des Lukullus Die Verurteilung des Lukullus In Jan Knopf Hrsg Brecht Handbuch Bd 1 Stuttgart J B Metzler 2001 S 403 Vergl J B Metzler Stuttgart 2001 S 406 Werner Hecht Brecht Chronik 1998 1956 Suhrkamp Frankfurt am Main 1998 S 955 Zitiert nach Walter Jens Hrsg Kindlers neues Literaturlexikon Bd 3 Munchen 1998 S 111 Bertolt Brecht Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe Bd 6 Frankfurt am Main Suhrkamp 1989 S 419 ff Ana Kugli Michael Opitz Hrsg Brecht Lexikon Stuttgart und Weimar 2006 S 91 Der Film wurde auf verschiedenen internationalen Festivals gezeigt z B in Locarno Wien Viennale 2009 Paris Cinema du reel New York NYFF Seoul Jeonju IntFF Bangkok und Buenos Aires Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Verhor des Lukullus amp oldid 229326175