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Mit Formalismusstreit wird eine Phase der Kulturdebatte Anfang der 1950er Jahre in der DDR bezeichnet die staatlich initiiert eine klare Abgrenzung der DDR Kunst vom westlich dekadenten Kunstbetrieb zum Ziel hatte Inhaltsverzeichnis 1 Gegenstand 2 Siehe auch 3 Einzelnachweise 4 LiteraturGegenstand Bearbeiten nbsp Alexander Dymschitz 1948Inhaltlich zielte die Kampagne auf eine Abkehr von der Freiheit der Kunst wie sie noch auf der ersten Zentralen Kulturtagung der SED vom 7 Mai 1948 gefordert worden war Als offizieller Auftakt zur Formalismusdebatte gilt inzwischen der Artikel des sowjetischen Kulturoffiziers Alexander Dymschitz vom 19 und 24 November 1949 in der Taglichen Rundschau In diesem Artikel warf er Pablo Picasso Marc Chagall Karl Schmidt Rottluff und Karl Hofer Mummenschanz und Wirklichkeitsfalschung vor 1 Vor dem Hintergrund des beginnenden Kalten Krieges gab ein unter dem Pseudonym N Orlow in der Taglichen Rundschau vom 21 Januar 1951 veroffentlichter Zeitungsartikel der unter anderen Wladimir Semjonowitsch Semjonow zugeschrieben wird den Anstoss Wege und Irrwege der modernen Kunst Darin sprach er sich gegen die antidemokratische Richtung der Modernisten Formalisten Subjektivisten und so weiter aus wobei er Charles Crodel abgebildet das Olbild Marchenerzahler 2 Horst Strempel und Arno Mohr nannte Die realistische Entwicklung wird gestort durch den Einfluss formalistischer Maler die in der bildenden Kunst der DDR fuhrende Stellungen einnehmen Dazu gehoren Karl Crodel Dozent an der Kunsthochschule Halle Horst Strempel Arno Mohr H B Hangeler Dozenten an der in der DDR fuhrenden Kunstschule in Weissensee und andere Wir veroffentlichen fotografische Wiedergaben von einigen Bildern dieser Maler Jeder normale Mensch wird derartige Werke ohne Schwanken als gesellschaftsfeindlich und antiasthetisch bezeichnen Objektiv sind sie auf die Zerstorung der Malerei in der DDR auf ihre Liquidierung gerichtet Crodel behauptet ganz offen die Kunst durfe keine gesellschaftlichen Ideen ausdrucken sie gebe ohne Ziel und Sinn das Spiel der Phantasie des Kunstlers wieder In den Werken Crodels wimmelt es von wesenloser Phantastik Mit der Realitat rechnet er uberhaupt nicht 3 Dem war in der UdSSR auf einer Tagung des Zentralkomitees im Januar 1948 eine Formalismusdebatte uber sowjetische Musik vorausgegangen Der Kulturpolitiker Andrei Schdanow formulierte dabei was unter Formalismus in der Musik zu verstehen sei namlich die Abwendung von der Volkstumlichkeit und vom Dienst am Volke sowie die Hinwendung zu den rein individualistischen Empfindungen einer kleinen Gruppe auserwahlter Astheten 4 Grundlage der Anderung war dann der Beschluss Kampf gegen Formalismus in Literatur und Kunst fur eine fortschrittliche deutsche Kultur des 5 Plenums des Zentralkomitees ZK der SED vom 17 Marz 1951 gegen die Freiheit der Kunst Als Zielrichtung des Beschlusses nannte Otto Grotewohl Literatur und bildende Kunste sind der Politik untergeordnet aber es ist klar dass sie einen starken Einfluss auf die Politik ausuben Die Idee der Kunst muss der Marschrichtung des politischen Kampfes folgen Unser rotes Blut siedet In Der Spiegel Nr 43 1951 S 30 32 online nur auszugsweise zitiert Dafur sprach sich auch Walter Ulbricht in seiner Rede vor der Volkskammer der DDR am 31 Oktober aus Wir wollen in unseren Kunstschulen keine abstrakten Bilder mehr sehen Wir brauchen weder die Bilder von Mondlandschaften noch von faulen Fischen Die Grau in Grau Malerei die ein Ausdruck des kapitalistischen Niedergangs ist steht im schroffsten Widerspruch zum heutigen Leben in der DDR Barbara Moller Die DDR zahlte nach Quadratzentimetern Hamburger Abendblatt 28 Juli 2003 abgerufen am 23 Februar 2011 Protestaktionen gegen die Unterdruckung fanden zum Beispiel in Halle an der Burg Giebichenstein dem heutigen Sitz der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle statt Die Folge der politischen Beschlusse war eine Abwanderung der Kunstler und Studenten Semjonow wurde 1953 erster Hoher Kommissar der UdSSR in Deutschland Im Januar 1954 wurde das Ministerium fur Kultur der DDR gegrundet Johannes R Becher wurde zum Minister berufen Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelost Die Formalismuskonzeption wurde in den Leitlinien und Debatten verdrangt 5 Sie verschwand allerdings keineswegs ganzlich aus der Lehrmeinung der SED noch 1968 definierte Meyers Jugendlexikon den Formalismus wie folgt Im Gegensatz zur schopferischen Methode des Realismus steht die Methode des Formalismus mit all ihren Richtungen der abstrakten Kunst Diese Methode ist in der Kunst die Widerspiegelung des Verfalls der burgerlichen Gesellschaft und ihrer Ideologie in der imperialistischen Phase des Kapitalismus Die Formalisten verzichten auf ein wahrheitsgetreues gegenstandliches Abbild der Wirklichkeit und zerstoren unter dem Vorwand der kunstlerischen Freiheit willkurlich die Zusammenhange und tatsachlichen Erscheinungsformen der Wirklichkeit vor allem das humanistische Menschenbild Meyers Jugendlexikon VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1968 S 669 Selbst 1978 liest sich das in Meyers Handlexikon noch so Spatburgerl iche subjektivist ische Kunstauffassung u nd Verfallserscheinung in Literatur u nd Kunst die den Inhalt des Kunstwerks als kunstfremd od er uberflussig erklart fuhrt zur Zerstorung der Kunst Meyers Handlexikon VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1978 Bd 1 S 367 Siehe auch BearbeitenExpressionismusdebatte Kulturrevolution Johann Faustus Eisler Die Faustus Debatte und der Formalismusbeschluss der SED Ulrich Knispel die Knispel Affare Einzelnachweise Bearbeiten Gerda Wendermann Zwischen den Blocken Heinz Trokes und die Formalismusdebatte in Weimar 1947 bis 1948 In Irmtraud von Andrian Werburg Hrsg Heinz Trokes Werke und Dokumente Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum Nurnberg Nurnberg 2003 S 31 43 Stadtische Galerie im Lenbachhaus Munchen Elimar Schubbe Hrsg Dokumente zur Kunst Literatur und Kulturpolitik der SED Stuttgart 1972 S 162 Jan Knopf Hrsg Brecht Handbuch J B Metzler Stuttgart 2001 Bd 1 S 406 f Werner Mittenzwei Das Leben des Bertolt Brecht oder der Umgang mit den Weltratseln Suhrkamp Frankfurt M 1989 S 561f Literatur BearbeitenElimar Schubbe Hg Dokumente zur Kunst Literatur und Kulturpolitik der SED Seewald Verlag Stuttgart 1972 Verfemte Formalisten Kunst aus Halle Saale von 1945 bis 1963 Hrsg Dorit Litt Kunstverein Talstr Halle 1998 ISBN 3 932962 03 6 Wolfgang Hutt Gefordert Uberwacht Reformdruck bildender Kunstler der DDR Das Beispiel Halle Stekovics 1 Auflage 2004 ISBN 3 89923 073 6 Gerda Wendermann Zwischen den Blocken Heinz Trokes und die Formalismusdebatte in Weimar 1947 bis 1948 In Irmtraud von Andrian Werburg Hrsg Heinz Trokes Werke und Dokumente Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum Nurnberg Nurnberg 2003 ISBN 3 926982 942 Matthias Leupold Fahnenappell Szenische Fotografien zur III Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1953 Visuelle Kritik zur Formalismusdebatte Text Werner Kleineruschkamp Jonas Verlag Marburg 1992 Katalogbuch zur Ausstellung im Bauhaus Dessau ISBN 3 89445 128 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Formalismusstreit amp oldid 234630713