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Elisabeth Flora Charlotte Hauptmann 20 Juni 1897 in Peckelsheim Kreis Warburg Provinz Westfalen 20 April 1973 in Ost Berlin war eine deutsche Schriftstellerin Ubersetzerin und Mitarbeiterin Bertolt Brechts Sie verwendete auch die Pseudonyme Dorothy Lane Josefine Diestelhorst und Catherine Ux Sie ist unter anderem Mitautorin der Dreigroschenoper und Hauptautorin von Happy End unter dem Pseudonym Dorothy Lane Nach Brechts Tod gab sie seine Werke beim Suhrkamp Verlag heraus und war Dramaturgin beim Berliner Ensemble Eine Sammlung ihrer Texte wurde 1977 unter dem Titel Julia ohne Romeo herausgegeben Grab von Elisabeth Hauptmann auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Begegnung mit Bertolt Brecht und gemeinsame Arbeit 3 Tagebucher 4 Umgang mit Brechts Polyamorie 5 Erfolgreiche Zusammenarbeit Die Dreigroschenoper 6 Happy End 7 No Theater und Lehrstucke 8 Die heilige Johanna der Schlachthofe 9 Exiljahre 9 1 Verhaftung und Flucht nach Paris 9 2 In den USA 10 Jahre in der DDR 10 1 Ubersetzungen mit Tendenz 11 Herausgebertatigkeiten nach Brechts Tod 12 Werke 13 Medien 14 Literatur 15 Siehe auch 16 Weblinks 17 EinzelnachweiseLeben BearbeitenElisabeth Hauptmann wurde zunachst von ihrer in Amerika geborenen Mutter Josefine 1 mit ihren beiden Geschwistern zu Hause unterrichtet und erwarb dabei sehr fruh gute Englischkenntnisse In Droyssig bei Zeitz absolvierte sie 1912 1918 eine Ausbildung zur Lehrerin und arbeitete 1918 1922 als Lehrerin in Linde im Kreis Flatow Begegnung mit Bertolt Brecht und gemeinsame Arbeit Bearbeiten1922 kam Elisabeth Hauptmann nach Berlin wo sie 1924 Bertolt Brecht kennenlernte Dann wurde ich nach vorn geschleppt und sah da einen sehr dunnen Menschen der hin und her ging mit Lederjacke sehr freundlich und der erzahlte dann ein paar Geschichten Elisabeth Hauptmann zitiert nach Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 25 Elisabeth Hauptmann fuhrte Brechts Interesse an ihr und seinen Anruf am nachsten Tag auf ein Missverstandnis zuruck Da sie eine Grippe hatte habe sie fast die ganze Zeit geschwiegen worauf Brecht sie als gute Zuhorerin wahrgenommen habe Schnell wurde sie zu Brechts Ansprechpartnerin wenn er an seinen Dramen arbeitete und entwickelte gemeinsam mit ihm Elemente der Fabel zuerst fur das Stuck Mann ist Mann 2 Brecht schatzte ihr literarisches Urteil und die guten Sprachkenntnisse und brachte sie als seine Lektorin beim Kiepenheuer Verlag unter Von 1925 bis 1927 arbeitete sie von dort aus Brecht zu erstellte Ubersetzungen unter anderem von Rudyard Kipling und Materialsammlungen und arbeitete an Stucken Brechts mit Das Manuskript von Mann ist Mann schenkte er wie spater andere Manuskripte Elisabeth Hauptmann mit einer humorvollen personlichen Widmung unter der Uberschrift hauptmanuskripte Unter anderem hiess es da ich schenke es am ende des jahres 1925 bess hauptmann die dieses ganze jahr ohne lohn mit mir gearbeitet hat 3 Das wurde spater so interpretiert als habe sie unbezahlt fur Brecht gearbeitet Elisabeth Hauptmann kommentierte Das war von Brecht scherzhaft formuliert Und das wurde so interpretiert als ob ich wirklich keinen Reallohn bekommen hatte Ich war wirklich solide bezahlt 4 Mit Kurzgeschichten fur Magazine und Ubersetzungen versuchte sie zur gleichen Zeit zusatzlich ein Standbein als selbstandige Autorin zu entwickeln John Fuegi setzt den Anteil Elisabeth Hauptmanns an Brechts Werk sehr hoch an und beruft sich dabei auf die Sichtung der Manuskripte die besseren Sprachkenntnisse der Autorin bei englischen Quellen und auf ein Interview das er am 9 November 1970 in Ostberlin fuhrte Einmal verzichtete sie teilweise darauf sich schutzend vor den Dramatiker Brecht zu stellen und raumte in einem Berliner Interview von 1970 ein ihr Anteil an einigen der Lehrstucke habe bei 80 Prozent gelegen 5 Ohne ihre Entdeckung der englischen Ubersetzungen japanischer Theaterstucke und theoretischer Schriften von Arthur Waley durfte das gesamte Genre der Lehrstucke wie es in der Brechtwerkstatt entwickelt wurde wohl kaum existieren Und ohne ihre Entdeckung der Londoner Neuauffuhrung von John Gays Bettleroper und ihre Anfertigung einer deutschen Fassung des Stucks wobei Brecht sich bis zum Schluss fur das Projekt nicht recht erwarmen konnte wurde das beruhmteste Stuck von allen und sicherlich der grosste Kassenerfolg die Dreigroschenoper nicht existieren John Fuegi Brecht amp Co S 210 f Sabine Kebir verteidigt Brecht Lion Feuchtwanger und Brecht hatten einander Texte spendiert Arnolt Bronnen und Jose Rehfisch hatten sich bei Brechts Dickicht bedient Brecht habe nicht nur mit Hauptmann sondern auch mit Emil Burri und anderen kollektive Werke produziert Dieses Verweben verschiedener intellektueller Diskurse sei Intertextualitat ein Zug der Zeit 6 Sie attackiert Fuegi der aus puritanischer Sicht nur die charakterliche Verworfenheit von Brecht beweisen wolle 7 Tagebucher BearbeitenVon Januar 1926 bis Anfang 1927 fuhrte Elisabeth Hauptmann ein Tagebuch das sowohl Arbeitsdaten als auch personliche Gefuhle festhielt Spater bearbeitete sie die Aufzeichnungen zweimal zunachst durch Reduktion der personlichen Seite in einem weiteren Durchgang durch Erganzungen und bessere Formulierungen Diese letzte Version wurde spater zum grossten Teil 1957 im zweiten Brecht Sonderheft der Zeitschrift Sinn und Form und in der Sammlung Elisabeth Hauptmann Julia ohne Romeo publiziert Die vollstandigen Tagebucher veroffentlichte Sabine Kebir 1997 8 Das Tagebuch enthalt einige Entwurfe fur Stucke und Kurzgeschichten aber auch Gesprachsnotizen kurze Berichte uber Begegnungen Theaterproben und Ereignisse aber auch Personliches In einem Eintrag vom 10 Marz 1926 wird deutlich welche Schwierigkeiten Brecht zu dieser Zeit hatte ein langeres Projekt abzuschliessen Ich wurde ihn an eine langere richtige Arbeit kriegen nicht nur an Essays usw kurze Sachen Fetzen Halbfertiges Elisabeth Hauptmann Tagebucheintrag vom 10 Marz 1926 zitiert nach Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 43 Sie berichtet von Kipling Ubersetzungen und Brechts Begeisterung fur die Gedichte B meint ein Band Kiplinggedichte macht die ganze Lyrik kaputt 9 Neue Impulse fur Brechts Schaffen entstehen laut Hauptmanns Tagebuch im Kontext des Jo Fleischhacker Projekts das die okonomischen und sozialen Folgen der Spekulation mit Nahrungsmitteln darstellen sollte und Fragment geblieben ist Brechts Entschluss sich intensiver mit Geldtheorie zu befassen Brecht habe erkannt dass eine neue Theaterkonzeption notig sei um solche komplexen Auseinandersetzungen zu erfassen Im Verlaufe dieser Studien stellte Brecht seine Theorie des epischen Dramas auf Elisabeth Hauptmann Tagebucheintrag vom 26 Juli 1926 zitiert nach Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 61 Umgang mit Brechts Polyamorie BearbeitenAls Brechts Beziehung mit Elisabeth Hauptmann begann hatte er bereits mit Paula Banholzer ein Kind seinen ersten Sohn Frank Banholzer Er war 1922 1928 verheiratet mit Marianne Zoff einer osterreichischen Schauspielerin und Opernsangerin und Mutter von Brechts am 12 Marz 1923 geborener Tochter Hanne Marianne die spater den Kunstlernamen Hanne Hiob annahm Gleichzeitig hatte er eine Beziehung zu Helene Weigel die er 1923 kennengelernt hatte ihr gemeinsamer Sohn Stefan wurde 1924 geboren 1929 nach der Scheidung Brechts von Marianne Zoff heirateten sie 1930 kam die Tochter Barbara zur Welt Sabine Kebir stellt die vielfaltigen Frauenbeziehungen Brechts in den Kontext von Beziehungsexperimenten in der Berliner Kunstlerszene der Weimarer Zeit Sie interpretiert die Toleranz der Frauen fur Brechts komplexes Liebesleben als Ausdruck von Emanzipation In einer matriarchalen Haltung hatten die Frauen auf der Basis finanzieller und beruflicher Unabhangigkeit offene Beziehungen zu Mannern gepflegt Der Mann hat in dieser Konzeption durchaus etwas von einem Lustobjekt das man sich eben leisten unter Umstanden aber auch fortschicken kann Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 72 Die veranderte Haltung der Frauen sei dabei zum Teil auf die Folgen des Ersten Weltkriegs zuruckzufuhren Der Mannermangel habe sowohl Chancen auf Erfolge im Berufsleben eroffnet als auch fur viele Frauen die Hoffnung auf eine burgerliche Ehe verstellt Sie weist darauf hin dass Helene Weigel von der Beziehung Brechts zu Elisabeth Hauptmann gewusst und sie akzeptiert habe Sie habe den beiden sogar ihre Atelierwohnung ab Februar 1925 zur Verfugung gestellt und sei deshalb umgezogen Die Ummeldung fur die Weigel habe Elisabeth Hauptmann ausgefullt Gegenseitiger Respekt habe die Beziehung der Frauen zueinander bestimmt Dass Brecht die Frauen dabei belogen und die jeweils andere Beziehung verharmlost hat raumt Sabine Kebir ein 10 Als er dann 1929 ohne Vorwarnung der anderen Braute Helene Weigel heiratete reagierten Elisabeth Hauptmann und die Schriftstellerin Marieluise Fleisser mit je einem Selbstmordversuch und die schone Schauspielerin Carola Neher knallte den Blumenstrauss der sie versohnen sollte dem Treulosen um die Ohren Die Mann Frau Beziehung sei so dozierte Brecht ein Vertrag wo meistens der Mann ungeheuer viel verlangen kann und die Frau ungeheuer viel zugeben muss Weil Helene Weigel so ungleiche Verhaltnisse hinzunehmen verstand blieb sie trotz schwerer Krisen lebenslang die Hauptfrau Eine neue Favoritin Margarete Steffin die 1931 die Szene betrat hiess die Weigel im Club der Brecht Gefallenen mit dem Satz willkommen Du tust mir leid mein liebes Kind Urs Jenny Sieh an das Scheusal hat Talent In Der Spiegel 1 1998 S 153 Laut Fuegi hatte Marieluise Fleisser die Nachricht von der Heirat Brechts am 10 April 1929 aus der Zeitung erfahren und habe sich die Pulsadern aufgeschnitten Auch Elisabeth Hauptmann unternahm einen Suizidversuch Beide Frauen wurden rechtzeitig gefunden und gerettet John Fuegi zeichnet in diesem Zusammenhang ein diabolisches Bild Brechts 11 und sieht die Ehe als Konstrukt sich die mutterliche Unterstutzung der Weigel zu sichern gleichzeitig aber ihre Akzeptanz und sogar Unterstutzung fur seine Affaren zu gewinnen 12 Fuegis Darstellung wurde in Forschung und Rezensionen heftig kritisiert Er gebe die langst bekannte Bedeutung der Beitrage von Elisabeth Hauptmann als neue Erkenntnis wieder Hellmuth Karasek schreibt Fuegis Analyse leide unter Ungenauigkeiten und einer erschreckenden Unkenntnis von Theaterpraxis wo Stucke in Gemeinschaftsarbeit von Dramaturgen Regisseuren Assistenten Schauspielern bearbeitet ubersetzt bei Proben verandert und angepasst werden 13 Der Journalist Kritiker und Dramaturg Urs Jenny findet bei Fuegi dagegen eine interessante Fragestellung John Fuegis wirkliches fern aller Rechthaberei ernsthaftes Thema heisst In welchem Mass haben die mitarbeitenden Brecht Frauen die grossen Brecht Frauenfiguren erst ermoglicht und ihnen Substanz gegeben In seinen fruhen machohaft anarchischen Werken fielen Huren und willfahrige Jungfrauen auf Eine kampferisch selbstbewusste Madchengestalt wie die Heilige Johanna der Schlachthofe war da nirgends vorgepragt und die literarische Vorlage fur diese Johanna kein Zweifel lieferte Elisabeth Hauptmann mit ihrem eigenen Stuck Happy End Urs Jenny Sieh an das Scheusal hat Talent In Der Spiegel 1 1998 S 156 Jenny beschreibt die Bedeutung Elisabeth Hauptmanns fur Brechts Werk als Stofflieferantin Ko Autorin und konstante Kraft im fluktuierenden Mitarbeiter Kollektiv als Organisatorin aller Angelegenheiten um die er sich aus Unlust nicht kummern mochte in Berlin wie im amerikanischen Exil schliesslich lang uber seinen Tod hinaus in Ost Berlin als Herausgeberin der Gesammelten Werke 14 Fuegi werde verketzert obwohl die Anteile Elisabeth Hauptmanns an vielen Brecht Stucken tatsachlich in einem erschreckenden Missverhaltnis zu ihren Tantiemenanteilen stunden Selbst in der Geburtstags Werke Ausgabe steht beispielsweise als sei das eine Bagatelle in den kleingedruckten Anmerkungen zu dem Stuck Der Jasager Brecht habe dafur ein Manuskript von Elisabeth Hauptmann zu rund 90 Prozent bis auf Ausnahmen wortwortlich ubernommen 15 Erfolgreiche Zusammenarbeit Die Dreigroschenoper BearbeitenDie Arbeitsbeziehung Brechts zu Elisabeth Hauptmann schien durch die Liebeskatastrophen kaum gestort Sabine Kebir fuhrt das auch darauf zuruck dass Elisabeth Hauptmann und Brecht gemeinsame politische Ansichten teilten 1929 trat sie in die KPD ein Sie begann mit der Reihe Versuche Brechts Werke zu editieren Im Malik Verlag plante sie die Herausgabe der Gesammelten Werke Sie arbeitete jetzt auch an Kurzprosa Brechts mit Unter dem Pseudonym Kathrin Ux veroffentlichte Elisabeth Hauptmann die Erzahlung Julia ohne Romeo eine Polemik auf William Shakespeares Romeo und Julia in der eine romantische Liebe im von Geld und Kalkul beherrschten Amerika scheitert Sie veroffentlichte eine Reihe von Geschichten in Magazinen die soziale Verelendung und den Umgang von Frauen damit zum Thema haben Sie schilderte das Schicksal von Frauen die sich in die Prostitution fluchten 16 1927 endete Elisabeth Hauptmanns Engagement bei Kiepenheuer und sie finanzierte sich durch Ubersetzungen und Magazinbeitrage Ihre Erzahlung Bessie Soundso Eine Geschichte von der Heilsarmee erschienen 1928 in der Berliner Zeitschrift UHU greift das Thema Heilsarmee auf Der Text enthalt wesentliche Motive fur Brechts spater entstandenes Stuck Die heilige Johanna der Schlachthofe Den Durchbruch erzielten Elisabeth Hauptmann und Bertolt Brecht 1928 mit der Dreigroschenoper Der Theaterhistoriker Klaus Volker schatzt den Anteil Hauptmanns am Text auf 80 wobei der sprachliche Stil letztlich von Brecht gepragt sei Laut Brechttochter Barbara Brecht Schall hat ursprunglich Helene Weigel den Dreigroschen Stoff entdeckt 17 Elisabeth Hauptmann weckte Brechts Interesse am englischen Ursprungstext John Gays The Beggar s Opera aus dem Jahre 1728 und ubersetzte den Text und bereitete ihn fur Brecht auf Sie gibt an dass sie ein halbes Jahr mit Brecht an dem Stuck gearbeitet habe vom Winter 1927 bis zum Sommer 1928 In einem Interview hebt sie die Bedeutung der Songs hervor die sie am Klavier gemeinsam mit Brecht an der Gitarre entwickelt habe Bei Songs bei ausgesprochenen Song Texten fur Stucke zum Beispiel das haben wir oft zusammen gemacht auch schon in den zwanziger Jahren Er kam sehr bald darauf dass ich Klavier spielen konnte Es war nicht besonders weit her Und jetzt kam das Brecht ungeheuer zustatten Es wurden unheimlich viele Songtexte gemacht an den Vormittagen mit Melodien dazu Interview mit Elisabeth Hauptmann 1972 zitiert nach Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 103 f Viele der Songs wurden unabhangig von Stucken geschrieben und spater verwendet teilweise mehrfach etwa der Salomon Song in der Dreigroschenoper und in Mutter Courage und ihre Kinder Elisabeth Hauptmann erzahlte 1972 wie neu die Idee der Dreigroschenoper damals war und dass es einige Darsteller als Zumutung empfunden hatten aus der Rolle herauszutreten und von der Rampe zu singen Selbst bei der Premiere am 31 August 1928 hatte das Publikum irritiert auf die epischen Elemente wie den Umbau auf offener Buhne reagiert Den Durchbruch hatte der Kanonensong gebracht und die begeisterten Kritiken am nachsten Tag Elisabeth Hauptmann erhielt 12 5 der Tantiemen fur die Dreigroschenoper und 15 der Tantiemen fur Auslandsauffuhrungen 18 1928 29 entstand das Nachfolgeprojekt Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny Elisabeth Hauptmann gab 1972 an dass der Alabama Song von ihr stamme Happy End Bearbeiten Hauptartikel Happy End Aufgrund des kommerziellen Erfolgs der Dreigroschenoper planten die beiden dass Elisabeth Hauptmann unter dem Titel Happy End ein eigenes Stuck schreiben solle ein Massarygeschaft 19 wie Brecht die kommerzielle Ausrichtung des Projekts unter Anspielung auf den Revuestar Fritzi Massary nannte Elisabeth Hauptmann lieferte den Text Brecht und Weill schrieben die Songs Der Vertrag der Autorin mit dem Theaterverlag Felix Bloch Erben wurde direkt mit einem Scheck von 5 000 Mark honoriert Das Stuck sollte unter dem Pseudonym Dorothy Lane erscheinen Brecht und Weill behielten sich lediglich vor die Songs auch in anderen Kontexten zu verwerten 20 Fuegi unterstellt dass Brecht die Auffuhrung systematisch sabotiert habe um die Abhangigkeit Elisabeth Hauptmanns weiter ausnutzen zu konnen 20 Der amerikanische Brechtubersetzer Eric Bentley nimmt Stellung zu den Vorwurfen Fuegis im Falle Happy End und generell zu der These der Anteil Elisabeth Hauptmanns an Brechts Werk sei systematisch unterschlagen sie selbst um die finanziellen Fruchte betrogen worden Bentley sieht in Happy End eine zweitklassige Version des Brechtstils 21 Er halt den wirklichen Anteil Elisabeth Hauptmanns an Brechts Gesamtwerk fur nicht rekonstruierbar und macht sich uber den bei Fuegi unterstellten hypnotischen Einfluss Brechts auf Elisabeth Hauptmann lustig Er sieht wenig Belege fur den literarischen Einfluss Elisabeth Hauptmanns auf Brecht sehr wohl aber umgekehrt in Happy End den Stil eines Brechtepigonen 22 Zentrale Motive des Stucks Happy End sind die Heilsarmee die Grossstadt und ihre Zerstorung und die Gangs die ihren dusteren Planen hinter burgerlicher Fassade mit ausserster Brutalitat nachgehen Kernthema ist die Verbindung von Religion und Geschaft Am Ende betreiben die fruheren Gangster ihre Geschafte unter der seriosen Tarnung der Heilsarmee Der Gangster der erkannt hat dass auf burgerliche Weise viel ergiebiger zu rauben ist wird konsequent selbst zum Burger und legt sich als ideologische Bemantelung die Heilsarmee zu 23 Bei Probenbeginn war der 3 Akt wohl noch nicht abgeschlossen einige Berichte sprechen von chaotischen Verhaltnissen und einer gescheiterten Auffuhrung Jan Knopf weist das unter Berufung auf die positiven Erinnerungen Elisabeth Hauptmanns und einen Bericht in der Roten Fahne vom 4 September 1929 zuruck 24 Die Urauffuhrung im Theater am Schiffbauerdamm geriet zum Skandal und hatte eine negative Presse Das Stuck wurde bald abgesetzt No Theater und Lehrstucke Bearbeiten Hauptartikel Lehrstuck Hauptartikel Der Jasager nbsp Nō AuffuhrungElisabeth Hauptmann erinnert sich dass sie 1928 oder 29 Interesse fur die traditionellen japanischen Nō Stucke 能 entwickelt habe Nō ist eine Theaterform aus dem 14 Jahrhundert und in der Edo Zeit durften nur Samurai Nō Theater spielen oder besuchen Elisabeth Hauptmann erklarte dass ihr aufgrund ihrer geringen Theatererfahrung die Einfachheit der Fabel gefallen habe 25 Fur Brecht war das Nō vor allem durch die extreme Stilisierung interessant Wie im epischen Theater arbeitet der japanische Darsteller mit genau uberlegten einfachen Gesten Das Nō Theater verzichtet auf realistische wirklichkeitsnahe Darstellung es gibt artistische Elemente Musik und Tanzeinlagen Der Chor ubernimmt erzahlende Aufgaben und verbindet die Teile der Handlung Die Verstandlichkeit des Wortes und der Handlung hat Vorrang vor der Musik Elisabeth Hauptmann ubersetzte Arthur Waleys Werk The No Plays of Japan das ein Bekannter ihr aus London mitgebracht hatte Zunachst Kurt Weill und spater auch Bertolt Brecht zeigten Interesse Aus der Ubersetzung von Taniko oder Der Wurf ins Tal wurde das Lehrstuck Der Jasager 26 Obwohl das Stuck zum Grossteil aus der Ubersetzung Elisabeth Hauptmanns besteht wurde sie damals nicht als Mitautorin erwahnt In einem Interview von 1972 gab Hauptmann an Brechts Hauptbeitrage seien die Idee vom Einverstandnis des Knaben mit seiner Hinrichtung und der veranderte Schluss gewesen Elisabeth Hauptmann fuhrt die Nichtnennung auf den Zeitdruck vor den Berliner Festwochen zuruck Fur die Publikation in den Versuchen habe sie selbst vergessen ihren Namen anzugeben Die heilige Johanna der Schlachthofe Bearbeiten nbsp Schlachthofe in Chicago 1941 Hauptartikel Die heilige Johanna der Schlachthofe Die heilige Johanna der Schlachthofe entstand in enger Zusammenarbeit von Bertolt Brecht Elisabeth Hauptmann und Emil Burri Jan Knopf spricht vom Produkt eines eingespielten Arbeitskollektivs 27 das haufig in Brechts Wohnung zusammengekommen sei Brechts Arbeit habe wesentlich darin bestanden Texte zu redigieren und auszubauen 27 Beratend hatten Hermann Borchardt Walter Benjamin und Bernhard Reich mitgewirkt Die Veroffentlichung in den Versuchen nennt Borchardt Burri und Hauptmann als Mitarbeiter und enthalt zudem einen deutlichen Hinweis auf die besondere Bedeutung der Vorarbeiten Hauptmanns Das Stuck ist entstanden aus dem Stuck Happy End von Elisabeth Hauptmann Bis zu ihrem Tode lebte Elisabeth Hauptmann Tur an Tur mit der beruhmten Brecht Interpretin und Schauspielerin Gisela May 28 Das Stuck erzahlt die Geschichte der Heilsarmistin Johanna Dark die den aufgrund von Borsenspekulationen ausgesperrten Arbeitern auf den Schlachthofen Chicagos den Glauben an Gott naher bringen will Entstanden ist das Drama 1929 1930 30 wahrend der Weltwirtschaftskrise Die Handlung spielt in den Union Stock Yards den Schlachthofen von Chicago Quelle war zunachst die umfangreiche Literatur zu Jeanne d Arc und zur Heilsarmee George Bernard Shaws Drama Major Barbara 1905 29 zeigte bereits die Enttauschungen einer Angehorigen der Heilsarmee In seinem Stuck Die heilige Johanna 1923 setzte sich Shaw kritisch mit Schillers idealisierter Johanna Figur und den historischen Quellen auseinander Ein Thema des Stucks ist die Rolle religioser Organisationen in der Krise Eine Quelle zu diesem Thema war das Buch Figuren von Paul Wiegler 30 das das Finanzgebaren der Heilsarmee unter die Lupe nahm und ein Kapitel zu Jeanne d Arc enthalt 31 Seit 1927 hatten sich Brecht und Elisabeth Hauptmann intensiv mit der Heilsarmee beschaftigt Sie besuchten Versammlungen und informierten sich uber Organisationsstruktur und Arbeit Publikationen der Heilsarmee waren weitere Quellen 32 Informationen uber die unmenschlichen Zustande auf den Schlachthofen von Chicago lieferte Upton Sinclairs Roman The Jungle Die Brechtforschung hat eine Reihe weiterer amerikanischer Romane und Texte sowie Dokumente zur historischen Figur Jeanne d Arc als Quellen ausgemacht Zudem gab es umfangreiche Vorarbeiten die alle um den Versuch kreisten die komplexen Vorgange der kapitalistischen Okonomie in der Krise glaubhaft auf der Theaterbuhne darzustellen Brechts Dramenfragmente Jae Fleischhacker in Chikago 33 und Der Brotladen 34 enthalten bereits wesentliche Motive der Johanna Eine grosse Rolle spielte auch Elisabeth Hauptmanns Happy End Das Stuck wurde 1930 35 fertiggestellt Umarbeitungen folgten 1932 und 1937 Exiljahre BearbeitenVerhaftung und Flucht nach Paris Bearbeiten Die letzten Jahre der Weimarer Republik mussen turbulent gewesen sein sind aber anscheinend noch nicht wirklich erforscht Sabine Kebir berichtet von eigenen literarischen Aktivitaten Hauptmanns in Form von Texten fur Magazine Radio Beitragen vom Krimi bis zur Dokumentation und Ubersetzungen 36 Zudem scheint Elisabeth Hauptmann sich auch personlich von Brecht gelost zu haben Es gibt Hinweise auf ein Liebesverhaltnis zu Burri eventuell sogar mit kurzer Ehe Vom 14 Marz 1931 bis zum 8 Marz 1932 war sie mit dem Redakteur Friedrich Wilhelm Werner Kurt Hacke verheiratet den sie wegen einer Frau namens Bianca Minotti Margaret Mynatt 1907 1977 37 verlassen haben soll 36 Gleichzeitig zu diesen personlichen Abenteuern nahm der Druck durch den Faschismus zu Es gab Haussuchungen und es galt Manuskripte und anderes Material zu sichern Elisabeth Hauptmann wurde verhaftet und von der Gestapo verhort Durch Freunde und einen Anwalt konnte sie ihre Entlassung erwirken Durch ihre in den USA verheiratete Schwester konnte Elisabeth Hauptmann schliesslich aus Nazi Deutschland entkommen 38 In Paris der ersten Station ihrer Flucht ergab sich eine heftige Konfrontation weil Hauptmann einen Koffer mit Manuskripten eingebusst hatte Sie schreibt an Walter Benjamin Br behauptet er habe nun die Papiere verloren seien nicht mehr woruber wir reden konnten 39 An Brecht schreibt sie Lassen Sie uns diese Art von Beziehung ganzlich abbrechen Brecht Sie sind anscheinend glucklich Auch ich das glauben Sie mir werde bei ganzlicher Trennung von Ihnen eine grosse selbstverstandliche und sehr zartliche Beziehung zu einem Menschen auch in der Arbeit was ich mir wunsche finden Unsere Beziehung war etwas karg und unzartlich und ungeschickt aber es war die grosste Arbeitsfreundschaft die Sie je haben werden und die ich je haben werde Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 170 In den USA Bearbeiten Anfang 1934 kam Elisabeth Hauptmann bei ihrer Schwester in St Louis in Missouri an Sie hatte grosse Schwierigkeiten als Autorin in den USA Fuss zu fassen und hatte auch eine Menge Vorbehalte gegen die kapitalistischen USA Im August 1934 ubernahm sie eine Pflegestelle bei einer psychisch Kranken was sie in ihrer labilen Verfassung selbst gefahrdete Verzweifelt uberlegte sie nach Moskau zu gehen wo Sergei Tretjakow und Wieland Herzfelde ihr einen Job verschaffen wollten aber auch dieser Plan scheiterte George Grosz warnte Hauptmann eindringlich vor einer Reise nach Moskau als er von den Planen horte zu Recht wenn man bedenkt dass Tretjakow am 16 Juli 1937 verhaftet wurde und unter unbekannten Umstanden im Gulag ums Leben kam Seit dem Herbst 1935 arbeitete sie kurzzeitig wieder mit Brecht zusammen diesmal in New York bei der Inszenierung der Mutter nach Maxim Gorkis Roman Brecht hatte Probleme mit amerikanischer Kultur und Sprache und geriet dadurch in Konflikte mit den Schauspielern 40 Hauptmann engagiert sich 1937 fur die deutsch mexikanische Spanienhilfe halt Vortrage und unterstutzt Emigranten die nach wie vor in die USA zu entkommen versuchen Sie hielt Vortrage und veroffentlichte Artikel in Zeitungen 1940 bekam Elisabeth Hauptmann die amerikanische Staatsburgerschaft Ihren Brotjob als Lehrerin in St Louis fuhrte sie bis 1940 aus 41 Hauptmann zog es nach New York wo sie den fruheren Polizeiprasidenten von Magdeburg Horst W Baerensprung kennenlernte Baerensprung der einen abenteuerlichen Weg durchs chinesische Exil als Armeeberater Chiang Kai sheks und seines Geheimdienstes hinter sich hatte befasste sich auch in den USA mit Polizeifragen Elisabeth Hauptmann begann an seiner Biographie zu arbeiten Die beiden lebten zusammen 42 Nachdem Baerensprung sie 1946 verlassen hatte und zu seiner Frau in Deutschland zuruckgekehrt war zog Elisabeth Hauptmann nach Los Angeles wo sie eine Beziehung mit Paul Dessau begann 1948 heirateten die beiden in Santa Monica Sabine Kebir gibt an dass die Archive kein Material uber diese Ehe mit Dessau enthalten Am 9 Oktober 1948 verliess Elisabeth Hauptmann die USA 43 Jahre in der DDR Bearbeiten nbsp Benno Besson 1983 nbsp Manfred Wekwerth Intendant des Berliner Ensembles und Mitglied des ZK der SED mit Ruth Berghaus 1988In der Ruinenstadt Berlin hatte Elisabeth Hauptmann Eingewohnungsschwierigkeiten angesichts der allgemeinen Not und der Konfrontation mit Spuren der Nazizeit vor allem in der Sprache Arbeit fand sie bei der DEFA wo sie bis 1950 als Dramaturgin arbeitete Sie wohnte zunachst bei Wolfgang Langhoff spater in den Resten des Hotels Adlon Am 22 Marz 1949 fand sie eine Wohnung in Hohenschonhausen Schliesslich scheiterte auch die Ehe mit Dessau der sie wegen der jungen Schauspielerin Antje Ruge verliess Im Herbst 1950 unternahm Elisabeth Hauptmann einen weiteren Suizidversuch Die nachsten Jahre qualten sie Depressionen Am 24 Juli erfolgte die offizielle Scheidung von Paul Dessau Dennoch begann sie in dieser Zeit bei der DEFA mit Vorarbeiten zum Filmprojekt zur Mutter Courage Sie schloss bereits 1949 einen Vertrag mit Suhrkamp zur Herausgabe der Werke Brechts und trat der SED bei 1950 1954 arbeitete sie wieder als freie Autorin und Ubersetzerin geriet dabei immer wieder in Finanznot wahrend gleichzeitig der kommerzielle Erfolg der Werke Brechts stieg Ein Erfolg war die Ubersetzung des Theaterstucks Tanker Nebraska ihres Freundes Herb Tank das 1951 im Theater am Schiffbauerdamm aufgefuhrt wurde Schliesslich verschaffte ihr Brecht 1954 eine feste Stelle als Dramaturgin am Berliner Ensemble Elisabeth Hauptmann war wieder Teil des Brecht Kollektivs und arbeitete an verschiedenen Stucken mit regelmassig mit Benno Besson und Manfred Wekwerth Zusammen mit anderen Brecht Mitarbeitern wohnte sie jetzt in der Friedrichstrasse 129a 1956 fuhr sie mit Brecht und dessen Tochter Hanne Hiob nach Mailand zur Auffuhrung der Dreigroschenoper die Giorgio Strehler inszeniert hatte 44 Am 14 August 1956 starb Brecht im Alter von 58 Jahren an einem verdeckten Herzinfarkt Brechts politischer Kurs blieb bis zuletzt vorsichtig und gepragt von Taktik gegenuber den Kulturburokraten der DDR Bis zu ihrem Tod setzte Elisabeth Hauptmann diesen Kurs fort hielt pornographische oder politisch provozierende Texte zuruck und verhielt sich opportunistisch gegenuber der Nomenklatura der DDR 45 Ubersetzungen mit Tendenz Bearbeiten Bei der Ubersetzung von Brecht Stucken ins Englische arbeitete Elisabeth Hauptmann regelmassig mit Eric Bentley zusammen was nicht ohne Konflikte geschah Bentley zeigt an Beispielen wie Hauptmann seiner Erinnerung nach Ubersetzungen auf kommunistische Parteilinie brachte oder an lokale politische Gegebenheiten anpasste Bei der Ubersetzung von Furcht und Elend des Dritten Reiches habe Hauptmann durch kleine Veranderungen den Kampf zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten bis in die Konzentrationslager vertuscht da die kommunistische Partei inzwischen die Volksfrontpolitik ausgerufen hatte Sabine Kebir rechtfertigte diese Anderung gegen Bentley Elisabeth Hauptmann habe durch ihre Beziehung zu dem Sozialdemokraten Baerensprung und durch diverse politische Aktivitaten gezeigt dass sie sich tatsachlich einer breiteren Bundnisstruktur geoffnet habe 46 Dass diese Begrundung zwar Bentleys Vorwurf der Moskauhorigkeit abschwacht ist richtig Dennoch furchtete Bentley um seinen Ruf als Ubersetzer Als weiteres Beispiel fur politisch motivierte Falschubersetzungen nennt Bentley die Ubersetzung der Aussage Bleib Deiner Klasse treu Elisabeth Hauptmann habe durchgesetzt dass es auf Englisch im Stil der gerade aktuellen Politik hatte heissen mussen Be true to the common people was auf Deutsch etwa bedeutet Bleib den normalen Leuten treu 47 Bentley gibt an dass Brecht auf solche Probleme angesprochen stets Hauptmanns Partei ergriffen habe 48 Die Falschubersetzungen aber hatten ihn regelrecht verfolgt And the line remains to haunt me because some years later when I went down to the East Village to see a performance of the play a shrill voice in the theater lobby reached my ears Bentley obviously doesn t know German he has translated the word that means class as common people Und die Zeile verfolgte mich weiter Einige Jahre spater ging ich ins East Village um mir eine Auffuhrung des Stucks anzusehen als eine schrille Stimme im Theaterfoyer zu mir drang Bentley kann offensichtlich kein Deutsch er hat das deutsche Wort Klasse mit common people ubersetzt Eric Bentley Bentley on Brecht S 385 Bentley versuchte zu zeigen dass Elisabeth Hauptmann aus politischen Grunden bereit war Tatsachen zu manipulieren So hatte sie ihn aufgefordert Augenzeugenberichte zu recherchieren die scheinbar den Szenen von Furcht und Elend des Dritten Reiches zu Grunde lagen Had I done so the play would have become 100 percent authentic historical truly a living Newspaper Each scene was to be headed by a relevant eyewitness account or legal document Eric Bentley Bentley on Brecht S 386 Ob hier der Vorwurf der Falschungabsicht zutrifft ist schwer zu beurteilen Bentley schien nicht zu wissen dass das Stuck ursprunglich auf der Basis solcher Sammlungen von Alltagsereignissen im faschistischen Deutschland entstanden war mit denen Margarete Steffin und Brecht 1934 begonnen hatten Bei Bentleys letztem Besuch bei Brecht im Juni 1956 kamen noch einmal seine Vorbehalte gegen Elisabeth Hauptmann zum Ausdruck Bei einem privaten Gesprach mit Brecht in dessen Wohnung in der Chausseestrasse hatte er den Wunsch mit Brecht uber politische Fragen zu sprechen uber die Abkehr von Stalin auf dem XX Parteitag der KPdSU und uber systemkritische Texte Brechts Wahrend des Gesprachs sei Elisabeth Hauptmann ohne richtigen Grund stetig herein und herausgelaufen Bentley vergleicht sie mit einer Gefangniswarterin die daruber wacht dass Brecht ihm irgendetwas ubergeben konnte Bentley hatte das Gerucht gehort dass Brecht subversive Texte verfasst hatte und traumte davon dass Brecht sie ihm ubergeben konne wie der alte Galileo seine Schriften dem fruheren Studenten Es blieb bei der Phantasie bis zur Veroffentlichung von Brechts antistalinistischen Gedichten sollte es noch bis 1982 dauern Herausgebertatigkeiten nach Brechts Tod BearbeitenNach Brechts Tod wurde Elisabeth Hauptmann Parteisekretarin am Berliner Ensemble 49 Sie begann mit dem Ordnen von Archivmaterial Brechts letztes Testament das neben der Familie auch seine engsten Mitarbeiter an den Tantiemen beteiligte konnte Helene Weigel erfolgreich anfechten weil es zum Teil nur maschinenschriftlich vorliegt 50 Nach Brechts Tod fuhrte Helene Weigel das Erbe als privatwirtschaftliches Unternehmen 51 eine Wendung die Sabine Kebir zu begrussen schien weil ihr als Alternative nur die Verstaatlichung durch die DDR wahrscheinlich schien Aber auch Helene Weigel und Elisabeth Hauptmann die nun den Zugriff auf die Archivalien bestimmten operierten ausserst restriktiv Sie untersagten oder begrenzten Publikationen mit unveroffentlichtem Material um spatere juristische Konflikte zu vermeiden 52 wie Sabine Kebir das Verfahren legitimiert Der Weigel und der Hauptmann mussen die besonderen Schwierigkeiten die die Fulle des Materials mit sich brachte zugute gerechnet werden Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen dass hier zwar ein Recht wahrgenommen wurde seine Inanspruchnahme aber wegen des grossen offentlichen Interesses in Ost und West als Ausubung einer ausserordentlichen Macht wirkte Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 214 Bei der Herausgabe der Werke Brechts zeigte Elisabeth Hauptmann genau wie der Suhrkamp Verlag und der Aufbau Verlag in der DDR kein Interesse an einer Darstellung der kollektiven Arbeit an vielen Werken Gemeinsam strickte man am Mythos Bertolt Brecht Sabine Kebir belegt anhand von Archivalien dass dabei besonders der Anteil Elisabeth Hauptmanns und Margarete Steffins unterbelichtet blieb 53 Von 1958 bis 1963 verfolgten Suhrkamp und Aufbau Verlag das Ziel einer gesamtdeutschen kritischen Brechtausgabe Danach steckte man zuruck zuerst in Richtung auf eine Gesamtausgabe letzter Hand schliesslich auf Gesammelte Werke 54 Dennoch blieb die Editionsaufgabe brisant Wahrend man im Osten ein Ende der Ausgabe befurchtete sollte allzu brisantes Material veroffentlicht werden erwartete man im Westen angesichts von Mauerbau und spater der Unterdruckung von Reformen in der CSSR gerade systemkritische Texte Massiv deutlich wurde die Brisanz des Materials bei der Publikation der Buckower Elegien Das Gedicht Die Losung das in bitterem Sarkasmus nach dem Aufstand des 17 Juni eine Szene schildert in der der Sekretar des Schriftstellerverbandes Flugblatter mit der Anklage verteilt dass das Volk das Vertrauen der Regierung verscherzt habe und es nur durch verdoppelte Arbeit zuruckgewinnen konne 55 Das Gedicht schliesst mit den Versen Ware es daNicht doch einfacher die RegierungLoste das Volk auf undWahlte ein anderes Bertolt Brecht Die Losung In Buckower Elegien GBA Bd 12 S 310 Laut Sabine Kebir trat Elisabeth Hauptmann dafur ein das Gedicht in den Gesammelten Werken wegzulassen um die DDR Ausgabe nicht zu gefahrden wahrend Helene Weigel die Glaubwurdigkeit der Westedition durch einen solchen Schritt gefahrdet gesehen habe und fur die Publikation eingetreten sei 56 Der betreffende Band der Gesammelten Werke erschien 1964 mit der Losung und funf Jahre spater auch in der DDR 57 De facto waren die Gesammelten Werke Brechts im Buchhandel der DDR nicht zu erhalten was Sabine Kebir darauf zuruckfuhrt dass der Aufbau Verlag zwecks Devisenbeschaffung seine Ausgabe in grossem Umfang im Westen verkauft hatte 58 Ahnliche Auseinandersetzungen entstanden auch um die erotischen Gedichte Brechts die unter Auslassung von Gedichten mit deutlichem sexuellen Inhalt als Inselbandchen unter dem Titel Liebesgedichte erschienen 1961 erhielt Elisabeth Hauptmann den Lessing Preis der DDR Durch den Brecht Boom im Westen wendete sich Hauptmanns finanzielle Lage endlich zum Besseren Sie hatte jetzt haufiger gesundheitliche Probleme fand aber doch immer wieder die Kraft sich fur andere einzusetzen In einem Testament hielt sie fest dass sie von Brecht nie ein Gehalt bezogen hat und bei einigen Stucken an denen sie grosseren Anteil hatte auch keine Autorenhonorare oder Tantiemen Hier nennt sie Mann ist Mann Der Jasager und Die Mutter bei letzterem Stuck sei vor allem die 1 Szene wesentlich von ihr Die Dreigroschenoper sei das erste Stuck an dem sie finanziell mitverdient hatte 59 Hauptmanns letztes Testament von 1972 vermachte ihre Bibliothek und wertvolles Material wie Manuskripte Brechts Briefe und Photos sowie Editionsnotizen der Akademie der Kunste in Berlin 60 Die Tantiemenanteile der Dreigroschenoper gingen an ihre Freundin Margaret Mynatt alias Bianca Minotti ihre amerikanische Familie erhielt die Rechte an Happy End andere Anteile verteilte sie auf verschiedene Mitstreiter 59 Am 20 April 1973 starb Elisabeth Hauptmann Im Anschluss an die Publikation John Fuegis prozessierten die Erben noch einmal um hohere Anteile konnten aber die Beteiligung Elisabeth Hauptmanns an weiteren Werken nicht ausreichend beweisen Ihr Grab befindet sich auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof Werke Bearbeiten1971 Optimistische Tragodie TV Mitarbeit am Drehbuch Elisabeth Hauptmann Lesebuch Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Walter Godden unter Mitarbeit von Inge Krupp Koln 2004 Nylands Kleine Westfalische Bibliothek 6 ISBN 3 936235 06 6 Elisabeth Hauptmann Julia ohne Romeo Geschichten Stucke Aufsatze Erinnerungen 252 Seiten Aufbau Verlag 1 Auflage 1977 Medien Bearbeiten Ganz im Ernst so war es Elisabeth Hauptmann Schriftstellerin Mitarbeiterin und Geliebte Brechts Ein O Ton Feature Munster 2004 Tonzeugnisse zur westfalischen Literatur 4 2 CDs ISBN 3 923432 35 6 Die Mit Arbeiterin Gesprache mit Elisabeth Hauptmann TV Dokumentarfilm DDR 1972 Regie Karlheinz Mund 61 Literatur BearbeitenEric Bentley Bentley on Brecht Evanston Ill Northwestern University Press 2008 S 429 ISBN 978 0 8101 2393 9 John Fuegi Brecht amp Co Biographie Autorisierte erweiterte und berichtigte deutsche Fassung von Sebastian Wohlfeil ISBN 3 434 50067 7 Paula Hanssen Elisabeth Hauptmann Brecht s Silent Collaborator New York Peter Lang 1995 173 Seiten Hiltrud Hantzschel Brechts Frauen 314 Seiten Rowohlt Tb 1 2003 ISBN 978 3 499 23534 4 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil Elisabeth Hauptmanns Arbeit mit Bertolt Brecht Berlin Aufbau Verlag 1997 292 S ISBN 3 7466 8058 1 dokumentiert auch die Tagebucher von Elisabeth Hauptmann von 1926 Astrid Horst Klaus Volker Prima inter pares Elisabeth Hauptmann die Mitarbeiterin Bertolt Brechts 95 Seiten Konigshausen amp Neumann 1997 ISBN 978 3 88479 685 6 Tobias Lachmann Und das Ganze endet happyendlich Selbstverstandlich Gangster Girls und Geldgeschafte in Elisabeth Hauptmanns Komodie Happy End In Rudiger Sareika Hrsg Anmut sparet nicht noch Muhe Zur Wiederentdeckung Bertolt Brechts Iserlohn 2005 S 135 170 ISBN 3 931845 92 3 1 Jan Knopf Sex for text Anleitung zur Firmengrundung oder Wie der amerikanische Literaturwissenschaftler John Fuegi einmal die Laken des Dichters Bertolt Brecht entzifferte In Konkret Politik und Kultur Heft 10 Oktober 1994 S 53 55 John Willett Bacon ohne Shakespeare The Problem of Mitarbeit In Brecht Jahrbuch 12 1985 Sinn und Form 2 Brecht Sonderheft Beitrage zur Literatur Hrsg v d Dt Akademie d Kunste Berlin Rutten amp Loening 1957 enthalt Auszuge aus den Tagebuchern Elisabeth Hauptmanns Kurzbiografie zu Hauptmann Elisabeth In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Siehe auch BearbeitenBrecht Film Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Elisabeth Hauptmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Elisabeth Hauptmann in der Deutschen Digitalen Bibliothek Elisabeth Hauptmann in der Internet Movie Database englisch Elisabeth Hauptmann im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Elisabeth Hauptmann bei filmportal de Elisabeth Hauptmann In FemBio Frauen Biographieforschung mit Literaturangaben und Zitaten Elisabeth Hauptmann Archiv im Archiv der Akademie der Kunste BerlinEinzelnachweise Bearbeiten John Fuegi schreibt den Namen der Mutter Josephine und gibt an dass die Mutter 1875 in Wien geboren sei und mit zwei Jahren von einer Cousine ihres Vaters in den USA adoptiert worden und in Brooklyn aufgewachsen sei Brecht amp Co S 203 ff Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 25 f Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 29 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 29 John Fuegi Brecht amp Co S 210 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 64 f Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 68 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 34 ff Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 44 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 74 Fuegi bezieht sich dabei unter anderem auf Marieluise Fleissers Erzahlung Avantgarde die er als Abrechnung mit Brecht interpretiert wahrend Fleisser angibt den jungen Brecht so wie er war noch einmal lebendig werden zu lassen Marieluise Fleisser Avantgarde Geschrieben 1962 in Ingolstadt ursprunglich unter dem Titel Das Trauma Erstdruck 1962 zitiert nach Marieluise Fleisser Gesammelte Werke Dritter Band Frankfurt am Main 2 1983 ISBN 3 518 04477 X S 117 Stellungnahme Fleissers in den Anmerkungen S 314 f John Fuegi Brecht amp Co S 329 f Hellmuth Karasek Von Brecht vollbracht SPIEGEL Redakteur Hellmuth Karasek uber das denkmalschanderische B B Buch von John Fuegi In Der Spiegel 38 1994 S 211 Urs Jenny Sieh an das Scheusal hat Talent In Der Spiegel 1 1998 S 154 Urs Jenny Sieh an das Scheusal hat Talent In Der Spiegel 1 1998 S 155 f Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 96 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 102 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 107 GBA Bd 28 Briefe 1 S 320 a b John Fuegi Brecht amp Co S 303 She wrote in the Brecht manner and not surprisingly came up with second string Brecht Eric Bentley Bentley on Brecht S 359 Given his capacity to be Svengali to any Trilby couldn t he have told her what to write perhaps even verbatim Eric Bentley Bentley on Brecht S 359 Jan Knopf Brecht Handbuch Theater Stuttgart Metzler 1986 ungekurzte Sonderausgabe ISBN 3 476 00587 9 S 86 Jan Knopf Brecht Handbuch Theater Stuttgart Metzler 1986 S 84 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 149 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 150 ff a b Jan Knopf Brecht Handbuch 1980 Theater S 107 GBA Bd 3 Seite 128 ebenso in Versuche 13 Heft 5 1932 S 361 Major Barbara in der englischsprachigen Wikipedia Paul Wiegler Figuren Leipzig 1916 Jan Knopf Brecht Handbuch S 106 Jan Knopf Brecht Handbuch 1980 S 105 f In Bertolt Brecht Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 10 1 Stucke 10 S 271 318 nach verschiedenen Typoskripten vgl Anmerkungen in Bd 10 2 S 1070 In Bertolt Brecht Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 10 1 Stucke 10 S 565 659 Ana Kugli Michael Opitz Hrsg Brecht Lexikon Stuttgart und Weimar 2006 S 83 a b Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 158 Margaret Mynatt abgerufen am 5 Juli 2018 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 166 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 169 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 182 f Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 183 f Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 187 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 194 f Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 208 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 208 ff Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 190 ff Eric Bentley Bentley on Brecht S 385 Sabine Kebir ubersetzt Bleib dem gemeinen Volk treu In Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 192 Eric Bentley Bentley on Brecht S 385 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 279 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 211 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 212 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 213 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 215 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 216 ff Bezug war ein reales Ereignis Kurt Barthel Kuba Sekretar des Schriftstellerverbandes der DDR und Mitglied im ZK der SED hatte am 20 Juni 1953 im Neuen Deutschland die Arbeiter zu Mehrarbeit aufgefordert damit ihnen diese Schmach vergessen wird was nach einigen Auseinandersetzungen zu seiner Absetzung als Sekretar fuhrte Vgl GBA Bd 12 S 448 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 226 ff Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 228 Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 233 a b Sabine Kebir Ich fragte nicht nach meinem Anteil S 237 Auflistung auf der Seite AdK Die Mit Arbeiterin In filmportal de Deutsches Filminstitut abgerufen am 14 September 2022 Normdaten Person GND 118546929 lobid OGND AKS LCCN n83040081 NDL 01215937 VIAF 51738326 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hauptmann ElisabethALTERNATIVNAMEN Lane Dorothy Pseudonym Diestelhorst Josefine Pseudonym Ux Catherine Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutsche Schriftstellerin und Mitarbeiterin Bertolt BrechtsGEBURTSDATUM 20 Juni 1897GEBURTSORT Peckelsheim Kreis Warburg Provinz Westfalen PreussenSTERBEDATUM 20 April 1973STERBEORT Ost Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabeth Hauptmann amp oldid 236608547