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Hauptartikel Mutter Courage und ihre Kinder Schon 1947 entwickelte Bertolt Brecht Plane sein Antikriegsstuck Mutter Courage und ihre Kinder zu verfilmen Das 1938 39 im schwedischen Exil verfasste Drama spielt im Dreissigjahrigen Krieg Die Marketenderin Mutter Courage versucht ihr Geschaft mit dem Krieg zu machen und verliert dabei ihre drei Kinder Trotz verschiedener gescheiterter Versuche das Stuck publikumswirksam zu verfilmen wollte Brecht von Anfang an einen Film der seinem Konzept des epischen Theaters folgt und die Auffuhrung des Berliner Ensembles dokumentiert Er wehrte sich mit allen Mitteln gegen die Absichten der DDR Regierung und der DEFA die einen opulenten Historienfilm mit internationalen Stars gestalten wollten und legte sich dabei auch mit der grossen Politik an Brecht wollte auch im Kino nicht durch Identifikation und grosse Gefuhle das Publikum erreichen sondern durch Nachdenken aus der Distanz heraus Um diese Distanz des Betrachters zu erreichen entwickelte er auch fur den Film spezielle Verfremdungseffekte Von der DEFA wurde das Drama erst 1961 nach Brechts Tod unter der Regie von Manfred Wekwerth und Peter Palitzsch im Stil der Berliner Inszenierung verfilmt siehe Mutter Courage und ihre Kinder Inhaltsverzeichnis 1 Die Auffuhrung des Berliner Ensembles als Muster fur die Verfilmung 2 Verfilmungen 2 1 Fruhe Plane und Vorarbeiten 2 2 Wolfgang Staudtes gescheitertes Projekt 2 3 DEFA Film als Dokumentation der Theaterinszenierung 3 Literatur 3 1 Textausgaben Drama 3 2 Verfilmung 3 3 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDie Auffuhrung des Berliner Ensembles als Muster fur die Verfilmung Bearbeiten nbsp Helene Weigel 1967Trotz des grossen Publikumserfolgs stellte die Berliner Inszenierung von Anfang an kulturpolitische Konzepte der DDR in Frage Die DDR Kulturpolitik erwartete proletarische Helden positive Vorbilder mit denen das Publikum sich identifizieren konnte Brecht dagegen zeigte das Scheitern der Mutter Courage Nicht die Figuren auf der Buhne wiesen den richtigen Weg sondern das Publikum sollte aus ihren Fehlern lernen Der junge Mitarbeiter Brechts Manfred Wekwerth spater Regisseur der Verfilmung kommentiert Brechts Bemuhungen um das proletarische Publikum so Noch vor der Premiere bestand er darauf eine Vor Auffuhrung vor Fabrikarbeitern zu machen Er sprach nach der Auffuhrung mit ihnen Die Arbeiter hatten bei der fur sie ungewohnten Auffuhrung viele Fragen Kritiken es gab auch schroffe Ablehnung und Unverstandnis Brecht beantwortete alles mit grosser Geduld Das war ja das Publikum fur das Brecht mit Vorliebe schrieb oder schreiben wollte 1 Am 11 Januar 1949 fand die Premiere mit grossem Erfolg statt Aus der Berliner Inszenierung liess Brecht das Couragemodell entwickeln eine Sammlung von Fotos von Ruth Berlau und Hainer Hill Regieanweisungen und Kommentaren die als Muster fur alle weiteren Auffuhrungen auch an anderen Theatern dienen sollte 2 Dieses Modell zeigt auch die Linie die Brecht in Bezug auf eine Verfilmung verfolgen wollte Verfilmungen BearbeitenFruhe Plane und Vorarbeiten Bearbeiten nbsp Louis Daguerre 1844 Daguerreotypie von Jean Baptiste Sabatier Blot 1801 1881 Vorbild fur filmische VerfremdungBereits 1947 nahm Emil Burri Kontakt mit Brecht wegen der Verfilmung des Leben des Galilei auf Brecht schlug in einem Brief aus Santa Monica vom September 1947 ohne Begrundung alternativ die Mutter Courage als Filmstoff vor 3 Einen ersten Drehbuchentwurf von Robert Adolf Stemmle lehnte Brecht im September 1949 ab Schon fruh suchte Brecht nach Moglichkeiten wie er sein Konzept des epischen Theaters auf den Film ubertragen konnte das Naturalistische ausschalten 4 kann Eine technische Idee Brechts war eine daguerreotypenhafte Fotografie anzustreben und analog zu seinen Buhnenbildern nur sparsam zu dekorieren 5 Anfang 1950 ubernahmen Alexander Graf Stenbock Fermor und Joachim Barckhausen den Auftrag ein Drehbuch zu entwickeln Es kam zu verschiedenen Beratungen mit Brecht 6 Die Regie soll Erich Engel ubernehmen Es existiert ein Typoskript uber den Inhalt des geplanten Films mit handschriftlichen Anmerkungen von Brecht und anderen 7 Neben einigen kleinen Veranderungen fallt zunachst die neue Figur des Mullers ins Auge der zum Liebhaber Kattrins wird und ihr eine alternative Lebensmoglichkeit bietet Deutlicher herausgearbeitet werden auch die grossen und kleinen Geschafte zwischen den Armeen Eilif wird deutlich negativer als Rauber gezeichnet Kattrin nimmt in der Skizze den Saugling mit in den Wagen und versteckt ihn dort aber die Mutter lasst ihn einige Tage spater verschwinden Am Ende des Skripts nehmen emporte Bauern Rache fur die ermordete Kattrin Die Courage schleppt sich dennoch weiter den Truppen nach 8 Im September 1950 schlug Brecht der DEFA Emil Burri als neuen Drehbuchautor vor Gestritten wurde nun uber das Ende des Films und uber die Verstarkung der positiven Perspektiven Brecht stellte daraufhin in einem kurzen Expose mit dem Titel Wie muss die Mutter Courage verfilmt werden 9 einen positiveren Schluss in Aussicht Der Schluss des Stucks der im Film verstarkt werden soll zeigt wie eines ihrer Kinder die stumme Kattrin gegen den Krieg rebellisch wird und die bedrohte Stadt Halle rettet Im Film wird man sehen wie ihr Beispiel die verelendeten Bauern dazu bringt die plundernde Soldateska niederzukampfen 10 Von Januar bis Juni 1951 erarbeitete Burri zu Brechts Zufriedenheit eine erste Fassung des Drehbuchs die nicht erhalten ist Der Drehbeginn scheiterte jetzt an Erich Engel der im Westen engagiert war Burri begann mit der Arbeit an der zweiten Fassung des Drehbuchs unterstutzt von Brecht und dem Regisseur Wolfgang Staudte Am 18 Februar 1952 hatte Burri eine zweite Fassung des Drehbuchs abgeschlossen aber die Konflikte blieben bestehen Obwohl die Courage deutlich negativer gezeichnet worden war und revolutionare Ansatze mit der Figur des Mullers und den aufstandischen Bauern eingefuhrt worden waren monierte die DEFA weiterhin rein pazifistische Tendenzen und die unzureichende Widerlegung des Glaubenskriegs Erich Engel zog sich wegen der Streitigkeiten zuruck 11 Im Juni 1952 war eine weitere Fassung des Drehbuchs abgeschlossen aber die DEFA zogerte Brecht ging immer mehr auf Konfrontationskurs zur DEFA und beschwerte sich massiv bei DDR Kulturfunktionaren uber die Behandlung seiner Person und des Projekts zuletzt im Mai 1954 bei Kulturminister Johannes R Becher Schliesslich kam es im November 1954 doch zum Vertragsabschluss Brecht erhielt 10 000 US Dollar und 20 000 DM fur die Weltfilmrechte Mitspracherecht bei Besetzung und Inhalt und ubernahm die Aufgabe benotigte Dialoge zu schreiben Helene Weigel wurde die Rolle der Mutter zugesichert 12 Grundlegende Konflikte blieben aber bestehen etwa in Bezug auf das Drehbuch dessen Anpassungstendenz an herrschende asthetische Vorstellungen der DDR Brecht nicht gefallen haben durften Auffallend sind die fast propagandistischen Sequenzen wie der Bauernsieg die sich mit Brechts Konzeption des Stuckes nicht decken Auch die direkte Darstellung des Krieges die immer wieder in Bildern von Leichen und zerstorten Landstrichen zum Ausdruck kommt lasst sich kaum mit Brechts Vorstellung von dunnsten und sparsamsten Bildern in Einklang bringen 13 Wolfgang Staudtes gescheitertes Projekt Bearbeiten nbsp Erwin Geschonneck Mitte 1961 bei der Verleihung des Nationalpreises durch Walter UlbrichtAm 18 August 1955 begannen die Dreharbeiten unter der Regie von Wolfgang Staudte Auch hier lag Konfliktstoff in der Luft Staudtes sehr auf Emotionen ausgerichteten Erfolgsfilme passten wenig zu Brechts puristischen Ideen Joachim Lang kommentiert Staudte galt zu dieser Zeit durch Filme wie Die Morder sind unter uns Rotation und Der Untertan als einer der bedeutendsten Regisseure in Deutschland Diese Arbeiten stehen mit ihrer expressiven effektvollen und suggestiven Bildersprache von vornherein im Gegensatz zu Brechts Vorstellungen 13 Die DEFA war entschlossen aus Mutter Courage einen Grossfilm zu machen und stellte einen auch fur ostliche Staatsfilmbetriebe enormen Etat bereit drei Millionen Mark fur die Rollen des Lagerliebchens Yvette und des Kuchenbullen engagierte die Defa die franzosischen Stars Simone Signoret Gage 120 000 Mark und Bernard Blier 80 000 Mark 14 Wolfgang Staudte erinnert sich er habe als Bedingung fur seine Regiearbeit gestellt Brecht durfe das Studio nicht betreten weil er die Schwierigkeiten der Zusammenarbeit gekannt habe Dann habe ich mit Brecht zusammen ein neues Drehbuch geschrieben und wir haben uns dabei blendend verstanden Aber dann kamen schon die ersten Konflikte Ich wollte einen richtigen internationalen Film machen in Cinemascope und Farbe mit grosser Besetzung Das passte Brecht nicht Da konnte ich mich nicht durchsetzen So wurde die Signoret engagiert fur die Rolle der Lagerhure die Weigel fur die Mutter Geschonneck als Feldprediger Blier als Koch usw Mit unheimlicher Akribie haben wir Probeaufnahmen gemacht die Ausstattung wurde mit viel Uberlegung entwickelt Herrliche Kostume wurden entworfen ein grossartiges Szenenbild Oskar Pietsch verwirklicht die Vorbereitungen dauerten fast ein Jahr 15 Es kam dennoch zur Katastrophe Brecht begann die Arbeit zu torpedieren deckte den Defa Stab mit einer Unmenge telephonischer Ratschlage und handgekritzelter Verbesserungsvorschlage ein Helene Weigel forderte Drehpause fur jeden Tag an dem sie in Ostberlin auf der Theaterbuhne auftreten musste makelte standig an den Filmkostumen herum und konnte sich nicht damit abfinden dass Staudte der von der Signoret gespielten Yvette Rolle wesentlich mehr Raum gab als die Buhnenfassung vorsah 14 Brecht so Staudte habe zuletzt im Studio getobt schliesslich habe er die Genehmigung fur die Verfilmung zuruckgezogen Spater will Staudte erfahren haben dass ein Mitarbeiter Brechts die Komparserie fur eine Verfilmung von Zar und Zimmermann die im Studio bei der Courage Verfilmung zusah gesehen und fur die Komparsen des Stuckes gehalten habe Daraufhin habe Brecht sein Veto eingelegt und durchgesetzt indem die Weigel sich geweigert habe den Vertrag zu unterschreiben Etwa 30 des Filmes seien bereits fertig gewesen 16 Das bereits abgedrehte Filmmaterial wurde einer von Oskar Pietsch erzahlten Anekdote zufolge spater in der DDR zu Haar Kammen verarbeitet und somit fur die Nachwelt zerstort Einzig die Szenenenbild und Kostumentwurfe und ein paar Szenenfotos welche die begonnenen Dreharbeiten belegen aus Pietschs im Besitz des Filmmuseums Potsdam befindlichen Nachlass 17 sowie Drehbucher und Schriftverkehr 18 scheinen erhalten zu sein Wirklicher Grund fur den Konflikt so der Regisseur Kurt Maetzig sei gewesen dass Brecht von Anfang an die Absicht gehabt habe eine Dokumentation seiner Inszenierung zu drehen und nichts anderes 19 Konkrete Meinungsverschiedenheiten gab es von Anfang an Brecht storte sowohl dass eine Nachsynchronisierung erfolgen sollte und kein Originalton aufgenommen werden konnte Brecht wollte Daguerreotypieoptik Staudte Farbe Requisiten sollten nach Brecht nur eingesetzt werden wenn sie wirklich benotigt wurden Auch die Rollenbesetzungen entsprachen zum Teil nicht Brechts Vorstellungen 20 Brechts Uberlegungen waren fur Staudte reine Formspielereien Er sah darin eine gewaltige Einschrankung seiner kunstlerischen Ausdrucksmoglichkeiten Ein solcher Film hatte seiner Ansicht nach nicht die Massenwirkung gehabt die sich alle davon erhofften 21 Trotz personlicher Intervention von SED Chef Walter Ulbricht der laut Spiegel eine Umbesetzung der Mutter Courage vorgeschlagen hat 14 hielt Brecht an seinem Standpunkt fest Er sah sein Theaterkonzept gefahrdet dessen Durchsetzung er auch bei jeder anderen Auffuhrung mit Argusaugen uberwachte Auffuhrungsgenehmigungen erteilte er nur wenn sich die Theater an seiner Berliner Modellauffuhrung orientierten 22 Die DEFA versuchte nun eine Neubesetzung der Mutter Courage konnte aber weder die Munchner Schauspielerin Therese Giehse die sich nicht mit Brecht uberwerfen wollte und der Brecht in einem Brief vom 5 Oktober 1955 abriet noch Berta Drews die der Westberliner Kultursenator Professor Dr Joachim Tiburtius nicht aus ihrem Vertrag am Schiller Theater entliess gewinnen 23 Staudte feuerte noch einen seiner Assistenten den Brecht Schuler Manfred Wekwerth der versucht hatte Brechts Interessen bei den Aufnahmen zu vertreten Aufgrund von Terminschwierigkeiten wurde das Projekt schliesslich eingestellt 24 DEFA Film als Dokumentation der Theaterinszenierung Bearbeiten nbsp Urauffuhrung des DEFA Films in Berlin am 10 Februar 1961 nbsp Jacques Callot 1633 Die Schrecken des Krieges 11 Der Galgen Einblendung in der Courage Verfilmung Siehe auch Mutter Courage und ihre Kinder 1959 engagierte die DEFA Manfred Wekwerth erneut in Zusammenarbeit mit einem anderen Mitglied des Berliner Ensembles Peter Palitzsch sollte er nun eine Verfilmung des Courage Stoffes in Angriff nehmen 25 Wekwerth und Palitzsch bezeichneten ihr Projekt als Dokumentarverfilmung nach der Auffuhrung des Berliner Ensembles 26 Die Ausgangssituation fur Wekwerth und Palitzsch erschien gunstig Brecht hatte mit Gastspielen in Paris den internationalen Durchbruch geschafft und sein Theater war nicht mehr vergleichbaren Anfeindungen in der DDR wie Anfang der funfziger Jahre ausgesetzt 27 Zudem gab es bereits eine erfolgreiche DDR Fernsehdokumentation einer Inszenierung von Brechts Die Gewehre der Frau Carrar unter der Regie von Brecht Mitarbeiter Egon Monk die am 11 September 1953 gesendet worden war 27 In Stummfilmen und in der Filmtechnik suchten sie nach Moglichkeiten brechtsche Verfremdungseffekte filmisch umzusetzen und knupften dabei an Uberlegungen zu technischen Verfremdungsmoglichkeiten an die Brecht bereits 1950 anstellte 28 Dabei setzten sie spezielle Techniken der Filmentwicklung ein etwa Doppelbelichtung 29 Brauntonung grobes Korn und harte Kontraste noch verstarkt durch harte Beleuchtung um den Chronikcharakter hervorzuheben Beruhigte Kamera und extreme Reduktion der Schnitte waren weitere Konzepte 24 Als analoges filmisches Mittel fur die Projektion von Zwischentiteln auf den Vorhang im Theater reduzierten sie ab und an das filmische Breitwandformat etwa bei den Songs durch den sogenannten Kasch Verengung des Cinemascope Formats durch seitliche Schiebeblenden 29 Ausserdem blendeten sie zwischen Szenen breitformatige Stahlstiche von Jacques Callot aus der Zeit des 30 jahrigen Krieges ein 24 Sie vermieden Nahaufnahmen der Gesichter Palitzsch begrundete Grossaufnahmen der Gesichter verleiten zum Mitleiden Wir wollen aber dass man mitdenkt 29 So wurde das Filmatelier zur Theaterbuhne Die Szenerie die Buhnenarbeiter in der Sudhalle der Filmatelierstadt Babelsberg errichtet hatten ahnelte mehr einer Buhnendekoration als einer Filmkulisse Der Boden war wie es das Drehbuch vorschrieb bis zur deutlich markierten Horizontlinie mit grobem hellem Rupfen ausgelegt der gemalte Rundprospekt deutete eine Pappelallee an Eine grosse Drehbuhne bildete den Mittelpunkt der Spielflache 14 Dennoch wurde nicht einfach die Inszenierung fur den Film nachgestellt Deutlich wird dies etwa an der filmischen Umsetzung der Szene um Tillys Tod Wahrend im Theater der Feldprediger von der fur den Zuschauer unsichtbaren Bestattung Tillys berichtet und im Vordergrund die Courage Socken zahlt und subversive Reden fuhrt setzt der Film den gleichen Kontrast filmisch um Das Begrabnis des Feldhauptmanns wird als Trauerzug im Regen inszeniert im Vordergrund steht ein Landsknecht der zu Ehren des Toten den Becher hebt 30 Der Film zeigt die Beerdigung die Buhne beschreibt sie nur Der gut gelaunte Landsknecht demonstriert seine Gleichgultigkeit gegenuber dem Schicksal der Grossen gestisch Die ironische Verhohnung erfolgt auf der Buhne durch das Wort im Film durch das Bild 30 Kamera und Beleuchtung des Schwarz Weiss Films waren nuchtern und hart Joachim Lang beschreibt die Kameraarbeit als kuhl und dokumentarisch Der vom Dokumentarfilm kommende Kameramann Harry Bremer fotografierte die Courage sachlich nuchtern Dadurch wird Distanz zu den Vorgangen und der Titelfigur geschaffen die trotz der vielen Opfer am Krieg verdienen will und zunehmend verhartet Bremer verwendet gleichmassig starkes Licht sodass jeder Eindruck einer Idylle schon im Ansatz beseitigt wird Dabei verschwinden die Kontraste zunehmend Menschen und Gegenstande verschmelzen sie zerlumpen gleichermassen 31 Wie im Theater der Blick des Zuschauers bleibt die Kamera meist auf Distanz zeigt das Geschehen von aussen und nicht aus der Perspektive einer der Figuren Diese Ubernahme der Theaterperspektive wird aber nicht immer eingehalten In der 10 Szene singt eine Stimme aus einem Bauernhaus das Lied von der Bleibe Wohl denen die ein Dach jetzt han Wenn solche Schneewind wehen 32 Die Kamera versetzt den Zuschauer ins Innere des Hauses und lasst ihn die draussen vorbeiziehende Courage mit ihrer Tochter durch ein vereistes Fenster beobachten Die Verlorenheit von Mutter und Tochter kommt im Film viel starker zum Ausdruck Die Selbstzufriedenheit des Lieds bezieht sich durch die Veranderung der Perspektive direkt auf den Zuschauer Sein Standpunkt ist innerhalb des Hauses Dies ist eine Kritik am Ruckzug ins private Gluck 33 Das zweite und dritte Bild des Dramas hatte Brecht als Doppelszene inszeniert Die Verfilmung gibt die Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse durch Bildteilung wieder In der dritten Szene wird die Parallelitat durch einen Kameraschwenk gezeigt Der Film wurde anlasslich Brechts 63 Geburtstag am 10 Februar 1961 in 15 Kinos der DDR gleichzeitig zum ersten Mal vorgefuhrt nachdem er von einer Kommission des Kulturministeriums abgenommen worden war Trotz Lobes fur die Darstellungsleistung Helene Weigels und der Feststellung dass sich der Film durch ein hohes kunstlerisches Niveau 34 auszeichne wurden auch Vorbehalte in Richtung auf Formalismusvorwurfe geaussert Friedrich Luft damals einer der wichtigsten Theaterkritiker im Westen hielt das Experiment der Ubertragung des Verfremdungseffekts auf den Film fur gescheitert Der Zuschauer werde nicht vom Geschehen erfasst er werde in drei langen Stunden im Kino immer wieder aus der Illusion entlassen Die drei Stunden werden ihm so wie sechs 35 Laut Spiegel hielt sich der Publikumserfolg in Grenzen nach 7 Tagen sei der Film aus Berlin in ein Kino in Friedrichsfelde verlegt worden Hauptdarstellerin Helene Weigel raumte ein Wir wissen nicht ob unser Film dem Publikum gefallt Es wird sich zu ihm hinraufen mussen 35 Andere Angaben uber den Publikumserfolg macht Joachim Lang in seiner Untersuchung zum Film In 45 Vorstellungen der ersten Woche sahen ihn uber 22 000 Zuschauer was einer Auslastung der Kinos von 81 6 entspricht Trotzdem wurde der Film nach einer Woche aus den Berliner Kinos herausgenommen obwohl die dortige Auslastung 64 2 betrug 34 Den Grund fur die Absetzung konnte die Untersuchung nicht klaren Die offizielle DDR Presse reagierte moderat auf das Experiment Das Neue Deutschland hielt den Film fur einen lehrreichen Versuch Theatralisches und Filmisches zu einem Bundnis zu fuhren 35 Sehr positiv ausserte sich Manfred Jelinski in der Deutschen Filmkunst Fur ihn haben Wekwerth und Palitzsch die einzig mogliche Form gefunden Bertolt Brecht genauer gesagt dieses Stuck auf die Leinwand zu transportieren 36 Ein interessantes Nachspiel hatte der Film 1977 Laut Unterlagen der DEFA soll Brechtsohn Stefan anlasslich einer Neuverfilmung in den USA 10 000 Dollar fur die Vernichtung aller Kopien des Films bis auf eine geboten haben was von DDR Regierungsstellen abgelehnt worden sei 37 Die Rechte am Film blieben bei der DEFA Literatur BearbeitenTextausgaben Drama Bearbeiten Mutter Courage und ihre Kinder Buhnenfassung des Berliner Ensembles Henschel Berlin 1968 Bertolt Brecht Mutter Courage und ihre Kinder Eine Chronik aus dem Dreissigjahrigen Krieg 66 Auflage Suhrkamp Frankfurt am Main 2010 Erstausgabe 1963 ISBN 978 3 518 10049 3 edition suhrkamp 49 Bertolt Brecht Mutter Courage und ihre Kinder in Werke Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgaben Band 6 Stucke 6 Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1989 ISBN 978 3 518 40066 1 S 7 86 Bertolt Brecht Jan Esper Olsson Hrsg Mutter Courage und ihre Kinder Historisch kritische Ausgabe Liber Laromedel Lund 1981 ISBN 91 40 04767 9 Verfilmung Bearbeiten Drehbuch zum Film Mutter Courage in Werke Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgaben Band 20 Prosa 5 Anhang Drehbucher Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 518 40020 7 S 215 384 Bertolt Brecht Der Courage Film Kurze Zusammenfassung in Werke Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgaben Band 20 Prosa 5 Anmerkungen Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 518 40020 7 S 582 587 Bertolt Brecht Wie muss die Mutter Courage verfilmt werden in Werke Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgaben Band 20 Prosa 5 Anmerkungen Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 518 40020 7 S 587 590 Bertolt Brecht Neuerungen im COuragefilm in Werke Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgaben Band 20 Prosa 5 Anmerkungen Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 518 40020 7 S 590 591 Mutter Courage und ihre Kinder DEFA Film 1959 60 nach einer Inszenierung von Bert Brecht und Erich Engel im Berliner Ensemble mit Helene Weigel Angelika Hurwicz Ekkehard Schall Heinz Schubert Ernst Busch und weiteren Ensemblemitgliedern Film Regie Peter Palitzsch und Manfred Wekwerth Musik Paul DessauSekundarliteratur Bearbeiten Bertolt Brecht Texte zu Stucken Schriften 4 in Berliner und Frankfurter Ausgabe Bd 24 Berlin Frankfurt am Main 1991 Bertolt Brecht Couragemodell 1949 in Schriften 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Bd 25 Berlin Frankfurt am Main 1994 S 169 398 Bertolt Brecht Briefe 2 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 29 Kenneth R Fowler The Mother of all Wars A Critical Interpretation of Bertolt Brecht s Mutter Courage und ihre Kinder Department of German Studies McGill University Montreal August 1996 A thesis subntitted to the Faculty of Graduate Studies and Research in partial fulfilment of the requirements of the degree of Doctor of Philosophy 1 Werner Hecht Materialien zu Brechts Mutter Courage und ihre Kinder Frankfurt am Main 1964 Manfred Jager Zur Rezeption des Stuckeschreibers Brecht in der DDR Text Kritik Sonderband Bertolt Brecht 1 1971 S 107 118 Jan Knopf Brecht Handbuch Theater Stuttgart Metzler 1986 ungekurzte Sonderausgabe ISBN 3 476 00587 9 Anmerkungen zur Mutter Courage S 181 195 Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 ISBN 3 8260 3496 1 ISBN 978 3 8260 3496 1 Karl Heinz Ludwig Bertolt Brecht Tatigkeit und Rezeption von der Ruckkehr aus dem Exil bis zur Grundung der DDR Kroberg im Taunus 1976 Klaus Detlef Muller Brechts Mutter Courage und ihre Kinder Suhrkamp Verlag Frankfurt 1982 ISBN 3 518 38516 X umfangreicher Sammelband mit Aufsatzen und anderen Materialien Weblinks BearbeitenManfred Wekwerth Was bedeutet eigentlich Realitat auf der Buhne oder Die realen Chancen des Theaters Marxistische Blatter 4 2009 Manfred Wekwerth Politisches Theater und Philosophie der Praxis oder Wie Brecht Theater machte 23 November 2005Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Wekwerth Politisches Theater und Philosophie der Praxis oder Wie Brecht Theater machte 23 November 2005 Memento vom 19 Februar 2011 im Internet Archive Anmerkungen zum Couragemodell in Bertolt Brecht Berliner und Frankfurter Ausgabe Schriften 5 Bd 25 S 516f Bertolt Brecht Briefe 2 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 29 Brief 1252 S 422f Bertolt Brecht Journale 2 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 27 S 307 14 Oktober 1949 Bertolt Brecht Journale 2 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 27 S 307 14 Oktober 1949 Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 581 Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 582 Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 582 587 Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 587f Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 588 vgl Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 587 591 vgl Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 591 593 a b Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 232 a b c d Der Spiegel BRECHT Braun eingefarbt 20 Januar 1960 S 49 in weiteren Rollen Mutter Courage Helene Weigel Kattrin Siegrid Roth Eilif Ekkehard Schall Schweizerkas Joachim Teege Feldprediger Erwin Geschonneck Muller Hans Peter Minetti Quelle Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 593 Ingrid Poss Peter Warnecke Spur der Filme Zeitzeugen uber die DEFA Ch Links Verlag 2 Auflage 27 November 2006 ISBN 3 86153 401 0 S 100 vgl Ingrid Poss Peter Warnecke Spur der Filme Zeitzeugen uber die DEFA Ch Links Verlag 2 Auflage 27 November 2006 ISBN 3 86153 401 0 S 101 https www filmmuseum potsdam de search php search archiv 1 amp collection 1 amp search oskar pietsch https www filmmuseum potsdam de search php search archiv 1 amp collection 1 amp search mutter courage vgl Ingrid Poss Peter Warnecke Spur der Filme Zeitzeugen uber die DEFA Ch Links Verlag 2 Auflage 27 November 2006 ISBN 3 86153 401 0 S 102f vgl Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 232ff vgl Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 234 vgl Der Spiegel BRECHT Braun eingefarbt 20 Januar 1960 S 49 Der Spiegel Mutter Blamage 23 November 1955 S 55 a b c vgl Der Spiegel BRECHT Braun eingefarbt 20 Januar 1960 S 50 Der Spiegel BRECHT Braun eingefarbt 20 Januar 1960 S 50 siehe auch die Seite der DEFA Manfred Wekwerth Peter Palitzsch Uber die Verfilmung von Mutter Courage und ihre Kinder Berlin 1961 zitiert nach Klaus Detlef Muller Brechts Mutter Courage und ihre Kinder Suhrkamp Verlag Frankfurt S 257 a b vgl Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 235 Bertolt Brecht Prosa 5 Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 20 S 581 a b c MUTTER COURAGE Siebenjahriger Krieg FILM Der Spiegel vom 15 Marz 1961 S 87 a b Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 241 Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 247 Bertolt Brecht Mutter Courage und ihre Kinder in Werke Grosse kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgaben Band 6 Stucke 6 Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1989 S 78 Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 253 a b Materialien zur Mutter Courage Verfilmung Bundesarchiv zitiert nach Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 264 a b c MUTTER COURAGE Siebenjahriger Krieg FILM Der Spiegel vom 15 Marz 1961 S 88 Manfred Jelinski in Deutsche Filmkunst 1961 S 112 zitiert nach Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 265 vgl Materialien zur Mutter Courage Verfilmung Bundesarchiv zitiert nach Joachim Lang Episches Theater als Film Buhnenstucke Bertolt Brechts in den audiovisuellen Medien Konigshausen amp Neumann 2006 S 264 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mutter Courage und ihre Kinder Verfilmung amp oldid 225825995