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Die Burg Flamersheim auch Schloss Flamersheim genannt ist eine Schlossanlage im Stadtteil Flamersheim der nordrhein westfalischen Stadt Euskirchen Sie ging aus einer mittelalterlichen Wasserburg am Flammerbach hervor und war ein Julicher Lehen Burg Flamersheim Luftaufnahme 2015 Wohl im 15 Jahrhundert wurde diese Anlage ein erstes Mal umgebaut 1 Im 17 Jahrhundert zu einem Schloss verandert folgten im letzten Viertel des 18 Jahrhunderts weitere Umbauten im Stil des Barocks Nachdem die Fabrikantenfamilie von Bemberg das Anwesen gekauft hatte liess sie es noch einmal im Stil des Neobarocks verandern und gab ihm damit sein heutiges Aussehen Die Familie ist auch heute noch Eigentumerin und bewohnt die Anlage gemeinsam mit einigen Mietern Das Schloss ist seit 1982 zusammen mit dem kleinen Schlosspark als Baudenkmal geschutzt 2 Eine Besichtigung ist nicht moglich Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange 1 2 Fruhe Neuzeit Wechselnde Besitzer 1 3 Seit dem 19 Jahrhundert Familie von Bemberg 2 Beschreibung 2 1 Schlosspark 2 2 Neben und Wirtschaftsgebaude 2 3 Herrenhaus 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Schon die Chronik des Prumer Abts Reginor berichtet fur das Jahr 870 von einer regia villa nomine Flameresheim 3 einem Konigsgut in Flamersheim Es ist jedoch nicht sicher dass dies eine Vorgangeranlage des heutigen Schlosses war 4 Der Besitz kam an die Pfalzgrafen die ihn um die Mitte des 11 Jahrhunderts 5 an das Kolner Stift St Maria ad Gradus ubertrugen Die Kirche liess den Fronhof durch adlige Vogte verwalten die zur Sicherung des Gutes eine erste Burg errichteten 6 Die wehrhafte Anlage wurde erstmals in einer Urkunde vom 1 Juni 1358 erwahnt 7 An jenem Tag bestatigte Emelrich von Ringsheim den Status seines Hauses Flamersheim mit Vorburg und Befestigungen huys Vlaemersheim mit deme vurburge ind vestenen 7 als Offenhaus des Julicher Herzogs Zu jener Zeit war Flamersheim also bereits eine zweiteilige Anlage bestehend aus Vor und Kernburg was ihr bis in das 18 Jahrhundert die Landtagsfahigkeit sicherte 8 Fruhe Neuzeit Wechselnde Besitzer Bearbeiten nbsp Abbildung der Burg Flamersheim im Codex Welser ca 1723Ab 1429 gehorte die Burg als Julicher Lehen der Familie Krummel von Eynatten von der sie Anfang des 16 Jahrhunderts an die von Palant uberging als Sophie von Krummel Gerhard von Palant heiratete Im Jahr 1564 gelangte Burg Flamersheim durch Heirat der Sophia von Palant an die Familie Quadt von Landskron die bis in das 18 Jahrhundert Besitzerin blieb Dietrich von Quadt liess das mittelalterliche Burghaus 1713 zu einem wohnlicheren und reprasentativen Barockschloss umgestalten 9 Eine wenngleich sehr ungenaue Abbildung im Codex Welser zeigt es als zweiteilige wasserumwehrte Anlage Dietrichs Nachfahrin und Erbtochter der Familie Josina Christina von Quadt heiratete 1746 Johann Otto Ferdinand von Dalwigk zu Lichtenfels sodass die Anlage nach Aussterben der Quadt im Mannesstamm 1776 an die von Dalwigk fiel Josinas und Johanns Sohn Friedrich Wilhelm baute das Schloss im letzten Viertel des 18 Jahrhunderts gemeinsam mit seiner Frau Wilhelmine Frederike Charlotte von Calcum genannt Lohausen zu einem reprasentativen Landsitz im Stil des Spatbarocks um Davon zeugt das Allianzwappen des Paares am schmiedeeisernen Gitter der gartenseitigen Terrasse Bei den Arbeiten erhielt das Gebaude Stichbogenfenster einen einachsigen Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel Eckpilaster und eine Terrasse mit Freitreppe 10 Zudem wurde der Wassergraben zwischen Herrenhaus und Vorburg verfullt Der Architekt des Umbaus konnte Johann Georg Leydel gewesen sein der von 1768 bis 1772 das Schloss Miel in sehr ahnlichen Formen schuf 10 Die Erbtochter Eberhardine Franziska heiratete 1796 den Freiherrn Ernst von Vincke und brachte den Besitz an ihren Mann der auch die rund 20 Kilometer entfernte Burg Odenhausen erwarb Das Paar nutzte Flamersheim zumindest zeitweise als Wohnsitz 11 Sein einziges Kind die Tochter Charlotte verkaufte das Schloss an den Immobilienspekulanten Franz Georg Weckbecker dem auch die im Familienbesitz befindliche Burg Ringsheim und die Burg Langendorf gehorten Im Gegensatz zu Langendorf liess er Rings und Flamersheim aber ungeteilt und verkaufte sie an die Bruder Kaufmann aus Koln Seit dem 19 Jahrhundert Familie von Bemberg Bearbeiten nbsp Burg Flamersheim auf einer Lithografie um 1860Die beiden Kolner verkauften die Anlage 1861 an Caroline Bemberg geb Wulfing die Witwe des Elberfelder Fabrikanten Julius August Bemberg Sie baute das Schloss bis 1863 10 im Stil des Neobarocks grundlegend um Aus dem einst klar gegliederten einfachen Herrenhaus mit hohem Walmdach und geschweiften Hauben auf den Eckturmen wurde ein viktorianisch anmutendes 12 reich gegliedertes Gebaude mit Mansarddach Pilaster Portikus und offenen Turmobergeschossen Um vom Haupthaus eine Fernsicht geniessen zu konnen liessen die neuen Eigentumer den Sudost Flugel der Vorburg abreissen Linas 1884 in den erblichen preussischen Adelsstand erhobener Sohn Julius erbte beide Guter und legte in Flamersheim den Grundstein fur den heutigen Schlosspark indem er ein Boskett anlegen liess 9 Auch die heutige Gestaltung des Schlossvorplatzes und die Verbreiterung eines Teils des Wassergrabens zu einem Teich geht auf ihn zuruck 10 1903 ubernahm Juliusʼ Sohn Robert den Besitz Zu seiner Zeit als Schlossherr entstand 1923 ein eingeschossiger Kuchentrakt als Anbau an der Nordostecke des Herrenhauses 13 und wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde die Vorburg beschadigt Nach Roberts Tod trat sein Sohn Jurgen von Bemberg Flamersheim die Nachfolge an Er nahm diverse Instandsetzungsarbeiten an der Anlage vor so zum Beispiel die Restaurierung des Ostturms inklusive Erneuerung seines Schieferdachs und die Renovierung einer Scheune samt ihrer Dacheindeckung 14 Nach Jurgen von Bemberg Flamersheim folgte 1988 sein Sohn Robert Er liess das Herrenhaus fur sich und seine Familie herrichten Dabei wurde unter anderem die Haustechnik zeitgemass erneuert 1991 folgte die Sicherung und Instandsetzung des Westturms und die Renovierung der Herrenhausfassade 14 Ab 1993 liess die Eigentumerfamilie zudem die beiden Gebaude die den Schlossvorplatz flankieren zu Wohnungen umbauen Diese ehemaligen Rinder und Pferdestalle hatten zuvor lange ungenutzt leer gestanden Bei den Umbauten wurden auch die Kriegsschaden vollstandig behoben die zuvor nur notdurftig repariert worden waren 15 1998 1999 erfolgte die Modernisierung und Instandsetzung des ehemaligen Pachterhauses und bis 2003 schliesslich die Erneuerung des Fachwerks am Pfortnerhaus dessen Dach 1979 durch ein Feuer beschadigt worden war 15 14 Noch heute dient Schloss Flamersheim der Familie von Bemberg Flamersheim als Wohnsitz Das erste Obergeschoss des Herrenhauses ist vermietet Die zum Besitz gehorende Landwirtschaft ist mittlerweile ausgelagert Die dadurch frei gewordenen Gebaude an der Hauptzufahrt werden heute durch eine Gastronomie genutzt Beschreibung BearbeitenSchlosspark Bearbeiten Die Schlossanlage liegt im Ortszentrum neben der Kirche Flamersheims Zu ihr gehort ein kleiner Schlosspark in Form eines romantischen Landschaftsparks mit exotischem Baumbestand 16 der sich nordlich ostlich und sudostlich der Schlossgebaude erstreckt Seine weitlaufigen Graben und Teichanlagen zeugen davon dass die Wurzeln des Schlosses in einer mittelalterlichen Wasserburg liegen Der Park ist von einer hohen Mauer mit schmiedeeisernen Toren umgeben An seiner Nordseite finden sich die Reste eines geometrisch angelegten Gartens mit Taxushecken und riesigen Spalierbaumen 17 Neben und Wirtschaftsgebaude Bearbeiten Die heutige Hauptzufahrt lauft von Sudwesten auf das Herrenhaus zu Dabei fuhrt sie am ehemaligen Gutshof aus dem 18 Jahrhundert vorbei um auf dem Schlossvorplatz sudlich des Herrenhauses zu enden Der Platz ist von zwei zweigeschossigen Gebauden flankiert die fruher als Stalle und Remisen genutzt wurden Der westliche Bau ist durch Maueranker auf das Jahr 1704 datiert 17 Wie sein ostliches Pendant besitzt er stichbogige Tur und Fensteroffnungen aus dem 19 Jahrhundert als diese Reste der einstigen Vorburg auch mit barockisierenden Stuckgliederungen uberformt wurden und hohe Blendgiebel ahnlich dem Herrenhaus erhielten Der heutige Zustand der ehemaligen Wirtschafts und Nebengebaude resultiert aus Umbauten und Instandsetzungen in den 1990er und 2000er Jahren Herrenhaus Bearbeiten nbsp Herrenhaus und Flankierungs bauten Ansicht von SudenDas Herrenhaus ist ein querrechteckiger Bruchsteinbau mit zwei Geschossen und Mansarddach Das kraftige Traufgesims ruht uber einem Rankenfries auf gusseisernen Konsolen Der Putzbau besitzt an der Sudseite funf Achsen von der die mittlere durch einen Risalit bekronende Zwerchgiebel und rahmende Pilasterpaare mit Fugenschnitt besonders betont ist Der in der Mittelachse liegenden Eingangstur ist ein Portikus vorgebaut der einen Balkon tragt Die Fassade wird von zwei weit vortretenden quadratischen Eckturmen mit vier Geschossen flankiert Ihr oberstes Geschoss das erst im 18 Jahrhundert hinzukam und seinerzeit barocke Turmhauben ersetzte besitzt keine Fenster sondern zwischen Pilastern grosse Rundbogenoffnungen Beide Turme sind von Mansarddachern abgeschlossen Im Ostturm ist der Rest einer Schiessscharte erhalten die gemeinsam mit dem Gewande eines spatgotischen Querstockfensters an der Ostwand des Herrenhauses davon zeugt dass das Gebaude im Kern noch spatmittelalterliche Bausubstanz aufweist 18 Die Nordfassade besitzt einen dreiachsigen Mittelrisalit und eine vorgelagerte Terrasse die vom Schlosspark uber eine zweilaufige Treppe zu erreichen ist Am Terrassengelander findet sich das Wappen der Familien von Dalwigk und von Calcum An der Ostseite ist dem Gebaude ein runder Treppenturm aus dem 18 Jahrhundert vorgelagert 19 Im Inneren des Herrenhauses ist ein Grossteil der spatbarocken Raumgestaltung erhalten darunter die Stuckdecken einiger Raume das Vestibul sowie das Treppenhaus mit seiner zweilaufigen Treppe und die Ausstattung im Festsaal des Hauses Kunsthistorisch besonders wertvoll sind die aus dem letzten Viertel des 18 Jahrhunderts 10 stammenden Wandtafelungen in den Erdgeschosszimmern der Eckturme Ihre Felder sind mit Stuckreliefs verziert die Musikinstrumente Jagdutensilien und Wild zeigen Literatur BearbeitenHarald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 2 Auflage Rheinland Verlag Koln 1991 ISBN 3 7927 1226 1 S 255 262 Dirk Holtermann Harald Herzog Die Euskirchener Burgenrunde Radeln zwischen Erft und Eifel Walter Rau Dusseldorf 2000 ISBN 3 7919 0750 6 S 62 online Robert Janke Harald Herzog Burgen und Schlosser im Rheinland Greven Koln 2005 ISBN 3 7743 0368 1 S 62 63 Hans Kisky Burgen Schlosser und Hofesfesten im Kreise Euskirchen Verein der Geschichts und Heimatfreunde des Kreises Euskirchen e V Euskirchen 1960 S 89 90 Barbara Otzen Hans Otzen Burgen Schlosser und Herrensitze am Rhein Voreifel bis Westerwald Lempertz Konigswinter 2007 ISBN 978 3 939908 17 3 S 128 130 Ernst Polaczek Die Kunstdenkmaler des Kreises Rheinbach Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 4 Abt 2 L Schwann Dusseldorf 1898 S 29 30 Digitalisat Corinna Relles Gabriele Runger Octavia Zanger Die Burgen um Euskirchen Freunde und Forderer des Stadtmuseums e V Euskirchen ca 2005 S 4 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Flamersheim Sammlung von Bildern Website der Burg Eintrag von Hans Jurgen Greggersen zu Burg Flamersheim in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen BurgeninstitutsFussnoten Bearbeiten Eintrag von Hans Jurgen Greggersen zu Burg Flamersheim in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Corinna Relles Gabriele Runger Octavia Zanger Die Burgen um Euskirchen ca 2005 S 6 Georg Heinrich Pertz Hrsg Monumenta Germaniae Historica Scriptores Band 1 Hahn Hannover 1826 S 582 Digitalisat Harald Herzog ist stellvertretend auch fur andere in seinen Veroffentlichungen der Auffassung dass die erwahnte villa an derselben Stelle wie das heutige Schloss lag und dieses als eine Nachfolgeanlage anzusehen ist Vergleiche zum Beispiel Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 255 Hans Kisky hingegen vertritt in seiner Publikation die These dass der Hof der Pfalzgrafen mit der Burg Hockebur gleichzusetzen und diese im heutigen Kirchheim und nicht in Flamersheim zu verorten sei Siehe Hans Kisky Burgen Schlosser und Hofesfesten im Kreise Euskirchen 1960 S 89 Ernst Polaczek Die Kunstdenkmaler des Kreises Rheinbach 1898 S 29 Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 255 a b Theodor Joseph Lacomblet Hrsg Urkundenbuch fur die Geschichte des Niederrheins Band 3 Schaubʼsche Buchhandlung Dusseldorf 1853 S 486 Nr 579 Digitalisat Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 255 256 a b Barbara Otzen Hans Otzen Burgen Schlosser und Herrensitze am Rhein 2007 S 129 a b c d e Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 260 Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 256 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Band 1 Rheinland Deutscher Kunstverlag Munchen 2005 ISBN 3 422 03093 X S 411 Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 262 a b c Corinna Relles Gabriele Runger Octavia Zanger Die Burgen um Euskirchen ca 2005 S 7 a b Corinna Relles Gabriele Runger Octavia Zanger Die Burgen um Euskirchen ca 2005 S 9 Harald Herzog Klaus Ring Mauern Turme und Ruinen Ein Wanderfuhrer zu Burgen und Schlossern im Kreis Euskirchen Rheinland Verlag Koln 1990 ISBN 3 7929 1153 2 S 133 a b Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 257 Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 259 Harald Herzog Burgen und Schlosser Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen 1991 S 261 50 622948 6 852062 Koordinaten 50 37 22 6 N 6 51 7 4 O Normdaten Geografikum GND 7784957 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Flamersheim amp oldid 227849757