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Botho Henning Elster 17 Mai 1894 in Steglitz Landkreis Teltow 24 Juni 1952 in Boblingen war ein deutscher Generalmajor im Zweiten Weltkrieg Er befahl 1944 die grosste Kapitulation an der Westfront und rettete somit viele Leben Botho Henning Elster links salutierend kapituliert formell mit den Resten seiner Kampfgruppe 1944 vor US General Robert C Macon Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg 2 Im Polizeidienst 3 Dienst in der Wehrmacht 4 Zweiter Weltkrieg 5 Die Kapitulation von Beaugency 6 Gefangenschaft und letzte Lebensjahre 7 Auszeichnungen 8 Film 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseJugend und Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg BearbeitenBotho Elster war der Sohn des ehemaligen herzoglich braunschweigischen Offiziers und spateren Journalisten und Schriftstellers Otto Elster 1852 1922 und dessen Frau Louise 1861 1954 Er wuchs zunachst in Berlin und Nachod in Bohmen auf wo sein Vater vorubergehend als Archivar im Dienste des Fursten zu Schaumburg Lippe tatig war und besuchte spater die Gymnasien in Glatz und Luneburg Da seine Eltern ihm kein Studium finanzieren konnten trat Elster unmittelbar nach dem Abitur im Februar 1913 als Fahnenjunker in das Infanterie Regiment von Voigts Rhetz 3 Hannoversches Nr 79 in Hannover ein Im August 1913 erfolgte seine Kommandierung an die Kriegsschule nach Glogau wo er am 13 Oktober 1913 zum Fahnrich befordert wurde Er kehrte im Mai 1914 zu seinem Regiment zuruck und wurde im Juni zum Leutnant befordert Mit dem Reserve Infanterie Regiment 77 nahm er nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges an den Kampfen an der Westfront zunachst als Offizier einer MG Kompanie dann als Fuhrer einer Infanteriekompanie teil Am 12 September 1914 wurde er bei einem Gefecht bei Changigny nahe Reims durch einen Granatsplitter am Unterschenkel verwundet Nach Lazarettaufenthalt und Genesung wurde er zunachst am 23 November 1914 in das Reserve Infanterie Regiment Nr 259 versetzt Er nahm ab 4 Februar 1915 zunachst an der Winterschlacht in Masuren teil und verblieb bis Anfang April 1917 an der Ostfront Im Mai 1915 hatte man ihn zum Regimentsadjutanten ernannt Im April 1917 wechselte Elster wieder an die Westfront nahm an der Schlacht an der Aisne teil und wurde am 12 Oktober 1917 bei den Abwehrkampfen um Verdun durch einen Granatsplitter am Kopf schwer verwundet Am 18 Oktober 1917 wurde Elster zum Oberleutnant befordert Wegen seiner Verletzungen war Elster nicht mehr frontdiensttauglich er wurde aber zur Generalstabsausbildung abkommandiert Er wurde im Juli 1918 zunachst Adjutant der 78 Reserve Infanterie Brigade und am 16 August 1918 wurde er als Brigade Adjutant zur 213 Infanterie Division kommandiert Nach dem Waffenstillstand und der Demobilisierung trat Elster Anfang 1919 zu seinem Friedenstruppenteil dem Infanterie Regiment Nr 79 Er bemuhte sich um die Aufnahme in die preussische Polizei und wurde zum 30 Juni 1920 auf eigenen Wunsch mit dem Charakter eines Hauptmanns aus dem aktiven Militardienst verabschiedet Im Polizeidienst BearbeitenBotho Elster war von 1920 bis 1924 Polizeihauptmann bei der Schutzpolizei in Hannover Er wurde 1924 nach Altona und 1925 nach Hildesheim versetzt 1926 wurde er nach Wesermunde versetzt wo er bis 1932 als Fuhrer einer Polizeibereitschaft tatig war Zwischenzeitliche Bewerbungen um eine Versetzung nach Berlin und eine Abordnung als Ausbilder zur chilenischen Polizei blieben erfolglos Nach einem Lehrgang an der Hoheren Polizeischule in Eiche wurde Elster im Marz 1932 zum Polizeimajor befordert und als Sachverstandiger fur das Polizeiwesen zum Volkerbund nach Genf geschickt Elster kehrte nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten 1933 zuruck Er war zunachst bei der Technischen Polizeischule Berlin und wurde dann als Leiter der Abteilung Fremde d h nichtpreussische Polizeien in das Reichsministerium des Innern abgeordnet Im Marz 1935 heiratete Botho die 13 Jahre jungere Richterstochter Gisela Riehl die er auf einem Faschingsball kennengelernt hatte Wenige Monate ubernahm die Wehrmacht im Rahmen ihrer Aufrustung fur den Zweiten Weltkrieg die Landespolizei und Elster wurde dadurch erneut Heeresoffizier Dienst in der Wehrmacht BearbeitenIm Herbst 1935 wurde Botho Elster zum Kommandeur der Panzerabwehrabteilung 3 in Frankfurt an der Oder ernannt ein Jahr spater erfolgte seine Beforderung zum Oberstleutnant 1938 nahm er mit seiner Abteilung an der Besetzung des Sudetenlandes teil ehe er im Zuge der alljahrlichen Heeresvermehrung zum Kommandeur des Panzer Regiments 8 ernannt und in die Panzerkaserne Boblingen versetzt wurde wo auch sein Sohn Welf Botho geboren wurde Kurz vor Kriegsbeginn wurde Elster im August 1939 noch zum Oberst befordert Zweiter Weltkrieg BearbeitenMit dem Panzer Regiment 8 der 10 Panzer Division nahm Elster im September 1939 als Reserve der Heeresgruppe Nord am Uberfall auf Polen teil Der Kommandierende General des XIX Armeekorps General der Panzertruppe Heinz Guderian sprach ihm fur seinen Beitrag zur Einnahme der Festung Brest Litowsk seine Anerkennung aus Auch wahrend des Westfeldzuges im Fruhjahr 1940 befehligte er sein Regiment Als sich im Fruhjahr 1941 abzeichnete dass das Panzer Regiment 8 als Teil des neu zu bildenden Afrikakorps nach Libyen verlegt werden sollte bat Elster unter Verweis auf ein durch seine Verwundung im Ersten Weltkrieg hervorgerufenes Zahnleiden um seine Ablosung und liess sich fur tropendienstuntauglich erklaren Er erhielt nun das Kommando uber die aus franzosischen Beutepanzern gebildete Panzer Brigade 101 spater uber die Panzer Brigade 100 Im Marz 1943 zum Generalmajor befordert wechselte er in eine Stabsverwendung und diente fur ein knappes Jahr als Feldkommandant in Marseille wo er im Herbst an der Entwaffnung der abgefallenen italienischen Truppen Fall Achse beteiligt war Von hier aus wurde Elster im April 1944 ebenfalls als Feldkommandant nach Mont de Marsan in Aquitanien unweit der spanischen Grenze in den Pyrenaen versetzt Die Kapitulation von Beaugency BearbeitenDie Landung der alliierten Truppen in der Normandie am D Day dem 6 Juni 1944 anderte die Situation an der Westfront grundlegend Aber erst nach dem Durchbruch der amerikanischen Truppen bei Avranches und der Landung der Alliierten in Sudfrankreich am 15 August 1944 erlaubte Hitler den deutschen Besatzungstruppen an der Atlantikkuste den Ruckzug Ende August 1944 mussten die deutschen Truppen grosstenteils zu Fuss den Ruckzug von den Pyrenaen durch das ganze bisher besetzte Frankreich antreten Elster der bereits beim Abmarsch die sinnlose Zerstorung von Gebauden und Kraftwerken verweigert hatte bildete dabei mit etwa 25 000 Mann die Nachhut Sein kaum noch kampffahiger Verband wurde oft von US amerikanischen Jagdbombern und von Kampfern der franzosischen Resistance angegriffen Nach zwei Wochen qualvollen Marschierens riss in Mittelfrankreich der Kontakt zu den anderen deutschen Truppen ab ausserdem musste befurchtet werden dass eine Uberquerung der Loire vor dem Eintreffen von US Truppen nicht mehr moglich sein wurde Um weiteres Blutvergiessen zu verhindern entschloss Elster sich daher zur Kapitulation seiner Truppen die sich zu dieser Zeit im Gebiet zwischen Issoudun und Chateauroux befanden Vermittelt durch Resistance Mitglieder nahm Elster Kontakt zu den Amerikanern auf und handelte die Bedingungen aus Da Elster der Resistance sehr misstraute wurde ihm gestattet die Bewaffnung bis zur endgultigen Ubergabe zu behalten Nach einem letzten mehrtagigen Marsch nach Norden ergab sich Elster am 16 September 1944 mit 18 850 Soldaten und 754 Offizieren auf der Loire Brucke von Beaugency formell dem US General Robert C Macon von der 83rd Infantry Division Dafur wurde er am 7 Marz 1945 kurz vor dem Kriegsende vom 1 Senat des Reichskriegsgerichts unter Leitung von Generalrichter Erich Lattmann in Torgau wegen gefahrlicher und falsch verstandener Menschlichkeit in Abwesenheit zum Tode verurteilt Elster war einer von wenigen ranghohen deutschen Offizieren die im Entnazifizierungsverfahren als unbelastet eingestuft wurden Erst am 28 Mai 1998 beschloss der Bundestag das Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege Mit diesem Gesetz wurden Millionen Urteile aufgehoben die zur Durchsetzung oder Aufrechterhaltung des nationalsozialistischen Unrechtssystems aus politischen militarischen rassischen religiosen oder weltanschaulichen Grunden ergangen sind darunter auch das gegen Elster 1 Gefangenschaft und letzte Lebensjahre BearbeitenNach einem kurzen Zwischenaufenthalt in England kam Botho Elster im Oktober 1944 in das Kriegsgefangenenlager in Clinton Mississippi Dort war er wegen seiner Kapitulation zunachst Anfeindungen von Seiten nationalsozialistisch gesinnter Offiziere ausgesetzt wurde aber nach wenigen Wochen von einem eigens eingesetzten Ehrenrat unter Vorsitz des Generals der Infanterie Erwin Vierow von jeglichem unehrenhaften Fehlverhalten freigesprochen Im April 1945 wurde Elster in das Lager Dermott Arkansas verlegt Von dort kehrte er im Marz 1946 nach Europa zuruck wurde jedoch erst im Februar 1947 nach weiteren Aufenthalten in Belgien und in Munster endgultig aus der Kriegsgefangenschaft entlassen Seine letzten Lebensjahre verbrachte Elster wieder in seiner ehemaligen Kommandeursvilla in Boblingen von wo aus er sich um seine Rehabilitation im Entnazifizierungsverfahren 2 bemuhte und durch das Ubersetzen von Klassikern der Weltliteratur seinen Lebensunterhalt bestritt Eine ihm angebotene Mitarbeit am Aufbau des neugebildeten Bundesgrenzschutzes lehnte er ab Elster starb 1952 im Alter von 58 Jahren in Boblingen an einem Herzinfarkt Auszeichnungen BearbeitenEisernes Kreuz 1914 II Klasse am 9 September 1914 Eisernes Kreuz 1914 I Klasse am 9 April 1916 Hanseatenkreuz Hamburg am 20 Juli 1917 Braunschweiger Kriegsverdienstkreuz I Klasse am 3 Juli 1918 Ritterkreuz des Koniglichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 16 August 1918Film BearbeitenDer Hessische Rundfunk und Arte produzierten im Jahre 2003 eine Fernsehdokumentation Barbara Dickenberger Mike Conant Deutschland 2003 Ein deutscher Held Die Kapitulation des Botho Henning Elster Sie wurde u a am 21 Januar 2004 ausgestrahlt Literatur BearbeitenDermot Bradley Karl Friedrich Hildebrand Die Generale des Heeres 1921 1945 Band 3 Dahlmann Fitzlaff Biblio Verlag Osnabruck 1994 Welf Botho Elster Die Grenzen des Gehorsams Das Leben des Generalmajors Botho Henning Elster in Briefen und Zeitzeugnissen Olms Georg AG Hildesheim 228 Seiten 27 Abbildungen 2005 ISBN 3 487 08457 0 Peter Lieb Konventioneller Krieg oder NS Weltanschauungskrieg Kriegfuhrung und Partisanenbekampfung in Frankreich 1944 43 Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte herausgegeben vom Institut fur Zeitgeschichte Band 69 R Oldenbourg Verlag Munchen 2007 Ruckzug der Marschgruppen S 455 462 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Botho Henning Elster im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Peter Badenhop Schilderung des Ruckzugs und der Ubergabe aus Frankfurter Allgemeine Zeitung 15 September 2004 Nr 215 S 7 Roland Giraud damals 17 Jahre berichtet als Augenzeuge ausfuhrlich frz Einzelnachweise Bearbeiten Verspatete Gerechtigkeit 2009 Memento vom 2 Februar 2014 im Internet Archive Staatsarchiv Ludwigsburg EL 902 4 Bu 2845 Normdaten Person GND 128935340 lobid OGND AKS LCCN n91065738 VIAF 211400974 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Elster Botho HenningKURZBESCHREIBUNG deutscher Generalmajor im Zweiten WeltkriegGEBURTSDATUM 17 Mai 1894GEBURTSORT Steglitz Landkreis TeltowSTERBEDATUM 24 Juni 1952STERBEORT Boblingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Botho Henning Elster amp oldid 239214427