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Beuteturken waren osmanische Kriegsgefangene wahrend der so genannten Turkenkriege welche im 17 und 18 Jahrhundert nach Deutschland verschleppt und vollstandig assimiliert wurden Ludwig Maximilian Mehmet von Konigstreu sogenannter Beuteturke dessen Familie 1716 in den Reichsadelsstand erhoben wurde Olgemalde von Sir Godfrey Kneller im Kloster Barsinghausen Inhaltsverzeichnis 1 Turkenkriege 2 Assimilation 3 Kulturelle Einflusse 4 Bekannte Beuteturken 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseTurkenkriege BearbeitenSchon seit dem Untergang des Byzantinischen Reiches bzw der Eroberung von Konstantinopel im Jahre 1453 durch Sultan Mehmet II spatestens aber mit der ersten Belagerung von Wien im Jahre 1529 durch Sultan Suleyman I galt das islamische Osmanische Reich als ernste Bedrohung des Abendlandes Auf dem Hohepunkt seiner Expansionsphase Mitte des 17 Jahrhunderts versuchte das Osmanische Reich die Habsburger vernichtend zu schlagen und belagerte Wien erneut Die Befreiung Wiens am 12 September 1683 durch eine Koalitionsarmee von Venezianern Sachsen Bayern und Polen Litauen sowie Kaiserlich Habsburgern bedeutete eine Wende in den militarisch politischen Beziehungen zwischen Habsburgern und Osmanen Die Rettung Wiens wurde als Triumph des Christentums uber den Islam gedeutet In den Jahren darauf gelangen den Habsburgern weitere Ruckeroberungen 1685 fiel die Festung Neuhausel 1686 Budapest 1687 Mohacs und schliesslich 1688 Belgrad Wahrend der Turkenkriege standen sich beide Seiten an Brutalitat und Gewalt in nichts nach So berichtet der Turkenlouis Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden seinem Kaiser die entscheidende Schlacht bei Novi Slankamen vom 19 August 1691 habe ein gross blut gekostet und alss dass nicht glaube dass in diessen seculo ein scherffers und blutigers gefecht vorbeygangen 1 Hatten die Osmanen schon die Kinder der eroberten Gebiete verschleppt und umerzogen zu den Janitscharen so deportierten die hoheren Range der Militars der Siegermachte nun ihrerseits die kraftigsten Beuteturken und schonsten Beuteturkinnen als Kriegsgefangene in die einzelnen Residenzen vor allem in Suddeutschland In Stuttgart Heidelberg und Munchen fanden sich Hunderte osmanische Kriegsgefangene als Hoflakaien Auch in Hannover und Berlin findet man ihre Spuren Bei den heimkehrenden Turkenstreitern war es ublich neben anderen Beutestucken Menschen als lebendige Beute und Trophae zu versklaven vielfach zu dem Zweck sie nach der Ruckkehr einem Patron oder Herren zu schenken oder zu verkaufen um sich einen sozialen Vorteil zu verschaffen In den Kreisen der Fursten und des hoheren Adels war es zu jener Zeit ein wichtiges Prestigemerkmal den eigenen Hofstaat mit exotisch gekleideten jungen Turken zu schmucken Diese fuhrten als Lakaien und Zofen ein relativ angenehmes Leben Die Zeit des Barock bevorzugte das Exotische zu den Chinoiserien und Hofmohren an den Hofen gesellten sich nun die Turquerien Ein literarisches Beispiel dafur ist die Ernennung von Monsieur Jourdain zum Mamamouchi zum Abschluss der Ballettkomodie Der Burger als Edelmann von Moliere und Jean Baptiste Lully Assimilation Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst nbsp Hier ruht in Gott Carl Osman ward geb in Constantinopel 1655 vor Belgrad gefangen 1688 zu Rugland getauft 1727 in Diensten gestanden 47 Jahr starb 1735 alt 80 Jahr Der anfangliche Status als Sklaven wandelte sich schnell in Patronage Beziehungen von quasi familiarem Charakter Der Entlassung in die Freiheit und Einburgerung der verschleppten Turken war ein Integrationskonzept vorgeschaltet welches nach Erlernen von Teutsche Sprache und Haubtstucke der Christlichen Lehre in die Konversion vom Muslimen zum Christen mundete Meist erfolgte die Christianisierung in den ersten vier Jahren teilweise dauerte es Jahrzehnte So konvertierte ein achtzigjahriger turkischer Offizier mit Namen Carl Osman erst 37 Jahre nach seiner Gefangennahme 2 Nach dem Prinzip Cuius regio eius religio dekretierte der Landesvater die Religionszugehorigkeit seiner leibeigenen Untertanen so dass viele von ihnen getauft 3 wurden Nach der Taufe verdingten sich die meisten der ehemaligen Muslime als Personal beim ehemaligen Besitzer Schon in der ersten Generation erreichten Beuteturken Vertrauensstellungen wie Steuereintreiber Stadthauptmann oder Landvogt nbsp An der 1949 neu gebauten Aussenmauer der St Petri Kirche in Hannover Dohren aufgerichtete Grabplatte fur Johann Ludewig Mehmet von Konigstreu 1709 1775 Die meisten heirateten in den deutschen Mittelstand und hatten Kinder manche schafften den Sprung in hohere Kreise Fatima getauft Maria Aurora war Matresse von August dem Starken und Ehefrau seines Kammerdieners Johann Georg Spiegel Augusta Marianna Colestine Fatme wurde durch Heirat zur Grafin Castell siehe unten Der Kurfurst von Hannover Georg I bewog den Kaiser dazu seinen Kammerdiener als Mehmet von Konigstreu in den Adelsstand zu erheben liess ihn also mit einem vererbbaren Adelstitel ausstatten Kulturelle Einflusse BearbeitenDer kulturelle Austausch im Zusammenhang mit Beuteturken und Turkenbeute zeigte sich vor allem im Kunsthandwerk im Sinne des alla turca So zeugen die reizvollen Geschmeide der Turquerien die neue Figurenwelt in der Porzellankunst und der Goldschmiedekunst von einer Bereicherung Ebenso die Anlage des Turkischen Gartens im Schloss Schwetzingen und der darauf folgende kostspielige Bau der Turkischen Moschee Ehemalige Militarmusikanten fanden Aufnahme in den furstlichen Militarkapellen und bereicherten die abendlandische Musik um das bislang unbekannte Instrumentarium der Janitscharenmusik Wolfgang Amadeus Mozart brachte die neuen Dimensionen der Klangwelt der zu seiner Zeit hochgeschatzten Turkenoper 1781 mit Die Entfuhrung aus dem Serail zu hochster kunstlerischer Reife Das Gefallen an dekorativen Flachenfullungen im Sinne des horror vacui in der Malerei zeugt ebenfalls von den neuen Einflussen Ebenfalls pragend war die Ornamenttechnik der islamischen Kunst Blumen wie Rose Nelke Hyazinthe und Tulpe sind turkische Importerzeugnisse Als Blumengefilde des Paradieses schmuckten diese Blumen symbolisch das Kriegsgerat um den Eingang des gefallenen Kriegers des Islam im heiligen Krieg dschihad als Martyrer Schahid zu verdeutlichen Ebenso fanden das typisch osmanische Drachen und Wolkenbandornament Eingang in die deutsche Kunst Nikolaus Strauss fuhrte 1697 in Wurzburg das erste Kaffeehaus ein Bekannte Beuteturken BearbeitenDie Forschung ist bislang unvollstandig sie umfasst mehrere hundert Namen die aus Grabsteinen und kirchlichen Chroniken uberliefert sind Bekannte Namen ehemaliger Beuteturken sind unter anderem Leopold Freiherr von Zungaberg 1641 1706 4 Sadok Seli Soltan vermutlich turkisch Mehmet Sadik Selim Sultan auch Johann es Soldan um 1270 1328 es wird davon ausgegangen dass er zu Johann Wolfgang von Goethes Vorfahren zahlt Er gilt auch als der erste urkundlich bekannte turkische Deutsche Des Weiteren ist er auch der Vorfahre und Namensgeber der deutschen Familie Soldan zu denen die Nachfahren Hans Soldan und Carl Soldan gehoren Das deutsche Traditionsunternehmen Dr C Soldan GmbH tragt ebenso seinen Namen Friedrich Aly Kammerturke von Friedrich III von Brandenburg Kartauserpater Josephus in Hildesheim Bernhard Aly der bei seiner Taufe den Namen Weissenburg erhielt deutscher Name seiner Heimatstadt Belgrad trat 1708 in den Kartauserorden ein und war noch 1758 unter dem Ordensnamen Pater Josephus in der Kartause Hildesheim nachweisbar 5 Ludwig Maximilian Mehmet von Konigstreu Fatme 1664 1755 angeblich Tochter eines Pascha wurde 1686 bei der Einnahme der Stadt Ofen von Hermann von Baden Baden 6 in seinen Schutz genommen Er liess sie in der christlichen Religion unterweisen und als Augusta Marianna Colestine Fatme taufen Spater wurde sie an seinen Neffen Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden Baden und schliesslich an den Grafen Friedrich Magnus zu Castell Remlingen 1646 1717 7 weitergereicht Der Graf stand mit Fatme zunachst in einem ausserehelichen Liebesverhaltnis und lebte ungefahr seit 1703 zumindest zeitweise mit ihr in Augsburg zusammen 1714 heiratete er sie nachdem seine erste Ehefrau verstorben war Nach dem Tod des Grafen 1717 versuchten dessen Verwandte die Gultigkeit der Ehe anzufechten und ihr das Erbe streitig zu machen was jedoch nicht gelang Im Kampf um ihr Recht ging Fatme bis vor den Kaiser und erhielt dabei Unterstutzung durch Theresia die Gattin des Kurfursten Maximilian II Emanuel von Bayern Ihren Lebensabend verbrachte sie in einem Kloster am Bodensee und verstarb 1755 hochbetagt in Markdorf 8 Maria Aurora Spiegel Lebensdaten unbekannt genannt Fatima moglicherweise eigentlich Emini nach eigenem Bekunden geborne von Kahrimann 9 wurde 1685 wahrend der Ruckeroberung der Festung Neuhausel von einem Baron Eschen aufgegriffen nach Schweden gebracht und an den Grafen Philipp Christoph von Konigsmarck abgegeben Dieser schenkte sie seiner Schwester Aurora von Konigsmarck die ihre Taufpatin wurde sie als Pflegetochter behandelte und 1694 an den sachsischen Hof nach Dresden mitnahm Zwischen 1701 und 1706 unterhielt der Kurfurst von Sachsen und Konig von Polen August der Starke mit ihr eine Beziehung aus der zwei Kinder hervorgingen die er 1724 anerkannte der spatere kursachsische Feldmarschall Friedrich August Rutowski und Maria Aurora Grafin Rutowska 10 Nikolaus Strauss Johann Ernst Nicolauss Strauss turkisch Mehmet Sadullah Pascha er war ein turkischer bzw osmanischer Offizier und derjenige der 1697 in Wurzburg mit furstbischoflicher Genehmigung eines der ersten Kaffeehauser in Deutschland eroffnete 11 Er war am 24 Juni 1695 in der Kirche des Wurzburger Juliusspitals getauft worden 12 Christian Joseph Borgk turkisch Yussuf Theologe 13 Friedrich Karl Wilhelm Benedict Sophia Wilhelmina Kayserin Carl Osman 1655 1735 14 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Muslime in HannoverLiteratur BearbeitenHans Joachim Bottcher Die Turkenkriege im Spiegel sachsischer Biographien Gabriele Schafer Verlag Herne 2019 ISBN 978 3 944487 63 2 S 229 244 XIII Turken zu historischer Zeit in Sachsen Joseph von Hammer Purgstall Geschichte des Osmanischen Reiches Band 3 Vom Regierungsantritte Murad des Vierten bis zum Frieden von Carlowicz 1623 1699 2 verbesserte Ausgabe Hartleben Pesth 1835 S 725ff Hartmut Heller Um 1700 Seltsame Dorfgenossen aus der Turkei Minderheitsbeobachtungen in Franken Kurbayern und Schwaben In Hermann Heidrich u a Hrsg Fremde auf dem Land Verlag Frankisches Freilandmuseum Bad Windsheim 2000 ISBN 3 926834 43 9 Schriften Suddeutscher Freilichtmuseen 1 S 13 44 Hartmut Heller Das Nurnberger Restaurant Alla Turca und was ihm vorausging Beuteturken des 16 17 Jahrhunderts In Hartmut Heller Neue Heimat Deutschland Aspekte der Zuwanderung Akkulturation und emotionalen Bindung Erlangen 2002 S 265 274 Philipp Roeder von Diersburg Des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden Feldzuge wider die Turken grosstentheils nach bis jetzt unbenutzten Handschriften Band 2 Muller Karlsruhe 1842 S 385 Faruk Sen Hayrettin Aydin Islam in Deutschland Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 47606 6 S 10 12 Eva Verma Beuteturken In wo du auch herkommst Binationale Paare durch die Jahrtausende Dipa Frankfurt 1993 ISBN 3 7638 0196 0 S 47 56 auch einiges in Hofmohren ebd S 73 ff Zdislaw Zygulski jr Turkish Trophies in Poland and the Imperial Ottoman Style In Armi antiche Numero speciale per il 6 congresso dell associazione internazionale dei musei d armi e di storia militare Accademia di S Marciano Turin 1972 S 26 66 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Beuteturken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Osmanen in Suddeutschland Ausstellung Zuwanderungsland Deutschland Migrationen 1500 2000 des Deutschen Historischen Museums Hartmut Heller Carl Osman und das Turkenmariand Die Zeit 4 September 2003 Fremd in Franken Beuteturken ZUM UnterrichtenEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Petrasch Die Karlsruher Turkenbeute Memento des Originals vom 21 Juni 2007 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www tuerkenbeute de Website des Virtuellen Museums Karlsruher Turkenbeute PDF S 2 Turkentaufen um 1700 ein vergessenes Kapitel der frankischen Bevolkerungsgeschichte von Hartmut Heller frankenland frankonia uni wuerzburg de Hartmut Heller Turkentaufen um 1700 ein vergessenes Kapitel der frankischen Bevolkerungsgeschichte In Hartmut Heller Gerhard Schrottel Glaubensfluchtlinge und Glaubensfremde in Franken Wurzburg 1987 S 255 272 Gedachtnis des Landes Freiherr Leopold von Zungaberg Pascha Mehmed Csonkabeg Niederosterreichische Museum BetriebsgesmbH abgerufen am 9 Oktober 2017 Muhammad Salim Abdullah Geschichte des Islams in Deutschland Verlag Styria Graz Wien Koln 1981 S 19 ISBN 3 222 11352 1 Arthur Kleinschmidt Hermann Markgraf von Baden In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 12 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 120 122 Prosper Graf zu Castell Castell Castell Remlingen Friedrich Magnus Graf zu In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 171 f Digitalisat August Sperl Castell Bilder aus der Vergangenheit eines deutschen Dynastengeschlechtes Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart und Leipzig 1908 S 416 422 Walter von Botticher Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Guter 1635 1815 Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften Gorlitz 1912 S 899 900 Digitalisat PDF 0 55 MB Friedrich August Freiherr o Byrn Zur Lebensgeschichte des Grafen Friedrich August Rutowski in Karl von Weber Hrsg Archiv fur die Sachsische Geschichte Neue Folge Zweiter Band Verlag von Bernhard Tauchnitz 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