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Der Basaltsteinbruch Weitendorf ist ein Steinbruch in den Marktgemeinden Wildon und Dobl Zwaring im osterreichischen Bundesland Steiermark Das Basaltvorkommen geht auf den Vulkan von Weitendorf einen mittelmiozanen Schildvulkan zuruck Bekanntheit erlangte er als Minerallagerstatte und Fundort zahlreicher Fossilien Teile des Steinbruchs sind seit 1985 als Naturdenkmal ausgewiesen Basaltsteinbruch Weitendorf 2018 mit Splittbrecher und Sortieranlage Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Vulkan von Weitendorf 2 1 Geologie 2 2 Mineralogie und Palaontologie 3 Geschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Umgebung BearbeitenDer Steinbruch liegt im unteren Kainachtal am Sudende des Kaiserwaldes Die Steinbruchoberkante direkt an der Weitendorferstrasse L603 befindet sich auf einer Seehohe von 305 m u A am linken Flussufer An dieser Stelle weist das sudseitig vom Steinbruchriegel 369 m begrenzte Tal vor seiner Mundung ins Grazer Feld eine geologisch bedingte Verengung gegenuber dem breiten Kainachboden flussaufwarts auf Die namensgebende Ortschaft Weitendorf bis Ende des Jahres 2014 eine eigenstandige Gemeinde gehort zur Marktgemeinde Wildon und liegt gut 1 km ostlich des Basaltbruchs Etwa 700 m nordwestlich des Steinbruchrandes befindet sich die Ortschaft Steindorf deren Name vermutlich in Zusammenhang mit dem Basaltvorkommen steht 1 2 Die Landeshauptstadt Graz ist rund 19 km entfernt Vulkan von Weitendorf BearbeitenGeologie Bearbeiten nbsp Weitendorfer Basalt als Steindorfer Stein 2000 bei Steindorf gesetztVor etwa 18 Mio Jahren begann sich das Steirische Becken im Zuge tektonischer Prozesse zu senken Mit der fortschreitenden Absenkung drang das Wasser der Paratethys von Sudosten her in das Becken ein und es bildete sich eine Meeresbucht mit aktivem Vulkanismus Erdbeben und am Meeresgrund auftretende heisse Quellen liessen glutflussiges Magma durch Spalten und Klufte an die Erdoberflache gelangen und den Meeresboden um Weitendorf und Wundschuh auf einer Flache von 10 km mit einer bis zu 40 m machtigen Basaltdecke uberziehen Der Vulkan dessen Existenz erstmals in den 1830er Jahren vermutet wurde war nur kurze Zeit aktiv und verzeichnete nur wenige Ausbruche Wie auch in der Oststeiermark wird die Krustenausdunnung am Rand des Pannonischen Beckens bei gleichzeitiger Emporhebung der Alpen als Ausloser angenommen Mithilfe der Radiometrie konnte ein Alter von 14 5 bis 15 Mio Jahren ermittelt anhand der dunnflussigen Lava ahnlich der hawaiianischen Vulkane der Typus Schildvulkan bestimmt werden 3 Eine Folgeerscheinung des Vulkanismus ist die anerkannte Heilquelle Sauerbrunn bei Hengsberg 4 nbsp Schichtfolge im SteinbruchDer Weitendorfer Basalt ist genau genommen ein kaliumbetonter basaltischer Trachyandesit Shoshonit Feld S2 im TAS Diagramm 5 Dieses dunkelgraue bis schwarze Eruptivgestein bildet die unteren zwei Drittel der Steinbruchwand und zeigt teilweise eine saulige Absonderung die Oberflache ist 2 bis 3 m tief kugelig verwittert Das Hangende bilden blaugraue Mergel und Sande des unteren Badeniums die wiederum 4 bis 5 m machtig von den eiszeitlichen Schottern und Lehmen der Kaiserwaldterrasse uberlagert werden Unter dem Basalt befindet sich eine Schicht fossilfuhrender ebenso unterbadenischer Tonmergel die erstmals im Zuge der Tieferlegung der Steinbruchsohle in den 1950er Jahren freigelegt wurde 3 5 Mineralogie und Palaontologie Bearbeiten Funde besonders formschoner und farbenprachtiger Minerale sowie seltener Fossilien brachten dem Weitendorfer Vulkan unter Wissenschaftlern und Mineralsammlern ab dem fruhen 20 Jahrhundert 5 internationales Renommee ein Durch schnelles Erstarren der Lava unter Wasser und dem daraus resultierenden Gasverschluss entstanden Geoden im Basalt die durch eine reichhaltige Mineralfuhrung charakterisiert sind An den Wanden bildeten sich aus wassrigen Mischphasen Kristalle verschiedener Karbonate sowie einiger Siliciumdioxid Modifikationen Sulfide und seltene Zeolithe Verschiedenfarbige Calcite und uber 10 cm lange Aragonite in Verbindung mit Chalcedon und oder Quarzkristallrasen waren ebenso von Interesse wie von Sepiolithfasern citrinfarbene Quarze gebanderte Achate und intensiv blau gefarbte Krusten von CT Opal mit kleinen darauf verteilten Pyritkristallen Letztere erhielten von Sammlern den Namen Weitendorfer Sternenhimmel Seltener aufgefunden wurden die Minerale Hyalit Klinoptilolith und Harmotom sowie in mikroskopischen Dosen Tief Cristobalit Pseudobrookit Granat Malachit Brochantit und Antlerit 3 Der Bereich zwischen Weitendorf Pols Preding und Gross Sankt Florian prasentierte sich im mittleren Miozan als tropische Lagune die durch die Mittelsteirische Schwelle vom offenen Meer abgeschirmt war Dadurch bestand ein Habitat fur Muscheln Schnecken Krabben und Seeigel In den Tonmergeln des Steinbruchs wurden uber 100 verschiedene Spezies nachgewiesen wovon die Turmschneckenart Turritella badensis in einem bis zu 50 cm machtigen Horizont geradezu gesteinsbildend auftritt Die Langschnabelschnecke Tibia dentata und die Flugelschnecke Strombus schrockingeri konnten osterreichweit nur in Weitendorf und Wetzelsdorf gefunden werden Ausserdem gelang mit einem Zahnfund der Nachweis der bis uber 15 m langen Riesenhaiart Otodus megalodon Die Fossilienfunde ermoglichten nicht nur eine biostratigraphische Einordnung der Gesteinsschichten in die Lageniden Zone des Badeniums Florianer Schichten sondern lieferten auch einen Beleg fur die Verbindung zwischen Paratethys und Indischem Ozean wo heute die nachsten Verwandten der versteinerten Arten leben 3 Geschichte BearbeitenFunde von Spinnwirteln belegen dass das Weitendorfer Basaltvorkommen bereits in der Jungsteinzeit aktiv genutzt wurde Ab dem 16 Jahrhundert erfolgte ein geregelter Steinbruchbetrieb wobei der Weitendorfer Basalt anfangs vor allem als Bau und Pflasterstein diente Wahrend in der naheren Umgebung etwa das Fundament des Schlosses Wildon aus dem Stein errichtet wurde war er in Graz als besonders abriebfestes Pflaster gefragt 3 nbsp Alte Steinbrechanlage an der L603 Holzbau mit Zyklon Staubabscheider1943 war der Steinbruch das grosste Basaltwerk Osterreichs 6 1977 wurde von der Bezirkshauptmannschaft Leibnitz eine betriebseigene Dieseltankanlage bewilligt sowie Bestimmungen zum Arbeitnehmerschutz erlassen 7 8 Zweimal kam es zu schweren Explosionen im Steinbruch 1972 explodierte das Sprengmitteldepot mit 227 kg Sprengstoff und uber 600 Sprengkapseln aus ungeklarten Grunden 1984 wurden zwei Einbrecher beim Versuch den Werkstresor mithilfe eines Schweissbrenners und Sauerstoffflaschen zu offnen getotet 9 Im selben Jahr wurde die Ernennung des Steinbruchs zum Naturdenkmal diskutiert Die Gemeinde Weitendorf sah darin die Chance eine geplante Mulldeponie der Stadt Graz zu verhindern forderte als Bedingung aber die Aufrechterhaltung des Steinbruchbetriebs 10 Im Marz 1985 stellte die BH schliesslich 0 6 ha im sudlichen Grubenbereich unter Denkmalschutz wobei verfugt wurde dass die fossilfuhrenden Tonmergel um zuganglich zu bleiben nicht verschuttet werden durfen 11 Die Berufung des Grazer Magistrats gegen den Bescheid wurde abgewiesen Der Steinbruch befindet sich seit 2019 nach Verkauf durch die Stadt Graz im Eigentum der Ecker Eckhofen Rohstoffverwertung GmbH 12 Verwendung findet der Weitendorfer Basalt als Edelsplitt Asphalt Zuschlagstoff und besonders verwitterungsresistenter Wasserbaustein 3 Literatur BearbeitenJulius Dreger Alter des Weitendorfer Basaltes In Verhandlungen der k k Geologischen Reichsanstalt 1902 1902 S 218 Online PDF Fritz Ebner amp Walter Graf Die Fauna von Weitendorf In Jahresbericht 1976 Landesmuseum Joanneum Graz 1977 S 157 183 Helmut Flugel Alois Hauser amp Adolf Papp Neue Beobachtungen am Basaltvorkommen von Weitendorf bei Graz In Sitzungsbericht der Akademie der Wissenschaften Math Naturwiss Kl Abt 1 161 Wien 1952 S 173 184 Online PDF Hartmut Hiden Der Vulkan von Weitendorf In Hengist Magazin Zeitschrift fur Archaologie Geschichte und Kultur der Mittelsteiermark Heft 2 2006 S 4 9 Online PDF Bernhard Krainer Sedimentation und Shoshonit von Weitendorf Badenien Steirisches Becken In Mitteilungen der Osterreichischen Geologischen Gesellschaft Band 80 Wien 1987 S 143 155 zobodat at PDF Hans Leitmeier Zur Altersfrage des Basaltes von Weitendorf in Steiermark In Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines fur Steiermark 46 1910 S 335 347 Online PDF Alois Sigmund Neuer Beitrag zur Kenntnis des Basalts von Weitendorf Steiermark und der Minerale in seinen Hohlraumen In Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines fur Steiermark 59 1923 S 76 87 Online PDF Alois Sigmund Zweiter Beitrag zur Kenntnis des Basalts bei Weitendorf Steiermark und der Minerale in seinen Hohlraumen In Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines fur Steiermark 62 1926 S 158 168 Online PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Basaltsteinbruch Weitendorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Vulkan von Weitendorf Infotafel Karl Philipp Geologische Info zu WeitendorfEinzelnachweise Bearbeiten Fritz Lochner von Huttenbach Steirische Ortsnamen Zur Herkunft und Deutung von Siedlungs Berg Gewasser und Flurbezeichnungen Grazer Vergleichende Arbeiten Leykam 2008 ISBN 978 3 7011 0116 0 S 123 Plakette am Steindorfer Stein Steindorf 2000 Foto a b c d e f Hartmut Hiden Der Vulkan von Weitendorf In Hengist Magazin Zeitschrift fur Archaologie Geschichte und Kultur der Mittelsteiermark Heft 2 2006 S 4 9 Online PDF abgerufen am 29 November 2018 Hilmar Zetinigg Die Mineral und Thermalquellen der Steiermark In Mitteilungen der Abteilung fur Geologie und Palaontologie am Landesmuseum Joanneum Heft 50 51 1992 93 S 186 188 zobodat at PDF a b c Herbert Paschinger Steiermark Steirisches Randgebirge Grazer Bergland Steirisches Riedelland Sammlung Geographischer Fuhrer Band 10 Gebruder Borntraeger Berlin Stuttgart 1974 ISBN 3 443 16006 9 S 146 Steirischer Basalt das harteste Gestein der Ostmark In Kleine Zeitung Ausgabe vom 16 August 1943 S 4 Bezirkshauptmannschaft Leibnitz Bescheid vom 6 Oktober 1977 GZ 4 Scha 4 1977 S 1 Bezirkshauptmannschaft Leibnitz Bescheid vom 6 Dezember 1977 GZ 4 Scha 10 1977 S 1 Doris Nager Gemeinde Weitendorf Eine wirtschaftsgeschichtliche Analyse Masterarbeit am Institut fur Wirtschafts Sozial und Unternehmensgeschichte der Universitat Graz 2009 S 18 u 21 Gemeinde Weitendorf Rundschreiben vom 26 Juli 1984 S 2 Bezirkshauptmannschaft Leibnitz Bescheid vom 4 Marz 1985 GZ 6 0 B 10 S 1 Grundbuch Bezirksgericht Leibnitz zu Einlagezahl 178 558 und 715 je Katastralgemeinde Weitendorf und Grundbuch Bezirksgericht Graz Ost zu Einlagezahl 186 221 250 252 276 347 und 445 je Katastralgemeinde Zwaring 46 895343 15 445406 Koordinaten 46 53 43 2 N 15 26 43 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Basaltsteinbruch Weitendorf amp oldid 238341519