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Der Atiyah Singer Indexsatz ist eine zentrale Aussage aus der globalen Analysis einem mathematischen Teilgebiet der Differentialgeometrie Er besagt dass fur einen elliptischen Differentialoperator auf einer kompakten Mannigfaltigkeit der analytische Index Fredholm Index eng verbunden mit der Dimension des Losungsraums gleich dem scheinbar allgemeineren aber einfacher zu berechnenden topologischen Index ist Dieser wird uber topologische Invarianten definiert Man kann also darauf verzichten den kompliziert zu ermittelnden analytischen Index auszurechnen Der Satz ist daher gerade fur die Anwendungen wichtig obwohl er eher das Abstrakte betont Viele andere wichtige Satze wie der Satz von Riemann Roch oder der Satz von Gauss Bonnet sind Spezialfalle Der Satz wurde 1963 von Michael Atiyah und Isadore M Singer bewiesen Sie erhielten dafur den Abelpreis 2004 Der Satz hat auch Anwendungen in der theoretischen Physik Inhaltsverzeichnis 1 Ein Zitat 2 Mathematische Praliminarien 3 Symbol eines Differentialoperators 4 Die beiden Indizes 4 1 Analytischer Index 4 2 Topologischer Index 5 Der Atiyah Singer Indexsatz Gleichheit der Indizes 6 Beispiele 6 1 Euler Poincare Charakteristik 6 2 Satz von Hirzebruch Riemann Roch 6 3 Signatursatz von Hirzebruch 6 4 A Geschlecht und der Satz von Rochlin 7 Geschichte 8 Beweistechniken 8 1 Pseudodifferentialoperatoren 8 2 Kobordismus 8 3 K Theorie 8 4 Warmeleitungsgleichung 9 Verallgemeinerungen 10 Literatur 11 Weblinks 12 Einzelnachweise und KommentareEin Zitat BearbeitenVorweg ein Zitat aus der offiziellen Wurdigung fur Atiyah und Singer zum Abelpreis 2004 Wissenschaftler beschreiben die Welt durch Grossen und Krafte die in Raum und Zeit veranderlich sind Die Naturgesetze werden oft durch Formeln fur deren Veranderungsrate ausgedruckt Differentialgleichungen genannt Solche Formeln konnen einen Index haben die Zahl der Losungen der Formeln minus der Zahl der Beschrankungen die diese den zu berechnenden Grossen auferlegen Der Atiyah Singer Indexsatz berechnet diesen Index aus der Geometrie des zugrundeliegenden Raumes Ein einfaches Beispiel liefert M C Eschers beruhmtes paradoxes Bild Aufsteigen und Absteigen in dem die Leute zwar die ganze Zeit aufsteigen sich aber dennoch im Kreis um den Schlosshof bewegen Der Indexsatz hatte ihnen gesagt dass das unmoglich ist Mathematische Praliminarien BearbeitenX displaystyle X nbsp ist eine glatte kompakte Mannigfaltigkeit ohne Rand E displaystyle E nbsp und F displaystyle F nbsp sind glatte Vektorbundel uber X displaystyle X nbsp D displaystyle D nbsp ist ein elliptischer Differentialoperator von E displaystyle E nbsp auf F displaystyle F nbsp Das heisst in lokalen Koordinaten wirkt er als Differentialoperator der glatte Schnitte des Vektorbundels E displaystyle E nbsp auf solche von F displaystyle F nbsp abbildet Symbol eines Differentialoperators Bearbeiten Hauptartikel Hauptsymbol Falls D displaystyle D nbsp ein Differentialoperator der Ordnung n displaystyle n nbsp in k displaystyle k nbsp Variablen x 1 x k displaystyle x 1 dotsc x k nbsp ist ist sein Symbol eine Funktion der 2 k displaystyle 2k nbsp Variablen x 1 x k y 1 y k displaystyle x 1 dotsc x k y 1 dotsc y k nbsp die dadurch gegeben ist dass man alle Terme von kleinerer Ordnung als n displaystyle n nbsp weglasst und x i displaystyle tfrac partial partial x i nbsp durch y i displaystyle y i nbsp ersetzt Das Symbol ist also homogen in den Variablen y displaystyle y nbsp vom Grad n displaystyle n nbsp Es ist wohldefiniert obwohl x i displaystyle tfrac partial partial x i nbsp nicht mit x i displaystyle x i nbsp kommutiert da nur der hochste Term behalten wurde und Differentialoperatoren bis auf niedrigere Terme kommutieren Der Operator wird elliptisch genannt falls das Symbol ungleich 0 ist wenn mindestens ein y displaystyle y nbsp ungleich 0 ist Beispiel fur n 2 displaystyle n 2 nbsp Der Laplaceoperator in k displaystyle k nbsp Variablen hat das Symbol y 1 2 y k 2 displaystyle y 1 2 dotsb y k 2 nbsp und ist somit elliptisch da es ungleich 0 ist wenn einer der y displaystyle y nbsp ungleich 0 ist Die Wellengleichung hat dagegen das Symbol y 1 2 y k 2 displaystyle y 1 2 ldots y k 2 nbsp das fur k 2 displaystyle k geq 2 nbsp nicht elliptisch ist Das Symbol verschwindet hier fur einige y displaystyle y nbsp ungleich 0 Das Symbol eines Differentialoperators der Ordnung n displaystyle n nbsp auf einer glatten Mannigfaltigkeit X displaystyle X nbsp ist ganz ahnlich definiert unter Benutzung lokaler Koordinatenkarten Es ist eine Funktion des Kotangentialbundels von X displaystyle X nbsp und ist homogen vom Grad n displaystyle n nbsp auf jedem Kotangentialraum Allgemeiner ist das Symbol eines Differentialoperators zwischen zwei Vektorbundeln E displaystyle E nbsp und F displaystyle F nbsp ein Schnitt des zuruckgezogenen Bundels Hom E F displaystyle operatorname Hom E F nbsp zum Kotangentialraum von X displaystyle X nbsp Der Differentialoperator heisst elliptisch wenn das Element von H o m E x F x displaystyle Hom E x F x nbsp fur alle Kotangential Vektoren ungleich 0 bei jedem Punkt x displaystyle x nbsp von X displaystyle X nbsp invertierbar ist Eine wichtige Eigenschaft elliptischer Operatoren ist dass sie fast invertierbar sind was eng damit verbunden ist dass ihre Symbole fast invertierbar sind Praziser bedeutet dies dass ein elliptischer Operator D displaystyle D nbsp auf einer kompakten Mannigfaltigkeit eine nicht eindeutige Parametrix D displaystyle D prime nbsp hat sodass sowohl D D 1 displaystyle DD 1 nbsp als auch dessen Adjungiertes D D 1 displaystyle D D 1 nbsp kompakte Operatoren sind Die Parametrix eines elliptischen Differentialoperators ist meistens kein Differential sondern ein Integraloperator allgemeiner ein elliptischer sog Pseudodifferentialoperator Eine wichtige Folge ist dass der Kern von D displaystyle D nbsp endlichdimensional ist da alle Eigenraume kompakter Operatoren endlichdimensional sind Die beiden Indizes BearbeitenAnalytischer Index Bearbeiten Hauptartikel Fredholm Index Da der elliptische Differentialoperator D displaystyle D nbsp eine Pseudoinverse hat ist er ein Fredholm Operator Jeder Fredholm Operator hat einen Index definiert als Differenz der endlichen Dimensionen des Kerns von D displaystyle D nbsp also der Losungen der homogenen Gleichung D f 0 displaystyle Df 0 nbsp und des Kokerns von D displaystyle D nbsp der einschrankenden Bedingungen an die rechte Seite inhomogene Gleichungen wie D f g displaystyle Df g nbsp oder aquivalent der Kern des adjungierten Operators D displaystyle D nbsp also index a n a l y t i s c h D dim Kern D dim Cokern D dim Kern D dim Kern D displaystyle operatorname index analytisch D dim operatorname Kern D dim operatorname Cokern D dim operatorname Kern D dim operatorname Kern D nbsp Beispiel fur n 1 displaystyle n 1 nbsp Angenommen die Mannigfaltigkeit sei ein Kreis als R Z displaystyle mathbb R mathbb Z nbsp gedacht und D displaystyle D nbsp der Operator d d x 2 p i l displaystyle textstyle frac mathrm d mathrm d x 2 pi i lambda nbsp fur eine komplexe Konstante l displaystyle lambda nbsp Das ist das einfachste Beispiel eines elliptischen Operators Dann ist der Kern von D displaystyle D nbsp also der auf null abgebildete Teil gleich dem von allen Termen der Form exp i 2 p l x displaystyle exp i2 pi lambda x nbsp aufgespannte Raum falls l Z displaystyle lambda in mathbb Z nbsp und gleich 0 in den anderen Fallen Beim Kern des adjungierten Operators wird l displaystyle lambda nbsp einfach durch sein Komplex konjugiertes ersetzt Bei diesem Beispiel hat D displaystyle D nbsp also den Index 0 wie bei selbstadjungierten Operatoren obwohl der Operator nicht selbstadjungiert ist Das Beispiel zeigt aber zugleich dass Kern und Kokern eines elliptischen Operators unstetig springen konnen falls man den elliptischen Operator so variiert dass die oben erwahnten anderen Falle erfasst werden Es gibt also selbst bei diesem einfachen Beispiel keine durch topologische Grossen ausgedruckte schone Formel fur den Index Da die Sprunge in den Dimensionen von Kern und Kokern aber gleich sind ist ihre Differenz der Index zwar nicht null andert sich aber stetig und kann durch topologische Grossen ausgedruckt werden Topologischer Index Bearbeiten Im Folgenden sei die kompakte Mannigfaltigkeit X displaystyle X nbsp zusatzlich n displaystyle n nbsp dimensional und orientierbar und T X displaystyle TX nbsp bezeichne ihr Tangentialbundel Ferner seien p 1 E X displaystyle p 1 colon E to X nbsp und p 2 F X displaystyle p 2 colon F to X nbsp zwei hermitesche Vektorbundel Der topologische Index des elliptischen Differentialoperators D G X E G X F displaystyle D colon Gamma X E to Gamma X F nbsp zwischen den Schnitten der glatten Vektorbundel E displaystyle E nbsp und F displaystyle F nbsp ist durch ch D Td X X displaystyle overline operatorname ch D operatorname Td X X nbsp gegeben Mit anderen Worten es handelt sich um den Wert der hochstdimensionalen Komponente der gemischten Kohomologieklasse mixed cohomology class ch D Td X displaystyle operatorname ch D operatorname Td X nbsp auf der fundamentalen Homologieklasse von X displaystyle X nbsp Dabei ist Td X Td T X C 1 c 1 T X 1 2 c 1 2 c 2 T X C 1 12 c 1 c 2 T X C 1 24 displaystyle operatorname Td X operatorname Td TX otimes mathbb C 1 c 1 TX cdot tfrac 1 2 c 1 2 c 2 TX otimes mathbb C cdot tfrac 1 12 c 1 c 2 TX otimes mathbb C cdot tfrac 1 24 ldots nbsp die sog Todd Klasse von X displaystyle X nbsp Mit c i T X C displaystyle c i TX otimes mathbb C nbsp wird die i te Chern Klasse des Bundels T X C displaystyle TX otimes mathbb C nbsp bezeichnet Ferner seien X displaystyle X nbsp die Fundamentalklasse von X displaystyle X nbsp undch D ϕ 1 ch d p 1 E p 2 F s D displaystyle overline operatorname ch D phi 1 operatorname ch d p 1 E p 2 F sigma D nbsp wobei ϕ H k X Q H n k B X S X Q displaystyle phi colon H k X mathbb Q to H n k B X S X mathbb Q nbsp der Thom Isomorphismus B X 3 T X 3 1 displaystyle B X xi in T X xi leq 1 nbsp das Einheitsball Bundel des Kotangentialbundels S X displaystyle S X nbsp dessen Rand ch displaystyle operatorname ch nbsp der Chern Charakter von der topologischen K Theorie K X displaystyle K X nbsp auf dem rationalen Kohomologiering H X Q displaystyle H X mathbb Q nbsp d p 1 E p 2 F s D displaystyle d p 1 E p 2 F sigma D nbsp das Differenz Element difference element von K B X S X displaystyle K B X S X nbsp zu den zwei Vektorbundeln p E B X displaystyle p E to B X nbsp und p F B X displaystyle p F to B X nbsp und dem Hauptsymbol s D displaystyle sigma D nbsp das ein Isomorphismus auf dem Unterraum S X displaystyle S X nbsp ist Das Objekt ch D displaystyle overline operatorname ch D nbsp kann aquivalent auch als der Chern Charakter des Indexbundels verstanden werden Eine andere Methode der Definition des topologischen Index nutzt systematisch die K Theorie Wenn X displaystyle X nbsp eine kompakte Untermannigfaltigkeit von Y displaystyle Y nbsp ist gibt es eine pushforward Operation von K T X displaystyle K TX nbsp nach K T Y displaystyle K TY nbsp Der topologische Index eines Elements von K T X displaystyle K TX nbsp ist als Bild dieser Operation definiert wobei Y displaystyle Y nbsp ein euklidischer Raum ist fur den K T Y displaystyle K TY nbsp auf naturliche Weise mit den ganzen Zahlen Z displaystyle mathbb Z nbsp identifiziert werden kann Der Index ist unabhangig von der Einbettung von X displaystyle X nbsp in den euklidischen Raum Der Atiyah Singer Indexsatz Gleichheit der Indizes BearbeitenD sei wieder ein elliptischer Differentialoperator zwischen zwei Vektorbundeln E und F uber einer kompakten Mannigfaltigkeit X Das Index Problem besteht in folgender Aufgabe Zu berechnen ist der analytische Index von D einzig unter Benutzung der Symbole sowie topologischer Invarianten der Mannigfaltigkeit und der Vektorbundel Der Atiyah Singer Indexsatz lost dieses Problem und besagt kurz und bundig Der analytische Index vonDist gleich dem topologischen Index Der topologische Index kann im Allgemeinen gut berechnet werden trotz seiner komplexen Formulierung und im Gegensatz zum analytischen Index 1 Viele wichtige Invarianten der Mannigfaltigkeit wie die Signatur konnen als Index bestimmter Differentialoperatoren und damit durch topologische Grossen ausgedruckt werden Obwohl der analytische Index schwer zu berechnen ist ist er zumindest eine ganze Zahl wahrend der topologische Index nach Definition auch rational sein konnte und Ganzheit keineswegs offensichtlich ist Der Indexsatz macht so auch fur die Topologie tiefliegende Aussagen Der Index eines elliptischen Operators verschwindet offensichtlich falls der Operator selbstadjungiert ist Auch bei Mannigfaltigkeiten ungerader Dimension verschwindet der Index bei elliptischen Differentialoperatoren es gibt aber elliptische Pseudodifferentialoperatoren deren Index bei ungeraden Dimensionen nicht verschwindet Beispiele BearbeitenEuler Poincare Charakteristik Bearbeiten Die Mannigfaltigkeit X displaystyle X nbsp sei kompakt und orientierbar E displaystyle E nbsp sei die Summe der geraden ausseren Produkte des Kotangentialbundels F displaystyle F nbsp die Summe der ungeraden ausseren Produkte D displaystyle D nbsp sei d d displaystyle d d nbsp eine Abbildung von E displaystyle E nbsp nach F displaystyle F nbsp Dann ist der topologische Index von D displaystyle D nbsp die Euler Poincare Charakteristik von X displaystyle X nbsp und der analytische Index ergibt sich aus dem Indexsatz als alternierende Summe der Dimensionen der De Rham Kohomologiegruppen Satz von Hirzebruch Riemann Roch Bearbeiten Hauptartikel Satz von Hirzebruch Riemann Roch Sei X displaystyle X nbsp eine komplexe Mannigfaltigkeit mit einem komplexen Vektorbundel V M displaystyle V to M nbsp Die Vektorbundel E displaystyle E nbsp und F displaystyle F nbsp sind die Summen der Bundel der Differentialformen mit Koeffizienten in V displaystyle V nbsp vom Typ 0 i wobei i displaystyle i nbsp gerade oder ungerade ist Der Differentialoperator D displaystyle D nbsp sei die Summe D displaystyle D overline partial overline partial nbsp eingeschrankt auf E displaystyle E nbsp wobei displaystyle overline partial nbsp der Dolbeault Operator und displaystyle overline partial nbsp sein adjungierter Operator ist Dann ist der analytische Index von D displaystyle D nbsp die holomorphe Euler Poincare Charakteristik von V displaystyle V nbsp index a D p 1 p dim H p X V displaystyle operatorname index a D sum p 1 p dim H p X V nbsp Der topologische Index von D displaystyle D nbsp ist durch index t D ch V Td X X displaystyle operatorname index t D operatorname ch V operatorname Td X X nbsp gegeben als Produkt des Chern Charakters von V displaystyle V nbsp und der Todd Klasse von X displaystyle X nbsp berechnet auf der Fundamentalklasse von X displaystyle X nbsp Gleichsetzen von topologischem und analytischem Index liefert den Satz von Hirzebruch Riemann Roch der den Satz von Riemann Roch verallgemeinert Tatsachlich bewies Hirzebruch den Satz nur fur projektive komplexe Mannigfaltigkeiten X displaystyle X nbsp in obiger Form gilt er allgemein fur komplexe Mannigfaltigkeiten Diese Ableitung des Satzes von Hirzebruch Riemann Roch kann auch naturlicher unter Verwendung des Indexsatzes fur elliptische Komplexe statt fur elliptische Operatoren abgeleitet werden Der Komplex sei durch 0 V V L 0 1 T X V L 0 2 T X displaystyle 0 to V to V otimes Lambda 0 1 T X to V otimes Lambda 0 2 T X ldots nbsp mit dem Differential displaystyle overline partial nbsp gegeben Dann ist die i displaystyle i nbsp te Kohomologiegruppe gerade die koharente Kohomologiegruppe H i X V displaystyle H i X V nbsp sodass der analytische Index dieses Komplexes die holomorphe Euler Charakteristik i 1 i dim H i X V displaystyle textstyle sum i 1 i dim H i X V nbsp ist Wie zuvor ist der topologische Index ch W Td X X displaystyle operatorname ch W operatorname Td X X nbsp Signatursatz von Hirzebruch Bearbeiten Hauptartikel Signatursatz von Hirzebruch Sei X displaystyle X nbsp eine orientierte kompakte glatte Mannigfaltigkeit der Dimension n 4 k displaystyle n 4k nbsp Der Signatur Satz von Hirzebruch besagt dass die Signatur s X displaystyle sigma X nbsp der Mannigfaltigkeit X displaystyle X nbsp durch das L Geschlecht L X displaystyle L X nbsp von X displaystyle X nbsp gegeben ist Das folgt aus dem Atiyah Singer Indexsatz angewandt auf den Signatur Operator Der Atiyah Singer Indexsatz besagt also in diesem Spezialfall s M p i n 2 M L M displaystyle sigma M pi i frac n 2 int M L M nbsp Diese Aussage wurde 1953 von Friedrich Hirzebruch mittels Kobordismustheorie bewiesen 2 3 A Geschlecht und der Satz von Rochlin Bearbeiten Das A Geschlecht ist eine rationale Zahl definiert fur eine beliebige Mannigfaltigkeit aber im Allgemeinen keine ganze Zahl Armand Borel und Friedrich Hirzebruch zeigten dass sie fur Spin Mannigfaltigkeiten ganz ist und gerade falls zusatzlich die Dimension kongruent 4 modulo 8 ist Das lasst sich aus dem Indexsatz folgern der dem A Geschlecht fur Spin Mannigfaltigkeiten den Index eines Dirac Operators zuweist Der Extrafaktor 2 in den Dimensionen die kongruent 4 modulo 8 sind kommt von der quaternionischen Struktur von Kern und Ko Kern des Diracoperators in diesen Fallen Als komplexe Vektorraume haben sie somit gerade Dimension also ist auch der Index gerade In der Dimension 4 folgt daraus der Satz von Rochlin dass die Signatur einer 4 dimensionalen Spin Mannigfaltigkeit durch 16 teilbar ist da dort die Signatur gleich dem 8 Fachen des A Geschlechts ist Geschichte BearbeitenDas Indexproblem fur elliptische Differentialoperatoren wurde 1959 von Israel Gelfand On Elliptic Equations in den Russian Mathematical Surveys 1960 gestellt Er bemerkte die Homotopieinvarianz des analytischen Index und fragte nach einer Formel fur den Index die nur topologische Invarianten enthalt Weitere Motivationen fur den Indexsatz waren der Satz von Riemann Roch und seine Verallgemeinerung das Hirzebruch Riemann Roch Theorem sowie der Signatursatz von Hirzebruch Hirzebruch und Borel hatten wie erwahnt die Ganzzahligkeit des A Geschlechts einer Spin Mannigfaltigkeit bewiesen und Atiyah schlug vor dass dies erklart werden konnte falls es der Index des vor allem in der Physik behandelten Dirac Operators ware In der Mathematik wurde dieser Operator 1961 von Atiyah und Singer wiederentdeckt Die erste Ankundigung wurde 1963 publiziert der dort skizzierte Beweis wurde aber nie publiziert erschien aber in dem Sammelband von Palais Der erste veroffentlichte Beweis benutzte statt Kobordismus Theorie die K Theorie die auch fur die folgenden Beweise diverser Verallgemeinerungen benutzt wurde 1973 gaben Atiyah Raoul Bott und Patodi einen neuen Beweis mit Hilfe der Warmeleitungsgleichung Diffusionsgleichung 4 Im Jahr 1983 gab Ezra Getzler mit Hilfe supersymmetrischer Methoden nach Ideen von Edward Witten und Luis Alvarez Gaume 5 6 einen kurzen Beweis des lokalen Indexsatzes fur Dirac Operatoren was die meisten Standardfalle umfasst Michael Francis Atiyah und Isadore Manual Singer wurden im Jahr 2004 fur den Beweis des Indexsatzes mit dem Abelpreis ausgezeichnet Beweistechniken BearbeitenPseudodifferentialoperatoren Bearbeiten Wahrend zum Beispiel Differentialoperatoren mit konstanten Koeffizienten im euklidischen Raum Fouriertransformationen der Multiplikationen mit Polynomen sind sind die entsprechenden Pseudodifferentialoperatoren Fouriertransformationen der Multiplikation mit allgemeineren Funktionen Viele Beweise des Indexsatzes benutzen solche Pseudodifferentialoperatoren da es fur viele Zwecke nicht genug Differentialoperatoren gibt Beispielsweise ist die Pseudoinverse eines elliptischen Differentialoperators fast nie ein Differentialoperator wohl aber ein Pseudodifferentialoperator Fur die meisten Versionen des Indexsatzes gibt es so eine Erweiterung auf Pseudodifferentialoperatoren Die Beweise werden durch die Verwendung dieser verallgemeinerten Differentialoperatoren flexibler Kobordismus Bearbeiten Der ursprungliche Beweis basierte wie der des Hirzebruch Riemann Roch Theorems durch Hirzebruch 1954 auf der Verwendung der Kobordismentheorie und benutzte ausserdem Pseudodifferentialoperatoren Die Idee des Beweises war grob wie folgt Man betrachte den durch die Paare X V displaystyle X V nbsp erzeugten Ring wo V displaystyle V nbsp ein glattes Vektorbundel auf einer glatten kompakten orientierbaren Mannigfaltigkeit X displaystyle X nbsp ist Die Summe und das Produkt in diesem Ring sei durch die disjunkte Vereinigung und das Produkt von Mannigfaltigkeiten gegeben mit entsprechenden Operationen auf den Vektorbundeln Jede Mannigfaltigkeit die Rand einer Mannigfaltigkeit ist verschwindet in diesem Kalkul Das Vorgehen ist wie in der Kobordismentheorie nur dass hier die Mannigfaltigkeiten auch Vektorbundel tragen Analytischer und Topologischer Index werden als Funktionen auf diesem Ring mit Werten in den ganzen Zahlen interpretiert Nachdem man uberpruft hat ob die so interpretierten Indices Ring Homomorphismen sind muss man ihre Gleichheit nur noch fur die Generatoren des Rings beweisen Diese ergeben sich aus Rene Thoms Kobordismentheorie z B komplexe Vektorraume mit dem trivialen Bundel und bestimmte Bundel uber Spharen gerader Dimension Der Indexsatz muss damit nur noch auf relativ einfachen Mannigfaltigkeiten betrachtet werden K Theorie Bearbeiten Der erste veroffentlichte Beweis von Atiyah und Singer nutzte K Theorie statt Kobordismen Sei i displaystyle i nbsp eine beliebige Inklusion kompakter Mannigfaltigkeiten von X displaystyle X nbsp nach Y displaystyle Y nbsp Dann kann man eine pushforward Operation i displaystyle i nbsp von elliptischen Operatoren auf X displaystyle X nbsp nach elliptischen Operatoren auf Y displaystyle Y nbsp definieren die den Index erhalt Nimmt man Y displaystyle Y nbsp als in X displaystyle X nbsp eingebettete Sphare reduziert sich der Indexsatz auf den Fall von Spharen Falls Y displaystyle Y nbsp eine Sphare ist und X displaystyle X nbsp ein in Y displaystyle Y nbsp eingebetteter Punkt dann ist jeder elliptische Operator auf Y displaystyle Y nbsp unter i displaystyle i nbsp das Bild eines elliptischen Operators auf dem Punkt Das reduziert den Indexsatz auf den Fall eines Punktes wo er trivial ist Warmeleitungsgleichung Bearbeiten Atiyah Raoul Bott und Vijay Kumar Patodi gaben einen neuen Beweis des Indexsatzes unter Verwendung der Warmeleitungsgleichung Wenn D displaystyle D nbsp ein Differentialoperator mit adjungiertem Operator D displaystyle D nbsp ist sind D D displaystyle D D nbsp und D D displaystyle DD nbsp selbstadjungierte Operatoren deren nicht verschwindende Eigenwerte dieselbe Vielfachheit besitzen Ihre Eigenraume zum Eigenwert null konnen aber verschiedene Vielfachheit besitzen da diese die Dimensionen der Kerne von D displaystyle D nbsp und D displaystyle D nbsp sind Der Index von D displaystyle D nbsp ist daher durch Index D dim Ker D dim Ker D Tr e t D D Tr e t D D displaystyle operatorname Index D dim operatorname Ker D dim operatorname Ker D operatorname Tr e t D D operatorname Tr e t DD nbsp gegeben fur beliebige positive t displaystyle t nbsp Die rechte Seite der Gleichung ist durch die Spur der Differenz der Kerne von zwei Warmeleitungsoperatoren gegeben Ihre asymptotische Entwicklung fur kleine positive t displaystyle t nbsp kann genutzt werden um den Grenzwert t displaystyle t nbsp gegen 0 zu bestimmen und so einen Beweis des Atiyah Singer Indexsatzes zu liefern Der Grenzwert kleiner t displaystyle t nbsp ist auf den ersten Blick ziemlich kompliziert da sich aber viele der Terme aufheben konnen die fuhrenden Terme explizit angegeben werden Ein tieferer Grund dafur dass sich viele der Terme aufheben wurde spater durch Methoden der theoretischen Physik geliefert und zwar durch die sog Supersymmetrie Verallgemeinerungen BearbeitenStatt mit elliptischen Operatoren zwischen Vektorbundeln ist es manchmal vorteilhafter mit einem elliptischen Komplex von Vektorbundeln zu arbeiten 0 E 0 E 1 E 2 E m 0 displaystyle 0 to E 0 to E 1 to E 2 to ldots to E m to 0 nbsp Der Unterschied liegt darin dass die Symbole nun eine exakte Sequenz bilden ausserhalb der Null Sektion Im Fall von genau zwei Bundeln ungleich Null im Komplex folgt daraus dass das Symbol ausserhalb des Null Schnittes ein Isomorphismus ist sodass ein elliptischer Komplex mit zwei Termen im Wesentlichen das gleiche wie ein elliptischer Operator zwischen zwei Vektorbundeln ist Umgekehrt kann der Indexsatz eines elliptischen Komplexes leicht auf den Indexsatz eines elliptischen Operators reduziert werden Die beiden Vektorbundel sind durch die Summe der geraden oder ungeraden Terme im Komplex gegeben und der elliptische Operator ist die Summe der Operatoren des elliptischen Komplexes und seiner Adjungierten eingeschrankt auf die Summe der geraden Bundel Hat die Mannigfaltigkeit einen Rand muss das Definitionsgebiet des elliptischen Operators eingeschrankt werden um einen endlichen Index sicherzustellen Diese Zusatzbedingungen konnen lokal sein und das Verschwinden der Schnitte der Vektorbundel auf dem Rand fordern oder komplexere globale Bedingungen die z B das Erfullen bestimmter Differentialgleichungen durch die Schnitte fordern Atiyah und Bott untersuchten den lokalen Fall zeigten aber auch dass viele interessante Operatoren wie der Signaturoperator keine lokalen Randbedingungen erlauben Atiyah Patodi und Singer fuhrten fur diese Falle globale Randbedingungen ein die dem Anhangen eines Zylinders an den Rand der Mannigfaltigkeit entsprechen und den Definitionsbereich auf solche Schnitte einschrankten die entlang des Zylinders quadratintegrabel sind Die Sichtweise wurde von Melrose in seinem Beweis des Atiyah Patodi Singer Indexsatzes verwendet Statt eines elliptischen Operators kann man ganze Familien betrachten parametrisiert durch einen Raum Y displaystyle Y nbsp In diesem Fall ist der Index ein Element der K Theorie von Y displaystyle Y nbsp statt einer ganzen Zahl und es gilt ein Familien Indexsatz Sind die Operatoren reell ist der Index in der reellen K Theorie von Y displaystyle Y nbsp was gegenuber der komplexen K Theorie manchmal einige Zusatzinformationen uber die Mannigfaltigkeit liefert Gibt es eine auf der kompakten Mannigfaltigkeit X displaystyle X nbsp erklarte Wirkung einer Gruppe G displaystyle G nbsp die mit dem elliptischen Operator kommutiert wird die gewohnliche K Theorie durch Aquivariante K Theorie ersetzt Atiyah Bott Man erhalt hier Verallgemeinerungen des Lefschetz Fixpunktsatzes wobei die Fixpunkte sich auf die unter G displaystyle G nbsp invarianten Untermannigfaltigkeiten beziehen Atiyah zeigte auch wie man den Indexsatz auf einige nicht kompakte Mannigfaltigkeiten erweitern kann falls auf ihnen diskrete Gruppen mit kompaktem Quotienten operieren Der Kern des elliptischen Operators ist in diesem Fall meist unendlichdimensional aber man kann einen endlichen Index unter Benutzung der Dimension eines Moduls uber einer Von Neumann Algebra erhalten Im Allgemeinen ist dieser Index reell statt ganzzahlig Dieses L2 Indextheorem wurde von Atiyah und Wilfried Schmid dazu benutzt Satze uber die diskreten Serien in der Darstellungstheorie halbeinfacher Liegruppen neu abzuleiten Asterisque Bd 32 Nr 3 1976 S 43 72 Literatur BearbeitenMichael Francis Atiyah Collected works Band 3 Index theory 1 Clarendon Press Oxford 1988 ISBN 0 19 853277 6 Abdruck der unten zitierten Arbeiten M F Atiyah I M Singer The index of elliptic operators on compact manifolds In Bulletin American Mathematical Society Bd 69 1963 ISSN 0273 0979 S 322 433 Ankundigung M F Atiyah R Bott A Lefschetz Fixed Point Formula for Elliptic Complexes I In Annals of Mathematics 2 Series Bd 86 No 2 Sept 1967 S 374 407 M F Atiyah R Bott A Lefschetz Fixed Point Formula for Elliptic Complexes II In Annals of Mathematics 2 Series Bd 88 No 3 Nov 1968 S 451 491 Beweise und Anwendungen M F Atiyah I M Singer The index of elliptic operators I In Annals of Mathematics Bd 87 No 3 May 1968 ISSN 0003 486X S 484 530 Beweis mit K Theorie online PDF 3 7 MB M F Atiyah G B Segal The index of elliptic operators II In Annals of Mathematics Bd 87 No 3 May 1968 S 531 545 mit equivarianter K Theorie als eine Art Lefschetz Fixpunktsatz M F Atiyah I M Singer The index of elliptic operators III In Annals of Mathematics Bd 87 No 3 May 1968 S 546 604 Kohomologie statt K Theorie M F Atiyah I M Singer The index of elliptic operators IV In Annals of Mathematics Bd 93 No 1 Jan 1971 S 119 138 mit Familien von Operatoren M F Atiyah I M Singer The index of elliptic operators V In Annals of Mathematics Bd 93 No 1 Jan 1971 S 139 149 reelle statt komplexe Operatoren Bernhelm Booss Topologie und Analysis Einfuhrung in die Atiyah Singer Indexformel Springer Berlin u a 1977 ISBN 3 540 08451 7 Israel Gelfand On elliptic equations In Russian Mathematical Surveys Bd 15 No 3 1960 S 113 123 doi 10 1070 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Vorlesungen uber das Indextheorem Englisch Interview with Michael Atiyah and Isadore Singer Notices AMS 2005 PDF englisch Daniel S Freed Atiyah Singer Index Theorem Arxiv 2021 Eine auch fur Nichtspezialisten verstandliche Wurdigung des Theorems anlasslich der Verleihung des Abelpreises Einzelnachweise und Kommentare Bearbeiten Kern und Ko Kern sind im Allgemeinen sehr schwer zu berechnen nach dem Indexsatz gibt es aber eine relativ einfache Formel fur die Differenz der Dimensionen Nicole Berline Ezra Getzler Michele Vergne Heat kernels and Dirac operators Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 298 Berlin u a Springer 1992 ISBN 0 387 53340 0 S 161 Hirzebruch The Signature Theorem Reminiscences and recreation Prospects in Mathematics Annals of Mathematical Studies Band 70 1971 S 3 31 M Atiyah R Bott V K Patodi On the Heat Equation and the Index Theorem Inventiones Mathematicae Band 19 1973 S 279 330 Alvarez Gaume Supersymmetry and the Atiyah Singer Indextheorem Memento vom 29 Januar 2017 im Internet Archive In Comm Math Phys Band 90 1983 S 161 173 Unabhangig gab Daniel Friedan 1984 einen auf Supersymmetrie beruhenden Beweis Daniel Friedan P Windey Supersymmetric derivation of the Atiyah Singer Index and the Chiral Anomaly In Nuclear Physics Band 235 1984 S 395 416 PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atiyah Singer Indexsatz amp oldid 229147354