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Alexei Innokentjewitsch Antonow russisch Aleksej Innokentevich Antonov wiss Transliteration Aleksej Innokent evic Antonov 9 September 1896 in Grodno 16 Juni 1962 in Moskau war ein sowjetischer General Er war wahrend des Zweiten Weltkriegs Leiter der Operationsabteilung des Generalstabes und wahrend der Abwesenheit des Marschalls der Sowjetunion Wassilewski de facto Chef des sowjetischen Generalstabes Nach dem Krieg war er Stabschef der Streitkrafte des Warschauer Vertrages Alexei Innokentjewitsch Antonow zwischen Juni 1945 und September 1946 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Zwischenkriegszeit 2 Zeit des Grossen Vaterlandischen Kriegs 3 Die Nachkriegskarriere 4 Beurteilung durch Mitarbeiter 5 Auszeichnungen Ehrungen 6 Einzelnachweise 7 Quellen 8 Literatur 9 WeblinksJugend und Zwischenkriegszeit BearbeitenSowohl der Vater wie der Grossvater Antonows waren Artillerieoffiziere In Sibirien lernte sein Vater Tereza Ksawertewna die Tochter eines verbannten polnischen Aufstandischen kennen und heiratete sie Alexei wurde als zweites von drei Kindern dieser Verbindung in Grodno geboren Die gebildeten Eltern erzogen die Kinder zu Strebsamkeit Disziplin und Vaterlandsliebe Alexei Antonow beherrschte bald neben Russisch fliessend Polnisch und begann auch Deutsch Englisch und Franzosisch zu lernen was sich im Zuge seiner spateren militarischen Studien als sehr wertvoll erweisen sollte Nebenbei weckte sein Vater auch sein Interesse am Militar besichtigte mit ihm Schlachtfelder und die Sommerlager seiner Einheit was fruh den Wunsch reifen liess selbst Offizier zu werden Diese Ambitionen erlitten einen Ruckschlag durch den fruhen Tod seines Vaters im Jahr 1908 und den Tod seiner Mutter 1915 Alexei Antonow hatte nun die verbliebene Familie finanziell zu unterstutzen und musste deshalb Fabrikarbeiter werden Nebenbei gelang es ihm jedoch mit dem Studium der Physik und der Mathematik in Sankt Petersburg zu beginnen Der Beginn des Ersten Weltkriegs zwang ihn zur Studienunterbrechung Antonow wurde in die Armee eingezogen und zunachst auf einen Unteroffizierskurs geschickt Im Fruhjahr 1917 wurde sein Regiment der 8 Armee an der Sudwestfront zugeteilt die General Brussilow fuhrte Antonow nahm an der Brussilow Offensive teil die nach Anfangserfolgen mit einer Niederlage endete wobei er selbst verwundet wurde Nach der Oktoberrevolution schloss er sich 1918 der neugebildeten Roten Armee an in der er 1919 seinen ersten Einsatz im Burgerkrieg als stellvertretender Stabschef der 3 Brigade an der Sudfront erlebte Nach weiteren Kampfen wurde er befordert und diente schliesslich als Stabschef der 45 Schutzenbrigade der 15 Schutzendivision Seine Vorgesetzten hoben sein Ansehen bei Vorgesetzten wie Untergebenen ebenso hervor wie seine Fachkenntnisse und seinen Arbeitseifer 1928 trat er der Kommunistischen Partei bei und wurde an die Militarakademie M W Frunse entsandt Nach dem Abschluss der Akademie im Jahr 1931 wurde er Stabschef der 46 Schutzendivision Ein Jahr spater kehrte er an die Akademie zuruck wo er einen mehrmonatigen Stabskurs mit Auszeichnung absolvierte und seine Eignung als Stabschef eines grosseren Verbandes und auch fur den Generalstab anerkannt wurde Im August 1935 wurde er zum Chef der Operationsabteilung des Militarbezirkes Charkow ernannt und spielte eine Schlusselrolle bei der Planung und Durchfuhrung der grossten Militarubung der Roten Armee vor 1941 des Manovers im Kiewer Militarbezirk 1935 An dieser Ubung nahmen 65 000 Mann 1000 Panzer und 600 Flugzeuge in einer Frontbreite von 250 km teil Von Kliment Woroschilow und Iona Jakir als Erfolg bewertet bildete das Manover fur Antonow das Sprungbrett zum ersten Kurs an der Generalstabsakademie den er 1936 neben Matwei Sacharow und Leonid Goworow als Kursbester absolvierte In seiner Kursbeurteilung wurde sein scharfer Intellekt sein Eifer und seine Energie hervorgehoben Entscheidend wurde jedoch seine Freundschaft mit Alexander Wassilewski dem spateren Generalstabschef der Roten Armee der ebenfalls diesen Kurs besuchte Dieser Kurs sollte ursprunglich 18 Monate dauern wurde aber fur die besseren Studenten verkurzt um die durch die Stalinschen Sauberungen entstandenen Lucken im Fuhrungsstab der Roten Armee zu fullen Antonow wurde zum Stabschef des Moskauer Militarbezirkes ernannt kurz danach jedoch an die Frunse Akademie berufen wo er als Taktiklehrer tatig war und die Erstellung von Dienstvorschriften und Lehrbehelfen zu seinen Aufgaben zahlten Zeit des Grossen Vaterlandischen Kriegs BearbeitenIm Januar 1941 konnte Antonow sich schliesslich von seiner Lehrtatigkeit losen und wurde stellvertretender Stabschef des Kiewer Militarbezirkes Als Chef der Abteilung fur Organisation und Mobilmachung arbeitete er eng mit Oberst Howhannes Baghramjan spater Marschall der Sowjetunion zusammen Nach dem deutschen Uberfall im August 1941 war Antonow zunachst Stabschef der Sudfront In der Zeit von August 1941 bis Juli 1942 hatte die Sudfront nicht weniger als vier Befehlshaber Einer von ihnen Generalleutnant D I Rjabyschew beschrieb Antonow wie folgt Er war ein hochgebildeter Militar ein Intellektueller im wahrsten Sinne des Wortes ein Stabschef aus Berufung Er hatte einen analytischen Verstand seine Schlussfolgerungen und Vorschlage waren grundlich durchdacht und argumentiert Die von ihm gefuhrten Mitarbeiter arbeiteten angespannt aber gleichzeitig koharent und klar Die Abteilungs und Bereichsleiter erhielten von ihm stets punktlich bestimmte Aufgaben und erhielten eine strenge Kontrolle uber die Umsetzung der erteilten Auftrage In den geschaftlichen Beziehungen zu ihnen ihren Stellvertretern und anderen Stabschefs war Antonov sanftmutig erhob seine Stimme nicht und man hatte den Eindruck dass alle bereitwillig unter ihm dienten In seinen funfundvierzig Jahren blieb er Junggeselle aber da er sich im Alter an Ordnung gewohnt hatte war er stets rasiert ordentlich gekleidet und in seinen Angelegenheiten aufgeraumt Im Gesprach mit mir war Alexej Innokentjewitsch hoflich verteidigte ruhig seinen Standpunkt und behielt ein entspanntes Auftreten Sein einziger Nachteil ist glaube ich dass er unangenehme Gesprache mit seinen Vorgesetzten vermeiden will und im Krieg sind solche Gesprache unabdingbar Wenn ich ihn wahrend eines Gesprachs mit dem Generalstabschef oder dem Generalstab der Stawka bat zusatzliche Krafte anzufordern was allzu oft abgelehnt wurde antwortete er Genosse Kommandant daruber sollten Sie besser selbst sprechen Dennoch habe ich mir keinen anderen Stabschef gewunscht Gen Lt D I Rjabyschew 1 Nach mehreren Ruckschlagen wie zuletzt in der Schlacht am Asowschen Meer gelang der Sudfront im November 1941 ein Gegenangriff zur Befreiung von Rostow Schlacht um Rostow In Anerkennung seiner Verdienste in dieser Operation wurde Antonow im Dezember 1941 zum Generalleutnant befordert Im Mai 1942 nahm er an der Schlacht bei Charkow teil Nach der Verwendung als Generalstabschef der Nordkaukasusfront ab Juli 1942 sowie der daraus gebildeten Schwarzmeergruppe wurde er im November Stabschef der Transkaukasusfront Anfang Dezember 1942 ereignete sich ein Treffen mit dem zum Generalstabschef ernannten Wassilewski welches fur seine Karriere von besonderer Bedeutung war Beeindruckt von der Qualitat seines Lagevortrags bot dieser ihm den Posten des Chefs der Operationsabteilung im Generalstab an Dieses Angebot nahm Antonow an Am 4 April 1943 wurde zum Generaloberst befordert und ubergab im Mai die Aufgabe der Fuhrung laufender Operationen an seinen Stellvertreter Sergei Schtemenko um sich nun ausschliesslich der Planung zukunftiger Operationen widmen zu konnen Seine erste bedeutende Planung war der erfolgreiche sowjetische Gegenangriff nach dem Scheitern des deutschen Unternehmens Zitadelle Als Auszeichnung dafur erhielt er die Beforderung zum Armeegeneral 1944 plante er die Operation Bagration die zum Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte fuhrte Der Beginn sollte mit der von den Alliierten geplanten Invasion in der Normandie Operation Overlord abgestimmt werden was uber die Alliierte Militarmission in Moskau geschah Bei der Konferenz von Jalta und der Potsdamer Konferenz trat Antonow als Sprecher der militarischen Fuhrung der Sowjetunion auf Als Wassilewski Mitte Februar 1945 die 3 Weissrussische Front in Ostpreussen ubernehmen musste weil sein Vorganger Armeegeneral Iwan Tschernjachowski am 18 Februar gefallen war wurde Antonow Generalstabschef Er nahm diese Funktion auch noch nach der Kapitulation Deutschlands wahr da Wassilewski das Kommando uber die Sowjetische Invasion der Mandschurei beim Oberkommando der Sowjetischen Truppen im Fernen Osten ubernommen hatte Die Nachkriegskarriere BearbeitenDas nachste schwierige Planungsvorhaben mit dem Antonow betraut wurde war die Demobilisierung von uber 5 Millionen Mann und ihre Wiedereingliederung in eine sowjetische Wirtschaft die in weiten Bereichen in Trummern lag Im September 1946 wurde das Staatliche Verteidigungskomitee und das Hauptquartier des Kommandos des Obersten Befehlshabers Stawka aufgelost und durch den Obersten Militarrat ersetzt dessen stellvertretender Vorsitzender Antonow wurde Als Wassilewski auf seine Position als Stabschef zuruckkehrte wurde Antonow mit der Fuhrung der Abteilung Organisation und Mobilmachung betraut Als 1948 die erste Phase der Demobilisierung abgeschlossen war wurde Antonow zum angeblichen Zweck des Sammelns von Kommandoerfahrung zunachst als Stellvertreter und 1949 als Kommandeur des Militarbezirkes Transkaukasus eingeteilt Tatsachlich wurde er wie viele andere sowjetische Generale kleingehalten damit er nicht in die Machtkampfe um Stalins Nachfolge eingreifen konnte Nach dem Tod Stalins und der Machtubernahme durch Nikita Chruschtschow kehrte er 1954 in den Generalstab als Stellvertreter Wassilewskis zuruck Dies war aber nur die Vorstufe zur Ubernahme der Funktion des Stabschefs der Streitkrafte des Warschauer Vertrages welche wenig spater erfolgte Diese Funktion nahm Antonow bis zu seinem Tod war Es war keine einfache Aufgabe da dabei neben militarischen auch politische Aspekte sehr haufig in den Vordergrund traten Der bereits seit 1945 schwer herzkranke Antonow schonte sich auch bei dieser Aufgabe nicht obwohl er laufender arztlicher Betreuung bedurfte Nachdem er 1955 seine erste Frau Mariya Dimitriewna verloren hatte heiratete er 1956 in zweiter Ehe Olga Wassiljewna Lepeschinskaja Antonow starb sieben Jahre spater an einem Herzinfarkt in seinem Buro Beurteilung durch Mitarbeiter BearbeitenOberst Schtemenko Mitglied der Operationsabteilung des Generalstabes stellte Antonow ein hervorragendes Zeugnis aus Als Wassilewski nach der Erkrankung Marschall Schaposchnikows im Juni 1942 dessen Funktion als Chef des Generalstabes ubernahm wechselte die Fuhrung der Operationsabteilung in rascher Folge da die Nachfolger im Gegensatz zu Antonow zumeist Wassilewskis hohen Anforderungen nicht entsprachen Laut Schtemenko war es keine Ubertreibung wenn man A I Antonow als eine aussergewohnliche Personlichkeit bezeichnet 2 Schtemenko hob insbesondere sein umfangreiches Wissen das rasche Erfassen des Wesentlichen das schnelle aber dennoch grundliche Erarbeiten von Losungsvorschlagen und die Kurze Pragnanz und Uberzeugungskraft seiner Vortrage hervor Auf den taglichen Lagevortrag bei Stalin habe er sich stets mehrere Stunden lang vorbereitet und strittige Details durch Rucksprache bei den Frontstaben geklart Schtemenko betont dass er trotz der hohen Anforderungen die er stellte niemals aufbrausend beleidigend oder krankend auf Fehlleistungen reagierte Auszeichnungen Ehrungen BearbeitenTrotz seiner hohen Funktion und seiner Leistungen wurde Antonow nicht Marschall der Sowjetunion er ist allerdings der einzige sowjetische Armeegeneral dem der Siegesorden verliehen wurde weitere Trager sind nur Stalin zehn sowjetische Marschalle und funf hohe auslandische Truppenfuhrer und Politiker Einzelnachweise Bearbeiten D I Ryabyshev Pervyj god vojny Moskva 1990 S 91f Seweryn Bialer Stalin and his generals New York 1969 355 360Quellen BearbeitenArmeegeneral Antonow Regeln zum Schutz von Militargeheimnissen in der Presse der Roten Armee wahrend der Dauer des Krieges 11 Februar 1944 online Literatur BearbeitenHarold Shukman Hrsg Stalin s Generals New York 1993 Gaglow I I Armeegeneral A I Antonow Moskau 1987 russisch Schukow Georgi K Erinnerungen und Gedanken Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1969 Heerfuhrer des Grossen Vaterlandischen Krieges 1941 1945 1 Auflage Militarverlag der DDR 1978 1 Halbband S 7 44 Alexej I Antonow in Internationales Biographisches Archiv 48 1962 vom 19 November 1962 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aleksei Antonov Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biografie russisch Normdaten Person GND 1056074671 lobid OGND AKS LCCN n78099139 VIAF 33265380 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Antonow Alexei InnokentjewitschALTERNATIVNAMEN Antonov Aleksej Innokentevich russisch Antonov Aleksej Innokent evic wissenschaftliche Transliteration KURZBESCHREIBUNG sowjetischer GeneralGEBURTSDATUM 9 September 1896GEBURTSORT GrodnoSTERBEDATUM 16 Juni 1962STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexei Innokentjewitsch Antonow amp oldid 239004959