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Adam Graf von Herberstorff seit 1623 Reichsgraf 15 April 1585 auf Schloss Kalsdorf bei Ilz 11 September 1629 auf Schloss Ort am Traunsee war ein osterreichischer Adeliger und Offizier der acht Jahre lang bayerischer Statthalter und dann Landeshauptmann von Oberosterreich war und als Unterdrucker der protestantischen Bauernaufstande in Oberosterreich in die Geschichte einging Adam von Herberstorff Kupferstich von Lucas Kilian 1624 Olportrat Herberstorffs 17 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Biografie 2 1 Ehe 3 Grab 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Frankenburger Wurfelspiel Zinnfigurendiorama aus dem Peuerbacher Bauernkriegsmuseum Ausschnitt Adam Graf von Herberstorff entstammte der osterreichischen Uradelsfamilie von Herberstorff deren Stammsitz Schloss Herbersdorf heute im Ort Allerheiligen bei Wildon im Bezirk Leibnitz in der Steiermark am linken Ufer der Mur gelegen ist Er war der Sohn von Otto Freiherr von Herberstorff 6 August 1551 Ende 1601 1 der sich zu Radkersburg am 16 September 1576 mit Benigna von Lengheim vermahlte Adam war ein Enkel des Franz von Herberstorff und dessen zweiter Ehefrau Elisabeth von Herberstein 2 Biografie BearbeitenAdam von Herberstorff war wie seine Eltern ursprunglich Protestant studierte daher nicht in Osterreich sondern in Lauingen an der Donau und in Strassburg und trat dann in die Dienste des protestantischen Pfalzgrafen Philipp Ludwig in Neuburg an der Donau 1610 bis 1611 war er Pfleger in Beratzhausen 1612 bis 1614 Landrichter in Sulzbach und 1614 Pfleger in Reichertshofen Nachdem Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm 1614 die Regierung angetreten hatte wurde Herberstorff der wie der Pfalzgraf zum Katholizismus ubertrat dessen Geheimrat und Statthalter im Herzogtum Pfalz Neuburg und forderte trotz des Widerstrebens der Landstande eifrig und nachdrucklich die Rekatholisierung von Stadt und Herzogtum Neuburg Im Jahr 1619 trat er in die Bayerische Armee als Rittmeister ein und diente dort ab 1620 als Oberst eines Kurassierregiments Am 8 Oktober 1619 zu Beginn des Dreissigjahrigen Krieges wurde zwischen Kaiser Ferdinand II und Herzog Maximilian I von Bayern dem Haupt des oberlandischen Direktoriums der Katholischen Liga der wichtige Vertrag von Munchen abgeschlossen der als Magna Charta der grossen katholischen Allianz bezeichnet worden ist Darin verpflichtete sich der Kaiser mit seinem gesamten Besitz fur alle dem Herzog aus der Kriegfuhrung gegen die Protestanten entstehenden Schaden zu haften und ihm die Feldzugkosten u a durch Verpfandung der Provinzen die Maximilian dem Feind entreissen wurde zu ersetzen 3 Herberstorff zeichnete sich bei der Unterwerfung der protestantischen Stande Oberosterreichs durch Herzog Maximilian von Bayern im Juli 1620 aus Er wurde daraufhin schon am 20 August 1620 vom Herzog in Linz den oberosterreichischen Standen als Statthalter des eroberten und vom Kaiser Ferdinand II an Bayern verpfandeten Landes vorgestellt 4 Noch bevor er sein Amt antrat schloss sich Herberstorff mit seinen Truppen der Armee der Katholischen Liga an und nahm am 8 November 1620 an der entscheidenden Schlacht am Weissen Berg teil In der Folge kaufte er die dem protestantischen Ritter Hruska von Brezno abgesprochenen Guter Touzetin und Bitozeves im Rakonitzer und Saazer Kreis 5 das bohmische Incolat und wurde von Kaiser Ferdinand II am 8 April 1623 in den Reichsgrafenstand erhoben Er erhielt auch die Herrschaft Ort am Traunsee die fruher den Herren von Scherffenberg gehort hatte und die Herrschaft Tollet im Hausruckviertel die der protestantischen Familie der Jorger von Tollet entzogen worden war Im Jahr 1625 wurde Herberstorff in den alten Herrenstand Osterreichs ob der Enns heute Oberosterreich aufgenommen 6 Wahrend seiner rund achtjahrigen Statthalterschaft residierte Graf Herberstorff als Chef der bayerischen Verwaltung in Oberosterreich im Linzer Schloss Auf Wunsch Kaiser Ferdinands erfolgte unter seiner Verantwortung die gewaltsame Rekatholisierung des Landes nach dem gegenreformatorischen Rechtsprinzip cuius regio eius religio Im Mai 1625 kam es wegen der Einsetzung eines katholischen Pfarrers in Frankenburg am Hausruck zu einer Rebellion an der sich schliesslich etwa 5000 bewaffnete Untertanen beteiligten Graf Herberstorff ging mit ausserster Strenge vor In Anwendung des Kriegsrechts liess er die Vertreter der am Aufruhr beteiligten Orte und Pfarren am 15 Mai am Haushamerfeld um ihr Leben wurfeln 16 Verlierer und eine weitere Person wurden ohne Verfahren gehangt Frankenburger Wurfelspiel 7 Den Funken zu einem neuerlichen Aufstand lieferte am 17 Mai 1626 eine Rauferei in Lembach im Muhlviertel bei der sechs bayerische Soldaten erschlagen wurden Die Bauern erhoben sich unter Stefan Fadinger und Christoph Zeller in einem allgemeinen Aufstand gegen den verhassten Statthalter dem sich auch stadtische Handwerker und Vertreter der stadtischen Intelligenz und sogar vereinzelte Adelige wie Achaz Willinger Nachfolger Fadingers als Oberhauptmann anschlossen Da bis zu 40 000 Mann unter Waffen standen konnten sie den Soldnern Herberstorffs mehrfach insbesondere vor Peuerbach schwere Niederlagen zufugen und ihn in der Landeshauptstadt Linz belagern Nur durch das Zusammenwirken der osterreichischen und der bayerischen Truppen unter dem Feldherrn der Katholischen Liga Gottfried Heinrich zu Pappenheim einem Stiefsohn Herberstorffs konnten die Aufstandischen in zwei Schlachten am 9 November 1626 bei Emling nahe Eferding und am 15 November bei Pinsdorf nahe Gmunden am Traunsee besiegt werden Da die Bauern selbst als die Schlachten schon verloren waren weder zuruckwichen noch um Gnade baten sondern sich toten liessen kam es zu einem Gemetzel bei dem uber 12 000 Aufstandische fielen Pappenheim bewunderte die Kampfkraft der Aufstandischen und soll gesagt haben er getraue sich mit 500 dieser Bauern 1000 seiner eigenen Soldner zu schlagen 8 Die Radelsfuhrer des Aufstandes wurden nach peinlicher Befragung Folter hingerichtet Nachdem Kaiser Ferdinand II dem Kurfursten von Bayern als Kompensation die eroberte Oberpfalz und Teile der Unterpfalz uberlassen hatte kam das Erzherzogtum Osterreich ob der Enns wieder an das Haus Osterreich Am 5 Mai 1628 ubergab Graf Herberstorff in einer feierlichen Zeremonie in Linz in Gegenwart der versammelten Stande die Statthalterschaft an die kaiserlichen Kommissare Anton Franz Wolfradt Geheimer Rat Prasident der Hofkammer und Abt des Benediktinerstiftes Kremsmunster Heinrich Freiherr von Salburg kaiserl Kammerer und Rat und Johann Spindler von Hofegg Hofkammerrat 9 Diese fuhrten interimistisch die Verwaltung bis zum 30 August dem Tag an dem der Kaiser zur allgemeinen Uberraschung den vor Ort verhassten Grafen Herberstorff zum Landeshauptmann von Osterreich ob der Enns ernannte Er konnte diese Funktion jedoch nur kurze Zeit ausuben Von einem Besuch in Munchen bei dem er versuchte Forderungen aus fruher geleisteten Diensten geltend zu machen kehrte er krank nach Osterreich in sein Schloss Ort zuruck wo er kurz darauf plotzlich am 11 September 1629 in den Armen seines Beichtvaters verstarb Er war der Letzte seines alten Geschlechtes Graf Adam von Herberstorff war Ritter des spanischen Ordens von Calatrava kaiserlicher und kurbayerischer Geheimer Rat und Kammerer sowie kurbayerischer Oberst uber ein Regiment zu Ross und zu Fuss Seine letzte Ruhestatte befindet sich in der Allerheiligenkapelle der Pfarrkirche Altmunster am Traunsee in Oberosterreich Die Grabplatte aus rotem Marmor zeigt eine lebensgrosse Darstellung von Herberstorff in voller Rustung Ehe Bearbeiten Herberstorff damals noch Freiherr heiratete mit 22 Jahren 1607 10 Maria Salome Freiin von Preysing Kopfsburg eine Tochter des Heinrich Freiherrn von Preysing zu Kopfsburg und dessen Ehefrau Benigna Thurmerin Taimerin von Muhlheim Sie war um etwa zehn Jahre alter als Herberstorff und in erster Ehe seit 1593 mit dem Freiherrn Reichserbmarschall Veit zu Pappenheim 16 Juni 1535 1600 vermahlt gewesen Herberstorff wurde dadurch zum Stiefvater der funf Kinder aus der ersten Ehe seiner Frau und damit insbesondere auch des spater beruhmten Reitergenerals des Dreissigjahrigen Krieges Erbmarschall Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim 1594 Leipzig 17 November 1632 Da seine Ehe kinderlos blieb und Graf Herberstorff als Letzter seines Hauses verstarb verkaufte seine Witwe 1634 die Herrschaft Ort an ihren entfernten Verwandten Johann Warmund seit 1645 Reichsgraf von Preysing 1573 1648 und die Herrschaft Tollet am 17 Marz 1637 an Wenzel Reichard seit 1646 Graf und Herr v u z Sprinzenstein und Neuhaus 1597 Wien 1651 Sie starb 1648 6 Grab BearbeitenDas lange verschollene Gruftgrab wurde 1973 bei Baggerarbeiten im Verlauf der Renovierungen in der Pfarrkirche Altmunster wiederentdeckt Es enthielt einen Kupfersarkophag mit den Uberresten Herberstorffs und daneben ein weiteres Skelett das als das seiner Frau Maria Salome identifiziert wurde Da das Grundwasser zeitweise bis zu vierzig Zentimeter hoch stand waren die Holzsarge verrottet und der Boden etwa zwei Zentimeter mit schwarzer glitschiger Masse bedeckt Der Sarkophag Herberstorffs wurde geborgen und befindet sich heute in der Allerheiligenkapelle der Pfarrkirche Altmunster 11 12 Literatur BearbeitenHans Sturmberger Herberstorff Adam Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 580 f Digitalisat Felix Stieve Herbersdorf Adam Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 12 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 29 f Hans Sturmberger Adam Graf Herberstorff Herrschaft und Freiheit im konfessionellen Zeitalter Wien 1976 ISBN 3 7028 0089 1 Thomas Winkelbauer Standefreiheit und Furstenmacht Lander und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter 1522 1699 in Osterreichische Geschichte 1522 1699 1 Band Verlag Ueberreuter Wien 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Adam von Herberstorff Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hans Sturmberger Adam Graf Herberstorff Herrschaft und Freiheit im konfessionellen Zeitalter Wien 1976 ISBN 3 7028 0089 1 S 22 J Siebmacher s grosses Wappenbuch Band 27 Die Wappen des Adels in Oberosterreich Nachdruck 1984 von Bauer und Raspe Neustadt an der Aisch ISBN 3 87947 027 8 S 119 120 Thomas Winkelbauer Standefreiheit und Furstenmacht Lander und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter 1522 1699 Wien 2003 S 65 Raphael Sadler Ober vnd nider Enserich wie auch Bohemisch Iournal Munchen 1621 S 29f http data onb ac at ABO 2BZ180427005 Tomas Bilek Dejiny konfiskaci v Cechach po r 1618 Prag 1882 s 192 193 a b J Siebmacher s grosses Wappenbuch Band 27 S 20 Thomas Winkelbauer Standefreiheit und Furstenmacht S 69 Thomas Winkelbauer Standefreiheit und Furstenmacht S 70 Johann Schwerdling Geschichte des uralten und seit Jahrhunderten um Landesfurst und Vaterland hochst verdienten theils furstlich theils graflichen Hauses Starhemberg Jos Feichtinger sel Witwe Linz 1830 S 267 Google eBook vollstandige Ansicht in der Google Buchsuche Abschnitt 239 Frau Anna Dorothea Hans Sturmberger Adam Graf Herberstorff Herrschaft und Freiheit im konfessionellen Zeitalter Wien 1976 ISBN 3 7028 0089 1 S 43 Ferdinand Berger Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien Bande 104 106 1974 S 202 Zustand der Gruft bei Auffindung und Uberfuhrung des Sarkophags in die Allerheiligenkapelle Altmunster Verschollenes Grab Herberstorfs bei Umbau entdeckt Oberosterreichische Nachrichten vom 29 Juni 1973 Von Tag zu Tag S 6 Auffindung der Gruft am 28 Juni 1973 Zustand der Gruft VorgangerAmtNachfolgerJohann Spindler von Hofegg Verwalter der Landeshauptmannschaft kurbayer Statthalter des Erzherzogtum Osterreich ob der Enns 1620 1628Johann Spindler von Hofegg Heinrich von Salburg Anton Wolfradt Kommissare Gubernatoren Johann Spindler von Hofegg Heinrich von Salburg Anton Wolfradt Kommissare Gubernatoren k k Landeshauptmann des Erzherzogtum Osterreich ob der Enns 1628 1629Dreikollegium aus altestem Landrat Anwalt und Vizedom Ubergang Johann Ludwig von KuefsteinNormdaten Person GND 118549480 lobid OGND AKS VIAF 57406554 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Herberstorff Adam vonALTERNATIVNAMEN Herberstorff Adam Graf von Herberstorff Adam Reichsgraf vonKURZBESCHREIBUNG bayerischer Statthalter dann osterreichischer Landeshauptmann von OberosterreichGEBURTSDATUM 15 April 1585GEBURTSORT Schloss KalsdorfSTERBEDATUM 11 September 1629STERBEORT Schloss Ort Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adam von Herberstorff amp oldid 215805338