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Die Kaiserliche Schatzkammer in der Hofburg in Wien ist der Teil der einstigen Sammlungen des Hauses Habsburg bzw Habsburg Lothringen in dem die Objekte mit hochster dynastischer oder religioser Bedeutung verwahrt wurden Die insgesamt 23 Raume umfassende Ausstellung ist in eine Geistliche und eine Weltliche Schatzkammer gegliedert Es handelt sich um eine der bedeutendsten Sammlungen dieser Art Das Schweizertor zum Schweizerhof und der SchatzkammerDie nach dem Ende der Monarchie 1918 der Auflosung des Kaiserhofs und des Hofarars als Abteilung des Kunsthistorischen Museums KHM gefuhrte Schatzkammer befindet sich im Schweizertrakt dem altesten Bauteil der Hofburg Original ist noch die schmiedeeiserne Eingangstur mit dem Monogramm Kaiser Karls VI die als solche aber nicht mehr verwendet wird Die fruher als Weltliche und Geistliche Schatzkammer bezeichnete Sammlung wird vom KHM seit 2012 Kaiserliche Schatzkammer genannt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Sammlung 2 Die Teile der Schatzkammer 2 1 Osterreichische Erbhuldigung Raum 1 2 2 Kaisertum Osterreich Raume 2 4 2 3 Habsburg Lothringischer Hausschatz Raume 5 8 2 4 Heiliges Romisches Reich Raume 9 12 2 5 Burgundisches Erbe und Orden vom Goldenen Vlies Raume 13 18 2 6 Geistliche Schatzkammer insgesamt 5 Raume 3 Leitexponate 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte der Sammlung BearbeitenFerdinand I holte 1556 den Kunstsachverstandigen Jacopo Strada aus Nurnberg als seinen Hofantiquarius und Verwalter der kaiserlichen Schatzkammer in die Hofburg in Wien Damals waren die kaiserlichen Sammlungen kunterbunt durchmischt die Trennung in Gemalde Kunsthandwerk religiose Objekte und Insignien wurde erst Mitte des 18 Jahrhunderts vorgenommen Aufbewahrungsort war traditionell das Augustinerkloster Unter Maria Theresia wurde der Kronschatz vom Rest der habsburgischen Sammlungen getrennt und in den Raumen der Hofburg aufgestellt wo sich heute die Geistliche Schatzkammer befindet Es gab die Vermutung dass diese Neuaufstellung davon habe ablenken sollen dass ein Teil der habsburgischen Kunstkammer verkauft beziehungsweise vermunzt wurde um die Kriege Maria Theresias gegen Preussen zu finanzieren Im Jahre 1800 wurden die Reichskleinodien des Heiligen Romischen Reichs die zum Schutz vor dem Zugriff Napoleons aus Nurnberg und Aachen 1796 nach Regensburg gebracht worden waren in der Wiener Schatzkammer hinterlegt wo sie nach dem Ende des Heiligen Romischen Reiches auch verblieben 1 1871 erfolgte eine Neuordnung der kaiserlichen Sammlungen bei der auch die Wiener Schatzkammer umgestaltet wurde Die Kleinodien des Reiches und Osterreichs wurden spater parallel zur Ausstellung anderer habsburgischer Sammelobjekte im Naturhistorischen Museum eroffnet 1889 sowie dem Kunsthistorischen Museum eroffnet 1891 der Offentlichkeit prasentiert Der offentliche Zugang zur Schatzkammer befand sich damals unter der Kuppel des Michaelertraktes Der propagandistische Zweck den Vorrang des Erzhauses in Mitteleuropa zu betonen spielte bei der Ausstellung der Reichskleinodien zweifellos eine Rolle Wenige Tage vor seinem Verzicht auf jeden Anteil an den Staatsgeschaften am 11 November 1918 liess Kaiser Karl I eine Reihe von Objekten die er als Privateigentum der Familie Habsburg Lothringen betrachtete vor allem Juwelen und Schmuckstucke aber auch den Diamanten Florentiner sowie die Brillantkrone der Kaiserin von einem Vertrauten der Familie aus der Schatzkammer entfernen und in die Schweiz bringen 1 Mit dem Ende der Monarchie 1918 verlor die Schatzkammer ihre politische Zweckbestimmung und wurde zum reinen Museum In der 1928 unter Direktor Arpad Weixlgartner neu eroffneten Ausstellung die zwei Raume mehr als bisher umfasste waren erstmals auch Objekte zu sehen die vorher aus Grunden politischer Inopportunitat nicht gezeigt worden waren Dazu zahlten etwa die Insignien des Konigreiches Lombardo Venetien in der Monarchie wollte man nicht an den 1859 bzw 1866 erfolgten Verlust dieses Landes erinnern sowie Objekte aus dem Besitz des Kaisers Maximilian von Mexiko 1 Vom nationalsozialistischen Regime wurden die Reichskleinodien des Heiligen Romischen Reichs 1938 nach Nurnberg gebracht und in der dortigen Katharinenkirche ausgestellt Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von der US amerikanischen Besatzungsmacht nach Wien zuruckgebracht und sind seit 1954 wieder in der Schatzkammer zu sehen 1 In den Jahren 1952 bis 1954 erfolgte eine Neuordnung der Schatzkammer wobei die Objekte starker als bisher thematisch zusammengefasst wurden z B jene zur Funktion der Habsburger als Erzherzoge von Osterreich als romisch deutsche Kaiser als Kaiser von Osterreich etc 1 Der offentliche Zugang zur Schatzkammer wurde bei dieser Neuordnung in den Schweizerhof verlegt Kleinere Anderungen des Ausstellungsarrangements die vor allem die Gestaltung der Raumlichkeiten betrafen erfolgten noch spater Die Teile der Schatzkammer BearbeitenDie Schatzkammer ist in die Weltliche und die Geistliche Schatzkammer eingeteilt und gliedert sich in mehrere Abteilungen 2 Osterreichische Erbhuldigung Raum 1 Bearbeiten Die Insignien und Ornate des Erzherzogtums Osterreich Das bedeutendste Ausstellungsstuck ist eine Karkasse des Erzherzogshutes von 1765 Dazu gehoren auch einige Teile aus dem bohmischen Kronschatz die auch bei der osterreichischen Erbhuldigung verwendet wurden Kaisertum Osterreich Raume 2 4 Bearbeiten nbsp Osterreichische ReichsinsignienNeben den Insignien des Kaisertums Osterreich mit Rudolfinischer Kaiserkrone Zepter und Reichsapfel enthalt diese Abteilung der Schatzkammer auch die Ornate der habsburgischen Haus und Ritterorden sowie den Kronungsornat des Konigreiches Lombardo Venetien der nur einmal 1838 fur Ferdinand I verwendet wurde Habsburg Lothringischer Hausschatz Raume 5 8 Bearbeiten Objekte aus habsburgischem Familienbesitz wie die Krone Stephan Bocskais oder Reliefplattchen die von der Privatkrone Ferdinands II stammen In diesen Raumen ist auch eine Sammlung von Taufgarnituren die schon zur Geistlichen Schatzkammer uberleiten Die zwei unverausserlichen Erbstucke des Hauses Osterreichs das Ainkhurn und die Achatschale zwei Gegenstande die in der Mitte zwischen Kuriositat und religiosem Objekt liegen Sie galten den drei Sohnen Kaiser Ferdinands I als zu wertvolle Kleinode um nach dem Tod des Vaters einem von ihnen die alleinige Verfugungsgewalt daruber zu geben So traf Maximilian II mit seinen Brudern Ferdinand II und Karl II am 11 August 1564 die urkundliche Vereinbarung die beiden Stucke fur alle Zeiten beim Hause Osterreich zu halten und ihre Verausserung fur immer zu verbieten Der Alteste des Hauses sollte sie jeweils verwahren Napoleonica Relikte aus dem Besitz des Konigs von Rom und der Kaiserin Marie Louise insbesondere die Wiege des kleinen Napoleon Franz der als er dann in Osterreich lebte als Franz Herzog von Reichstadt bezeichnet wurde Heiliges Romisches Reich Raume 9 12 Bearbeiten nbsp Frontalansicht der ReichskroneDie Insignien und Kleinodien des Heiligen Romischen Reiches Dazu zahlen eine Menge Objekte und auch Reliquiare die wegen ihres Charakters als Insigne des Heiligen Romischen Reichs in der Weltlichen Schatzkammer stehen Am bedeutendsten sind die Reichskrone die Heilige Lanze das Reichsschwert und der Kronungsmantel Burgundisches Erbe und Orden vom Goldenen Vlies Raume 13 18 Bearbeiten Der Burgunderschatz kam mit der Eheschliessung Maria von Burgunds mit dem Erzherzog und spateren Kaiser Maximilian I in den Besitz der Habsburger Verschiedene Objekte sind noch erhalten und ausgestellt unter anderem ein aus Bergkristall und Gold hergestellter Hofbecher oder Pokal und eine goldene Brosche Diverse Objekte die dem Orden vom Goldenen Vlies gehoren stammen ebenfalls aus dem Burgund und den Niederlanden weshalb sie in den gemeinsamen Raumlichkeiten ausgestellt sind Der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies des ranghochsten Ordens der Habsburgermonarchie Hier werden Kunstobjekte aus dem Besitz Karls des Kuhnen sowie Ornate und Messgewander des Vliesordens ausgestellt Letztere sind wegen ihrer feinen heute kaum nachzuahmenden Stickerei bedeutende Kunstwerke Der Messornat des Ordens vom Goldenen VliesDer kirchliche Messornat des Ordens vom Goldenen Vlies auch als Burgundischer Paramentenschatz bekannt umfasst die fur den Festgottesdienst gebrauchlichen liturgischen Obergewander fur drei Geistliche Dazu gehoren zwei Antependien von denen das untere vor dem Altar das obere daruber oder dahinter hing Seit 1447 im Ordensbesitz scheint am Ornat weder das Ordenssymbol noch eine Devise Herzog Philipps des Guten von Burgund auf Es gilt aber als sicher dass der Herzog zur Mehrung seiner furstlichen Reprasentation und um den Glanz burgundischer Hofhaltung auch im religiosen Bereich zu steigern diese kostbarsten Gewander der Welt in Auftrag gab nbsp Geistliche Schatzkammer OrnateDie Ornate sind ausserst edel und kostbar die verarbeiteten Materialien sind Gold Seide und Perlen Zwei verschiedene Stickereitechniken wurden gleichzeitig verwendet die Bildnisse der Muttergottes und des Heilandes sind vom Stil her niederlandische Tafelmalereien ahnlich dem neuaufkommenden Realismus Dieser Ornat zahlt noch heute zu den bedeutendsten kunstlerischen Leistungen seiner Zeit Die Kombination der Nadelmalerei aus dicht gestickten im Farbton abgestuften Seidenfaden so im Inkarnat vorkommend wurde mit der Lasurstickerei kombiniert Farbige Seide wurde verarbeitet die der darunterliegenden amorphen Flache aus Goldfaden erst die erwunschte Darstellung und Modellierung gibt Dies verleiht dem Ganzen einen schimmernden Glanz Letzterer kam dem Streben des Mittelalters nach Farbmagie und jenseitsgerichteter Lichtmystik entgegen Gold bedeutete Sakrallicht war ein Zeichen der Helligkeit und erweckte die Vorstellung vom wahren gottlichen Licht Geistliche Schatzkammer insgesamt 5 Raume Bearbeiten In der Geistlichen Schatzkammer befinden sich vor allem Andachtsbilder und Altare die meisten davon aus der Barockzeit Leitexponate Bearbeiten nbsp Reichskrone des Heiligen Romischen ReichesWestdeutsch 10 Jh Gold Email Edelsteine Perlen nbsp Hofbecher aus Bergkristall Burgundisches ErbeBurgundisch niederlandisch zwischen 1453 und 1467 Bergkristall Gold Email en ronde bosse Grubenschmelz Perlen Diamanten nbsp Der Messornat des Ordens vom Goldenen VliesGold und Silberfaden in Anlegetechnik Stickerei mit Seide nbsp Marienbild aus Federn Geistliche SchatzkammerJuan Baptista Cuiris aus Patzcuaro Michoacan Mexiko 1550 1580 Kolibri und Papageienfedern Papiergrund Holz nbsp Stammbaum mit den Konigen und Kaisern des Hauses Habsburg Habsburg Lothringischer HausschatzBaumchen Wien um 1725 1730 Intagli Christoph Dorsch 1676 1732 Nurnberg Gold Chalzedon nbsp Brosche Burgundisches ErbeBurgundisch niederlandisch um 1430 40 Gold Email Edelsteine Perlen SK Inv Nr PI 130 nbsp Aquamarin Hausschatz492 Karat nbsp Die Achatschale eines der zwei unverausserlichen Erbstucke des Hauses OsterreichKonstantinopel 4 Jhd n Chr Achat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weltliche und Geistliche Schatzkammer Album mit Bildern Videos und Audiodateien Kunsthistorisches Museum Kaiserliche Schatzkammer Wien Eintrag zu Schatzkammer im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Geistliche und weltliche Schatzkammer PDF 1 5 MB Literatur BearbeitenWeltliche und Geistliche Schatzkammer Residenz Verlag Salzburg und Wien 1987 ISBN 3 7017 0499 6 Hauptwerke der Weltlichen Schatzkammer Kunsthistorisches Museum mit MVK und OTM Wien 2005 ISBN 3 85497 091 9 Die Schatzkammer zu Wien Legitimation eines europaischen Herrscherhauses ISBN 3 901860 02 9 Hermann Fillitz Die Schatzkammer in Wien Symbole abendlandischen Kaisertums ISBN 3 7017 0443 0 Hermann Fillitz Die Schatzkammer in Wien Schroll Wien 1964 Hermann Fillitz Die Weltliche Schatzkammer in Wien Klinkhardt amp Biermann Wien 1959 Franz Kirchweger Wilfried Seipel Die Heilige Lanze in Wien Insignie Reliquie Schicksalsspeer Kunsthistorisches Museum mit MVK und OTM Wien 2005 ISBN 3 85497 090 0 Manfred Leithe Jasper Rudolf Distelberger Kunsthistorisches Museum Band 1 Die Schatzkammer 5 Auflage C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 59178 5 Julius von Schlosser Die Schatzkammer des Allerhochsten Kaiserhauses in Wien dargestellt in ihren vornehmsten Denkmalern Mit 64 Tafeln und 44 Textabbildungen Schroll Wien 1918 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Hermann Fillitz Die Schatzkammer in Wien Symbole abendlandischen Kaisertums Wien 1997 S 8 13 Weltliche und Geistliche Schatzkammer 4 Auflage Residenz Verlag Salzburg und Wien 2000 S 4 5 48 206566666667 16 365422222222 Koordinaten 48 12 23 6 N 16 21 55 5 O Normdaten Korperschaft GND 1100886028 lobid OGND AKS LCCN n88181837 VIAF 140226908 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schatzkammer Wien amp oldid 237648098