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Von der Heydt ist eine Siedlung und ein Distrikt der Stadt Saarbrucken im Saarland Die Siedlung entstand an der zwischen 1850 und 1932 betriebenen Kohlengrube Von der Heydt und liegt im Saarkohlenwald zwischen dem Saarbrucker Distrikt Rastpfuhl im Suden und der Gemeinde Riegelsberg im Norden Ehemaliges Schlafhaus der Grube Von der Heydt Inhaltsverzeichnis 1 Bergbau 2 Siedlung 3 Nachnutzung 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksBergbau Bearbeiten nbsp Grube Von der Heydt Saarbrucken nbsp Grubenbahnhof Von der Heydt 1865 Die Grube benannt nach dem Bankier und preussischen Handels und Finanzminister August Freiherr von der Heydt 1801 1874 entstand 1850 und wird den sogenannten Eisenbahngruben zugerechnet die der Preussische Bergfiskus bei der Erschliessung des Saarreviers durch die Saarbrucker Eisenbahn erbaute 1852 erhielt die Grube einen Bahnanschluss nach St Johann Saarbrucken Im oberen Burbachtal dem Standort der Grube war mindestens seit 1770 Kohlenbergbau betrieben worden 1850 wurde der nach Nordwesten fuhrende circa 1 3 Kilometer lange Von Heydt Stollen angeschlagen In diesem Stollen wurde 1862 erstmals in Europa die horizontale Seilforderung eingesetzt zuvor war mit Pferden gefordert worden Der 1853 in Angriff genommene Lampenneststollen diente der Forderung der Grube Lampennest nordlich des Burbachtals bei Guchenbach heute zu Riegelsberg gelegen Zwischen 1855 und 1862 wurde der rund 2 3 Kilometer lange Burbach Stollen im Gegenortvortrieb aufgefahren er stellte die Verbindung zum Steinbachtal im Osten her Am Burbach Stollen entstanden die Kirchheckschachte und die Steinbachschachte 1 Zwischen 1865 und 1869 kam im Burbach Stollen ebenfalls die Seilforderung zum Einsatz zwischen 1873 und 1917 wurden die Kohlen mit einer Kettenbahn transportiert 2 1885 beschaftigte die Grube 2 777 Bergleute es wurden uber 700 000 Tonnen Kohle gefordert 3 Zwischen 1884 und 1886 wurde der Schacht Amelung I benannt nach dem Berghauptmann Karl Gustav Amelung 1818 1866 abgeteuft damit ging die Grube Von der Heydt sehr spat vom Stollenbau zum Tiefbau uber 4 Mit dem Schacht Amelung II folgte 1899 ein zweiter Forderschacht Im Osten des Grubenfeldes entstand ab 1901 der Wetterschacht Neuhaus I Ab 1920 stand die Grube infolge des Versailler Friedensvertrages unter franzosischer Verwaltung Im Ortsteil Rastpfuhl wurde 1922 ein weiterer Wetterschacht der Pasteur oder Sudschacht abgeteuft Mit der Stilllegung der Amelung und Steinbachschachte 1932 wahrend der Weltwirtschaftskrise endete die Zeit Von der Heydts als selbststandiges Bergwerk 1951 wurden die Amelungschachte gesumpft und bis 1963 als ausziehende Wetterschachte der Grube Viktoria in Puttlingen genutzt Beim Bau des Ludwigsstollens des Verbundstollens zwischen den Gruben Luisenthal und Jagersfreude dienten die Amelungschachte 1963 zur Bewetterung Seilfahrt und fur den Materialtransport 1 Nach der endgultigen Stilllegung der Grube 1965 wurden die Tagesanlagen weitgehend abgerissen Erhalten blieben das Fordermaschinenhaus am Schacht Amelung I ein Magazingebaude von 1885 1886 sowie das Zechenhaus am Schacht Amelung II das Anfang der 1950er Jahre bei der Reaktivierung der Grube als Verwaltungsgebaude und Kaue erbaut wurde 2 Des Weiteren ist das um 1870 entstandene Bahnhofsgebaude erhalten Der Bahnhof war bis Oktober 1959 im Personenverkehr bedient worden bis Ende der 1990er Jahre wurde die in Von der Heydt vorhandene Spitzkehre zum Uberstellen von Guterwagen in das Ausbesserungswerk Saarbrucken Burbach genutzt 5 Siedlung Bearbeiten nbsp Speisesaal des Schlafhauses 1905 Mitte des 19 Jahrhunderts ubernachteten zahlreiche Bergleute der Grube Von der Heydt von Montag bis Samstag in Grubengebauden da ihre Heimatdorfer bis zu 30 Kilometer entfernt waren Fur diese Bergarbeiter burgerten sich die Begriffe Saarganger Ranzenmanner oder Hartfusser ein auf ihrem Arbeitsweg benutzten sie haufig Bergmannspfade 1 oft schnurgerade verlaufende Pfade zwischen der Grube und den umliegenden Dorfern Einem Bericht aus dem Jahr 1854 zufolge nachtigten 160 Arbeiter auf Strohsacken und waren dabei so zusammengedrangt dass nicht jeder dieser Leute dieses armliche Lager benutzen kann 6 Ab 1855 konnten 400 der 1583 auf der Grube Von der Heydt beschaftigten Bergarbeiter in zwei provisorischen Schlafschuppen ubernachten 1856 wurde die Bergmannskolonie Pflugscheid gegrundet heute ein Teil der Gemeinde Riegelsberg Eine Siedlung zur Unterbringung der Bergarbeiter und Beamten neben der Grube entwickelte sich ab den 1870er Jahren 1875 wurde das Schlafhaus I fertiggestellt ein zweigeschossiger Bau mit einer Grundflache von 70 auf 19 Metern einer Sandsteinfassade und einem die Symmetrie des Gebaudes betonenden Mittelrisalit das Unterkunft fur 250 Saarganger bot Das fur rund 250 000 Mark errichtete Gebaude gilt als Prototyp der Reprasentativen Schlafkaserne der in ahnlicher Form auf weiteren Saargruben errichtet wurde 7 2 Zwischen 1886 und 1890 wurde ein zweites Schlafhaus fur 288 Bergarbeiter erbaut nbsp Vierfamilienhaus aus Sandstein von 1870 75 nbsp Beamtendoppelhaus aus Backstein von 1890 nbsp Eingang zum ehemaligen Bierkeller beim SchlafhausZwischen 1870 und 1905 entstand am Osthang des Burbachtales eine Beamtensiedlung die mit ihren unterschiedlichen Haustypen die Hierarchie der Grubenbeamten widerspiegelt Dem Grubendirektor stand seit 1905 eine Villa inmitten einer parkahnlichen Anlage zur Verfugung Obersteigern waren massive zweigeschossige Sandsteinbauten fur zwei Familien vorbehalten Fur einfache Beamte wurden eingeschossige Hauser aus roten Ziegelsteinen errichtet die sich in ihrer Ausstattung von den Pramienhausern der Bergmannskolonien abhoben aber wie die Arbeiterhauser uber ein Okonomiegebaude verfugten das die Haltung von Nutztieren ermoglichte 8 Zur Versorgung der auf der Grube ubernachtenden Arbeiter wurde 1868 ein Konsumverein gegrundet Im Schlafhaus I war seit 1876 ein Beamtenkasino mit Ausschank Lese und Billardzimmer eingerichtet Des Weiteren waren eine Kegelbahn ein kleiner Musikpavillon fur Sonntagskonzerte und ein so genannter Bierkeller vorhanden Der Eingang zum Bierkeller lehnt sich in seiner Architektur an ein Stollenmundloch an und wird zu den am reichsten gestalteten des Deutschen Bergbaus gezahlt 9 1905 zahlte die Siedlung einschliesslich der Schlafhausbewohner 595 Einwohner fur die ab 1906 eine Badeanstalt zur Verfugung stand Auch auf die Initiative des Grubendirektors in Von der Heydt ging die 1907 eroffnete Uberlandstrassenbahn von St Johann uber Riegelsberg nach Heusweiler zuruck Eine Haltestelle am Heinrichshaus etwa 800 Meter ostlich der Grube erleichterte Bergarbeitern aus dem Kollertal den Weg zur Arbeit 10 Wahrend des Volkerbund Mandats uber das Saargebiet 1920 1935 bestand in der Siedlung eine Domanialschule 11 Nachnutzung BearbeitenNach der Stilllegung der Grube 1932 etablierte sich im vormaligen Beamtenkasino eine Ausflugsgaststatte mit einem Biergarten die bis in die 1980er Jahre Bestand hatte Ab 1939 gehorte die Siedlung zur neugebildeten Gemeinde Riegelsberg Nach der Machtubertragung an die Nationalsozialisten 1933 waren die Schlafhauser ein Lager fur Fluchtlinge aus dem Deutschen Reich bis das Saargebiet 1935 an Deutschland angeschlossen wurde Das Lager wurde von der Saarlandischen Friedensgesellschaft und der Liga fur Menschenrechte im Saargebiet geleitet und diente Emigranten als Durchgangslager auf dem Weg nach Frankreich Heinrich und Marta Rodenstein lebten hier 1933 1934 bevor sie im Januar 1935 ins franzosische Exil gingen 12 Nach 1935 war in den Schlafhausern eine Kaderschule untergebracht Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden die Schlafhauser als Lager fur Ostarbeiter genutzt die in den umliegenden Gruben Zwangsarbeit verrichten mussten Ein Teil der Zwangsarbeiter sowie einige im Lager geborene Kinder kamen zu Tode sie wurden in Riegelsberg bestattet 13 Plane der Saarbergwerke zur Erweiterung der Siedlung scheiterten 1968 da Bergschaden befurchtet wurden die Abwasserentsorgung unzureichend war und das Gelandeklima im engen Tal ungunstig war 1969 wurde das Schlafhaus II teilweise abgerissen erhalten blieb ein Gebaudeflugel in dem seit 1923 eine katholische Kapelle untergebracht war Mit der Gebiets und Verwaltungsreform im Saarland 1974 kam Von der Heydt aus der Gemeinde Riegelsberg Gemarkung Guchenbach zur Landeshauptstadt Saarbrucken Gemarkung Malstatt Burbach und bildet den Distrikt 244 im Stadtteil Burbach Der Distrikt hat eine Flache von 455 ha 4 55 km davon sind 89 2 Wald 14 Ein von den Saarbergwerken angestrebter Verkauf der Siedlung an die Stadt Saarbrucken kam nicht zustande In der zweiten Halfte der 1970er Jahre wurden Siedlungshauser auf der westlichen Talseite abgerissen die Zahl der Bewohner sank von 288 1970 uber 100 1988 auf 73 November 2008 Die geplante Aufgabe der gesamten Siedlung fuhrte zu Protesten der Bewohner in deren Folge Von der Heydt 1985 unter Denkmalschutz gestellt wurde 1 Laut Landesdenkmalamt handelt es sich um eine w ichtige authentisch erhaltene Bergbausiedlung bestehend aus Schlaf und Mietshausern einschliesslich der zugehorigen Nebengebaude besonders hervorgehoben wird der Eingang zum Bierkeller 15 Die Schlafhauser werden in der Gegenwart vom saarlandischen Landesamt fur Vermessung Geoinformation und Landentwicklung sowie durch den Landesbetrieb SaarForst genutzt 14 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Delf Slotta Von der Heydt Einblicke in fruhere Arbeits und Lebenswelten In 150 Jahre Kirschheck S 51 68 delfslotta de PDF a b c Delf Slotta Grube und Siedlung Von der Heydt Einblicke in das Bergmannsleben des 19 Jahrhunderts Memento vom 11 Februar 2013 im Webarchivarchive today Abgerufen am 21 November 2012 Gerhild Krebs Ehemalige Grube Von der Heydt bei Memotransfront Statten grenzuberschreitender Erinnerung abgerufen am 12 Juli 2010 Rainer Slotta Forderturm und Bergmannshaus Vom Bergbau an der Saar Veroffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau Museum Bochum 17 Saarbrucker Druckerei und Verlag Saarbrucken 1979 ISBN 3 921646 18 9 S 119 Burbach von der Heydt AW Burbach Reminiszenz an eine unbeachtete Nebenbahn bei www schrankenposten de abgerufen am 13 Juli 2010 Bericht vom 19 Januar 1854 zitiert bei Serwe Diese Leute gehen Sonnabend in ihre Heimath S 51 Zur Architektur siehe Serwe Diese Leute gehen Sonnabend in ihre Heimath S 53 Serwe Diese Leute gehen Sonnabend in ihre Heimath S 54 Delf Slotta Grube und Siedlung Von der Heydt Einblicke in das Bergmannsleben des 19 Jahrhunderts Memento vom 17 Juni 2007 imInternet Archive abgerufen am 13 Juli 2010 Diese Einschatzung bei Delf Slotta Grube und Siedlung Von der Heydt Einblicke in das Bergmannsleben des 19 Jahrhunderts Memento vom 17 Juni 2007 imInternet Archive abgerufen am 13 Juli 2010 1 2 Vorlage Toter Link www saarkohlenwald de Strassenbahn Saarbrucken Riegelsberg Heusweiler Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven beim Internetgeschichtsbuch Saarkohlenwald Menupunkt Was geschah wo Strassenbahn abgerufen am 13 Juli 2010 Arnold Ilgemann Franzosenschulen Die franzosischen Domanialschulen in der Volkerbundszeit Memento vom 4 September 2019 im Internet Archive Vortragsmanuskript vom 22 Juni 1993 Bernhild Vogel Entlassen verfolgt zuruckgekehrt sozialistische Lehrer aus dem Land Braunschweig zwischen Weimarer Republik und Nachkriegszeit in Frank Ehrhardt Heraqusgeber im Auftrag des Arbeitskreises Andere Geschichte e V Lebenswege unter Zwangsherrschaft Beitrage zur Geschichte Braunschweigs im Nationalsozialismus Appelhans Verlag Braunschweig 2007 ISBN 978 3 937664 59 0 S 80 Gerhild Krebs Siedlung der Grube Von der Heydt bei Memotransfront Statten grenzuberschreitender Erinnerung abgerufen am 13 Juni 2010 a b Stadt Saarbrucken Stadtteil Dossier 24 Burbach abgerufen am 21 November 2012 Denkmaler des Steinkohlenbergbaus im Saarland Standorte und Entwicklung PDF 1 4 MB S 27 Literatur BearbeitenKarl Heinz Janson Von der Heydt Ein einstiger Riegelsberger Ortsteil im Wald Verein fur Industriekultur und Geschichte e V Riegelsberg 2017 Hans Jurgen Serwe Diese Leute gehen Sonnabend in ihre Heimath Bergmannsleben in Von der Heydt In Klaus Michael Mallmann Hrsg Richtig daheim waren wir nie Entdeckungsreisen ins Saarrevier 1815 1955 2 Auflage J H W Dietz Nachfolger Berlin 1988 ISBN 3 8012 0124 4 S 50 55 Delf Slotta Der Saarlandische Steinkohlenbergbau Herausgeber RAG Aktiengesellschaft Herne und Institut fur Landeskunde im Saarland e V Schiffweiler Kruger Druck und Verlag Dillingen Saar 2011 ISBN 978 3 00 035206 5 Delf Slotta Von der Heydt Einblicke in fruhere Arbeits und Lebenswelten In 150 Jahre Kirschheck S 51 68 delfslotta de PDF Literatur zu Von der Heydt Saarbrucken in der Saarlandischen BibliographieWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Von der Heydt Saarbrucken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Delf Slotta Grube und Siedlung Von der Heydt Einblicke in das Bergmannsleben des 19 Jahrhunderts Gerhild Krebs Siedlung der Grube Von der Heydt bei Memotransfront Statten grenzuberschreitender Erinnerung Gerhild Krebs Ehemalige Grube Von der Heydt bei Memotransfront Statten grenzuberschreitender Erinnerung Stadtteile und Distrikte von Saarbrucken 1 Mitte Alt Saarbrucken Malstatt mit Rastpfuhl Russhutte und Rodenhof St Johann mit Kaninchenberg Nauwieser Viertel und Rotenbuhl Eschberg Sankt Arnual mit Winterberg 2 West Gersweiler Klarenthal Altenkessel und Burbach mit Von der Heydt 3 Dudweiler Dudweiler Jagersfreude Herrensohr Scheidt4 Halberg Schafbrucke Bischmisheim Ensheim Brebach Fechingen mit Neufechingen Eschringen Gudingen Bubingen 49 275833333333 6 9527777777778 Koordinaten 49 16 33 N 6 57 10 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Von der Heydt Saarbrucken amp oldid 237326969