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Herrensohr ist ein Stadtteil von Saarbrucken innerhalb des Stadtbezirks Dudweiler siehe Liste der Stadtteile Saarbruckens Unmittelbare Nachbarorte sind Dudweiler und Jagersfreude Der Ort liegt am rechten Ufer des Sulzbaches einem Nebenfluss der Saar Katholische Kirche St Marien ExpressionismusEvangelischen Kreuzkirche NeogotikHerrensohr wird im Volksmund auch Kaltnaggisch genannt Der Zweitname des Ortes komme so die Volksetymologie von der kahlen Rodungsflache auf der er erbaut wurde Dazu wurde auch der Namensbestandteil sohr Adjektiv und sohren Verb von Herrensohr passen was aktuell nur noch im Norddeutschen verwendet fur verdorrt vertrocknet welk geworden bzw verdorren vertrocknen welk werden steht Das Deutsche Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ubersetzt Sohr auch mit Heide 1 Der Ort Herrensohr wurde ab 1856 als Bergmannskolonie planmassig auf einer ehemaligen Waldflache errichtet Der Volkskundler Nikolaus Fox bezeichnet allerdings den volkstumlichen Ortsnamen von Herrensohr Kaltnaggisch als sprachliche Tautologie aus der ursprunglichen keltischen Ortlichkeitsbezeichnung gall gallt lat collis dt Hugel und der spateren althochdeutschen Worthinzufugung nak Spitze Der ursprungliche Gewann Name wurde demnach heute einfach Hugel oder Anhohe heissen 2 Der Ort Herrensohr zahlt zu den jungen Siedlungen des Saarlandes Die Ortschaft ist eine planmassige Grundung aus der Mitte des 19 Jahrhunderts als der Bergbau und die Huttenindustrie einen rasanten Aufschwung nahmen und der Bedarf an Steinkohle in ungeahnte Hohen schnellte Da es hinsichtlich der Forderung von Kohle und der Bearbeitung von Eisen an Arbeitskraften mangelte bemuhte sich die Bergverwaltung an der Saar um die Anwerbung neuer Bergleute Zunachst im Gebiet links der Saar zwischen Hostenbach und Saarlouis dann auf dem Hunsruck im Tal der Mosel in der Eifel im Westerwald in Hessen im Harz in Sachsen sowie in Bohmen Probleme ergaben sich bei der Unterbringung der Zuwanderer Ab dem Jahr 1852 plante daher die Bergbehorde die Anlage von Arbeiterkolonien eine davon in der Nahe von Dudweiler Man entschied sich die neue Bergmanns Kolonie am westlichen Hang des Sulzbachtales zwischen Jagersfreude und Dudweiler anzulegen Der Knappschaftsverein Saarbrucken hatte zum Zweck der Errichtung einer Bergmannskolonie durch Tausch vom Forstfiskus drei Walddistrikte mit den Namen Herresohr sic Barendick und Felsenborn erworben die unter dem Namen Herresohr sic im Dudweiler Grundbuch eingetragen waren Der Name Herrensohr ursprunglich auch Herresohr wird auch mit der Herrenjagd in Verbindung gebracht da das waldige Gebiet den Grafen von Saarbrucken zu Jagdzwecken gedient hatte 3 Eine Eingabe der Einwohner man solle ihren Ort nach einem der beiden anderen Walddistrikte Felsenborn oder Barendick benennen wurde von der zustandigen Behorde abgelehnt 4 Im Folgejahr 1853 wurden zu diesem Zweck die drei im Grundbuch von Dudweiler unter dem Namen Herre n sohr eingetragenen Waldstucke Baresdick Barendick Felsenborn und Herrensohr erworben Die beiden bewaldeten Hugel werden durch den Romerbach den Barenbach sowie den Wolfsbach zum Sulzbach hin entwassert Nach der Rodung des vorgesehenen Siedlungsgebietes wurden die Wege markiert und die Bauplatze abgesteckt Bereits im Jahr 1856 wurden mehr als zehn Hauser errichtet In Bezug auf den gewaltigen Zustrom an Arbeitern und deren Familien kam es bei den bereits bestehenden Alt Gemeinden wie Dudweiler zu Unmut denn samtliche anfallenden Kosten fur Schulgeld Armenpflege sowie fur Schul und Wegebau fielen zu Lasten der Gemeindeverwaltung Dudweilers wahrend die Dudweiler Gemeindekasse andererseits infolge der geringen Einkommen der Herrensohrer Bergleute wenig direkte Einnahmen erzielen konnte So wurde auf einer Konferenz im Jahr 1858 die uber die mit der Zuwanderung zusammenhangenden Probleme beriet entschieden dass an das neue Herrensohr keine Dudweiler Banngebiete abgetreten werden sollten sondern der neue Ort ausschliesslich als Ortsteil des alten Dudweilers juristisch eingeordnet wurde Im Jahr 1858 hatte Herrensohr 362 Einwohner im Jahr 1865 schon 739 im Jahr 1880 bereits 1876 im Jahr 1885 stieg die Bevolkerung auf 2171 Menschen um im Jahr 1910 mit 4538 Personen den bisherigen Hohepunkt seiner Bevolkerungsentwicklung erreicht zu haben Bei einem schweren Grubenungluck infolge einer Schlagwetterexplosion in der Nacht vom 17 auf den 18 Marz 1885 kurz vor Mitternacht auf der Grube Camphausen kamen 180 Bergleute ums Leben Davon stammten 37 Bergleute aus Herrensohr Auch die beiden Weltkriege des 20 Jahrhunderts brachten viel Leid und Not uber den Ort Am 1 September 1939 am Tag des Kriegsausbruches ordnete die Reichsregierung an dass die Stadte und Dorfer der sogenannten Roten Zone einem Gebietsstreifen zwischen der Reichsgrenze und der Hauptkampflinie des Westwalls von der Zivilbevolkerung innerhalb von drei Tagen geraumt werden mussen Daraufhin wurden die Einwohner von Herrensohr in sogenannte Bergungsgebiete im Reichsgebiet verbracht Erst am 13 Juli 1940 wurde Herrensohr fur die evakuierte Bevolkerung wieder freigegeben Am 16 Juli 1944 fielen gegen 9 45 Uhr zahlreiche Sprengbomben auf Herrensohr Etwa 20 Hauser und die katholische Kirche wurden schwer beschadigt Die evangelische Kirche wies hingegen leichtere Schaden auf Bei dem Angriff verloren 22 Menschen ihr Leben Am 20 Marz 1945 wurden Dudweiler und Herrensohr von der US Armee besetzt Zu dieser Zeit lebten in Herrensohr noch etwa 1 800 Einwohner 5 Am 30 April 2014 hatte der Ort 2 113 Einwohner 6 Bis 1973 gehorte Herrensohr zur Stadt Dudweiler bei der saarlandischen Gebietsreform von 1974 wurde Dudweiler nach Saarbrucken eingemeindet 7 Literatur BearbeitenDieter Hartwich Hrsg Dehemm in Kaltnaggisch 1856 2006 150 Jahre Herrensohr Herrensohr 2006 Heidelinde Jungst Kipper Karl Ludwig Jungst Herrensohr im 19 Jahrhundert Saarbrucken 2006 Dieter Hartwig Herrensohr in der Zeitgeschichte 2016 Werner Arend Johann Maes ein Mann aus Herrensohr Historische Beitrage der Dudweiler Geschichtswerkstatt Band 8 Seite 136 142 Dudweiler 2004 Karl Heinz Ruth Bergmannskolonie Herrensohr Historische Beitrage der Dudweiler Geschichtswerkstatt Band 4 Seite 6 23 Dudweiler 1996 Ralf Hoffmann Herrensohrer Bergmannswelt um die Jahrhundertwende Dudweiler Geschichtswerkstatt Band 1 Seite 27 30 Dudweiler 1989 Dieter Hartwich Sylvia Schwindt Kaltnaggisch das isses Herrensohr und seine Autoren OIV Herrensohr Joachim Heinz Zur Geschichte des Friedrich Ebert Denkmals in Herrensohr Band 2 Dudweiler Geschichtswerkstatt 1991 Werner Arend Die Lichtspieltheater von Dudweiler Herrensohr und Scheidt Band 7 Dudweiler Geschichtswerkstatt 2002 Karl Ludwig Jungst Geissediewels Ein Hauch von Schinderhannes in Kaltnaggisch Band 9 Dudweiler Geschichtswerkstatt 2006Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herrensohr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur zu Herrensohr in der Saarlandischen Bibliographie Ortsinteressenverein Herrensohr Dudweiler Kompass Dudweiler GeschichtswerkstattEinzelnachweise Bearbeiten Internetquelle Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm digitalisierte Fassung im Worterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities Version 01 21 lt https www woerterbuchnetz de DWB lemid S30402 gt abgerufen am 31 Dezember 2021 Band 16 Spalte 1425f https woerterbuchnetz de sigle DWB 1 abgerufen am 31 Dezember 2021 Nikolaus Fox Saarlandische Volkskunde Saarbrucken 1979 Unveranderter Nachdruck der Ausgabe von 1927 mit einem Vorwort von Mathias Zender S 8 9 Im Grimmschen Worterbuch wird Sohr auch mit Jagdfalke ubersetzt Internetquelle Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm digitalisierte Fassung im Worterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities Version 01 21 lt https www woerterbuchnetz de DWB lemid S30402 gt abgerufen am 31 Dezember 2021 Band 16 Spalte 1425f https woerterbuchnetz de sigle DWB 1 abgerufen am 31 Dezember 2021 http www saarlandbilder net orte saarbruecken herrensohr html abgerufen am 5 Marz 2019 Gunter Forster Aus der Ortsgeschichte von Herrensohr in Festschrift 100 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Herrensohr 1904 2004 hrsg von der evangelischen Kirchengemeinde Herrensohr Herrensohr 2004 S 23 26 Landeshauptstadt Saarbrucken Zahlen Daten und Fakten abgerufen am 21 Mai 2014 Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 803 Stadtteile und Distrikte von Saarbrucken 1 Mitte Alt Saarbrucken Malstatt mit Rastpfuhl Russhutte und Rodenhof St Johann mit Kaninchenberg Nauwieser Viertel und Rotenbuhl Eschberg Sankt Arnual mit Winterberg 2 West Gersweiler Klarenthal Altenkessel und Burbach mit Von der Heydt 3 Dudweiler Dudweiler Jagersfreude Herrensohr Scheidt4 Halberg Schafbrucke Bischmisheim Ensheim Brebach Fechingen mit Neufechingen Eschringen Gudingen Bubingen 49 272777777778 7 0166666666667 Koordinaten 49 16 N 7 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrensohr amp oldid 227355508