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Heinrich Rodenstein 12 Januar 1902 in Braunschweig 22 Dezember 1980 ebenda war ein deutscher Padagoge und Hochschullehrer Er war von 1948 bis 1956 Rektor der Padagogischen Hochschule Braunschweig Er gehorte 1948 zu den Mitbegrundern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW Inhaltsverzeichnis 1 Leben vor 1933 2 Emigration 2 1 1933 bis 1939 2 2 1939 bis 1945 3 Die Zeit ab 1945 4 Heinrich Rodenstein Fonds 5 Werke Auswahl 6 Quelle 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben vor 1933 BearbeitenRodenstein wuchs in einer Arbeiterfamilie auf und besuchte vier Jahre eine Volksschule in Braunschweig bevor er zu Ostern 1911 als Freischuler an die Stadtische Knabenmittelschule wechseln konnte Ab 1913 war er sogenannter Herzogsschuler Sein Vater erhielt vom Herzoglichen Marschallamt des Herzogs von Braunschweig vierteljahrlich eine Erziehungsbeihilfe von 100 00 Mark und alle Ausgaben fur Lernmittel zuruck erstattet 1 Nach dem Abschluss der Mittelschule besuchte Rodenstein das Herzogliche Lehrerseminar in Braunschweig und legte im Fruhjahr 1922 die Erste Lehrerprufung fur das Lehramt an Volksschulen ab 1 Nach der Prufung erhielt Rodenstein zunachst keine Anstellung und musste Tatigkeiten in verschiedenen Betrieben nachgehen Am 1 August 1922 erhielt er eine Anstellung als Hilfslehrer bei der Stadt Braunschweig Er blieb hier zweieinhalb Jahre lang und wechselte zu Ostern 1925 fur ein Schuljahr nach Wolfshagen Hier legte er die 2 Lehrerprufung ab und wurde danach zu Ostern 1926 nach Schoningen versetzt 1 Wahrend der Zeit in Schoningen war Rodenstein gewahltes Stadtratsmitglied und erhielt hier am 1 April 1927 auch seine Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit Zu Ostern 1928 wechselte er dann wieder in den Schuldienst der Stadt Braunschweig aus dem er im Juli 1933 von den Nazis entlassen wurde 1 In dieser Zeit arbeitete er auch eng mit Hans Lohr und Leo Regener zusammen mit denen er gemeinsam die Denkschrift Weiterentwicklung der Lehrerausbildung verfasste in deren Folge 1929 Adolf Jensen zum Professor an der TH Braunschweig berufen wurde 2 Heinrich Rodenstein war bis 1929 Mitglied der KPD und trat spater der 1931 gegrundeten SAP bei 3 Emigration Bearbeiten1933 bis 1939 Bearbeiten Nach seiner Entlassung aus dem Schuldienst emigrierte Rodenstein im Juli 1933 als politisch Verfolgter nach Holland Mit Hilfe der hollandischen Lehrergewerkschaft organisierte er im November 1933 seine Ubersiedelung in das damals noch unter franzosischer Verwaltung stehende Saargebiet Hier arbeitete er von 1934 an als Lehrer an zwei Domanialschulen im Januar 1934 zunachst an der Schule in Saarbrucken und vom 1 Februar an bis zu seiner Flucht nach Frankreich an der Schule in Saarlouis 4 Wahrend dieser Zeit wohnte er mit seiner Frau Marta im Emigrantenheim in der Gemeinde Von der Heydt 5 Im Februar 1935 verliessen die Rodensteins das Saargebiet und gingen ins Exil nach Frankreich Sie wurden zunachst in dem Stadtchen Revel Haute Garonne etwa 60 km ostlich von Toulouse untergebracht 6 Anfang September 1935 reisten die Rodensteins nach Paris Sie ubernahmen das moblierte Zimmer von Heinrich Gronewald und ebenso dessen Stamm an Privatschulern die nun von Heinrich Rodenstein unterrichtet wurden In der Nachfolge von Gronewald ubernahm Rodenstein auch die Leitung der Pariser Sektion des Verbands deutscher Lehreremigranten auch Union des Instituteurs allemands emigres kurz Union und wurde in der Folge einer der wichtigsten Funktionare des Verbandes Rodenstein vertrat die Union im Internationalen Berufssekretariats der Lehrer IBSL in Brussel und nahm an den Kongressen des IBSL in Pontigny 1937 und Nizza 1938 teil Zur Aufbesserung der materiellen Situation trug Marta Rodenstein mit Strick und Schneiderarbeiten zum Lebensunterhalt bei spater fand sie Arbeit in einem vegetarischen Restaurant das Emigranten aus dem Umfeld des ISK gegrundet hatten 6 Bei diesem vegetarischen Restaurant des ISK handelte es sich um das von Erich Lewinski und seiner Frau Hertha betriebene Restaurant Vegetarien des Boulevards d apres Bircher Benner 28 Boulevard Poissonniere 7 mit dessen Einnahmen vielen Emigrantinnen der Lebensunterhalt gesichert und zur Finanzierung der politischen Arbeit im Exil beigetragen wurde 8 In diesem Restaurant war zeitweilig auch Gretel Ebeling beschaftigt Am 16 Februar 1939 wurde in Paris die Tochter Rosemarie geboren das einzige Kind der Rodensteins 1939 bis 1945 Bearbeiten Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren Marta Rodenstein und Tochter Rosemarie gezwungen Paris zu verlassen und gingen wieder nach Revel zuruck Heinrich Rodenstein wurde in Paris im Stadion von Colombes interniert Von hier aus wurde er kurze Zeit darauf in das Camp de Meslay du Maine verlegt Im November durfte er das Lager verlassen und uber Paris erreichte er am 26 November 1939 ebenfalls Revel 6 Rodenstein galt in Revel als Auslander mit Aufenthaltsbeschrankung auf den Wohnort Revel und war als ungelernter Arbeiter registriert Das spiegelt sich in den Beschaftigungsverhaltnissen wider die er in den Folgejahren hier ausubte 6 Dezember 1939 bis Januar 1940 Arbeiter in einer Autoreparatur Februar bis Juni 1940 Lagerarbeiter in einer Brauerei August 1940 bis Februar 1941 Arbeiter in einer Sagerei Marz 1941 bis Oktober 1944 Arbeiter in zwei Obst und Gemusehandlungen November 1944 Arbeiter in einem Land und Kohlenhandel Dezember 1944 bis Juli 1945 Bauarbeiter Einen wesentlichen Beitrag zum Lebensunterhalt leistete Marta Rodenstein mit Strickarbeiten Die Kundinnen lieferten die Wolle bezahlten einen Stricklohn und lieferten ausserdem noch Naturalien Aufgrund alter Bekanntschaften zur franzosischen Gewerkschaftsbewegung konnte die Familie Rodenstein in Revel relativ sicher vor Verfolgungsmassnahmen leben Am franzosischen Widerstand hat sich Rodenstein aber selber aktiv nicht beteiligt Er erwog auch nicht Frankreich zu verlassen obwohl er uber Visumszusicherungen fur die USA Mexiko und Brasilien verfugte Ich hatte diese Angebote ausgeschlagen Ich war ohne jede rationale Begrundung immer sicher gewesen dass wir uberleben wurden Ausserdem schloss das tiefe Heimweh meiner Frau aus uns noch weiter von unserer Heimat zu entfernen 6 Mit dem Abzug der deutschen Truppen aus Sudfrankreich Anfang August 1944 war der Ausgang eines langen Tunnels erreicht 6 Im Herbst 1944 wurde Rodenstein Mitglied in der Bauarbeitergewerkschaft und Karl Mossinger 1888 1961 meldete ihn bei der neuerstandenen Federation des Groupes Socialistes en France an uber die Rodensteins politischer Weg in die SPD fuhrte Angebote weiterhin in Revel zu bleiben lehnte er ab die Familie drangte zuruck nach Braunschweig 6 Rodenstein reiste mit Unterstutzung von Karl Mossinger 9 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunachst alleine nach Deutschland um die Voraussetzungen fur den Familiennachzug zu klaren Von Braunschweig aus kehrte er dann erneut nach Revel zuruck um abermals mit Unterstutzung von Mossinger 10 Frau und Tochter abzuholen Ende September 1945 begann dann der endgultige Abschied von Revel Am 3 Oktober 1945 kamen wir abends in Braunschweig an Das Kapitel Emigration war abgeschlossen 6 Die Zeit ab 1945 BearbeitenHeinrich Rodenstein wurde zum 1 Oktober 1945 in Braunschweig als Hilfslehrer eingestellt und gleichzeitig mit einem Lehrauftrag fur Staatsburgerkunde in die Lehrerbildung an die Kanthochschule die spatere Padagogischen Hochschule Braunschweig abgeordnet Am 1 Februar 1946 wurde er erneut in das Beamtenverhaltnis auf Lebenszeit berufen und zum Volksschulrektor ernannt Dem folgte zum 1 April 1947 die Beforderung zum Studienrat und Dozent an der Kanthochschule Am 16 Marz 1948 wurde er zum Professor berufen 1 1947 wurde in Detmold ein Allgemeiner Deutscher Lehrer und Lehrerinnenverband fur die Britische Besatzungszone gegrundet dessen zweiter Vorsitzender Rodenstein wurde Der Verband ging 1948 in der GEW auf die ihrerseits Mitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund DGB wurde Heinrich Rodenstein war von 1960 bis 1968 Vorsitzender der GEW Vom 17 Mai 1948 bis zum 30 September 1955 war Rodenstein Direktor der Kanthochschule Daneben engagierte er sich auch in der internationalen Gewerkschaftsarbeit Er war von 1955 bis 1957 Prasident der Internationalen Vereinigung der Volksschullehrer Verbande F I A I I F T A und von 1966 bis 1972 Prasident des Internationalen Berufssekretariats der Lehrer im Internationalen Bund Freier Gewerkschaften 1 Am 1 September 1968 wurde Heinrich Rodenstein emeritiert Im Jahre 1977 wurde er mit der Ehrenburgerwurde der Stadt Braunschweig geehrt Heinrich Rodenstein Fonds BearbeitenDer Heinrich Rodenstein Fonds der GEW soll weltweit Lehrerinnen und Lehrern helfen die aus politischen Grunden oder wegen humanitarer Katastrophen in Not geraten sind Werke Auswahl BearbeitenDie Utopisten Limbach Braunschweig 1949 DNB 454067909 Grundsatze der Neuformung des deutschen Bildungswesen Arbeitsgemeinschaft Deutscher Lehrerverbande Celle 1952 DNB 454067844 Erziehung entscheidet unser Schicksal Referat Arbeitsgemeinschaft deutscher Lehrerverbande 1958 DNB 365753483 Wirtschaft Arbeit Lehrerbildung Schroedel Hannover 1967 DNB 458669164 Quelle BearbeitenHomepage Heinrich Rodenstein Auf der Seite ist Heinrich Rodensteins privates und politisches Leben ausfuhrlich dokumentiert wobei allerdings seine Frau Marta nur eine Nebenrolle spielt Auch die negativen Seiten des Exils werden allenfalls nur angedeutet Rodenstein baute bewusst die Exilerfahrungen als positiven Baustein als wertvolle politische Erfahrung in seinen Lebenslauf ein belastende angstbesetzte Situationen blendete er weitgehend aus Zudem gibt es eine geschlechtsspezifische Komponente die von Rodenstein nur kurz angedeutet wurde wahrend sich die mannlichen Emigranten um die Politik kummerten waren die Frauen mit der Sorge um das tagliche Brot beschaftigt Grete Ebeling ehemalige braunschweigische Lehrerstudentin und SAP Mitglied die mit ihrem Mann ebenfalls uber das Saarland nach Frankreich emigriert war putzte in dem vegetarischen Restaurant in dem auch Marta Rodenst arbeitete wahrend ihr Mann fur die Emigrantenzeitung Artikel verfasste 11 Literatur BearbeitenLuitgard Camerer Rodenstein Heinrich In Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 S 196 Erich Frister Heinrich Rodenstein Lehrer und Gewerkschafter 1902 1980 Frankfurt Main 1988 Horst Rudiger Jarck Gunter Scheel Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Hahnsche Buchhandlung Hannover 1996 ISBN 3 7752 5838 8 S 494 95 Bernhild Vogel Entlassen verfolgt zuruckgekehrt sozialistische Lehrer aus dem Land Braunschweig zwischen Weimarer Republik und Nachkriegszeit in Frank Ehrhardt Heraqusgeber im Auftrag des Arbeitskreises Andere Geschichte e V Lebenswege unter Zwangsherrschaft Beitrage zur Geschichte Braunschweigs im Nationalsozialismus Appelhans Verlag Braunschweig 2007 ISBN 978 3 937664 59 0 S 39 100 Rodenstein Heinrich in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 608Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Rodenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heinrich Rodenstein Fonds der GEW auf gew deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Lebenslauf Heinrich Rodenstein Gunter Wiemann Hans Lohr und Hans Koch politische Wanderungen Vitamine Verlag Braunschweig 2011 ISBN 978 3 00 033763 5 S 31 Manfred Heinemann Vom Studium Generale zur Hochschulreform Akademie Verlag 1996 S 3 Heinrich Rodenstein Saargebiet Bernhild Vogel Entlassen verfolgt zuruckgekehrt S 80 a b c d e f g h Homepage Heinrich Rodenstein Antje Dertinger Die drei Exile des Erich Lewinski Gerlingen 1995 S 103 Antje Dertinger Die drei Exile des Erich Lewinski Gerlingen 1995 S 104 Heinrich Rodesntein Erste Ruckkehr nach Braunschweig Heinrich Rodenstein Ruckkehr mit Familie Bernhild Vogel Entlassen verfolgt zuruckgekehrt S 86Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Max Traeger 1947 1952 Bernhard Plewe 1952 1958 Max Traeger 1958 1960 Heinrich Rodenstein 1960 1968 Erich Frister 1968 1981 Dieter Wunder 1981 1997 Eva Maria Stange 1997 2005 Ulrich Thone 2005 2013 Marlis Tepe 2013 2021 Maike Finnern seit 2021 Normdaten Person GND 118918192 lobid OGND AKS VIAF 3269604 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rodenstein HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Padagoge und HochschullehrerGEBURTSDATUM 12 Januar 1902GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 22 Dezember 1980STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Rodenstein amp oldid 238304948