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Das Unternehmen Cerberus auch einfach Kanaldurchbruch genannt war der Deckname einer deutschen Militaroperation zum erfolgreichen Durchbruch der deutschen Kriegsschiffe Scharnhorst Gneisenau und Prinz Eugen durch den Armelkanal im Februar 1942 Darstellung der Route der KriegsschiffeVom 11 bis zum 13 Februar 1942 durchquerten diese Schiffe der Kriegsmarine den Armelkanal von Brest in Frankreich zu ihren deutschen Marinebasen Dabei wurden sie von einem Grossaufgebot an kleineren Schiffen wie zum Beispiel Minensuchbooten und Flugzeugen unterstutzt Tatsachlich gelang es praktisch unter den Augen der Briten nahezu alle Schiffe sicher durch den Kanal zu bringen Verantwortlich fur das Unternehmen war Vizeadmiral Otto Ciliax Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verlauf 3 Folgen 4 Siehe auch 5 Quelle 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDie Scharnhorst und die Gneisenau liefen im Januar 1941 zum Unternehmen Berlin in den Nordatlantik aus um dort in der Atlantikschlacht den Handelskrieg mit Uberwasserkriegsschiffen gegen britische Geleitzuge zu fuhren Nach Abschluss dieser erfolgreichen Unternehmung kehrten die beiden Schiffe jedoch nicht in ihre deutschen Heimathafen zuruck sondern wurden an der besetzten franzosischen Westkuste in Brest stationiert Damit hoffte die deutsche Seekriegsleitung diese modernen und schnellen Schiffe aufgrund des kurzen Anmarschweges haufiger gegen die gegnerische Rohstoffzufuhr einsetzen zu konnen Fur Grossbritannien stellte diese Stationierung ein eminentes Bedrohungspotential dar so dass eine Versenkung der Scharnhorst und der Gneisenau zu einem wichtigen Ziel erklart wurde Die Stadt lag zudem in Reichweite britischer RAF Bomber so dass beide Schiffe wiederholten Bombenangriffen ausgesetzt waren und auch beschadigt wurden Nach dem gescheiterten Unternehmen Rheinubung kam zu den Schlachtschiffen noch der Schwere Kreuzer Prinz Eugen und wurde dort ebenfalls stationiert Das gescheiterte Unternehmen offenbarte aber auch die generelle grosse Verwundbarkeit der schweren Uberwassereinheiten die mangels eigener Flugzeugtrager auf hoher See nicht ausreichend gegen Angriffe aus der Luft gesichert werden konnten Die zahlenmassige und nach dem Untergang der Bismarck auch waffentechnische Uberlegenheit der britischen Streitkrafte und die fehlende Luftdeckung machte es nur zu einer Frage der Zeit wann die grossen Uberwasserschiffe versenkt werden wurden Mit dem Uberfall auf die Sowjetunion hatte sich die strategische Situation verandert und Adolf Hitler befahl die drei Schiffe die einer permanenten Luftbedrohung ausgesetzt waren zuruckzuholen damit sie von norwegischen Basen aus die nach Murmansk fahrenden alliierten Konvois angreifen konnten Ausserdem sah er fur den Fall eines eventuellen britischen Angriffes auf Norwegen seine Nordflanke in Gefahr Fur die Ruckfuhrung gab es mehrere Optionen Entweder durch die Danemarkstrasse durch die Islandstrasse sudostlich von Island oder durch den Kanal als kurzesten Weg Dass eine Verlegung geplant war wurde den Briten durch Informationen der franzosische Resistance bekannt Der Oberbefehlshaber der Marine ObdM Grossadmiral Erich Raeder hatte dem von Hitler personlich befohlenen Unternehmen durch den Kanal zuvor mit Verweis auf die Unmoglichkeit seiner Durchfuhrung mehrfach widersprochen da er nach wie vor an den Erfolg seiner Strategie des Tonnagekrieges mit Uberwasserstreitkraften im Atlantik glaubte der mit dem inzwischen versenkten Panzerschiff Admiral Graf Spee im September 1939 begonnen hatte von den Schweren Kreuzern Admiral Scheer und Admiral Hipper erfolgreich fortgefuhrt worden war und schliesslich mit dem Unternehmen Rheinubung endete in dessen Verlauf das Flottenflaggschiff Bismarck verlorenging Da die franzosischen Atlantikhafen im Nahbereich der Royal Air Force lagen wurden die schweren deutschen Schiffe nach ihrem Einlaufen im Fruhjahr Scharnhorst und Gneisenau am 23 Marz 1941 in Brest und Sommer Prinz Eugen am 1 Juni 1941 ebenfalls in Brest immer wieder zu Angriffszielen britischer Bomberverbande und fielen durch Schaden fur Monate aus Hitler hatte erkannt dass sich der ozeanische Zufuhrkrieg unter diesen Umstanden nur noch mit grossem Risiko fortsetzen liesse es mussten eigens leicht verwundbare Versorgungsschiffe in Marsch gesetzt werden um die Kampfgruppen in See zu beolen und zu versorgen was zunehmend seltener gelang und zur Entwicklung von Versorgungs U Booten fuhrte die aber bis 1943 auch alle versenkt wurden ferner war er nach dem Verlust der Bismarck am 27 Mai 1941 nicht mehr gewillt den prestigeschadigenden Verlust weiterer schwerer Uberwassereinheiten zu riskieren So verweigerte er unter anderem die Zustimmung zur Fortfuhrung des Kreuzerkrieges mit dem Kreuzer Admiral Scheer und liess auch das Schlachtschiff Tirpitz statt in den Atlantik nach Norwegen verlegen Verlauf BearbeitenDen Briten war klar dass die deutschen schweren Uberwassereinheiten spatestens seit dem Verlust der Bismarck nur noch mit grosstem Risiko im Atlantik eingesetzt werden konnten Sie schatzten vollig richtig ein dass Hitler und seine Generale dieses Risiko nicht eingehen wurden und die Schiffe deshalb genau genommen vollig nutzlos in den Atlantikhafen lagen wo sie fruher oder spater von britischen Bombern vernichtet werden wurden Die einzig logische deutsche Reaktion auf diese standige britische Bedrohung war die Verlegung der Schiffe zuruck in fur die RAF noch nicht erreichbare deutsche Ostseehafen oder nach Norwegen Die Briten erwarteten somit die Ruckverlegung der Schiffe und bereiteten sich darauf vor erwarteten aber den Durchbruchsversuch nicht im Kanal sondern eher im Norden um Schottland herum Diese britischen Uberlegungen fuhrten dazu dass die britischen Uberwasserkrafte dort konzentriert wurden Im Vorverlauf des Unternehmens raumte die Kriegsmarine den Fahrweg der Schiffe von Minen Dies geschah scheinbar unsystematisch damit vorher seitens der Briten kein Verdacht uber den tatsachlichen Grund geschopft wurde Britischerseits wurde die Basis in Brest vom U Boot Sealion bewacht um moglichst fruhzeitig uber ein mogliches Auslaufen informiert zu werden Dieses hatte seine Beobachtung jedoch am 11 Februar um 21 35 Uhr eingestellt da es nicht mehr mit einem Auslaufen der Flotte an diesem Tag rechnete Die Flotte konnte so um 22 45 Uhr wahrend eines Fliegeralarms unbemerkt das eingenebelte Brest verlassen und gewann so wertvolle Zeit Zusammen mit den drei grossen Einheiten liefen als Sicherung die Zerstorer Z 29 Z 4 Richard Beitzen Z 5 Paul Jacobi Z 14 Friedrich Ihn Z 7 Hermann Schoemann und Z 25 mit aus Spater auf Hohe von Cap Gris Nez stiessen noch die Torpedoboote Seeadler Falke Kondor Iltis und Jaguar mit zum Geleit Von Le Havre aus kamen noch die Torpedoboote T 2 T 4 T 5 T 11 und T 12 sowie aus Dunkirchen T 13 T 15 T 16 und T 17 hinzu 1 Die deutsche Fuhrung hatte auf schlechtes nebliges Wetter gewartet und so konnte die Flotte von den Briten unbemerkt Kurs auf den Armelkanal nehmen und 13 Stunden lang in Richtung Nordsee fahren Auch die Radaranlagen der britischen Aufklarungsflugzeuge waren zu diesem Zeitpunkt von Storsendern entlang der franzosischen Kuste massiv gestort worden so dass auch diese die deutsche Flotte nicht orteten Von den drei eingesetzten Aufklarungslinien in der Luft Line Stopper Line SE und Line Habo wurden die deutschen Verbande infolge Ausfalls der Radargerate ebenfalls nicht gemeldet Erst im Laufe des 12 Februars wurde die deutsche Flotte entdeckt doch auch hier half ihnen eine Panne der Briten Die Besatzung des Aufklarungsflugzeugs wagte es trotz der Entdeckung nicht die vorgeschriebene Funkstille zu brechen und informierte den britischen Stab erst nachdem sie wieder auf ihrer Basis gelandet war Im ubrigen basierte der deutsche Durchbruchsplan den die Briten erwarteten da sie uber die Einsatzfahigkeit der deutschen Schiffe sehr wohl unterrichtet waren auf der Absicht Dover zur Mittagszeit zu passieren wahrend die britische Admiralitat einen deutschen Durchbruch eher in einer Neumondnacht erwartete Bereits am 8 Februar hatte das RAF Coastal Command das die Aufklarungsfluge uber der franzosischen Atlantikkuste durchfuhrte Gefechtsubungen aller drei Schiffe im offenen Meer gemeldet Allerdings vermutete Air Marshal Joubert in seinem Bericht den Durchbruch in einer der Neumondnachte um den 15 Februar 1942 Aufsteigende britische Bomber und Torpedoflugzeuge vom Typ Swordfish versuchten die deutschen Schiffe anzugreifen konnten sie aber wegen des nebligen Wetters nur in Einzelfallen ausfindig machen So warfen von 242 beteiligten britischen Bombern nur 39 uberhaupt ihre Bomben ab und keiner erzielte einen Treffer Zusatzlich hatte die deutsche Luftflotte 3 die Jagdgeschwader 2 26 und spater 1 mit 176 Jagdflugzeugen uberwiegend vom Typ Messerschmitt Bf 109F und Focke Wulf Fw 190A aufgeboten Diese waren so organisiert dass standig 16 Jagdflugzeuge uber der Flotte operierten 1 Es gelangten letztlich nur sechs britische Torpedoflugzeuge bis auf zwei Seemeilen an die Schiffe heran fielen jedoch alle den deutschen Jagdflugzeugen und dem Flak Feuer des angegriffenen Verbandes zum Opfer Das Fehlen dieses Jagdschutzes hatte massgeblich zum Verlust der Bismarck gefuhrt Da die Schiffe aber im Bereich der Landbasen der Jagdflugzeuge blieben konnten die Jager die Schiffe dieses Mal effektiv vor Angriffen aus der Luft schutzen Einmal mehr zeigte sich die zwingende Notwendigkeit von Flugzeugtragern fur Kampfhandlungen auf hoher See die Deutschland jedoch nicht besass Die britische Kustenartillerie in Dover eroffnete ebenfalls das Feuer auf den deutschen Verband konnte jedoch keinen Treffer erzielen da sie die Ziele im Nebel nicht genau genug anpeilen konnte Am Abend des 13 Februar erreichten die Einheiten schliesslich deutsche Hafen und beendeten damit das Unternehmen Cerberus Die Ruckverlegung der schweren Einheiten in deutsche Hafen gelang allerdings wurden beide Schlachtschiffe durch Minen beschadigt und fielen fur die erste Zeit aus Die Gneisenau wurde nach weiteren Bombentreffern im Kieler Hafen nie wieder in Dienst gestellt Folgen BearbeitenDie deutschen Verluste beliefen sich auf ein Begleitschiff und 17 Flugzeuge Ausserdem waren die Scharnhorst und die Gneisenau auf Minen gelaufen Die Scharnhorst fiel deshalb fur acht Monate aus Sie wurde in Kiel repariert nach Nordnorwegen verlegt und am 26 Dezember 1943 von britischen Verbanden in der Barentssee nordostlich des Nordkaps versenkt Die Gneisenau wurde bei einem Luftangriff in der Nacht vom 26 auf den 27 Februar 1942 noch wahrend der Reparatur im Schwimmdock der Deutschen Werke Kiel so schwer beschadigt dass sie am 1 Juli 1942 ausser Dienst gestellt wurde Nachdem sich eine dauerhafte Verlegung nach Norwegen als nicht mehr durchfuhrbar erwiesen hatte operierte die Prinz Eugen spater noch einmal verhaltnismassig erfolgreich von der Ostsee aus gegen sowjetische Landstreitkrafte Als einzige schwere Einheit der Kriegsmarine uberstand sie das Ende des Krieges in einsatzfahigem Zustand Die britische Offentlichkeit war ausser sich als sie von dem gelungenen Durchbruch erfuhr war es doch der erste erfolgreiche Durchbruch einer feindlichen Flotte durch den Armelkanal seit Jahrhunderten gewesen Es war ein Skandal dass deutsche Schiffe 300 Meilen unentdeckt den Armelkanal entlangfahren konnten denn schliesslich hing die Sicherheit Grossbritanniens auch davon ab die eigenen Kustengewasser zu beherrschen Wenn auch die einzigartige Chance vertan war gleich drei Grosskampfschiffe der Kriegsmarine auf einmal zu vernichten war die britische Admiralitat andererseits erleichtert dass eine grosse Gefahr fur ihre Versorgungskonvois im Atlantik gebannt war US Prasident Franklin D Roosevelt gratulierte sogar Winston Churchill wegen der gebannten Bedrohung Auch unter den deutschen Admiralen war man uber den Sinn des Unternehmens geteilter Meinung So sprach Grossadmiral Erich Raeder von einem taktischen Sieg aber einer strategischen Niederlage Siehe auch BearbeitenOperation Kita Heimatverlegung der Kaiserlich Japanischen Marine Quelle BearbeitenCajus Bekker Verdammte See Ein Kriegstagebuch der deutschen Marine Stalling Verlag Oldenburg 1971 ISBN 3 7979 1342 7 John Deane Potter Durchbruch Die Heimkehr der Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau Zsolnay Verlag Wien und Hamburg 1970 dazu die Kurzfassung in Kriegsmarine Why In Der Spiegel Nr 36 1970 S 60 63 online 31 August 1970 Einzelnachweise Bearbeiten a b Jurgen Rohwer Gerhard Hummelchen Chronik des Seekrieges 1939 1945 April 1940 Abgerufen am 24 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unternehmen Cerberus amp oldid 233307129