www.wikidata.de-de.nina.az
Ulrich Ilg 7 April 1905 in Dornbirn 9 Mai 1986 ebenda war ein osterreichischer Politiker OVP und von 1945 bis 1964 erster Landeshauptmann des Bundeslands Vorarlberg nach dem Zweiten Weltkrieg Vielfach wird Ilg aufgrund seiner Arbeit an der Basis der Landesstruktur als Vater des heutigen Vorarlberg bezeichnet 1 Ulrich Ilg in den 1960er Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Zwischenkriegszeit und Standestaat 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegszeit und Landesausschuss 1 4 Als Landeshauptmann in der Landesregierung 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenUlrich Ilg kam am 7 April 1905 als erstes Kind von Franz Josef und Magdalena Ilg geb Huber in Dornbirn zur Welt Beide Eltern der Familie Ilg waren als Bauern tatig und wohnten in einem Rheintalhaus im damals noch landlichen Stadtbezirk Hatlerdorf Wahrend der junge Ulrich Ilg die Volksschule in Dornbirn besuchte kam es 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wo auch sein Vater zur Armee eingezogen wurde Nach Kriegsende schrieb sich Ilg im Jahr 1920 in den ersten Kurs in der neu errichteten landwirtschaftlichen Fachschule in der Mehrerau in Bregenz ein Zwischenkriegszeit und Standestaat Bearbeiten Am 15 Mai 1927 wurde Ilg vollkommen uberraschend als erst 22 jahriger politisch bis dato Unerfahrener zum Obmann des Vorarlberger Bauernbunds gewahlt Dieser hatte sich an eben jenem Tag beim 1 Bauerntag konstituiert und setzte sich aus christlich sozialen und unabhangigen Bauern zusammen Bereits im Jahr 1934 wurde Ilg als Landesrat zum ersten Mal Mitglied der Vorarlberger Landesregierung und fur die Christlichsoziale Partei als Ersatz des abgesetzten sozialistischen Mandatars Anton Linder vom Vorarlberger Landtag kurzzeitig als Mitglied in den osterreichischen Bundesrat entsandt Er sollte letzteres Amt nicht lange namlich nur eine Woche vom 27 April bis zum 2 Mai 1934 bekleiden da er im Alter von 29 Jahren im selben Jahr noch als jungstes Mitglied ins Kabinett von Bundeskanzler Engelbert Dollfuss als Staatssekretar fur Land und Forstwirtschaft berufen wurde In seiner letzten und einzigen Bundesratssitzung vor der vorlaufigen Verabschiedung aus Wien am 1 Mai 1934 wurde die heute als Maiverfassung bezeichnete berufsstandische Verfassung beschlossen welche die Zeit des Austrofaschismus und des Standestaats in Osterreich verfassungsmassig verankerte und damit auch den Bundesrat als Legislativorgan abschaffte Auch Mitglied der Regierung Dollfuss blieb Ilg nicht lange Vom 13 Juli bis zum 3 August 1934 war er offiziell Staatssekretar Nach dem Juliputsch und dem Zustandekommen der neuen Regierung unter Kurt Schuschnigg kehrte Ilg wieder nach Vorarlberg zuruck wo er zunachst das Amt des Vizeprasidenten der Landwirtschaftskammer Vorarlberg bekleidete Ab dem Jahr 1934 bis zum Jahr 1938 war Ilg Arbeitgebervertreter fur Vorarlberg im Bundeswirtschaftsrat von welchem er schliesslich in die beschliessende Korperschaft des Bundestags entsandt wurde Als im Jahr 1936 in Vorarlberg zum ersten und letzten Mal aufgrund der neuen Verfassung die Wahlen zum Vorstand des Bauernstandes abgehalten wurden wurde Ulrich Ilg von den Landesbauernraten zum Landesbauernfuhrer gewahlt Wahrend der Zwischenkriegszeit kamen auf Ilg nach seiner Ruckkehr nach Vorarlberg ebenfalls einige personliche Veranderungen zu Zunachst starb am 8 Janner 1936 unerwartet Ilgs gleichaltriger Freund der Landtagsabgeordnete Josef Vonbank aus Braz Hierbei lernte er die junge Witwe Vonbanks kennen welche spater seine Frau werden sollte Zunachst starb jedoch am 21 Februar desselben Jahres Ilgs Vater Bereits Ende 1936 verlobte sich Ulrich Ilg schliesslich mit der Witwe seines verstorbenen Freundes Hilda und nahm auch deren aus ihrer vorigen Ehe stammenden Sohn bei sich auf Am 6 September 1937 heirateten Ulrich Ilg und Hilda Vonbank geborene Hillbrand schliesslich in der Klosterkirche des Klosters Mehrerau Sie sollten in weiterer Folge Eltern von sechs Tochtern und dreier Sohne werden Zusatzlich zogen sie gemeinsam auch den nach seinem verstorbenen Vater benannten Josef Vonbank auf Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Als am 12 Marz 1938 auch in Vorarlberg Truppen der Wehrmacht einmarschierten um den Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich zu vollziehen wurde Ulrich Ilg als Bauernbundobmann nach Bregenz zitiert um die Bauernbundskanzlei an den neu ernannten nationalsozialistischen Bauernfuhrer Karl Jodok Troy zu ubergeben Ilg wurde in der Folge auch ins Dornbirner Rathaus zum Sicherheitsdirektor Alfons Maser bestellt der ihm eroffnete dass von ihm als Nazigegner eine Suhnespende erwartet werde Diese leistete er dann eigenen Angaben nach zufolge auch in Form einiger Sacke Kartoffeln Von weiteren Repressionen seitens der Nationalsozialisten blieb die Familie Ilg danach verschont Ulrich Ilg selbst wurde als bekannter Systemgegner als fur den Wehrdienst wehrunwurdig bezeichnet und einmal zu einer Sondermusterung nach Bregenz berufen 2 Offizielle Funktionen ubte Ilg wahrend der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft demnach keine aus einzig im Diozesankirchenbeirat in Innsbruck war er noch tatig In den letzten Tagen des Krieges wurden die wehrunwurdigen Manner des Landes zu Schanzarbeiten verpflichtet unter ihnen auch Ilg der in Schlins zum Rutenschneiden abkommandiert wurde Nachkriegszeit und Landesausschuss Bearbeiten Bereits wenige Tage nach Kriegsende engagierte sich der vormalige Staatssekretar fur Landwirtschaft und selbst eigenstandige Landwirt Ilg dafur dass den Bauern in Vorarlberg eine Vergrosserung der Anbauflachen zur Sicherung der Ernahrung der Zivilbevolkerung zugestanden wurde Diesem Wunsch wurde von der franzosischen Militarregierung schliesslich am 6 Mai 1945 entsprochen Ulrich Ilg beschrieb in seinen Memoiren die Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehorden als von Anfang an sehr fruchtbar 3 Ilg wiederum wurde von den Franzosen als einflussreiche Personlichkeit der Vorkriegszeit ohne nationalsozialistische Beeintrachtigung geschatzt In weiterer Folge wurde er deshalb vom Feldkircher Rechtsanwalt Arthur Ender fur die Bildung einer Landesregierung ins Gesprach gebracht und zugleich von diesem in Verbindung mit dem Sozialdemokraten Jakob Bertsch gesetzt Schnell kamen die beiden uber eine Regierung unter der Fuhrung Ilgs mit funf Vertretern der Volkspartei und drei Sozialisten uberein Nachdem Ilg diesen Vorschlag bei der Militarverwaltung eingebracht hatte wurden am 24 Mai 1945 alle acht zukunftigen Vorarlberger Regierungsvertreter nach Feldkirch bestellt wo die Besatzungsmacht ihren Sitz hatte Um den provisorischen Charakter dieser nicht gewahlten Regierung zu unterstreichen wurde allerdings keine Landesregierung mit einem Landeshauptmann eingesetzt sondern ein Landesausschuss mit einem Prasidenten als Vorsitzendem als provisorische oberste Behorde Vorarlbergs in Unterstellung unter die Militarregierung ernannt Ilg wurde somit Prasident des Vorarlberger Landesausschusses welcher zugleich exekutive und legislative Funktionen wahrnahm Erst nach der ersten Landtagswahl erfolgte eine Trennung von Vorarlberger Landtag und Vorarlberger Landesregierung Meine lieben Vorarlberger und Vorarlbergerinnen Ein historisch bedeutungsvoller Augenblick fur unser Land ist angebrochen Die von nationalsozialistischer Seite im Jahre 1938 aufgehobene Selbstandigkeit Vorarlbergs ist wieder hergestellt Nach dem Abschutteln der braunen Diktatur und Gewaltherrschaft hat sich nun mit Zustimmung der Besatzungsbehorde unseres Landes ein Vorarlberger Landesausschuss gebildet Mit der Bildung des Landesausschusses ist die Selbstverwaltung Vorarlbergs unter der Oberhoheit der franzosischen Armee wieder hergestellt Ulrich Ilg Radioansprache vom 10 Juni 1945 4 Als Landeshauptmann in der Landesregierung Bearbeiten Regierungsbeteiligungen Ulrich Ilgsin der zweiten Republik 5 Vorarlberger Landesausschuss24 Mai bis 11 Dez 1945 PrasidentLandesregierung Ilg I1945 1949 LandeshauptmannLandesregierung Ilg II1949 1954 LandeshauptmannLandesregierung Ilg III1954 1959 LandeshauptmannLandesregierung Ilg IV1959 1964 LandeshauptmannLandesregierung Kessler I1964 1969 Landesrat fur Finanzen und HochbauAm 25 November 1945 konnte nachdem auf einer Landerkonferenz in Wien im September die rechtlichen und verfassungstechnischen Fragen geklart worden waren erstmals seit 1932 eine freie Landtagswahl in Vorarlberg abgehalten werden Bei dieser wurde die OVP unter der Fuhrung Ulrich Ilgs mit uber 70 der Stimmen gewahlt und erreichte so 19 Mandate im insgesamt 26 Abgeordnete beinhaltenden Vorarlberger Landtag Die Sozialistische Partei Osterreichs erreichte mit 27 3 der Stimmen 7 Mandate und die Kommunistische Partei Osterreichs scheiterte am Einzug in den Landtag In der Folge wurde Ilg sowohl zum Landtagsprasidenten als auch zum Landeshauptmann gewahlt Er bildete anschliessend eine Koalitionsregierung mit der SPO die Landesregierung Ilg I Besondere Bedeutung hatten in dieser ersten Landesregierung der Wiederaufbau und die Fragen der Ernahrung der Bevolkerung Ilg selbst fuhrte die Geschaftsbereiche Prasidium Polizei sowie Land und Forstwirtschaft 1964 trat Ilg als Landeshauptmann zuruck stand seinem Nachfolger Herbert Kessler in dessen Regierung aber noch vier weitere Jahre als Finanz und Hochbaureferent zur Seite 1969 zog er sich schliesslich mit der Amtseinfuhrung der neu gewahlten Landesregierung Kessler II aus der Landespolitik zuruck 6 Auszeichnungen BearbeitenKomturkreuz des Silvesterordens mit dem Stern 1953 Grosses Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern fur Verdienste um die Republik Osterreich 1954 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg 1963 In Ilgs Heimatstadt Dornbirn ist mit der Ulrich Ilg Strasse im Bezirk Hatlerdorf wo sich auch sein heimatlicher Bauernhof befand eine Strasse nach ihm benannt Literatur BearbeitenUlrich Ilg Meine Lebenserinnerungen Vorarlberger Verlagsanstalt Ges m b H Dornbirn 1985 ISBN 3 85376 264 6 Gertrude Enderle Burcel Christlich standisch autoritar Mandatare im Standestaat 1934 1938 Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes 1991 ISBN 3 901142 00 2 S 112 113 Alois Niederstatter Ulrich Ilgs Lebenserinnerungen In Ulrich Nachbaur Alois Niederstatter Hrsg Aufbruch in eine neue Zeit Vorarlberger Almanach zum Jubilaumsjahr 2005 Vorarlberger Landesarchiv Bregenz 2006 ISBN 978 3 9502171 0 0 S 191 192 Volltext als PDF auf den Webseiten des Vorarlberger Landesarchivs Werner Matt Die Lebenserinnerungen Ulrich Ilgs und Dornbirn In Ulrich Nachbaur Alois Niederstatter Hrsg Aufbruch in eine neue Zeit Vorarlberger Almanach zum Jubilaumsjahr 2005 Vorarlberger Landesarchiv Bregenz 2006 ISBN 978 3 9502171 0 0 S 193 196 Volltext als PDF auf den Webseiten des Vorarlberger Landesarchivs Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ulrich Ilg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ulrich Ilg auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Biografie von Ulrich Ilg auf der Website des Vorarlberger Landtags Interview mit Ulrich Ilg im Onlinearchiv der Osterreichischen Mediathek uber 1945 Literatur von und uber Ulrich Ilg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Ulrich Ilg im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Artikel uber Ulrich Ilg in der Vorarlberg Chronik Ulrich Ilg Meine Lebenserinnerungen S 34 Ulrich Ilg Meine Lebenserinnerungen S 40 Ulrich Ilg Meine Lebenserinnerungen S 53 Ulrich Nachbaur Vorarlberger Landesregierungen seit 1945 PDF 158 kB Vorarlberger Landesarchiv 1 Januar 2005 abgerufen am 20 Mai 2019 Ulrich Nachbaur Rot weiss weht es durch die Luft Zur Tradition der Vorarlberger Landessymbole Verba volant Onlinebeitrage des Vorarlberger Landesarchivs Nr 14 19 September 2008 Online abrufbar im Webauftritt des Vorarlberger Landesarchivs PDF Landeshauptleute Vorarlbergs Monarchie Sebastian Ritter von Froschauer Anton Jussel Karl Graf von Belrupt Tissac Adolf RhombergErste Republik Otto Ender Ferdinand Redler Otto Ender Ernst WinsauerDeutsches Reich Gauleiter Anton Plankensteiner Franz HoferZweite Republik Ulrich Ilg Herbert Kessler Martin Purtscher Herbert Sausgruber Markus WallnerPrasidenten und Vizeprasidenten des Vorarlberger Landtags seit 1945 Landtagsprasident Ilg 1945 Feuerstein 1949 Tizian 1964 Purtscher 1974 Jager 1987 Gasser 1994 Dorler 1999 Halder 2004 Mennel 2009 Nussbaumer 2012 Sonderegger 2014 1 Landtagsvizeprasident Feuerstein 1945 Amann 1949 Peter 1964 Heinzle 1969 Berchtold 1984 Gehrer 1989 Aberer 1990 Bernhard 1991 Lampert 1994 Amann 1999 Nussbaumer 2004 Ritter 2012 Hagen 2014 Vonier 2019 2 Landtagsvizeprasident Bertsch 1945 Gohm 1949 Moosbrugger 1954 Heinzle 1964 Peter 1969 Steurer 1970 Stecher 1976 Falschlunger 1979 Keckeis 1993 Schuler 1994 Lampert 1999 Halder 2003 Mennel 2004 Hagen 2009 Nussbaumer 2014 Ruscher 2018 Schoch 2019 Normdaten Person GND 124306985 lobid OGND AKS LCCN no2006131213 VIAF 18153540 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ilg UlrichKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Politiker CS VF OVP Landeshauptmann von Vorarlberg Mitglied des BundesratesGEBURTSDATUM 7 April 1905GEBURTSORT DornbirnSTERBEDATUM 9 Mai 1986STERBEORT Dornbirn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulrich Ilg amp oldid 238242454