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Das Gouvernement Transnistrien rumanisch Guvernămantul Transnistriei war in der Zeit des Zweiten Weltkrieges von 1941 bis 1944 die Verwaltungseinheit eines von Rumanien besetzten Gebietes zwischen den Flussen Dnister und Bug das zuvor zur Sowjetunion gehort hatte Es umfasste bei einer Ausdehnung von etwa 350 120 km eine Flache von rund 42 000 km und war mit 2 Millionen Menschen relativ dunn besiedelt Darunter waren vorwiegend Ukrainer sowie Russen in den Stadten Rumanen etwa 10 meistens entlang des Dnisters wo sie vielerorts eine Mehrheit bildeten Armenier Bulgaren Gagausen und rund 331 000 Juden Die meisten der Schwarzmeerdeutschen etwa 130 000 bis 1941 waren vor dem Einmarsch der rumanischen und deutschen Truppen im Sommer 1941 nach Zentralasien und Sibirien zwangsumgesiedelt worden Die grosste Stadt war Odessa das um 1900 etwa 350 000 Einwohner hatte davon 50 Russen und 32 Juden Das damalige Transnistrien liegt heute grosstenteils im Sudwesten der Ukraine und zu einem wesentlich kleineren Teil in der volkerrechtlich zur Republik Moldau gehorenden separatistischen Region Transnistrien Territorien unter rumanischer Verwaltung 1941 bis 1944 Verwaltungsgliederung in 13 Bezirke Karte nicht genordet Rumanische Briefmarken Ende 1941 die in Transnistrien damals im Umlauf warenInhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Eroberung und Besatzung 3 Deportation und Vernichtung der Juden und Roma 4 Umsiedlung der Transnistriendeutschen 5 Ruckeroberung durch die Rote Armee 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenBis zum Frieden von Jassy 1792 gehorte der Suden der Region zwischen Dnestr und Sudlichen Bug bzw zwischen Otschakow und Balta zum Osmanischen Reich ihr sudlicher Teil war als Jedisan bekannt Von 1366 bis zur zweiten Teilung Polens 1793 gehorte Podolien die Region nordlich des Jedisan zum Konigreich Polen Nach 1793 gehorte das Gebiet zum Russischen Reich und nach dem Ersten Weltkrieg zur Sowjetunion Nach dem Verlust Bessarabiens an Rumanien war von den Sowjetrussland und die Sowjetukraine beherrschenden Kommunisten 1924 am Ostufer des Dnjestr die Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik geschaffen worden deren Hauptorte Balta und Tiraspol waren Eroberung und Besatzung BearbeitenAm 22 Juni 1941 begann der deutsche Uberfall auf die Sowjetunion durch das Unternehmen Barbarossa Im sudlichen Bereich in der Bukowina und in Bessarabien begann der Angriff erst am 2 Juli 1941 Beteiligt waren die deutsche 11 Armee 100 000 Mann und die rumanische 3 sowie 4 Armee 200 000 Mann Am 27 Juli erreichten die Truppen den Dnister und stiessen auf das Gebiet Transnistriens vor dessen Eroberung bis hin zum Bug im August 1941 abgeschlossen war Die Schlacht um Odessa dauerte noch bis Oktober 1941 an VerwaltungsgliederungIm August 1941 wurde in der Vereinbarung von Tighina zwischen Rumanien und dem Deutschen Reich das Gebiet Transnistrien an Rumanien angeschlossen Nach der am 19 August 1941 auf Anordnung von Ion Antonescu eingerichteten rumanischen Verwaltung wurden die vormals 64 bestehenden sowjetischen Rajone ubernommen und in folgenden 13 Kreisen Județ zusammengefasst die Rajone wurden diesen unterstellt Kreis Ananiev Stadt Ananiev Rajon Ananiev Rajon Cernova Rajon Petroverovca Rajon Sfanta Troițca Rajon Siraievo Rajon Valea Hoțului Kreis Balta Stadt Balta Stadt Berșad Rajon Balta Rajon Berșad Rajon Cicelnic Rajon Obadovca Rajon Olgopol Rajon Pesceana Rajon Savrani Kreis Berezovca Stadt Berezovca Rajon Berezovca Rajon Landau Rajon Mostovoi Rajon Veselinovo Kreis Dubăsari Stadt Dubăsari Stadt Grigoriopol Rajon Ciorna Rajon Dubăsari Rajon Grigoriopol Rajon Ocna Rajon Zaharievca Kreis Golta Stadt Golta Rajon Crivoe Oziero Rajon Domaniovca Rajon Golta Rajon Liubașovca Rajon Vradievca Kreis Jugastru Stadt Iampol Rajon Cernovăț Rajon Crijopol Rajon Iampol Rajon Tomaspol Kreis Moghilău auch Movilău Stadt Moghilău Stadt Șmerinca Rajon Balchi Rajon Copaigorod Rajon Crasnoe Rajon Iarișev Rajon Sargorod Rajon Șmerinca Rajon Stanislavcic Kreis Oceacov Stadt Oceacov Rajon Crasna Rajon Oceacov Rajon Varvarovca Kreis Odessa Stadtkreis Odessa Rajon Antono Codincevo Rajon Blagujevo Rajon Ianovca Rajon Odessa Kreis Ovidiopol Stadt Ovidiopol Rajon Balaevca Rajon Franzfeld Rajon Ovidiopol Rajon Vigoda Kreis Rabnița Stadt Barzula Stadt Rabnița Rajon Barzula Rajon Camenca Rajon Codama Rajon Piesceanca Rajon Rabnița Kreis Tiraspol Stadtgemeinde Tiraspol Rajon Grosulova Rajon Razdelnaia Rajon Selz Rajon Slobozia Rajon Tebricovo Rajon Tiraspol Kreis Tulcin Stadt Tulcin Rajon Braslav Rajon Spicov Rajon Trostineț Rajon TulcinDeportation und Vernichtung der Juden und Roma BearbeitenNach der Besetzung Transnistriens durch Rumanien und das Deutsche Reich im August 1941 wurden in das Gebiet Juden deportiert Sie stammten vor allem aus Bessarabien und Czernowitz und waren auf Befehl von Ion Antonescu ausgewiesen worden Die Deportationen begannen am 15 September 1941 und dauerten bis in den Herbst 1942 Die meisten Juden die die Massaker in Bessarabien und der Bukowina uberlebt hatten wurden in Todesmarschen hierher getrieben und interniert Es wurden zwischen 150 000 und 185 000 Juden und Roma deportiert Am 13 Oktober 1942 brachen die Rumanen die Deportationen ab Die Betroffenen wurden etwa 100 Orten zugewiesen wo man sie in eigenen Wohnbereichen oder Lagern ghettoisierte und einer Arbeitspflicht unterzog Einige Lager trugen die Bezeichnung Todeslager wobei am bekanntesten das Lager Bogdanowka war Andere Lager gab es beim Dorf Vazdovka Kreis Ljubaschiwka in Domaniwka und in Perwomajsk Golta 1 In Transnistrien wurden die Deportierten ihrem Schicksal uberlassen Vor allem im harten Winter 1941 42 starben Zehntausende an Hunger Krankheiten und Entkraftung In der Folgezeit gelang es judischen Organisationen mit Einwilligung Antonescus den Deportierten Hilfe zu leisten Dennoch uberlebten etwa 90 000 rumanische Juden die Lager nicht Im Winter 1941 42 deportierte die rumanische Gendarmerie mehrere zehntausend Personen der judischen Bevolkerung aus Odessa Sie trieben sie in das Siedlungsgebiet der Schwarzmeerdeutschen in Richtung Bug und uberliessen sie teilweise ohne Bewachung sich selbst Unter den Deportierten breitete sich massiv Fleckfieber aus Im Siedlungsgebiet der Schwarzmeerdeutschen lebten etwa 130 000 Volksdeutsche in 228 Dorfern die von der rumanischen Verwaltung ausgenommen waren Sie unterstanden dem Sonderkommando R Russland mit Sitz in Landau das zur SS Organisation Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle gehorte Leiter war ab Juli 1941 Horst Hoffmeyer Bei einigen Uberfallen volksdeutscher Siedler auf die Deportationszuge wurden unter Waffengewalt den geschwachten Menschen Wertgegenstande geraubt Auf Befehl des Sonderkommandos R totete der volksdeutsche Selbstschutz etwa 3 000 hilflose judische Personen am Wegesrand Am Fluss Bug kam der Zug der Deportierten zum Stehen Nach Rucksprache des Sonderkommando R mit der Volksdeutschen Mittelstelle VoMi wurde u a da man den Ausbruch von Seuchen befurchtete ihre Ermordung beschlossen Die Einsatzgruppen lehnten ab da Transnistrien unter rumanischer Hoheit stand Beim Dorf Beresowka erschossen und verbrannten Angehorige des Selbstschutzes sowie der VoMi uber mehrere Wochen die Deportierten Bewohner der deutschen Dorfer waren Zeugen und stellten auch Pferdefuhrwerke zum Transport der Opfer Die Leichen wurden auch in Kalkbrennofen beseitigt Die Wertgegenstande der Opfer wurden in deutschen Dorfern verteilt Die genaue Zahl der Totungen ist nicht bekannt einigen Angaben zufolge sollen es 52 000 gewesen sein Aus einer Notiz des Auswartigen Amtes geht hervor dass im Winter 1941 42 rund 28 000 Juden in deutsche Dorfer gebracht und liquidiert wurden Umsiedlung der Transnistriendeutschen BearbeitenAls die Rote Armee 1944 auf das Gebiet vorruckte begann die Umsiedlung der ca 130 000 Transnistriendeutschen Unter Leitung des SS Sturmbannfuhrers Bruno Muller wurden die Vorbereitungen in aller Stille getroffen Es wurden Plane vorbereitet in denen Marschwege Abmarschzeiten Verpflegstellen Flussubergange Auffangraume usw genau festgelegt waren Da der Treck nur mit landesublichen Fahrzeugen vor sich gehen konnte mussten Wagen Geschirre und Pferde beschafft werden Ein Dorf das in Gruppen von zu je 10 Fuhren unterteilt war bildete einen Treck Etwa 20 Trecks waren zu einer Marschsaule die ein Bereichskommando bildete zusammengefasst Am 14 Marz 1944 wurde der Befehl zum Abmarsch fur das erste deutsche Dorf gegeben und am 28 Marz hatten die letzten Volksdeutschen ihre Heimat verlassen 2 Ruckeroberung durch die Rote Armee BearbeitenAls die sowjetischen Truppen sich im Sommer 1944 Transnistrien naherten und deutsche Truppen in Rumanien geschlagen hatten wurde den Deportierten die Ruckkehr gestattet Viele der Uberlebenden kehrten in den Jahren 1945 und 1946 nach Rumanien zuruck Im Verhaltnis zur Zahl der Opfer ist Transnistrien in Verbindung mit der Vernichtung der Juden Shoa heute kaum ein Begriff in Westeuropa Das liegt zum Teil daran dass Transnistrien heute auf keiner Karte zu finden ist und auch kein Ort wie z B Auschwitz oder Treblinka ist sondern als regionale Bezeichnung ausschliesslich von Deutschen und Rumanen zwischen 1941 und 1944 verwendet wurde Auch die Namen der einzelnen Lager wie Bogdanowka Achmetschetka Domanewka und Pechora sind kaum bekannt Literatur BearbeitenHerwig Baum Varianten des Terrors Ein Vergleich zwischen der deutschen und rumanischen Besatzungsverwaltung in der Sowjetunion 1941 1944 Metropol Berlin 2011 ISBN 978 3 940938 85 5 Zugleich Munchen Universitat Dissertation 2010 Wolfgang Benz Brigitte Mihok Hrsg Holocaust an der Peripherie Judenpolitik und Judenmord in Rumanien und Transnistrien 1940 1944 Metropol Berlin 2009 Svetlana Burmistr Transnistrien In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 9 Arbeitserziehungslager Ghettos Jugendschutzlager Polizeihaftlager Sonderlager Zigeunerlager Zwangsarbeiterlager C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 57238 8 S 390 416 Svetlana Burmistr Bershad ein Ghetto in Transnistrien In Wolfgang Benz Hrsg Jahrbuch fur Antisemitismusforschung 18 2009 S 267 293 Matatias Carp Holocaust in Romania Facts and Documents on the Annihilation of Romania s Jews 1940 1944 Atelierele Grafice Bukarest 1946 Neuauflage herausgegeben von Andrew L Simon Simon Publications Safety Harbor FL 2000 ISBN 0 9665734 7 1 PDF 779 kB englisch Ruth Glasberg Gold Keine Zeit fur Tranen Mein Uberleben der rumanischen Shoah Edition Steinbauer Wien 2009 ISBN 978 3 902494 40 5 Benjamin Grilj Hrsg Schwarze Milch Zuruckgehaltene Briefe aus den Todeslagern Transnistriens Studienverlag Innsbruck u a 2013 ISBN 978 3 7065 5197 7 Marianne Hausleitner Brigitte Mihok Juliane Wetzel Hrsg Rumanien und der Holocaust Zu den Massenverbrechen in Transnistrien 1941 1944 Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Europa 1939 1945 Band 10 Metropol Berlin 2001 ISBN 3 932482 43 3 Edgar Hilsenrath Nacht Roman Kindler Munchen 1964 Ungekurzte Ausgabe dtv 13547 Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Helmut Braun Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 423 13547 4 Siegfried Jagendorf Das Wunder von Moghilev Die Rettung von zehntausend Juden vor dem rumanischen Holocaust Mit einem Vorwort von Elie Wiesel herausgegeben und kommentiert von Aron Hirt Manheimer Aus dem Englischen ubersetzt von Ulrike Dopfer Transit Buchverlag Berlin 2009 ISBN 978 3 88747 241 2 Klaus Popa Das Sonderkommando R der Volksdeutschen Mittelstelle der SS in Transnistrien 1941 1944 In Halbjahresschrift fur sudosteuropaische Geschichte Literatur und Politik Band 28 Nr 1 u 2 2016 ISSN 2700 8495 S 92 119 Zvi Harry Likwornik Als Siebenjahriger im Holocaust nach den Ghettos von Czernowitz und Berschad in Transnistrien ein neues Leben in Israel 1934 1948 2012 Hartung Gorre Verlag Konstanz 2012 ISBN 978 3 86628 426 5 Ephraim Ophir Was the Transnistria Rescue Plan Achievable In Holocaust and Genocide Studies Band 6 Nr 1 1991 ISSN 8756 6583 S 1 16 Dina Porat The Transnistria Affair and the Rescue Policy of the Zionist Leadership in Palestine 1942 1943 In Studies in Zionism Band 6 Nr 1 1985 ISSN 0334 1771 S 27 52 Horst Scherrer Die Lager und Unterdruckungssysteme in Rumanien 1941 1944 Handbuch uber die Lager Gefangnis und Deportiertenpost in Rumanien wahrend des Zweiten Weltkrieges mit einer Darstellung der historischen Voraussetzungen Selbstverlag Norderstedt 2006 ISBN 3 00 016915 6 Ekkehard Volkl Transnistrien und Odessa 1941 1944 Schriftenreihe des Osteuropainstituts Regensburg Passau Band 14 Lassleben Regensburg i e Kallmunz 1996 ISBN 3 7847 3164 3 Weblinks BearbeitenAlexander Dallin Odessa 1941 1944 A Case Study of Soviet Territory Under Foreign Rule Memento vom 20 Juli 2011 im Internet Archive Romania in Holocaust Encyclopedia United States Holocaust Memorial Museum http www romanianjewish org en In Romania html http library ndsu edu grhc articles magazines german blacksea html Eric Conrad Steinhart The Transnistria s Ethnic Germans and the Holocaust 1941 1942 Master Arbeit unter Anleitung von Christopher R Browning University of North Carolina Chapel Hill 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Jean Ancel The History of the Holocaust in Romania The Comprehensive History of the Holocaust University of Nebraska Press Lincoln und Yad Vashem Jerusalem 2011 S 338 341f Marburger Zeitung Der Treck der dreihundertfunzigtausend 24 Juli 1944 S 2 Normdaten Geografikum GND 1199155241 lobid OGND AKS VIAF 1193157342835910100002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gouvernement Transnistrien amp oldid 233883532