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Thugga war eine antike Stadt im heutigen Tunesien deren Uberreste heute zum Teil freigelegt sind und zu den besterhaltenen in Nordafrika zahlen Ihre Blutezeit erlebte die Stadt als Teil der romischen Provinz Africa im 3 Jahrhundert n Chr Ihre Geschichte liefert jedoch auch Kenntnisse uber die numidische punische und byzantinische Zeit Dougga ThuggaUNESCO WelterbeTheater von DouggaVertragsstaat en Tunesien TunesienTyp KulturKriterien ii iiiFlache 70 haReferenz Nr 794UNESCO Region Arabische StaatenGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1997 Sitzung 21 Seit 1997 steht der Ort auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes Das heute in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Dorf Dougga gilt als direkte Nachfolgesiedlung der antiken Stadt Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Fruheste Besiedlung 2 2 Romische Zeit und Niedergang 3 Denkmaler 3 1 Theater 3 2 Forum 3 3 Westliche Stadt 3 4 Sudstadt 3 5 Stadtrand 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Blick uber Thugga ins Tal der Khalled Ebene nbsp Thugga Ruinengelande mit punischem Grabmal rechtsThugga liegt etwa 100 Kilometer sudwestlich von Tunis im Norden des heutigen Tunesien nahe der Stadt Teboursouk Die Uberreste der Stadt finden sich auf einer Hochebene am Hang einer Hugelkette in 500 bis 600 Metern Hohe Die hugelige Landschaft der Umgebung wird von Wiesen und Olivenhainen gepragt Das vergleichsweise angenehme Klima der Region fruchtbare Boden und reichliche Quellen 1 2 durften ebenso wie die strategisch gunstige Lage auf dem Hochplateau ausschlaggebend fur den Standort Thuggas gewesen sein Daneben lieferten Kalksteinbruche in nachster Nahe Baumaterialien fur den Aufbau der Stadt 1 Bereits zu antiker Zeit fand sich in der landwirtschaftlich gunstigen vom Weizenanbau und Olbaumkulturen dominierten Region eine Stadteanhaufung mit der Bedeutung eines Handelszentrums 2 Unterhalb der Stadt Thugga wurde dieses Gebiet von der Handelsstrasse zwischen Karthago und Theveste dem heutigen Tebessa in Algerien durchquert 3 Dennoch ist die Lage der Stadt fern der Mittelmeerkuste im Landesinneren gelegen und von den wichtigsten Verbindungsstrassen des antiken Nordafrikas nicht erreicht eher als Abseits zu bezeichnen und ihre uberregionale Bedeutung war daher begrenzt Geschichte BearbeitenDie Geschichte Thuggas kann heute vor allem fur die romische Zeit gut rekonstruiert werden die Uberlieferung zur vor und nachromischen Entwicklung ist dagegen haufig luckenhaft und ungesichert Die Erkenntnisse stutzen sich vor allem auf archaologische Untersuchungen dabei besonders auf epigraphische Analysen von Inschriften 4 Die erhaltenen und ausgegrabenen Funde stammen uberwiegend aus der romischen Blutezeit in der Spuren alterer Besiedlung zum grossen Teil uberbaut wurden Durch rucksichtsloses Vorgehen bei den fruhesten archaologischen Untersuchungen die vor allem auf das schnelle Freilegen der romischen Stadt und antiker Schrifttafeln bedacht waren wurden zudem Zeugnisse der alteren und jungeren Siedlungsgeschichte unwiederbringlich zerstort oder verzerrt 5 Fruheste Besiedlung Bearbeiten nbsp Antikes Numidien und das karthagische Hinterland Thugga nicht zu verwechseln mit zwei verzeichneten Orten namens Tucca liegt sudwestlich Karthagos und nordostlich der Stadt Sicca Veneria dem heutigen El Kef Uber die Grundung und vorromische Besiedlung Thuggas konnen bisher nur wenige sichere Aussagen getroffen werden Zwischen den heute freigelegten Bauwerken der romischen Zeit sind nur wenige vorromische Spuren erhalten die Aufschluss uber die fruhe Stadtgeschichte geben Bedeutend ist vor allem eine Nekropole mit Dolmengrabern im Norden der Stadt die eine Grundung Thuggas vor dem 5 Jahrhundert v Chr 6 vielleicht im 6 Jahrhundert v Chr nahelegt 7 Reste eines Baal Heiligtums unter einem romischen Tempel vermutlich der punischen Gottheit Baal Hammon gewidmet geben einen Hinweis auf eine karthagische Fruhbesiedlung der Stadt Zwei prahistorische Skelettfunde die auf etwa 1800 1500 v Chr datiert werden konnten legen nahe dass der Ort der Siedlung bereits weit zuvor eine wichtige Statte darstellte auch wenn eine Besiedlung in dieser Zeit unwahrscheinlich scheint und bisher keine weiteren Spuren dieser fruhen Epoche nachgewiesen werden konnten 8 Als bedeutendes Dokument der vorromischen Geschichte der Stadt zahlt die Erwahnung Thuggas im 4 Jahrhundert v Chr in der antiken Literatur des griechischen Geschichtsschreibers Diodor der im Zusammenhang mit dem Karthago Feldzug des Griechen Agathokles von Syrakus im Jahr 307 v Chr eine Stadt namens Tokai altgriechisch Twkai erwahnt Sehr wahrscheinlich entspricht die erwahnte Stadt dem antiken Thugga 9 das damals dem Einflussbereich Karthagos angehorte und bereits mit einer gewissen Bedeutung und Ausdehnung beschrieben wird Weitere antike Literaturhinweise auf die abgelegene Stadt sind nur sparlich zu finden und mit grosser Vorsicht zu geniessen da die Ortsnamen verschieden interpretiert oder auf andere Orte Nordafrikas mit ahnlichen Namen bezogen werden konnen beispielsweise Thucca Terebenthina oder andere Orte des Namens Tucca Am Ende des 3 Jahrhunderts v Chr zeichnete sich nach dem Zweiten Punischen Krieg der Untergang des karthagischen Reiches ab welches von den Romern aus dem Mittelmeerraum verdrangt und stark geschwacht auf nordafrikanisches Gebiet zuruckgedrangt wurde Der ostnumidische Herrscher Massinissa zunachst Verbundeter Karthagos schlug sich auf die Seite Roms und grundete das Konigreich Numidien das das Hinterland Karthagos und somit auch Thugga ubernehmen konnte Unter der numidischen Herrschaft Massinissas wurde die Stadt zur koniglichen Residenz erweitert 10 aus dieser Zeit stammen auch weitere erhaltene Bauwerke Dominierend ist dabei ein Pfeilergrabmal aus dem 2 Jahrhundert v Chr das bis heute das Stadtbild pragt und durch eine bilingue Inschrift bekannt wurde die in der Neuzeit zur Entzifferung der numidischen Schrift fuhrte Weiterhin wurden Reste eines Tempels gefunden der 139 v Chr zu Ehren Massinissas gestiftet worden sein soll 11 Romische Zeit und Niedergang Bearbeiten Nach der Niederlage der Numider wahrend der Romischen Burgerkriege wurde Thugga 46 v Chr schliesslich romisch Die Stadt war rechtlich zuerst abhangig von der romischen Kolonie Karthago In dieser Zeit wies Thugga eine Doppelverfassung auf Wahrend die numidischen Einwohner Thuggas in einer civitas zusammengeschlossen waren bildeten die romischen Burger den pagus Thuggensis Unter Septimius Severus wurde Thugga municipium und errichtete dem Kaiser aus Dankbarkeit einen Ehrenbogen Im Jahr 261 n Chr wurde Thugga schliesslich Kolonie Auf ein spatantikes Bistum geht das Titularbistum Thugga der Katholischen Kirche zuruck Nach einer Blutezeit im 3 Jahrhundert begann schon im 4 Jahrhundert ein stetiger Niedergang der Stadt die wohl einen grossen Teil ihrer Bedeutung an das benachbarte Thubursicum Bure Teboursouk abtrat Von 439 bis 533 gehorte Thugga zum Reich der Vandalen und wurde anschliessend byzantinisch Unter Justinian I wurde auf dem Forum von Thugga eine Festung errichtet von der Prokop in seiner Schrift de aedificiis berichtet In der Folgezeit verlor Thugga seine stadtische Bedeutung ganz und lebte als arabisches Dorf fort bis das Dorf um die Mitte des 20 Jahrhunderts umgesiedelt wurde um archaologische Ausgrabungen zu ermoglichen Heute wird das antike Thugga von Archaologen des tunesischen Denkmalamtes in Kooperation mit den Universitaten Bordeaux und Freiburg im Breisgau erforscht Denkmaler Bearbeiten nbsp Karte von ThuggaDie Stadt war hinsichtlich der Wohnbezirke wie auch der Strassenfuhrung ungleichmassig aufgebaut Steile Treppen und schmale Gassen machten sie eher fur Fussganger als fur Wagen geeignet Theater Bearbeiten Das Theater wurde 168 n Chr erbaut und gehort zu den am besten erhaltenen Bauwerken dieser Art in Nordafrika Die sich auf eine Hohe von etwa 15 m erhebenden drei Range bilden einen Halbkreis von etwa 120 m Durchmesser Die 19 Sitzreihen boten etwa 3500 Zuschauern Platz Den oberen Abschluss bildete eine Galerie mit Saulenhalle Portikus Forum Bearbeiten nbsp Anlage des Forums von ThuggaDie zentrale Anlage der Stadt ist von mehreren Heiligtumern und Platzen wie dem Platz der Windrose umgeben Im Norden erhebt sich der beherrschende Bau von Thugga das Kapitol Es wurde zwischen 166 und 169 n Chr nach dem Vorbild des kapitolinischen Tempels in Rom als Hauptheiligtum fur die von den Gottheiten Jupiter Optimus Maximus Juno Regina und Minerva gebildete Kapitolinische Trias erbaut und besteht aus einer Cella mit prostyler Saulenhalle korinthischer Ordnung In die Ruckwand der Cella sind drei Nischen eingearbeitet in denen die Statuen der drei Gotter mit Jupiter im Zentrum standen Westliche Stadt Bearbeiten Oberhalb des Alexander Severus Bogens aus den Jahren 226 bis 229 n Chr liegen die Ain el Hammam Zisternen funf Gewolbe fur etwa 6000 m3 Wasser die uber einen 12 km langen Aquadukt mit dem Wasser einer westlich gelegenen Quelle versorgt wurden Unterhalb der Zisternen befinden sich die Reste des Tempels der Juno Caelestis einer romanisierten Form der punischen Gottin Tanit Die halbkreisformige Anlage um 224 n Chr erbaut ist von einem ehemals uberdeckten Saulengang umgeben der wohl als Prozessionsweg diente Sudstadt Bearbeiten Die Mosaikfussboden zweier herrschaftlicher Villen sind erhalten und teilweise im Nationalmuseum von Bardo untergebracht Siehe auch Haus der Venus In besonders gutem Zustand sind die Licinius Thermen aus dem 3 Jahrhundert Sie wurden im 4 Jahrhundert umgebaut und zu Beginn des 20 Jahrhunderts restauriert Stadtrand Bearbeiten Wahrend eine megalithische Mauer Dolmengraber und punische Grabstelen darunter ein Turmmausoleum und das Pfeilergrabmal aus dem 4 bis 2 vorchristlichen Jahrhundert stammen sind neben weiteren Tempeln auch fruhchristliche Kirchen Victoria Kirche im Norden und eine fruhbyzantinische Festung allerdings schlecht erhalten nbsp Theater nbsp Kapitol nbsp Mosaik 1 nbsp Mosaik 2 36 423333333333 9 2202777777778 Koordinaten 36 25 N 9 13 O nbsp nbsp Thugga Literatur BearbeitenHans Joachim Aubert Tunesien Kunst und Reisefuhrer mit Landeskunde Kohlhammer Kunst und Reisefuhrer Kohlhammer Stuttgart u a 1986 ISBN 3 17009231 6 S 210 223 Abdelmajid Ennabli Thugga Tunisia In Richard Stillwell u a Hrsg The Princeton Encyclopedia of Classical Sites Princeton University Press Princeton NJ 1976 ISBN 0 691 03542 3 englisch perseus tufts edu Mustapha Khanoussi Thugga Dougga sous le Haut Empire une ville double In Attilio Mastino Paola Ruggeri Hrsg L Africa romana Atti del X Convegno di Studio Oristano 11 13 dicembre 1992 Pubblicazioni del Dipartimento di Storia dell Universita di Sassari 25 1 ZDB ID 228258 6 Band 1 L Editrice Archivio Fotografico Sardo Sassari 1994 S 597 602 Claude Poinssot Les ruines des Dougga 2eme edition Ministere des Affaires Culturelles u a Tunis 1983 Volker M Strocka Mustapha Khanoussi Hrsg Thvgga Band 1 Grundlagen und Berichte von Zabern Mainz 2002 ISBN 3 8053 2892 3 Volker M Strocka Mustapha Khanoussi Hrsg Thvgga Band 2 Rainer Stutz Drei Hanghauser in Thugga Maison des trois Masques Maison du Labyrinthe Maison de Dionysos et d Ulysse Verlag Philipp von Zabern Mainz 2007 94 Seiten mit 14 Abbildungen und 36 Tafeln Rezensionen S Ellis AJA Online Publications April 2008 E M Moormann BABesch 84 2009 239 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dougga Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Archaologisches Institut der Universitat Freiburg Website zu Ausgrabungen des Institut du Patrimoine in Tunis und des Archaologischen Instituts der Universitat Freiburg im Breisgau Konrad Biedermann Thugga Die Geschichte einer nordafrikanischen Stadt Dougga Thugga auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Arthur Golfetto Dougga Die Geschichte einer Stadt im Schatten Karthagos Ruinenstadte Nordafrikas 1 ISSN 0557 448X Raggi Basel 1961 S 22 a b Konrad Biedermann Thugga Die Geschichte einer nordafrikanischen Stadt Grunddaten Archaologisches Institut der Universitat Freiburg Das deutsch tunesische Forschungsprojekt in Thugga Strocka Khanoussi Hrsg Thvgga Band 1 Grundlagen und Berichte 2002 S 57 Strocka Khanoussi Hrsg Thvgga Band 1 Grundlagen und Berichte 2002 S 113 f UNESCO Thugga Historical Description Mustapha Khanoussi L evolution urbaine de Thugga Dougga en Afrique proconsulaire de l agglomeration numide a la ville africo romaine In Comptes rendus des seances de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres Jg 147 Nr 1 2003 S 131 155 doi 10 3406 crai 2003 22547 Archaologisches Institut der Universitat Freiburg Ergebnisse neuer Untersuchungen Strocka Khanoussi Hrsg Thvgga Band 1 Grundlagen und Berichte 2002 S 55 f Archaologisches Institut der Universitat Freiburg Thugga Punische und Numidische Zeit Konrad Biedermann Thugga Die Geschichte einer nordafrikanischen Stadt Numidische und Karthagische Geschichte Welterbestatten in Tunesien Kulturerbe Medina von Tunis 1979 Ruinen von Karthago 1979 Amphitheater von El Djem 1979 Kerkouane mit Nekropole 1985 Medina von Sousse 1988 Medina von Kairouan 1988 Ruinen von Thugga 1997 Naturerbe Nationalpark Ichkeul 1980 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thugga amp oldid 222992435