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Svatopluk I oder Sventopluk I lateinisch Zwentibald altslawisch Svѧtoplk wiss Transliteration Svetoplk griechisch Sphendoplokos slowakisch Svatopluk I unbekannt 894 aus der mahrischen Herrscherdynastie der Mojmiriden war von 870 71 bis 894 der Furst dux von Mahren allerdings wird er in zeitgenossischen Quellen ab Mitte der 880er Jahre auch als Konig rex bezeichnet Reiterstatue von Svatopluk I auf der Burg BratislavaNachdem er sich im Frieden von Forchheim 874 vorlaufig mit den Ostfranken geeinigt hatte begann Svatopluk mit einer Eroberungs und Christianisierungspolitik gegenuber den benachbarten slawischen Stammen von welcher spater zunehmend auch das Ostfrankenreich betroffen war In der Folge erlebte Mahren seine grosste territoriale Ausdehnung und den Aufstieg zu einer mitteleuropaischen Grossmacht Kirchenpolitisch trat Svatopluk fur ein gutes Verhaltnis zum Papst ein und stellte im Jahr 880 Mahren unter das papstliche Patronat womit er vom Heiligen Stuhl de facto auf eine Stufe mit den ostfrankischen Konigen gestellt wurde Als Unterstutzer des lateinischen Klerus liess Svatopluk nach dem Tod des mahrischen Erzbischofs Method auf Geheiss von Papst Stephan V im Jahr 885 die altslawische Liturgie in seinem Reich verbieten welche unter seinem Vorganger Rastislav eingefuhrt worden war und billigte die Vertreibung der slawischen Priester aus seinem Land Nach Svatopluks Tod im Jahr 894 folgtem ihm seine Sohne Mojmir II und Svatopluk II als mahrische Herrscher nach Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und politische Karriere bis 870 2 Furst von Mahren 870 bis 894 2 1 Aussen und Eroberungspolitik 2 2 Kirchenpolitik 2 3 Tod und Nachfolge 3 Rezeption 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksHerkunft und politische Karriere bis 870 Bearbeiten nbsp Das Mahrerreich unter RastislavIn den zeitgenossischen Quellen wird Svatopluk das erste Mal 869 erwahnt 1 Zu diesem Zeitpunkt herrschte er bereits uber ein eigenes regnum was in der frankischen Terminologie ein souveranes wenn auch nicht immer unabhangiges Gebiet eines Herrschers bezeichnete Lokalisiert wird dieses regnum in der heutigen Westslowakei sein Zentrum wird entweder bei der Burg Bratislava oder bei Nitra vermutet 2 Dieses regnum wurde 869 von Karlmanns Heer verwustet Svatopluk wird hier als Rastislavs Neffe bezeichnet Erwahnt wird er auch in den papstlichen Bullen Papst Hadrians II von 869 und 870 In der ersten Bulle bestatigte der Papst die Verwendung der slawischen Liturgie und entsandte Method nach Mahren als dessen Legaten fur die slawischen Lander In der zweiten ging es um die Entsendung Methods als Erzbischof fur die Lander Rastislavs Svatopluks und Kocels 3 867 nach intensiven ostfrankischen Angriffen machte Rastislav Svatopluk zum Lehensherren des Furstentums Nitra Dadurch sollte die Verteidigung gegen die Ostfranken verbessert werden und Svatopluks politische Macht wuchs Es kam de facto zu einer Aufteilung des Mahrerreiches in zwei Teile Sowohl Rastislav als auch Svatopluk mussten 868 und 869 weitere Angriffe abwehren Furst von Mahren 870 bis 894 Bearbeiten nbsp Schreiben Johanns VIII Scire vos volumus an Svatopluk von 879 aus Reg Vat 1 nbsp Ungefahre Grenzen Mahrens bzw des mahrischen Einflussgebietes unter Furst Svatopluk nbsp nbsp Darstellungen von Svatopluk im Monchsgewand in der Dalimil Chronik 14 Jahrhundert Aussen und Eroberungspolitik Bearbeiten 870 stellte Svatopluk sein Furstentum jedoch unter den Schutz des Ostfrankischen Reiches und kundigte Rastislav den Gehorsam Dieser versuchte Svatopluk zu ermorden und seinen Einfluss auf dessen Furstentum wiederzugewinnen Sventopluk gelang es jedoch seinerseits Rastislav gefangen zu nehmen und ihn darauf den Ostfranken Karolingern als langjahrigen Gegnern Rastislavs zu ubergeben Rastislav wurde aufgrund eines Gerichtsurteils geblendet und starb in einem bayrischen Kloster Die Franken schickten zudem eigene Leute die Grafen Wilhelm II und Engelschalk I als Regenten in Rastislavs Reich also Westmahren Svatopluk in der Slowakei also Ostmahren der gehofft hatte nun selbst uber das ganze Mahrerreich zu herrschen wollte diese ostfrankische Okkupation nicht akzeptieren Er wurde jedoch zusammen mit dem heiligen Method eingesperrt 871 kam es infolge der aufgezwungenen Frankenherrschaft im Mahrerreich zum Volksaufstand Dessen Fuhrer war vermutlich ein gewisser Slavomir Ludwig der Deutsche schickte zur Niederschlagung des Aufstandes ein Heer das aber geschlagen wurde Daraufhin organisierte Ludwig einen zweiten Zug der vom aus der Haft entlassenen Svatopluk angefuhrt wurde Dieser versprach dem frankischen Herrscher den Aufstand niederzuschlagen Als das frankische Heer die mahrische Feste erreichte lief Svatopluk zu den Aufstandischen uber und ubernahm die Befehlsgewalt Das frankische Heer wurde vernichtend geschlagen und Svatopluk konnte Furst des Mahrerreiches werden Svatopluk musste 871 und 872 frankische Angriffe abwehren 874 wurde zwischen den Botschaftern Svatopluks und Ludwig des Deutschen der Forchheimer Frieden geschlossen Svatopluk verpflichtete sich dem Ostfrankischen Reich Abgaben zu zahlen und erkannte formell dessen Herrschaft an Dennoch hatte er durch die Ruhe mit seinem starksten Gegner nun die Moglichkeit das Gebiet des Mahrerreiches zu vergrossern und in ein Reich umzuwandeln Die Expansion wurde durch die kulturellen Errungenschaften vereinfacht Bereits 874 gehorte ihm die Gegend entlang des oberen Laufes des Flusses Weichsel Weiter nahm er das heutige Nordmahren um Opava ein 880 kam Schlesien und 881 das heutige Ostungarn an der mittleren Theiss damals bulgarisches Gebiet dazu ab 890 waren auch Bohmen Furstentum der Premysliden sowie die Lausitz Lausitzer Sorben Teil seines Reiches 882 fiel Svatopluk als Verbundeter des Ostfrankischen Herrschers Karl III in die bairische Ostmark ein und verjagte die Markgrafen Wilhelm und Engelschalk Diese verbanden sich mit Arnulf von Karnten in Pannonien der sich gegen Svatopluk mit den Bulgaren verband Svatopluk schlug Bulgarien und schloss 883 und 884 sogar das Pannonische Furstentum Teil des Gebiets des Arnulf von Karnten seinem Reich an Diesen Schritt liess er sich von Karl III mit einem Vertrag im Sommer von 884 auf dem Chuomberg mons Comianus in der Nahe des Wienerwalds bestatigen Gleichzeitig wurde abermals ein Frieden zwischen dem Ostfrankenreich und dem Mahrerreich ausgehandelt und die Stellung des mahrischen Herrschers wurde weiter gefestigt 885 versohnte sich Svatopluk auch mit Arnulf einerseits weil bereits klar war dass Arnulf der neue ostfrankische Konig werden wurde 887 und andererseits weil Svatopluk der Patenonkel von Arnulfs unehelichem Sohn Zwentibold Zuentibold d h Svatopluk dem spateren Konig von Lothringen war Trotz des Friedens kam es 888 und 889 wegen Pannonien wiederum zu Konflikten zwischen Arnulf von Karnten und Svatopluk Durch jenen Zuentibold gelangte auch das heutige von Cyrill und Methodius in die Slowakei gebrachte slowakische Staatswappen als das sogenannte lothringische Kreuz nach Lothringen 888 starb der Premyslid Borivoj I und Svatopluk ubernahm die direkte Macht in Bohmen in Stellvertretung Borivojs minderjahriger Sohne Die Machtubernahme wurde durch Konig Arnulf 890 auf dem Omuntesperch Amandhegy Pannonhalma oder Omuntesdorf bestatigt Allerdings annullierte Arnulf den Vertrag 892 und zog mit seinen Verbundeten diesmal verstarkt durch Ungarn gegen Svatopluk Diese und zwei weitere Angriffe 892 und 893 konnte der mahrische Heeresfuhrer niederschlagen Kirchenpolitik Bearbeiten nbsp Svatopluk mit seinen drei Sohnen und drei Zweigen nach der Legende von Svatopluks ZweigenHauptartikel Method von SalonikiSvatopluk fuhrte bedeutende gesellschaftliche und militarische Reformen durch Das Mahrerreich bestatigte damit seine starke Stellung in Mitteleuropa Reformiert wurde 880 auch die mahrische kirchliche Verwaltung Massgeblich war dabei das Bistum in Nitra mit Bischof Wiching einem schwabischen Monch das dem Erzbischof Method unterstellt war Das Mahrerreich wurde im gleichen Jahr zum Lehen des Heiligen Stuhles Dies bedeutete eine gleichrangige Stellung wie das Ostfrankische Reich Svatopluk selbst wurde dadurch de iure zum Konig obwohl er vorher schon bisweilen als rex bezeichnet wurde Etwa ein Jahr spater wurde in Nitra Neutra das erste Kloster in der heutigen Slowakei gegrundet Im Jahr 880 wurde er von Papst Johannes VIII als einziger slawischer Herrscher der Geschichte in einem Brief mit der kaiserlichen Anrede einziger Sohn unicus filius angesprochen 4 Gegen Ende seiner Herrschaft hat der Papst nach einer komplizierten Entwicklung und nach Methods Tod 885 die slawische Liturgie Methods Altkirchenslawisch verboten 886 wurden daraufhin von Wiching und von papstlichen Gesandten die Schuler Methods aus dem Mahrerreich verbannt 891 verliess Wiching Nitra und begab sich in das Ostfrankenreich wo er spater Kanzler des Kaisers wurde Svatopluk selbst blieb bei diesen kirchlichen Streitigkeiten eher neutral aber personlich war ihm wie es ein papstlicher Brief explizit bestatigt die lateinische Liturgie lieber Zum Schluss unterstutzte er Wiching und die lateinischen Priester 885 verbot Papst Stephan V neuerlich den Gebrauch der slawischen Sprache in der Liturgie Tod und Nachfolge Bearbeiten Furst Svatopluk starb 894 Auf seinem Totenbett forderte er seine Sohne zum Widerstand gegen die Ostfranken auf Er bestarkte sie in dem Bemuhen die Macht im Mahrerreich zu halten Sein erster Sohn Mojmir II wurde nach Svatopluks Tod Herrscher des Reiches Der zweite Sohn Svatopluk II erhielt als Lehen das Furstentum Nitra und der dritte Sohn Predslaus vermutlich Bratislava Pressburg Nach 894 kam es zwischen Mojmir II und Svatopluk II zu Streitigkeiten und es begann der Zerfall des Mahrerreiches Rezeption BearbeitenDie 1959 fertiggestellte 1960 in Bratislava uraufgefuhrte Oper Kraľ Svatopluk Konig Svatopluk des slowakischen Komponisten Eugen Suchon handelt von Svatopluks Leben Das Libretto wurde von Ivan Stodola Eugen Suchon und Jela Krcmery verfasst Auf Grundlage der Oper folgte dann im Jahr 1989 der Film Svatopluk unter Regie des slowakischen Regisseurs Jozef Zachar Im Jahr 2010 wurde vom slowakischen Premierminister Robert Fico 2006 2010 und 2012 2018 ein monumentales Reiterstandbild Svatopluks I auf der Burg Bratislava enthullt welches insbesondere gegen Ungarn gerichtet war 5 Dabei wird insbesondere betont dass Svatopluk I vor dem ungarischen Konig Stephan I lebte und herrschte als Absage an die Gebietsanspruche ungarischer Nationalisten 6 7 8 Deswegen wurde am 6 Juni 2010 sechs Tage vor den Parlamentswahlen in der Slowakei 2010 und am 90 Jahrestag des Vertrags von Trianon eine Reiterstatue des Svatopluk in Anwesenheit des Premierministers Parlamentsprasidenten und Staatsprasidenten enthullt was auf heftige Kritik von Aktivisten und Kunstlern stiess Kritisiert wurde vor allem die Wahl des Bildhauers Jan Kulich der als eine der fuhrenden Figuren der Normalisierung 1969 89 auftrat Auch die Platzierung Burg Bratislava und die Tatsache dass ausser der regierenden Partei Smer SD andere Parteien fast nicht anwesend waren wurden bemerkt 9 10 11 12 Einzelnachweise Bearbeiten Havlik Svatopluk Veliky S 27 Trestik Vznik Velke Moravy S 195 Havlik Svatopluk Veliky S 27 Havlik Kronika S 215 Tiefscharfender Streit um ein Reiterstandbild Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive In Sudwest Presse vom 7 August 2010 http derstandard at 1250691597172 Diplomatischer Streit Fico will Statuen slowakischer Patrone in Grenzstadt Komarno sap 2 amp seite 2 http www pesterlloyd net 2009 28 0928slow 0928slow html Rudolf Hermann Prag Farce um ein Reiterstandbild In nzz ch 9 Juni 2010 abgerufen am 14 Oktober 2018 http spectator sme sk articles view 39150 10 young artists protest against the creator of a new svatopluk statue in slovakia html http spravy pravda sk pred hradom uz drzi straz svatopluk od sochara komunizmu pmn sk domace asp c A100606 224040 sk domace p29 http spravy pravda sk deklarovana jednota nebola na odhalenie sochy prisli len lidri smeru 1ip sk domace asp c A100607 144632 sk domace p23 Tiefschurfender Streit um ein Reiterstandbild Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Sudwest Presse vom 7 August 2010Literatur BearbeitenWitold Chrzanowski Swietopelk I Wielki krol Wielkomorawski ok 844 894 Svatopluk I der Grosse Konig von Grossmahren Krakow 2010 ISBN 978 83 60448 88 5 polnisch Lubomir E Havlik Svatopluk Veliky kral Moravanu a Slovanu Svatopluk der Grosse Konig der Mahrer und Slawen Jota Brno 1994 ISBN 80 85617 19 6 tschechisch Lubomir E Havlik Kronika o Velke Morave Chronik uber Grossmahren JOTA o O 2013 ISBN 978 80 8561 706 1 tschechisch Matus Kucera Kraľ Svatopluk Konig Svatopluk Matica slovenska Martin 2010 ISBN 978 80 7090 965 2 slowakisch MacLean Simon Kingship and Politics in the Late Ninth Century Charles the Fat and the end of the Carolingian Empire Cambridge University Press 2003 Jan Steinhubel Nitrianske kniezatstvo Pociatky stredovekeho Slovenska Das Furstentum Nitra Die Anfange der mittelalterlichen Slowakei Rak Bratislava 2004 ISBN 80 224 0812 3 slowakisch Dusan Trestik Pocatky Premyslovcu Vstup Cechu do dejin 530 935 Die Anfange der Premysliden Der Eintritt der Tschechen in die Geschichte 530 935 Nakladatelstvi Lidove noviny o O 2008 ISBN 978 80 7106 138 0 tschechisch Dusan Trestik Vznik Velke Moravy Moravane Cechove a stredni Evropa v letech 791 871 Die Entstehung Grossmahrens Mahrer Tschechen und Mitteleuropa in den Jahren 791 871 Nakladatelstvi Lidove noviny o O 2010 ISBN 978 80 7422 049 4 tschechisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Svatopluk I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien VorgangerAmtNachfolgerRastislavFurst der Mahrer 870 871SlavomirSlavomirFurst der Mahrer 871 894Mojmir II Borivoj I Furst der Bohmen 888 894Spytihnev I Herrscher des Mahrerreiches Mojmir I Rastislav Svatopluk I Slavomir Svatopluk I Mojmir II mit Svatopluk II Normdaten Person GND 11934209X lobid OGND AKS VIAF 15578134 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME SvatoplukALTERNATIVNAMEN Sventopluk Svatopluk Svyatopolk Swietopelk Zventapu Zwentibald Zuendibolch SuatoplukKURZBESCHREIBUNG dritter Herrscher des Grossmahrischen ReichsGEBURTSDATUM um 830STERBEDATUM 894 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Svatopluk I Mahren amp oldid 233295082