www.wikidata.de-de.nina.az
Mit dem Begriff Stadtokologie bzw der engl Entsprechung urban ecology wird eine Reihe verschiedener Ansatze im Spannungsfeld Stadt und Okologie bezeichnet die Erforschung urbaner Lebensraume mit den Ansatzen und Methoden der okologischen Forschung Stadtokologie bedeutet in diesem Zusammenhang die Untersuchung von Lebensraumen und Biotoptypen die spezifisch in Stadten vorkommen speziell der stadtischen spontanen Flora bzw Vegetation und Fauna Der Mensch und menschliche Einflusse kommen im Zusammenhang mit den spezifischen Standortfaktoren vor sind aber nicht selbst Gegenstand der Forschung Anwendungen bestehen in Bezug auf Grunplanung und gestaltung in Stadten auf Naturerfahren und Naturerlebnis sowie auf Naturschutz stadtischer Lebensraume die Erforschung von Stadten als Okosysteme d h die Betrachtung ganzer Stadte mit den Ansatzen und Methoden der Synokologie und Okosystemforschung Insbesondere im Rahmen der Okosystemforschung Ermittlung der Energie und Stoffflusse und bilanzen ganzer Stadte Populares Konzept zur Veranschaulichung des Ansatzes ist ein okologischer Fussabdruck einer Stadt Im Rahmen der Stadtplanung und entwicklung Das Ziel einer okologischen bzw nachhaltigen Stadt insbesondere zur Verminderung des Flachen und Energieverbrauchs sowie die Schaffung lebenswerter Stadtquartiere Stadtokologie in diesem Sinne ist eine angewandte Sozialwissenschaft die okologisch definierte Ziele anstrebt aber mit den Methoden und Forschungsprogrammen der Okologie als biologischer Teildisziplin direkt nichts zu tun hat Eine fruher einflussreiche Forschungsrichtung innerhalb der Soziologie die Chicagoer Schule die okologische Forschungsmethoden direkt auf die Erforschung soziologischer Phanomene in Stadten angewendet hat Sozialokologie Verwandte und uberlappende Forschungsrichtungen sind Landschaftsokologie Humanokologie und Zivilisationsokologie Inhaltsverzeichnis 1 Abiotische Aspekte 1 1 Veranderung im Strahlungshaushalt 1 2 Veranderung in der Atmospharenchemie 1 3 Veranderung im Wasserhaushalt 1 4 Stadtklima 1 5 Stadtboden 2 Lebensgemeinschaften in Stadten 2 1 Flora 2 2 Fauna 2 3 Funktionen 3 Zur Geschichte der Stadtokologie 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAbiotische Aspekte BearbeitenStadte weisen gegenuber ihrem Umland eine Reihe von Besonderheiten in allen naturlichen Lebensbedingungen z B im Klima auf vgl Stadtklima Diese verandern die Lebensbedingungen nicht nur fur Flora und Fauna im Allgemeinen sondern auch fur die hier lebenden Menschen Veranderung im Strahlungshaushalt Bearbeiten Die Globalstrahlung ist in Stadten durch erhohte Trubung der Luft vermindert Durch selektive Filterung der kurzen Wellenlangen besonders stark UV erfolgt eine Rotverschiebung Da durch die Trubung der Luft und Vielfachreflektionen an Gebauden auch die Ruckstrahlung verstarkt ist ist die Warmeeinstrahlung trotz verminderter Globalstrahlung aber erhoht Die Baumaterialien haben im Allgemeinen eine geringere Albedo als Vegetation Durchschnittswert ca 0 15 damit im kurzwelligen ca 10 erniedrigt und konnen sich dadurch bei Einstrahlung starker aufheizen Steine haben eine hohe Warmekapazitat dadurch erwarmen sich Stadte morgens langsamer kuhlen aber nachts nicht so stark ab Die anthropogene Warmeentwicklung durch Verbrennungsvorgange kann zumindest im Winter dieselbe Grossenordnung wie die Sonneneinstrahlung erreichen Veranderung in der Atmospharenchemie Bearbeiten In Stadten liegen die Belastungen durch Feinstaube um ein Vielfaches uber denjenigen im Umland Dadurch werden neben den direkten Folgen Strahlung uber die Lufttrubung und Wasserhaushalt uber den Einfluss von Kondensationskeimen verandert Viele Schadstoffe wie z B Cadmium sind als Bestandteil der Staubbelastung in Stadten deutlich erhoht sie erhohen nach ihrer Deposition die Gehalte im Oberboden Die Gehalte an Ozon sind dagegen niedriger weil dieses erst durch atmospharenchemische Reaktionen fernab der Emittenten gebildet wird Der Gehalt an Kohlenstoffdioxid ist in der Stadtluft stark erhoht Veranderung im Wasserhaushalt Bearbeiten Durch die geringe Vegetationsdeckung deren Transpiration damit entfallt verdunstet in Stadten ein viel geringerer Teil des Niederschlags als im Umland Das meiste Wasser wird uber die grosse Grundflache der Gebaude Strassen und andere befestigte Flachen in die Kanalisation geleitet und verstarkt damit den Oberflachenabfluss in den Gewassern in die diese einleitet Die Grundwasserneubildung bleibt in massig versiegelten Stadtquartieren zunachst beinahe unbeeinflusst sie sinkt nur im stark verdichteten Zentrum ab Der Grundwasserspiegel ist in Stadten in der Regel aber durch den Einfluss der Kanalisation die als Flachendrainage wirkt abgesenkt Obwohl wegen der geringeren Verdunstung die Luftfeuchte erniedrigt ist kommt es wegen der Belastung mit Stauben die als Kondensationskeime wirken haufiger zu Nebelbildung Stadtklima Bearbeiten Im komplexen Zusammenspiel dieser Faktoren kommt es u a zu folgenden Auswirkungen Die Durchschnittstemperatur in verdichteten Stadten ist gegenuber dem Umland um durchschnittlich 0 5 bis 1 5 C erhoht stadtische Warmeinsel Neben der Warmeruckstrahlung ist daran der ausfallende Warmetransport durch die verminderte Verdunstung entscheidend beteiligt Der Effekt ist in durchgrunten Vorstadten kaum nachweisbar Stadte erzeugen ein kleines lokales Tiefdruckgebiet durch die aufsteigende erwarmte Luft und das durch die hohen Gebaude nach oben abgelenkte Windfeld Aufwinde Dadurch regnet es in Stadten mehr als im Umland und der Himmel ist deutlich ca 5 10 starker wolkenbedeckt Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit ist in Stadten durch die Wirkung der Gebaude gegenuber dem Freiland abgesenkt Anders als z B in Waldern kommt es aber zu verstarkten Turbulenzen In engen Strassenschluchten mit hohen Gebauden kann es durch Dusenwirkung unangenehm verstarkte Boen geben Stadtboden Bearbeiten Die Boden in Stadten sind trotz des erhohten Niederschlags deutlich trockener als im Umland Neben einer Absenkung des Grundwasserspiegels durch Entwasserung und Oberflachenversiegelung fuhren Bodenauftrage zu einem vergrosserten Grundwasserflurabstand Zudem verringern die meist erhohten Sand und Kiesgehalte das Wasserhaltevermogen Stadtboden bestehen durch die starken Baustofftransporte in die Stadte hinein sehr haufig aus Anschuttungen ohne naturliches Bodengefuge Die Schadstoffbelastung durch Deposition von Stauben und Luftschadstoffen kann so hoch sein dass in Stadtwaldern im Oberboden und Humus die Grenzwerte der Bodenschutzverordnung uberschritten werden Boden im Bereich von Industrie und Gewerbegebieten sind haufig von anthropogenen Substraten wie Bauschutt Schlacke und Asche durchsetzt und mit betriebs und produktionsspezifischen Schadstoffen kontaminiert 1 Stadtboden sind haufig stark verdichtet und weisen meist Nahrstoffinbalanzen auf d h die Gehalte an einigen Nahrstoffen sind stark erhoht die von anderen vermindert Durch Beton und Mortelstaub ist der pH Wert von Stadtboden meist in basische Bereiche verschoben Auf Hochofenschlacken konnen extrem hohe pH Werte auftreten die in Mitteleuropa naturlicherweise nicht erreicht werden wahrend sich auf Bergematerial des Steinkohlenbergbaus in den ersten Jahren eine extrem saure Bodenreaktion einstellt Auftragsboden sind aufgrund ihres meist jungen Entwicklungsstadiums haufig humusarm wobei die Aufbringung und Einmengung kohlenstoffhaltiger Substrate Koks Kohle oder unvollstandig verbrannte Asche relativ hohe Kohlenstoffgehalte bewirken konnen 1 Hohe Humusgehalte sind charakteristisch fur Gartenboden Hortisole die einen eigenstandigen Bodentyp darstellen Zu lokalen Veranderungen fuhren z B Tausalz an Strassen oder Erdgasaustritt an undichten Leitungen Lebensgemeinschaften in Stadten BearbeitenFlora Bearbeiten nbsp Mauerfugenvegetation Chelidonium majus 2 Fur Pflanzenarten die in Stadten leben stellen die oben genannten Veranderungen im Standort und Lokalklima selbstverstandlich limitierende Faktoren dar Allerdings sind andere Faktoren noch wichtiger Die Flora der Stadte ist charakterisierbar durch Heterogenitat Stadte vor allem die Bereiche ausserhalb der hochversiegelten und lebensfeindlichen Zentren bieten auf engstem Raum eine Vielzahl unterschiedlicher Standorte Obwohl auch naturliche und Agrarlebensraume heterogen sind erwiesen sich urbane Habitatmosaike als vielfaltiger und kleinraumiger Stadte weisen typischerweise Fragmente naturlicher Lebensraume auf gemischt mit Garten Parks und Grunflachen Saumen Brachen und Abstandsgrun die alle ihre charakteristische Artenausstattung aufweisen Dynamik Stadtische Lebensraume sind typischerweise oft gestort und kurzlebig Neben wiederkehrenden Storungen wie Trittbelastung sind Nutzungswechsel vollkommene Zerstorung der Vegetationsdecke moglicherweise gefolgt von jahrzehntelangen Ruheperioden jederzeit moglich Arten die auf Habitatkontinuitat und ungestorte Habitate mit langer Entwicklungszeit angewiesen sind fehlen deshalb schneller Artenwechsel In Stadten werden mit den standigen Materialstromen standig Samen von Pflanzenarten eingetragen Tausende von Arten werden absichtlich in Garten und Grunanlagen angepflanzt und kultiviert von denen einige in freier Wildbahn uberleben konnen dies betrifft sowohl eingeschleppte Arten Neophyten die in Stadten besonders haufig sind wie auch indigene Im Ergebnis ist die spontane wild wachsende Flora fast aller untersuchter Stadte tendenziell etwas artenreicher als diejenige ihres Umlands Ausserdem ist ihre Artenzahl umso hoher je grosser die Stadt ist Dieser Artenreichtum ist allerdings nicht gleichmassig uber die Gesamtflora verteilt Die Vegetation der Stadte wird uberwiegend aus kurzlebigen Ruderalfluren stickstoffbedurftigen Hochstaudenfluren verschiedenen Wiesen und Rasengesellschaften und Gebuschen und Vorwaldern aufgebaut Im verdichteten Zentrum finden sich am ehesten an standiges Betreten angepasste Trittgesellschaften sowie Ritzen und Mauerfugenvegetation Arten anderer Vegetationseinheiten wie z B naturnaher Walder Sumpfe Moore Magerrasen finden in Stadten nur selten Lebensmoglichkeiten sie sind stadtmeidend urbanophob im Sinne von Wittig Fur einen detaillierten Vergleich sind die Ergebnisse von Chocholouskova und Pysek aus Pilsen einer mittelgrossen tschechischen Industriestadt mit ca 170 000 Einwohnern interessant aus der drei zeitlich getrennte Untersuchungen um 1900 um 1970 um 1990 vorliegen 3 Sie beobachteten folgendes Die Artenzahl in der Stadt ist in dieser Zeit deutlich angestiegen 478 595 773 Arten Gleichzeitig ist die Artenzahl im Umland stark gefallen 1112 768 745 Arten so dass insgesamt Stadt und Umland zusammen die Artenzahl um gut 10 abgefallen ist Der Anteil der konstant nachgewiesenen Arten lag bei lediglich 57 wobei der Artenwechsel in der Stadt wesentlich hoher lag Der Anteil der Neophyten ist in der Stadt stark gestiegen von 6 2 auf 17 wahrend er im Umland fast konstant blieb Das bedeutet Die Artenverteilung in der Stadt hat sich drastisch verandert etwa 30 40 der indigenen Arten wurden durch Neueinwanderer ersetzt Durch verwildernde kultivierte Baume und Straucher ist die Artenzahl der Holzgewachse in der Stadt von 26 davon 2 Neophyten auf 117 davon 33 Neophyten angestiegen Ahnliche Veranderungen sind fur zahlreiche mitteleuropaische Stadte anzunehmen So ist z B die Gesamtartenzahl in Bochum Ruhrgebiet Nordrhein Westfalen heute hoher als im Jahr 1887 und der Anteil der eingeburgerten Neophyten ist seitdem von 4 auf 16 gestiegen 4 Ein wichtiger Vegetationstyp in Stadten sind die ausgedehnten Rasenflachen Rasen ist kennzeichnendes Element besonders der vorstadtischen Wohnquartiere wo offentliche und private Rasenflachen fast immer uber 10 manchmal sogar uber 25 der Grundflache einnehmen konnen Einzelne Rasenflachen sind meist aus 15 bis 20 Pflanzenarten aufgebaut wobei die eingesaten aber auch spontanen Graser bei der Deckung dominieren die Krautarten bei den Artenzahlen Da Rasenflachen durchaus typische und kennzeichnende Pflanzenarten aufweisen z B Kleine Braunelle oder Steifhaariger Lowenzahn kann man sie als Pflanzengesellschaften nach dem pflanzensoziologischen System beschreiben 5 6 Wahrend die Flora der Rasen derjenige von gedungten Wiesen entspricht ist ihre Fauna extrem artenarm 7 Die Pflege von Rasenflachen ist als Beschaftigung der Vorstadter aus der Mittelschicht geradezu sprichwortlich geworden und wird als Klischee in zahlreichen Witzen eingesetzt Die Burger der USA wandten fur die Rasenpflege im Jahr 1999 etwa 8 9 Milliarden Dollar auf Ebenfalls in den USA untersucht aber ohne weiteres ubertragbar sind Untersuchungen zur Soziologie der Rasen Nach Interviews assoziieren Hausbesitzer der Vorstadte mit dem Zustand des Rasens den moralischen Charakter und die soziale Zuverlassigkeit der Hausbewohner Rasenpflege dient der sozialen Absicherung der Nachbarschaft intensivere Rasenpfleger kannten mit hoherer Wahrscheinlichkeit ihre Nachbarn beim Namen Der Zustand des Rasens dient als offentliche Aussage und wird als solche wahrgenommen 8 Die Bedeutung von Rasen und Vorgarten zur sozialen Absicherung und die tief sitzenden Normen dahinter zeigte sich auch bei einer Untersuchung in Sudafrika 9 Eine Schattenseite dieser Funktionen ist der exzessive Verbrauch von Dunger Pestiziden sowie vor allem in ariden Gegenden von Wasser zur Rasenpflege der den Verbrauch in der Landwirtschaft ubersteigen kann 10 Im Marz 2022 wurde im Fachblatt Science eine aufwandige Studie veroffentlicht der zufolge beim Weissklee der Gehalt an Blausaure Verbindungen im Innenbereich zahlreicher Grossstadte aller bewohnter Kontinente signifikant geringer ist als im jeweils angrenzenden weniger dicht besiedelten Umland 11 Fur diese Studie wurden 110 019 Weissklee Pflanzen aus 6169 Standorten von 160 Stadten ausgewertet Die Forscher fuhrten den Befund vor allem auf das geringere Vorkommen von Pflanzenfressern in den Innenstadten zuruck Fur den Fortpflanzungserfolg des urbanen Klee scheint deshalb in vielen Fallen der Verzicht auf die kostspielige Blausaure Produktion gunstiger zu sein als sie aufrechtzuerhalten In dieser Hinsicht sind die Innenstadte von Toronto Tokio oder Munchen vergleichbar und so kam es offenbar zu der weitverbreiteten Parallele bei dieser evolutionaren Entwicklung 12 Fauna Bearbeiten nbsp Wanderfalken am Gebaude St John s Church Bath England Obwohl in einigen besser untersuchten Stadten durchaus mehrere Tausend Tierarten gefunden werden konnten sind stadtische Lebensraume beinahe immer deutlich artenarmer als vergleichbare im Umland Dies gilt fur beinahe alle untersuchten Tiergruppen von Insekten und bodenlebenden Kleintieren bis hin zu Vogeln und Saugetieren Eine ganze Reihe von Arten haben sich an stadtische Bedingungen anpassen konnen und sind hier sehr haufig so dass z B die Gesamtsiedlungsdichte der Brutvogel bei geringerer Artenzahl in Stadten sogar hoher liegen kann Die Fauna grosserer Grunflachen z B Parks mit altem Baumbestand oder Friedhofe kann dabei der Fauna des Umlands recht ahnlich sein und bietet etlichen eigentlich stadtmeidenden Arten ein Refugium Bei manchen Untersuchungen erwies sich bei den gut untersuchten Brutvogeln die Stadtrandzone als artenreicher als das Umland oder das Zentrum auch in diesen Fallen fiel die Zahl der spezialisierten Arten vom Umland zum Zentrum hin ab Durch eine hinzukommende Artengruppe die von Storungen profitiert kann aber die Gesamt Artenzahl zunachst ansteigen Besonders auffallend ist eine relativ kleine Gruppe von Arten die sich gut an die stadtischen Bedingungen anpassen konnte und hier teilweise wesentlich haufiger ist als im Umland Dies betrifft z B die Saugetiere Kaninchen Eichhornchen Rotfuchs 13 14 und Steinmarder und die Vogelarten Amsel Turkentaube und Haussperling Seltener als bei der Flora gehen auch einige wild lebende Tierarten auf verwilderte Gefangenschaftsfluchtlinge zuruck Haufigste dieser Arten ist die Stadttaube vor allem in Parkanlagen kommen weitere Arten wie Mandarinente Kanadagans Nilgans oder Halsbandsittich hinzu Im Stadtzentrum leben beinahe nur gebaudebrutende Arten fur die Hauser als eine Art kunstliche Brutfelsen dienen konnen Neben Spatzen und Stadttauben gehoren dazu z B Mauersegler seit einigen Jahrzehnten aber auch der Wanderfalke Eine besondere Gruppe von Tierarten konnte sogar menschliche Gebaude als Lebensraum erobern man spricht von synanthropen Arten Neben Hausmausen Hausspitzmausen und Wanderratten 15 zahlen zahlreiche Material und Vorratsschadlinge dazu aber auch harmlose Arten wie z B die Zitterspinnen Diese Arten treten allerdings uberall auf wo Menschen leben sind also in Stadten nicht haufiger Funktionen Bearbeiten Natur in den Stadten besitzt neben ihrem eigenstandigen Wert auch Funktionen fur die hier lebenden Menschen man spricht von Okosystem Dienstleistungen Wichtig ist vor allem die Funktion der Pflanzen insbesondere von Baumen Fur diese Bedeutung sind spontan aufgewachsene und angepflanzte Pflanzen im Prinzip gleichwertig Als wichtige Funktionen werden aufgefuhrt 16 Veranderung des Mikroklimas vor allem Minderung von Hitze Dampfung von Wind Filterung von Aerosolen und Staub Schalldammung Wirkung auf Erholung und Wohlbefinden Die Wirkung von Parks Waldern und baumbestandenen Flachen hangt dabei von ihrer Ausdehnung ab Einzelbaume und kleine Grunflachen verbessern die Situation ortlich Ausgedehnte waldahnliche Bestande konnen daruber hinaus das Lokalklima auch in angrenzenden Quartieren beeinflussen Zur Geschichte der Stadtokologie BearbeitenEiner der ersten Hinweise auf Probleme die heute der Stadtokologie zugeordnet werden kam vom englischen Gartner Thomas Fairchild Ende des 17 Jahrhunderts Mit Flora und Fauna von Stadten befassten sich William Nylander Flechtenflora von Paris 1866 17 Ferdinand Arnold 1891 18 Hans Hoppner u Hans Preuss 1926 19 Richard Scheuermann Kurt Wein 20 und Louis Bonte 21 mit Arbeiten zu Gartenunkrautern in Stadten 1938 bzw 1930 zur Adventivflora in Stadten Fur zahlreiche Untersuchungen zur Vegetation der Schuttflora gab es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Untersuchungsflachen In der zweiten Halfte des zwanzigsten Jahrhunderts kamen zahlreiche Untersuchungen auch zu den abiotischen Faktoren der Stadtokologie hinzu Der Begriff Stadtklima wurde 1937 von Albert Kratzer gepragt 22 die Boden einer Grossstadt wurden erstmals Mitte der 1980er Jahre von Hans Peter Blume und Ralf Grenzius in Berlin systematisch untersucht 23 24 In jungerer Zeit findet die angezeigte sozial und raumwissenschaftliche Analyse stadtokologischer Problemfelder verstarkt Berucksichtigung und komplettiert die vormals primar naturwissenschaftliche Herangehensweise Von 2002 bis 2011 sind im Rahmen des DFG Graduiertenkollegs 780 Stadtokologische Perspektiven an HU FU und TU Berlin sowie dem IGB eine Vielzahl von Promotions und Postdoc Projekten aus den Bereichen der Stadt Wirtschafts und Kulturgeographie Umweltpsychologie Landschaftsokologie Bodenkunde Hydrologie Klimatologie Avifauna Pflanzenokologie und Fernerkundung entstanden Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat damit zur Etablierung und zur aktuellen Fortentwicklung einer interdisziplinaren Stadtokologie am Wissenschaftsstandort Berlin beigetragen Die letzte Phase des Graduiertenkollegs 2008 bis 2011 war dem Thema Optimierung urbaner Naturentwicklung Naturfunktionen und Lebensumwelt im dynamischen Wandel gewidmet Siehe auch BearbeitenStadtmorphologieWeblinks BearbeitenDFG Graduiertenkolleg Stadtokologie 2011 abgeschlossen Literatur BearbeitenA M Beck The Ecology of Stray Dogs A Study of Free Ranging Urban Animals Purdue University Press West Lafayette 2002 A R Berkowitz C H Nilon K S Hollweg Hrsg Understanding Urban Ecosystems Springer New York 2003 W Endlicher Einfuhrung in die Stadtokologie Grundzuge des urbanen Mensch Umwelt Systems Ulmer UTB Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8252 3640 3 Gunter Fellenberg Lebensraum Stadt Verlag der Fachvereine Zurich 1991 S D Garber The Urban Naturalist Dover Publication Mineola 1998 O L Gilbert Stadtische Okosysteme Neumann Verlag Radebeul 1989 B Klausnitzer Verstadterung von Tieren Ziemsen Wittenberg 1989 B Klausnitzer Okologie der Grossstadtfauna Gustav Fischer Jena 1993 W Meyer G Eilers A Schnapper Mull als Nahrungsquelle fur Saugetiere und Vogel Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2003 D W Orr The Nature of Design Ecology Culture and Human Intention Oxford University New York 2002 K Pezzoli Human Settlements and Planning for Ecological Sustainability The Case of Mexico City MIT Press Cambridge 1998 J H Reichholf Die Zukunft der Arten Neue okologische Uberraschungen Beck Munchen 2005 H Sukopp Hrsg Stadtokologie Das Beispiel Berlin Reimer Berlin S 1990 C Steinberg B Weigert K Moller M Jekel Hrsg Nachhaltige Wasserwirtschaft Entwicklung eines Bewertungs und Prufsystems Schmidt Berlin 2002 H Sukopp R Wittig Hrsg Stadtokologie Ein Fachbuch fur Studium und Praxis Gustav Fischer Stuttgart 1998 R Wittig Siedlungsvegetation Ulmer Stuttgart 2002 J M Ehbauer Moglichkeiten von Stadt und Bauplanung zur Stutzung der freilebenden Fauna in der Stadt TH Karlsruhe Karlsruhe 2004 Einzelnachweise Bearbeiten a b Till Kasielke Corinne Buch Urbane Boden im Ruhrgebiet In Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins Band 3 2012 S 73 102 PDF 6 3 MB Dietmar Brandes Mauern als Lebensraum fur Pflanzen PDF TU Braunschweig abgerufen am 5 November 2017 Zdena Chocholouskova Petr Pysek Changes in composition and structure of urban flora over 120 years a case study of the city of Plzen In Flora 198 2003 S 366 376 Armin Jagel Peter Gausmann Zum Wandel der Flora von Bochum im Ruhrgebiet Nordrhein Westfalen in den letzten 120 Jahren In Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins Band 1 2010 S 7 53 PDF 9 MB Norbert Muller Lawns in German cities A phytosociological comparison In Herbert Sukopp u a Urban Ecology SPB Academic Publishing bv The Hague The Netherlands 1990 Ken Thompson John G Hodgson Richard M Smith Philip H Warren Kevin J Gaston Urban domestic gardens III Composition and diversity of lawn floras In Journal of Vegetation Science 15 2004 S 373 378 Richard M Smith Phillip H Warren Ken Thompson Kevin J Gaston Urban domestic gardens VI environmental correlates of invertebrate species richness In Biodiversity and Conservation 15 2006 S 2415 2438 P Robbins A M Polderman T Birkenholtz Lawns and toxins An ecology of the city Cities In The international journal of urban policy and planning 18 6 Dezember 2001 S 369 380 C S Lubbe S J Siebert S S Cilliers Political legacy of South Africa affects the plant diversity patterns of urban domestic gardens along a socio economic gradient In Scientific Research and Essays Vol 5 19 2010 S 2900 2910 Paul Robbins Julie Sharp The lawn chemical ecology and its discontents In Antipode 2003 S 955 979 doi 10 1111 j 1467 8330 2003 00366 x James S Santangelo et al Global urban environmental change drives adaptation in white clover In Science Band 375 Nr 6586 2022 S 1275 1281 doi 10 1126 science abk098 Stadt als Evolutionsfaktor Auf wissenschaft de vom 18 Marz 2022 J D Henry Red Fox The Catlike Canine Smithsonian Institution Press Washington D C 1996 S Harris P Baker Urban Foxes British Natural History Series Whittet Books 2001 R Sullivan Rats Observation on the History and Habitat of the City s Most Unwanted Inhabitants Bloomsbury New York 2005 Per Bolund Sven Hunhammar Ecosystem services in urban areas In Ecological Economics 29 1999 S 293 301 W Nylander Les lichens du Jardin du Luxembourg In Bulletin de la Societe Botanique de France Lettres Botaniques 13 1866 S 364 372 F Arnold Zur Lichenenflora in Munchen In Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 1 1891 S 1 147 H Hoppner H Preuss Flora des Westfalisch Rheinischen Industriegebietes unter Einschluss der Rheinischen Bucht Dortmund 1926 R Scheuermann K Wein Die Gartenunkrauter in der Stadt Nordhausen In Hercynia Abh Bot Ver Mitteldeutschland 1938 S 232 264 L Bonte R Scheuermann 1 Beitrage zur Adventivflora des rheinisch westfalischen Industriegebietes 1913 1927 2 Mittelmeer Pflanzen der Guterbahnhofe des rheinisch westfalischen Industriegebietes In Beitrage zur Landeskunde des Ruhrgebiets 3 Girardet Essen 1930 S 1 207 A Kratzer Das Stadtklima Vieweg Braunschweig 1937 2 neubearb u erw Auflage Vieweg Braunschweig 1956 R Grenzius H P Blume Karte der Bodengesellschaften von Berlin West 1 50 000 In Umweltatlas Berlin 1985 R Grenzius Die Boden Berlins West Klassifizierung Vergesellschaftung okologische Eigenschaften Dissertation Techn Univ FB 14 Landschaftsentwicklung Berlin 1987 Normdaten Sachbegriff GND 4077809 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtokologie amp oldid 236800320