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Die Kirche St Martin ist die romisch katholische Pfarrkirche von Seuzach im Zurcher Bezirk Winterthur Sie steht an der Reutlingerstrasse 52 Die dazu gehorige Pfarrei ist zustandig fur die Orte Altikon Dagerlen Dinhard Hettlingen ZH Thalheim und Seuzach Kirchturm St MartinAussenansichtGrundsteinInnenansichtAltarraum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte und Namensgebung 1 2 Entstehungs und Baugeschichte 2 Baubeschreibung und kunstlerische Ausstattung 2 1 Kirchturm und Ausseres 2 2 Innenraum und kunstlerische Ausstattung 2 3 Orgel 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte und Namensgebung Bearbeiten Die mittelalterliche Kirche von Seuzach wurde am 26 Juni 1131 durch Ulrich II von Konstanz zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus und des heiligen Kreuzes und der heiligen Jungfrau Maria Mutter Gottes und des heiligen Martin und allen Heiligen geweiht worden wie es in einer Urkunde aus der Zeit heisst 1 Diese Kirche war ein romanischer Kleinbau mit einem Rechtecksaal Satteldach und Dachreiter Im Jahr 1497 erhielt diese Kirche einen polygonalen Chor Als in Zurich im Jahr 1524 die Reformation durchgefuhrt wurde fanden in der Kirche Seuzach ab dem Jahr 1525 reformierte Gottesdienste Statt Der katholische Kult war im Gebiet des heutigen Kantons Zurich fortan bis ins 19 Jahrhundert verboten 2 Das Toleranzedikt von 1807 erlaubte im Kanton Zurich erstmals wieder einen katholischen Gottesdienst allerdings nur in der Stadt Zurich Im Jahr 1813 appellierten 50 in der Stadt Winterthur wohnhafte Katholiken an die Toleranz der Stadtvater jedoch erst im Jahr 1862 als das Kloster Rheinau aufgehoben wurde und die weitere Verwendung dessen Vermogens durch den Kanton Zurich gesetzlich geregelt wurde durfte in Winterthur der erste katholische Gottesdienst seit der Reformation stattfinden Das sog Erste zurcherische Kirchengesetz aus dem Jahr 1863 anerkannte neben Zurich auch die katholischen Kirchgemeinden in Winterthur Rheinau und Dietikon die letzten beiden waren traditionell katholische Orte sodass in Winterthur eine katholische Gemeinde aufgebaut werden durfte Im Jahr 1868 wurde die neu erbaute Kirche St Peter und Paul im Beisein von Vertretern der kantonalen Regierung samt Staatsschreiber und Dichter Gottfried Keller sowie des Stadtrats von Winterthur eroffnet Die Grundung weiterer Pfarreien im Kanton wurde jedoch staatlich nicht anerkannt weshalb diese auf privat und vereinsrechtlicher Basis aufgebaut werden mussten 3 Entstehungs und Baugeschichte Bearbeiten Im Zuge der Industrialisierung zogen Arbeiterfamilien aus katholischen Landen in den Kanton Zurich Da die katholischen Kirchen im traditionell reformierten Kanton nur vereinzelt sesshaft geworden waren mussten fur den Gottesdienst weite Wege zuruckgelegt werden Die katholischen Bewohner der Gemeinden nordostlich von Winterthur wurden von der Pfarrei St Marien Oberwinterthur betreut Als der Wunsch nach eigenen Gottesdiensten grosser wurde errichtete man im Jahr 1939 fur die Katholiken den Gemeinden bei Rickenbach ZH und Seuzach einen eigenen Seelsorgebezirk welcher aber weiterhin der Pfarrei St Marien in Oberwinterthur angegliedert blieb Im gleichen Jahr wurde in der Wirtschaft Zur Muhle in Rickenbach die erste Messfeier im neuen Seelsorgebezirk gefeiert 4 Als wahrend des Zweiten Weltkriegs franzosische und polnische Soldaten in Seuzach stationiert waren fanden fur diese im Saal des Gasthauses Linde katholische Sonntagsgottesdienste statt zu denen die katholische Wohnbevolkerung von Seuzach ebenfalls eingeladen war Nach dem Fortgang der Soldaten aus Seuzach entstand der Wunsch weiterhin katholische Gottesdienste zu feiern Deshalb wurde in der Garage der Spenglerei Meier an der Stationsstrasse eine erste Kapelle eingerichtet in der ab dem Jahr 1942 regelmassige Gottesdienste stattfanden 5 Im Jahr 1956 wurde der Bauplatz fur die Kirche St Josef Rickenbach Sulz gekauft Dort errichteten die Katholiken mit viel Eigenleistung in den Jahren 1957 1958 die Kirche welche 1958 eingeweiht wurde 1959 erfolgte die Grundung der Stiftung St Martin Seuzach fur den Erwerb des Baugrundstucks an der Reutlingerstrasse in Seuzach Nach der staatlichen Anerkennung der katholischen Kirche im Kanton Zurich im Jahr 1963 bildete sich die katholische Kirchgemeinde Rickenbach Seuzach mit den politischen Gemeinden Altikon Bertschikon Dagerlen Dinhard Ellikon Elsau Hettlingen Rickenbach Seuzach Thalheim und Wiesendangen Um die Seelsorge den Gottesdienst den Religionsunterricht und die karitativen Belange in Sulz Rickenbach zu fordern wurde im Jahr 1966 die Stiftung St Josef gegrundet Im Jahr 1968 erfolgte die Errichtung des Pfarrrektorates Rickenbach Seuzach welches der Pfarrei St Marien in Oberwinterthur angegliedert blieb Am 3 Juli 1971 wurde der Grundstein der Kirche St Martin in Seuzach gelegt welche nach den Planen der Architekten Robert Tanner und Felix Loetscher errichtet wurde Der Bischof von Chur Johannes Vonderach weihte die fertiggestellte Kirche am 2 Juli 1972 Im gleichen Jahr wurden St Martin in Seuzach und St Josef in Sulz Rickenbach zu eigenstandigen Pfarreien erhoben und von St Marien Oberwinterthur abgetrennt 4 Die Pfarrei St Martin Seuzach gehort zusammen mit der Pfarrei St Stefan Wiesendangen zur gemeinsamen Kirchgemeinde Diese ist mit ihren 5 836 Mitgliedern Stand 2021 eine der grosseren katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zurich 6 Baubeschreibung und kunstlerische Ausstattung BearbeitenKirchturm und Ausseres Bearbeiten Die St Martin Statue auf dem Kirchenplatz schenkte sich die Pfarrei zum 25 Jubilaum Der Kunstler Werner Ignaz Jans hat den heiligen Martin in unsere Zeit transferiert Der Bettler sitzt am Rand des Sockels kippt beinahe aus der Gesellschaft Er steht fur Arbeitslose alte Menschen Fluchtlinge Drogensuchtige sie frieren alle Der heilige Martin zeigt Erbarmen Er ist vom Ross im Seuzacher Wappen heruntergestiegen und gibt dem Bettler Mantel und Schutz Fur seine gute Tat erfahrt der Hl Martin das Gluck des Gebens Die Gans aus der Martinslegende rundet die Darstellung ab 7 Der freistehende Glockenturm beherbergt ein vierstimmiges Gelaute Nummer Gewicht Durchmesser Ton Widmung Inschrift1 1340 kg 1350 mm es1 St Martin Wenn Gott uns so sehr geliebt hat dann mussen auch wir einander lieben 2 712 kg 1070 mm g1 Bruder Klaus Seid frohlich in der Hoffnung geduldig in der Trubsal und beharrlich im Gebet 3 400 kg 890 mm b1 Muttergottes Selig bist du das du geglaubt hast 4 285 kg 790 mm c2 Schutzengel Er steht mir zur Rechten damit ich nicht wanke nbsp Lichtfuhrung nbsp Altar von Ro Studer Koch nbsp Taufstein nbsp Deckel des Taufsteins nbsp ApostelkreuzeInnenraum und kunstlerische Ausstattung Bearbeiten Das Projekt des Kirchbaus an der Reutlingerstrasse begann 1968 mit einem Architekturwettbewerb den die Architekten Tanner und Loetscher gewannen Die Kirche selbst und die kunstlerische Ausgestaltung durch die Kunstlerin Ro Studer Koch sind als Gesamtwerk zu betrachten Dabei kommt dem Material Beton in seiner Eigenart eine wesentliche Aussagekraft zu Das Ziel war die innere Abhangigkeit von Architektur und Kunst aufzuzeigen und alles Monumentale zu vermeiden Raum und Form ordnen sich dem jeweiligen Geschehen unter Die Tabernakelwand als kraftvoll strukturierter gebundelter Pfeiler tragt das Volumen uber dem Andachtsraum Die Tabernakelwand betont die Aufwartsbewegung durch das Relief vom Boden zur Decke Dieses Relief symbolisiert die Jakobsleiter ein Motiv das die Kunstlerin Ro Studer Koch auch in der Kirche St Petrus in Embrach bei der Tabernakelwand aufgegriffen hat Die Jakobsleiter die Jakob im Traum sah erlaubt sowohl den Aufstieg in hohere Spharen als auch das Zuruckkommen zur Erde 8 Der Tabernakel befindet sich in einer Gebetsnische in der Tabernakelwand verborgen und besteht aus Bronze Altar und Ambo wurden ebenfalls von Ro Studer Koch geschaffen und bilden aus Beton gefertigt das Zentrum des Kirchenraumes Der Taufstein ebenfalls ein Werk von Ro Studer Koch nimmt die Formensprache des Altars auf und enthalt ein Taufbecken das von Robert Schoffat aus Fayence glasierte Tonware gestaltet wurde Diese Fayence zeigt einen Spross in welchem das Kreuz zu erahnen ist Verschlossen wird der Taufstein von einem Deckel der mit seinen kubischen Elementen den Bezug zur Kirchenraumgestaltung von Ro Studer Koch aufnimmt Ebenfalls von ihr stammen die zwolf individuell geformten Bronzekreuze an der Wand nahe dem Taufstein Diese Apostelkreuze symbolisieren die zwolf Junger Jesu Von Josef Caminada stammt das Vortragskreuz im Altarraum Es nimmt die Farben des grossen Wandteppichs auf der eigens von Ro Studer Koch fur diesen Kirchenraum geschaffen wurde Der Wandteppich setzt in dem vom Beton bestimmten Raum einen starken Farbakzent Der Wandteppich entstand anstelle einer Marienfigur und verweist auf das Weihnachtsthema im Besonderen auf den Weg nach Bethlehem und die Geburt im Stall Fur Ro Studer Koch ist dieser Wandteppich ein Zeichen fur das Unterwegssein Das kleine hellgelbe Quadrat symbolisiert das Licht das an Weihnachten in die Finsternis gebracht wurde 8 Das Spiel der Formen und Farben soll die frohe Botschaft Christus ist geboren Maria hat uns den Erloser das Licht der Welt geschenkt vermitteln 7 Eine Kopie der Krumauer Madonna wurde 1983 angeschafft Sie ist geschnitzt in Lindenholz antik gefasst und blattvergoldet Das Original eine Steinhauerarbeit um 1400 in Sudbohmen Krumau Cesky Krumlov befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien Als Meister der Krumauer Madonna wird der gotische Bildhauer bezeichnet der um 1390 oder 1400 in Bohmen die Figur einer Maria mit Jesuskind geschaffen hat Diese als Krumauer Madonna bekannte ursprunglich farbig bemalte Plastik aus Kalksandstein wurde 1910 in einem Privathaus der sudbohmischen Stadt Krumau entdeckt und erhielt so ihren Namen Nach diesem einzigen fest zuzuordnenden Werk wurde dem namentlich nicht bekannten Meister der Krumauer Madonna sein Notname gegeben 9 nbsp Tabernakelsaule nbsp Tabernakelnische nbsp Tabernakel nbsp Wandteppich nbsp Vortragekreuz von Josef CaminadaOrgel Bearbeiten nbsp Monch Orgel von 1972Die Orgel der Kirche St Martin wurde im Jahr 1972 von der Firma X Monch Sohne aus Uberlingen Bodensee erbaut heute Monch Orgelbau Uberlingen Seit den 1990er Jahren betreut Mark Wagenbach Orgelbauer aus Seuzach die Orgel Es handelt sich um ein zweimanualiges Instrument mit Pedal 17 Registern mechanischer Spieltraktur elektrischer Registerschaltung und zwei freien Kombinationen I Hauptwerk C g3Prinzipal 8 Rohrflote 8 Oktav 4 Gemshorn 4 Waldflote 2 Sesquialter IIMixtur IV 1 1 3 II Positiv C g3Holzgedeckt 8 Spillflote 4 Prinzipal 2 Larigot 1 1 3 Cymbel III 1 2 Cromorne 8 Pedal C f1Subbass 16 Offenbass 8 Piffaro 4 Pedaltrompete 8 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenBischofliches Ordinariat Chur Hrsg Schematismus des Bistums Chur Chur 1980 Kunstverein Ro Studer Koch Hrsg Ro Studer Koch Ein Fuhrer zu den offentlichen Werken in und um Winterthur Berlin 1997 Markus Weber Stephan Kolliker Sakrales Zurich 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zurich Archipel Verlag Ruswil 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martin Seuzach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Pfarrei Kirche St Martin auf Sakralbauten ch Glocken auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten Archiv der Pfarrei St Martin Chronik von Seuzach S 43 44 Bischofliches Ordinariat Chur Hrsg Schematismus des Bistums Chur S 250 Peter Niederhauser und Flurina Pescatore St Peter und Paul Die Mutterkirche von Katholisch Winterthur S 7 17 a b Website der Pfarrei St Stefan Abschnitt Geschichte Memento vom 2 Mai 2014 im Internet Archive Guido Hayoz Aus der Pfarreigeschichte von St Martin Seuzach Katholische Kirche im Kanton Zurich Hrsg Jahresbericht 2021 S 106 a b Website der Pfarrei St Martin Seuzach Abschnitt Architektur und Kunst in St Martin Memento vom 23 Juli 2013 im Internet Archive a b Kunstverein Ro Studer Koch Hrsg Ro Studer Koch Ein Fuhrer zu den offentlichen Werken in und um Winterthur S 14 Archiv der Pfarrei 47 532137 8 735999 Koordinaten 47 31 55 7 N 8 44 9 6 O CH1903 697691 265408 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Seuzach amp oldid 227134653