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Die St Martin Kirche ist die evangelische Kirche der Stadt Kroppenstedt in Sachsen Anhalt Sankt Martin Kirche Westseite die Breite des Turms entspricht dem dahinter befindlichen Hauptschiff links und rechts davon die Seitenschiffe Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Innenausgestaltung 3 Orgel 3 1 Geschichte 3 2 Reubke Orgel 3 3 Compenius Orgel 4 Pfarrhaus 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksArchitektur BearbeitenDas Kirchengebaude hat aufgrund in geschichtlicher Zeit erfolgter An und Umbauten einen ungewohnlichen asymmetrischen Grundriss Altester Teil der Kirche ist der westlich des Kirchenschiffs befindliche schmale mit rechteckigem Grundriss errichtete Kirchturm der in seinen unteren Mauern noch von einem romanischen Vorgangerbau stammt der 1207 bereits dem heiligen Martin geweiht worden war Im erst spater entstandenen oberen Turmteil sind Schalloffnungen mit spitzbogiger Form eingearbeitet nbsp Renaissance Giebel an der SudseiteAn der alten Turmmauer befinden sich die Reste eines alten eine Kreuzigungsgruppe darstellenden Reliefs Das Kirchenschiff ist in Form einer Hallenkirche gebaut und stammt in seinem Kern vom Ende des 15 Jahrhunderts Die erste urkundliche Erwahnung der Kirche datiert aus dem Jahr 1483 Der ostliche Abschluss des Schiffs ist als Funfachtelschluss gestaltet Neben dem zwei Joche umfassenden Hauptschiff entstand ein nordliches und ein sudliches Seitenschiff Beide Seitenschiffe wurden nach Westen um ein halbes Joch vorgezogen so dass sie mit der Westfront des Turms einen gemeinsamen westlichen Abschluss bilden Das nordliche Schiff wurde daruber hinaus auch nach Osten um ein halbes Joch verlangert An das sudliche Seitenschiff wurde Ende des 16 Jahrhunderts ein weiteres sudliches Seitenschiff angefugt um fur die gewachsene Zahl der Kirchenbesucher mehr Platz zu schaffen Wie das schon zuvor bestehende sudliche Seitenschiff umfasst auch der Anbau zweieinhalb Joche wobei jedes Joch ein eigenes querliegendes Dach erhielt Fur jeden der so entstandenen drei sudlichen Giebel wurde eine aufwendig mit Gesimsen Pilastern und Voluten gestaltete Fassade im Renaissance Stil geschaffen die auch heute das aussere Erscheinungsbild der Kirche massgeblich pragen Das an dieser Seite eingefugte mit einem Kielbogen versehene Portal sowie die Fenster sind auf das Jahr 1593 datiert jedoch in spatgotischer Form gestaltet nbsp Portal in der SudseiteSudlich des Hauptschiffes an der Ostseite des ersten sudlichen Seitenschiffes befindet sich die mit einem Tonnengewolbe versehene Sakristei Das nordliche Seitenschiff erhielt im Jahr 1616 zwei im barocken Stil vermutlich von Christoph Dehne gestaltete Tore Gestiftet wurden diese 1993 restaurierten Portale durch die Bruder Sonnenberg Das ostliche Portal die sogenannte Brauttur verfugt uber eine mit reichem Schnitzwerk versehene auf das Jahr 1678 datierte Tur Beide Portale waren ursprunglich von jeweils drei Figuren eingerahmt Hiervon sind insgesamt drei Figuren noch erhalten Die Brauttur wird von einer Matthaus Figur die westliche Tur von Lukas und Johannes den Evangelisten geziert Das Dach des Kirchenschiffs ist sehr steil und fasst jeweils eineinhalb Joche zusammen Die Breite des zweijochigen Chors entspricht der Breite des Mittelschiffs Die am Turm befindliche Turmuhr stammt aus dem Jahr 1919 und verfugt uber ein mechanisches Wochenlaufwerk An der Kirche befindet sich auch eine im 16 Jahrhundert angebrachte Sonnenuhr Die alteste im Turm befindliche Glocke stammt aus dem Jahr 1403 Die 750 kg schwere Bronzeglocke schlagt auch die vollen Stunden Im Jahr 1699 wurde die 130 kg schwere ebenfalls aus Bronze bestehende Viertelstundenglocke gegossen Neben diesen beiden historischen Bronzeglocken befinden sich auch zwei 1928 entstandene Stahlglocken im Turm die als Ersatz fur im Ersten Weltkrieg fur Rustungszwecke abgegebenen Bronzeglocken angeschafft wurden Innenausgestaltung BearbeitenDas Innere des Kirchenschiffs ist uber den Bogen der Arkaden flach gedeckt Die Pfeiler sind achteckig und wurden zum Teil wahrend der Umbauten in der Zeit der Renaissance ebenfalls verandert An der Westseite des Schiffs vor dem Turm befindet sich die Orgelempore auf der sich die sogenannte Compenius Reubke Orgel befindet An der Empore befinden sich Stifterwappen Der Chor wird von einem Kreuzrippengewolbe uberspannt Im Chor finden sich auch Reste von Wandmalereien Bemerkenswert ist der 1693 entstandene grosse mehrgeschossige Altar der die Hohe des Chors einnimmt und uber seitliche Durchgange und Priechen verfugt Bildnisse stellen das Abendmahl die Kreuzigung und die Auferstehung dar Die Rahmen sind als Knorpelwerk gestaltet nbsp Chor mit Altar und KanzelDen Schlusspunkt bildet ein die Himmelfahrt Christi darstellendes Relief Geschnitzte Figuren auf den Altargesimsen und uber den Durchgangen sind weitere Verzierungen Die etwas altere Kanzel stammt aus dem Jahr 1684 ist jedoch in einem ahnlichen Stil gehalten Der mit Bildnissen der vier Evangelisten versehene Kanzelkorb wird von einer Moses darstellenden Figur getragen Uber allem steht die Inschrift VERUM DOMIINI MANET IN AETERNUM dt Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit Der Taufstein datiert aus dem Jahr 1610 und entstand somit im gleichen Zeitraum wie die Orgel und die grossen Umbauten der Kirche Er ist als sechseckiges Sandsteinbecken gearbeitet Bemerkenswert ist die Verzierung mit Reliefs aus Alabaster Eines stellt die Arche Noah ein anderes den Zug des Volkes Israel durch das Rote Meer dar Vermutlich wurden diese Darstellungen ausgewahlt da sie auch das Motiv Wasser beinhalten Weitere Reliefs stellen die Beschneidung Jesu im Tempel die Taufe Jesu im Jordan die Segnung von Kindern in Gegenwart seiner Junger und die Aussendung der Junger dar Aus dem gleichen Zeitraum wie der Taufstein stammt das 1611 entstandene im Chor befindliche Sandstein Epitaph fur den Kroppenstedter Burgermeister Andreas Fischer Es zeigt in seinem Mittelteil die Familie des Verstorbenen vor einem Kruzifix Deutlich alter ist das gleichfalls im Chor befindliche Sakramentshaus Dieses entstand um das Jahr 1500 im spatgotischen Stil Es wird von einem Wimperg bekront und tragt das Wappen des Erzbischofs Ernst von Magdeburg Orgel Bearbeiten nbsp Compenius Reubke Orgel vor der RestaurierungEine Besonderheit der Martinkirche stellt die Doppelorgel dar die aus zwei separaten Orgeln in einem Gehause besteht und Pfeifenwerk aus dem Anfang des 17 Jahrhunderts beinhaltet Geschichte Bearbeiten 1603 wurde der Orgelbauer Esaias Compenius dem Alteren auf Empfehlung des Joachim Johann Georg von der Schulenburg Senior des Domstifts Halberstadt mit dem Bau der Orgel beauftragt Die Arbeiten gingen jedoch nur schleppend voran 1604 sperrten die Kroppenstedter Ratsherren Compenius in die Arrestzelle des Kroppenstedter Rathauses um eine zugigere Bearbeitung zu erreichen Obwohl Compenius die schnelle Erledigung versprach dauerte es bis zur Einweihung der Orgel noch bis 1613 Von der Schulenburg musste haufig zwischen den Vertragsparteien vermitteln Die Orgel wurde mit dem Wappen des Herzogs Heinrich Julius des Domkapitels und der Stadt Kroppenstedt verziert Beim Bau der Orgel kamen einige Pfeifenreihen der alten Orgel des Magdeburger Doms zum Einsatz Die alte Domorgel war 1604 wahrend des Neubaus durch Heinrich Compenius dem Jungeren abgebrochen worden Nach mehr als 200 Jahren galt die Orgel dann als zu altmodisch 1858 beauftragte man den bekannten Orgelbauer Adolf Reubke aus Hausneindorf mit der Modernisierung des Instruments Reubke nutzte den erhaltenen ursprunglichen Orgelprospekt und vier Register von Compenius und schuf eine Orgel die nach ihren beiden Baumeistern Compenius Reubke Orgel genannt wurde Im Zuge des Ersten Weltkriegs wurden allerdings 1917 viele aus Zinn gefertigte Pfeifen aus der Compeniuszeit beschlagnahmt und eingeschmolzen Insgesamt 122 kg Zinn wurden so abgeliefert fur die die Kirchengemeinde eine Entschadigung von 768 60 Mark erhielt Die im Orgelprospekt fehlenden Pfeifen wurden durch eine rote Tuchbespannung ersetzt 1958 sollte die Orgel durch Wilhelm Sohnle aus Halberstadt dem damaligen Zeitgeschmack angepasst und modernisiert werden Ziel war es den nach Reubke entstandenen romantischen Klang wieder auf eine barocke Klarheit zuruckzufuhren Nach heutiger Ansicht litt die Qualitat der Orgel unter dieser Modernisierung 1 Hinzu kamen weitere Schaden durch das eingesetzte Holzschutzmittel Hylotox Ab 2002 wurde angestrebt die Orgel erneut zu restaurieren und auf den Bestand von 1613 1858 zuruckzufuhren Der danische Organist Per Kynne Frandsen der sich von 2002 bis zu seinem Tod im Jahr 2005 auf diese Orgel konzentrierte und der schwedische Orgelrestaurator und Compenius Forscher Mads Kjersgaard gaben den entscheidenden Anstoss fur den Beginn der Restaurierung Kjersgarden fertigte bereits 1999 eine Rekonstruktionszeichnung Im Fruhjahr 2007 stellte eine Orgelkommission ein Gesamtkonzept auf welches den beiden grossen Erbauern der Orgel gerecht werden und zugleich die im 20 Jahrhundert entstandenen Schaden beseitigen sollte Durchgefuhrt wurden die Arbeiten 2013 2014 von Orgelbau Reinhard Hufken der einen zweiten Spieltisch am Ruckpositiv einbaute die vier teilweise erhaltenen Compenius Register im Ruckpositiv auf neuer Windlade aufstellte und eine mitteltonige Stimmung legte Die Prospektpfeifen und sonstige verlorene Register wurden in beiden Orgeln rekonstruiert Dadurch entstanden zwei unterschiedliche Orgeln in einem Gehause Das Restaurierungsprojekt wurde durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Stadt Kroppenstedt und der Kirchengemeinde gesteuert Reubke Orgel Bearbeiten Die von Hufken 2013 2014 restaurierte Reubke Orgel verfugt uber 20 Register auf zwei Manualen und Pedal mechanische Schleifladen sowie eine Kammerton Stimmung 2 Die weitgehend erhaltene Reubke Orgel hat folgende Disposition 3 I Hauptwerk C f3Bordun 16 RPrincipal 8 RGedact 8 R HHohlflote 8 RGambe 8 HOctave 4 RQuinte 2 2 3 R HOctave 2 RMixtur IV V 1 1 3 H II Manualwerk C f3Principal 8 R HGedact 8 HFloete 8 HSalicional 8 ROctave 4 HRohrflote 4 HSpitzflote 2 S H Pedal C d1Subbass 16 RViolone 16 RPrincipalbass 8 RPosaune 16 HKoppeln II I I P Spielhilfen 3 Sperrventile CalcantenglockeAnmerkungen R Reubke 1858 S Sohnle 1958 H Hufken 2014 Compenius Orgel Bearbeiten Die 2014 geschaffene Compenius Gedenkorgel im Ruckpositiv beherbergt in vier Registern das wertvolle Pfeifenmaterial von Compenius Hufken erganzte 2014 die fehlenden Pfeifen in gleicher Bauweise und zwei Prinzipale sodass die Orgel uber sechs Register verfugt 4 Eine leere Schleife ist zum Ausbau fur eine Zungenstimme vorbereitet Die zwei Keilbalge konnen manuell von einem Kalkanten bedient werden wahlweise ist ein elektrisches Geblase einschaltbar Die Compenius Orgel weist folgende Disposition auf 3 Ruckpositiv CDE c3Principal 8 HPrincipal 4 HGrobgedect 8 C HQuintatena 8 C HRohrflote 4 C HGemsshorner 2 C HAnmerkungen C Compenius 1613 H Hufken 2014 Pfarrhaus Bearbeiten nbsp PfarrhofNordostlich der Kirche auf der gegenuber liegenden Strassenseite befindet sich der Pfarrhof Kirchstrasse 16 Das Pfarrhaus stammt aus dem Jahr 1611 ist zweigeschossig aus Bruchstein erbaut und wird von einem grossen Walmdach bedeckt Zum von einer Mauer umfassten sehr grossen Pfarrhof gehort auch ein polygonaler Taubenturm sowie eine Scheune Das obere Geschoss der Scheune ist in Fachwerk errichtet und ruht auf einem Bruchsteinsockel Literatur BearbeitenUte Bednarz in Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt I Regierungsbezirk Magdeburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2002 ISBN 3 422 03069 7 Seite 498 ff Rudiger Pfeiffer und Hans Schoene Ausgewahlte Orgeln im Bordekreis Faltblatt Herausgeber Landkreis Bordekreis Oschersleben Dezember 2002 Jurgen Vogel Compenius Reubke Orgel Kroppenstedt Faltblatt anonym Herzlich Willkommen in der Kroppenstedter Martinikirche FaltblattEinzelnachweise Bearbeiten Vogel Compenius Reubke Orgel Compenius Gedenk Orgel bei Orgelbau Reinhard Hufken HalberstadtRestaurierung der Reubke Orgel bei Orgelbau Reinhard Hufken a b Dispositionen der Orgeln abgerufen am 20 November 2017 Kroppenstedt St Martin Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 25 Dezember 2021 deutsch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Kroppenstedt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beitrag zu den Orgeln auf www orgel verzeichnis de abgerufen am 25 Dezember 2021 Compenius Reubke Orgel51 94149 11 30449 Koordinaten 51 56 29 4 N 11 18 16 2 O Normdaten Geografikum GND 4720309 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Kroppenstedt amp oldid 235304008