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Die romisch katholische Filialkirche St Martin in Herrngiersdorf einer Ortschaft im niederbayerischen Landkreis Kelheim ist ein im Kern romanischer Bau aus dem 13 Jahrhundert der vor allem durch den Anbau des spatgotischen Chores Anfang des 16 Jahrhunderts sowie durch die Barockisierung im 17 und 18 Jahrhundert verandert wurde Vor dem Hochaltar befindet sich die Gruft mit den Gebeinen des Bernhard Lehner der 1944 mit nur 14 Jahren im Ruf der Heiligkeit verstarb Fur dessen Seligsprechung wird bereits seit dem Jahr 1950 gebetet Auch zahlreiche Pilger kommen das ganze Jahr uber nach Herrngiersdorf zum Grabmal des Bernhard Lehner Aussenansicht der Filialkirche St Martin in HerrngiersdorfInnenraum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Stuck 3 2 Altare 3 3 Grabmal und Gruft fur Bernhard Lehner 3 4 Olgemalde im Chor 3 5 Ubrige Ausstattung 3 6 Orgel 3 7 Glocken 4 Umgebung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHerrngiersdorf das ab 887 zum Gebiet der Grafen von Ebersberg gehorte und im Jahr 1037 als Schenkung an das neu gegrundete Benediktinerinnenkloster Geisenfeld kam war ursprunglich Teil der Pfarrei Sandsbach und wurde erst 1920 nach Semerskirchen umgepfarrt 1 Den Stilmerkmalen nach zu urteilen sind Langhaus und Turm ohne Giebelaufsatze der heutigen Kirche im 13 Jahrhundert entstanden Wahrend des Landshuter Erbfolgekrieges 1503 04 kam es zu schweren Schaden an dem Bau Vermutlich deshalb wurde 1505 06 ein neuer spatgotischer Chor errichtet der im Oktober 1506 durch den Regensburger Weihbischof Petrus Grad geweiht wurde Im Jahr 1659 wurden die Schindeldeckung des Turmes erneuert und ein Knauf samt Hahn aufgesetzt Fur das Jahr 1668 ist eine am Turm angebaute Seelenkapelle erwahnt die aber heute nicht mehr existiert 1 Ausserdem erfolgte im 17 Jahrhundert eine Barockisierung also eine Neuausstattung der Kirche im Stile des Barock Laut einem Inventar aus dem Jahr 1660 befanden sich damals zwei Altare in der Kirche ein dem Kirchenpatron Martin geweihter Hochaltar sowie ein Marienaltar Bereits 1668 fertigte allerdings ein Schreiner aus Langquaid einen neuen Hochaltar fur den im Folgejahr ein Bildschnitzer aus Kelheim das Altarblatt beisteuerte 1676 wurde ein neues Kirchengestuhl angeschafft und 1697 der Innenraum neu gepflastert Im Jahr 1701 lieferte der Landshuter Schreiner Matthias Nay den heutigen Hochaltar Bereits ein Jahr zuvor wurden die beiden Seitenaltare die ebenfalls in Landshut entstanden sind in die Kirche geholt Alle drei Altare liess man 1761 von dem Maler Joseph Furstenprey aus Berg ob Landshut fassen Um 1720 wurden Langhaus und Chor neu mit Schindeln eingedeckt Um 1740 entstand dann die aufwandige Stuckdekoration im Chor die wohl von dem Stuckateur Martin Bader aus Rohr stammt Vielleicht wurde damals auch der westliche Vorbau angefugt 1 Im Jahr 1803 wurde eine Instandsetzung des Turmes vorgenommen in den Jahren 1864 65 wurde die Turmzwiebel durch einen schindelgedeckten Spitzhelm uber vier aufgesetzten Dreiecksgiebeln ausgetauscht Gegen Ende des 19 Jahrhunderts wurde die Empore erweitert und der Zugang zu dieser ins Kircheninnere verlegt Im Jahr 1906 wurde der Aussenbau renoviert in den Jahren 1911 12 das Kircheninnere Dabei besserte der Regensburger Bildhauer Halmer den Stuck aus wahrend der Maler Johann Bockl die Neufassung der Raumschale besorgte Ab 1921 wurde die zweigeschossige Sakristei errichtet welche den vormals sehr kleinen und nur vom Kircheninneren zuganglichen Anbau ersetzte Bei einer Renovierung im Jahr 1925 wurde das Innere erneut durch Johann Bockl getuncht ausserdem entstand das stuckierte Wappen der Freiherrn von Guggemos an der Emporenbrustung Bei der gleichzeitigen Restaurierung des Hochaltares zerstorte man aber das Altargemalde weswegen an dessen Stelle eine Nische mit einer Figur des Kirchenpatrons eingesetzt wurde 1 Im Mai 1950 begann eine Innenrenovierung bei der Kirchenmaler Ludwig Vogel den Stuck und dessen Bemalung restaurierte ausserdem wurde die bunte Fensterverglasung durch helle Scheiben in Antikglas ersetzt 1952 pflasterte man uberdies den Chorraum neu und legte gleichzeitig vor dem Hochaltar die Gruft fur Bernhard Lehner an die seither zahlreiche Wallfahrer anzieht Eine neuerliche Aussenrenovierung erfolgte 1960 Bei der Innenrenovierung im Jahr 1969 wurde die barocke Kanzel abgebrochen die 1711 durch den damaligen Schlossschreiner angefertigt und von einem Mainburger Maler gefasst wurde An deren Stelle kamen spatgotische Wandmalereien zum Vorschein die anschliessend wieder ubermalt wurden Ausserdem erhielt im selben Jahr das Langhaus eine Pflasterung aus Solnhofener Platten Eine Aussenrenovierung im Jahr 1982 die von dem Regensburger Architekten Josef Naumann geleitet wurde brachte das gotische Fundament zum Vorschein Im Folgejahr 1983 wurde der Dachstuhl saniert In den Jahren 1990 91 erfolgte ausserdem eine Restaurierung der Raumschale durch die Regensburger Firmen Baier Orthgiess und Bledl Dabei wurde die original barocke Fassung des 18 Jahrhunderts weitgehend wiederhergestellt Ausserdem wurden auch einige Ausstattungsstucke restauriert Insbesondere wurde der Unterbau der drei Altare erneuert 1 Architektur Bearbeiten nbsp Aussenansicht von NordwestenDer nach Osten ausgerichtete Kirchenbau umfasst ein im Kern romanisches zweijochiges Langhaus sowie einen ebenfalls zweijochigen eingezogenen Chor der dreiseitig geschlossen ist Der Chor ist im spatgotischen Stil ausgefuhrt und wurde wie auch das Langhaus innen barockisiert Er ist mit dem Langhaus unter einem gemeinsamen Satteldach vereinigt Der hellrot getunchte Aussenbau wird von weissen Lisenen gegliedert die Fensteroffnungen sind rundbogig ausgefuhrt An den Chor sind auf der Sudseite der Turm und ostlich davon die doppelgeschossige Sakristei die sich im oberen Stockwerk zu einem Oratorium offnet angebaut Der Chorflankenturm wurde grosstenteils bereits in der Romanik uber quadratischem Grundriss errichtet moglicherweise mit Satteldach Spater erhielt er eine Zwiebelhaube bevor im 19 Jahrhundert die Giebelaufsatze und der Spitzhelm erganzt wurden Den oberen Abschluss bilden Kugel und Kreuz Der Zugang zum Kircheninneren erfolgt durch den Vorbau der auf der Westseite an das Langhaus angefugt wurde Wahrend das Langhaus innen eine einfache Flachdecke mit zuruckhaltender Stuckierung besitzt wird der Chorraum von einer Stichkappentonne mit aufwandigem Stuck uberspannt Das Chorgewolbe ruht auf Pilastern die ein stark profiliertes Gebalk tragen Die Trennung zwischen Langhaus und Chor entsteht durch den runden Chorbogen Im hinteren Bereich des Langhauses ist eine einfache Orgelempore mit gerader Brustung und Holztreppe eingezogen Ausstattung Bearbeiten nbsp Stuck am Chorgewolbe nbsp Hochaltar nbsp Linker Seitenaltar nbsp Grabmal fur Bernhard Lehner 1944 nbsp Votivbild der Himmelfahrt Christi nbsp Blick zur OrgelemporeStuck Bearbeiten Die qualitatvolle farbige gefasste Stuckdekoration im Chor entstand um 1740 durch die Hand des Rohrer Stuckateurs Martin Bader Band und Rahmenwerk mit Blutenzweigen und Puttenkopfen umgeben eine zentral im Chorgewolbe angebrachte Kartusche sowie eine im Chorschluss aufgemalte Muschelschale Der Chorbogen und die Stichkappen sind mit Blutenranken Blumen und Fruchten verziert Die Stuckierung der Langhausdecke ist dagegen vergleichsweise zuruckhaltend Sie besteht aus einem geschweiften Bandwerkrahmen mit Muschelschalen und Puttenkopfen sowie floralen Verschlingungen die um ein vor dem Chor angebrachtes Stuckornament angeordnet sind Die Nischen in denen die Langhausfenster sitzen werden von Blutenzweigen und Rankwerk gerahmt sowie von Puttenkopfen bekront 2 Altare Bearbeiten Der im Wesentlichen barocke Hochaltar entstand 1701 durch den Landshuter Schreiner Matthias Nay Er besitzt eine 1925 hinzugefugte Nische die oben mit einem etwas eingezogenen Rundbogen abschliesst Diese wird von original barockem Akanthusrankwerk mit funf kleinen Engelsfiguren gerahmt In der Nische ist als Ersatz des zerstorten Altargemaldes eine Figur des heiligen Martin mit Bettler zu sehen 2 Die im Jahr 1700 in Landshut ausgefuhrten Seitenaltare besitzen einen dezenten Aufbau der von Akanthusrankwerk gerahmt und von Puttenkopfen bekront wird Am nordlichen linken Seitenaltar befindet sich ein inzwischen stark uberfasstes Barockgemalde der Maria Immaculata Das Gemalde des segnenden Christus am sudlichen rechten Seitenaltar durfte dagegen erst Anfang des 20 Jahrhunderts entstanden sein 2 Grabmal und Gruft fur Bernhard Lehner Bearbeiten Mittig vor dem Hochaltar wurde 1952 eine Gruft fur die Gebeine des Bernhard Lehner angelegt Diese ist mit einem einfachen Grabstein verschlossen der lediglich den Namen sowie Geburts und Todestag des Verstorbenen als Inschrift enthalt Der aus Herrngiersdorf stammende Junge 4 Januar 1930 besuchte nach der Grundschule auf Empfehlung seines Pfarrers das bischofliche Knabenseminar Obermunster in Regensburg um spater nach einem lang gehegten Wunsch Priester werden zu konnen Der ansonsten eher unauffallige Junge zeichnete sich besonders durch seine grosse Frommigkeit aus Diese wurde in besonderer Weise offenbar als er im Dezember 1943 unheilbar an septischer Diphtherie erkrankte und dennoch dem bevorstehenden Tod mit ausserster Gelassenheit entgegensah Kurz vor seinem Tod am 24 Januar 1944 ist folgender Ausspruch uberliefert Lasst mich doch sterben Wer wird denn weinen wenn man in den Himmel kommt 2 3 Bereits im Jahr 1950 leitete der Regensburger Bischof Michael Buchberger den Seligsprechungsprozess fur Bernhard Lehner ein Am 14 September 1952 wurden die Gebeine Lehners im Beisein von 20 000 Glaubigen in die Gruft ubertragen Seitdem findet jahrlich am zweiten Sonntag im September ein Gebetstag fur die Seligsprechung Lehners statt Dabei kommen regelmassig hohe geistliche Wurdentrager als Zelebranten des Festgottesdienstes nach Herrngiersdorf Nachmittags findet stets eine Andacht mit Kinder und Ministrantensegnung statt Am 2 April 2011 sprach Papst Benedikt XVI Lehner per Dekret den heroischen Tugendgrad zu sodass dieser nun als Ehrwurdiger Diener Gottes bezeichnet und nach Anerkenntnis eines Wunders seliggesprochen werden kann 2 3 Olgemalde im Chor Bearbeiten Im ostlichen Chorjoch hangen an den gegenuberliegenden Wanden zwei grosse spitzbogig gerahmte Olgemalde die beide aus der Barockzeit stammen Das nordliche linke Bild mit einer Darstellung der Kreuzigung Christi wurde von Baron Franz Martin von Guggemos gestiftet und 1737 von dem Landshuter Maler Andreas Plank gemalt Das gegenuberliegende Gemalde ist ein Votivbild das wahrscheinlich aus dem spaten 16 Jahrhundert stammt Im oberen Bereich sieht man die Himmelfahrt Christi mit Maria und den Aposteln darunter die Stifterfamilie Im Jahr 1736 wurde das Gemalde laut Inschrift von Andreas Plank restauriert 2 Ubrige Ausstattung Bearbeiten Die kunstvoll mit Akanthusrankwerk und Fruchtgehangen verzierten Wangen des Kirchengestuhls stammen aus dem 18 Jahrhundert Das an der Langhaussudseite angebrachte Kruzifix ist dagegen spatgotisch und durfte Ende des 15 Jahrhunderts entstanden sein Genau gegenuber ist eine Figur des heiligen Joseph angebracht die 1906 anlasslich des Priesterjubilaums von Joseph Staudacher angefertigt wurde Diese wird von zwei Gemalden eingerahmt die jeweils zwei Evangelisten zeigen Diese Malereien durften von der 1969 abgebrochenen Kanzel stammen die genau an dieser Stelle hing Der am 25 Mai 1884 geweihte Kreuzwegzyklus wurde von Matthias Stadler aus Kelheim gemalt 2 Im Chor befinden sich einige Epitaphien aus dem 17 und 18 Jahrhundert fur verstorbene Mitglieder der Adelsfamilie Guggemos die in dieser Zeit auf Schloss Herrngiersdorf ansassig war Im Turmerdgeschoss befindet sich ausserdem das Epitaph fur den ehemaligen Hofmarksbesitzer Ernestus Aicher 1631 und seine Ehegattin Susanna 2 Orgel Bearbeiten Die um 1830 erbaute Orgel wurde 1985 von Georg Jann aus Allkofen bei Laberweinting restauriert Im Zuge dieser Arbeiten erfolgte auch eine Neufassung des Gehauses durch die Firma Baier Orthgiess 2 Glocken Bearbeiten In dem romanischen Turm befinden sich vier Glocken mit der Tonfolge b1 d2 f2 h2 Die beiden historischen Glocken wurden 1533 und 1534 von Hanns Graf in Landshut gegossen Eine weitere Glocken ist per Inschrift auf 1950 datiert Die vierte undatierte Glocke durfte 1962 entstanden sein da fur den 22 Juli dieses Jahres eine Glockenweihe uberliefert ist 2 4 Umgebung BearbeitenDie Kirche ist von einem kleinen Friedhof umgeben dessen Ummauerung zum Teil noch aus dem 18 Jahrhundert stammt Teilstucke stammen auch von Friedhofserweiterungen im 19 und 20 Jahrhundert Die Seelenkapelle die westlich des Kirchenportals zu finden ist stammt aus dem ersten Viertel des 20 Jahrhunderts Es handelt sich dabei um einen kleinen Bau mit steilem Satteldach und korbbogig abgeschlossener Vorhalle Das Kriegerdenkmal fur die Gefallenen beider Weltkriege wurde wohl in den 1950er Jahren errichtet Literatur BearbeitenKarin Hosch Kirchen der Pfarreien Sandsbach und Semerskirchen Herausgegeben vom Kath Pfarramt Semerskirchen Peda Kunstfuhrer Nr 168 2001 Kunstverlag Peda Passau 2001 ISBN 3 89643 172 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Filialkirche St Martin in Herrngiersdorf auf kirchturm net Laufendes Verfahren Ehrwurdiger Diener Gottes Bernhard Lehner aus Herrngiersdorf 1930 1944 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Hosch S 23 26 a b c d e f g h i j Hosch S 26f a b Laufendes Verfahren Ehrwurdiger Diener Gottes Bernhard Lehner aus Herrngiersdorf 1930 1944 PDF 128 kB Online auf www bistum regensburg de abgerufen am 20 Januar 2017 Herrngiersdorf Filialkirche St Martin Online auf glockenklaenge de abgerufen am 12 November 2019 48 78947 12 06804 Koordinaten 48 47 22 1 N 12 4 4 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Herrngiersdorf amp oldid 237387682