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Im Leichenhaus auch Leichenhalle Totenhalle oder Leichenschauhaus veraltet Parentationshalle 1 von Parentation Grabrede Leichenrede werden Verstorbene vor der Bestattung aufgebahrt Unterschiedliche Verwendungen haben zu verschiedenartigen Gestaltungen der Leichenhauser gefuhrt Leichenhaus rechts inmitten des Siedlungsgebiets von Arosa Im Hintergrund die Aroser Dolomiten Totenstube auf dem Friedhof in Vrin Architekt Gion A CaminadaLeichenhalle des Vorwerker Friedhofs in Lubeck 1906 Inhaltsverzeichnis 1 Friedhof 2 Kriminalistik 3 Medizin 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFriedhof BearbeitenLeichenhauser befinden sich meist auf Friedhofen Eine Uberfuhrung in eine Leichenhalle darf erst dann erfolgen wenn durch die Leichenschau der Tod mit Sicherheit festgestellt worden ist Bereits 1632 wurde neben der Bergkirche St Marien Schleiz in Schleiz auf dem dortigen Friedhof eine Leichenhalle errichtet die heute noch als Trauerhalle genutzt wird Ihr Stifter war der reuss plau Hof und Stadtmedikus Joachim Kolbe 1585 1657 2 3 1791 wurde in Weimar ein Leichenhaus angeregt durch den angesehenen Arzt Christoph Wilhelm Hufeland erbaut Auch in Berlin wurde 1795 ein Leichenhaus eroffnet Es setzte mit dem beginnenden 19 Jahrhundert die Errichtung von weiteren Leichenhausern ein so 1805 in Mainz 1808 in Munchen 1828 in Frankfurt am Main und 1830 in Eisenach Die Grunde sind neben der im 18 Jahrhundert sich steigernden Furcht lebendig begraben zu werden 4 in dem gewachsenen hygienischen Bewusstsein der Zeit zu suchen Mit den Aufbahrungen in privaten Raumen waren zu viele Infektionsmoglichkeiten verbunden und die Verbreitung von Epidemien auf diesem Weg war gross Die Nutzung von Leichenhallen war zunachst freiwillig Anders verhielt es sich bei den ansteckenden Krankheiten wie Ruhr Pocken Scharlach Cholera oder Diphtherie Es kam deshalb in vielen Fallen zu Zwangseinlieferungen in die Leichenhauser Auch aus praktischen Grunden setzte sich die Aufbahrung der Verstorbenen in einer Leichenhalle bzw Friedhofkapelle schliesslich durch Da die Stadte seit der Mitte des 19 Jahrhunderts stark wuchsen wurde die Entfernung zwischen Wohnung des Verstorbenen und dem Friedhof so gross dass der Leichenzug einen zu weiten Weg zurucklegen musste auch liessen die Wohnverhaltnisse vielfach eine Aufbahrung in der Wohnung aus Platzgrunden nicht mehr zu Mittlerweile hat sich zudem die Mentalitat im Umgang mit dem Tod gewandelt fur die Angehorigen ist es meist nicht mehr vorstellbar mehrere Tage mit einem Verstorbenen in der Wohnung zu leben Oft ist den Leichenhausern eine Halle fur die Trauerzeremonie angeschlossen in der sich Angehorige und Bekannte von den Verstorbenen verabschieden konnen Kriminalistik BearbeitenErster Schritt bei der Aufklarung von Gewalttaten ist die Identifizierung des Opfers Im 19 Jahrhundert begann man die Korper unbekannter Mordopfer in ein zentrales Kuhlhaus zu bringen das sogenannte stadtische Leichenschauhaus In diesem konnen Angehorige und Bekannte den noch Unbekannten identifizieren ihm seinen Namen zuruckgeben Nach Feststellung von Identitat und Todesursache werden die sterblichen Uberreste zur Bestattung freigegeben Das erste eigens fur diesen Zweck errichtete Gebaude war das 1864 5 als Morgue 6 in Paris am Quai de l Archeveche eroffnete zunachst jedermann zugangliche Leichenhaus Aufgrund des Andranges von Schaulustigen ergriff Polizeiprafekt Louis Lepine 1907 Massnahmen um Unbeteiligten das Betreten der Raumlichkeiten zu untersagen Dieser zweckmassigen Morgue des Quai de l Archeveche welche 1913 in das heutige rechtsmedizinische Institut Institut medico legal umzog waren zwei andere offentliche Statten vorausgegangen in denen die Leichen von auf der Strasse verstorbenen und ertrunkenen Personen aufgenommen untersucht und mit ihrer Kleidung offentlich zur Schau gestellt wurden in der Hoffnung dass das Publikum ihre Identifizierung herbeifuhren wurde siehe Die Unbekannte aus der Seine Die erste bereits Morgue genannt befand sich mindestens seit 1718 im Grand Chatelet 7 und wurde von Heinrich Sander in seinem 1776 wahrend seiner Reise durch Frankreich gefuhrten Tagebuch beschrieben 8 die zweite war ab 1804 in einem alten 1836 umgebauten Schlachthaus des Marche Neuf untergebracht 9 nbsp Das zerfallene Leichenhaus des Marinelazarettes Flensburg Murwik im Winter 2015 Medizin BearbeitenIn Krankenhausern versterben haufig Patienten deren Heilung nicht mehr gelingt Daher existieren in Krankenhausern ebenfalls Leichenhallen Auch zur Ausbildung zum Ergrunden der Todesursache und zur Erforschung der menschlichen Anatomie werden in Krankenhausern und medizinischen Fakultaten Leichen geoffnet Dies geschieht in einem besonderen Gebaude oder Gebaudeteil Dieses ist in zwei Abteilungen geteilt den Kuhl und den Sezierraum In den Kuhlzellen konnen die Verstorbenen mehrere Tage selten Jahre gelagert werden wenn sie in der Pathologie untersucht werden mussen Siehe auch BearbeitenObduktion Leichenschau RechtsmedizinLiteratur BearbeitenA Hinterberger Einiges uber Leichenhallen In Der Architekt Wiener Monatshefte fur Bauwesen und dekorative Kunst Band 7 1901 Schroll Wien 1901 S 9 12 10 Barbara Happe Ordnung und Hygiene Friedhofe in der Aufklarung und die Kommunalisierung des Friedhofswesens In Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal Raum fur Tote Braunschweig 2003 ISBN 3 87815 174 8 Christoph Wilhelm Hufeland Ueber die Ungewissheit des Todes und das einzige untrugliche Mittel sich von seiner Wirklichkeit zu uberzeugen und das Lebendigbegraben unmoglich zu machen nebst Nachricht von der Errichtung eines Leichenhauses in Weimar Weimar 1791 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leichenhauser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Leichenhalle Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Leichenschauhaus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Zeno Parentationshalle Abgerufen am 6 September 2017 Alfred Wanckel Heinrich Meyer Die Bergkirche und St Wolfgangskapelle Formularverlag des evangelischen Vereinshauses Schleiz 1925 S 61 Berthold Schmidt Geschichte der Stadt Schleiz Band 3 Schleiz 1916 S 230 Manfred Wenzel Leichenhauser In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte Walter de Gruyter Berlin und New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 836 f The Morbidity of the Paris Morgue englisch abgerufen am 31 Dezember 2012 Baubeschreibung Im Centralblatt der Bauverwaltung Nr 39 27 September 1884 S 399 und 400 abgerufen am 31 Dezember 2012 Siehe Eintrag morgue im Dictionnaire de l Academie 1718 Heinrich Sanders Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich die Niederlande 1 Theil Friedrich Gotthold Jacobaer und Sohn Leipzig 1783 S 35 online L Institut medico legal a travers les ages Prefecture de Police de Paris online englisch Permalink Osterreichischer Bibliothekenverbund Text online ANNO Normdaten Sachbegriff GND 4433141 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leichenhaus amp oldid 232680208