www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelisch lutherische St Marien Kirche im Wittmunder Stadtteil Buttforde ist eine Granitquaderkirche von hoher kunstgeschichtlicher Bedeutung uber den ostfriesischen Raum hinaus 1 Das romanische Bauwerk wurde um 1230 auf einer kunstlich aufgeschutteten Warft die sich an eine Geestdurchragung anlehnt errichtet Aussenansicht mit GlockenturmDie St Marien Kirche weist eine besonders reiche Ausstattung auf Bedeutend sind insbesondere der spatgotische Schnitzaltar der Lettner das Gestuhl sowie mehrere spatmittelalterliche Holzfiguren Historisch und musikalisch stellt die Orgel von Joachim Richborn ein Kunstwerk von internationalem Rang dar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Innenausstattung 3 1 Lettner 3 2 Altar 3 3 Kanzel 3 4 Orgel 3 5 Gestuhl 3 6 Goldschmiedearbeiten 3 7 Grabplatten 3 8 Weitere Ausstattungsteile 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Innenansicht mit Blick auf den LettnerEs ist bis dato unklar wann die Besiedelung von Buttforde begann Die Kirchengemeinde lasst sich bis in die erste Halfte des 13 Jahrhunderts zuruckverfolgen Sie gehorte im Mittelalter zum Sendgerichtsbereich der Stedesdorfer Kirche und zum Erzbistum Bremen Das Kirchspiel gliederte sich in die Bauerschaft Buttforde die auch als Oberrott bezeichnet wurde und in die Bauerschaft Endzetel die auch den Namen Niederrott fuhrte Ob das heutige Gotteshaus einen Vorgangerbau hatte konnte bislang nicht geklart werden Aus archaologischer Sicht wird dies aber als nicht unwahrscheinlich eingestuft 2 Drei romanische Grabsteine weisen ein betrachtliches Alter auf 850 Jahre ebenso ein romanischer Taufstein und ein Weihwasserbecken Diese Steinmetzarbeiten die alter als die Kirche sind lassen einen wahrscheinlich holzernen Vorgangerbau auf der Buttforder Kirchwarft vermuten Das heutige Bauwerk wurde um 1230 errichtet und erhielt anschliessend das Patrozinium der Maria Der freistehende Glockenturm aus Backstein wird in das 13 Jahrhundert datiert 3 Ihr Standort in Buttforde ist eine kunstlich errichtete Warft die sich an eine Geestdurchragung anlehnt Im Jahre 1450 wurde der Chor vom Kirchenschiff durch einen steinernen Lettner getrennt 2 Bauliche Mangel fuhrten im 17 Jahrhundert zu grossen Reparaturarbeiten Im Jahre 1636 musste die Westwand neu aufgemauert werden und die Apsis im Jahre 1685 nach einem Teileinsturz fast ganzlich neu aufgefuhrt werden Wahrend der Hauptbau fast nur aus Granitquadern besteht kam fur die Reparaturen Backstein zum Einsatz 3 Im Jahre 1672 erhielt die Kirche an der Westseite noch einen Vorbau fur den Haupteingang Die bis dahin genutzten romanischen Rundbogenportale an den Langswanden wurden anschliessend zugemauert 1 Grossere Reparaturen und Renovierungen wurden in den Jahren 1898 und 1955 durchgefuhrt Zwischen 1977 und 1981 wurde das Gebaude grundlegend saniert 2 Es steht unter Denkmalschutz Baubeschreibung BearbeitenSt Marien ist eine Saalkirche mit eingezogener halbrunder Apsis 4 Sie wurde im Stil der Romanik errichtet Sie ist in den beiden Langswanden durch je drei rundbogige Fenster und zwei vermauerte Portale die ehemalige Frauentur im Norden und die Mannertur im Suden gegliedert In ihrem Inneren war die Kirche zu Zeiten ihrer Erbauung in drei mit einem Domikalgewolbe abgeschlossene Joche unterteilt Sie wurden nach einem Einsturz ganz abgetragen und durch eine Flachdecke mit Balkenlage ersetzt Bei dieser Gelegenheit wurden die Wande der Kirche um etwa einen Meter abgesenkt Von der ursprunglichen Deckenkonstruktion blieben die Reste der Schildbogen erhalten Chor und Schiff sind durch einen der drei in Ostfriesland erhaltenen steinernen Lettner mit kuppeligen Gewolben und drei Rundbogenoffnungen voneinander getrennt 3 Im Sudosten ist ein freistehender Glockenturm aus rotem Backstein auf quadratischem Grundriss mit Zeltdach errichtet In die fast vollstandig geschlossenen Mauern sind unterhalb der Trauf rechteckige Schalllocher eingelassen Die Glocke hing ursprunglich im freistehenden Turm der Maria Magdalena Kirche in Fulkum Sie wurde dort unmittelbar neben der Kirche von Berend Klinghe aus Bremen gegossen der auch die Bronzetaufe der St Magnus Kirche in Esens schuf und wurde spater nach Buttforde gebracht Auf der Glocke befindet sich die Inschrift Maria bin ick geheten de von Folkum leten mi gethen Got ghewe siner Seele Rad Berend Klinghe van Bremen de mi ghaten hat anno dni M CCCC LXXV sowie Heiligennamen Fruher soll sie zudem mit einem Bild der Maria Magdalena verziert gewesen sein 5 Innenausstattung BearbeitenLettner Bearbeiten Der dreibogige Lettner wurde im 15 Jahrhundert errichtet Der mittlere Durchgang ist offen wahrend die beiden seitlichen Nischen nach hinten zugemauert sind Sie dienten als Ziborien fur zwei Seitenaltare Von der oberen Ebene des Lettners aus wurden liturgischer Texte verlesen Nach der Reformation wurden ihm im Jahre 1681 die Orgel und eine Brustung mit Traljengittern und 13 gemalten Darstellungen protestantischer Barockemblematik aufgesetzt In ihrer Mitte befindet sich das Allianzwappen des ostfriesischen Grafen Christian Eberhard und seiner ersten Frau Eberhadine Sophie zu Oettingen Oettingen Altar Bearbeiten nbsp Das Altarretabel aus der Mitte des 15 Jahrhunderts nbsp Relieffeld Anbetung der Konige aus dem AltarDie Geschichte des wie aus disparaten Teilen zusammengesetzt wirkenden Schnitzaltars scheint noch nicht abschliessend geklart zu sein Sicher ist folgendes Den Kern bildet ein kleiner ziemlich vollstandiger Flugelaltar aus der Zeit zwischen 1450 und 1480 Seine drei Reliefs aus dem Marienleben Christgeburt Anbetung der Konige und Beschneidung des Jesusknaben sind von uberraschend hoher Qualitat auch wenn die Abnahme der ursprunglichen und spateren Fassungen Spuren hinterlassen haben Der Altar ist einer von nur sieben Schnitzaltaren aus der Zeit des spaten Mittelalters die in Ostfriesland erhalten blieben Der Kasten des Altarschreins mit seinen farbigen Schragstreifen ist wohl noch original der Goldhintergrund dagegen eine Zugabe der Moderne Der Altarschrein ist eingestellt in einen Altaraufbau bestehend aus einer bankartigen Predella mit barocken Evangelistenbildern sowie einer Ruckwand die uber einem Fries von Faltwerkfeldern in einen sich vorwolbenden Baldachin ubergeht Dessen Kehle ist mit einer auf 1656 datierten Inschrift Vaterunser den Einsetzungsworten und dem Glaubensbekenntnis versehen Durchbrochenes Schweifwerkornament des 17 Jahrhunderts rankt sich zu Seiten des Altarkastens entlang Offene Fragen betreffen die Datierung der einzelnen Teile Die Reliefs des Flugelaltars wenig genau in die 2 Halfte des 15 Jahrhunderts gesetzt 6 sollten genauer datiert werden konnen Ebenso unsicher ist ob Reliefs Faltwerk und Baldachin gleichzeitig entstanden sind 7 Die Konstruktion des Aufbaus spricht fur eine spatere Erweiterung wohl zu Anfang des 16 Jahrhunderts Ahnliche Baldachine aus der Zeit zwischen 1480 und 1510 beschirmen Altare in der Norder Ludgerikirche der Hager St Ansgari Kirche der Kirche in Arle und St Johannis in Luneburg Kanzel Bearbeiten nbsp Die Kanzelgalerie von 1695Der Kanzelkorb wurde 1655 im Stil des Fruhbarock angefertigt Er ist mit dem Stifterwappen sowie Gemalden von Martin Luther und Johannes dem Evangelisten verziert 1695 wurden die Treppe mit Bildern der anderen drei Evangelisten und die Galerie hinzugefugt die mit Darstellungen von Mose sowie den Grossen Propheten Jesaja Jeremia Ezechiel und Daniel versehen ist 8 Orgel Bearbeiten Hauptartikel Orgel von St Marien Buttforde nbsp Die Orgel von 1681Die Orgel von St Marien aus dem Jahr 1681 ist als einzige der von Joachim Richborn geschaffenen Orgeln noch grosstenteils erhalten Im Jahre 1803 wurden die Flugelturen entfernt und durch von Gerhard Janssen Schmid geschnitzte Ohren ersetzt Im Jahre 1949 wurde sie durch Alfred Fuhrer umfassend renoviert und gilt trotz der nahezu gleichstufigen Stimmung als Instrument das bis heute einen nahezu unangetasteten Klang des spaten 17 Jahrhunderts wiedergibt 9 10 Gestuhl Bearbeiten Das Kirchengestuhl aus der Renaissance ist gut erhalten und gilt als eines der schonsten in Ostfriesland 1 Es ist mit Traljengittern verziert und hat geschnitzte Wangen 4 Einst war es reich bemalt Bei der jungsten Renovierung konnte die ursprungliche Farbfassung sowie die Jahreszahl 1667 an einigen Turen wieder freigelegt werden An anderen Banken wurde die spatere Bemalung mit Rokoko Ornamenten erneuert An vielen Banken finden sich Hausmarken alter Buttforder Familien die vom einstigen Privatbesitz zeugen 1 Goldschmiedearbeiten Bearbeiten Zu den Vasa Sacra gehort ein Kelch der im Jahre 1693 vom Bunder Pastor Cadovius und seiner Frau gestiftet und vom Esenser Meister Johann Iderhoff geschaffen wurde Ein weiterer Kelch ersetzte im Jahre 1706 einen heute nicht mehr vorhandenen Krankenkelch aus dem Jahre 1494 Das bedeutendste sakrale Gerat ist eine sechseckige Abendmahlsdose mit kleinen Lowenfussen Sie gilt als einzigartig und wurde 1649 in Emden von dem Meister Jacob Tobias Johanns oder dessen Enkel Tobias Janssen Kremer angefertigt Grabplatten Bearbeiten In der Sudostecke des Chores steht aufrecht an der Wand ein romanischer ehemaliger Sarkophagdeckel aus Buntsandstein Weihekreuze weisen darauf hin dass er zeitweise als Mensa fur einen Seitenaltar genutzt worden ist 1642 hat man die Platte zum Grabstein fur Friedrich Hinrichs Hilgemann umgenutzt Dafur wurde sie rechteckig behauen und mit einer neuen Randschrift versehen 1 Im Vorraum steht ein weiterer trapezformiger Sarkophagdeckel aus Buntsandstein der 1646 fur den Prediger Conradinus Grashuis hergerichtet wurde Reste einer gotischen Umschrift zeigen dass er schon zuvor als Grabstein gedient hatte Wahrend bei diesen beiden Steinplatten die ehemalige Ruckseite sichtbar ist steht am sudlichen Apsisvorsprung ein dritter Sarkophagdeckel aus gelbem Sandstein mit der ursprunglichen Dekoration aus Dreiberg mit drei Kreuzen darunter einem imposanten Keulenkreuz Weitere Ausstattungsteile Bearbeiten nbsp MessingkronleuchterDer schlichte Taufstein aus Granit soll aus dem spaten 12 Jahrhundert stammen Auf Konsolen befinden sich an den Wanden und in den Fensterlaibungen bedeutende spatmittelalterliche Holzfiguren Zu sehen sind eine Thronende Madonna aus dem 14 Jahrhundert eine Maria auf der Mondsichel sowie eine Pieta aus der Zeit um 1500 1 Zu den weiteren Ausstattungsgegenstanden zahlen die 1670 von P Alken gedrechselten Kniebanke die Westempore des Kirchenpatrons Edzard von Specht mit bemalter Brustung der so genannte Junkerstuhl aus dem Jahre 1703 sowie drei Gemalde von denen die Bekehrung des Paulus wohl auf eine spiegelverkehrte Kopie eines Gemaldes von Peter Paul Rubens zuruckgeht Die Darstellung des Daniel in der Lowengrube und das Portrat Christi sind Werke des 18 Jahrhunderts An den Wanden befinden sich zwei Totenschilde aus den Jahren 1664 und 1652 sowie die Epitaphe fur Anna Magdalena Hoyer 1682 und Margareta Brunken 1691 das mit einem Gemalde der Toten versehen ist Die beiden Messingkronleuchter im Mittelgang sind Werke aus den Jahren 1650 und 1693 3 Siehe auch BearbeitenListe der historischen Kirchen in OstfrieslandLiteratur BearbeitenUlrike Kocke Protestantische Barockemblematik am Lettner der Buttforder Kirche In Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte Michael Imhof Verlag Petersberg 1961 ISSN 0078 0537 Herbert R Marwede Vorreformatorische Altare in Ost Friesland Dissertation Hamburg 2007 online PDF 1 2 MB Peter Karstkarel Alle middeleeuwse kerken Van Harlingen tot Wilhelmshaven 2 Auflage Uitgeverij Noordboek Groningen 2008 ISBN 978 90 330 0558 9 S 703 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum 2 Auflage Ostfriesische Landschaftliche Verlags und Vertriebs GmbH Aurich 2009 ISBN 978 3 940601 05 6 S 38 41 210 ff Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 S 345 349 Justin Kroesen Regnerus Steensma Kirchen in Ostfriesland und ihre mittelalterliche Ausstattung Michael Imhof Petersberg 2011 ISBN 978 3 86568 159 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchenkreis Harlingerland Buttforde Kirchengemeindelexikon Buttforde Manfred Wittor Paul Wessels Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Buttforde PDF 0 9 MB Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 S 346 a b c Manfred Wittor Paul Wessels Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Buttforde PDF 0 9 MB abgerufen am 28 Dezember 2022 a b c d Georg Dehio Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Neubearbeitung stark erweiterte Ausgabe Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1992 ISBN 3 422 03022 0 S 330 f a b Karstkarel Alle middeleeuwse kerken 2010 S 703 Kirchengemeinde Fulkum Die Glocke abgerufen am 28 Dezember 2022 So bei Kiesow Dehio gibt spates 15 Jhdt an und Marwede vermutet um 1470 1480 Der Reliefstil in dem noch das Figurenideal des spaten Weichen Stils vgl Reliefs in St Petri Wildeshausen nachklingt deutet eher auf die Mitte des Jahrhunderts als auf ihr Ende So datiert auch die Homepage der Kirchengemeinde Kiesow S 348 halt die Baldachinruckwand fur Anf 16 Jhdt Marwede S 90 fur original Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 S 347 f Reinhard Ruge NOMINE e V Buttforde St Marien Orgel von Joachim Richborn 1681 abgerufen am 28 Dezember 2022 Orgel der St Marien Kirche auf Organ index abgerufen am 30 September 2018 53 621416666667 7 7252777777778 Koordinaten 53 37 17 1 N 7 43 31 O Kirchen in Wittmund Ardorfer Kirche St Dionysius Kirche Asel Maria Magdalena Kirche Berdum Blersumer Kirche St Florian Kirche Burhafe St Marien Kirche Buttforde Carolinensieler Kirche St Georg Kirche Eggelingen St Florian Funnix Cacilien und Margarethenkirche Leerhafe St Nicolai Wittmund Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Kirche Buttforde amp oldid 232881812