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Die evangelisch lutherische St Ansgari Kirche steht im ostfriesischen Hage Benannt ist sie nach Bischof Ansgar von Bremen auch Apostel des Nordens genannt Ansgarikirche im Jahr 2022 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Das Langhaus und der Chor 2 2 Der Turm 3 Ausstattung 3 1 Die Taufe 3 2 Der Altar 3 2 1 Der Altartisch 3 2 2 Der Altarschrein 3 2 3 Die Flugel 3 2 4 Der Baldachin 3 3 Orgel 3 4 Weitere Ausstattungsgegenstande 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Flecken Hage entstand vermutlich am Ausgang des 12 Jahrhunderts an einem alten Handelsweg aus der Bronzezeit im Grenzbereich des hier zur fruchtbaren Marsch abfallenden Geestruckens Durch archaologische Grabungen ist inzwischen belegt dass vor dem Bau der Steinkirche zwei zeitlich aufeinander folgende Holzkirchen bestanden haben von denen die altere durch Brand vernichtet wurde 1 Der Bau der Steinkirche begann am Ende des 12 Jahrhunderts 2 spatestens aber um 1220 3 Zunachst wurde dazu eine rund 6 Meter hohe Warft aufgeschuttet um das Gotteshaus zusatzlich gegen Hochwasser zu sichern Anschliessend wurde das Granitfundament angelegt auf dem schliesslich die Kirche aus Backsteinen im Stil der Romanik errichtet wurde Ursprunglich war sie eine Saalkirche und hatte wahrscheinlich eine niedrige Rundapsis 4 In den Jahren um 1480 bis 1490 wurde die ursprungliche Apsis durch einen rechteckigen gotischen Chor ersetzt Beim Bau des Chores und des Turmes sind die Queraussteifungen zwischen den beiden Langhauswanden beseitigt worden so dass diese im Laufe der Jahre immer instabiler wurden Vor allem die Sudwand begann sich immer starker zu neigen Nach der Sturmflut vom Januar 1962 verstarkte sich der Effekt nochmals so dass Einsturzgefahr bestand und das Gemauer aufwandig gesichert werden musste Im Zuge der Arbeiten wurde die gesamte Sudwand auf Betonpfahlen neu gegrundet und die Kirche erhielt einen Betonringanker der das Mauerwerk festigte Zusatzlich wurden Queranker aus Beton im Deckenbereich des Schiffes eingezogen die aber wie die ursprunglichen Holzbalken gestaltet wurden so dass sie ausserlich von diesen nur schwer zu unterscheiden sind 5 Baubeschreibung BearbeitenDas Langhaus und der Chor Bearbeiten Die ursprungliche romanische Backsteingliederung ist an der Nordseite gut erhalten 3 Sie war schon beim Bau der Kirche als Schauseite zur Strasse besonders reich ausgestaltet worden Der untere Teil ist schmucklos Daruber befinden sich Pilaster welche die Wand in funf ehemals gleich breite Felder aufteilen die jeweils ein Fenster enthalten das von dunnen Rundstaben gerahmt wird Nach oben wird die Wand durch ein breites Dachgesims abgeschlossen Es enthalt einen Fries von ineinander greifenden Rundbogen dem ein dreifaches Deutsches Band aufliegt das aus uber Eck gestellten Backsteinen besteht 6 Die ursprunglichen Eingange im Norden und Suden wurden vermauert 3 In der Sudwand ist unter einem in den 1960er Jahren zugemauerten Fenster der Rest eines Hagioskopes zu entdecken 7 Der rechteckige gotische Chor weist die gleiche Breite und die Hohe des Langhauses auf Vermutlich ist er errichtet worden um hier einen grossen Flugelaltar aufzustellen 5 Der Turm Bearbeiten Der wuchtige Westturm wurde dem Gebaude vor 1250 angebaut Er ist noch ganz vom Stil der Romanik gepragt und weist Lisenen Bogenfriese und Rundbogenoffnungen auf Er neigt sich deutlich nach Westen was damit erklart wird dass er mit seiner Ostwand auf dem durch die Kirche vorgepressten Warftboden ruht mit seiner Westseite dagegen auf unbefestigtem Grund der sich im Laufe der Zeiten absenkte 5 nbsp 360 Panoramablick vom KirchturmdachAls Kugelpanorama anzeigenAusstattung BearbeitenDie Innenausstattung der Ansgarikirche ist von herausragender kunsthistorischer Bedeutung Die Taufe Bearbeiten Altester Ausstattungsgegenstand ist der Taufstein Er ist ein Werk aus der Erbauungszeit der Kirche und wurde wie so viele Taufsteine in Ostfriesland im 13 Jahrhundert aus Bentheimer Sandstein geschaffen Die Cuppa ist in ihrem unteren Teil mit einem Facherfries verziert der obere Teil zeigt einen Fries mit Pflanzenmotiven Sie wird von vier Lowen mit nach hinten gekehrten Kopfen getragen In der Ausgestaltung der Taufe finden sich deutliche Parallelen zu Taufsteinen der Stapelmoorer Kirche der Bonifatius Kirche von Arle sowie der St Materniani Kirche in Westochtersum 8 Der Altar Bearbeiten nbsp Der AltarDer Passionsaltar im Chor stammt moglicherweise aus dem Kloster Coldinne wie aus dem Inventarium von den Mitteln der Ansgari Kirche zu Hage von 1857 hervorgeht Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde derselbe bei Aufhebung des Klosters Coldinne von daher an seine jetzige Stelle gebracht 9 Er soll um 1580 in der Kirche aufgestellt worden sein Urkundliche Belege dafur liessen sich bis dato allerdings nicht finden In seiner Ausgestaltung gleicht er dem Altar der Bonifatius Kirche in Arle so dass beide der gleichen nordniederlandisch friesischen Werkstatt zugeordnet werden 10 Seine Entstehungszeit wird auf die Jahre um 1480 datiert Dafur sprechen unter anderem modische Details wie auch die Schlichtheit der Figuren 9 Der Altartisch Bearbeiten Der Altartisch besteht aus einem kastenformigen Unterbau an dessen Ruckseite drei Klappen mit spatgotischen Beschlagen zu finden sind hinter denen in vorreformatorischen Zeiten Reliquien aufbewahrt wurden Die Altarplatte ist offensichtlich vor Einbringung des Altarschreins vergrossert worden Die alte Mensaplatte hat nur eine Breite von 204 cm und wurde an beiden Seiten auf die jetzige Breite von 310 cm verbreitert Der Altarschrein Bearbeiten Der mittlere Teil des Altarschreins ist mit geschnitzten Reliefszenen geschmuckt welche die Passion Christi darstellen Chronologisch beginnt die Darstellung im Feld links oben Hier wird die Szene nach der Gefangennahme Jesu dargestellt in der er von Soldaten des Statthalters Pilatus gequalt und verspottet wird indem sie ihn in einen roten Mantel hullen und die Dornenkrone aufsetzen Links unten ist Jesus auf dem Kreuzweg dargestellt Sie zeigt ihn wie er sich mit dem Kreuz auf der Schulter nach Golgota schleppt wahrend ein Soldat ihn qualt Dabei reicht ihm eine Frau ihr Kopftuch damit er sich den Schweiss abwischen kann die Legende vom Schweisstuch der Veronika Das untere mittlere Feld zeigt Personen die bei der Kreuzigung Jesu anwesend waren so etwa Maria aus Magdala und Maria die Mutter des Jakobus des Jungeren Die auf dem Felsen uber ihnen dargestellte Eidechse gilt als ein mittelalterliches Symbol fur die Auferstehung Gezeigt wird auch Pontius Pilatus mit einem Affen hinter sich auf dem Schimmel Im Mittelalter wurde der Affe oft mit dem Teufel gleichgesetzt weil er das Animalische verkorperte das im Mittelalter als sundhaft galt In einem weiteren Bereich sind zwei Soldaten zu sehen die Jesus eine Lanze in die Seite stechen um so seinen Tod festzustellen Uber allem thront der gekreuzigte Jesus Zu sehen sind Engel die Blutstropfen aus seinen Handwunden auffangen und damit einen Hinweis auf das heilige Abendmahl geben Links neben dem Gekreuzigten ist der Verbrecher dargestellt der Jesus als den Gottessohn erkennt Seine Seele als neugeborenes Baby dargestellt wird von einem Engel in den Himmel getragen Rechts neben Jesu ist die Kreuzigung des bosen Schachers dargestellt dessen Augenbinde symbolisieren soll dass er fur den Glauben an Jesus blind ist Am Fuss seines Kreuzes liegt ein Gerippe als Hinweis auf den Ort der Kreuzigung die sogenannte Schadelhohe die auf hebraisch Golgota heisst 11 Das rechte untere Feld zeigt die Grablegung Jesu mit Josef von Arimathaa der Jesu Leichnam von Pilatus erbeten und das Grab zur Verfugung gestellt hat der Mutter Maria die Jesus im Arm halt sowie Nikodemus und Maria aus Magdala und eine weitere Frau Das rechte obere Feld stellt die Auferstehung Christi in ungewohnlicher Form dar Zu sehen ist Jesus der auf seinem Sarg sitzt Er wird umringt von den Wachtern des Grabes und Frauen die Salbentopfe in den Handen halten um den vermeintlichen Leichnam einzubalsamieren Die Flugel Bearbeiten Die Gemalde auf den Flugeln sind wohl in der Reformationszeit entfernt worden Lediglich auf der Aussenseite des rechten oberen Auszugflugels konnte ein Tafelbild wieder freigelegt werden Es zeigt Johannes den Taufer der auf einem braun weiss gemusterten Steinfussboden vor einer Steinbrustung steht Auf der Ruckseite der gegenuberliegenden Tafel sind noch Bruchstucke eines Gemaldes zu erkennen das offensichtlich im gleichen Stil wie das Johannes Bild ausgefuhrt war 12 Der Baldachin Bearbeiten Der Flugelaltar wird von einem machtigen Baldachin bekront ein Stilmittel das in ostfriesischen Kirchen haufig anzutreffen ist 13 Der Baldachin wird durch Kielbogen in mehrere Segmente unterteilt die identisch gestaltet sind Sie zeigen ein Schleierwerk mit Fischblasenmuster und Pflanzenornamente Orgel Bearbeiten nbsp Lohman Orgel 1783 Die Orgel wurde in den Jahren 1776 bis 1783 von Dirk Lohman erbaut und integriert einige altere Register aus der Vorgangerorgel des 16 17 Jahrhunderts Es handelt sich um den einzigen Neubau Lohmans der sein Werk hinter einem spatbarocken Prospekt mit 21 Registern auf zwei Manualen und Pedal konzipierte Die Gebr Rohlfs fuhrten Arbeiten an der Orgel durch und bauten wahrscheinlich den Dulcian 8 Johann Diepenbrock ersetzte 1884 ein Register und baute ein anderes um Die Prospektpfeifen wurden 1917 zu Kriegszwecken abgegeben und 1919 durch Zinkpfeifen ersetzt Weitere kleine Umdisponierungen nahm die Firma P Furtwangler amp Hammer 1921 und 1935 36 vor In den Jahren 1977 bis 1979 mit Restarbeiten 1983 bis 1987 fuhrte die Orgelbaufirma Alfred Fuhrer eine grundlegende Restaurierung durch die das Instrument auf den Originalzustand zuruckfuhrte 14 Die heutige Disposition lautet 15 16 17 I Hauptwerk C d3Prestant 8 8 V FQuintadena 16 V LGedackt 8 V LOctaaf 4 V LQuint 3 VOctaaf 2 V LMixtuur IV V L FTrompet 8 LVox humana 8 Anm 1 II Brustwerk C d3Gedackt 8 V LPrestant 4 L FFluit doux 4 LWoudfluit 2 FCornet II LDulciaan 8 R Pedal C d1Prestant 8 L FSubbas 16 FHolpijp 8 L FOctaaf 4 V LQuint 3 LBazuin 16 LTrompet 8 LV Register aus der Vorgangerorgel des 17 Jahrhunderts L Lohman 1776 1783 R Rohlfs 1861 F Fuhrer 1977 1987 Koppeln II I Schiebekoppel I PAnmerkungen VakantWeitere Ausstattungsgegenstande Bearbeiten Der gotische Levitenstuhl stammt moglicherweise ebenfalls aus dem aufgegebenen Kloster Coldinne Er wird auf die Zeit um 1500 datiert und wurde 1981 restauriert In fruheren Zeiten nahmen hier der zelebrierende Priester und der Diakon zu seiner Rechten wie der Subdiakon zur Linken Platz Die Kanzel stammt aus der Mitte des 17 Jahrhunderts Im 19 Jahrhundert wurde ihr ein Schalldeckel zugefugt Die beiden Lowen auf dem Podest im Altarraum sind der letzte Uberrest von einem Sakramentshaus Siehe auch BearbeitenListe der historischen Kirchen in OstfrieslandLiteratur BearbeitenHans Bernd Rodiger Heinz Ramm Friesische Kirchen im Auricherland Norderland Brokmerland und im Krummhorn Band 2 Verlag C L Mettcker amp Sohne Jever 2 Auflage 1983 S 81 ff Gottfried Kiesow Bauschaden durch Windlasten und schlechte Bodenverhaltnisse in Kulturgeschichte sehen lernen Band 1 11 Auflage Verlag Monumente Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Bonn 2011 ISBN 978 3 936942 03 3 S 59 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Ansgari Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt der St Ansgari Kirchengemeinde Hage Kirchenkreis Norden St Ansgari Hage Genealogie Forum Hage Monika van Lengen Hage Ansgari Kirche und Orgel PDF Datei 53 602237 7 283957 Koordinaten 53 36 8 1 N 7 17 2 2 OEinzelnachweise Bearbeiten genealogie forum de Hage Gemeinde Hage Landkreis Aurich Memento vom 1 Juni 2008 im Internet Archive abgerufen am 17 Mai 2019 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1986 ISBN 3 925365 07 9 S 44 f a b c Monika van Lengen Hage Ansgari Kirche und Orgel abgerufen am 10 Januar 2016 PDF Datei Dissertation von Herbert R Marwede Vorreformatorische Altare in Ost Friesland PDF Datei 1 2 MB Hamburg 2007 abgerufen am 19 Januar 2011 a b c Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Natur und Kulturlandschaft Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2009 ISBN 978 3 86795 021 3 S 285 f Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Natur und Kulturlandschaft Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2009 ISBN 978 3 86795 021 3 S 284 f Ingeborg Noldeke Verborgene Schatze in ostfriesischen Dorfkirchen Hagioskope Lettner und Sarkophagdeckel Unbeachtete Details aus dem Mittelalter Isensee Verlag Oldenburg 2014 ISBN 978 3 7308 1048 4 S 128 ff Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Natur und Kulturlandschaft Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2009 ISBN 978 3 86795 021 3 S 288 f a b Hier zitiert aus der Dissertation von Herbert R Marwede Vorreformatorische Altare in Ost Friesland PDF Datei 1 2 MB Hamburg 2007 S 161 abgerufen am 19 Januar 2011 Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Natur und Kulturlandschaft Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2009 ISBN 978 3 86795 021 3 S 286 Dissertation von Herbert R Marwede Vorreformatorische Altare in Ost Friesland PDF Datei 1 2 MB Hamburg 2007 S 159 abgerufen am 17 Juni 2011 S 153 Dissertation von Herbert R Marwede Vorreformatorische Altare in Ost Friesland PDF Datei 1 2 MB Hamburg 2007 S 159 abgerufen am 19 Januar 2011 Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Natur und Kulturlandschaft Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2009 ISBN 978 3 86795 021 3 S 286 f Siehe den Restaurierungsbericht von Fritz Schild Denkmal Orgeln Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Fuhrer 1974 1991 Florian Noetzel Wilhelmshaven 2005 ISBN 978 3 7959 0862 1 S 459 480 Reinhard Ruge NOMINE e V Hage St Ansgari Orgel von Dirk Lohman 1776 1783 gesehen 20 Januar 2011 Orgel der St Ansgari Kirche auf Organ index abgerufen am 1 Oktober 2018 Hage Evangelisch Lutherische Ansgari Kirche In de Orgelsite Abgerufen am 14 Dezember 2022 niederlandisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Ansgari Kirche Hage amp oldid 237175437