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Die St Nicolaikirche ist eine evangelisch lutherische Kirche in Wittmund Die Kirche liegt an zentraler Stelle gerahmt von den vier Einkaufsstrassen der beinahe quadratischen Fussgangerzone Sie ist vermutlich bereits die vierte Kirche die die Bewohner der Stadt und die Mitglieder der Gemeinde an diesem exponierten Platz errichten liessen St Nicolai Sudansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Der erste Bau 1 2 Der zweite Bau 1 3 Der dritte Bau 1 4 Der vierte Bau Die heutige Nicolaikirche 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Kirchplatz 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer erste Bau Bearbeiten nbsp St Nicolai von Innen mit Blick nach OstenWann genau die erste Kirche in der Stadt entstand lasst sich heute nur noch mutmassen da eine solche in keiner bekannten Urkunde erwahnt wird Es ist jedoch stark anzunehmen dass etwa im spaten achten Jahrhundert bereits ein Gotteshaus in Wittmund errichtet wurde Nach dem Beginn der Christianisierung liessen die Gaukirchenverbande unter der Herrschaft Karls des Grossen in jeder grosseren Gemeinde zuerst Sendkirchen und spater im elften und zwolften Jahrhundert Filialen errichten vermutlich also auch in Wittmund Diese wahrscheinlich fruheste Kirche der Stadt war aus Holz gebaut und fiel neben weiteren Hausern und Gebauden im Jahr 1164 einem Brand zum Opfer den die mit den Harlingern verfeindeten Oestringer gelegt haben sollen Der zweite Bau Bearbeiten Die alteste Urkunde in der die nun folgende zweite Kirche genannt wird stammt von einem Diener des ostfriesischen Hauptlings Tanno Kankena aus dem Jahr 1491 Erwahnt werden darin unter anderem ein Brunnen und eine Muhle im Inneren des Kirchenbaus Eine solche Nutzung als Wehrkirche war bei mittelalterlichen Gotteshausern nicht unublich dienten die Bauten zu dieser Zeit nicht nur dem Gottesdienst und der Andacht sondern vor allem auch der Verteidigung Zu Zeiten Kankenas erfullte die Wittmunder Kirche die diesmal nicht aus Holz sondern aus Stein bestand jedoch offiziell wieder nur gottesdienstliche Zwecke hatte doch Sibet Attena bereits 1461 auf dem Gelande des heutigen Schlosswalls eine neue Burg errichten lassen die nun von den Wittmundern zur Verteidigung genutzt wurde Diese erste Steinkirche der Stadt wurde allerdings wieder durch ein Feuer zerstort diesmal im Jahr 1540 wahrend einer Fehde zwischen Balthasar von Esens und Enno II von Ostfriesland bei der letzterer starb Der dritte Bau Bearbeiten nbsp Innenansicht nach WestenIm Jahr 1541 wurde dann erneut eine Steinkirche gebaut die nun dem Heiligen Nikolaus dem Schutzpatron der Seefahrer geweiht war Dieser Kirchenbau erfullte uber zweihundert Jahre lang seinen Zweck bis er auf Wunsch der Bevolkerung und wegen Baufalligkeit durch ein neues Gotteshaus ersetzt werden sollte Der vierte Bau Die heutige Nicolaikirche Bearbeiten Nachdem erkennbar war dass die alte Nicolaikirche dringend erneuert werden musste machte man sich Gedanken wegen der Finanzierung Geplant war zunachst eine Lotterie aus deren Erlos man den Neubau hatte bezahlen konnen Diese Lotterie fand anfangs nur auf regionaler Ebene statt wegen des schlechten Absatzes im Landkreis weitete sich der Losverkauf jedoch bald auf ganz Deutschland und teilweise sogar auf Danemark aus Doch auch hier wurden bei Weitem nicht genug Lose verkauft um den Bau der Kirche damit zu finanzieren und so brach man die Lotterie ab Die Verantwortlichen waren nach diesem Fehlschlag dazu gezwungen eine Anleihe aufzunehmen da die alte Nicolaikirche in einem nicht mehr rettbaren Zustand war Im Jahr 1775 begannen die Bauarbeiten an der neuen Kirche die dann beinahe ein Jahr spater am 1 Adventssonntag 1776 geweiht wurde nbsp Glockenturm im Westen nbsp Details GlockenturmBaubeschreibung BearbeitenDie Kirche St Nicolai ist etwa 41 Meter lang und 13 Meter breit und erscheint ausserlich als schlichter barocker Saalbau der durch jeweils sechs relativ schmale Rundbogenfenster an den Langsseiten und zwei Schmuckfenster im Osten gegliedert wird Die Fassade besteht aus rotem Backstein sogenanntem rotem Klinker der typisch ist fur die ostfriesische bzw friesische Region Das spitze Satteldach misst etwa eine Hohe von 20 Metern und ist mit ebenfalls roten Dachziegeln gedeckt Dem kantigen und etwas wuchtig erscheinenden Bau ist im Westen ein ca 35 Meter hoher Glockenturm vorgestellt der als das Wahrzeichen der Stadt Wittmund gilt da er bereits von Weitem gesehen werden kann Das Hauptportal findet sich an einem leicht vorspringenden Risalit im sudlichen Teil des Gebaudes und bildet mit seinem Aquivalent auf der anderen Seite einen Querschiff artigen Fortsatz Das Portal wird von Dekor aus Sandstein gerahmt daruber befinden sich die Inschrift Herr dein Wort ist die Wahrheit lass es sein eine Leuchte unsern Fussen und die Zahl 1775 die das Jahr angibt in dem mit dem Bau der Kirche begonnen wurde Daruber wiederum liegt ein kleines Fenster dessen oberes Ende mit denen der anderen funf Fenster auf dieser Seite des Gebaudes abschliesst Der risalitartige Vorsprung an dem das Hauptportal liegt verfugt uber ein eigenes kurzes Satteldach unter dessen Giebel sich ein kleiner Okulus befindet Ein weiterer Nebeneingang befindet sich im Westen an der sudlichen Seite des Glockenturms An diesem sind etwa in Hohe des Kirchendaches an der nordlichen sudlichen und westlichen Seite Schalllocher eingelassen die fur einen besseren Klang der Glocken sorgen sollen Der untere Backsteinbau tragt etwa in einer Hohe von 22 Metern einen vierseitig abgerundeten Aufsatz der mit Kupferplatten gedeckt ist An allen vier Seiten befindet sich hier jeweils ein quadratisches Zifferblatt mit vergoldeten Zeigern und romischen Ziffern Uber dem kupfernen Aufsatz liegt eine Plattform aus Holz auf der sich ein holzerner weisser Pavillon eine sogenannte durchbrochene Laterne mit vier seitlichen Saulen erhebt Seinen Abschluss findet der Turm in einem ebenfalls mit Kupferplatten belegten und leicht geschwungenen Zeltdach das von einer goldenen Kugel und einem Schwan bekront wird Rechts neben dem Hauptportal der Kirche befindet sich ein historisch bedeutsamer Hohenfestpunkt Hohenfestpunkte dienen der Bestimmung des ortlichen Hohenniveaus in Bezug auf den Meeresspiegel und sind bei der Planungen von Bauwerken Strassen sowie Gewassern von Bedeutung Die Hohenmarke an der Kirche wurde im Rahmen der Koniglich Preussischen Landesaufnahme in den Jahren 1868 bis 1894 bestimmt und war ein wichtiger Ausgangspunkt fur Hohenvermessungen in Ostfriesland Die Oberkante der Hohenmarke hat heute eine Hohe von 8 312 Meter uber NHN Ausstattung BearbeitenBetritt man das Innere der Kirche so fallen einem sofort die rosa getunchten Wande und die weissen Emporen auf die den Raum an der nordlichen sudlichen und westlichen Seite umschliessen Nach oben auf die Emporen gelangt man zum einen uber zwei Treppen im westlichen Teil der Kirche vor dem Ubergang zum Glockenturm und uber eine schmale Stiege die direkt gegenuber dem Hauptportal liegt Im Osten des von einem holzernen Tonnengewolbe uberspannten Saales befindet sich der etwas erhohte Chor mit dem Altar und der unmittelbar dahinter liegenden Kanzel Beide sind durch einen holzernen Aufbau mit wertvollen Schnitzereien miteinander verbunden und bilden so eine zusammengeschlossene Einheit Der heutige Altar stammt aus dem Jahr 1653 und wurde von dem damaligen Drost Enno Arend von Weihen gespendet der angefugte vierflachige barocke Kanzelkorb wurde im Jahr 1667 von dem Meister Heinrich Julfs fur die alte Nicolaikirche gebaut Der obere Rand der Kanzel ist eingefasst von den Worten Anno 1667 hat M Haio Lubbertus Fulfes zu Gottes Ehren und Zirat Auch am unteren Rand ist eine Inschrift zu lesen Rufe getrost schone nicht erhebe deine Stimme wie ein Die Unvollstandigkeit des Textes lasst vermuten dass der ursprungliche Kanzelumfang verkleinert worden ist Uber dem Kanzelkorb befindet sich zur Verbesserung der Akustik ein Schalldeckel dessen ursprunglich sechseckige Form bei der letzten Renovierung wiederhergestellt werden konnte und der einzelne Stilmerkmale des Rokoko aufweist Vor dem Altar stehen neben den Stufen zwei alte Kniebanke die noch aus der Vorgangerkirche der ersten Nicolaikirche stammen und vermutlich von einem Ehepaar aus Nenndorf gestiftet wurden Auf der linken steht nbsp Der Junger Johannes auf dem linken Fenster Johann EversJohannes 6 V 35Ich bin das Brot des Lebens Werzu mir kommt dem wird nichthungern Auf der rechten Bank sieht man die Gravur Heilewich EversJohan 7 V 37Wen da durstet der komme zumir und trinke1653 In die ostliche Wand sind seitlich der Altar Kanzel Konstruktion zwei buntverglaste Fenster eingelassen die am zweiten Januar 1936 durch den Malermeister Otto Holtkamp fertiggestellt wurden Das linke zeigt in farbenprachtiger Ausfuhrung den noch bartlosen Evangelisten Johannes von der Seite bekleidet mit einem roten Mantel wie er mit einer Schreibfeder in die Bibel schreibt die er in seiner linken Hand halt Zu seinen nackten Fussen befindet sich die Inschrift Gott ist Liebe aus dem ersten Johannesbrief Vers 16 Kapitel 4 Uber Johannes befindet sich im Vordergrund eines Kreuzes sein Attribut ein Kelch aus dem sich eine Schlange erhebt Auf dem rechten Fenster ist frontal der Apostel Petrus zu sehen der in ein mehrlagiges buntes Gewand gekleidet ist Als Junger Jesu soll er als erster erkannt haben wer der Gekreuzigte war Du bist Christus des lebendigen Gottes Sohn In seinen Handen halt er sein Attribut die Schlussel des Himmelreiches Zu seinen Fussen steht der Satz Auf diesen Felsen baue ich meine Gemeinde Uber ihm befindet sich in einem runden Feld die Taube mit dem Olzweig Noahs Rettung Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die Orgel auf der westlichen EmporeIm Westen befindet sich oben auf der Empore die zuletzt 2006 von Bartelt Immer renovierte Orgel die Hinrich Just Muller 1776 erbaute Dieses Kircheninstrument mit Rokokogehause steht hier bereits seit dem Neubau der Nicolaikirche im Jahr 1776 wurde seitdem aber mehrfach erneuert erweitert und umgebaut insbesondere 1882 durch Johann Martin Schmid und 1936 durch Alfred Fuhrer bis es schliesslich zu einem Neubau mit dem Ziel einer weitgehenden Rekonstruktion unter Verwendung aller noch vorhandenen historischen Teile kam der 1981 1984 wiederum von der Werkstatt Alfred Fuhrer Leitung Fritz Schild durchgefuhrt wurde Von Muller ist ausser Windladen vor allem noch der originale Prospekt erhalten aus der Vorgangerorgel von Arp Schnitger moglicherweise noch ein Register 1 2 I Hauptwerk C e31 Principal 8 2 Bordun 16 3 Viola di Gamba 8 4 Rohrflote 8 5 Oktave 4 6 Spitzflote 4 7 Oktave 2 8 Sesquialtera II9 Mixtur III 1 10 Vox humana 8 11 Dulcian B D 16 12 Trompete B D 8 Cimbelsterne M II Brustwerk C e313 Gedackt 8 S14 Flote 4 15 Nasard 3 16 Gemshorn 2 17 Scharff III 1 2 18 Oboe 8 19 Schalmey 4 Tremulant Pedal C f120 Subbass 16 21 Oktave 8 22 Oktave 4 23 Mixtur IV 2 24 Posaune 16 25 Trompete 8 Koppeln Manual Schiebekoppel PedalkoppelAnmerkungen S Arp Schnitger 1684 85 M Hinrich Just Muller 1775 76 Kirchplatz Bearbeiten nbsp Germania Denkmal auf dem KirchplatzDer Wittmunder Kirchplatz mit den Kirchenbauten liegt auf einer Warft auf Geestgrund und bildet so den hochsten Punkt der Stadt Dies war vor allem fruher von Bedeutung wenn sich die Bevolkerung vor Hochwasser und Ahnlichem schutzen und so in die Kirche fluchten musste Es wurden bereits Vermutungen angestellt dass sich der heutige Kirchplatz auf einem ehemaligen heidnischen Thingplatz der alten Germanen befande jedoch gibt es dafur bislang keine Belege Am Fusse des Hugels auf dem die Nicolaikirche steht befinden sich im Norden die Norder im Osten die Burg im Suden die Drosten und im Westen die Kirchstrasse Diese bilden auch heute noch ein Viereck das den gesamten Kirchplatz umschliesst und wohl auch den fruheren Verlauf des etwa vier Meter tiefen Burggrabens wiedergibt Im Mittelalter befand sich vermutlich direkt neben der Kirche der ortliche Friedhof der nun an der Auricher Strasse zu finden ist Hiervon zeugen noch zwei grosse Grabsteine die im Osten vor der Kirche liegen Direkt gegenuber dem Hauptportal befindet sich ein monumentales Denkmal zum Gedenken an die Gefallenen im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 Auf einem Sockel steht die vom bekannten klassizistischen Bildhauer Johannes Janda Schuler von Daniel Rauch geschaffene Figur der Germania der Personifikation Deutschlands die in deutlich kriegerischer Pose dargestellt wird In den siebziger Jahren wurden das Schwert und der Schild gewaltsam abmontiert sind spater aber auf dem Dachboden der Friedhofskapelle wiederaufgefunden worden Vor kurzem wurde die gesamte Statue nun restauriert und die Germania erhielt ihre Attribute zuruck Literatur BearbeitenT Coster Wittmund und seine Kirche im Laufe des Jahrhunderts Zum 150jahrigen Jubilaum der Kirche am 1 Advent 1926 Wittmund 1926 Johann Onnen Wittmund im Laufe der Jahrhunderte Mettcker Jever Wittmund 1968 Ewald Dubbert 200 Jahre St Nicolaikirche Festschrift der evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Wittmund Wittmund 1976 Helmut Hinrichs Ehnt Ulfers Janssen Wittmund kennenlernen Brune Mettcker Wittmund 2005 ISBN 978 3 87542 055 5 Siehe auch BearbeitenListe der historischen Kirchen in Ostfriesland Liste der Baudenkmale in WittmundWeblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nicolaikirche Wittmund Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Kirchenkreis Harlingerland Wittmund Monika van Lengen Nicolaikirche Wittmund Nordwestreisemagazin Ev luth St Nicolai Kirche WittmundEinzelnachweise Bearbeiten Reinhard Ruge NOMINE e V Wittmund St Nicolai Orgel von Alfred Fuhrer 1981 84 im historischen Gehause von Hinrich Just Muller 1775 76 abgerufen am 17 Dezember 2022 Organ index Orgel der St Nicolai Kirche abgerufen am 17 Dezember 2022 53 576302 7 7821505 Koordinaten 53 34 34 7 N 7 46 55 7 O Kirchen in Wittmund Ardorfer Kirche St Dionysius Kirche Asel Maria Magdalena Kirche Berdum Blersumer Kirche St Florian Kirche Burhafe St Marien Kirche Buttforde Carolinensieler Kirche St Georg Kirche Eggelingen St Florian Funnix Cacilien und Margarethenkirche Leerhafe St Nicolai Wittmund Normdaten Geografikum GND 1215052022 lobid OGND AKS VIAF 5773159699937903500000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nicolai Wittmund amp oldid 236647845