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Skolezit veraltet auch als Kalkmesotyp bekannt 9 ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der Zusammensetzung Ca Al2Si3O10 3H2O 4 und ist damit ein Calcium Aluminium Silikat Aufgrund seiner Kristallstruktur zahlt Skolezit zu den Gerustsilikaten und dort zur Gruppe der Faserzeolithe SkolezitSkolezit aus dem Distrikt Jalgaon Maharashtra Indien Grosse 20 cm 11 cm 10 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1997 s p 1 IMA Symbol Slc 2 Andere Namen KalkmesotypChemische Formel Ca Si3Al2 O10 3H2O 3 Ca Al2Si3O10 3H2O 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Gerustsilikate Tektosilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII F 10 VIII J 21 060 9 GA 05 77 01 05 05Ahnliche Minerale Natrolith MesolithKristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin domatisch m 5 Raumgruppe Cc Nr 9 Vorlage Raumgruppe 9 4 Gitterparameter a 18 51 A b 18 97 A c 6 53 Ab 90 6 4 Formeleinheiten Z 8 4 Haufige Kristallflachen 010 110 111 6 Zwillingsbildung nach 001 pseudorhombische Kontakt und Durchdringungszwillinge mit Streifung nach 010 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 bis 5 5 7 Dichte g cm3 gemessen 2 25 bis 2 29 berechnet 2 275 7 Spaltbarkeit vollkommen nach 110 und 11 0 7 Bruch Tenazitat uneben sprode 7 Farbe farblos weiss 7 Strichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinend 7 Glanz Glasglanz Seidenglanz 7 KristalloptikBrechungsindizes na 1 507 bis 1 513 8 nb 1 516 bis 1 520 8 ng 1 517 bis 1 521 8 Doppelbrechung d 0 010 8 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 36 bis 56 gemessen 36 bis 40 berechnet 8 Weitere EigenschaftenBesondere Merkmale pyroelektrisch piezoelektrisch gelegentlich FluoreszenzSkolezit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt uberwiegend lange prismatische bis nadelige Kristalle in radialstrahligen Mineral Aggregaten Auch faserige kugelige und massige Aggregate sowie Kontakt und Durchdringungszwillinge sind bekannt Die Kristalle sind durchsichtig bis durchscheinend und unverletzte Kristallflachen weisen einen glasahnlichen Glanz auf Feinnadelige Aggregate zeigen dagegen eher einen seidigen Schimmer Zusammen mit Natrolith Na2 Al2Si3O10 2H2O bildet Skolezit eine luckenlose Mischkristallreihe welche durch den Austausch von Natrium anstelle von Calcium und Abgabe von einem Teil Kristallwasser charakterisiert ist Mesolith ist das intermediarere Zwischenglied Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Skolezitwurmer als Reaktion des Minerals auf die BlasrohrflammeDer Name des Minerals bezieht sich auf das wurmartige Krummen von Skolezit beim Erhitzen vor dem Lotrohr griech skolex Wurm 10 Skolezit wurde erstmals im Jahre 1813 von den deutschen Gelehrten Adolph Ferdinand Gehlen und Johann Nepomuk Fuchs beschrieben 11 Ob das von ihnen untersuchte Material wie spater vermutet tatsachlich aus dem Berufjordurgebiet in Island stammt welches gemeinhin als Typlokalitat angesehen wird ist allerdings nicht verburgt 10 Der ursprunglich von Rene Just Hauy 1801 gepragte Begriff Mesotyp von griechisch mesos fur mittig und typos fur Gestalt wurde bis ins 20 Jahrhundert fur die heute als Natrolithgruppe bekannten und zusammengefassten Minerale Natrolith Natronmesotyp Mesolith und Skolezit Kalkmesotyp verwendet 9 Klassifikation BearbeitenVereits in der alten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Skolezit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate wo er zusammen mit Edingtonit Gonnardit Mesolith Mountainit Natrolith und Thomsonit die Natrolith Gruppe mit der System Nr VIII F 10 innerhalb der Zeolith Familie bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII J 21 60 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Gerustsilikate wobei in den Gruppen J 21 bis J 27 die Minerale der Zeolithgruppe einsortiert sind Skolezit bildet hier zusammen mit Gonnardit Mesolith Natrolith Paranatrolith Thomsonit Ca und Thomsonit Sr die erste Gruppe der Faserzeolithe Stand 2018 12 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Skolezit dagegen in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate mit zeolithischem H2O Familie der Zeolithe ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Zeolithe mit Ketten aus Vierer Ringen verbunden uber ein funftes Si zu finden ist wo es zusammen mit Gonnardit Mesolith Natrolith und Paranatrolith ebenfalls die Natrolithgruppe mit der System Nr 9 GA 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Skolezit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gerustsilikate Zeolith Gruppe ein Hier ist er zusammen mit Cowlesit Edingtonit Gonnardit Mesolith Nabesit Natrolith Paranatrolith Tetranatrolith Thomsonit Ca und Thomsonit Sr in der Gruppe Natrolith und verwandte Arten mit der System Nr 77 01 05 innerhalb der Unterabteilung der Echten Zeolithe zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von Skolezit Blickrichtung entlang a Ca2 Al3 klein Si4 gross O2 H2OSkolezit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe Cc Raumgruppen Nr 9 Vorlage Raumgruppe 9 mit den Gitterparametern a 18 51 A b 18 97 A c 6 53 A und b 90 6 sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Die Kristallstruktur von Skolezit entspricht der von Natrolith auch Natrolithstruktur und besteht aus geknickten Viererringen der Zusammensetzung Al2Si2O10 die in Faserrichtung durch weitere Tetraeder kettenartig verknupft sind Jede dieser Ketten ist kreuzformig mit vier weiteren Ketten verbunden Zusammen bilden sie ein Gerust mit einem durchgangigen dreidimensionalen Kanalsystem in die austauschbar H2O Na K Ca2 und andere Ionen eingelagert werden konnen 6 Eigenschaften BearbeitenSkolezit ist pyroelektrisch und piezoelektrisch baut also bei intervallartig erfolgenden Temperaturanderungen und Verformungen eine elektrische Ladung auf Unter UV Licht zeigen manche Skolezite eine gelbe bis braune Fluoreszenz 7 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Skolezitstufe vom Sattelkar Gosskopf Obersulzbachtal Hohe Tauern Osterreich Grosse 9 cm 6 cm 9 cm nbsp Skolezit weiss Apophyllit hellgrun und Stilbit hellrosa aus Ahmednagar Maharashtra Indien Im Apophyllitkristall sind weitere Skolezitkristalle mit kugeligem Habitus eingeschlossen Gesamtgrosse 90 mm 84 mm Apophyllitkristall 36 mm 20 mm Wie die verwandten Minerale Mesolith und Natrolith ist Skolezit ein Zersetzungsprodukt von Basalt und kommt gemeinsam mit anderen Zeolithen und Apophyllit als hydrothermale Bildung in Drusen vor Auch in einigen magmatischen und metamorphen Gesteinen tritt Skolezit als Kluftmineral auf Skolezit entsteht wahrend der niedriggradigen Metamorphose in der Zeolithfazies Als Begleitminerale treten neben dem bereits genannten Apophyllit und anderen Zeolithen unter anderem noch Calcit Prehnit und Stilbit auf Als eher seltene Mineralbildung kann Skolezit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2012 rund 300 Fundorte 8 Bekannt aufgrund aussergewohnlicher Skolezitfunde ist unter anderem Nashik aber auch andere Orte im indischen Bundesstaat Maharashtra wo bis zu 20 cm grosse Kristalle gefunden wurden 14 In den 1960er Jahren wurde aufgrund eines Tunnelbaus der auch als Das Antas Tunnel bekannt ist nahe Veranopolis im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul ein grosses Zeolithvorkommen entdeckt Neben 20 cm grossen Apophylliten und 25 cm grossen Natroliten traten dort auch bis zu 20 cm lange und 1 cm dicke Skolezite 15 zutage 16 In Deutschland sind bisher nur einzelne Fundpunkte bekannt so unter anderem der Steinbruch bei Howenegg Baden Wurttemberg der Zeilberg Bayern Rossdorf und Ortenberg Hessen Sankt Andreasberg Niedersachsen Remblinghausen Nordrhein Westfalen Arensberg und Lautzenbrucken Rheinland Pfalz Barenstein Sachsen und im Basaltsteinbruch Pflasterkaute bei Eisenach Thuringen In Osterreich trat das Mineral vor allem in Karnten und Salzburg im Gebiet der Hohen Tauern auf aber auch in der Steiermark und in Tirol wurden Skolezite gefunden In der Schweiz fand sich Skolezit unter anderem am Aargrat im Kanton Bern an mehreren Orten in den Kantonen Graubunden und Wallis sowie an einigen Stellen in den Kantonen Tessin und Uri Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis in Argentinien Australien Brasilien Bulgarien Chile China Costa Rica Danemark Eritrea Frankreich Island Israel Italien Japan Kanada Madagaskar Namibia Neuseeland Nicaragua Norwegen Polen Reunion Rumanien Russland Schweden Slowakei Spanien Sudafrika Taiwan Tansania Tschechien der Ukraine in Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 17 Verwendung BearbeitenSkolezit wird nur selten und vor allem fur Sammler als Schmuckstein 18 in facettierter oder mugeliger Schliffform angeboten Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 617 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 911 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 791 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scolecite Sammlung von Bildern und Videos Skolezit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 17 Januar 2021 Michael R W Peters Skolezit mit Bildbeispielen geschliffener Skolezite In realgems org 11 Oktober 2021 abgerufen am 17 Januar 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2021 PDF 3 4 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2021 abgerufen am 17 Januar 2021 englisch a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 702 englisch David Barthelmy Scolecite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 17 Januar 2021 englisch a b c Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 911 a b c d e f g h Scolecite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 81 kB abgerufen am 17 Januar 2021 a b c d e f Scolecite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 17 Januar 2021 englisch a b Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 273 a b Douglas S Coombs Alberto Alberti Thomas Armbruster Gilberto Artioli Carmine Colella Ermanno Galli Joel D Grice Friedrich Liebau Joseph A Mandarino Hideo Minato Ernest H Nickel Elio Passaglia Donald R Peacor Simona Quartieri Romano Rinaldi Malcolm Ross Richard A Sheppard Ekkehart Tillmanns and Giovanna Vezzalini Recommended nomenclature for zeolite minerals report of the subcommittee on zeolites of the International Mineralogical Association Commission on New Minerals and Mineral Names In Mineralogical Magazine Band 62 Nr 4 1998 S 533 571 doi 10 1180 002646198547800 englisch rruff info PDF 3 1 MB abgerufen am 17 Januar 2021 A F Gehlen J N Fuchs Ueber Werner s Zeolith Hauy s Mesotype und Stilbite In Journal fur Chemie und Physik Band 8 1813 S 353 366 rruff info PDF 770 kB abgerufen am 17 Januar 2021 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 17 Januar 2021 englisch Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 273 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 791 Erstausgabe 1891 Das phantastische Zeolithvorkommen DAS ANTAS Memento vom 4 August 2009 im Internet Archive Fundortliste fur Skolezit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 17 Januar 2021 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 240 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skolezit amp oldid 239000587