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Thomsonit ist die Bezeichnung eines nicht naher bestimmten Mischkristalls mit den als eigenstandige Minerale anerkannten Endgliedern Thomsonit Ca und Thomsonit Sr aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate Beide Thomsonite kristallisieren im orthorhombischen Kristallsystem mit den idealisierten ZusammensetzungenThomsonit Ca NaCa2 Al5Si5 O20 6H2O 1 Thomsonit Sr NaSr2 Al5Si5 O20 6 7H2O 1 Radialstrahliger Thomsonit durch Elemente aus der Matrix oberflachlich braunlich gefarbt aus Goble Creek Columbia County Oregon USAGelbliche blattrige Thomsonit Kristalle als Spaltfullung aus dem Steinbruch Bertocchi bei San Pietro Mussolino Venetien Italien Thomsonit als Mischkristall kann auch mit der allgemeinen Formel Na Ca Sr 2 Al5Si5O20 6 7H2O beschrieben werden wobei die in den runden Klammern angegebenen Elemente Calcium und Strontium sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten konnen Substitution Diadochie jedoch immer im selben Mengenverhaltnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen Strukturell gehort Thomsonit innerhalb der Gerustsilikate zur Gruppe der Zeolithe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 4 1 Morphologie 4 2 Physikalische Eigenschaften 4 3 Optische Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Thomsonit nahe Old Kilpatrick im schottischen Verwaltungsbezirk West Dunbartonshire und beschrieben 1820 durch Henry James Brooke 1771 1857 der das Mineral nach dem schottischen Chemiker Thomas Thomson benannte 2 1821 beschrieb David Brewster eine vermeintlich neue Zeolithart als Comptonit nach Lord Compton der die Proben vom Vesuv mitbrachte Rammelsberg stellte allerdings bei spateren Analysen fest dass das Mineral mit Thomsonit identisch war 3 2001 beschrieben I V Pekov E V Lovskaya A G Turchkova N V Chukanov A E Zadov R K Rastsvetaeva und N N Kononkova mit Thomsonit Sr IMA 2000 025 das strontiumreiche Endglied der Mischreihe aus der Typlokalitat Raswumtschorr in den Chibinen auf der russischen Halbinsel Kola 4 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der hier noch als ein Mineral angesehene Thomsonit zur Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate wo er zusammen mit Edingtonit Gonnardit Mesolith Mountainit Natrolith und Skolezit die Natrolith Gruppe mit der System Nr VIII F 10 innerhalb der Zeolith Familie bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt Thomsonit Ca die System und Mineral Nr VIII J 21 70 und Thomsonit Sr die System und Mineral Nr VIII J 21 80 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Gerustsilikate wo Thomsonit Ca und Thomsonit Sr zusammen mit Gonnardit Mesolith Natrolith Paranatrolith und Skolezit die unbenannte Gruppe VIII J 21 bilden Die Gruppen VIII J 21 und 22 werden zudem innerhalb der Zeolith Familie zur strukturellen Gruppe der Faserzeolithe zusammengefasst 5 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 6 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet Thomsonit Ca und Thomsonit Sr in die praziser definierte Abteilung der Gerustsilikate Tektosilikate mit zeolithischem H2O Familie der Zeolithe ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur so dass die Thomsonite entsprechend ihrem Aufbau in der Unterabteilung der Zeolithe mit Ketten aus Vierer Ringen verbunden uber ein funftes Si zu finden ist wo sie die unbenannte Gruppe 9 GA 10 bilden Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet Thomsonit Ca mit der Mineral Nr 77 01 05 09 und Thomsonit Sr mit der Mineral Nr 77 01 05 10 in die Abteilung der Gerustsilikate Zeolith Gruppe ein Hier sind sie zusammen mit Natrolith Tetranatrolith Paranatrolith Mesolith Skolezit Edingtonit Gonnardit Cowlesit und Nabesit in der Gruppe Natrolith und verwandte Arten mit der System Nr 77 01 05 innerhalb der Unterabteilung Echte Zeolithe zu finden Kristallstruktur BearbeitenThomsonit Ca kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pbmn Raumgruppen Nr 53 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 53 3 mit den Gitterparametern a 13 06 13 08 A b 13 05 13 06 A und c 6 60 6 61 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 7 Thomsonit Sr kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pncn Raumgruppen Nr 52 Stellung 5 Vorlage Raumgruppe 52 5 mit den Gitterparametern a 13 1043 A b 13 0569 A und c 13 2463 A sowie Formeleinheiten pro Elementarzelle 8 Eigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Thomsonit Ca entwickelt nadelige prismatische oder tafelige Kristalle von bis zu 12 cm Grosse die meist in buscheligen radialstrahligen bis kugeligen bzw traubigen Aggregaten angeordnet sind Die Kristalle sind nach der c Achse 001 gestreckt und gestreift 9 Thomsonit Sr entwickelt ebenfalls prismatische Kristalle die bisher nur in einer Grosse von rund einem Millimeter bekannt wurden 10 Thomsonite bilden gelegentlich kreuzformige Zwillinge nach 110 11 Physikalische Eigenschaften Bearbeiten Je nach Zusammensetzung der Mischkristalle konnen Thomsonite eine Mohsharte zwischen 5 10 und 5 5 9 aufweisen Sie gehoren damit noch zu den mittelharten Mineralen die sich wie das Referenzmineral Apatit 5 gerade noch mit einem Taschenmesser oder etwas leichter als das Referenzmineral Orthoklas Harte 6 mit einer Stahlfeile ritzen lassen Auch die Dichte schwankt je nach Zusammensetzung des Mischkristalls zwischen 2 23 bis 2 39 Thomsonit Ca und 2 47 g cm3 Thomsonit Sr 9 10 Thomsonitkristalle sind allgemein sprode und brechen bei ungerichteter Krafteinwirkung mit unebenen bis schwach muscheligen Bruchflachen Bei Krafteinwirkungen senkrecht zur x und y Achse zeigen die Kristalle allerdings eine gute bis vollkommene Spaltbarkeit 9 10 Optische Eigenschaften Bearbeiten In reiner Form sind beide Thomsonite farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung konnen sie aber auch weiss erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbliche grunliche rosa oder braune Farbe annehmen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Auf der Strichtafel hinterlasst Thomsonit allerdings immer einen weissen Strich Die Kristalloberflachen zeigen einen glasahnlichem Glanz Spaltflachen schimmern dagegen eher perlmuttartig Mineral Brechungsindizes Doppelbrechung Optischer Charakter Optischer AchsenwinkelThomsonite Ca 12 na 1 511 bis 1 530 nb 1 513 bis 1 532 ng 1 516 bis 1 545 d 0 005 bis 0 015 zweiachsig positiv 44 bis 75 Thomsonite Sr 13 na 1 528 nb 1 532 ng 1 540 d 0 012 zweiachsig positiv 62 Modifikationen und Varietaten BearbeitenAls Faroelith englisch auch Faroelite bzw Faroelite wird eine radialfaserige kugelige Thomsonit Varietat von den Faroer Inseln benannt 11 14 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Calcit Druse mit weissen Thomsonit Ca kugeln von denen einige mit faserigen Thomsonitkristallen uberwachsen sind aus Goble Columbia County Oregon USA Grosse 30 25 18 mm nbsp Teilweise mit lachsfarbenen Thomsonit Ca Kristallen aufgefullte Geode aus St Ulrich in Groden ital Ortisei Sudtirol Grosse 8 0 6 0 4 2 cm Die Minerale der Thomsonit Gruppe bilden sich in Basalten und gelegentlich in granitischen Pegmatiten wo sich meist in Paragenese mit anderen Zeolithen aber auch mit Calcit Datolith Prehnit und oder Quarz 9 Als weitere Begleitminerale konnen unter anderem Aegirin Annit Astrophyllit Baryt Fluorapatit Fluorapophyllit Magnetit Mikroklin Pyrophanit Thaumasit und Tobermorit auftreten 10 Als eher seltene Mineralbildung kann Thomsonit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Weltweit sind bisher uber 900 Fundorte dokumentiert Stand 2013 15 Bekannt aufgrund aussergewohnlicher Thomsonitfunde sind unter anderem die Typlokalitat Old Kilpatrick in Schottland und West Paterson im US Bundesstaat New Jersey wo radialstrahlige Aggregate von bis zu 5 Zentimetern gefunden wurden Ebenfalls radialstrahlige Aggregate von mehreren Zentimetern Durchmesser fanden sich nahe Vinarice u Kladna Vinaricka hora im tschechischen Okres Kladno 16 und im Gebiet um Aurangabad Maharashtra in Westindien Grossere Einschlusse von massivem Thomsonite mit auffallend farbige Maserungen sind von den Oberer Seen bekannt Die typische Grosse von Thomsoniteinschlussen liegt bei weniger als einem halben Zentimeter Es ist schwierig sie unbeschadigt aus ihrer Matrix herauszulosen Weitere Fundstellen befinden sich unter anderem in Australien Costa Rica Danemark Faroerlith Deutschland Frankreich Island Italien Japan Kanada Neuseeland Norwegen Osterreich Portugal Russland Schweden der Schweiz Spanien Sudafrika der Ukraine im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und in weiteren Staaten der USA 17 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 702 englisch Douglas S Coombs Alberto Alberti Thomas Armbruster Gilberto Artioli Carmine Colella Ermanno Galli Joel D Grice Friedrich Liebau Joseph A Mandarino Hideo Minato Ernest H Nickel Elio Passaglia Donald R Peacor Simona Quartieri Romano Rinaldi Malcolm Ross Richard A Sheppard Ekkehart Tillmanns Giovanna Vezzalini Recommended nomenclature for zeolite minerals report of the Subcommittee on Zeolites of the International Mineralogical Association Commission on New Minerals and Mineral Names In The Canadian Mineralogist Band 35 1997 S 1571 1606 englisch minsocam org PDF 347 kB abgerufen am 22 Januar 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Thomsonite Sammlung von Bildern Thomsonit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 22 Januar 2023 Thomsonite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 22 Januar 2023 englisch David Barthelmy Thomsonite Ca Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 22 Januar 2023 englisch David Barthelmy Thomsonite Sr Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 22 Januar 2023 englisch Thomsonite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 22 Januar 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Thomsonite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 22 Januar 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 22 Januar 2023 englisch H J Brooke On mesotype needlestone and thomsonite In Annals of Philosophy Band 16 1820 S 193 194 englisch rruff info PDF 158 kB abgerufen am 22 Januar 2023 Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 331 I V Pekov E V Lovskaya A G Turchkova N V Chukanov A E Zadov R K Rastsvetaeva N N Kononkova Thomsonite Sr Sr Ca 2Na Al5Si5O20 6 7H2O a new zeolite mineral from the Khibina massif Kola Peninsula and the thomsonite Ca thomsonite Sr isomorphous series In Zapiski Vserossiyskogo Mineralogicheskogo Obshchestva Band 130 Nr 4 S 46 55 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 22 Januar 2023 englisch G Diego Gatta Volker Kahlenberg Reinhard Kaindl Nicola Rotiroti Piergiulio Cappelletti Maurizio De Gennaro Crystal structure and low temperature behavior of disordered thomsonite In American Mineralogist Band 95 2010 S 495 502 englisch rruff info PDF 663 kB abgerufen am 22 Januar 2023 Kenny Stahl Ake Kvick Joseph V Smith Thomsonite a neutron diffraction study at 13 K In Acta Crystallographica C46 1990 S 1370 1373 doi 10 1107 S0108270189013259 englisch a b c d e Thomsonite Ca In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 91 kB abgerufen am 22 Januar 2023 a b c d e Thomsonite Sr In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 89 kB abgerufen am 22 Januar 2023 a b Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 791 Erstausgabe 1891 Thomsonite Ca In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 22 Januar 2023 englisch Thomsonite Sr In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 22 Januar 2023 englisch Faroelite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 22 Januar 2023 englisch Thomsonite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 22 Januar 2023 englisch Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 273 Fundortliste fur Thomsonite beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 22 Januar 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomsonit amp oldid 239001360