www.wikidata.de-de.nina.az
Die Ursprunge der organisierten Schweizer Frauenbewegung liegen in den lokalen Frauenvereinen von denen sich viele im Laufe der politischen Kampfe des 19 Jahrhunderts zusammenschlossen Diese Vereine waren ursprunglich vor allem in den Bereichen der Fursorge und der Erziehung engagiert Erst in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts begannen sie in der Folge der ersten Totalrevision der Bundesverfassung 1874 in der die Frauen und ihre Forderungen ignoriert wurden ernsthaft zu politisieren und sich in kantonalen und nationalen Dachverbanden zusammenzuschliessen um ihre Krafte zu bundeln Die ersten nationalen Frauenverbande wurden vor allem von Frauen aus der burgerlichen Bildungselite getragen und waren aufgrund der mangelnden Basis im Volk dementsprechend kurzlebig Diese Verbande machten sich primar fur die Gleichstellung der Geschlechter im Zivilrecht und im Arbeitsrecht stark waren aber insgesamt in ihren Strukturen Forderungen und Weltanschauungen sehr heterogen Frauenstreik auf dem Berner Bundesplatz 14 Juni 2019Die neue autonome Frauenbewegung hingegen entstand aus den Jugend und Studentenunruhen von 1968 heraus als Reaktion auf die Stagnation der Ersten Frauenbewegung einerseits und auf die wiederum mannerdominierte Neue Linke andererseits Die neuen Feministinnen kampften nicht mehr fur die Gleichberechtigung der Frauen in Gesellschaft Politik und Wirtschaft sondern prasentierten auf der Basis feministischer Gesellschaftsanalysen von franzosischen und US amerikanischen Theoretikerinnen eine radikale Kritik an der bestehenden Gesellschaft und schlugen neue Gesellschaftsmodelle vor Inhaltsverzeichnis 1 Weltanschauliche Grundlagen 2 Erste Frauenbewegung 2 1 Ubersicht 2 2 Chronologie der alten Frauenbewegung 2 2 1 1870er Jahre 2 2 2 1880er Jahre 2 2 3 1890er Jahre 2 2 4 1900er Jahre 2 2 5 1910er Jahre 2 2 6 1920er Jahre 2 2 7 1930er Jahre 2 2 8 Zweiter Weltkrieg 2 2 9 1940er Jahre 2 2 10 1950er Jahre 2 2 11 1960er Jahre 2 3 Organisationen der ersten Frauenbewegung 3 Neue Frauenbewegung 3 1 Wurzeln 3 2 Feministische Gesellschaftsanalyse 3 3 Konkrete Aktion 3 4 Beziehungen zwischen Alter und Neuer Frauenbewegung 3 5 Chronologie der neuen Frauenbewegung 3 5 1 1970er Jahre 3 5 2 1980er Jahre 3 5 3 1990er Jahre 4 Themen der Schweizerischen Frauenbewegung 5 Verwandte Themen 6 Literatur 6 1 Alte Frauenbewegung 6 2 Neue Frauenbewegung 7 Einzelnachweise 8 WeblinksWeltanschauliche Grundlagen BearbeitenWie auch in der internationalen Frauenbewegung kristallisierten sich auch in der Schweiz zwei grundlegende Auffassungen das Verhaltnis zwischen den Geschlechtern betreffend heraus eine dualistische oder differenzialistische Sichtweise und eine generalistische bzw egalitare Auffassung fur Details zu diesen Konzepten siehe unter Feminismus In der ersten Schweizer Frauenbewegung war die dualistische Auffassung dominant Manner und Frauen haben eine grundsatzlich verschiedene Natur Zum weiblichen Aufgabenbereich gehort die Familienarbeit und die moralische Sorge fur die Gemeinschaft Der politisch gesellschaftliche Einfluss der Frauenverbande jener Zeit beschrankte sich deshalb auch primar auf die Bereiche der sozialen Mutterlichkeit welche sie fur sich zu monopolisieren wussten Der egalitare Ansatz der sich in der ersten Welle der Frauenbewegung nur in ihrem linken Flugel durchsetzen konnte basierte auf den Ideen der Aufklarung Danach waren alle Menschen gleich woraus die Forderung nach der Gleichstellung der Geschlechter in samtlichen Bereichen der Gesellschaft abgeleitet wurde Bis in die 1960er Jahre hinein spielte dieser Ansatz in der Schweizer Frauenbewegung nur eine untergeordnete Rolle Erst mit der radikalen Gesellschaftskritik der Neuen Frauenbewegung und den Forderungen der Feministinnen bekam der egalitare Ansatz neuen Aufschwung Der Konflikt zwischen egalitarem und differenzialistischem Ansatz pragte insbesondere die Beziehungen zwischen der Alten und der Neuen Frauenbewegung in den 1960er und 1970er Jahren Erste Frauenbewegung BearbeitenUbersicht Bearbeiten Mitte des 19 Jahrhunderts existierten in der Schweiz Hunderte von Frauenvereinen die sich gemeinnutzigen oder sozialen Zwecken widmeten Sie wurden von Pfarrern Sozialpolitikern oder Padagogen geleitet und existierten oft nur solange der jeweilige Grunder aktiv war Kaum eine Frau wagte sich in die Politik vor Mit der Bildung der modernen Eidgenossenschaft 1848 und den Diskussionen um die Totalrevision der Bundesverfassung 1874 anderte sich diese Situation und mehrere Frauen forderten offentlich die Besserstellung der Frauen im Zivilrecht In den 1870er Jahren entwickeln sich daraus erste Ansatze einer organisierten Frauenbewegung Die ersten regionsubergreifenden Frauenvereine bildeten sich im Kampf gegen die Prostitution Westschweiz und rund um gemeinnutzige Aufgaben Deutschschweiz Diese Vereine wurden insbesondere von Frauen des Burgertums getragen da sie diesen eine Moglichkeit eroffneten offentlich tatig zu werden ohne ihre traditionelle weibliche Rolle zu verlassen Erst in den 1890er Jahren gab es in allen grosseren Schweizer Stadten Frauenrechtsvereine welche den Forderungen ihrer Mitglieder nach gleichen politischen und zivilrechtlichen Rechten Gewicht verleihen sollten Getrennt von diesen burgerlichen Organisationen entstanden Zusammenschlusse unter den Arbeiterinnen die uber weite Strecken dieselben Ziele verfolgten Gegen Ende der 1890er Jahre standen in der Schweizerischen Politik wichtige Gesetzesanderungen in den Bereichen Zivilrecht Strafrecht Kranken und Unfallversicherungsgesetz auf der politischen Agenda auf die die Frauen ebenfalls Einfluss nehmen wollten Eine effizientere Organisation der Interessenverbande drangte sich deshalb auf Im Gegensatz zu andere Interessengruppen und verbanden fehlte den Frauen jedoch ein wichtiges Druckmittel das Referendum weshalb die Forderung nach dem Stimm und Wahlrecht bald zur obersten Prioritat wurde Um dieser Forderung mehr Gewicht zu verleihen versuchten verschiedene Frauenverbande sich in einer Dachorganisation zu formieren Mehrere Versuche diesbezuglich scheiterten jedoch an den unterschiedlichen politischen konfessionellen und ideologischen Interessen der beteiligten Verbande und Personen In den 1890ern sah sich der Sozialstaat mehr und mehr mit den Folgen der Industrialisierung konfrontiert Deshalb politisierten sich nicht nur die Frauen sondern auch die Politik fing an sich fur deren Belange zu interessieren um die schlimmsten Folgen der Industrialisierung auf die Bevolkerung abzufedern Man wusste die Arbeit der gemeinnutzigen Frauenvereine zu schatzen und war bereit ihnen in gewissem Masse entgegenzukommen und insbesondere ihre Arbeit durch die aktive Partizipation an den Entscheidungen im Bereich Schulwesen Armenpflege und Kirchenangelegenheiten zu erleichtern Gegen die Jahrhundertwende vermischten sich die Grenzen zwischen den verschiedenen Frauenvereinen mehr und mehr Die Trennlinie verlief nicht mehr entlang konfessioneller Grenzen oder sozialer Klassen sondern es entwickelten sich zwei Lager von denen das Progressive die politische und rechtliche Gleichberechtigung forderte das Konservative jedoch die traditionelle Geschlechterhierarchie nicht infrage stellen wollte Die Idee eines Dachverbandes von Frauenorganisationen scheiterte an den unterschiedlichen ideologischen konfessionellen und politischen Ausrichtungen der Frauenvereine Am Vorabend des Ersten Weltkriegs existierten funf grosse Frauenverbande deren Verhaltnis von gegenseitiger Abgrenzung und Zusammenarbeit von Fall zu Fall gepragt war Der Schweizerische gemeinnutzige Frauenverein SGF der Verband deutschschweizerischer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit der Bund Schweizerischer Frauenvereine BSF der Verband schweizerischer Arbeiterinnenvereine SAV und der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF Daneben gab es gesamtschweizerische Organisationen mit spezifischer Zielsetzung wie der einflussreiche Schweizerische Verband fur Frauenstimmrecht SVF oder der Schweizerische Lehrerinnenverein 1 Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in mehreren europaischen Lander das Frauenwahlrecht eingefuhrt Die Schweizerinnen die gehofft hatten dass ihr Einsatz im militarischen Rotkreuzdienst und bei der Linderung der Folgen des Krieges durch politische Anerkennung honoriert werden wurde wurden enttauscht Im Gegensatz zu anderen Landern fuhrte dies in der Schweiz jedoch nicht zu einer Radikalisierung der Frauenbewegung Im allgemeinen internationalen Klima des Klassenkampfes Russische Revolution 1917 Schweizer Generalstreik 1918 polarisierte und zersplitterte die schweizerische Frauenbewegung fur die nachsten Jahrzehnte in zwei Lager Wahrend die burgerlichen Frauenverbande sich loyal zum Staat bekannten wandte sich die Arbeiterinnenbewegung vermehrt der Arbeiterbewegung den Gewerkschaften und der sozialistischen Parteienlandschaft zu Da ihre Bemuhungen um politische Gleichberechtigung vergebens waren konzentrierten sich die grossen Schweizer Frauenorganisationen in den 1920er Jahren vermehrt auf frauentypische Themen insbesondere die Berufsbildung im hauswirtschaftlichen Bereich Zwischen 1919 und 1921 wurden in sechs Kantonen Abstimmungen zur Einfuhrung des Stimm und Wahlrechts fur Frauen durchgefuhrt und uberall mit grossen Mehrheiten abgelehnt Mit der Polarisierung der allgemeinen politischen Lage wagten die Frauenverbande kein offensives Vorgehen mehr und ihr Engagement in der traditionellen Wohlfahrt Erziehung Schule Kirche Fursorge gewann erneut an Terrain Die progressiveren Verbande wandten ihre Interessen eher der Frauenerwerbsarbeit und Berufsbildung zu Gleichzeitig fand aber innerhalb der Frauenverbande eine Professionalisierung statt wodurch sie in der Politik bei ihren Themen ausser der Frauenfrage an Einfluss gewannen und ernst genommen wurden Die Weltwirtschaftskrise und die Bedrohung durch den Faschismus in den Nachbarlandern fuhrte im politischen Klima der Schweiz zu einem verstarkten Konservatismus der sich auch in der Frauenbewegung bemerkbar machte Progressive Anliegen der Frauen Gleichberechtigung wirtschaftliche und soziale Besserstellung Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs verloren weiter an Boden Die angespannte Situation fuhrte dazu dass sich die Verbande innerhalb der Frauenbewegung wieder annaherten da sowohl sozialdemokratische als auch burgerliche Frauen gemeinsam an der Bewaltigung der Folgen der Krise und des Kriegs arbeiteten Die begonnene bisher erfolglose Strategie des beispielhaften Staatsburgerinnentums wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit ebenso wenig Erfolg weitergefuhrt Mit karitativem Einsatz und weiblicher Berufstatigkeit in Dienstleistungsberufen konnte die Anerkennung der Burgerrechte nicht erreicht werden Dies war erst Ende der 1960er Jahre durch die Radikalisierung und selbstbewusstere Forderung nach Burgerrechten moglich In den Nachkriegsjahren und wahrend der vom Kalten Krieg gepragten 1950er Jahren waren Frauenanliegen erneut in den Hintergrund getreten Mit dem Wirtschaftswunder wurden erstmals Einverdiener Familien fur die breite Bevolkerung moglich und das vorherrschende Frauenbild war dasjenige der gut gepflegten modernen technisierten Hausfrau und Mutter die die Karriere ihres Mannes fachkundig unterstutzte und die Begabungen ihrer Kinder intensiv forderte Dennoch gab es viele berufstatige Frauen und die schweizerischen Frauenverbande unternahmen grosse Anstrengungen um der weiblichen Berufstatigkeit sowie ihrer politischen Tatigkeit zu gesellschaftlicher Anerkennung zu verhelfen Nachdem 1959 das Frauenstimmrecht auf eidgenossischer Ebene abgelehnt worden war verlagerten sie ihre Anstrengungen auf die Kantone wo sie in Genf der Waadt und Neuenburg erfolgreich waren Gegen Ende der 1950er und Anfang der 1960er mit den beginnenden Problemen der Konsumgesellschaft begannen die Frauen erneut ihre Interessen als Arbeitnehmerinnen und als Konsumentinnen wahrzunehmen Erst 1968 als der Bundesrat die Europaische Menschenrechtskonvention nur unter Vorbehalten unterzeichnen wollte flammte der Kampf um politische Partizipation erneut auf Unterstutzt durch junge radikale Feministinnen aus der politischen Linken siehe Neue Frauenbewegung wurden die politischen Rechte nun als Menschenrechte und nicht wie bisher als Frauenrechte eingefordert Die vereinten Krafte der traditionellen Frauenverbande und der Organisationen der Neuen Frauenbewegung zwangen die politischen Entscheidungstrager der Schweiz schliesslich dazu die Frage des Frauenstimmrechts erneut auf die Tagesordnung zu setzen Als nach Jahrzehnten des Wartens das Frauenstimmrecht in der Schweiz in der eidgenossischen Abstimmung von 1971 endlich angenommen wurde sahen sich die traditionellen Frauenverbande am Ziel Einige losten sich auf andere gingen mit neu formulierten Zielen in der Neuen Frauenbewegung auf Chronologie der alten Frauenbewegung Bearbeiten 1870er Jahre Bearbeiten In den Diskussionen uber die Totalrevision der Bundesverfassung gelangte die Association internationale des femmes in zwei Vorstossen 1868 und 1870 an den Nationalrat und forderte darin erfolglos die zivilrechtliche Gleichstellung der Frauen in der neuen Verfassung Etwa zur selben Zeit loste die Grundung der Internationalen Arbeiterassoziation eine Welle von Gewerkschaftsgrundungen von Frauen aus Die Kettenmacherinnen Schmuckpoliererinnen Herrenschneiderinnen und Naherinnen organisierten sich in eigenen Gewerkschaften Die Seidenweberinnen grundeten eine Weibersektion der Seidenwebergewerkschaft Im Jahr 1872 trat mit der Veroffentlichung von Die Frauenfrage in der Schweiz erstmals Julie von May von Rued auf das politische Parkett Noch im selben Jahr wurde die Association internationale des femmes aufgelost und als Association internationale pour la defense des droits de la femme besser bekannt als Solidarite neu gegrundet 1873 fand in Olten der erste schweizerische Arbeiterkongress statt Erstmals in der Schweizer Arbeiterbewegung forderten Gewerkschafterinnen die Gleichstellung der Frauen in den Gewerkschaften und den Einbezug von Fraueninteressen in den gewerkschaftlichen Kampf Im Jahr 1877 wurde der Schweizerische Frauenbund zur Hebung der Sittlichkeit als Schweizer Dachorganisation der Internationalen Foderation zur Abschaffung der Prostitution gegrundet In Neuenburg entstand der Internationale Verein Freundinnen junger Madchen Weitere burgerliche Frauenvereine entstanden im Rahmen der Anti Alkohol Bewegung 1880er Jahre Bearbeiten Unter der Leitung von Elise Honegger wurde 1885 der erste Dachverband der schweizerischen Frauenorganisationen gegrundet Wegen innerer Differenzen spaltete sich der Schweizer Frauen Verband 1888 und wurde 1892 wieder aufgelost Mit der Petition von Marie Goegg Pouchoulin fur die Einfuhrung des Frauenstimmrechts 1886 sowie der Organisation des Ersten Nationalen Frauenkongresses von 1896 in Genf trat die Schweizer Frauenbewegung erstmals als ernstzunehmende politische Kraft in Erscheinung Im selben Jahr forderte Meta von Salis in ihren in der Zuricher Post abgedruckten Ketzerischen Neujahrsgedanken einer Frau die volle Gleichberechtigung der Frauen und bezeichnete die vollen Burgerrechte fur die Frauen als Pramisse des burgerlichen Staates Von Salis war die erste Frau die es als Einzelperson wagte offentlich fur das Frauenstimmrecht einzutreten Zwischen 1886 und 1887 grundete die in der Zweiten Internationalen engagierte Gertrude Guillaume Schack mehrere Organisationen fur Arbeiterinnen in Dienstleistungsberufen die in den bestehenden Gewerkschaften keine adaquate Vertretung ihrer Interessen fanden In St Gallen entstand so der erste Arbeiterinnenverein gefolgt von Vereinen in Winterthur Zurich Basel und Bern Die Arbeiterinnenvereine schlossen sich 1890 zum Verband schweizerischer Arbeiterinnenvereine SAV zusammen Ebenfalls 1887 forderte Emilie Kempin Spyri die erste Schweizer Juristin die Zulassung zum Anwaltsberuf und scheiterte vor dem Bundesgericht 1888 wurde der Schweizerische Gemeinnutzige Frauenverein SGF gegrundet der sich bis zur Jahrhundertwende zu einer der einflussreichsten schweizerischen Frauenorganisationen entwickeln sollte 1890er Jahre Bearbeiten 1891 loste sich Emma Pieczynska Reichenbach aus der abolitionistischen Bewegung heraus und grundete die Union des femmes de Geneve die sich vermehrt fur die Rechte der Frauen engagierte Im Jahr 1892 entstanden mehrere Selbsthilfeorganisationen fur Arbeiterinnen darunter u a eine Kollektivversicherung fur kranke Arbeiterinnen in Bern und eine Sterbekasse mit Begrabnisgeld in St Gallen Im selben Jahr wurde der Schweizerische Lehrerinnenverein gegrundet In Bern bildete sich u a auf Initiative von Julie Ryff hin das Frauenkomitee Bern das bald zum Expertinnengremium fur Frauenfragen des Bundesrats und Parlaments avancierte Erstmals wurden 1893 durch eine Eingabe des SAV an den Bundesrat Minimallohne fur Frauen und Manner sowie weitere Rechte gefordert An der Delegiertenversammlung des SAV wurde erstmals die Forderung nach politischer Gleichstellung der Frauen festgehalten eine Forderung die erst 1904 Aufnahme in das Programm der Sozialdemokratischen Partei fand Im Auftrag des Bundesrates wurde 1893 eine Umfrage uber die gemeinnutzige Tatigkeit der Schweizerinnen durchgefuhrt Die Umfrage ergab dass zu diesem Zeitpunkt landesweit 5695 Frauenvereine existierten die sich dem Kampf gegen Armut Prostitution und Alkoholismus verschrieben hatten 1896 fand im Rahmen der Landesausstellung in Genf der erste schweizerische Kongress fur die Interessen der Frau statt Erstmals trat hier die Frauenbewegung auf gesamtschweizerischer Ebene als politische Kraft in Erscheinung Als Pendant zu den evangelischen Freundinnen junger Madchen grundeten die Katholikinnen den Verein Pro Filia 1898 forderten die Delegierten des SAV beim Gewerkschaftsbund bessere Unterstutzung der Arbeiterinnen durch die organisierten Arbeiter Als direkte Folge dieser Forderung wurde Marie Villinger als erste Frau in den nationalen Vorstand des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes gewahlt Ein Jahr spater grundeten katholische Arbeiterinnen auf Drangen der Kirche den Verband katholischer Arbeiterinnen als Gegenpart zum sozialistischen SAV Am 17 Mai 1900 verlangten sechs Frauenrechtsvereine in einer Kollektiveingabe unter dem Namen Bund schweizerischer Frauenvereine an das Eidgenossische Justiz und Polizeidepartement die Gutertrennung im neuen Zivilgesetzbuch ZGB Der BSF unter der Leitung von Helene von Mulinen wurde am 26 Mai desselben Jahres offiziell gegrundet Parallel dazu entstand auf Initiative von Hedwig Bleuler Waser der Schweizerische Bund abstinenter Frauen 1900er Jahre Bearbeiten Zwischen 1901 und 1905 radikalisierte sich die Arbeiterinnenbewegung unter Fuhrung des SAV Der SAV schaffte es die Forderungen der Frauen nach politischer Gleichberechtigung in die Aktionsprogramme der Gewerkschaftsbewegung und der Sozialdemokratischen Partei zu bringen Der BSF seinerseits forderte 1904 durch eine Eingabe an die Schweizerische reformierte Kirchenkonferenz das Frauenstimmrecht in Kirchenangelegenheiten Schliesslich entschied sich die Delegiertenversammlung des SAV in der Frage des Frauenstimmrechts mit den burgerlichen Frauen des BSF gemeinsame Sache zu machen 1905 schuf der Schweizerische Gewerkschaftsbund die Stelle einer Arbeiterinnensekretarin Mit Hilfe der SAV Frau Margarethe Faas Hardegger die diese Stelle von 1905 bis 1909 innehatte gewann die Arbeiterinnenbewegung an feministischem Profil und politischem Einfluss Unter anderem brachte sie die Frage nach bezahltem Mutterschaftsurlaub und Hausarbeit in die gewerkschaftliche Diskussion ein Bei Erscheinen des neuen ZGB 1907 mussten die Frauenvereine ihren Misserfolg bei der Forderung nach einer Verbesserung der rechtlichen Situation der Frauen eingestehen Mehr und mehr wurde ihnen bewusst wie wichtig das Stimm und Wahlrecht fur Frauen war um Einfluss nehmen zu konnen Auch die burgerlichen Frauen allen voran der BSF engagierten sich nun vermehrt fur das Frauenstimmrecht in der Schweiz und zogen mit den Arbeiterinnen gleichauf Bis 1908 gab es Frauenstimmrechtsvereine in Olten Neuenburg Zurich Le Locle Genf Kanton Waadt Bern und La Chaux de Fonds Ebenfalls 1907 erschienen erste Entwurfe fur ein neues Arbeitszeitgesetz Daraufhin organisierten sich die weiblichen Buroangestellten und Ehemalige der Tochterhandelsschulen in Zurich Bern und Genf in eigenen Interessenverbanden 1908 verabschiedeten die christlichsozialen Arbeiterinnenvereine ein neues Programm Darin forderten sie das Frauenstimmrecht im Schulwesen Fursorge und Armenwesen Mehrere Sittlichkeitsvereine grundeten im selben Jahr mithilfe des Schweizerischen Gemeinnutzigen Frauenvereins die Schweizerische Vereinigung fur Kinder und Frauenschutz die 1913 in Pro Juventute umbenannt wurde Im Jahr 1909 schlossen sich die lokalen Stimmrechtsvereine zum Schweizerischen Verband fur Frauenstimmrecht SVF zusammen Von den traditionellen Frauenvereinen trat keiner der neuen Vereinigung an die von den meisten als zu progressiv angesehen wurde Nach einem Streit mit dem Vorstand des SGB wurde Margarethe Faas Hardegger als Arbeiterinnensekretarin des Gewerkschaftsbundes entlassen und ihre Stelle mit Marie Walter Huni neu besetzt 1910 fand in Kopenhagen die Zweite Internationale Sozialistische Frauenkonferenz statt Die internationale Arbeiterinnenbewegung verpflichtete die sozialdemokratischen Parteien europaweit sich fur das Frauenwahlrecht einzusetzen Zudem grenzten sich die Sozialistinnen explizit von den burgerlichen Frauen ab indem sie ihren Mitgliedern verboten in burgerlichen Frauenvereinen und gruppen mitzumachen Zudem wurde der 19 Marz als Kampftag fur die Frauenrechte eingefuhrt Der Internationale Sozialistische Frauentag wurde in der Schweiz erstmals 1911 begangen 1910er Jahre Bearbeiten 1912 war ein entscheidendes Jahr fur die Schweizer Frauenbewegung Nachdem die Arbeiterinnenbewegung beschlossen hatte sich von der burgerlichen Frauenbewegung zu trennen gingen auch die Katholikinnen mit der Grundung des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes SKF endgultig ihre eigenen Wege Gleichzeitig ruckte die burgerliche Frauenbewegung naher zusammen Der BSF ruckte von seinen egalitaren Forderungen ab bis hin zur offiziellen Vertretung eines dualistischen Weltbildes Dadurch ergaben sich wieder Anknupfungspunkte mit dem Gemeinnutzigen Frauenverein und dem Sittlichkeitsverband 1914 brach der Erste Weltkrieg aus Die Schweiz mobilisierte die wehrfahigen Manner und die grossen Frauenverbande unter Leitung des SGF riefen in einer Mobilmachungsorder alle Schweizerinnen dazu auf ihre patriotische Pflicht zu tun und sich in den Dienst der Heimat zu stellen Die lokalen burgerlichen Frauenvereine bildeten in alle Stadten so genannte Frauenkartelle welche die Wohlfahrtsarbeit koordinierten und Beratungsstellen fur die Bevolkerung aufbauten Unter Anleitung von Else Zublin Spiller grundeten mehrere Abstinentinnen und Sittlichkeitsvereine gemeinsam den Schweizerischen Verband Soldatenwohl der fur die mobilisierten Soldaten alkoholfreie Raume anbot wo sie ihre Freizeit verbringen konnten Der von burgerlichen Frauen getragene Frauenweltbund zur Forderung internationaler Eintracht wurde 1915 in Genf gegrundet Die sozialistischen Arbeiterinnenvereine in der Schweiz kritisierten den Krieg als Ausdruck von Klassenkampf und Imperialismus und forderten vom Staat finanzielle Unterstutzung fur die Familien der eingezogenen Soldaten Der Berner Stimmrechtsverein brachte die Idee einer nationalen Frauenspende auf den Tisch die jedoch von den meisten Frauenorganisationen aus verschiedenen Grunden abgelehnt wurde Die Progressiven weigerten sich neue Pflichten anzuerkennen bevor ihre Forderungen nach gleichen Rechten erfullt waren Die Sozialdemokratinnen sahen die Pflicht zur Unterstutzung der Soldaten beim Staat und der SKF wollte lieber nur katholische Soldaten und ihre Familien unterstutzen Auf der anderen Seite sammelte der Gemeinnutzige Frauenverein gegen eine Million Franken die den Soldatenstuben und den Soldatenfamilien zugutekamen Im selben Jahr grundete Emma Graf das Jahrbuch der Schweizerfrauen 1916 wurde am sozialistischen Frauentag an 40 Manifestationen in der gesamten Schweiz Stimmrecht fur Frauen und gleicher Lohn fur gleiche Arbeit gefordert Im Laufe des Jahres bildete sich das Schweizer Komitee fur das Internationale Frauenkomitee fur Dauernden Frieden Die spater in Internationale Frauenliga fur Frieden und Freiheit umbenannte Organisation bildete auf internationaler Ebene eine Schnittstelle zwischen emanzipatorischen und pazifistischen Bestrebungen burgerlicher Frauen trotzdem stand sie der Arbeiterinnenbewegung bzw der sozialistischen Frauenbewegung sehr nahe Clara Ragaz ubernahm die Prasidentschaft fur die Schweizer Sektion Am 1 Oktober 1916 ubertrug die Regierung die Fursorge fur die Wehrmanner und ihre Familien dem Schweizerischen Verband Soldatenwohl Zwischen 1916 und 1917 gab es in mehreren Kantonen BE BS NE GE ZH VD Vorstosse von sozialdemokratischen Politikern fur die Einfuhrung des Frauenstimmrechts die sowohl vom SGF als auch den Sittenvereinen unterstutzt wurden Letztere erhofften sich durch die Einfuhrung des Frauenstimmrechts eine Kehrtwende in der Politik bezuglich der Prostitution In mehreren Schweizer Stadten demonstrierten Frauen gegen die hohen Lebensmittelpreise gegen die Teuerung und gegen Hunger Insbesondere die von Rosa Bloch Bollag organisierte Demonstration vom 10 Juni 1918 in Zurich loste eine schweizweite Solidaritatswelle mit der Arbeiterbewegung und der Frauenbewegung aus 1917 wurde der Verband schweizerischer Arbeiterinnenvereine aufgelost und in die SPS uberfuhrt Die innerhalb der SP geformten Frauengruppen wurden ab 1919 von der Zentralen Frauenagitationskommission ZFAK unter Leitung von Rosa Bloch Bollag koordiniert In dem dem Bundesrat 1918 vorgelegten Minimalprogramm des Oltener Aktionskomitees Schweizer Landesstreik wurde unter anderem das Frauenstimmrecht gefordert Der SVF unterstutzte diese Forderung offiziell Ende 1918 unterstutzten nicht nur der SVF sondern auch der BSF und der SGF die Motionen der Nationalrate Greulich und Gottisheim 1920er Jahre Bearbeiten Nach dem Scheitern der Abstimmungen zur Einfuhrung des Frauenstimmrechts in sechs Kantonen trat in der Schweizer Frauenbewegung Ernuchterung ein und man wandte sich anderen Themen insbesondere der Berufsarbeit zu Die Forderung nach wirtschaftlicher Gleichstellung dominierte die 1920er Jahre Frauenvereine grundeten Berufsberatungsstellen Ausbildungsangebote in der Krankenpflege Sozialarbeit und Hauswirtschaft Daneben entstanden neue Berufsorganisationen fur Frauen Die Frauenbewegung innerhalb der politischen Linken begann sich fur die Straflosigkeit der Abtreibung sowie eine Mutterschaftsversicherung einzusetzen 1921 fand in Bern der zweite nationale Kongress fur Fraueninteressen statt Im Mittelpunkt standen Forderungen nach dem Recht auf Erwerbsarbeit gleicher Lohn fur gleiche Arbeit und bessere Berufsbildung fur Frauen 1922 wurde der Konsumgenossenschaftliche Frauenbund der Schweiz gegrundet 1923 grundete der Bund Schweizerischer Frauenvereine die Schweizerische Zentralstelle fur Frauenberufe Ebenfalls auf Initiative des BFS entstand der Verband fur Berufsberatung und Lehrlingsfursorge Rosa Neuenschwander grundete im selben Jahr den Schweizerischen Frauengewerbeverband 1925 schlossen sich die Zurcher Frauenverbande im Vorort Frauenzentralen Zurich zusammen Am 6 Oktober 1927 formulierte die Zentralkonferenz der SP Frauengruppen ihre politischen und rechtlichen Forderungen an die SP Delegiertenversammlung Selbstbestimmung der Frauen beim Schwangerschaftsabbruch Einfuhrung einer Mutterschaftsversicherung Eheberatungsstellen politische Gleichberechtigung der Frauen Wahrend die Frauen in der SPS an Gewicht gewannen verloren sie in der KPS an Einfluss und die dortige Frauenagitationskommission wurde durch eine Frauenabteilung des Zentralkomitees ersetzt 1928 fand die Schweizerische Ausstellung fur Frauenarbeit SAFFA in Bern statt Im selben Jahr veroffentlichte der katholische Frauenbund eine Resolution in der das Stimm und Wahlrecht fur Frauen resolut abgelehnt wurde Der Schweizerische Verband fur Frauenstimmrecht SVF lancierte 1929 gemeinsam mit den Sozialdemokratinnen eine Petition fur das Frauenstimmrecht Die Rekordzahl von 249 237 Unterschriften uberstieg die geforderte Anzahl Unterschriften einer Volksinitiative und fuhrte dazu dass das Parlement den Bundesrat aufforderte die Motionen Greulich und Gottisheim aus dem Jahr 1919 mit erhohter Prioritat zu behandeln Der Bundesrat kam dieser Bitte 1957 nach In den 1920er Jahren kritisierte die Zurcher Arztin und Sexualreformerin Paulette Brupbacher die desolaten Verhaltnisse in den Arbeiterquartieren Da ihre Patientinnen auch unter der fehlende Verhutung litten kampfte sie offentlich fur Verhutungsmittel und Frauenrechte Damit brach sie ein Tabu und wurde zeitweise in den Kantonen Solothurn und Glarus mit einem Redeverbot belegt 1930er Jahre Bearbeiten Die 1930er Jahre standen im Zeichen der Weltwirtschaftskrise und des aufsteigenden Faschismus in Europa Die Forderung nach weiblicher Berufstatigkeit wurde in Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit in der Depression mit Misstrauen begegnet Die schweizerischen Frauenverbande wandten sich unter diesen Umstanden von den politischen und wirtschaftlichen Forderungen ab und zur Gemeinnutzigen Arbeit hin Auch die Sozialdemokratinnen konzentrierten sich vermehrt auf karitative Arbeit und aufgrund der gespannten internationalen Lage die internationale Solidaritat Parallel zu den bestehenden Verbanden entstanden neue Interessenverbande von Frauen Auf Initiative von Rosa Neuenschwander wurde 1932 der Schweizerische Landfrauenverband gegrundet 1933 folgte die Grundung des Verbands Schweizerischer Hausfrauenvereine Im Oktober 1934 grundeten die grossen Organisationen BSF SGF SVF Frauenzentralen Lehrerinnenverband und Akademikerinnenverband die Arbeitsgemeinschaft Frau und Demokratie um dem aufkeimenden Faschismus zu begegnen und ein offentliches Bekenntnis fur die Demokratie aber auch die Gleichberechtigung abzulegen Nachdem 1937 der Weltbund fur Frauenstimmrecht und staatsburgerliche Frauenarbeit in Zurich tagte erhielt die Schweizer Frauenstimmrechtsbewegung erneut Aufschwung prioritar blieb jedoch der Kampf gegen die totalitaristischen Tendenzen und fur die Demokratie 1938 organisierten deshalb alle grossen Frauenorganisationen eine Kundgebung gegen den Krieg und fur Demokratie und Unabhangigkeit der Schweiz 1939 grundete der Landesring der Unabhangigen seine Frauenkommission die in der Zukunft eng mit dem BSF zusammenarbeitete An der Landi in Zurich hatten die Frauenorganisationen einen Pavillon der Schweizerfrauen wo sie den Nutzen der Frauen fur die Volkswirtschaft und die geistige Landesverteidigung darstellten und auf die politischen Ungleichheiten der Frauen aufmerksam machten Als konkreten Beitrag zur geistigen Landesverteidigung arrangierten sie ausserdem den Vortragsdienst der Schweizerfrauen der in vielen Schweizer Stadten Vortrage uber die Demokratie und die Unabhangigkeit der Schweiz hielt Beteiligt waren insbesondere der SKF BSF und SVF Unmittelbar vor Kriegsausbruch wagte der SVF einen erneuten Vorstoss beim Nationalrat mit dem Argument die politische Mitarbeit der Frauen sei insbesondere in Kriegszeiten unerlasslich fur ein demokratisches Land Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden Vertreterinnen aller nationalen Frauenverbande von der Bundesregierung gebeten ein konsultatives Frauenkomitee zu bilden Dieses wurde dem Kriegsernahrungsamt zugewiesen Die Frauenorganisationen animierten ihre Mitglieder sich in einer der vielen Institutionen zu engagieren die zur Milderung der Kriegsfolgen geschaffen wurden militarischer Frauenhilfsdienst FHD ziviler Frauendienst Landdienst Organisation Heer und Haus Die Frauen der Arbeiterinnenbewegung schlossen sich mit den lokalen Frauenzentralen zusammen Gegen Ende des Kriegs anderte sich die politische Stimmung zugunsten der Frauen Insbesondere die politische Linke machte sich ernsthaft daran die Forderungen ihrer Frauen umzusetzen In der ganzen Schweiz stiegen die Mitgliederzahlen bei den Frauenstimmrechtsvereinen und sogar die organisierten Katholikinnen anderten ihre Meinung betreffend der politischen Gleichstellung der Frauen In diesem positiven Klima bereiteten mehrere Kantone Abstimmungen zur Einfuhrung des Frauenstimmrechts auf kantonaler Ebene vor 1940er Jahre Bearbeiten Am 1 April 1944 wurde in Zurich das Schweizerische Frauensekretariat eroffnet Im selben Jahr reicht Nationalrat Oprecht ein Postulat zur Einfuhrung des Frauenstimmrechts ein da wichtige frauenpolitische Themen auf der Tagesordnung stehen und seiner Meinung nach die Frauen dazu mitbestimmen sollten Das Postulat Oprecht wurde 1945 vom BSF mit einer Eingabe im Namen von 38 Frauenorganisationen unterstutzt Die gemeinnutzigen Frauen distanzierten sich explizit von dieser Eingabe der SKF erteilte seinen Mitgliedern erstmals Stimmfreigabe womit er erstmals von der konservativ katholischen Linie der Kirche abwich Im selben Jahr 1945 wurde das Schweizerische Aktionskomitee fur Frauenstimmrecht gegrundet Vom 20 bis 24 September 1946 fand der dritte Schweizerische Frauenkongress statt Thema war Die Frau in verantwortlicher Arbeit im Schweizervolk 1947 wurden der Evangelische Frauenbund der Schweiz EFS und der Staatsburgerliche Verband katholischer Schweizerinnen STAKA gegrundet Bei den Feiern zum 100 Jahrigen Bestehen der Schweizer Bundesverfassung im Jahr 1948 fuhlten sich die Frauen ubergangen und organisierten deshalb verschiedene Kundgebungen In einer Resolution verlangte der SVF erneut die politische Gleichstellung der Schweizer Frauen Als einziger Verband unternahm der SGF keine Aktionen 1949 wurde der BSF mit dem Ziel reorganisiert Dachverband fur alle schweizerischen Frauenvereine zu werden Im selben Jahr grundeten die Frauen der FDP eine eigene von der FDP unabhangige Vereinigung die Schweizerische Vereinigung der Freisinnig Demokratischen Frauen 1950er Jahre Bearbeiten Gleich zu Beginn der konservativen 1950er Jahre erregten zwei Eingaben an die Regierung die Gemuter einerseits der Vorschlag des SVF das Frauenstimmrecht uber eine Neuinterpretation der Verfassung statt uber eine Verfassungsanderung durch die Hintertur einzufuhren andererseits die Forderung des BSF und der weiblichen Berufsverbande die Konvention Nr 100 gleicher Lohn fur gleichwertige Arbeit der Internationalen Arbeitsorganisation zu ratifizieren 1956 wollte der Bundesrat das Zivilschutzobligatorium fur Manner und Frauen einfuhren BSF SVF und SKF opponierten dagegen und wollten die Aktivburgerrechte fur Frauen an ein solches Obligatorium gekoppelt sehen SGF und die Arbeitsgemeinschaft Frau und Demokratie hingegen unterstutzten die Vorlage in der Hoffnung auf die Aktivburgerrechte als Belohnung Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Frauenverbande fur die politischen Rechte der Frau ARGE wurde 1957 von allen nationalen Frauenorganisationen ausser dem Landfrauenverband und dem SGF gegrundet Die Migros Genossenschafterinnen grundeten im selben Jahr ihren eigenen Verband den Schweizerischen Bund der Migros Genossenschafterinnen Mithilfe des neuen Verbandes wollten sie die Interessen der Konsumentinnen und ihrer Familien wahrnehmen aber auch fur die Gleichberechtigung der Frauen eintreten 1958 anderte der SKF seine Meinung zum Frauenstimmrecht und gab die Ja Parole fur die kommende Abstimmung heraus Vom 17 Juli bis 15 September fand die zweite SAFFA unter dem Motto Lebenskreis der Frau in Familie Beruf und Staat statt wobei hier vom BSF in Aussicht auf die eidg Abstimmungen von 1959 eine inoffensive Stimmung verbreitet wurde Das Erscheinen von Iris von Rotens Buch Frauen im Laufgitter liess die Stimmung jedoch trotz offentlicher Distanzierung durch die Frauenorganisationen zuungunsten der Frauen kippen Am 1 Februar 1959 wurde erstmals auf nationaler Ebene uber die Einfuhrung des Frauenstimmrechts abgestimmt und die Vorlage vom mannlichen Stimmvolk mit grosser Mehrheit verworfen Die Proteste der Frauen blieben mehrheitlich verhalten ein Streik von 50 Lehrerinnen aus Basel wurde von den grossen Frauenorganisationen offentlich missbilligt Noch immer versuchten die grossen Frauenorganisationen ein Bild der Frauen als gehorsame Staatsburgerinnen zu verbreiten die sich an die Gesetze hielten und ansonsten inoffensiv das traditionelle Frauenbild vertraten Von nun an verlagerten sie ihre Aktivitaten erneut auf die kantonale Ebene Auf nationaler Ebene konzentrierten sie sich auf die ausserparlamentarische Partizipation Der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB fuhrte 1959 eine Frauenkommission als neues Organ ein Die Frauenkommission war durch den SGB finanziert und erhielt einen Sitz im Vorstand Ziel der Frauenkommission war es die erwerbstatigen Frauen zu vertreten und ihre Stellung zu verbessern 1965 folgte der christlichnationale Gewerkschaftsbund CNG dem SGB und richtete seinerseits ebenfalls eine Frauenkommission ein In Chexbres wurde 1959 die Federation romande des consommatrices FRC als Interessenvertretung der Konsumentinnen und Konsumenten gegrundet 1961 schlossen sich die Konsumentinnenforen aus den verschiedenen Landesteilen zum Konsumentinnenforum der Schweiz zusammen 1960er Jahre Bearbeiten Die 1960er Jahre waren gepragt von den Studentenunruhen den Hippies der aufkeimenden Rockkultur und einer neuen Linken Im Rahmen der sozialen Umwalzungen dieses Jahrzehnts und insbesondere nach der vernichtenden Niederlage der Abstimmung zum Frauenstimmrecht verloren die traditionellen Frauenverbande in der breiten Bevolkerung mehr und mehr an Boden Aus den intellektuellen Kreisen der neuen Linken kamen junge Frauen die mit provozierenden teilweise auch fur Schweizer Verhaltnisse spektakularen Aktionen einen radikalen Feminismus vertraten Diese Frauen brachten neuen Schwung in die stagnierende Frauenbewegung der ersten Welle was schliesslich dazu fuhrte dass am 7 Februar 1971 das Frauenstimmrecht von der Bevolkerung angenommen wurde Nun wahnten sich die Vereine und Organisationen der alten Frauenbewegung am Ziel Viele Aktivistinnen konnten die Forderungen der jungeren Generation nach Gleichstellung und tiefergreifenden gesellschaftlichen Veranderungen nicht nachvollziehen Die Frauenbewegung wurde einem tiefgehenden Wandel unterzogen wobei einige Organisationen sich auflosten andere jedoch sich die gesellschaftskritischen feministischen Forderungen aneigneten und ihre Schwerpunkte und Forderungen neu formulierten Organisationen der ersten Frauenbewegung Bearbeiten Zu Beginn des 20 Jahrhunderts hatten sich funf grosse nationale Verbande etabliert welche die Frauenbewegung pragten Schweizerischer Gemeinnutziger Frauenverein SGF Verband deutschschweizerischer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit Bund Schweizerischer Frauenvereine BSF unter der Leitung von Helene von Mulinen Verband schweizerischer Arbeiterinnenvereine SAV Schweizerischer Katholischer Frauenbund SKF Neben diesen allgemeinen Frauenverbanden gab es einige nationale Frauenorganisationen mit einer spezifischen Zielsetzung z B der Schweizerische Verband fur das Frauenstimmrecht SVF und Gewerkschaftsverbande die sich allgemein politisch engagierten z B Schweizerischer Lehrerinnenverein Neue Frauenbewegung BearbeitenWurzeln Bearbeiten Die neue Frauenbewegung in der Schweiz war Teil einer internationalen Entwicklung die sich im Laufe der 1960er Jahre abspielte Weltanschaulich wurzelte sie nur zum Teil in der alten Frauenrechtsbewegung sondern vielmehr in der neuen Linken der Alternativbewegung und teilweise der Autonomiebewegung Als Ausloser fur eine neue Frauenbewegung in der Schweiz gilt insbesondere die Studentenbewegung von 1968 Aus dieser heraus entstand Ende 1968 in Zurich die erste organisierte autonome Frauengruppe die sich bald Frauenbefreiungsbewegung FBB nannte Auch in anderen Stadten und Landesteilen entstanden bald autonome Frauengruppen die sich der FBB zurechneten Die Frauen der FBB kritisierten die Diskrepanz zwischen der von der neuen Linken geforderten Herrschaftsfreiheit und der innerhalb der Bewegung existierenden Geschlechterordnung Sie wandten sich nicht nur gegen die burgerliche Gesellschaft und Familie sondern auch gegen die in der Studentenbewegung vorherrschenden patriarchalen Strukturen Parallel dazu entstanden aus anderen Bereichen der Linken heraus andere Gruppierungen die vorerst nichts mit den Autonomen zu tun haben wollten Dazu zahlte u a die Progressiven Frauen Schweiz die Vorgangerorganisation der Organisation fur die Sache der Frau OFRA Im Gegensatz zu den Frauen der FBB versuchten die Progressiven Feminismus mit Sozialismus zu verbinden und bedienten sich dabei der existierenden politischen Instrumente Feministische Gesellschaftsanalyse Bearbeiten Die neue Frauenbewegung in der Schweiz stand unter dem Motto Das Private ist politisch D h individuelle Alltagserfahrungen der Frauen wurden mit den gesellschaftlichen Bedingungen erklart So wurde beispielsweise die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung als fur die Frauen diskriminierend kritisiert und es wurde aufgezeigt dass das Wirtschafts und Gesellschaftssystem ohne die Billig oder Gratisarbeit der Frauen nicht funktionieren konnte und zusammenbrechen wurde Weitere Kritik bezog sich auf die schlechtere Ausbildung von Frauen und auf die Lohndiskriminierung Hinzu kam das Aufdecken und offentliche Hinterfragen von Tabuthemen wie dem Schwangerschaftsabbruch Vergewaltigung in der Ehe und Gewalt gegen Frauen In all diesen Bereichen wurde die volle Selbstbestimmung der Frauen eingefordert Konkrete Aktion Bearbeiten Die neue Frauenbewegung kritisierte nicht nur die Gesellschaft sondern versuchte den von ihr als Missstande empfundenen Punkte mit eigenen Losungsansatzen zu begegnen So entstanden unzahlige Selbsthilfe und Arbeitsgruppen zu den verschiedensten Themenbereichen und mit der Zeit eine regelrechte Fraueninfrastruktur in allen Schweizer Stadten Dazu gehorten u a Frauenzentren Frauenberatungsstellen Frauengesundheitszentren Frauenbuchhandlungen und Frauenbibliotheken Auf der politischen Ebene suchten die Gruppierungen der neuen Frauenbewegung nach neuen Ausdrucksformen der Partizipation Mithilfe ihrer provokativen und dadurch fur die Medien attraktiven Protestaktionen brachten sie ihre Forderungen auf die Strasse und schafften es dadurch immer wieder breite offentliche Diskussionen zu ihren Themen auszulosen Beziehungen zwischen Alter und Neuer Frauenbewegung Bearbeiten Noch bis in die erste Halfte der 1980er Jahre grenzten sich die traditionellen burgerlichen und die feministischen Frauenorganisationen streng voneinander ab Die Feministinnen strebten ein neues Geschlechterverhaltnis an wahrend die burgerlichen Frauenrechtlerinnen an ihrem traditionellen Frauen und Mannerbild und somit dem Verhaltnis zwischen beiden festhielten Erst im Laufe der 1980er Jahre fanden feministische Forderungen mehr und mehr Eingang in die Programme der traditionellen Frauenorganisationen die sich ihrerseits neu orientierten Aber erst im Laufe der 1990er Jahre entwickelte sich eine gegenseitige Toleranz und die Bereitschaft in inhaltlichen Fragen sporadisch zusammenzuarbeiten Ab der zweiten Halfte der 1980er Jahre finden feministische Anliegen mehr und mehr Eingang in die politischen Programme der Parteien und der Behorden weshalb Organisationen sowohl der alten als auch der neuen Frauenbewegung an Bedeutung verloren Die Kantone der Bund die nationalen Gewerkschaften aber auch Unternehmen der Privatwirtschaft fingen an fur die Gleichstellung der Geschlechter verantwortliche Abteilungen einzurichten oder stellten Frauenbeauftragte ein Auf der politischen Ebene fingen die Parteien an Frauenquoten und Frauenlisten einzufuhren Durch diese Veranderungen wurde der Sinn einer organisierten Frauenbewegung auch in den eigenen Reihen kritisch hinterfragt und teilweise infragegestellt Chronologie der neuen Frauenbewegung Bearbeiten Die neue Frauenbewegung trat erstmals in den Jahren 1968 und 1969 auf den Plan wobei sie Kundgebungen der traditionellen Frauenstimmrechtsverbande storte um so ihre Motivation diese endlich zum Handeln zu bewegen 1970er Jahre Bearbeiten Die 1970er Jahre standen im Zeichen der Fristenregelung straffreier Schwangerschaftsabbruch aber auch der Gewalt gegen Frauen Themen wie Misshandlung in der Partnerschaft sexuelle Gewalt Vergewaltigung Pornografie Rassismus und Sexismus sexuelle Belastigung am Arbeitsplatz sexuelle Ausbeutung von Kindern usw wurden ins Blickfeld der offentlichen Diskussionen geruckt Hinzu kamen konkrete Projekte um den Betroffenen Hilfe und Beratung anzubieten Frauenhaus Innerhalb der Frauenbewegung entstand gegen Ende der 1970er eine neue Stromung die sich auf die Suche nach weiblicher Spiritualitat und weiblicher Geschichte machte und ihr Frautum feierte Daneben entstand eine ganze frauenspezifische Subkultur mit Dienstleistungsbetrieben in verschiedensten Bereichen 1971 wurde die Eidgenossische Volksinitiative fur Straflosigkeit der Schwangerschaftsunterbrechung eingereicht wobei ein grosser Teil der notigen Unterschriften von FBB Frauen gesammelt worden waren Als erstes autonomes Frauenprojekt entstand 1972 in Zurich die INFRA als Informations und Beratungsstelle Ahnliche Projekte entstanden in den Folgejahren in allen grosseren Schweizer Stadten Am 21 Oktober 1974 folgte die feierliche Eroffnung des ersten Schweizer autonomen Frauenzentrums das von der FBB gemeinsam mit der Homosexuellen Frauengruppe durch Petitionen Eingaben und spontane Aktionen erkampft worden war Uberall begannen nun die Frauengruppen mit Hauserbesetzungen und anderen aufsehenerregenden Aktionen Frauenzentren und treffpunkte einzurichten 1975 war das erste Internationale Jahr der Frau und ein entscheidendes Jahr in der europaischen aber auch der Schweizerischen Frauenbewegung Vom 17 bis zum 19 Januar fand der Vierte Nationale Frauenkongress in Bern statt Wegen Differenzen bezuglich der Fristenlosungsinitiative organisierte die FBB im Vorfeld eine Gegenveranstaltung wo der Schwangerschaftsabbruch thematisiert wurde Trotz vieler Bedenken und heftiger Proteste beschloss der Kongress die Initiative zu unterstutzen Des Weiteren wurde die Lancierung der Gleichberechtigungsinitiative beschlossen Vom 15 bis 22 Februar fand an der Universitat Zurich eine gross angelegte Frauenwoche statt mit Diskussionsveranstaltungen Podiumsgesprachen Filmen und einer Theaterauffuhrung Zu hitzigen Kontroversen fuhrte das abschliessende Referat von Alice Schwarzer in der Mensa Initiantinnen des Grossanlasses waren ursprunglich die beiden Frauen im damaligen Kleinen Studentenrat zusammen mit dessen Sekretarin 2 Am 8 Marz 1975 protestierten Frauen an einer nationalen Kundgebung vor dem Bundeshaus gegen die Entscheidung des Nationalrates in Sachen Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs nichts zu andern Nur wenige Tage spater am 15 Marz demonstrieren in Zurich Tausende Im Oktober 1975 unterbrachen Aktivistinnen der FBB die Herbstsession des Nationalrates rollten Transparente aus warfen nasse Windeln auf die Ratsmitglieder Wichtige Verbandsgrundungen im Jahr 1975 war die Grundung der Arbeitsgemeinschaft Unverheirateter Frauen AUF in Olten und die Grundung der Gruppe Frau und Arbeit die in Biel ein Berufsberatungszentrum fur Frauen aufbaute um die von der Uhrenkrise betroffenen Frauen zu beraten umzuschulen weiterzubilden In anderen Schweizer Stadten folgten ahnliche Frauenzentren Die Publikation von Alice Schwarzers Kleinem Unterschied ubte nicht nur in Deutschland sondern auch in der Schweiz grossen Einfluss auf die Frauenbewegung aus Nicht nur die Abtreibungsfrage wurde jetzt sehr kontrovers diskutiert sondern auch die Frage der Zwangsheterosexualitat als Instrument des Patriarchats zur Unterdruckung der Frauen Am 22 Januar 1976 wurde die so genannte Fristenlosungsinitiative eingereicht welche die Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs wahrend der ersten 12 Wochen der Schwangerschaft vorsah Am 15 Dezember folgte die so genannte Gleichberechtigungsinitiative Gleiche Rechte fur Mann und Frau Ebenfalls 1976 setzte der Bundesrat die von den Frauenorganisationen geforderte Eidgenossische Kommission fur Frauenfragen ein Am 13 Marz 1977 wurde in Zurich die Organisation fur die Sache der Frau OFRA gegrundet Langsam aber sicher ruckte das Thema hausliche Gewalt in den Mittelpunkt des feministischen Interesses in der Schweiz In Zurich wurde der erste Verein zum Schutz misshandelter Frauen gegrundet weitere folgten in Genf und Bern und es werden erste Notunterkunft fur geschlagene Frauen eingerichtet Trotz von der Schweizerischen Vereinigung fur Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs in Zusammenarbeit mit OFRA FBB sowie linken und liberalen Frauen und Parteien intensiv gefuhrtem Abstimmungskampf wurde am 25 September 1977 die Fristenlosungsinitiative vom Schweizer Stimmvolk abgelehnt Von nun an wandte sich die Frauenbewegung vermehrt der Friedensbewegung zu Im Rahmen der durch die Abrustungskonferenz in New York bestarkten Friedensbewegung bildeten sich in allen Schweizer Stadten Gruppen Frauen fur den Frieden 1978 wurden in Basel Bern Genf und Meyrin erste Frauenbeizen Frauen vorbehaltene Restaurants eingerichtet Am 19 Mai 1978 fuhr der erste Hollandbus Bei den eidgenossischen Abstimmungen vom 28 Mai 1978 wurde die von Bundesrat und Parlament vorgeschlagene Indikationslosung straffreier Schwangerschaftsabbruch auch bei Vorliegen sozialer Grunde 3 von der Frauenbewegung ebenso wie von konservativen Kreisen bekampft und vom Volk verworfen 1980er Jahre Bearbeiten Die erste Halfte der 1980er Jahre war wiederum gepragt von einer zunehmenden Polarisierung innerhalb der Schweizer Frauenbewegung Kontrovers diskutiert wurden unter anderem die Abtreibungsfrage eine eventuelle Wehrpflicht fur Frauen sowie die Abschaffung des obligatorischen Hauswirtschaftsunterrichts fur Madchen Am 21 Januar 1980 reichten die Organisation fur die Sache der Frau OFRA sowie verschiedene autonome Frauengruppen Gewerkschaften und die linken Parteien die sog Mutterschutzinitiative ein im Juli folgte die von konservativen Kreisen getragene Initiative Recht auf Leben die auf ein Totalverbot der Abtreibung zielte Noch im selben Jahr wurde der Schweizerische Verband alleinerziehender Mutter und Vater SVAMV als Interessenvertretung Alleinerziehender gegrundet Im Dezember gab es erneut einen Skandal als die OFRA bekanntgab dass im Rahmen des Berner Offiziersschiessen auf Portrats von nackten Frauen geschossen wurde Eine Klage wurde jedoch vom Obergericht abgelehnt In der Fruhlingssession von 1981 diskutierte der Nationalrat uber die Einbindung der Frauen in die Schweizer Gesamtverteidigung worauf am 6 Marz viertausend Frauen auf dem Bundesplatz dagegen demonstrierten An der eidgenossischen Abstimmung vom 14 Juni 1981 wurde der bundesratliche Gegenvorschlag zur Gleichberechtigungsinitiative angenommen und der Grundsatz der Gleichstellung von Frauen und Mannern in der Verfassung verankert Einige Tage spater traten die Sozialdemokratischen Frauen en bloc aus dem BSF aus mit dem Argument dieser sei zu burgerlich und wurde keine feministische Politik vertreten Im Herbst 1981 entstand in Zurich das erste Nottelefon fur vergewaltigte Frauen in anderen Stadten folgten ahnliche Einrichtungen Ab 1983 wurde die Frage nach der Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe von den Frauenorganisation allen voran dem Schweiz Verband fur Frauenrechte SVF auf die politische Agenda gesetzt Parallel dazu war wiederum die Frage nach einer Wehrpflicht fur Frauen aktuell als am 21 Januar 1983 der Bundesrat seinen Bericht Mitwirkung der Frau in der Gesamtverteidigung in die Vernehmlassung schickte In dieser Frage waren die Frauenorganisationen gespalten Wahrend die SP Frauen Frauen fur den Frieden Radikalfeministinnen OFRA und FBB heftigst dagegen protestierten sahen die burgerlichen Frauen mit dem BSF und dem SGF darin die Umsetzung des Grundsatzes Gleiche Rechte gleiche Pflichten Ebenfalls 1983 grundeten Studentinnen und Akademikerinnen aller Fachrichtungen den Verein Feministische Wissenschaft VFW Am 20 Marz 1984 stellten die Frauen fur den Frieden eine fur die Schweiz revolutionare Forderung Ein Promill des Budgets der Schweizer Armee sollte in Zukunft statt in die Armee in die Friedensforschung investiert werden Am 2 Dezember 1984 wurde die Initiative fur einen wirksamen Schutz der Mutterschaft mit grosser Mehrheit abgelehnt Grund dafur war die Tatsache dass der vorgeschlagene Elternschaftsurlaub der auch die Vater mit einbezog vielen Frauen aus der traditionellen Frauenbewegung zu weit ging Mitte der 1980er Jahre tauchten neue Themen in der Frauenbewegung auf Dazu gehorten insbesondere die Gentechnik und die Reproduktionsmedizin sowie Fragen der Migration und das Nord Sud Gefalle Nach der 3 Weltfrauenkonferenz in Nairobi 1985 wurde die Diskriminierung von Frauen auf der ganzen Welt offentlich diskutiert und die internationale Vernetzung der Frauenrechtsbewegung vorangetrieben Ab Februar 1985 wurden in der ganzen Schweiz nach dem Vorbild der deutschen Frauenbewegung Wyberrate gegrundet mit dem Ziel die Krafte der zersplitterten Frauenbewegung zu bundeln und aus dieser erneut eine ernstzunehmende gesellschaftliche und politische Kraft zu machen Ebenfalls ab 1985 entstanden in Zurich Binningen und Bern Frauengesundheitszentren in denen nicht nur gynakologische Beratung sondern auch Naturheilkunde gelehrt sowie Selbsthilfegruppen fur Frauen eingerichtet wurden 1986 wurde das Netzwerk Frauenfluchtlinge als Dienstleistung fur Migrantinnen gegrundet Die OFRA grundete im selben Jahr die Nationale Koordination gegen Gen und Reproduktionstechnologie NOGERETE Am 15 Dezember desselben Jahres schlossen die Frauenhauser in einer nationalen Dachorganisation zusammen Am 18 April 1988 wurde die vor allem in der Deutschschweiz tatige Autonome Frauengewerkschaft Schweiz FGS gegrundet Mit einem grossen Frauenfest loste sich die FBB im Jahr 1989 auf da sie ihre gesetzten Ziele Frauenanliegen in die offentliche Meinung und die richtige Politik zu bringen erreicht sah Im Herbst desselben Jahres wurde die Lesbenorganisation Schweiz LOS gegrundet Am Jahreskongress der OFRA vom 10 Juni 1990 wurde das Thema Sexuelle Gewalt als gesellschaftspolitisches Problem zur Diskussion gestellt Die OFRA setzte sich zum Ziel die Ursachen und Folgen von Gewalt gegen Frauen in der Offentlichkeit zu diskutieren und insbesondere durch Aufklarung gegen die kursierenden Mythen uber Vergewaltigung zu kampfen 1990er Jahre Bearbeiten nbsp Die Frauensession 1991 im NationalratssaalAus Anlass der 700 Jahr Feier der Schweizerischen Eidgenossenschaft des 20 jahrigen Bestehens des Frauenstimmrechts und 10 jahrigen des Gleichberechtigungsartikels in der Verfassung fand im Februar 1991 im Nationalratssaal eine Frauensession statt an der rund 250 Frauen aus verschiedenen Organisationen und Bereichen teilnahmen Dabei wurde der vorbereitete Resolutionsentwurf mit grosser Mehrheit abgelehnt weil er den Teilnehmerinnen zu wenig konkret und griffig war Hingegen wurde im Anschluss an die Session ein Forderungskatalog publiziert welcher die in Arbeitsgruppen diskutierten und angenommenen frauenpolitischen Forderungen enthielt vom Zivilstand unabhangige Altersvorsorge Betreuungsgutschriften in der AHV gleicher Lohn fur gleichwertige Arbeit Zulassigkeit der Verbandsklage in Lohngleichheitsfragen Mutterschaftsversicherung bessere Vertretung von Frauen in politischen Gremien Ganztagesschulen und ausserschulische Kinderbetreuung Selbstbestimmungsrecht der Frau uber ihren Korper 4 nbsp Der Frauenstreik 1991 in ZurichAm 14 Juni 1991 fand der international Aufsehen erregende Frauenstreik statt Hunderttausende von Schweizer Frauen beteiligten sich an Streik und Protestaktionen Motto des Streiks war Wenn frau will steht alles still 1992 bildeten mehrere Frauenorganisationen Bund Schweizerischer Frauenorganisationen Schweizerischer Verband fur Frauenrechte OFRA zusammen mit den beiden Pro Choice Organisationen SVSS Schweizerische Vereinigung fur Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs und SGRA Schweizerische Gesellschaft fur das Recht auf Abtreibung die Arbeitsgruppe Schwangerschaftsabbruch die sich fur die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs Fristenregelung engagierte Nachdem sich die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Gemeinnutzigen Frauenvereins SGF 1993 zugunsten einer Fristenlosung ausgesprochen hatte schloss sich der SGF der Gruppe an Etwas spater stiess der Berufsverband der Familienplanungsberaterinnen dazu Am 3 Marz 1993 wahlte die Bundesversammlung statt der offiziellen Kandidatin Christiane Brunner einen Mann in den Bundesrat was eine schweizweite Protestbewegung ausloste Schliesslich gab der gewahlte Francis Matthey dem Druck der Strasse nach und verzichtete auf seine Wahl In der Folge wahlte die Bundesversammlung die Gewerkschafterin Ruth Dreifuss Als Folge dieser Ereignisse trat in der schweizerischen Politik auf allen Ebenen der so genannte Brunner Effekt ein bei allen Wahlen in den Folgemonaten wurden die Frauenanteile in den kantonalen und kommunalen Parlamenten signifikant erhoht Die Mobilisierungs und Solidarisierungswelle die die Schweizer Frauenbewegung nach der Nicht Wahl von Christiane Brunner ergriff fuhrte langerfristig zu einer verstarkten Kooperation von engagierten Frauen aller Couleur 1994 verlangte eine Petition mit 27 000 Unterschriften vom Bundesrat einen Gesetzesentwurf fur einen bezahlten Mutterschaftsurlaub fur erwerbstatige Frauen Eine erste Gesetzesvorlage des Parlaments wurde 1999 in der Referendumsabstimmung vom Volk abgelehnt Erst im zweiten Anlauf gelang es 2004 eine bescheidenere Vorlage fur eine Mutterschaftsversicherung in der Volksabstimmung durchzubringen Am 22 Marz 1995 wurde die so genannte Quoten Initiative Initiative 3 Marz vom uberparteilichen Komitee Komitee Frauen in den Bundesrat eingereicht Gefordert wurde eine angemessene Vertretung der Frauen unter Berucksichtigung der jeweiligen Eigenheiten jeder Behorde in allen Bundesbehorden Am Frauenkongress von 1996 und an der 4 UN Weltfrauenkonferenz und der parallel dazu stattfindenden NGO Konferenz beteiligten sich alle nationalen Frauenorganisationen Im April 1997 vollzogen die Frauen der Christlich Demokratischen Volkspartei CVP an ihrer Delegiertenversammlung eine radikale Kehrtwendung von einer restriktiven Haltung gegenuber der Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs zur Befurwortung einer Fristenregelung Im selben Jahr nahmen auch der Evangelische Frauenbund der Schweiz der Schweizerische Landfrauenverband und etwas verklausuliert auch der Schweizerische Katholische Frauenbund fur die Fristenregelung Stellung Die breite Unterstutzung durch alle grossen Frauenorganisationen uber samtliche Parteigrenzen hinweg verhalf der Fristenregelung am 2 Juni 2002 in der Volksabstimmung zum Durchbruch Themen der Schweizerischen Frauenbewegung BearbeitenFrauenstimmrecht Bildung fur Frauen und Madchen Zugang zu den Universitaten Mutterschaftsversicherung Abtreibungsfrage und Fristenlosung Ehe und Scheidungsrecht Gleichberechtigung Gleicher Lohn fur gleiche Arbeit Frauenstreik Gosteli Stiftung Archiv zur Geschichte der schweizerischen FrauenbewegungVerwandte Themen BearbeitenInternationale Frauenbewegung Ideologische Grundlagen FeminismusLiteratur BearbeitenAlte Frauenbewegung Bearbeiten Nora Escher Entwicklungstendenzen der Frauenbewegung in der deutschen Schweiz 1850 1918 19 Dissertation Universitat Zurich 1985 Elisabeth Joris Heidi Witzig Frauengeschichte n Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz 4 Auflage Limmat Zurich 2001 ISBN 3 85791 361 4 Beatrix Mesmer Eingeklammert Ausgeklammert Frauen und Frauenorganisationen in der Schweiz des 19 Jahrhunderts Helbing und Lichtenhahn Basel 1988 ISBN 3 7190 1025 2 Brigitte Schnegg Anne Marie Stalder Zur Geschichte der Schweizerischen Frauenbewegung In Die Stellung der Frau in der Schweiz Teil IV Frauenpolitik Hrsg von der Eidgenossischen Kommission fur Frauenfragen Bern 1984 S 5 27 Regula Stampfli Mit der Schurze in die Landesverteidigung Frauenemanzipation und Schweizer Militar 1914 1945 Orell Fussli Verlag Zurich 2002 ISBN 3 280 02820 5 Marthe Gosteli Hrsgin Vergessene Geschichte Illustrierte Chronik der Frauenbewegung Band 1 1914 1933 Band 2 1934 1963 Stampfli Bern 2000 ISBN 3 7272 9256 3 Yvonne Voegeli Zwischen Hausrat und Rathaus Auseinandersetzungen um die politische Gleichberechtigung der Frauen in der Schweiz 1945 1971 Chronos Verlag Zurich 1997 ISBN 3 905312 30 1 Iris von Roten Frauen im Laufgitter Offene Worte zur Stellung der Frau Hallwag Verlag Bern 1958 Neuauflage eFeF Verlag Zurich etc 1991 ISBN 3 905493 21 7 Neue Frauenbewegung Bearbeiten Anne Marie Rey Die Erzengelmacherin Das 30 jahrige Ringen um die Fristenregelung Xanthippe Verlag Zurich 2007 ISBN 978 3 905795 02 8 Kristina Schulz Leena Schmitter Sarah Kiani Frauenbewegung Die Schweiz seit 1968 Analysen Dokumente Archive hier jetzt Baden 2014 ISBN 978 3 03919 335 6 Einzelnachweise Bearbeiten Die Frauenbewegung von ihren Anfangen bis zum Ersten Weltkrieg Memento vom 29 Juni 2007 im Internet Archive PDF 67 kB Schweizerisches Sozialarchiv Datenbank Bild Ton In www bild video ton ch Abgerufen am 8 November 2016 Schweizerische Bundeskanzlei Vorlage Nr 285 Bundesgesetz vom 24 Juni 1977 uber den Schutz der Schwangerschaft und die Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs Die Vorlage wurde abgelehnt Monika Stocker Edith Bachmann Frauensession 1991 eFeF Verlag Zurich 1991 ISBN 3 905493 23 3 S 160 163 Weblinks BearbeitenElisabeth Joris Frauenbewegung In Historisches Lexikon der Schweiz 1968 Katalysator fur die Frauenbewegung In Zeitblende von Schweizer Radio und Fernsehen vom 5 Mai 2018 Audio Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizer Frauenbewegung amp oldid 237961546