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Ein Frauengesundheitszentrum auch feministisches Frauengesundheitszentrum ist eine soziale Einrichtung die Frauen und Madchen parteilich in frauenspezifischen Gesundheitsfragen berat und Hilfen anbietet beziehungsweise vermittelt Frauengesundheitszentren entstanden seit Anfang der 1970er Jahre im Zuge der Zweiten Frauenbewegung Inhaltsverzeichnis 1 Ziele 2 Angebote 3 Frauengesundheitszentren in verschiedenen Landern 3 1 USA 3 2 Australien 3 3 Deutschland 3 4 Osterreich 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseZiele BearbeitenZiel ist Frauen aller Altersstufen und Lebenszusammenhangen frauenbezogene Beratung und Hilfen zu frauenspezifischen gesundheitlichen Fragen zu bieten Frauengesundheitszentren verstehen sich als Anwalte von Madchen und Frauen in dem Sinne dass sie fur eine frauengerechte Gesundheitsversorgung stehen und einer moglichen Instrumentalisierung Pathologisierung und Medikalisierung der weiblichen Gesundheit durch Frauenmedizin sowie der Pharmaindustrie kritisch und wachsam gegenuberstehen Sie unterstutzen Frauen im bestehenden Gesundheitssystem ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen und damit ihre Autonomie zu bewahren Angebote BearbeitenMit individuellen Beratungsangeboten Kursen Vortragen oder auch therapeutischen Angeboten versuchen Frauengesundheitszentren die Frauen zu erreichen Themen sind auswahlsweise die Phase der Wechseljahre das Diaphragma als alternative Verhutungsmethode Gruppenangebote fur Frauen mit Depressionen Angebote speziell fur Madchen fur lesbisch orientierte Frauen und auch fur Frauen die von Gewalterfahrungen betroffen sind oder waren Veranstaltungen die den weiblichen Korper frauenspezifisch vermitteln sind ebenso Teil des Angebots wie Kurse zur vaginalen Selbstuntersuchung oder zur Brustuntersuchung Frauengesundheitszentren in verschiedenen Landern BearbeitenUSA Bearbeiten In den USA gibt es seit Anfang der 1970er Jahre Frauengesundheitszentren englisch Women s health center oder Feminist health centers Eine der ersten solcher Zentren war das Los Angeles Feminist Women s Health Center LAFWHC das 1972 in den Raumen eines Frauenhauses in Los Angeles gegrundet wurde Das Los Angeles Police Department schleuste eine Informantin in einen Selbsthilfekurs im September 1972 wurde das Zentrum dann von der Polizei durchsucht Carol Downer und Colleen Wilson zwei der Grunderinnen wurden dabei festgenommen Unterlagen und inkriminierende Gegenstande beschlagnahmt Unter den beschlagnahmten Dingen waren auch Joghurt Packungen weil diese in Selbsthilfe Kursen zur Behandlung von vaginaler Pilzinfektion benutzt wurde Daher wurde der Vorgang spater ironisch als Great Yogurt Conspiracy bezeichnet Downer und Wilson wurden angeklagt ohne arztliche Zulassung arztliche Behandlungen ausgefuhrt zu haben Das Verfahren gegen Wilson wurde gegen ein vermindertes Schuldanerkenntnis eingestellt Downers Anklage kam hingegen zur Verhandlung im Dezember 1972 wurde sie in allen Punkten freigesprochen Das Verfahren erzeugte landesweite Publizitat und erlaubte es Carol Downer zusammen mit Lorraine Rothman ausgedehnte Vortragsreisen innerhalb und ausserhalb der USA zu unternehmen in denen die Idee der Frauengesundheitszentren und der gesundheitlichen Selbsthilfe durch Frauen weiter verbreitet wurden 1 Australien Bearbeiten Das erste Frauengesundheitszentrum in Australien wurde 1974 in Leichhardt nahe Sydney eroffnet 1975 kamen Liverpool and Newcastle dazu 1978 Wagga Wagga Bankstown und Gosford 1981 grundeten diese Zentren den Dachverband Women s Health and Information Resource and Crisis Centres Association WHIRCCA der 2000 in Women s Health New South Wales WHNSW um benannt wurde Der Verband hat heute in New South Wales 23 Frauengesundheitszentren als Mitgliedsvereine 2 Deutschland Bearbeiten In Deutschland entstand das erste Frauengesundheitszentrum 1974 aus einer Arbeitsgruppe im Frauenzentrum Westberlin das Feministische Frauen Gesundheits Zentrum e V Berlin FFGZ 3 Es war zugleich das erste in Europa Motto war durch Selbsthilfe zu lernen Autonomie uber den eigenen Korper und die eigene Sexualitat zu erlangen Ab 1974 fuhrten dort Frauen erstmals Kurse zur Vaginalen Selbstuntersuchung durch Die erste Publikationen des FFGZ war das selbst verlegte Handbuch Hexengefluster Frauen greifen zur Selbsthilfe das zu einem Bestseller wurde Seit 1976 gibt das FFGZ Berlin Clio Die Zeitschrift fur Frauengesundheit heraus fur die Fachfrauen aus Wissenschaft Medizin und Naturheilkunde ihr Wissen ehrenamtlich zur Verfugung stellen 4 5 Auf die Berliner Grundung folgte 1978 zunachst Munchen gegen Ende des Jahrzehnts kamen zahlreiche weitere Stadte hinzu 6 Im Deutschen Arzteblatt 1979 wurden die sich formierenden Frauengesundheits Initiativen in die Nahe der terroristischen Szene geruckt 7 und die Auseinandersetzung von Laien mit medizinischen Fragestellungen als hybride Selbstuberschatzung gewertet Polizeiliche Durchsuchungen der Zentren fanden nicht nur in den USA sondern auch in der BRD statt Diese Aktionen wurden von der Frauengesundheitsbewegung als heftiger Widerstand etablierter gesellschaftlicher Krafte gegen den Anspruch von Frauen auf korperliche Selbstbestimmung eingeordnet 8 Aktuell sind in Deutschland etwa 14 Frauengesundheitszentren Stand 2020 im Bundesverband der Frauengesundheitszentren miteinander vernetzt Auf kommunaler Ebene der Ebene vor Ort bestehen Kooperationen mit stadtischen Institutionen wie Krankenhauser und Gesundheitsamt sowie sozialen Beratungsstellen wie beispielsweise Wildwasser und weiteren sozialen Netzwerken und Selbsthilfegruppen Die Wurzeln von Frauengesundheitszentren liegen in der Frauengesundheitsbewegung 9 Osterreich Bearbeiten Das erste osterreichische Frauengesundheitszentrum das FEM Wien wurde 1992 gegrundet 1993 folgte das Frauengesundheitszentrum in Graz Derzeit gibt es ausserdem Zentren in Linz Klagenfurt Salzburg Villach und Wels Die sieben Frauengesundheitszentren in Osterreich sind eigenstandige Organisationen Ziele und Werte teilen sie Um noch wirkungsvoller fur gerechte Gesundheitschancen von Frauen und Madchen arbeiten zu konnen haben sie sich 1995 zum Netzwerk der osterreichischen Frauengesundheitszentren zusammengeschlossen In einem weiteren Professionalisierungsschritt wurde 2007 die ARGE der osterreichischen Frauengesundheitszentren gegrundet Die Frauengesundheitszentren orientieren sich an nationalen und internationalen Vereinbarungen und setzen diese in Osterreich um beispielsweise Ottawa Charta der Gesundheitsforderung 1986 WHO Bericht Women and Health 2009 Madrider Erklarung zu Gendermainstreaming im Gesundheitswesen 2002 osterreichisches Gesundheitsqualitatsgesetz 2005 osterreichische Rahmengesundheitsziele 2012 Das Netzwerk der osterreichischen Frauengesundheitszentren verpflichtet sich in seinem Leitbild zur Qualitatssicherung Es hat in einem gemeinsamen Prozess als Basis der Zusammenarbeit und der Weiterentwicklung zwolf Kriterien fur Frauengesundheitszentren definiert die die Qualitat der Arbeit transparent und uberprufbar machen Die Wortmarke Frauengesundheitszentrum ist seit 2004 beim Osterreichischen Patentamt geschutzt und bezeichnet daher ausschliesslich Einrichtungen die im Sinne dieser Qualitatskriterien arbeiten Siehe auch BearbeitenFrauenambulatoriumLiteratur BearbeitenCornelia Burgert Martina Schroder Petra Bentz und Monika Franznick Frauengesundheit in eigener Hand 40 Jahre Feministische Frauen Gesundheits Zentrum e V Berlin In Yvonne Franke Kati Mozygemba Kathleen Poge Bettina Ritter und Dagmar Venohr Hrsg Feminismen heute Positionen in Theorie und Praxis Transcript Verlag Bielefeld 2014 ISBN 978 3 8394 2673 9 S 339 352 f Sandra Morgen Into our own hands the women s health movement in the United States 1969 1990 Rutgers University Press Piscataway 2002 ISBN 0 8135 3071 7 Cindy Pearson Self Help Clinic Celebrates 25 Years In Network News Newsletter of the National Women s Health Network Ausgabe Marz April 1996 Weblinks BearbeitenOffizielle Website des Bundesverbands der Frauengesundheitszentren Deutschland Qualitatskriterien der osterreichischen Frauengesundheitszentren Osterreich Verbande und Arbeitskreise im Nationalen Netzwerk Frauen und Gesundheit Deutschland Ausfuhrliche Eigendarstellung des Feminist Women Health Center in Atlanta Lilo Berg Von der Selbsterfahrungsgruppe zum Infocenter In Berliner Zeitung 8 September 1999 abgerufen am 9 Juni 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Sandra Morgen Into our own hands Piscataway 2002 S 11f S 23f History of Women s Health New South Wales WHNSW Memento vom 27 August 2011 im Internet Archive auf der WHNSW Website Cornelia Burgert Martina Schroder Petra Bentz und Monika Franznick Frauengesundheit in eigener Hand 40 Jahre Feministische Frauen Gesundheits Zentrum e V Berin In Yvonne Franke Kati Mozygemba Kathleen Poge Bettina Ritter und Dagmar Venohr Hrsg Feminismen heute Positionen in Theorie und Praxis Transcript Verlag Bielefeld 2014 ISBN 978 3 8394 2673 9 S 339 f Yvonne Franke et al Frauengesundheit in eigener Hand 40 Jahre Feministische Frauen Gesundheits Zentrum S 345 Ilse Lenz Die Neue Frauenbewegung in Deutschland VS Verlag Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 531 17436 5 Verzeichnis der Dokumente Teil II S 121 Kristina Schulz Der lange Atem der Provokation Die Frauenbewegung in der Bundesrepublik und in Frankreich 1968 1976 Campus Frankfurt 2002 ISBN 3 593 37110 3 S 219 Fn1033 Frauenmediaturm Chronik der Neuen Frauenbewegung gt 1977 Memento vom 29 September 2012 im Internet Archive Anke Buter Das Wertfreiheitsideal in der Sozialen Erkenntnistheorie Objektivitat Pluralismus und das Beispiel Frauengesundheitsforschung Ontos Verlag 1 Auflage 27 August 2012 Seite 113 f ISBN 3 86838 168 6 Stascheit Angela Uecker Karin Archiv der Munchner Frauengesundheitsbewegung 1968 2000 Munchen 2011 Memento des Originals vom 24 September 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www frauenakademie de PDF 2 1 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauengesundheitszentrum amp oldid 233446004