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Schneetalchen ist ein Begriff der Geobotanik und Okologie der eine Pflanzengesellschaft schneereicher Lagen in ozeanisch bis subkontinentalen Hochgebirgen oberhalb der Waldgrenze bezeichnet die je nach Kleintopographie und relief in der Regel zwischen 1600 2400 und 3000 Metern NN alpine und subnivale Hohenstufe liegen und durch eigene Charakter und Kennarten die Pflanzensoziologischen Verbande der Schneetalchen Vegetation Chionophyten bilden Schneetalchen in einer Doline Totes GebirgeKraut Weide Salix herbacea in der TatraZwerg Soldanelle Soldanella pusilla in den Schweizer AlpenSafranflechte Solorina crocea Netz Weide Salix reticulata in der TatraBlaue Gansekresse Arabis cearulea in der SteiermarkAlpen Hahnenfuss Ranunculus alpestris in der SteiermarkBraune Hainsimse Luzula alpinopilosa im Orjen Gebirge Inhaltsverzeichnis 1 Geobotanische Besonderheiten 2 Etymologie 3 Standortverhaltnisse 4 Flora und Vegetation 4 1 Schneetalchen der Silikatboden 4 2 Schneetalchen der Kalkboden 4 2 1 Kalkschneetalchen der Alpen 4 2 2 Kalkschneetalchen der Dinariden und Sudosteuropas 4 2 3 Taurus Gebirge 5 Okologie 6 Schutz und Gefahrdung 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeobotanische Besonderheiten BearbeitenDie Schneetalchen apern durch die Reliefbezuge auch im Sommer nur langsam aus daher verkurzt sich die schneefreie Vegetationsperiode auf maximal 4 Monate Durch die uber grosse Teile der Wachstumsperiode andauernden Schmelzwasser werden Nahrstoffe in Form von loslichen Mineralien eingebracht die grossteils von Staubverwehungen aolischer Transport herruhren und sich im Winter auf der Schneedecke akkumulieren Die Pflanzengesellschaften sind eine an die extremen Bedingungen angepasste Flora und Vegetation mit der Fahigkeit vor allem mit der kurzen schneefreien Zeit und der stets kuhlen Umgebung zurechtzukommen Allgemein sind die Standorte durch die lange Schneebedeckung und die Schmelzwasser gut durchfeuchtet konnen aber bei Kalkunterlage durch die Durchlassigkeit des Karbonatgesteins im Sommer austrocknen 1 Neben der Unterscheidung von Schneetalchen auf Silikat und Kalkunterlage werden die Schneetalchen in alpinen Gebirgen der temperaten und subarktischen Nordhalbkugel von den Pyrenaen bis in den Ural und von Skandinavien der Balkanhalbinsel und dem Kaukasus durch Kriechweiden Salix gekennzeichnet die in den arktischen Gebieten mit zahlreichen Gesellschaften in mehreren Verbanden durch die charakteristische silicole Kraut Weide ihre grosste Mannigfaltigkeit erreichen 2 Selbst die Schneetalchen in den Colorado Rocky Mountains werden noch zu dieser als eigene Ordnung zugewiesen Erst in den Hochgebirgen Kleinasiens und Ostasiens wurden Andere Verbande ausgeschieden 2 Die auf Kalksubstraten angetroffenen Schneetalchen gehoren durch Arten und Endemitenreichtum oft vikariierenden Einheiten und in Europa zwei Verbanden an wahrend die Silikatschneetalchen keine Unterteilung haben und uberall durch gleichformige Artenkombination gepragt sind 3 Etymologie BearbeitenDer Begriff Schneetalchen geht auf den Botaniker Oswald Heer zuruck der den Namen aus der volkstumlichen Bezeichnung von lange schneebedeckten Mulden in seiner Heimat im Kanton Glarus ubernommen hat 4 Standortverhaltnisse BearbeitenAllgemein versteht man unter Schneetalchen nach Thorsten Englisch von Schmelzwasser durchtrankte schwach geneigte ebene oder muldenformige Stellen die sich vor allem an Nordhangen oder sonst schattigen Stellen oder auch auf den sandigen Feldern am Fuss der Schutthalden und auf Gletscherboden in der hochalpinen Stufe finden 5 Schneetalchen sind im Silikatgebirge sowie Kalk in stark reliefierten Hochgebirgen in Mulden Senken und ebenen bis flach geneigten Hangen bis in die mittlere Arktis weit verbreitet 3 Sie sind relativ feucht und kuhl mit vergleichsweise geringen Temperaturschwankungen 6 Schneetalchen Gesellschaften haben daher ein ozeanisches Geprage und werden uberwiegend von hygrophilen Arten aufgebaut Die Vegetationsperioden auch Aperzeit ohne Schneebedeckung dauern nur wenige Wochen ein bis maximal vier Monate im Jahr In der kurzen Aperzeit sind die Pflanzen jedoch der vollen Einstrahlung ausgesetzt Im Silikatgebirge ist die Bodenfeuchte durch die geringe Porositat des Untergrundes und Ansammlung von Schmelzwasser ganzjahrig sehr hoch Kalkunterlagen fuhren im Hochsommer dagegen zum Austrocknen Durch die Staunasse bilden sich auf Silikat Pseudogley Boden die pH Werte zwischen 4 5 und 6 5 aufweisen Pragende Standortfaktoren sind die Dauer der Schneebedeckung merklicher Schmelzwassereinfluss und neben der langanhaltenden Wassersattigung der Boden vielfach auch Kryoturbation und Solifluktion 3 Diese Standortfaktoren begunstigen Bryophyten starker als Phanerogamen oder Flechten die Gesellschaften sind von der sudlichen und mittleren Arktis sowie Skandinavien bis Mitteleuropa und den sudeuropaischen Hochgebirgen gleichformig Wahrend im Norden Schneeboden landschaftsformend sind werden diese im Suden zunehmend seltener und sind in Sudeuropa nur noch kleinflachig entwickelte Schneetalchen 3 Im Kalkgebirge bilden sich Schneetalchengesellschaften haufig am Fuss von Grobschutthalden und sind daher schwerer besiedelbar 7 Wo zwischen den groben Steinen Feinerde eingetragen wird fassen Pflanzen im Schutt Fuss Da der Kalkschutt deutlich durchlassiger als der Boden uber Silikatgestein ist wird er im Sommer wesentlich trockener Daneben bleibt der Schnee in Mulden Hangdellen sowie Hohlformen im Glaziokarst sowie Karren langer als durchschnittlich liegen Insbesondere ist dies am Fuss von Schutthalden der Fall 8 Ein Ubergang von Schuttfluren zu Schneeboden Krautfluren ist hier moglich und beide werden meist systematisch als Verband Arabidion caeruleae in der Klasse Thalspietea rotundifolii vereint Allgemein sind Schneeboden uber Kalkgesteinen durch grossere Bodenbeweglichkeit als an vergleichbaren Standorten uber Silikatgesteinen gekennzeichnet was zu hoherer Standortvielfalt fuhrt Der Untergrund ist oft schuttreich Schmelzwasser versickert in den Spalten rasch Felsen und Schutthalden herrschen im Hauptverbreitungsgebiet der Kalkschneetalchen die denen in Silikatgebirgen fehlen Die pH Werte liegen durch den Kalkgehalt hier mit 6 5 bis 7 deutlich hoher Die Kalkschneetalchen zeigen allgemein Ubergange zu Rasengesellschaften Festuca pumila Carex curvula Mulden mit zusammengeschwammter mineralischer Feinerde sind Standorte der Blaukressen Flur auf Grobschuttboden ist die Spalierweide Salix retusa Charakterart 9 Flora und Vegetation BearbeitenSchneeboden werden von charakteristischer Vegetation der alpinen seltener der oberen subalpinen bzw subnivalen Stufe gepragt Ihr Aufbau ist einschichtig bei reinen Moosschneeboden oder zweischichtig In den Alpen werden die pflanzensoziologischen Einheiten des Arabidion caeruleae und Salicion herbaceae mit Ausstrahlungen in das Thlaspion rotundifolii Androsacion alpinae und Drabion hoppeanae Schuttfluren uber Kalk Silikat bzw basenreichen Schiefergesteinen Nardion hier vor allem die naturlich waldfreien Borstgrasrasen der oberen subalpinen und unteren alpinen Stufe Poion alpinae und Alchemillo Poion supinae Milchkrauweiden Faxrasen hinzugezahlt 10 Schneetalchen der Silikatboden Bearbeiten Die Pflanzengesellschaften Assoziation der Schneetalchen uber Silikat gehoren zur pflanzensoziologischen Klasse der Salicetea herbacea Br Bl et al 47 Es handelt sich dabei um Moos Zwergrasen und Kriechstrauchgesellschaften die sieben bis zehn Monate im Jahr schneebedeckt sind Jahrweise apern sie auch gar nicht aus d h sie werden nicht schneefrei Wird die schneefreie Zeit zu kurz so entwickeln sich nur noch Moose Blutenpflanzen benotigen eine Schneefreiheit von mindestens acht Wochen Die Krautweidenflur Salicetum herbacea Rubel 12 ist eine bodensaure Schneeboden Gesellschaft insbesondere der alpinen Stufe mit durchschnittlich acht bis neunmonatiger Schneebedeckung Die artenarme Gesellschaft beinhaltet Pflanzen mit sehr kleinem Wuchs Floristisch und okologisch zeigen die Auspragungen dieser Gesellschaft in den Alpen grosse Ahnlichkeit mit den Schneeboden Gesellschaften in Nordeuropa und der Arktis Kennart dieser Assoziation ist die Kraut Weide Salix herbacea Weitere Arten sind der Alpen Gelbling Sibbaldia procumbens und das Zwerg Ruhrkraut Gnaphalium supinum Die Zwerg Soldanelle Soldanella pusilla kommt hier als Fruhjahrsaspekt rasenartig vor Sie ist in der Lage die letzte dunne Eisschicht zu durchwachsen um an die Oberflache zu gelangen Die Braune Hainsimse Luzula alpinopilosa ist als schuttstauende Grasart auch in starker geneigten Grobblockhalden verbreitet Sie wachst in feuchten jedoch nicht staunassen Bereichen Mit ihr kommt haufig als einziges weiteres Gras der Violett Schwingel Festuca violacea vor Die Hornkraut Schneeboden Gesellschaft Poo supinae Cerastium cerastioides Soyr 54 Oberd 57 ist eine Gesellschaft flacher sehr nasser Schwemmboden und Schneemulden und steht oft in Kontakt mit dem Salicetum herbaceae Durch eingeschwemmte Feinerde und Humus erfolgt eine Nahrstoffanreicherung und ein weicher sumpfiger Boden Kennzeichnende Art dieser Gesellschaft ist das Dreigriffelige Hornkraut Cerastium cerastoides Ferner wachsen hier das Alpen Rispengras Poa alpina und das Lager Rispengras Poa supina als Nahrstoffzeiger Die Gesellschaft kommt in den Alpen vor Die Widertonmoos Gesellschaft Polytrichetum sexangularis Frey 22 kennzeichnet eine initiale moosreiche Schneeboden Besiedlungsphase sehr langer neun bis zehn Monate schneebedeckter Mulden Kennart der fast nur aus Moos bestehenden Assoziation ist das Widertonmoos Polytrichum sexangulare Die Gesellschaft kommt ausser in den Zentralalpen auch in den skandinavischen Gebirgen vor Der Lebermoos Schneeboden Anthelietum juratzkanae Rubel 11 besiedelt Standorte die fast das ganze Jahr mindestens aber 10 Monate schneebedeckt sind Die Gesellschaft besteht meist nur aus feuchteliebenden Moosen wie Widertonmoos Polytrichum sexangulare und Flechten wie der Safranflechte Solorina crocea An Blutenpflanzen kommen die Zwerg Soldanelle Soldanella pusilla und das Zwerg Ruhrkraut Gnaphalium supinum vor Auf Gletschervorfeldern bildet die Assoziation erste Pionierstadien Die Gesellschaft findet sich in den Zentralalpen den Karpaten den Pyrenaen und auch in Skandinavien Schneetalchen der Kalkboden Bearbeiten nbsp Stumpfblattrige Weide Salix retusa in OsterreichAnders als die Schneetalchen auf Silikat zerfallen die pflanzensoziologischen Verbande auf Kalk in regionale Einheiten 11 Allgemein werden Kalkschneeboden aufgrund ihrer andersartigen landschaftsokologischen Ausstattungsmerkmale und der anders gerichteten Rangordnung un Signifikanz einzelner Prozesse im Landschaftshaushalt und deren raumlicher Verbreitung ausgegliedert Sie sind rangstufig in ihren okosystemaren Prozessen durch Durchsickerungsregime gepragt die durch den wasserdurchlassigen Kalkuntergrund keine Haftspeicherung von Bodenwasser uber tonig lehmige Substrate zulassen wie sie uber Boden auf silikatischen Untergrund vorkommen Kalkschneetalchen der Alpen Bearbeiten Charakterart der Schneetalchenflora auf Kalk ist in Mittel und Sudeuropa die Weide Salix retusa Kalkschnetalchen sind aufgrund der Standortfaktoren weniger haufig verbreitet und in der Vergesellschaftung nicht so konstant wie die Schneetalchen uber Silikat Salix retusa gehort zudem zu den arkto alpinen Arten mit eurasisch montaner Verbreitung ohne in der Arktis aufzutreten 12 Der Spalierweiden Rasen Salicetum retuso reticulatae Br Bl 26 ist eine Pioniergesellschaft die auf Standorten mit sieben bis achtmonatiger Schneebedeckung lebt Sie ist eine der artenreichsten Gesellschaften Assoziationskennart ist die Stumpfblattrige Weide Salix retusa Ferner wachsen hier die Netz Weide Salix reticulata das Kalk Blaugras Sesleria albicans die Kleinblutige Segge Carex parviflora und zahlreiche weitere Arten Die Schneeampfer Flur Arabido Rumicetum nivalis Jenny Lips 30 Oberd 57 nom invers wachst in den Alpen auf Standorten mit zehnmonatiger Schneebedeckung Assoziationskennart ist der Schnee Ampfer Rumex nivalis Erganzt werden die Bestande vor allem durch den Alpen Ehrenpreis Veronica alpina den Bayerischen Enzian Gentiana bavarica und den Alpen Lowenzahn Taraxacum alpina Die Gesellschaft kommt in den Alpen vor und ist in der Schweiz haufiger vorhanden Die Gansekresse Flur Arabidetum caeruleae Br Bl 18 wachst in acht bis neun Monate schneebedeckten dolinenartigen Bodeneinsenkungen oder Dolinen Assoziationskennart ist die Blaue Gansekresse Arabis caerulea Ferner wachsen hier der Mannsschild Steinbrech Saxifraga androsacea der Alpen Hahnenfuss Ranunculus alpestris und die Schwarzrandige Schafgarbe Achillea atrata Die Gesellschaft kommt in den Alpen mit einem Schwerpunkt in den Schweizer Alpen vor Kalkschneetalchen der Dinariden und Sudosteuropas Bearbeiten nbsp Schneetalchen Vegetation uber Kalk mit dem Rispengras Poa ursina Velen und dem Kleinen Strahlensamen in einem periglazialen Schuttstandort aus dem Schneetalchen Opuvani do im OrjenAuch in Sudosteuropa ist die Stumpfblattrige Weide Charakterart der Schneetalchen uber Karbonatboden Hierfur wurde der Verband Salicion retusae ausgeschieden 13 Ursprunglich wurden darin in zwei Assoziationen ausgeschieden Soldanello Salicetum retusae Horvat 33 Salix retusa Carex nigra Ass auf grobblockigen Halden die an Kalkfelsen ansetzen u a in der Cvrsnica Bjelasnica Vranica und Durmitor Saxifrago sepervivi Salicetum reticulatae Horvat 1936 Mucina et al 1990 Basionym Salicetum retusae reticulatae macedonicum Horvat 36 aus Makedonien Jakupica und Sar Planina Gemeinsam sind den Assoziation unter anderem Soldanella alpina Anemona baldensis Carex nigra Ranunculus montanus Polygonum viviparum Carex kitaibelliana u a 14 Dazu kommen dann noch folgende Assoziationen 15 Saxifragetum prenjae Horvat Saxifrago Rumicetum nivalis Horvat 1936 Geo Oxyrietum digynae Horvat 1936 Bartsio Salicetum reticulatae Mucina et al 1990 im Bulgarischen Pirin Dryado Salicetum reticulatae Beldie 1967 aus den Rumanischen Karpaten Anemono Salicetum retusae Horvat 1953 Salicetum retuso kitaibelianae Lakusic 1970 Gentiano Plantaginetum atratae Mucina et al 1990 aus dem Bulgarischen Pirin Trifolio Plantaginetum angustifoliae Lakusic 1966Eine Assoziation in subalpinen Lagen und ausschliesslich tiefen Depressionen der Karstplateaus Sloweniens ist Drepanoclado uncinati Heliospermetum pusilli Surina amp Vres Sneznik und Trnovski gozd Letzte Assoziation ist nur fur tiefe Glaziokarst Depressionen beschrieben die durch starke Temperaturinversion und kuhlfeuchtes regenreiches Klima gepragt sind Das Laubmoos Sanionia uncinata und der Kleine Strahlensame Helisperma pusillum sowie die Stumpfblattrige Weide sind die Charakterarten der auf gefestigten periglazialen Blockhalden stockenden Assoziation 16 Als weitere Begleitarten treten Viola biflora Carex capillaris Chrysosplenium alternifolium Carex atrata Polygonum viviparum Poa ursina syn Poa media und Festuca nitida auf 17 wahrend unter den Moosen Oncophorus virens Campylium stellatum Polytrichum alpinum Pohlia elongata subsp elongata und Orthothecium rufescens am haufigsten sind Da die Assoziation unterhalb der Waldgrenze extrazonal siedelt kann eine Strauchschicht mit Fichte Bewimperter Alpenrose und Grossblattriger Weide vorkommen kann aber wegen der extremen Klimabedingungen auch ganzlich ausfallen Taurus Gebirge Bearbeiten Schneetalchen des sudlichen Griechenlands sowie der Mediterranen Hochgebirge Kleinasiens werden nicht mehr durch Kriechweiden Salix herbacea Salix reticulata Salix retusa Salix serpyllifolia reprasentiert Schneetalchen sind hier nur noch auf den Grund von Depressionen oder nordseitige beschattete Hange mit langer Schneebedeckung sowie in unmittelbarer Umgebung von Schmelzwasserkanalen gebunden 18 Im sudlichen Griechenland und der Turkei werden die Chionophyten durch spezielle Rasenverbande gebildet u a mit Allopecurus gerardii und Crocus sieberi Die kurzwachsenden Rasen sind dicht geschlossen und im Sommer von langer Trockenheit gepragt Alle diese Rasen werden zu einem zurzeit noch unscharf umrissenen Verband Trifolio Polygonetalia und deren regional unterteilten Assoziationen gestellt 19 Die Boden sind allgemein Schmelzwasser beeinflusst und liegen entweder innerhalb von Schmelzwasser Kanalen oder am Grunde von Nivationsnischen in grosseren Depressionen des Glaziokarstes 20 Die Kalkschneetalchen im ostlichen Mittelmeerraum wurden insbesondere fur den Taurus untersucht 21 Es sind Schneetalchen und Schmelzwassergesellschaften die im Westlichen und Mittleren Taurus Gebirge hochalpin und subnival den Schuttgesellschaften nahe stehen in tieferen Lagen zur Ordnung Trifolio Polygonion vermitteln Im Westlichen Taurus und den angrenzenden Pisidischen und Isaurischen Taurus tritt demgegenuber ein eigener Verband auf Thlaspion papillosi innerhalb der Trifolio Polygonetalia Grundsatzlich ist den Schneetalchen des Taurus ein grosser Anteil an auffallig bluhenden Zwiebelmonokotylen zu eigen unter denen Muscari bourgaei Ornithogalum brevidepicellatum Fritillaria pinardii Scilla pleiophylla Thlaspi papillosum wurde als namensgebende Art des Verbandes Thlaspion papillosi gewahlt 22 Floristisch ist der Wechsel zwischen den Fruhlings und Fruhsommer bluhenden Geophyten und den Chamaephyten und Hemikryptophyten der sommerbluhenden Rasenarten auffallig Okologie BearbeitenDie Schneetalchenvegetation zeichnet sich durch eine Reihe von Arten mit okophysiologischen Anpassungen an diesen Standort aus Sie benotigen ein mehr oder weniger gleichmassiges Mikroklima Sie zeigen eine geringe Kalte und Hitzetoleranz und assimilieren Photosynthese bereits bei niedrigen Temperaturen Die meisten mehrjahrigen Arten uberwintern mit grunen Blattern und vermehren sich vegetativ durch Kriechsprosse Schutz und Gefahrdung BearbeitenDer Tourismus ist eine der starksten Gefahrdungen fur die Berglandschaften Die Gebirgsregionen werden von Wanderern Mountain Bikern Bergsteigern und Skilaufern im Sommer wie auch im Winterhalbjahr genutzt Eine direkte Gefahrdung geht vor allem von den damit verbundenen baulichen Massnahmen aus Durch wegebauliche Erschliessungen wie Rast und Parkplatze Skilifte und Bergbahnstationen die zudem Bodenentwasserungs Verdichtungs und oder Versiegelungsmassnahmen mit sich bringen werden den Arten der Schneeboden Gesellschaften wertvolle Biotopflachen entzogen beziehungsweise der Gesamtbestand nachhaltig geschadigt In der Bundesrepublik Deutschland sind Schneetalchen nach 30 des Bundesnaturschutzgesetzes BNatSchG gesetzlich geschutzte Biotope Literatur BearbeitenP Mertz Pflanzengesellschaften Mitteleuropas und der Alpen Erkennen Bestimmen Bewerten ecomed Landsberg Lech 2000 ISBN 3 609 19380 8 E Oberdorfer Suddeutsche Pflanzengesellschaften Teil I Fels und Mauergesellschaften alpine Fluren Wasser Verlandungs und Moorgesellschaften 4 Auflage Gustav Fischer Jena Stuttgart 1998 ISBN 3 437 35280 6 Ladislav Mucina Milan Valachovic Ivan Jarolimek Jan Seffer Anna Kubinska Ivan Pisut The vegetation of rock fissures screes and snow beds in the Pirin Planina Mountains Bulgaria In Studia Geobotanica 10 1990 S 15 58 H Reisigl R Keller Alpenpflanzen im Lebensraum Alpine Rasen Schutt und Felsvegetation Fischer Stuttgart 1994 ISBN 3 437 20516 1 Einzelnachweise Bearbeiten Thorsten Englisch Multivariate Analysen zur Synsystematik und Standortsokologie der Schneebodenvegetation Arabidetalia caerulea in den Nordlichen Kalkalpen In Stapfia Band 59 Linz 1999 S 9 ISSN 0252 192X zobodat at PDF a b Thorsten Englisch 1999 S 12 a b c d Thorsten Englisch 1999 S 13 Thorsten Englisch 1999 S 17 Thorsten Englisch 1999 S 16 17 Heinz Ellenberg Christoph Leuschner Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer dynamischer und historischer Sicht 6 vollstandig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage von Christoph Leuschner Eugen Ulmer Stuttgart S 715 Reisigl Herbert Richard Keller 1994 Alpenpflanzen in ihrem Lebensraum 2 Aufl Gustav Fischer Stuttgart ISBN 3 437 20516 1 Hier S 72 Heinz Ellenberg Christoph Leuschner S 718 Reisigl Herbert Richard Keller 1994 S 72 Thorsten Englisch 1999 S 18 19 H Kurschner G Parolly E v Raab Straube 1998 Phytsociological studies on high mountain plant commun ities of the Taurus Mountains Turkey 3 Snow pat ch and meltwater communities Feddes Repertorium 109 7 8 581 616 Vladimir Stevanovic Snezana Vukojicic Jasmina Sinzar Sekulic Maja Lazarevic Gordana Tomovic Kit Tan Distribution and diversity of Arctic Alpine species in the Balkans Plant Systematics and Evolution Dezember 2009 283 219 PDF Ivo Horvat Vjekoslav Glavac Heinz Ellenberg 1974 Vegetation Sudosteuropas Geobotanica Selecta Hrsg Reinhard Tuxen Bd IV Gustav Fischer Stuttgart ISBN 3 437 30168 3 Ivo Horvat Vjekoslav Glavac Heinz Ellenberg 1974 S 627 Mucina L Valachovic M Jarolimek I Seffer J Kubinska A amp Pisut I 1990 The vegetation of rock fissures screes and snow beds in the Pirin Planina Mountains Bulgaria Studia Geobotanica 10 15 58 Bostjan Surina amp Branko Vres 2009 The Association Drepanoclado uncinati Heliospermetum pusilli Arabidetalia caeruleae Thlaspietea rotundifolii in the Trnovski gozd Plateau Slovenia NW Dinaric Mts Hacquetia 8 1 31 40 Mucina L Valachovic M Jarolimek I Seffer J Kubinska A amp Pisut I 1990 The vegetation of rock fissures screes and snow beds in the Pirin Planina Mountains Bulgaria Studia Geobotanica 10 Hier S 44 48 H Kurschner G Parolly E v Raab Straube 1998 S 582 H Kurschner G Parolly E v Raab Straube 1998 S 583 und 587 H Kurschner G Parolly E v Raab Straube 1998 S 584 H Kurschner G Parolly E v Raab Straube 1998 H Kurschner G Parolly E v Raab Straube 1998 S 587 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schneetalchen amp oldid 233466653