www.wikidata.de-de.nina.az
Als Nivation von lat nivalis schneeig werden in der Geomorphologie Verwitterungs und Erosionsprozesse untergeordnet auch Ablagerungs und Akkumulationsprozesse bezeichnet die durch temporare und perennierende Schneeflecken in Periglazialgebieten beschleunigt und oder intensiviert werden Der Begriff wird mit unterschiedlich weiten Definitionen gebraucht und ist deshalb umstritten Nivationsmulden am Nordhang des Feldbergs Schneetalchen Vegetation Situation Anfang Juni Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte und Definition 2 Nivationsprozesse und Oberflachenformen 3 Erweiterte Bedeutung 4 Einzelnachweise 5 LiteraturBegriffsgeschichte und Definition BearbeitenFur die geomorphologischen Prozesse an temporaren und perennierenden Schneeflecken in den Bighorn Mountains Wyoming fuhrte Matthes 1900 den Ausdruck Nivation ein Der Begriff wurde auch auf Formungsprozesse temporarer zeitweiliger und perennierender ganzjahrig bestandiger Schneeflecken in den Periglazialgebieten der polaren Regionen ubertragen Spatere Autoren haben den Begriff sehr viel weiter gefasst und allgemein auf die Landschaftsformung durch Schnee bezogen die Wirkung des Schnees auf den Untergrund durch Bewegung Druck und die Schmelzwasser 1 umfassend Schunke 1974 sah in der Nivation ein komplexes Phanomen aus Frostsprengung Solifluktion Abspulung Kryoturbation und Sturzdenudation In den Gebirgen tritt Nivation grossflachig oberhalb der Baumgrenze in der alpinen und subnivalen Hohenstufe auf vor allem in nichtkonsolidierten Ablagerungen seltener auch schon unterhalb der Baumgrenze Die Hauptverbreitung liegt jedoch in den Periglazialgebieten der polaren Regionen Nivationsprozesse und Oberflachenformen BearbeitenIn den Periglazialgebieten mit nicht konsolidierten Oberflachensedimenten und Permafrostboden dominieren im Fruhsommer Schneeflecken die geomorphologische Entwicklung weiter Gebiete und kontrollieren die Verteilung der Vegetation Die Verteilung der Schneeflecken wiederum ist durch die Landschaftsform selber die dominierenden Windrichtungen im Winter und die Schneehohen bedingt Schneeflecken bilden sich meist immer wieder in denselben Positionen meist in Mulden und apern erst viel spater als die bereits schneefreie Umgebung aus Unterhalb der Schneeflecken tritt Schmelzwasser aus und durchfeuchten dort den Boden in besonderem Masse Dadurch konnen hier frostdynamische Prozesse wie eine intensive Frostverwitterung besonders gut ansetzen Hinzu kommt eine verstarkte chemische Verwitterung im Bereich der Schneeflecken Weitere mit Schneeflecken verbundene Prozesse sind kleinere Erdrutschungen und Erdfliessen niveo aolischer Sedimenttransport durch Wind Sedimenttransport durch fliessendes Wasser auf dem Schnee oder in Tunnels unter dem Schnee Erosion durch den sich langsam bewegenden Schnee und fliessendes Wasser unter dem Schnee Solifluktion und Abluation Die hauptsachlichen geomorphologischen Oberflachenformen der Nivation sind je nach Hangneigung hangparallele oder halbkreisformige Nivationsmulden Nivationswannen oder Nivationsnischen im flachen Relief die durch weitere Hangabbruche hangaufwarts wachsen konnen Da sich in den Nischen immer wieder Schneeflecken bilden vertiefen und vergrossern sich diese Als Besonderheit konnen sich Nivationsterrassen ausbilden An steileren Hangen bilden sich Nivationstrichter und Nivationsrunsen Am unteren Rand der Nischen konnen sich kleine Erdwalle bilden durch Zusammenschieben von erdigem Material oder durch Rutschungen von Erde uber den Schnee Durch Abspulungen konnen im Vorfeld der Schneeflecken Steinpflaster entstehen sowie alluviale Erosionsrinnen und abluate Sedimente in Schwemmfachern unterhalb der Schneeflecken Erweiterte Bedeutung BearbeitenIm weiteren Sinne des Begriffes werden auch Schneehaldenmoranen Lawinentobel Blattanbruche Schnee und Lawinenschurf Plaiken dazugerechnet 1 Die meisten Autoren folgen dieser weiten Definition jedoch nicht Einzelnachweise Bearbeiten a b Alexander Stahr und Thomas Hartmann Landschaftsformen und Landschaftselemente im Hochgebirge 398 S Springer Verlag 1999 ISBN 978 3 540 65278 6Literatur BearbeitenHanne Hvidtfeldt Christiansen Nivation forms and processes in unconsolidated sediments NE Greenland Earth Surface Processes and Landforms 23 751 760 New York 1998 doi 10 1002 SICI 1096 9837 199808 23 8 lt 751 AID ESP886 gt 3 0 CO 2 A Matthes Francois Emile Glacial sculpture of the Bighorn Mountains Wyoming United States Geological Survey 21st Annual Report 1899 1900 p 167 190 Washington 1900 Andrew Goudie Nivation In Andrew Goudie Encyclopedia of geomorphology Band 2 S 718 720 London u a 2004 ISBN 0 415 32738 5 E Schunke Formungsvorgange an Schneeflecken im islandischen Hochland Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse 3 274 286 Gottingen 1974 Karl N Thome Einfuhrung in das Quartar 287 S Springer Berlin 1998 ISBN 3 540 62932 7 Colin E Thorn Nivation A geomorphic chimera In Michael J Clark Hrsg Advances in Periglacial Geomorphology p 5 31 Wiley 1988 ISBN 0 471 90981 5 Colin E Thorn und Kevin Hall Nivation and cryoplanation the case for scrutiny and integration Progress in Physical Geography 26 4 533 550 2002 doi 10 1191 0309133302pp351ra Harald Zepp Geomorphologie eine Einfuhrung 385 S Paderborn Munchen u a Schoningh 2008 ISBN 978 3 8252 2164 5 ISBN 978 3 506 97013 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nivation amp oldid 234439237