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Das Schloss Gnadenthal ist eine klassizistische Schlossanlage im Klever Stadtteil Donsbruggen etwa drei Kilometer nordwestlich der Innenstadt von Kleve Im Natur und Landschaftsschutzgebiet der Duffel gelegen steht die Schlossanlage als Baudenkmal unter Denkmalschutz 1 Gartenfassade des HerrenhausesAn der Stelle des heutigen Schlosses stand im Mittelalter ein Gutshof der im 15 sowie 16 Jahrhundert durch Augustiner Chorherren als Kloster genutzt und im Achtzigjahrigen Krieg zerstort wurde Johann Moritz von Blaspiel liess zu Beginn des 18 Jahrhunderts auf dem einstigen Klostergrund ein barockes Schloss mit Gartenanlage errichten das am Anfang des 19 Jahrhunderts von der Familie von Hoevell zu Westerflier im Stil des Klassizismus verandert wurde Bei der damit einhergehenden Umgestaltung des Schlossgartens wurden die darin befindlichen Skulpturen entfernt weil sie nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprachen Sechs dieser wertvollen Plastiken wurden in den 1950er Jahren durch Zufall in einer Grube wiederentdeckt Seit den 1980er Jahren dient die Anlage mit dem sie umgebenden englischen Landschaftsgarten als Tagungs und Bildungsstatte und befindet sich seit 2008 im Besitz der Stiftung Vrienden van Kastelen Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Herrenhaus 1 2 Nebengebaude und Schlosspark 2 Geschichte 2 1 Erst Gutshof dann Kloster 2 2 Schlossneubau 2 3 Seit dem 20 Jahrhundert 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenBeschreibung Bearbeiten nbsp Blick zum Herrenhaus uber den Spiegelteich nbsp Die OrangerieDie Schlossanlage besteht aus einem Herrenhaus im Stil des Klassizismus und einigen Nebengebauden die nordlich davon stehen Die Gebaude werden von einem Grabensystem umschlossen und liegen inmitten eines Landschaftsparks Eine rund 420 Meter 2 lange Kastanienallee fuhrt an der Ostseite zu einem schmiedeeisernen Tor mit vasenbekronten Pfeilern das aus der Zeit um 1830 stammt 3 Herrenhaus Bearbeiten Das schmucklose Herrenhaus ist ein langgestrecktes zweigeschossiges Gebaude das von einem Walmdach mit Dachgauben abgeschlossen wird Der Backsteinbau ist verputzt und mit einer hellgelben Farbe gestrichen die sich gut vom dunklen Grun der Fensterladen abhebt Die sudliche zum Garten gewandte Fassade ist durch Fenster in 15 Achsen unterteilt und besitzt an den Enden pavillonartige Eckrisalite Ihr bestimmendes Element ist ein dreiachsiger Mittelrisalit mit einem Balkon der auf vier Saulen toskanischer Ordnung ruht Ein durchfenstertes Attikageschoss bildet seinen oberen Abschluss Das Aussehen des Mittelrisalits beruht auf Umbauten aus der Zeit um 1830 bei denen er auch die gusseiserne Unterteilung seiner drei Oberlichter im Erdgeschoss erhielt Im Inneren sind aus der gleichen Zeit einige Stuckdecken und Kaminaufbauten erhalten 4 Nebengebaude und Schlosspark Bearbeiten Nordlich des Herrenhauses stehen im rechten Winkel zu diesem zwei niedrige Wirtschaftsgebaude Ostlich davon befindet sich die sogenannte Orangerie ein zweigeschossiges Haus aus dem 18 Jahrhundert 3 Seine Backsteinfassade mit dem zinnenbekronten Mittelrisalit und grossen Rundbogenblenden stammt allerdings von spateren Veranderungen in der Mitte des 19 Jahrhunderts und entstand nach einem Entwurf von Ernst Friedrich Zwirner 4 Der funf Hektar 5 grosse Schlosspark im Stil eines Landschaftsgartens umfasst neben grossen Waldflachen auch noch einige Uberreste des heutzutage verschwundenen Barockgartens Dazu zahlen neben einem Spiegelweiher sudlich des Herrenhauses auch die weitlaufigen Wassergraben die das Schlossareal durchziehen und sechs barocke Gartenplastiken die heute bei der Orangerie aufgestellt sind Die Skulpturen antiker Naturgottheiten wurden 1956 6 in einer Grube gefunden und stammen ursprunglich aus dem barocken Schlossgarten des 18 Jahrhunderts Geschichte BearbeitenErst Gutshof dann Kloster Bearbeiten An der Stelle des heutigen Schlosses oder in seiner unmittelbaren Nahe stand im Mittelalter ein Gutshof der am 28 August 1373 als Allodial namens Ganswykhof erstmals urkundlich Erwahnung fand Dieser Hof war seitdem Eigentum kleinerer regionaler Adelsfamilien 1448 verkaufte Arndt von Nyel den Hof Ganswyk an Elbert van Alpen Herrn von Honnepel Dieser wiederum tauschte den Besitz am Lambertustag also dem 17 September des Jahres 1452 mit dem Propst des Klever Stiftskapitels Heinrich van Nyenhuis gegen 53 5 hollandische Morgen Land in Niel und Mehr 7 Der Ganswykhof wurde mit Genehmigung Papst Pauls II zu einem Kloster umgebaut in das Augustiner Chorherren einziehen sollten Diese waren zuvor in Uedem beheimatet gewesen aber aufgrund von Kriegswirren in finanzielle Note geraten und mussten ihr dortiges Kloster sowie das von ihnen betriebene Heiliggeisthospital aufgeben Am 12 April 1469 ubergab der Klever Propst Hermann van Braekel den Kanonikern den umgebauten Gutshof gegen eine jahrliche Summe von 58 Goldgulden 7 als schatz und dienstfreies Eigentum 8 Die Augustiner Chorherren bezogen um 1470 ihr neues Quartier und gaben ihrem Konvent den Namen vallis gratiae Tal der Gnade bzw Gnadental der 1481 erstmals urkundlich erwahnt wurde 9 In jenem Jahr war die Klosterkirche fertiggestellt 10 Wahrend des Spanisch niederlandischen Kriegs wurde das Kloster am 4 April 1590 11 im Zuge der Kampfe um Schenkenschanz von niederlandischen Truppen erst belagert dann geplundert und schliesslich in Brand gesteckt Die Gebaude waren anschliessend verwustet und unbewohnbar sodass die Bruder in eine vorubergehende Bleibe in Kleve ausweichen mussten Der Konvent kehrte nie wieder nach Gnadenthal zuruck denn er zog mit Genehmigung des Klever Herzogs Johann Wilhelm im Jahr 1603 wieder nach Uedem Das Baumaterial der Klosterruine verkauften die Chorherren am 18 August 1663 12 an den brandenburgischen Statthalter Johann Moritz von Nassau der die Steine fur den Umbau des Klever Schlosses nutzte 13 Schlossneubau Bearbeiten nbsp Schloss Gnadenthal 1745 Kupferstich von Hendrik Spilman nbsp Lithografie des Schlosses in den 1860er JahrenAm 24 November 1670 wechselte Gnadenthal den Besitzer Die Augustiner Chorherren tauschten das Anwesen mit dem Freiherrn Werner Wilhelm von Blaspiel auch Blaespeil und Blaespeyl gegen drei Bauernhofe in Uedem Blaspiel war herzoglicher Rat sowie Botschafter des Grossen Kurfursten und wahrscheinlich plante er auf dem Gnadenthaler Grund und Boden ein Schloss als reprasentativen Landsitz zu errichten 6 aber erst sein Sohn Johann Moritz preussischer Minister und Patenkind des Johann Moritz von Nassau verwirklichte die Bauplane Er baute auf den Grundmauern des einstigen Klosters 14 ein Barockschloss samt weitlaufigem franzosischem Garten Die Arbeiten dazu waren wahrscheinlich 1704 beendet zumindest trug der Rahmen des fruher im Schloss installierten Glockenspiels diese Jahreszahl 6 Zeitgenossen ruhmten Gnadenthal nach seiner Fertigstellung als einen der schonsten Adelssitze am Niederrhein 15 Nach dem Tod Johann Moritz im Jahr 1723 war das Schloss vorubergehend unbewohnt denn die Witwe Dorothea Henriette geborene van Hoft ging an den Potsdamer Hof wo sie 1745 Oberhofmeisterin der Prinzessin Amalie von Preussen wurde Anstatt ihrer bewohnte der Kaufmann und Bankier Thomas Franciscus von Cloots das Anwesen ab dem 6 Dezember 1747 zur Miete Dorothea Henriettes Erben verkauften ihm das Schloss am 11 September 1748 7 samt den dazugehorigen Gutern fur 35 000 hollandische Gulden 16 Die finanzielle Grundlage fur den Erwerb bildete das ererbte Vermogen seines Grossonkels Johannes Baptista Cloots der 1747 verstorben war Unter den acht Kindern Thomas Franciscus die alle auf Schloss Gnadenthal zur Welt kamen war auch sein Sohn Johann Baptist Hermann Maria der unter dem Namen Anacharsis Cloots wahrend der Franzosischen Revolution in Paris von sich reden machte und schliesslich unter der Guillotine starb Eine Enkelin Thomas Franciscus Clara Francisca Cornelia Maria heiratete am 11 Juni 1806 den Baron Arnold Johann Antonius von Hoevell zu Westerflier und Wezeveld und brachte das Schloss damit an diese Familie Der neue Eigentumer liess das Herrenhaus gemass dem Zeitgeschmack im klassizistischen Stil umgestalten und gab dem Gebaude damit im Wesentlichen sein heutiges Aussehen Auf ihn ist auch der englische Landschaftsgarten zuruckzufuhren den er anstelle des symmetrischen Barockgartens anlegen liess Sein Erbe trat 1862 der Freiherr Otto von Hoevell an 17 Seit dem 20 Jahrhundert Bearbeiten Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss durch Artilleriebeschuss beschadigt Auch die Belegung des Gebaudes zuerst mit Soldaten der deutschen Wehrmacht und anschliessend mit kanadischem Militar tat der Bausubstanz nicht gut Nachdem alliierte Truppen das Klever Land Ende Februar Anfang Marz 1945 besetzt hatten plunderten zudem britische Soldaten das Anwesen sodass die Familie von Hoevell bei ihrer Ruckkehr im Juni 1945 ein leeres Schloss vorfand Ab 1946 betrieben Franziskusschwestern in einer Halfte des Herrenhauses ein Altenheim Ab Mai 1947 wurde das komplette Anwesen als Seniorenheim der Stadt Kleve bewirtschaftet Fur die Nutzung wurden tiefgreifende Anderungen im Inneren vor allem bei der Raumdisposition aber auch am Ausseren des Hauptgebaudes vorgenommen Zum Beispiel stammen die heutigen Dachgauben des Herrenhauses von der Anpassung an die moderne Nutzung Mit der Fertigstellung des Franziskusheims in der Klever Spyckstrasse endete 1977 diese Art der Schlossnutzung Der drohende Leerstand und damit einhergehender Verfall konnten dadurch verhindert werden dass Angehorige der amerikanischen Luftwaffe fur die nachsten vier Jahre im Herrenhaus Quartier bezogen Seit Fruhjahr 1981 dient das Schloss als Tagungs und Seminarhotel das seit 1987 von der zum Paritatischen Wohlfahrtsverband gehorenden Gesellschaft Bildung und Leben betrieben wird 2008 wechselte die Schlossanlage zum bisher letzten Male den Eigentumer Die Familie von Hoevell schenkte das Anwesen der Stiftung Vrienden van Kastelen bewohnt aber weiterhin die Orangerie Literatur BearbeitenPaul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler des Kreises Kleve L Schwann Dusseldorf 1892 Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 1 Abt 4 S 23 25 Textarchiv Internet Archive Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Band 1 Rheinland Deutscher Kunstverlag Munchen 1967 S 116 117 Gnadenthal In Alexander Duncker Hrsg Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie nebst den koniglichen Familien Haus Fideicommiss und Schattull Gutern Band 9 Duncker Berlin 1866 Blatt 527 zlb de Text zwei Seiten danach Hans Peter Hilger Kreis Kleve Rheinland Verlag Dusseldorf 1967 S 44 4 Die Denkmaler des Rheinlandes Band 6 Teil 4 Gregor Spohr Wie schon hier zu vertraumen Schlosser am Niederrhein Peter Pomp Bottrop Essen 2001 ISBN 3 89355 228 6 S 82 85 Walther Zimmermann Hugo Borger Hrsg Handbuch der historischen Statten Deutschlands Band 3 Nordrhein Westfalen Kroners Taschenausgabe Band 273 Kroner Stuttgart 1963 DNB 456882847 S 227 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Gnadenthal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Schlosses Rainer Hoymann Vallis Gratiae Val de Grace Von den Menschen im Tal der Gnade Memento vom 3 April 2010 im Internet Archive heimat kleve deFussnoten Bearbeiten Liste der Baudenkmaler in der Stadt Kleve Teil A Seite nicht mehr abrufbar Angabe gemass der online verfugbaren Katasterkarte des Kreises Kleve a b Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen 1967 S 117 a b Karl Heinz Hohmann Bau und Kunstdenkmaler im Kreis Kleve Eine kursorische Ubersicht Rheinische Kunststatten Heft 419 Neusser Druckerei und Verlag Neuss 1995 ISBN 3 88094 S 95 Website des Schlosses abgerufen am 22 Januar 2020 a b c Rainer Hoymann Vallis Gratiae Val de Grace Von den Menschen im Tal der Gnade Memento vom 3 April 2010 im Internet Archive heimat kleve de a b c Gnadenthal In Alexander Duncker Hrsg Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie nebst den koniglichen Familien Haus Fideicommiss und Schattull Gutern Band 9 Duncker Berlin 1866 Blatt 527 zlb de Text zwei Seiten danach Gregor Spohr Wie schon hier zu vertraumen 2001 S 82 Kurzhistorie Website des Schlosses abgerufen am 22 Januar 2020 Manche Publikationen nennen dieses Jahr als Einzugsdatum der Chorherren Robert Scholten Das Regulier Chorherren Kloster Gnadenthal bei Kleve In Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Band 14 Lintz Dusseldorf 1900 S 63 Digitalisat Walther Zimmermann Hugo Borger Hrsg Handbuch der historischen Statten Deutschlands Band 3 Nordrhein Westfalen Kroners Taschenausgabe Band 273 Kroner Stuttgart 1963 DNB 456882847 S 227 Robert Scholten Das Regulier Chorherren Kloster Gnadenthal bei Kleve In Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Band 14 Lintz Dusseldorf 1900 S 69 Digitalisat Laut Karl Emerich Kramer wurde aus den Quadern der Klosterkirche der Tempel im Klever Tiergarten erbaut Vgl Karl Emerich Kramer Von Burg zu Burg am Niederrhein Band 1 4 Auflage Mercator Duisburg 1982 ISBN 3 87463 057 9 S 64 Es ist nicht vollends gesichert ob der Schlossbau tatsachlich auf den Fundamenten des Klosterbaus errichtet wurde oder ob er in direkter Nahe zum einstigen Standort erfolgte Johan Henrich Schutte Amusemens des Eaux de Cleve oder Vergnugungen und Ergotzlichkeiten bei den Wassern zu Cleve Meyer Lemgo 1748 S 183 Stadtisches Museum Haus Koekkoek Hrsg Der Niederrhein Zeichnungen Druckgraphik und Bucher aus der Sammlung Robert Angerhausen Boss Kleve 1993 ISBN 3 89413 334 1 S 11 Robert Scholten Das Regulier Chorherren Kloster Gnadenthal bei Kleve In Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Band 14 Lintz Dusseldorf 1900 S 73 Digitalisat Normdaten Geografikum GND 7734212 4 lobid OGND AKS 51 806259785833 6 1076366902778 Koordinaten 51 48 22 5 N 6 6 27 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Gnadenthal amp oldid 233497249