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Als Gnadenkirchen werden sechs evangelische Kirchen in Schlesien bezeichnet die nach der Altranstadter Konvention von 1707 durch die Gnade Kaiser Josephs I in seiner Eigenschaft als Konig von Bohmen und damit als Landesherr der Herzogtumer in Schlesien errichtet werden durften Gnadenkirche in Militsch Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauten 2 1 Gnadenkirche Hirschberg Jelenia Gora 2 2 Gnadenkirche Landeshut Kamienna Gora 2 3 Gnadenkirche Teschen Cieszyn 2 4 Gnadenkirche Militsch Milicz 2 5 Gnadenkirche Freystadt Kozuchow 2 6 Gnadenkirche Sagan Zagan 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Gnadenkirche Hirschberg nach Friedrich Bernhard Werner 1748 nbsp Gnadenkirche in HirschbergIm 17 Jahrhundert wurden die meisten schlesischen Herzogtumer nicht mehr von Piasten Herzogen regiert sondern waren als erledigte Lehen der Schlesischen Erblande an die bohmische Krone und damit an die Habsburger in ihrer Eigenschaft als Konige von Bohmen gefallen Nach dem Westfalischen Frieden wurden in den unmittelbar Habsburg unterstehenden Gebieten alle Gotteshauser die vor 1618 romisch katholisch gewesen und danach protestantisch geworden waren dem katholischen Klerus zuruckgegeben Den Protestanten die in diesen Gebieten die Mehrheit stellten wurden die drei schlesischen Friedenskirchen zugestanden die in den Stadten Glogau Jauer und Schweidnitz errichtet wurden Da diese fur ein so grosses Gebiet mit einer protestantischen Bevolkerungsmehrheit nicht ausreichten entstanden an den Grenzen des eigenstandigen Herzogtums Liegnitz sog Grenzkirchen fur die evangelische Bevolkerung ausserhalb des Herzogtums Als 1675 mit dem Herzogtum Liegnitz Brieg Wohlau der letzte schlesische Teilstaat als erledigtes Lehen an Habsburg gefallen war blieben fur die schlesischen Protestanten nur noch das Konigreich Polen wo Religionsfreiheit herrschte und die protestantischen Kurfurstentumer Brandenburg und Sachsen Im Grossen Nordischen Krieg besiegte Konig Karl XII von Schweden in der Anfangsphase seine Gegner Danemark Russland und Polen Auf seinem Feldzug drang er bis ins Kurfurstentum Sachsen vor Als der Konig der ein uberzeugter Lutheraner war mit seiner siegreichen Armee an der Grenze Schlesiens stand drohte er auf Seiten Frankreichs in den Spanischen Erbfolgekrieg einzugreifen und erzwang dadurch in der Altranstadter Konvention von 1707 nicht nur die Ruckgabe von 121 Kirchen in den fruher von protestantischen Fursten regierten Teilstaaten Liegnitz Oels und Munsterberg sondern auch die Genehmigung des Kaisers Joseph I zum Bau von sechs neuen evangelischen Kirchen in Schlesien 1 Nach der Bewilligung des Kaisers wurden die zu bebauenden Grundstucke mit Gnadenstaben abgeschritten die mit dem kaiserlichen Adler und im Fall Teschens dem Bildnis des Kaisers geziert waren und spater als Zeichen kaiserlicher Gnade in den Kirchen aufgestellt wurden 2 Die neuen Gnadenkirchen entstanden in den Stadten Freystadt Hirschberg Landeshut Militsch Sagan und Teschen in den Jahren 1709 bis um 1714 Vier von ihnen waren Fachwerkbauten wie die Friedenskirchen durften aber im Gegensatz zu diesen mit einem Glockenturm versehen werden Die Konvention ermoglichte es nun auch den Friedenskirchen freistehende Turme anzufugen Die Gnadenkirchen in Hirschberg und Landeshut waren getreue Kopien der Stockholmer Katharinenkirche was auch die Dankbarkeit der Bevolkerung gegenuber dem schwedischen Konig ausdrucken sollte Vier Gnadenkirchen Hirschberg Landeshut Militsch und Teschen uberstanden den Zweiten Weltkrieg und die tiefgreifenden ethnischen und konfessionellen Umwalzungen in dem an Polen gefallenen Schlesien Bis auf die Jesuskirche in Teschen wurden alle Gnadenkirchen der katholischen Kirche in Polen ubertragen Die Gnadenkirchen in Freystadt und Sagan wurden bis auf ihre im 19 Jahrhundert errichteten Turme nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen Im Neubaugebiet von Stuttgart Heumaden wurde die 1964 eingeweihte moderne Kirche nach den historischen Vorbildern Gnadenkirche benannt ebenso die Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz in Hannover Mittelfeld Bauten BearbeitenGnadenkirche Hirschberg Jelenia Gora Bearbeiten Hauptartikel Gnadenkirche Hirschberg Die Gnadenkirche Zum Kreuz Christi Kosciol Sw Krzyza bildet eine Synthese zwischen protestantischem Klassizismus und romisch katholisch gepragtem Barock Das Gebaude wurde 1709 bis 1718 nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche von Baumeister Martin Frantz aus Reval Tallinn in Stein erbaut und hat die Form eines griechischen Kreuzes In der Mitte befindet sich eine Kuppel die von vier Turmen umgeben ist In der Kirche konnen 4000 Glaubige Platz finden Gnadenkirche Landeshut Kamienna Gora Bearbeiten nbsp Gnadenkirche in Landeshut Hauptartikel Gnadenkirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit Die evangelische Gnadenkirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit wurde in den Jahren 1709 1720 in Landeshut erbaut und ebenfalls nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche von Baumeister Martin Frantz aus Reval Tallinn in Stein ausgefuhrt 1724 baute man eine Orgel ein ein Jahr spater den Altar und brachte 1766 die Kirchturmuhr an Das Gotteshaus wurde von Kriegshandlungen nicht betroffen Jedoch wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus der nicht genutzten Kirche wichtige Teile der Ausstattung entnommen der Altar das Taufbecken die Orgel die Kanzel die Kronleuchter und die Glocken Heute wird die Kirche als katholische Pfarrkirche St Maria Rosenkranz Kosciol Matki Boskiej Rozancowej genutzt neben der Kirche hat man einen neuen Stahlglockenturm mit drei Glocken errichtet Im Innern des Gotteshauses entstanden polychrome Ausmalungen von Jan Molga und Paul Mitka Die Gemalde stellen die Rosenkranz Gottesmutter dar und verschiedene historische Personlichkeiten Polens die ihr huldigen Gnadenkirche Teschen Cieszyn Bearbeiten nbsp Gnadenkirche in Teschen Hauptartikel Gnadenkirche Teschen Die Teschener Gnadenkirche die Jesuskirche ist die grosste der sechs schlesischen Gnadenkirchen und die einzige in Oberschlesien Der Bau der Gnadenkirche erfolgte von 1709 bis 1730 in Stein bis 1751 wurde sie mit einem 72 m hohen Turm ausgestattet Sie besitzt 8000 Platze und war damals fur 40 000 evangelische Gemeindemitglieder in Osterreichisch Schlesien und im Herzogtum Teschen zustandig Ihre Ausstrahlung reichte bis in die Gegend von Troppau und ins Herzogtum Pless Heute ist sie die Mutterkirche der Evangelischen Christen in Polen sie wird als einzige auch noch nach 300 Jahren als evangelische Kirche genutzt Gnadenkirche Militsch Milicz Bearbeiten Hauptartikel Gnadenkirche Militsch Die Evangelische Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz wurde 1709 1714 errichtet als Fachwerkbau mit Barock und Rokoko Ausstattung und drei Emporen Heute ist sie die katholische Pfarrkirche zum Heiligen Andreas Bobola 1981 restauriert Gnadenkirche Freystadt Kozuchow Bearbeiten nbsp Turm der ehemaligen Gnadenkirche in FreystadtDie evangelische Gnadenkirche Freystadt Zum Weinberge Jesu wurde 1709 auf dem Gelande eines Weinberges ausserhalb der Stadt errichtet daher ihr Name Zum Weinberge Jesu uber ihre Einweihung ist nichts bekannt In den Jahren 1857 1859 wurde das Fachwerk durch massives Steinwerk ersetzt 1826 1827 wurde der Turm gebaut Die Kirche verfiel nach 1945 Hochaltar Kanzel und Orgelprospekt wurden in die Jesuitenkirche nach Glogau uberfuhrt danach wurde die Kirche bis auf den Turm abgetragen Gnadenkirche Sagan Zagan Bearbeiten Hauptartikel Dreifaltigkeitskirche Zagan nbsp Turm der ehemaligen Gnadenkirche von SaganDie Gnadenkirche Sagan wurde von 1709 bis 1710 erbaut und als Dreifaltigkeitskirche 1710 geweiht 1753 erfolgte ein Umbau der Kirche und die Erhohung des Kirchturms Die ursprunglichen Fachwerkkirche wurde 1809 renoviert aber 1844 abgerissen und bis 1846 wurde neu in Stein ausgefuhrt Dabei wurde ein 70 m hoher neugotischer Turm angebaut 1873 erfolgte eine Restaurierung der Kirche Nachdem 1952 die Gemeinde enteignet worden war beschloss man 1965 den Abriss der Kirche 1991 erfolgte die Wiedereinweihung der Furstenkapelle in der die Saganer Fursten von Biron beigesetzt sind 1999 2004 wurde der Turm renoviert und 2004 als Aussichtsturm eroffnet Literatur BearbeitenMartin Brugmann Die Gnadenkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit vor Landeshut in Schlesien Dusseldorf 1969 DNB 456207694 Fritz Gleisberg Die Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz vor Militsch Verlag Unser Weg Dusseldorf 1971 ISBN 3 87836 220 X Traud Gravenhorst Schlesien Erlebnisse eines Landes Korn Breslau 1938 DNB 573539391 3 Auflage Bergstadtverlag Munchen 1952 DNB 451647351 Piotr Oszczanowski Hrsg Cuius regio eius religio 300 Jahrestag des Bestehens der Gnadenkirchen in Schlesien Muzeum Karkonoskie Jelenia Gora Parafia Ewangelicko Augsburska kosciola Zbawiciela Jelenia Gora Cieplice Riesengebirgsmuseum in Hirschberg Evangelisch Augsburgische Pfarrei der Erloserkirche in Hirschberg Bad Warmbrunn o O Jelenia Gora Cieplice 2011 ISBN 978 83 8948027 9 polnisch Cuius regio eius religio Trzechsetna rocznica powstania kosciolow Laski na Slasku Ubersetzt von Barbara Bartczak Agnieszka Goral Izabela Taraszczuk und Elzbieta Towarnicka Reiner Sorries Von Kaisers Gnaden Protestantische Kirchenbauten im Habsburger Reich Bohlau Verlag Koln u a 2008 ISBN 978 3 412 20154 8 S 111 117 Weblinks BearbeitenMarius Zippe Kirchen so gross wie Stadthallen In mitteldeutsche kirchenzeitungen de 29 Mai 2016 zuletzt abgerufen am 29 Mai 2016 300 Jahre Schlesische Gnadenkirchen Einzelnachweise Bearbeiten Christian Erdmann Schott Art Schlesien I Kirchengeschichte In Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 30 S 189 198 hier S 191 Andrea Langer Die Gnadenkirche Zum Kreuz Christi in Hirschberg Zum protestantischen Kirchenbau Schlesiens im 18 Jahrhundert Forschungen zur Geschichte und Kultur des ostlichen Mitteleuropa Bd 13 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2003 ISBN 978 3 515 07470 4 Seite 22 Zugleich Mainz Universitat Dissertation 1996 Schlesische Gnadenkirchen Hirschberg Jelenia Gora Landeshut Kamienna Gora Teschen Cieszyn Militsch Milicz Freystadt Kozuchow Sagan Zagan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlesische Gnadenkirchen amp oldid 238957437