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Die Rubens war ein Blockadebrecher der Kaiserlichen Marine der im April 1915 eine Versorgungsladung fur die Schutztruppe von Oberst Paul von Lettow Vorbeck und den Kreuzer Konigsberg unter Fregattenkapitan Max Looff durch die britische Blockade von Deutsch Ostafrika transportierte Rubens Die Rubens 1915 in der Mansabucht Die Rubens 1915 in der MansabuchtSchiffsdatenFlagge Deutsches Reich Deutsches ReichSchiffstyp FrachtschiffReederei Bolton Steam Shipping Co Ld LondonBauwerft William Gray amp Company West HartlepoolStapellauf Marz 1906Verbleib Am 14 April 1915 auf Grund gesetztSchiffsmasse und BesatzungLange 109 m Lua Breite 15 mTiefgang max 6 5 mVermessung 3587 BRT Besatzung 37 MannMaschinenanlageMaschine 2 Zylinderkessel1 VerbundmaschineMaschinen leistung 1 800 PS 1 324 kW Hochst geschwindigkeit 11 5 kn 21 km h Propeller 1 Inhaltsverzeichnis 1 Der Operationsplan 2 Die Fahrt 2 1 Vorbereitungen 2 2 Ausreise 2 3 Ankunft in Ostafrika 3 Das Ende 4 Die Ruckkehr des Kommandanten nach Deutschland und seine Memoiren 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenDer Operationsplan BearbeitenBereits im Herbst 1914 war vom deutschen Admiralstab beabsichtigt gewesen ein Hilfsschiff fur die Unterstutzung des Ostasiengeschwaders von Graf Maximilian von Spee nach Sudamerika zu entsenden Als Kommandant war der Oberleutnant zur See der Reserve Carl Christiansen vorgesehen von Beruf Offizier der Handelsmarine beim Norddeutschen Lloyd in Bremen Sein Bruder war der Marineflieger Friedrich Christiansen Kurz vor dem Auslaufen des Hilfsschiffs dessen Name nicht uberliefert ist wurde jedoch der Untergang des Geschwaders in dem Seegefecht bei den Falklandinseln am 8 Dezember 1914 bekannt so dass das Unternehmen abgebrochen wurde Daraufhin beschloss Kapitan zur See Kurt Grasshoff vom Admiralstab den Dampfer mit einem neuen Auftrag nach Deutsch Ostafrika zu senden Ziel war die Versorgung der Schutztruppe von Paul von Lettow Vorbeck sowie des Kleinen Kreuzers Konigsberg der im Rufiji Delta von britischen Seestreitkraften blockiert wurde Da jedoch Mitte Dezember 1914 keinerlei Verbindung zur Kolonie bestand wurde das Unternehmen auf unbestimmte Zeit verschoben Die Fahrt BearbeitenVorbereitungen Bearbeiten Ende Januar 1915 wurde Christiansen zum Admiralstab nach Berlin beordert Dort erhielt er den Befehl in Wilhelmshaven den Dampfer Rubens zu ubernehmen ein britischer Frachter der bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 in Hamburg beschlagnahmt worden war Die Rubens wurde auf der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven aus Geheimhaltungsgrunden angeblich zu einem Sperrbrecher als Ersatz fur ein kurzlich untergegangenes Fahrzeug umgebaut Nach der Beendigung des Umbaus wurde die Rubens aus Tarnungsgrunden in verschiedenen Hafen beladen Die Schiffspapiere wurden in Danisch ausgestellt Die Besatzung stammte aus den danischsprachigen Gebieten Schleswig Holsteins und auch Christiansen selbst sprach fliessend Danisch Die Ladung fur die Konigsberg bestand aus 1600 2000 t Kohle 1000 Granaten Kaliber 10 5 cm 500 Schuss Kaliber 8 8 cm 3000 Schuss Kaliber 6 cm 700 1000 t Wasser und 50 t Maschinenol Ausserdem zahlten zur Fracht zwei 6 cm Bootskanonen in Landungslafetten mit Munition 1500 Mauser Gewehre Modell 98 fur die Schutztruppe sowie vier 8 mm Maxim Maschinengewehre und mehrere Millionen 8 mm Patronen 3000 Schuss Munition waren fur die 3 7 cm Revolverkanonen des Vermessungsschiffs Mowe bestimmt das selbstversenkt auf dem Grunde des Hafens von Daressalam lag Hinzu kamen Uniformen Schuhe Zelte Feldtelefone Funktechnik Sanitatsartikel Medikamente Proviant und 1 t des Explosivstoffs Trinitroanisol Zur Tarnung wurde die Ladung mit Grubenholz abgedeckt ausserdem erhielt der Dampfer eine Decksladung Holz Verdeckt wurde eine Funktelegraphieanlage installiert Ausreise Bearbeiten nbsp Route der Rubens von Deutschland nach Ostafrika Februar bis April 1915Die Rubens verliess Wilhelmshaven am 18 Februar 1915 Die Wetterbedingungen fur einen geplanten Durchbruch durch die am 1 Marz 1915 offiziell ausgesprochene britische Nordseeblockade waren jahreszeitlich bedingt gunstig Nach dem Durchqueren der deutschen Minensperren erhielt die Rubens noch in der Nacht zum 19 Februar eine Maske als danischer Frachtdampfer Kronborg von dem bekannt war dass er in Kopenhagen im Dock lag Die Kronborg war normalerweise als Holztransporter tatig Ursprunglich war geplant die britische Blockadelinie im Nordatlantik zwischen den Faroer Inseln und Island zu durchbrechen Doch durch einen schweren Sturm wurde ein Teil der Decksladung beschadigt so dass sich Christiansen entschloss dieses Vorhaben aufzugeben Daher durchstiess die Rubens die Blockade zwischen den Shetlandinseln und den Faroern getarnt durch Schnee und Hagelschauer Am 6 Marz 1915 befand sich die Rubens auf der Hohe der Kapverdischen Inseln Hier erhielt sie eine neue Maskierung deren genaue Beschaffenheit unbekannt ist Ziel des British India Liners der nun vorgetauscht wurde war angeblich Mombasa Diese erneute Tarnung war notwendig da weiterhin mit britischen Patrouillen gerechnet werden musste vor allem in der Nahe von Kapstadt Ankunft in Ostafrika Bearbeiten nbsp Der Leuchtturm von Ulenge bei Tanga war bereits in Sicht als die Rubens beidrehen musste Nach der Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung am 22 Marz 1915 dampfte die Rubens durch die Strasse von Mosambik weiter nach Norden Bis zum 1 April 1915 war es noch nicht gelungen Funkkontakt zur Konigsberg aufzunehmen Geplant war den Hafen von Lindi anzulaufen und die Ladung dort zu loschen Erst in der Nacht zum 4 April 1915 gelang etwa 150 Seemeilen sudostlich der Komoren die Kontaktaufnahme mit der Konigsberg Doch weder der Besatzung des Kleinen Kreuzers noch der Rubens war bekannt dass der Abhordienst des britischen Marinegeheimdienstes intern Room 40 genannt seit Anfang Dezember 1914 in der Lage war den grossten Teil des deutschen Funkverkehrs zu entschlusseln Die britische Seite war uber die Ankunft des Hilfsschiffs in Ostafrika spatestens zu diesem Zeitpunkt informiert Da eine Kohlenubergabe von Rubens an die Konigsberg aufgrund der Blockadesituation vor dem Rufiji Delta ausgeschlossen war dampfte das Hilfsschiff nordwarts zu einem Eiland der Aldabra Gruppe um weitere Nachrichten des Kreuzers abzuwarten Schliesslich erhielt die Rubens einen Funkspruch der Konigsberg mit der Weisung am 14 April 1915 bei Tagesanbruch den Hafen von Tanga anzulaufen Nur einen Tag nachdem die Rubens Aldabra verlassen hatte wurde die Stelle auch schon von dem britischen Hilfskreuzer Kinfauns Castle inspiziert Das Ende Bearbeiten nbsp Mansabucht Tansania nbsp MansabuchtManza Bay im heutigen Tansania nbsp Zusammentreffen der Rubens mit dem Kreuzer Hyacinth am 14 April 1915 nbsp Sauberung von Munition in Deutsch Ostafrika wahrend des Ersten WeltkriegsAufgrund der entschlusselten Funkspruche hatte die Royal Navy vor Tanga eine Abfangposition eingerichtet zu der das Hilfsschiff Duplex und der Geschutzte Kreuzer Hyacinth gehorten Noch vor der Anfahrt von Tanga erhielt die Rubens eine neue Maske diesmal als Dampfer der British India Steam Navigation Company Auch dieser neue Tarnname ist unbekannt Als die Rubens in der Morgendammerung bereits den Leuchtturm von Ulenge sowie das Lotsenboot sichtete dessen Lotse den Dampfer sicher nach Tanga einbringen sollte entdeckte Christiansen die Hyacinth die sich von hinten kommend in voller Fahrt der Rubens naherte Bereits auf dem Weg in die Bucht geriet die Rubens unter schweres Geschutzfeuer der Hyacinth In Unkenntnis der Tatsache dass die Hyacinth aufgrund eines Maschinenschadens keine Hochstfahrt laufen konnte entschied sich Christiansen dafur die Einfahrt in den Hafen von Tanga abzubrechen Es gelang ihm stattdessen in die nahere Mansabucht einzulaufen denn die Hyacinth hatte unerwartet nach Norden abgedreht Da das Schiff durch den Beschuss in Brand geriet und die Gefahr der Explosion bestand wurde es von der Besatzung geraumt Durch die Offnung der Bodenventile wurde die Rubens auf Grund gesetzt Um auf der Hyacinth den Eindruck zu erwecken dass der Dampfer zerstort war wurden zusatzliche Brande an Bord entfacht Die Besatzungsmitglieder der Rubens erreichten trotz des Beschusses die nahegelegene Kuste Der Befehlshaber der Blockadekrafte der Royal Navy vor der ostafrikanischen Kuste Rear Admiral King Hall auf der Hyacinth wollte dringend Gefangene machen um sie zu den Hintergrunden der Versorgungsfahrt zu befragen Eine Landungstruppe der Hyacinth wurde aber von einer deutschen Schutztruppeneinheit zuruckgeschlagen Daraufhin stellten die Briten die Kampfe ein und zogen sich zuruck da sie den Dampfer fur vernichtet hielten Der Prasident der Deutschen Post in der Kolonie Ostafrika Daniel Thilo beschrieb den Vorgang ruckblickend so Der Kapitan der Rubens sah sich durch den Beschuss durch die Englander veranlasst den Dampfer in flachem Wasser aufzusetzen und die zur Verdeckung der Ladung an Deck lagernden Holzer anzuzunden um vorzutauschen dass das Schiff in Brand geschossen sei Der englische Kreuzer in der Meinung dass das Schiff vollig verloren sei dampfte dann ohne sich von dem wahren Sachverhalt genau zu uberzeugen wieder ab Wahrend der grosste Teil der aus Kriegsbedarf bestehenden Ladung erhalten geblieben war hatte der Brand die Medikamente und das gesamte Draht und Funktelegraphenmaterial zerstort 1 Tatsachlich aber gelang es der Besatzung der Rubens und Angehorigen der Schutztruppe in den nachsten funf Wochen den Dampfer abzubergen und die gerettete Ladung fur die Verwendung in der Schutztruppe zu sichern Eine entscheidende Rolle spielten dabei Taucher der Konigsberg die unter schwierigsten Bedingungen im Inneren des Wracks operierten Etwa 3 Millionen Schuss Munition konnten so geborgen werden die allerdings aufgrund der Nasse zunachst nicht verwendbar waren Erst nachdem sie in Handarbeit auseinandergenommen getrocknet und wieder zusammengesetzt waren konnten sie den Munitionsbestand der Schutztruppe erganzen Jedoch gab es eine vergleichsweise hohe Quote an Versagern so dass ein Teil nur zu Schulungs und Jagdzwecken eingesetzt wurde 2 Im September 1956 begann die italienische Bergungsgesellschaft Mawa Handelsanstalt das Wrack abzudichten und auszupumpen Nach 70 tagiger Arbeit wurde der nun fahrbereite Rumpf von dem Bergungsschlepper Simba nach Daressalam geschleppt Dort wurde die noch im Rumpf befindliche Ladung von 1600 Tonnen Kohle die fur die Konigsberg bestimmt gewesen war geloscht und an die East African Railways and Harbours verkauft Der Rumpf wurde anschliessend verschrottet Ein Rettungsring der Rubens befindet sich heute im Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven 3 Die Ruckkehr des Kommandanten nach Deutschland und seine Memoiren BearbeitenNach einer Besprechung mit Oberst Lettow Vorbeck beschloss Christiansen die Ruckkehr nach Deutschland um aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen eine zweite Expedition nach Ostafrika auszurusten Christiansen wurde daher als schwedischer Staatsburger legendiert Zwar gelang ihm die Ausreise aus Deutsch Ostafrika durch die seinerzeit noch neutrale Kolonie Portugiesisch Ostafrika Mosambik doch wurde der Oberleutnant von der Polizei in Johannesburg unter Spionageverdacht verhaftet Nach einigen Wochen Polizeihaft wurde Christiansen als ihm keine Spionagetatigkeit nachzuweisen war in ein Militargefangnis nach Kapstadt verlegt wo er nach eigener Aussage sehr zuvorkommend behandelt wurde Der Kommandant ein korrekter im Rahmen des Moglichen sogar freundlicher Offizier mit viel Verstandnis fur das Los eines Kriegsgefangenen Ausser einer ausserst scharfen Bewachung sind Unterkunft Verpflegung und personliche Behandlung in jeder Beziehung einwandfrei so dass der Gefangene sich hier bei herrlichstem Wetter gut erholen kann Die Kapitane Christiansen S 185 Nach einigen weiteren Wochen wurde Christiansen an Bord des Truppentransporters Durham Castle der die ersten sudafrikanischen Truppen auf den europaischen Kriegsschauplatz transportierte nach London verbracht Er wurde zuerst bei Scotland Yard inhaftiert und anschliessend dem Intelligence Department der britischen Admiralitat uberstellt Hier wurde er durch Captain William Reginald Hall Direktor der Naval Intelligence verhort Christiansen war erstaunt uber die nachrichtendienstlichen Erkenntnisse der britischen Seite so war Hall z B bekannt dass der Oberleutnant Kommandant der Rubens gewesen war Nach einem Aufenthalt in einem Gefangenenlager gelang es Christiansen im Oktober 1917 aufgrund einer Erkrankung in der Schweiz interniert zu werden Aufgrund der Vortauschung einer psychischen Krankheit wurde ihm im Juli 1918 die Ausreise nach Deutschland erlaubt Noch vor Kriegsende im November 1918 erschienen Christiansens Memoiren Durch Mit Kriegsmaterial zu Lettow Vorbeck Stuttgart 1918 Dieses Werk ist offensichtlich die Grundlage spaterer Publikationen Allerdings konnte Christiansen seine Kenntnisse aus dem Blockadedurchbruch der Rubens nicht mehr verwerten unabhangig davon hatte der Admiralstab inzwischen das Hilfsschiff Marie nach Deutsch Ostafrika entsandt Literatur BearbeitenO V Die Kapitane Christiansen Nach Logbuchern erzahlt 5 erweiterte Aufl Berlin o J 1942 Carl Christiansen Durch Mit Kriegsmaterial zu Lettow Vorbeck Stuttgart 1918 Digitalisierte Fassung Staatsbibliothek zu Berlin Otto Mielke S M Sperrbrecher A Dampfer Rubens Schleichfahrt nach Ostafrika SOS Schicksale deutscher Schiffe Nr 56 Munchen 1955 David Ramsay Blinker Hall Spymaster The Man Who Brought America into World War I Stroud 2008 Patrick Beesly Room 40 British Naval Intelligence 1914 1918 London 1982 Johannes Lensch Hrsg Knud Knudsens Fahrt nach Ostafrika Wahrheitsgetreuer Bericht uber die Hilfsfahrt der Marie mit Munition nach Deutsch Ostafrika usw Flensburg 1917 Peter Eckart Blockadebrecher Marie Abenteuer Fahrten des Kapitans Sorensen im Weltkrieg Berlin 1937 Kevin Patience Shipwrecks and salvage on the East African coast Kingdom of Bahrain Arabian Gulf 2006 John Walter Piraten des Kaisers Deutsche Handelsstorer 1914 1918 Motorbuch Verlag Stuttgart 1996 S 122 f ISBN 3 613 01729 6 Kurt Assmann Die Kampfe der Kaiserlichen Marine in den Deutschen Kolonien Erster Teil Tsingtau Zweiter Teil Deutsch Ostafrika Berlin 1935 S 148 153 Weblinks BearbeitenGolf Dornseif Tarnkappen Blockadebrecher Kurs Sansibar PDF 855 kB Foto der brennenden Rubens alias Kronborg in der Mansabucht Foto des Schleppers Simba mit der geborgenen Rubens alias Kronborg 1956Fussnoten Bearbeiten Geschichte der Deutschen Post in den Kolonien und im Ausland S 272 Ludwig Deppe Mit Lettow Vorbeck durch Afrika Berlin Verlag August Scherl 1921 S 106 Ratsel um Rettungsring nach 25 Jahren geklart Presse Info vom 21 Marz 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rubens Schiff amp oldid 238501202