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Marie Sperrbrecher 15 Deutsches ReichHilfsschiff Marie der Kaiserlichen Marine Sperrbrecher 15 ex britisch Dacre Hill SchiffsdatenSchiffsname SMH Marie SpB 15 Ex Dacre HillSchiffstyp Hilfsschiff BlockadebrecherSchiffsklasse StuckgutschiffKiellegung 1905Stapellauf Schiffstaufe 23 Dezember 1905Indienststellung als Hilfsschiff 1915Bauwerft Joseph L Thompson and Sons Sunderland Yard Bau Nr 440Reederei W Price amp Co LiverpoolHeimathafen LiverpoolUnterscheidungssignal Besatzung 30 Mann als Hilfsschiff Verbleib 14 Mai 1916 interniert in Batavia 1934 abgewrackt in LettlandTechnische DatenWasserverdrangung ca 5 000 tLange 95 7 mBreite 14 2 mRauminhalt 2674 BRTTiefgang 6 15 mMaschinenanlage Eine Dreifach Expansions Dampfmaschine John Dickinson amp Sons MonkwearmouthAnzahl der Schrauben 1Leistung x PSGeschwindigkeit 8 knKommandantLeutnant zur See der Reserve Conrad SorensenDie Marie Sperrbrecher 15 war ein Blockadebrecher der Kaiserlichen Marine der von Januar bis Marz 1916 eine Versorgungsladung fur die Schutztruppe des Obersten Paul von Lettow Vorbeck durch die britischen Blockaden in der Nordsee und vor Deutsch Ostafrika transportierte Im Gegensatz zur Rubens die etwa ein Jahr zuvor Lettow Vorbeck versorgte konnte die Marie Deutsch Ostafrika wieder verlassen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Ausrustung 1 1 Liste der militarischen Ladung 1 2 Tarnungen 2 Versorgungsfahrt nach Ostafrika 2 1 Die Reise 2 2 Ankunft in Ostafrika 3 Aufenthalt in Ostafrika und Weiterfahrt 3 1 Beschiessung durch die Briten 3 2 Auslaufen und Fahrt nach Niederlandisch Indien 4 Weiterer Verlauf 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksVorgeschichte und Ausrustung BearbeitenDas Schiff wurde 1905 im Auftrag der Chart Shipping Company bei der Werft Joseph L Thompson and Sons in North Sands in Sunderland auf Stapel gelegt Der Stapellauf des Stuckgutdampfers Dacre Hill fand am 23 Dezember 1905 statt und im Februar 1906 wurde das Schiff mit der Baunummer 440 an seine neuen Eigner ubergeben Die Bereederung des fertiggestellten Schiffes erfolgte durch die Liverpooler Reederei W Price amp Co Nachdem die Nachricht vom Eintreffen der Rubens vor Tanga Deutschland nur unvollstandig erreicht hatte glaubte man im Reichskolonialamt zunachst auf die Entsendung eines zweiten Hilfsschiffs verzichten zu konnen Wenn uberhaupt sollte dies durch eines der deutschen Schiffe geschehen die seit Kriegsbeginn in sudamerikanischen Hafen lagen Dieses Vorhaben wurde aber aufgrund des Verlustes der SMS Dresden des letzten deutschen Kreuzers in diesen Gewassern und des zunehmenden diplomatischen Drucks von Grossbritannien auf neutrale Staaten immer schwieriger Nach und nach wurde bekannt dass ein Teil der Rubens Ladung im April 1915 durch die Brande und Selbstversenkung im seichten Kustengewasser unbrauchbar geworden war Zudem war ein dringendes Hilfegesuch des Gouverneurs von Deutsch Ostafrika Heinrich Schnee eingetroffen der eine umfangreiche Nachschublieferung erbat Daraufhin wurde die Dacre Hill die bei Kriegsbeginn in Hamburg beschlagnahmt worden war zum Hilfsschiff ausgerustet Als Kapitan wurde Conrad Sorensen aus Flensburg bestimmt der fur diesen Zweck eigens in den Rang eines Leutnants zur See der Reserve erhoben wurde Ahnlich wie bei der Rubens vertraute man das Kommando damit einem danisch sprechenden Handelsschiffskapitan an Als Militarberater fungierte Hauptmann von Kaltenborn Stachau der sich in Ostafrika der Schutztruppe anschliessen sollte um sie im Gebrauch der neuen Waffen zu schulen Ferner fuhr Kapitan Schapp mit der als Angehoriger der Deutschen Ost Afrika Linie mit der Kuste der Kolonie vertraut war Fur die Schutztruppe wurden vor allem Bekleidung Medikamente Munition Proviant und Waffen eingeladen Die Guter waren vorsorglich in handlichen Tragerlasten portioniert und moglichst wasserdicht verpackt Fur die 10 5 cm Geschutze des aufgegebenen Kreuzers SMS Konigsberg wurden vier Lafetten mitgefuhrt die von der Firma Krupp mit besonderen Radern ausgestattet waren Der Post im deutschen Einflussbereich wurden Freimarken gebracht da der Briefmarkenbestand kriegsbedingt zu Ende ging 1 Zuletzt wurde aus Grunden der Tarnung eine Holzladung ubernommen Liste der militarischen Ladung Bearbeiten Folgende Waffen und Munitionsbestande befanden sich an Bord der Marie 2 Posten AnzahlGewehrpatronen 3 Mio Gewehrgranaten 2000Karabiner 2000Eierhandgranaten 1500Seeminen 510 5 cm Feldhaubitzen 48 8 mm Maschinengewehre 4Landungslafetten fur MGs 4Radlafetten f 10 5 cm Geschutze 47 5 cm Gebirgsgeschutze 2Tarnungen Bearbeiten Die deutsche Marine fuhrte das Schiff als Sperrbrecher 15 Er wurde erst wahrend der Fahrt auf den Namen Marie getauft und so von Kapitan und Mannschaft genannt Nach der Tatsachenerzahlung von Peter Eckart war dies der Vorname von Sorensens Ehefrau 3 Ausserdem wurden mehrere Tarnidentitaten entwickelt Zunachst wurde das Schiff als danischer Dampfer Nordamerika mit Heimathafen Kopenhagen gekennzeichnet Die Markierungen wurden aber sogleich mit beschrifteten bzw bemalten Platten verdeckt die das Schiff als schwedische Ajax mit Heimathafen Gavle auswiesen Am Schiffsrumpf konnten damit wahlweise die danische oder die schwedische Flagge als weithin sichtbares Zeichen der Neutralitat gezeigt werden Der Schornstein war auf gleiche Weise mit den entsprechenden Reedereisymbolen versehen Ausserdem wurden zwei Deckshauser als Kulissen errichtet die schnell ab und aufgebaut werden konnten um die Silhouette des Schiffes zu andern Diese Vorkehrungen und Massnahmen wurden von Oktober bis Dezember 1915 getroffen und im Marinehafen von Wilhelmshaven umgesetzt Versorgungsfahrt nach Ostafrika Bearbeiten nbsp Fahrt der Marie Januar bis Mai 1916Am 9 Januar 1916 war Marie bereit zum Auslaufen Die eigentlichen Transportguter waren in den unteren Laderaumen seefest verstaut 4 Darauf waren Holzbretter als Deckslagung geschichtet Die Reede von Wilhelmshaven wurde mittags unter schwedischer Flagge Richtung Nordsee verlassen Die Nacht wurde am Eider Feuerschiff verbracht bevor am Folgetag die deutschen Gewasser verlassen wurden Die Reise Bearbeiten Noch vor dem Passieren des Horns Rev in Begleitung eines deutschen U Bootes wurden die Tarnplatten beseitigt um die danische Identitat anzunehmen Am 12 Januar 1916 als sich Marie noch in der Nordsee befand wurde das Gepack der Besatzung gemustert Auch die personlichen Gegenstande sollten bei einer etwaigen Durchsuchung moglichst wenig Anhaltspunkte fur die wahre Identitat des Schiffes liefern Die Besatzungsmitglieder erhielten gefalschte Papiere und mussten erfundene Biographien auswendig lernen Deutsche Aufschriften inklusive Markennamen waren zu beseitigen Angeblich waren sogar auffallige Tatowierungen der Seeleute strengstens zu verbergen 5 Vom 16 bis zum 20 Januar 1916 verhinderte ein schwerer Sturm die Weiterfahrt in den Nordatlantik die schliesslich sudlich von Island erfolgt Nach Wetterbesserung uberschritt Marie an Kaisers Geburtstag am 27 Januar die Handelsroute Britische Inseln Nordamerika Bei freiem Horizont liess Sorensen kurzzeitig die Kriegsflagge setzen und die Besatzung in Uniform antreten Erst jetzt wurde jedem das Fahrtziel Deutsch Ostafrika mitgeteilt 6 Am 1 Februar 1916 wurde festgestellt dass trotz aller Vorsorge ein Teil der militarischen Ausrustung nass geworden war Hauptmann von Kaltenborn Stachau begann noch auf hoher See mit der Reinigung und Instandsetzung Ein Gebirgsgeschutz wurde auf Deck montiert um es im Falle eines Angriffs als behelfsmassige Schiffsartillerie einzusetzen Am 15 Februar 1916 folgte die Aquatortaufe und am 4 Marz 1916 die Rundung des Kaps der Guten Hoffnung mit 70 Seemeilen Abstand zur afrikanischen Kuste Mit der Einfahrt in den Kanal von Mosambik stieg die Gefahr des Entdecktwerdens Die Mannschaft wurde noch intensiver auf mogliche Kontrollen trainiert Ankunft in Ostafrika Bearbeiten Da kein Funkspruch aus Deutsch Ostafrika eintraf und eigene Funkanfragen das Schiff moglicherweise verraten hatten musste Sorensen selbst den gunstigsten Kustenabschnitt zum Durchbruch wahlen Vor die Wahl gestellt entweder Lindi oder Sudi anzulaufen entschied er sich mangels geeigneter Seekarte fur die kleinere Sudi Bucht etwas sudlich von Lindi Ware die Wahl auf Lindi gefallen hatte Marie durch den britischen Kreuzer HMS Hyacinth abgefangen werden konnen der bei Lindi patrouillierte und dem schon die Rubens 1915 zum Opfer fiel 7 Nachdem einige an Bord befindliche Waffen einsatzbereit gemacht waren wurde mit Hochstfahrt auf die ostafrikanische Kuste bei Sudi zugehalten Begunstigt durch sichtbehinderndes Wetter gelang der Durchbruch Bei Tagesanbruch des 16 Marz 1916 stand Marie schliesslich nach 65 Seetagen vor der Einfahrt der Sudi Bucht Trotz kurzer Grundberuhrung bei der seichten Einfahrt zur Bucht konnten die tuckischen Sandbanke mit Hilfe eines Beibootes passiert werden Die L formige Bucht war von See kaum einsehbar und bot fur die erste Zeit ein sicheres Versteck Dennoch wurden schnellsten Signalposten eingerichtet Aufenthalt in Ostafrika und Weiterfahrt BearbeitenZunachst veranlasste Sorensen die militarische Sicherung der Bucht Die funf mitgefuhrten Seeminen legt man in der schmalen Einfahrt aus wahrend die Geschutze im nahe gelegenen Sudi Dorf aufgebaut wurden und ein Maschinengewehrposten ausserhalb der Bucht platziert wurde Danach machte sich die Mannschaft an die Erkundung der Umgebung um herauszufinden ob sich die Region um Lindi uberhaupt noch unter deutscher Kontrolle befand Da die Einwohner die Marie anfangs fur ein britisches Schiff hielten und die Besatzung kein Swahili beherrschte war dies nicht leicht in Erfahrung zu bringen Schliesslich trafen Askaris und spater auch europaische Schutztruppenangehorige aus Lindi ein und halfen eiligst bei der Entladung der Fracht Hierzu wurde aus der Holzladung die ursprunglich der Tarnung gedient hatte ein provisorischer Pier gebaut und der Nachschub bis zum 27 Marz 1916 an Land geschafft 8 Die nachsten Tage vergingen mit dem Verholen des Schiffes zur Vorbereitung des geplanten Wiederauslaufen Aus Mangel an Kohlen wurde Feuerholz fur die Schiffskessel geschlagen Beschiessung durch die Briten Bearbeiten nbsp Marie liegt unter Beschuss Illustration des Buches Blockade Brecher von Selow Serman 9 Am 11 April 1916 erschienen ein britischer Kreuzer und zwei kleinere Hilfsschiffe vor der Sudi Bucht 10 Letztere konnten in die Bucht eindringen die Marie aus nachster Nahe mit kleinkalibrigen Bordwaffen beschiessen und das Geschutzfeuer des Kreuzers lenken Nach mehrstundigem Beschuss des Schiffes zogen sich die Briten zuruck da sie annahmen Marie fahrunfahig geschossen zu haben Nach eingehender Prufung durch Sorensen und die verbleibenden Besatzungsmitglieder stellt sich jedoch heraus dass das Schiff zwar zahlreiche Granattreffer und Brandschaden erlitten hatte die wesentlichen Bauteile Kessel Maschinen Welle und Schiffsboden aber weitgehend unversehrt geblieben waren Locher im Schiffsrumpf unterhalb der Wasserlinie wurden daraufhin notdurftig abgedichtet so dass Marie mit erheblichen Decksschaden schwimmfahig blieb Auslaufen und Fahrt nach Niederlandisch Indien Bearbeiten Eine Ruckfahrt bis nach Deutschland erschien angesichts der erlittenen Schaden aussichtslos Stattdessen sollte das Schiff im Auftrag des Gouverneurs von Deutsch Ostafrika in den neutralen niederlandischen Hafen von Batavia fahren um moglichst mit Proviant und Medikamenten zuruckzukehren Am 22 April 1916 gelang die Flucht aus der Sudi Bucht in den Indischen Ozean 11 Neben Hauptmann von Kaltenborn Stachau bleiben auch einige Besatzungsmitglieder zur Unterstutzung der Schutztruppe in Deutsch Ostafrika zuruck Die Fahrt nach Osten war durch die Erkrankung und den Tod von Besatzungsmitgliedern gepragt Am 14 Mai 1916 erreicht man den Hafen von Tanjung Priok bei Batavia 12 Nach einigen Tagen auf Reede wurde das Schiff in den Hafen verlegt und einer strengen Untersuchung durch die niederlandischen Behorden unterzogen Weiterer Verlauf BearbeitenIn dem nun folgenden Verfahren um die rechtliche Rolle des Schiffes und seiner Besatzung stellte sich rasch heraus dass die Niederlander das Schiff nicht freigeben wurden In der Folge kam es zu diplomatischen Verwicklungen zwischen den Niederlanden und dem Vereinigten Konigreich um die Ruckgabe des ursprunglich britischen Schiffes 13 Fur kurze Zeit verfolgte Sorensen den Plan heimlich ein anderes Schiff in Sudostasien nebst Hilfsguter anzukaufen und damit nach Ostafrika zuruckzukehren Nach dem Kriegseintritt der USA geriet er jedoch in amerikanische Gefangenschaft und kehrte erst nach Kriegsende zuruck nach Deutschland 1919 wurde Marie schliesslich wieder in Dacre Hill umbenannt 1924 kaufte die Reederei George Nisbet amp Company die Dacre Hill und nannte sie Blaircree 1925 ging sie wiederum an Helmsing amp Grimm und fuhr unter dem Namen Baltmor 1934 erfolgte die Verschrottung in Lettland Einzelnachweise Bearbeiten Anne Bruggemann Der unterbrochene Draht Die Deutsche Post in Ostafrika Historische Fotografien Herausgegeben durch das Deutsche Postmuseum Frankfurt am Main R v Decker s Verlag G Schenck Heidelberg 1989 ISBN 3 8114 3889 3 falsch S 46 Reinhard K Lochner Kampf im Rufiji Delta Munchen 1987 S 339 Peter Eckart Blockadebrecher Marie Berlin 1937 S 11 R K Lochner Kampf im Rufiji Delta Munchen 1987 S 340 P Eckhart Blockadebrecher Marie Berlin 1937 S 24 R K Lochner Kampf im Rufiji Delta Munchen 1987 S 343 R K Lochner Kampf im Rufiji Delta Munchen 1987 S 345 P Eckhart Blockadebrecher Marie Berlin 1937 S 50 K E Selow Serman Blockade Brecher Scherl Berlin 1917 Digitale Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin R K Lochner Kampf im Rufiji Delta Munchen 1987 S 348 P Eckhart Blockadebrecher Marie Berlin 1937 S 59ff R K Lochner Kampf im Rufiji Delta Munchen 1987 S 350 Dutch Sheltered German Steamer Artikel der New York TimesLiteratur BearbeitenK E Selow Serman Blockade Brecher Berlin Scherl 1917 Carl Christiansen DURCH Mit Kriegsmaterial zu Lettow Vorbeck Verlag fur Volkskunst Rich Keutel Stuttgart 1918 Erich Groner Die deutschen Kriegsschiffe 1815 1945 Bd 7 Bernard amp Graefe Verlag 1994 ISBN 3 7637 4807 5 S 91 Peter Eckart Blockadebrecher Marie Abenteuer Fahrten des Kapitans Sorensen im Weltkrieg Ullstein Verlag Berlin 1937 Umschlag und Zusammenfassung Sperrbrecher 15 Marie In Reinhard K Lochner Kampf im Rufiji Delta Das Ende des kleinen Kreuzers Konigsberg Die deutsche Marine und Schutztruppe im Ersten Weltkrieg in Ostafrika Wilhelm Heyne Verlag Munchen 1987 ISBN 3 453 02420 6 S 337 348 Kurt Assmann Die Kampfe der Kaiserlichen Marine in den Deutschen Kolonien Erster Teil Tsingtau Zweiter Teil Deutsch Ostafrika Berlin 1935 S 197 204 Weblinks BearbeitenEintrag bei Wear built Ships englisch German Ship Ran 3 Blockades and Took Supplies to Africa In The New York Times 1 September 1916 pdf engl Survived British Shells In The New York Times 5 November 1916 pdf engl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marie Schiff 1906 amp oldid 238462232