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Rolf Markert eigentlich Helmut Thiemann weiteres Pseudonym wahrscheinlich Rolf Hellmuth Helmuth oder Helmut 24 Januar 1914 in Werdau 30 Januar 1995 in Berlin war ein deutscher Politiker KPD SED Widerstandskampfer gegen das NS Regime und Generalmajor des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS Er war von 1953 bis 1981 Leiter der Bezirksverwaltung Dresden des MfS Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Name 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHelmut Thiemann war der Sohn eines Maurers besuchte die Volksschule Er trat der Pionierorganisation bei als sein Vater wegen Teilnahme am Mitteldeutschen Aufstand 1923 zu funf Jahren Zuchthaus verurteilt allerdings amnestiert wurde und im selben Jahr emigrierte Er lebte bei seiner Mutter in grosser Not Markert erlernte den Beruf des Klavierbauers spater war er auch als Maurer tatig 1928 trat er dem KJVD bei Von 1929 bis 1931 leitete er den Untergau Zwickau der Roten Jungfront 1931 ging er auf Wanderschaft zunachst in Litauen und Lettland dann in der Sowjetunion Er arbeitete als Ofenbauer und Schlosser im Schwermaschinenwerk von Swerdlowsk wurde Mitglied des Komsomol und der der KPdSU 1932 33 war er hauptamtlicher Mitarbeiter der Gewerkschaft zustandig fur die Anleitung von Wolgadeutschen 1934 besuchte er die Schule der Kommunistischen Jugendinternationale in Chotkowa bei Moskau 1934 kehrte Thiemann uber Prag nach Deutschland zuruck In Berlin beteiligte er sich am Widerstand und verrichtete illegale Arbeit Er wurde kurz vor Jahresende 1934 verhaftet und 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt Zunachst im Zuchthaus Luckau inhaftiert kam er 1937 in die KZ Esterwegen und Aschendorfermoor Nach Verbussung der Haftstrafe wurde er im August 1938 ins KZ Buchenwald verschleppt Dort wurde er im selben Jahr von der illegalen Parteiorganisation der KPD als Mitglied der Partei aufgenommen 1 Thiemann war fur die Abwehr von Denunzianten und Spitzeln zustandig und Verbindungsmann zu den osteuropaischen kommunistischen Haftlingen Um die Jahreswende 1938 39 wurde er Pfleger im Haftlingskrankenbau Von 1943 bis 1945 war er auch Mitglied der militarpolitischen Leitung im Lager Er war mit Ernst Busse und Erich Reschke eng vertraut Der sowjetische Geheimdienst kam an der ukrainischen Front in den Besitz von Dokumenten wonach Thiemann Teil des Unternehmens Zeppelin sein sollte Demnach ware Thiemann im September 1942 entlassen worden um an dem Geheimunternehmen der Nationalsozialisten als Agenten hinter der Front zu agieren mitzuwirken Thiemann wurde dafur nie eingesetzt sondern blieb bis zur Befreiung am 11 April 1945 in Buchenwald 2 Seine Stellung als Funktionshaftling nutzte Thiemann in Absprache mit der illegalen Parteiorganisation um sich gegenuber anderen Haftlingsgruppen zu behaupten Dabei toteten er und andere Funktionshaftlinge im Krankenbau andere Haftlinge Gegenuber der KPD rechtfertigte er sich im Sommer 1945 Um nun unsere Linie durchzusetzen waren wir gezwungen selbst den SS Arzten in manchen Dingen zu helfen so schwer das auch fur uns war Die SS Arzte mordeten und mehrere Genossen und auch ich mussten uns als Helfer beteiligen Nicht dass ich nur geholfen habe sondern ich wurde gezwungen ebenfalls mit zu beseitigen Dabei muss ich erwahnen dass ich dieses Geschaft vom Gen Kramer mit ubernommen habe Ich konnte es zwar ablehnen und hatte mich im Anfang auch dagegen gewehrt Nachdem ich aber durch die Partei auf die Notwendigkeit dieser Aufgaben hingewiesen worden bin habe ich die Konsequenzen ziehen mussen Die Frage stand fur uns Kommunisten eben so Entweder wir lehnen diese Arbeit ab und bleiben menschlich zwar sauber oder aber wir geben die Position auf und werden dadurch indirekte Morder an unseren eigenen Genossen Da uns also unsere Genossen mehr wert waren als alle anderen mussten wir also einen Schritt gemeinsam mit der SS gehen und zwar in der Vernichtung von aussichtslosen Kranken und kollabierenden Menschen Trotzdem es rein menschlich schwer war das alles durchzufuhren vernichteten wir aber jede Gefahr die sich im Lager bemerkbar machte Helmut Thiemann Lebenslauf verfasst vermutlich Sommer 1945 3 Die Historikerin Karin Hartewig ordnet Thiemanns Lebenslauf den wenigen ganz fruhen Zeugnissen aus dem innersten Kreis der Funktionshaftlinge zu 4 Das Dokument fand sich in Abschrift in einer Akte die im Oktober 1946 im Rahmen einer vom SED Zentralkomitee eingesetzten Untersuchungskommission uber das Verhalten einiger Kommunisten im Konzentrationslager Buchenwald entstanden ist Diese Untersuchung in deren Rahmen auch Thiemann vernommen wurde konzentrierte sich auf Ernst Busses Aktivitaten im Lager 5 Karin Orth zufolge sind die Berichte der politischen ehemaligen Haftlinge als Uberlebensdiskurse zu interpretieren die gruppenspezifische Erfahrung als allgemeingultig verabsolutierten und das eigene Handeln und Uberleben zu legitimieren versuchten Die Haftlingsselbstverwaltung sei ein weit reichendes und einflussreiches Klientel und Patronagesystem gewesen 6 Karin Hartewig weist darauf hin dass Thiemanns Rechtfertigung im Auftrag der Partei und im Dienst einer politischen Mission getotet zu haben angesichts der abgrundigen Wirklichkeit im Haftlingskrankenbau bruchig geworden sei Die unausgesprochene und real gewahlte Alternative zur moralischen Sauberkeit und zum Machtverlust im Lager habe darin bestanden die Stellung im Krankenbau zu halten um die eigenen Genossen zu retten aber dadurch zum Morder an Mithaftlingen zu werden 4 Die kommunistischen Funktionshaftlinge und Mitglieder des Lagerwiderstands sahen sich aufgrund dieser schwierigen und ambivalenten Situation nach der Befreiung Anfeindungen von ehemaligen Mithaftlingen ausgesetzt 7 Nach der Befreiung wurde Thiemann im Mai 1945 bei den von der SMAD geschaffenen Polizeikraften eingestellt und Leiter der Personalabteilung im Polizeiprasidium Chemnitz Im Juli 1945 furchtete Thiemann von der amerikanischen Besatzungsmacht gesucht und wie Arthur Dietzsch Otto Kipp und andere Funktionshaftlinge aus Buchenwald im Dachauer Buchenwald Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt zu werden Die sachsische Bezirksleitung der KPD half ihm beim Wechsel der Identitat zu Rolf Markert Helmut Thiemann wurde als 1945 verstorben gefuhrt Markert erhielt das Geburtsdatum 3 September 1911 und wurde nach Bautzen versetzt 8 Im September 1945 wurde er Kadersekretar der KPD Kreisleitung Bautzen 1946 Leiter der Personalabteilung der Landespolizeibehorde Sachsen Ab 1948 leitete er das Dezernat K 5 politische Polizei des Landeskriminalamtes Sachsen Im August 1949 wurde er zum Stellvertreter fur operative Aufgaben des Leiters des Amtes zum Schutz des Volkseigentums Sachsen berufen Ab Oktober 1949 leitete Markert die Abteilung VIIa VP Bereitschaften der Hauptverwaltung zum Schutz der Volkswirtschaft ab Februar 1950 MfS 1951 wurde er in Nachfolge von Hermann Gartmann Leiter der brandenburgischen Landerverwaltung des MfS 1952 Leiter der Abteilung IV Spionageabwehr des MfS Berlin sowie 1953 als Nachfolger von Gerhard Harnisch Leiter der Bezirksverwaltung Dresden des MfS Markert war zudem von 1954 bis Dezember 1989 Mitglied der SED Bezirksleitung Dresden 9 Nach der Revolution auf Sansibar war er von Marz bis August 1964 geheimdienstlicher Berater der neuen Regierung Sansibar hatte als erstes nichtsozialistisches Land beschlossen die DDR diplomatisch anzuerkennen und gleichzeitig die DDR um die Entsendung eines Sicherheitsberaters gebeten Das MfS hatte Rolf Markert ausgewahlt und fur den Anfang auch Markus Wolf Beide trafen am 19 Marz 1964 mit einer DDR Delegation unter Leitung des stellvertretenden Aussenminister Wolfgang Kiesewetter in Sansibar ein und wurden von Prasident Abeid Amani Karume und Vizeprasident Abdullah Kassim Hanga empfangen 10 Am 26 September 1969 wurde er vom Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates der DDR Walter Ulbricht zum Generalmajor ernannt 11 1981 ging Markert in den Ruhestand Sein Grab befindet sich in der Graberanlage fur Opfer des Faschismus und Verfolgte des Naziregimes auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin Name BearbeitenThiemann war in Buchenwald unter seinem eigentlichen Namen bekannt In spateren DDR Publikationen uber Buchenwald erschien er unter dem Namen Rolf Helmut Auch die Schreibweisen Rolf Helmuth und Rolf Hellmuth werden als Pseudonyme erwahnt 12 Den Decknamen Rolf Markert hatte Thiemann gemass Lutz Niethammer bereits in den 1930er Jahren in der Sowjetunion gefuhrt 13 In seinen Tatigkeiten in der DDR war er nur noch unter diesem letzteren Namen bekannt 14 Auszeichnungen BearbeitenOrden Banner der Arbeit 1965 Vaterlandischer Verdienstorden in Gold 1975 Karl Marx OrdenLiteratur BearbeitenGabriele Baumgartner Dieter Hebig Hrsg Biographisches Handbuch der SBZ DDR 1945 1990 Band 2 Maassen Zylla K G Saur Munchen 1997 ISBN 3 598 11177 0 S 512 Karin Hartewig Helmut Thiemann Rolf Markert und der Haftlingskrankenbau im Konzentrationslager Buchenwald In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 1997 S 255 270 Jens Gieseke Markert Rolf In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Jens Gieseke Wer war wer im Ministerium fur Staatssicherheit MfS Handbuch PDF BStU Berlin 2012 S 51 Roger Engelmann Bernd Florath Helge Heidemeyer Daniela Munkel Arno Polzin Walter Suss Das MfS Lexikon 4 aktualisierte Auflage Ch Links Verlag Berlin 2021 ISBN 978 3 96289 139 8 S 226 Online Version Weblinks BearbeitenPortratfotos von Rolf Markert auf der Seite der Deutschen Fotothek Einzelnachweise Bearbeiten Neues Deutschland 3 September 1986 S 2 Karin Hartewig Helmut Thiemann Rolf Markert und der Haftlingskrankenbau im Konzentrationslager Buchenwald In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 1997 S 259 Karin Hartewig Wolf unter Wolfen Die prekare Macht der kommunistischen Kapos im Konzentrationslager Buchenwald In Ulrich Herbert Karin Orth Christoph Dieckmann Hrsg Die nationalsozialistischen Konzentrationslager Entwicklung und Struktur Band I Wallstein Gottingen 1998 S 946 f a b Karin Hartewig Helmut Thiemann Rolf Markert und der Haftlingskrankenbau im Konzentrationslager Buchenwald In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 1997 S 257 Karin Hartewig Helmut Thiemann Rolf Markert und der Haftlingskrankenbau im Konzentrationslager Buchenwald In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 1997 S 261 Der Bericht uber Thiemanns Vernehmung ist abgedruckt in Lutz Niethammer Hrsg Der gesauberte Antifaschismus Die SED und die roten Kapos von Buchenwald Akademie Verlag Berlin 1994 Dokument II 5 3 Vernehmung Helmut Thiemann S 284f Thiemann belastete Busse nicht die Untersuchung hatte fur Busse zunachst keine Konsequenzen Karin Orth Gab es eine Lagergesellschaft Kriminelle und politische Haftlinge im Konzentrationslager In Norbert Frei Ausbeutung Vernichtung Offentlichkeit Neue Studien zur nationalsozialistischen Lagerpolitik Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz Bd 4 Saur Munchen 2000 ISBN 3 598 24033 3 S 109 133 hier S f Philipp Neumann Ther Das Internationale Komitee Buchenwald Dora und Kommandos IKBD Zur Geschichte eines politischen Erinnerungsaktivs In Janine Doerry Thomas Kubetzky Katja Seybold Hrsg Das soziale Gedachtnis und Gemeinschaften der Uberlebenden Bergen Belsen in verhgleichender Perspektive Wallstein Gottingen 2014 ISBN 978 3 8353 1189 3 S 146 Karin Hartewig Helmut Thiemann Rolf Markert und der Haftlingskrankenbau im Konzentrationslager Buchenwald In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 1997 S 260 Sachsische Zeitung vom 17 Februar 1986 Markus Wolf Spionagechef im geheimen Krieg Erinnerungen List Verlag 1997 S 362f Neues Deutschland 27 September 1969 S 1 Ulrich Peters Wer die Hoffnung verliert hat alles verloren Kommunistischer Widerstand in Buchenwald PapyRossa Koln 2003 PapyRossa Hochschulschriften 47 S 372 und 503 siehe auch Lutz Niethammer Hrsg Der gesauberte Antifaschismus Die SED und die roten Kapos von Buchenwald Akademie Verlag Berlin 1994 S 275 Fussnote 74 Lutz Niethammer Hrsg Der gesauberte Antifaschismus Die SED und die roten Kapos von Buchenwald Akademie Verlag Berlin 1994 S 284 Fussnote 107 Karin Hartewig Helmut Thiemann Rolf Markert und der Haftlingskrankenbau im Konzentrationslager Buchenwald In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 1997 S 255 270 Normdaten Person GND 121384330 lobid OGND VIAF 50081105 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Markert RolfALTERNATIVNAMEN Thiemann Helmut wirklicher Name Hellmuth Rolf Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker KPD SED Widerstandskampfer Generalmajor des MfSGEBURTSDATUM 24 Januar 1914GEBURTSORT WerdauSTERBEDATUM 30 Januar 1995STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rolf Markert amp oldid 239507176