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Der romische Hafen Portus Trucculensis befand sich vermutlich in der Ortschaft Parish Kirkbride in der Unitary Authority Cumberland im Nordwesten Englands Kastell KirkbrideAlternativname Portus Trucculensis Trucculensem portum Trucculensis Ugrulentum Limes BritannienAbschnitt Hadrianswall Stanegate Datierung Belegung agricolanisch trajanisch 1 bis 3 Jahrhundert n Chr Typ Hafen oder Kohortenkastell Grosse Flache Kastell A 190 175 Meter 3 3 ha Kastell B 168 138 Meter 2 3 haBauweise Holz Erde KastellErhaltungszustand quadratischer Grundriss mit abgerundeten Ecken oberirdisch nicht sichtbarOrt KirkbrideGeographische Lage 54 54 18 N 3 12 10 8 W 54 905 3 203 Koordinaten 54 54 18 N 3 12 10 8 WhfVorhergehend Kastell Congavata nordostlich Anschliessend Kastell Bibra sudwestlich Befundplan Kastell BLuftaufnahme des WampoolAltar des BelatocairusDas in Kirkbride archaologisch nachgewiesene mehrphasige Kastell wurde im spaten 1 Jahrhundert erbaut wieder aufgegeben im fruhen 2 Jahrhundert renoviert und erneut besetzt Es wird angenommen dass es einen Hafen sicherte der als Versorgungsbasis fur den westlichen Teil des Hadrianswalls diente Das Holz Erde Lager wurde aber anscheinend wie die Mehrzahl der Kastelle im Umfeld des Hadrianswalls nie in Stein umgebaut Das Bodendenkmal umfasst das Kastell die dem Lager angeschlossene Zivilsiedlung und eine Romerstrasse die vom Osttor des Kastells ausgeht Von ihnen sind heute keine Uberreste mehr zu sehen Luftaufnahmen kleinere Ausgrabungen und geophysikalische Untersuchungen haben gezeigt dass die Fundamente der romischen Bauten noch relativ gut erhalten sind Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Forschungsgeschichte und Fundspektrum 4 Entwicklung 5 Kastell 5 1 Kastell A 5 2 Kastell B 6 Garnison 7 Vicus und Hafen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Anmerkungen 11 WeblinksName BearbeitenOb das Kastell diesen Namen trug ist mangels vor Ort aufgefundener antiker Schriftquellen bis heute umstritten da die tatsachliche Lage von Portus Trucculensis unklar ist Es ist moglich dass dieser Ort in Wahrheit mit dem von Tacitus in der Lebensgeschichte seines Schwiegervaters Agricola De vita Iulii Agricolae erwahnten Trucculensis Portus dort 38 im Akkusativ Trucculensem portum identisch ist Dieser soll jedoch an der Ostkuste Britanniens gelegen haben Dorthin lief Agricolas Flotte im Zuge der Umschiffung der britischen Insel ein um an diesem Platz zu uberwintern Er konnte sich demnach aber auch im nordlichen Schottland Sandwood Loch am Firth of Forth Cramond oder am Firth of Tay Carpow befunden haben Hochst unwahrscheinlich erscheint hingegen ein Zusammenhang mit der Hafenstadt Rutupiae Richborough am Armelkanal Emil Hubner wollte den Ort auch in dem verstummelten Eintrag Ugrulentum der Kosmographie des Geografen von Ravenna erkannt haben Der Name konnte sich vom lateinischen trucculum ableiten was rau sturmisch bedeutet In Frage kame auch eine keltische Wurzel Truccu konnte von Turk oder Twrch Eber abstammen Rivet Smith schlagen vor dass der Hafen an der Mundung eines Flusses Trucculus oder Truculus lag Ogilvie Richmond bieten einen noch spekulativeren Vorschlag an Demnach basiert der Ortsname auf dem lateinischen tructa bzw einem Flussnamen Trucula kleine Forelle 1 Lage BearbeitenKirkbride liegt sudlich von Bowness on Solway direkt am Mundungstrichter des Wampool sog Moricambe Watt und verfugte damit uber einen von den Gezeiten gut geschutzten naturlichen Hafen Das Kastell stand auf einem flachen aber das Umland beherrschenden Hugel mit Blick auf den Wampool und auf den tief nach NO eingeschnittenen Moricambe Fjord Von dort aus fuhrten Strassen nach Luguvalium Carlisle zu den Wallkastellen Maia Bowness on Solway Congavata Drumburgh Aballava Burgh by Sands im Norden und an die Westkuste zum Kastell von Bibra Beckfoot Es wird weiter vermutet dass Kirkbride der westliche Endpunkt der Stanegatestrasse war Auf dem Kastellgelande befinden sich heute die mittelalterliche St Bridget s Kirche das Pfarrhaus und die Gebaude der Banks House Farm die den sudwestlichen Teil seines Areals besetzen Sie alle stehen 370 Meter sudostlich der Whitrigg Bridge die den Wampool uberspannt Im spaten 2 Jahrhundert gehorte die Westkuste von Cumbria zur Provinz Britannia inferior ab dem 4 Jahrhundert zur Provinz Britannia secunda Forschungsgeschichte und Fundspektrum BearbeitenRund um Kirkbride wurden immer wieder romische Fundstucke geborgen die bis ins fruhe 2 Jahrhundert datiert werden konnten Aufgrund dessen vermuteten die Archaologen dort schon lange ein romisches Kastell oder eine Siedlung 1873 wurde nahe Kirkbride ein dem Gott Belatocairus gewidmeter Altar gefunden der von einem Soldaten namens Peisius gestiftet worden war Archaologische Untersuchungen fanden zwischen 1961 und 1977 statt Von 1961 bis 1962 wurden im Kirchgarten Sondierungsgrabungen durchgefuhrt Dabei wurden immer wieder Fundamente aus Lehm und Bruchsteinen beobachtet In der Folge stiess man auch auf Keramik Samian Ware sowie die innere Wallstrasse des Kastells Versuchsgrabungen in der NO Ecke des Gartens brachten weitere romerzeitliche Funde zutage Ihre Anzahl nahm nach Osten hin noch weiter zu wobei die fruheste dort geborgene Keramik auf eine Belegung ab dem 1 Jahrhundert hindeutete Die Mehrzahl der Funde umfasst Gefassfragmente Rohguss Becher sehr einfach gestaltete Statuetten Schusseln Glasscherben Nagel ein Bleiobjekt moglicherweise ein Lot und einige Lederstucke Wahrend einer Trockenperiode im Jahr 1976 erkannte C Jones auf Luftaufnahmen den typischen rechteckigen Umriss eines romischen Kastells Kastell B Diese Beobachtung konnte durch geophysikalische Messungen von Clive Melville bestatigt werden Es wurde noch im gleichen Jahr von Richard Bellhouse archaologisch untersucht Die geophysikalischen Untersuchungen brachten zusatzlich die Umrisse von Mauern eine von Nord nach Sud verlaufende Strasse und Schmelzofen zutage Die nach Osten fuhrende Strasse konnte auf einer Lange von 200 Metern verfolgt werden 2 Entwicklung BearbeitenUber die Geschichte des Kastells von Kirkbride ist nur wenig bekannt Es wurde vermutlich vom Statthalter Britanniens Gnaeus Iulius Agricola gegen Ende des 1 Jahrhunderts n Chr gegrundet kurz danach aufgegeben und wahrscheinlich wahrend der mittleren oder spaten Herrschaftsperiode des Trajan wieder besetzt Seitdem war dieses Lager vermutlich ein Bestandteil des Stanegate Grenzsicherungssystems einer Militarstrasse zwischen Carlisle und Corbridge die im 2 Jahrhundert mittels einer Kette von Kastellen uberwacht wurde und bis zur Mitte des 2 Jahrhunderts die Nordgrenze des romischen Britanniens markierte Der Stanegate verlief wahrscheinlich von Kirkbride bis zum Lager Pons Aelius Newcastle upon Tyne am Sudufer des Tyne Im Norden wurde die Kastellkette noch zusatzlich um einige Wachturme erganzt von denen aus Licht oder Rauchsignale besser an die benachbarten Stutzpunkte weitergegeben werden konnten Die vor Ort aufgefundene Keramik datiert das flavisch traianische Kastell in die Zeitperiode zwischen 80 und 120 n Chr Im Jahr 122 n Chr begannen die Romer mit der Errichtung des Hadrianswalls der bis zum heutigen Bowness on Solway am Solway Firth reichte Vermutlich wurde das traianische Lager nach Fertigstellung des Hadrianswalls renoviert und dabei etwas verkleinert Diese Befestigungsanlage war schatzungsweise bis zum Ende des 3 Jahrhunderts mit regularen Soldaten belegt Es diente vermutlich als eine der ruckwartigen Militarstationen von denen aus im Falle eines grosseren Angriffs die Garnisonen an der Mauer verstarkt werden konnten Eventuell fungierte der Hafen eine Zeitlang auch als Logistik und Nachschubzentrum fur die Besatzungen im Westsektor des Walls und der Nordwestkuste Kastell BearbeitenVom Kastell sind heute keine Uberreste mehr zu sehen Insgesamt konnten zwei Bauphasen beobachtet werden Kastell A Bearbeiten Das fruhe in Holz Erde Technik errichtete Kastell aus der Zeit des Agricola bedeckte eine Flache von 2 3 Hektar und war nach Nord Osten dem Ufer des Wampool ausgerichtet Es mass etwa 190 Meter 175 Meter und war von einem an der Basis 9 Meter breiten Erdwall sowie einem doppelten Graben umgeben Letzterer ist noch an der Westseite der Kirche zu sehen Auch der nordliche Abschnitt der inneren Wallstrasse via sagularis war auf den Fotos zu erkennen auf den Luftbildern auch zwei Strassen die vom Nord und Osttor ihren Ausgang nahmen Kurze Abschnitte der Strasse sind noch sudostlich nahe einer stillgelegten Bahnlinie und im Nordwesten in Richtung des Flussufers zu sehen Ein Abschnitt an der Ostmauer unmittelbar sudlich des Osttores liess zwei Graben 7 Meter breit und 2 5 Meter tief ein Stuck des Erdwalls die Intervallumstrasse und Spuren von Holzbauten erkennen Die Strasse die im Osten das Kastell erreicht ging wahrscheinlich vom Wallkastell Drumburgh aus Die Strasse die nach Norden verlauft konnte zum westlichen Ende des Hadrianswalls in Bowness on Solway gefuhrt haben Kastell B Bearbeiten Die Ausgrabungsergebnisse aus den 1970er Jahren deuten darauf hin dass es sich beim nachfolgenden etwas kleineren Kastell B um eine ebenfalls in Holz Erde Technik ausgefuhrte Befestigungsanlage aus der Herrschaftsperiode des Trajan handelt Es liegt sudostlich der Kirche und ist nur aus der Luft sichtbar Die Umwehrung mass etwa 168 Ost West 138 Meter Nord Sud und war von einem Graben umgeben Bei den Ausgrabungen zwischen 1970 und 1978 wurden der Verlauf seiner Wallstrasse vom Nordtor zum Osttor derjenige der Lagerhauptstrasse zum Osttor und fast der gesamte der von Nordost nach Sudwest verlaufenden Lagerhauptstrasse erkannt In weiterer Folge konnte auch die Position des Nordtors bestimmt werden Die Innengebaude waren vermutlich in Holz und Fachwerktechnik errichtet worden 3 Garnison BearbeitenWelche Militareinheit dort stationiert war ist nicht bekannt Ob im Hafen des Kastells auch romische Marineeinheiten Liburnari und Schiffe der Classis Britannica lagen ist bis dato mangels diesbezuglicher Funde unbewiesen Vicus und Hafen BearbeitenDie Ausgrabungen deckten auch die Reste einer Zivilsiedlung Vicus auf Wie viele andere Siedlungen dieser Zeit bestand er vermutlich aus einer Ansammlung von Wohnhausern Streifenhaus kleinen Werkstatten und Laden eventuell auch einem Tempelbezirk Dazwischen verliefen gepflasterte Strassen oder einfache Wege Die Hauser waren von Feldern und Garten umgeben Normalerweise waren solche Siedlungen nicht durch Verteidigungsanlagen geschutzt Die Ausgrabungen in den 1960er und 1970er Jahren enthullten Schmelzofen mit Spuren von Blei und Eisenablagerungen Dabei zeigte sich dass sich der Vicus westlich der Kirche ausbreitete In der Nahe des ausseren Kastellgrabens waren an der Strasse Spuren von Mauerwerk nachweisbar Ca 22 Meter sudlich des Osttores konnten Steinfundamente eines Gebaudes festgestellt werden Ostlich davon ausgehobene Sondierungsgruben erbrachten weitere Beweise fur eine grossere Zivilsiedlung Der Grossteil des Vicusareals ist heute uberbaut Die Lage des Hafens ist unbekannt Siehe auch BearbeitenHadrianswall Meilenkastelle und Wachturme am HadrianswallLiteratur BearbeitenBarri Jones David Woolliscroft Hadrian s Wall from the air The History Press 2001 ISBN 0 7524 1946 3 Cornelius Tacitus De Vita Julii Agricolae Ubersetzung M Hutton Harvard 1970 Stephen Johnson Hadrian s Wall Sterling Publishing Company 2004 ISBN 0 7134 8840 9 Albert Rivet Colin Smith The place Names of Roman Britain Batsford Ltd 1979 1982 J G F Hind Agricola s Fleet at Portus Trucculensis Britannia V 1974 Richard Bellhouse George Richardson Council for British Archaeology Group 3 Archaeological newsbulletin for Northumberland Cumberland Durham Westmorland and Lancashire north of the sands Nr 15 1977 R Bellhouse G Richardson The Trajanic fort at Kirkbride the terminus of the Stanegate frontier 1982 The Trajanic Fort at Kirkbride Terminus of Stanegate Frontier In Transactions of the Cumberland and Westmorland Antiquarian amp Archaeological Society New Series Nr 15 1889 Nr 25 1925 Nr 63 1963 Nr 75 1975 und 1982 PDF Datei abgerufen am 17 April 2018 Eric Birley Richard Bellhouse The Roman Site at Kirkbride Cumberland In Transactions of the Cumberland and Westmorland Antiquarian amp Archaeological Society New Series Vol LXIII 1963 PDF Datei abgerufen am 17 April 2018 Society for the Promotion of Roman Studies Britannia a journal of Romano British and kindred studies Nr 9 1978 Barri Jones Kirkbride Roman Fort 1975 Martin Henig Intaglios from Castlesteads and the Roman fort at Kirkbride Transactions of the Cumberland amp Westmorland Antiquarian and Archaeological Society Nr 72 New Series 1972 S 57 65 Anmerkungen BearbeitenRIB Roman inscriptions in Britain Hind Britannia V 1974 S 285 288 Rivet amp Smith 1979 1982 S 478 Agricola 38 4 RIB 2056 Society for the Promotion of Roman Studies Britannia 1978 S 423 424 Bellhouse Richardson 1977 S 11 Transactions of the Cumberland and Westmorland Antiquarian amp Archaeological Society Nr 15 1889 S 146 Nr 25 1925 S 350 Nr 63 1963 S 126 139 und Nr 75 1975 S 58 90 Jones Woolliscroft 2001 S 66 70 Johnson 2004 S 128 Weblinks BearbeitenWestkuste Cumbria auf Digital Atlas of Roman Empire Roman Inscriptions of Britain englisch Lage des Kastells auf Vici org Kirkbride auf ROMAN BRITAIN ROMANS IN CUMBRIA HADRIAN S WALL AND THE COASTAL DEFENCES Kastell Kirkbride auf Pastcape Kirkbride auf Historic EnglandVHadrianswallVorpostenkastelle Habitancum Bremenium Fanum Cocidi Castra Exploratorum Blatobulgium nbsp Wallkastelle Segedunum Pons Aelius Condercum Vindobala Onnum Cilurnum Brocolitia Vercovicium Aesica Magnis Banna Camboglanna Uxelodunum Aballava Congavata MaiaKustenkastelle Cumbria Bibra Alauna Magis Gabrosentum Tunnocelum GlannoventaWachturme Meilen und Kleinkastelle Wallzone und Westkuste von CumbriaWallbrucken Newcastle Chesters Willowford StanwixNachschubhafen und Versorgungsdepots Arbeia Coriosopitum Portus Trucculensis Luguvalium Maia Kastelle am Stanegate Kastell Pons Aelius Newcastle upon Tyne Coriosopitum Corbridge Kastelle von Newbrough Vindolanda Bardon Mill Kleinkastell Haltwhistle Burn Haltwhistle Kastell Magnis Carvoran Kleinkastell Throp Kastell Nether Denton Nether Denton Kleinkastell Castle Hill Boothby Kastell Old Church Brampton Kastell Luguvalium Carlisle Kastell Portus Trucculensis Kirkbride Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portus Trucculensis amp oldid 233483560