www.wikidata.de-de.nina.az
Condercum war ein romisches Reiterkastell der Hilfstruppen und stand auf dem Gebiet von Benwell Condercum Estate einem Stadtteil von Newcastle upon Tyne Metropolitan County Tyne and Wear England Kastell BenwellAlternativname Condercum Conderco CondecorLimes BritannienAbschnitt HadrianswallDatierung Belegung hadrianisch 2 bis fruhes 5 Jahrhundert n Chr Typ Alen und KohortenkastellEinheit Legio II Augusta Bauvexillation Legio XX Victrix Bauvexillation Cohors I Vangionum milliaria equitata Ala I Hispanorum AsturumGrosse Flache 2 4 haBauweise SteinbauweiseErhaltungszustand oberirdisch nicht sichtbarOrt BenwellGeographische Lage 54 58 33 6 N 1 39 46 8 W 54 976 1 663 Koordinaten 54 58 33 6 N 1 39 46 8 W hfVorhergehend Kastell Pons Aelius ostlich Anschliessend Kastell Vindobala westlich Munzportrat des HadrianLage der romischen BautenPlanskizze von William Hutton 1802Befundplan 1926 1937 Wohnhauser im Nordteil des KastellarealsReste des sudlichen Grabenubergangs Blick aus WestRekonstruktionsversuch des Vallum Tors Ansicht aus Ost Der Bogen war moglicherweise noch etwas aufwendiger dekoriert als hier dargestellt Pivotstein eines TorflugelsRomischer Hilfstruppenkavallerist in der Ausrustung des 1 und 2 Jahrhunderts Figurine im Museum Het Valkhof in Nijmegen Gelderland Zeichnung der Ruine des Antenociticustempels von 1884Uberreste des Tempels im Zustand von 2008RekonstruktionsversuchBefundplanSkizze des romischen Badehauses nach den Befunden von 1751Es gehorte zu der aus insgesamt 16 Kastellen bestehenden Festungskette des Hadrianswalls per lineam valli und sicherte dessen ostlichen Abschnitt Das Lager wurde etwa 300 Jahre vermutlich von 122 bis 400 n Chr vom Militar genutzt Uberregional bekannt geworden ist die Ausgrabungsstatte durch den mit einem Torbau gesicherten Ubergang am sudlichen Graben des Walls und einen Tempel des Antenociticus Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Forschungsgeschichte 4 Entwicklung 5 Kastell 5 1 Umwehrung 5 2 Innengebaude 6 Garnison 7 Grabenubergang 8 Vicus 9 Antenociticustempel 10 Die drei Lamien 11 Graberfelder 12 Siehe auch 13 Literatur 14 Anmerkungen 15 WeblinksName BearbeitenCondercum bedeutet Aussichtspunkt oder der Ort von dem man aus weit ins Land blicken kann Er setzt sich aus den keltischen Wortern com mit und derco Rundblick zusammen und ist nur aus einer einzigen antiken Schriftquelle der Notitia dignitatum bekannt In der Ravenna Cosmographie des 7 Jahrhunderts wird der Ort als Condecor bezeichnet was steiler Hugel bedeutet Vermutlich der ursprungliche Name des Platzes 1 Lage BearbeitenCondercum war das dritte Glied in der Festungskette des Hadrianswalls vallum aelium Die Uberreste des Kastells befinden sich etwa vier Kilometer westlich des Stadtzentrums von Newcastle auf dem 127 m hohen Benwell Hill Von hier aus konnte man u a das Flusstal des Denton Burn im Westen und die Mundung des Derwent in den Tyne Tinea im Suden gut einsehen und den Verkehr auf dem Fluss uberwachen Im spaten 2 Jahrhundert gehorte die Region um Condercum zur Provinz Britannia inferior ab dem 4 Jahrhundert zur Provinz Britannia secunda 2 Forschungsgeschichte BearbeitenDas Wissen uber das volle Ausmass der romischen Festung und seine inneren Strukturen ist aufgrund der modernen Uberbauung unvollstandig geblieben Der Antiquar John Horsley berichtete dass seine Ruine noch bis 1732 deutlich sichtbar war Ab 1751 wurde entlang des Hadrianswalls eine gepflasterte Heerstrasse von Newcastle nach Carlisle angelegt Im gleichen Jahr konnten auch Hypokausten des Kommandantenhauses und das Badehaus lokalisiert werden Bis 1789 waren die Reste des Kastells nordlich der West Road komplett entfernt worden Am Ende des 18 Jahrhunderts waren auch die letzten sichtbaren Mauerreste des Lagers verschwunden Im Jahre 1851 untersuchte John Collingwood Bruce erstmals das sudliche Areal des Kastells Erste archaologische Grabungen am Kastell wurden in den 1860er Jahren aufgenommen Im Jahre 1862 wurde der Antenociticustempel von George Wightwick Rendel entdeckt bzw ausgegraben und ist seitdem sichtbar Zwischen 1926 und 1929 konnten Teile des Kommandantenhauses des Stabsquartiers der ostlichen Mannschaftskasernen der sudostliche Eckturm das Badehaus und der Tempel lokalisiert und untersucht werden In den spaten 1920er und 1930er Jahren wurden vom North of England und Durham University Excavation Committee Rettungsgrabungen am sudlichsten Abschnitt durchgefuhrt Dabei konnten die sudlichen Eckturme lokalisiert und vermessen werden Teile der Getreidespeicher die Mannschaftsbaracken und Stallungen und ein Grossteil des Hospitals wurden ebenfalls untersucht Der Grabenubergang wurde 1932 entdeckt und bis 1933 von Archaologen der University of North of England freigelegt Im Jahre 1935 wurden unmittelbar westlich des Tempels zwei Broschen aus dem 6 oder fruhen 7 Jahrhundert und ein Glasgefass wahrscheinlich aus angelsachsischen Grabern geborgen Von 1937 bis 1938 wurden einige Gebaude der Zivilsiedlung am Sudgraben untersucht Im Jahre 1937 konnten das westliche Seitentor eine Hypokaustenheizung und ein Sandsteinaltar am Benwell Park aufgedeckt werden Bei den Grabungen von 1958 wurden noch weitere Erkenntnisse uber die internen Strukturen des Lagers gewonnen 1970 wurde das Areal nahe der sudwestlichen Ecke des Kastells Pendower Hall untersucht da man annahm dass es noch zum Vicus gehorte Hinweise auf romische Bausubstanz konnten aber keine gefunden werden wahrscheinlich wurde sie schon im 19 Jahrhundert restlos beseitigt Beim Bau einer Wasserleitung 1990 wurde ein Teil des in den spaten 1930er Jahren entdeckten Doppellagerhauses angeschnitten Im Jahre 2013 fand sich auf dem Gelande der Pendower Hall und der Hadrian School 300 m westlich des Kastells ein Abschnitt der Militarstrasse Ihre Reste waren noch gut erhalten und befanden sich nur einen halben Meter unter dem heutigen Bodenniveau Als Beifund kam eine romische Bronzemunze ans Tageslicht Im gleichen Jahr konnte bei Sondierungsgrabungen festgestellt werden dass sich der Vicus noch weiter nach Suden erstreckte als bisher angenommen Die Funde sind im Great North und Black Gate Museum in Newcastle ausgestellt 3 Entwicklung BearbeitenIm Jahre 122 befahl Kaiser Hadrian im Norden Britanniens eine Sperrmauer verstarkt durch Wachturme und Kastelle vom Tyne bis zum Solway Firth zu errichten um die britischen Provinzen vor den standigen Einfallen der Pikten aus dem Norden zu schutzen Der Wall wurde grosstenteils durch Soldaten der drei in Britannien stationierten Legionen und der classis Britannica errichtet Eine 1937 im Portikus des Doppelhorreums in Benwell aufgefundene Inschrift berichtet von Marinesoldaten der Kanalflotte die unter Hadrian die Lagerhauser in Condercum errichteten Eine Vorgangersiedlung befand sich wahrscheinlich am Fuss des Benwell Hill Um 296 fiel die Zivilsiedlung einem Grossbrand zum Opfer wurde aber danach wieder aufgebaut Das Kastell wurde wahrscheinlich bis in das fruhe 5 Jahrhundert benutzt Wann der Vicus aufgegeben wurde ist nicht bekannt Der nordliche Teil des Kastells praetentura wurde Mitte der 1860er Jahre wahrend des Baus des Benwell High Reservoirs zerstort Der sudliche Rest raetentura fiel zwischen 1926 und 1937 einer Doppelhausanlage semi detached house zum Opfer 4 Kastell BearbeitenVom Kastell und dem Hadrianswall ist heute nichts mehr zu sehen Relativ gut erforscht ist nur die raetentura des Lagers Es wurde wahrscheinlich zwischen 122 und 124 errichtet und stand wohl bis in das spate 4 oder fruhe 5 Jahrhundert in Verwendung Heute ist sein nordliches Drittel durch einen Wasserbehalter der Rest mit Wohnhausern und der West Road A186 die Newcastle mit Carlisle verbindet uberbaut Sondierungen haben jedoch gezeigt dass umfangreiche Reste der Festung oft nur 0 4 Meter unter der Erde erhalten geblieben sind Das Lager hatte einen nach NO ausgerichteten quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken Spielkartenform Es mass von Nord nach Sud schatzungsweise 170 m und von West nach Ost 120 m und bedeckte inkl der ruckwartigen Erdrampe eine Flache von zwei Hektar Umwehrung Bearbeiten Die Umfassungsmauer wurde durch eine ruckwartige Erdrampe abgestutzt die auch als Wehrgang diente Untersucht wurden das Sudtor und die zwei Seitentore an der West und Ostmauer Das Kastell konnte vermutlich durch insgesamt sechs Tore vier Haupttore portae principales und zwei Seitentore portae quintanae betreten werden Durch die beiden Seitentore fuhrte die Militarstrasse quer durch das Kastell und bildete die west ostliche Lagerhauptstrasse die via quintana Diese Tore verfugten nur uber einen Durchgang Das sudliche Tor war von zwei innen angesetzten Turmen flankiert und mit zwei Durchfahrten versehen die durch zwei Pfeiler voneinander getrennt waren spina Durch dieses Tor fuhrte die zweite von NO nach SW verlaufende Lagerhauptstrasse die via decumana Von dort aus gelangte man zum Wallubergang Alle vier Kastellecken durften durch Turme verstarkt gewesen sein Archaologisch nachgewiesen sind die Turme an der Sudwest und Sudostecke Ob das Lager noch uber weitere Zwischenturme verfugte ist unbekannt An der West und Ostseite konnten Spuren eines Doppelgrabens beobachtet werden an der Sudmauer durfte nur einer vorhanden gewesen sein Man nimmt an dass die Position des Hadrianswalls bei Benwell im Wesentlichen dem Verlauf der West Road entspricht In diesem Fall ware er im Zentralbereich des Kastells auf seine Ost bzw Westmauer getroffen Die praetentura des Lagers hatte somit noch weit uber den Wall hinausgeragt Die West Road uberdeckt ziemlich sicher auch die west ostliche Lagerstrasse die via principalis Innengebaude Bearbeiten Bei den Grabungen konnten das Haus des Kommandanten Praetorium das Stabsquartier Principia zwei Lagerhauser Horrea Werkstatten Fabrica Mannschaftsunterkunfte Contubernium mit separaten Pferdestallen Stabula und ein Hospital Valetudinarium nachgewiesen werden Die ersten drei der o g Bauten standen im Zentrum des Kastells sudlich der via principalis Pratorium Das Kommandantenhaus stand am ostlichen Seitentor war wahrscheinlich in Form eines Perystilhauses mit Innenhof gestaltet und verfugte uber mehrere beheizbare Raume Principia An das Praetorium schloss sich im Westen das Lagerhauptquartier an Es bestand aus vier Verwaltungsraumen tabularium mit einem in den Fels gehauenen Kellerraum zur Verwahrung der Truppenkasse einer nach Norden offenen Vorhalle und einem von weiteren Kammern umgebenen Innenhof Der Kellerraum befand sich ostlich des Fahnenheiligtums sacellum Er wurde durch ein Schragfenster an der Sudwand beleuchtet und war mit steinernen Wandplatten ausgekleidet Im Vorhof befand sich ein Wasserbecken das durch eine Rohrleitung gespeist wurde Horreum Westlich der Principia stand ein Doppelhorreum vom Typ B freistehend im Kastellinneren zur Lagerung von Getreide Das im Grundriss langrechteckige Lagerhaus war 34 75 m lang Im Suden war vermutlich ein Vordach angebracht das von sechs quadratischen Pfeilern getragen wurde Zu den beiden Eingangen fuhrten Stufen empor Die Aussenmauern waren mit Pilastern verstarkt Das Gebaude ahnelte ansonsten den Exemplaren von Haltonchesters und Rudchester Fabrica Direkt am Westtor befand sich ein Werkstattengebaude An dessen Ostwand stiess man auf den Abfallhaufen einer Schmiede Kaserne Sudlich des Werkstattengebaudes stand eine grosse an den Ruckwanden zusammengebaute Doppelbaracke Sie verfugte im Westen uber zwei grossere Kopfbauten in denen die Offiziere einquartiert waren Der ubrige Teil bestand aus 18 kleineren Kammern die als Unterkunfte fur die einfachen Soldaten dienten In dem Gebaude fanden etwa 128 Mann Platz Dies entspricht dem Mannschaftsstand von ca vier turma der kleinsten taktischen Einheit einer Reiterschwadron Valetudinarium Veterinarium Ostlich davon standen ein Haus mit unbekannter Funktion evt ein Tierlazarett und das Lagerhospital Es bestand vermutlich aus bis zu zwolf Raumen die sich um einen Innenhof gruppierten Stabula Der Rest der raetentura wurde von zwei Stallgebauden eingenommen die westlich und ostlich der via decumana standen 5 Garnison BearbeitenDie Vexillationen der zwei britischen Legionen waren hier wohl fur Bauarbeiten stationiert worden Folgende Einheiten sind als Besatzung fur Condercum bekannt oder konnten sich fur eine begrenzte Zeit dort aufgehalten haben Zeitstellung Truppenname Beschreibung2 Jahrhundert n Chr Legio secundae Augusta die zweite Legion des Augustus Eine in Benwell aufgefundene Bauinschrift nennt als Stifter die Legio II Augusta Ihre Soldaten haben das Kastell vermutlich errichtet 2 Jahrhundert n Chr Legio XX Valeria Victrix die zwanzigste Legion die starke und siegreiche Die Soldaten der Legion waren wahrscheinlich fur den Bau zusatzlicher Gebaude und fur Reparaturarbeiten im spaten 2 Jahrhundert verantwortlich Ein Altar im Antenociticustempel wurde von einem ihrer Zenturios Aelius Vibius dem Gott und dem regierenden Kaiser gewidmet Vermutlich war er interimistischer lateinisch inzwischen unterdessen Kommandeur der Besatzung in Benwell 2 Jahrhundert n Chr Classis Britannica die britannische Flotte Die zwei Lagerhauser des Kastells wurden von Angehorigen der Kanalflotte die im Kastell Arbeia South Shields stationiert waren erbaut 2 Jahrhundert n Chr Cohors primae Vangionum Milliaria Equitata die erste Kohorte der Vangionen teilberitten 1000 Mann stark Sie war ursprunglich in Obergermanien ausgehoben worden Wahrscheinlich war im Kastell aber nur rund die Halfte von ihnen 500 Mann untergebracht Der zweite Altar des Antenociticustempel wurde vom Prafekten der Kohorte Tineius Longus gestiftet als Dank fur seine bevorstehende Beforderung zum Quastor der erste Schritt auf dem Weg zum Senator Moglicherweise war eine Vexillation der Einheit im Kastell von Chesters stationiert 6 3 bis 4 Jahrhundert n Chr Ala Primae Hispanorum Asturum das erste Reiterschwadron der hispanischen Asturer Zwischen 205 und 209 wurden die Vangionen von 500 asturischen Reitern ursprunglich aus dem Norden Spaniens stammend abgelost Diese Einheit wird auch in einer Grabinschrift vom Kastell Arbeia erwahnt Es konnte sein dass sie vorher dort stationiert war Der Grabstein wurde aber nicht fur einen Kavalleristen gesetzt sondern einen ehemaligen Sklaven Freigelassenen der im Dienst eines Soldaten dieser Einheit stand Die letzte Inschrift aus Benwell in der die Asturer erwahnt werden stammt aus dem Jahr 238 Ansonsten ist in diesem Zusammenhang noch ein Grabstein Inscriptiones Latinae selectae 2712 aus Ilipa Alcala del Rio in Sudspanien bekannt Die Inschrift berichtet davon dass der Verstorbene seinen Militardienst in Britannien bei der ala I Asturum absolvierte aber es ist unklar in welchen Zeitraum Nach den Militarreformen des Diokletian und Konstantin I zahlten die Garnisonen am Wall zu den limitanei Aus der Notitia dignitatum Truppenliste des Dux Britanniarum ist fur das Conderco des 4 Jahrhunderts der Rang ihres befehlshabenden Offiziers ein Praefectus bekannt Da die Truppe noch in diesem spatantiken Dokument aufscheint konnte sie durchaus bis zur Auflosung der Provinzarmee im 5 Jahrhundert dort gestanden haben Ihre Schwestereinheit die ala II Asturum lag im weiter westlich gelegenen Kastell Cilurnum Chester 7 Grabenubergang BearbeitenDer mehrphasige Ubergang bestehend aus einem Steindamm und die Reste des Tores befindet sich in einem abgesperrten Bereich in Denhill Park Der sechs Meter breite und drei Meter tiefe sudliche Graben vallum bestand seit 122 und begleitete den Wall auf seiner gesamten Lange ausser am Abschnitt zwischen Newcastle und Wallsend Heute hat er nur mehr die Halfte seiner einstigen Tiefe Er verlief in etwa parallel zur sudlichen Umwehrung des Lagers Bei Benwell wurde er in einem weiten Bogen um das Kastell herum geleitet etwa 55 Meter vom Sudtor entfernt An beiden Randern des Grabens war mit dem Aushub ein Erdwall aufgeworfen worden Wenn das Regenwasser zu hoch anstieg konnte er durch einen Uberlaufkanal der sich ostlich des Grabenubergangs befand entwassert werden Am Ende des 2 Jahrhunderts wurde er planiert und dann teilweise von Gebauden der Zivilsiedlung uberbaut Der noch gut erhaltene Steindamm uber den Graben wurde ursprunglich von einer Bogenkonstruktion uberspannt die mit holzernen Torflugeln verschlossen werden konnte Von ihm sind heute noch einige massive Blocke der westlichen Basis und Schwellsteine zu sehen John Collingwood Bruce einer der ersten Erforscher des Hadrianswalls beschrieb diese Blocke als eines der qualitatsvollsten aus hadrianischer Zeit die er am Wall gesehen hatte Die Seitenwande des Damms waren mit rechteckigen Blocken verkleidet Aus der Art und Weise wie das Tor aufgebaut war schlossen die Archaologen dass die holzernen Torflugel nur vom Norden aus zu offnen waren und so der Zugang zur Festung besser kontrolliert werden konnte Der Ubergang wurde zur Zeit Hadrians erbaut Pivotsteine fur die Tore wurden nur in Schicht 1 hadrianisch und 5 severisch gefunden Die Holztore durften in der Zeit des Statthalters Lollius Urbicus 138 144 entfernt worden sein Spater wurden sie wieder eingehangt Der beim Ubergang aufgefundene Drehlagerblock hatte eine ausgemeisselte Hohlkehle und war offenbar aus dem Gebalk horizontale Leisten uber dem Tor des Torbogens entnommen worden Die Wiederverwendung dieses Blocks konnte bedeuten dass der Bogen wenn auch wahrscheinlich schon teilweise ruinos noch bis ins spate 3 Jahrhundert mit Holztoren ausgestattet war Der Ubergang wurde mit ziemlicher Sicherheit wahrend der gesamten Zeit der romischen Besatzung benutzt Die Zugangsstrasse war mit Bruchsteinen geschottert und stieg im Norden zum Kastellhugel stufenformig an Der Strassenbelag war im Laufe der Zeit sechsmal erneuert worden was auf eine starke Verkehrsbelastung hindeutet Die oberste Schicht enthielt eine Munze aus der Zeit um 270 Man vermutet dass das Tor der Graben und seine Seitenwalle nicht nur eine militarische Sperrzone sondern auch eine rechtliche oder administrative Grenze markierten Offensichtlich war der Grabenubergang von Benwell nicht der einzige am Wall Derartige Steindamme konnten auch sudlich der Kastelle von Housesteads Great Chesters und Birdoswald beobachtet werden 8 Vicus BearbeitenDas Lagerdorf konzentrierte sich entlang der Ausfallstrasse nach Suden und am Grabenubergang Die ersten Gebaude der Zivilsiedlung waren noch zur Ganze aus Holz und entstanden in der Regierungszeit des Severus In der ersten Halfte des 3 Jahrhunderts wurden sie durch Steingebaude ersetzt Spuren des Lagerdorfs Vicus konnten beiderseits des Vallums beobachtet werden Man fand dort die Uberreste von mehreren zivilen Gebauden Steinbauten waren auch an der Ost und Westseite des Grabenubergangs errichtet worden Sie konnten basierend auf Keramikfunden auf das Ende des 2 oder Anfang des 3 Jahrhunderts datiert werden Eine 1789 in Benwell aufgefundene Weiheinschrift an die Muttergottinnen berichtet von der Wiederherstellung eines Tempels Sein Standort ist unbekannt Fur den Vicus sind neben dem Antenociticustempel noch zwei Gebaude erwahnenswert Balineum Das fur eine romische Siedlung obligatorische Badehaus stand etwa 274 Meter sudwestlich des Kastells Wahrscheinlich wurde es von den Soldaten und Zivilisten gemeinsam genutzt Nachgewiesen werden konnten das Kaltbad und der Umkleideraum Bevor es 1751 abgebrochen wurde wurden seine Mauerzuge auf einem Plan eingetragen Laut diesem Plan bestand es aus acht Raumen Deren Aufteilung ahnelte entfernt dem Badehaus von Wallsend Die letzten Spuren des Gebaudes wurden durch nachfolgende Baumassnahmen ausgeloscht sodass sein genauer Standort nicht mehr festgestellt werden kann Mansio Sudlich des Wallubergangs stiess man auf die Reste eines etwas grosseren aus neun Raumen bestehenden Gebaudes vermutlich diente es als Herberge fur Durchreisende Seine Raumaufteilung wurde vor seiner Zerstorung angeblich ebenfalls auf einem Plan festgehalten Nahere Details uber dieses Gebaude wurden jedoch nicht veroffentlicht 9 Antenociticustempel Bearbeiten100 Meter ostlich des Kastells Broomridge Avenue stand auf dem Boden der Zivilsiedlung ein kleiner Tempel der dem keltobritischen Gott Antenociticus Anocitius geweiht war Er mass 15 3 Meter West Ost 18 80 Meter Nord Sud Sein Sudende wurde durch eine 5 4 Meter breite Apsis abgeschlossen Der Tempel konnte uber den Eingang ostlich der Apsis betreten werden vermutlich befand sich der Haupteingang aber ursprunglich im Norden Tempel dieser Grosse waren fur gewohnlich nicht fur Gottesdienste der gesamten Kultgemeinde bestimmt vielmehr waren sie der Andachtsort fur die Personen die ihn wohl aufgrund eines Gelubdes gestiftet hatten Die letzte datierbare Munze die dort gefunden wurde stammt aus der Regierungszeit des Marcus Aurelius 161 180 Funde von verbrannten Balken und Dachziegeln lassen annehmen dass er im spaten 2 Jahrhundert durch ein Feuer wieder zerstort wurde In der Apsis des Tempels fanden sich drei Skelette Danach wurde sein Areal noch in romischer Zeit offensichtlich als Friedhof genutzt In der Apsis war eine lebensgrosse Statue der Gottheit aufgestellt Von ihr konnten der mit gelockten Haaren und Hornern versehene Kopf mit einem Halsring Torques um den Hals und Fragmente eines Armes und eines Unterschenkels geborgen werden Wahrscheinlich war sie aber grosstenteils aus Holz gefertigt Neben der Statue befanden sich dort noch drei Weihealtare des Antenociticus Von zwei wurden Repliken angefertigt und am Schaugelande aufgestellt Eine der Altarinschriften nennt einen Prafekten der Vangionenkohorte siehe oben In ihr wird auch der konsularische Statthalter von Britannien Ulpius Marcellus genannt Dies lasst darauf schliessen dass der Tempel zwischen 178 und 180 erbaut worden sein muss Der zweite Altar wurde von einem Zenturio der Legio XX dem Antenociticus und dem vergottlichten Kaiser gewidmet Artefakte des Antenociticuskults kamen an keiner anderen romischen Ausgrabungsstatte ans Tageslicht Es wurden auch keine anderen Skulpturen der Gottheit gefunden Diesbezugliche Inschriften oder Widmungen die anderswo im Romischen Reich auftauchten sind nicht bekannt 10 Die drei Lamien BearbeitenNeben dem Antenociticustempel wurde in Condercum noch eine grosse Zahl anderer Weihungen an verschiedene Gottheiten gefunden Einzigartig ist darunter noch ein Weihestein an die drei Lamien lamiis tribus bei den Lamien dieses Weihesteins konnte es sich um eine interpretatio Romana von Figuren der keltischen Mythologie handeln wie sie in Irland als die Bodbs bzw Morrigains gut bezeugt sind 11 Graberfelder BearbeitenArchaologische Untersuchungen deuten auf das Vorhandensein eines Graberfelds beim Vicus Tempel hin Es wurde offenbar bis in die fruhe angelsachsische Zeit verwendet Zwischen dem Kastell von Benwell und dem ostlich gelegenen Meilenkastell 6 Benwell Grove sudlich des Hadrianswalls ist noch ein weiteres romisches Graberfeld bekannt Siehe auch BearbeitenHadrianswall Meilenkastelle und Wachturme am HadrianswallLiteratur BearbeitenJohn Collingwood Bruce Handbook to the Roman Wall Harold Hill amp Son 1863 ISBN 0 900463 32 5 John Collingwood Bruce Handbook to the Roman Wall 8 Ausgabe 1927 S 49 John Collingwood Bruce Handbook to the Roman Wall 12 Ausgabe 1966 John Collingwood Bruce Handbook to the Roman Wall 14 Ausgabe S 154 155 Ronald Pemberton Frank Graham Hadrian s Wall in the Days of the Romans Frank Graham 1984 ISBN 0 85983 177 9 Guy de la Bedoyere Hadrian s Wall history and guide Tempus 1998 ISBN 0 7524 1407 0 Eric Birley Research on Hadrian s Wall 1961 S 164 165 Matthias Egeler Condercum Some Considerations on the Religious Life of a Roman Fort on Hadrian s Wall and the Celtic Character of the lamiae tres of the Dedication Stone CIL VII 507 in Studi Celtici 7 2008 2009 S 129 176 Peter Salway The Frontier People of Roman Britain Cambridge classical studies 1967 David J Breeze Brian Dobson Hadrian s Wall 1987 S 195 David J Breeze The Northern Frontiers of Roman Britain 1982 S 195 Stephen Johnson Hadrian s Wall 1989 S 58 Neil Holbrook A watching brief at the Roman fort of Benwell Condercum 1990 In Archaeologia Aeliana or miscellaneous tracts relating to antiquity Nr 19 1991 Nick Hodgson Hadrian s Wall 1999 2009 2009 Emil Hubner Condercum In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 1 Stuttgart 1900 Sp 844 Tony Wilmott Hrsg Hadrian s Wall archaeological research by English Heritage 1976 2000 2009 D J Smith Council for British Archaeology Group 3 Archaeological newsbulletin for Northumberland Cumberland Durham Westmorland and Lancashire north of the sands Nr 3 1972 Ancient Monuments in England 1978 Bd 1 S 72 The Roman Fort at Benwell and its Environs a survey of the extent and preservation of the archaeological deposits Tyne and Wear Museums 1991 Robert George Collingwood R P Wright The Roman inscriptions of Britain 1 Inscriptions on stone 1965 M J T Lewis Temples in Roman Britain Cambridge classical studies 1966 David Divine The Northwest Frontier of Rome a military study of Hadrian s Wall Macdonald amp Co London 1969 ISBN 0 356 02361 3 Madeleine Hope Dodds A History of Northumberland Bd XIII Anmerkungen BearbeitenRIB Roman inscriptions in Britain Guy de la Bedoyere 1998 S 44 R amp C Nr 144 Guy de la Bedoyere 1998 S 44 45 D J Smith 1972 S 10 Society for the Promotion of Roman Studies Britannia a journal of Romano British and kindred studies Nr 10 1979 S 280 P Brewis A cruciform brooch from Benwell Newcastle upon Tyne Archaeologia Aeliana Serie 4 Nr 13 1936 S 117 121 G Jobey D Maxwell A square headed brooch from Benwell Archaeologia Aeliana Serie 4 Nr 35 1957 S 282 284 RIB 1340 Bauinschrift der CB J Collingwood Bruce 1966 S 48 56 Neil Holbrook 1991 S 41 45 Nick Hodgson 2009 S 90 91 Tony Wilmott 2009 S 12 RIB 1329 ND Occ 11 19 RIB 1064 Grabinschrift aus Arbeia RIB 1337 Inschrift der Asturerkohorte George Collingwood Bruce 1966 S 51 Eric Birley 1961 S 165 Peter Salway 1965 S 71 72 Guy de la Bedoyere 1998 S 45 46 Collingwood Brice 1966 S 53 55 Peter Salway 1965 S 76 RIB 1334 Matroneninschrift R G Collingwood R P Wright 1965 S 441 442 RIB 1328 Inschrift des Prafekten Cassianus RIB 1327 Altar des Aelius Vibus RIB 1329 Altar des Tineius Longus Guy de la Bedoyere 1998 S 44 45 M J T Lewis 1966 S 120 G W Rendal The Benwell discoveries Archaeologia Aeliana Serie 2 Nr 6 1865 S 170 E J Phillips Hrsg Corpus Signorum Imperii Romani Bd 1 fascicule 1 Corbridge Hadrian s Wall East of the North Tyne Oxford 1977 Nr 232 Matthias Egeler 2008 09 Weblinks BearbeitenInschriftendatenbank RIB Roman Inscriptions of Britain englisch Beschreibung des Grabenubergangs und des Tempels auf Archeology Travel englisch Beschreibung des Grabenubergangs bei English Heritage englisch The Frontier Road Dies quintus Vindolanda to Banna mit Foto des Grabenubergangs Fotoalbum Hadrianswall auf Flickr Satellitenfoto Kastellareal Lage romische Baudenkmaler auf Vici org Der Wall von Arbeia bis Maia Filmproduktion mit 3D CGI Modellen Abbildungen und Erklarung der einzelnen romischen Kastelle entlang des Hadrianswalls Part III auf YouTube englisch Benwell and the Wall in Western Newcastle Wallquest mit zahlreiche Abbildungen und Plane uber die Grabungen und Funde am Kastellgelande englisch Rekonstruktion des Antenociticustempels English Heritage Condercum auf Roman Britain englisch Beschreibung des Kastells auf Tynedale John Collingwood Bruce The Roman Wall A Description of the Mural Barrier of the North of England 1867 mit zahlreichen Abbildungen von Mauerresten Altaren Inschriften etc Hadrianswall Wallkastelle Kastell Segedunum Wallsend Kastell Pons Aelius Newcastle upon Tyne Kastell Condercum Benwell Kastell Vindobala Rudchesters Kastell Onnum Haltonchesters Kastell Cilurnum Chesters Kastell Brocolitia Carrawburgh Kastell Vercovicium Housesteads Kastell Aesica Great Chesters Kastell Magnis Carvoran Kastell Banna Birdoswald Kastell Camboglanna Castlesteads Kastell Uxelodunum Stanwix Kastell Aballava Burgh by Sands Kastell Congavata Drumburgh Kastell Maia Bowness on Solway Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Condercum amp oldid 228245848