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Castra Exploratorum war ein romisches Hilfstruppenkastell auf dem Gebiet der Gemeinde Parish Arthuret Ortsteil Netherby in der Unitary Authority Cumberland im Nordwesten Englands Kastell NetherbyAlternativname Castra Exploratorum Axelodunum Limes BritannienAbschnitt Strecke 2 Vorposten Datierung Belegung domitianisch hadrianischbis ins 4 Jahrhundert Typ ungesichertEinheit Vexillationes Bautrupps derLegio II AugustaLegio VI VictrixLegio XX Valeria Victrix Cohors I Nervana Cohors I Aelia Hispanorum Numerus Exploratorum Grosse unbekanntBauweise Holz Erde Kastell SteinkastellErhaltungszustand nicht sichtbarOrt Arthuret Netherby HallGeographische Lage 55 2 9 6 N 2 56 42 W 55 036 2 945 Koordinaten 55 2 9 6 N 2 56 42 W hfVorhergehend Kastell Uxelodunum sudostlich Anschliessend Kastell Blatobulgium nordwestlich Munzportrat des HadrianNetherby HallBauinschrift der Reit und Exerzierhalle 3 Jahrhundert Weiheinschrift der Legio II Legio XX und der HispanierkohorteBauinschrift der Legio VI aus NetherbyCocidiusaltar der Cohors I NerviorumFortunaaltar des Marcus Aurelius Salvius gefunden im Balineum 3 Jahrhundert Im spaten 1 Jahrhundert n Chr gegrundet und im 2 Jahrhundert in Stein erneuert war es eines der Kastelle zur Vorfeldsicherung des Hadrianswalls Reste des Kastells sind keine mehr sichtbar da sie heute komplett von den Gebauden und Garten einer Adelsresidenz Netherby Hall uberdeckt sind Es war wahrscheinlich bis ins 3 oder spatestens 4 Jahrhundert n Chr mit romischen Soldaten besetzt Sein Areal wurde nie wissenschaftlich untersucht Die Existenz des Kastells ist nur durch fruhere Beschreibungen seiner Reste durch Gelehrte im 16 Jahrhundert und aus zahlreichen vor Ort aufgefundenen romischen Inschriften bekannt Vermutlich bestand hier auch ein grosseres Lagerdorf mit einem Hafen am Ufer des Esk Netherby Hall beherbergt heute eine reichhaltige Sammlung an romischen Artefakten Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Forschungsgeschichte und Fundspektrum 4 Entwicklung 5 Kastell 6 Garnison 7 Badehaus 8 Vicus und Hafen 9 Graberfeld 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Anmerkungen 13 WeblinksName BearbeitenDer antike Ortsname wird nur im Itinerarium Antonini fruhes 3 Jahrhundert erwahnt Er stammt aus dem Lateinischen bedeutet Lager oder Festung der Kundschafter und ist in dieser Form bislang einzigartig in der britischen Toponymie Castra findet sich sonst hauptsachlich in Ortsnamen der weiter sudlich gelegenen Provinzen des Romischen Reiches Der Begriff wurde auch ins Angelsachsische ubernommen Vielleicht schon von den Sachsen auf dem Kontinent oder von Soldnern die im spaten 4 Jahrhundert in Britannien s Provinzarmee dienten Dort ist es je nach Dialekt in mehreren Abwandlungen Bestandteil in den Ortsnamen einer ganzen Reihe von ehemaligen romischen Stadten Siedlungen oder Festungen vor wie z B Chester Caster Caistor cester xeter usw Der Ort ist auch als Brocara bekannt Er ist aus einem Eintrag in der Ravenna Kosmographie uberliefert und findet sich dort zwischen Fanocodi Bewcastle und dem bislang noch nicht lokalisierten Croucingo Man vermutete lange dass damit die Zivilsiedlung von Castra Exploratorum gemeint war Es existieren jedoch keine archaologischen oder schriftlichen Beweise die diese These stutzen wurden Brocara wird heute eher mit dem Kastell von Brougham Cumbria gleichgesetzt das auch unter dem Namen Brocavum bekannt ist In der Notitia Dignitatum scheint auch eine Festung namens Axelodunum auf Sie wird fur gewohnlich mit dem Kastell von Stanwix gleichgesetzt In diesem Kastell soll in der Spatantike die Cohors I Aelia Hispanorum stationiert gewesen sein die jedoch auch fur Netherby bezeugt ist Angesichts dessen scheint es moglich dass der ND Eintrag fur Castra Exploratorum vielleicht durch einen Abschreibfehler zu Axelodunum verschliffen wurde 1 Lage BearbeitenAthuret liegt am Fluss Esk und der North British Railway nahe an der Grenze zu Schottland Die Ortschaft befindet sich 16 km nordlich von Carlisle und 3 2 km von Longtown Die genaue Lage die Grosse und Ausrichtung des Kastells sind unsicher In der Antike existierten vermutlich Strassenverbindungen nach Blatobulgium Birrens im Nordwesten zum Kastell von Broomholm zum Hadrianswall Uxelodunum Stanwix Luguvalium Carlisle und zum Stanegate Brampton Old Church Im Itinerarium ist Castra Exploratorium am Beginn von Iter Route II zwischen Blatobulgium dem nordlichen Endpunkt dieser Route und Luguvalium verortet Laut diesem war es jeweils 12 romische Meilen von Blatobulgium und Luguvalium entfernt Dies passt zwar nicht exakt zu den tatsachlichen Entfernungen es konnte jedoch sein dass die romische Strasse einen Schwenk nach Sudosten bis Brampton Old Church vollzog um die unpassierbaren Kustenmarschen an der Mundung des Solway Firth zu umgehen Diese Eintragung beschreibt den Weg vom Hadrianswall zum heutigen Richborough in der Grafschaft Kent Dabei scheint Blatobulgio als nordliche Endstation auf etwa 12 romische Meilen von Castra Exploratorum entfernt 2 Forschungsgeschichte und Fundspektrum BearbeitenDie ersten Berichte von romischen Mauerresten in Netherby stammen von John Leland der 1539 den Ort besuchte Er schrieb Es gab hier einst viele wunderbare Bauten wie man anhand der zerstorten Mauern sehen kann Einige wollen hier auch Halteringe und Anleger fur Schiffe gesehen haben Das Land ist umstritten es ist sowohl englisch als auch schottisch Die Ruinen sind jetzt etwa drei Meilen vom Wasser des Solway entfernt Gras wachst auf den zerstorten Wanden In der ersten Ausgabe von William Camdens Britannia aus dem Jahr 1586 ist von wunderbaren und grossen Ruinen einer alten Stadt bei Netherby die Rede William Stukeley war im 17 Jahrhundert der Meinung dass das Herrenhaus exakt uber den Resten der romischen Festung steht Er und zwei andere Gelehrte Gale und Goodman stiessen auch noch auf die Reste der Zivilsiedlung und mehrerer Strassen die sich nordwestlich des Kastells und entlang des Flussufers erstreckt haben soll Stukeley berichtet auch von einem Friedhof auf einem Hugel etwas abseits des Herrenhauses aber er sagt nicht auf welcher Seite des Hauses sich dieser Hugel befunden haben soll Im Jahre 1601 zeichnete Reginald Bainbrigg Schulmeister in Appleby bei seinem Besuch in Netherby eine romische Inschrift ab die an der Vorderseite eines Hauses eingemauert war Er berichtete ebenfalls von eisernen Ringen die dort gefunden worden waren 1671 erwahnt Sir Daniel Fleming eine erstaunliche Ansammlung von romischen Ruinen am Flussufer Das war bis das Badehaus gefunden wurde die letzte schriftliche Erwahnung in diesem Zusammenhang Im Jahre 1732 stiessen Arbeiter die nach fur Bauzwecke verwertbaren Steinen gruben auf die Reste einer romischen Therme die auf dem Areal zwischen dem Kastell und dem Ufer des Esk gestanden hatte Aus einem der Raume konnte ein beschrifteter Altar geborgen werden Spater kamen noch weitere 18 romische Inschriften ans Tageslicht Einige waren den Gottern der klassischen romischen Mythologie gewidmet Apollo die Gottin Fortuna Silvanus Mars und Jupiter der oberste Gott im romischen Pantheon Fast die Halfte waren fur germanische Gotter gesetzt worden Cocidius Huetirus Moguntus und Belatucader Einer der Altare einer unbekannten Gottheit gewidmet war bei seiner Auffindung jedoch schon erheblich beschadigt Eine sehr schone Skulptur die ebenfalls in Netherby gefunden wurde stellt einen Jungling dar Er steht in einer Nische auf dem Kopf eine Mauerkrone in seiner linken Hand halt er ein Fullhorn und eine Patera mit der er auf einem Altar ein Trankopfer darbringt Es ist eine der schonsten Steinarbeiten die man am Hadrianswall gefunden hat Aus den Rillen die im unteren Teil des Steins eingemeisselt wurden kann man schliessen dass das Relief ursprunglich in Mauerwerk eingesetzt war Vielleicht um den Eingang eines Tempels damit zu dekorieren Gordon nahm an dass sie Hadrian gewidmet war Lysons glaubte dass sie den Genius der Mauer des Severus zeigt John Collingwood Bruce war der Meinung dass er den Genius des Walls darstellt Fur die nahe Zukunft sind umfangreiche archaologische Untersuchungen rund um Netherby Hall geplant Die romischen Funde befinden sich heute teils in Netherby Hall und im Tullie House Museum in Carlisle 3 Entwicklung BearbeitenIm Jahre 122 befahl Kaiser Hadrian im Norden Britanniens eine Sperrmauer verstarkt durch Wachturme und Kastelle vom Tyne bis zum Solway Firth zu errichten um die britischen Provinzen vor den standigen Einfallen der Pikten aus dem Norden zu schutzen Der Wall wurde grosstenteils durch Soldaten der drei in Britannien stationierten Legionen und der Classis Britannica errichtet Funf Kastelle zwei davon sollten zusatzlich das Stammesgebiet der verbundeten Briganten sichern lagen als Vorposten nordlich des Hadrianswalles Das Lager von Netherby war vermutlich uber 300 Jahre lang von den Romern besetzt Das fruhe Holz Erde Kastell entstand im spaten 1 Jahrhundert n Chr 80 im Zuge der Feldzuge des Gnaeus Iulius Agricola Es befand sich mitten im Siedlungsgebiet der Selgovae und sicherte in dieser Zeit eine Strassenkreuzung und eine Brucke oder Furt uber den Esk Unter Hadrian wurde es in ein Steinkastell umgebaut eventuell entstand es zeitgleich mit dem Wall und den anderen Vorposten Habitancum High Rochester Fanum Cocidi Bewcastle und Blatobulgium Birrens Vielleicht auch als Schutz der Wallbaustelle gegen Angriffe feindlicher Stamme Sie alle lagen etwa einen halben Tagesmarsch von der Hadriansmauer entfernt Einige der in Netherby aufgefundenen Inschriften des 3 Jahrhunderts lassen den Schluss zu dass die Festung das Hauptquartier der romischen Aufklarungseinheiten an der Nordgrenze war Seine Besatzung sollte wohl die nordlichen Stamme in Schach halten die Strasse nach Birrens und zum Hadrianswall Stanwix sichern und Vorfeldaufklarung betreiben Den Funden nach zu urteilen wurde das Lager bis zur Mitte des 3 Jahrhunderts benutzt Die jungsten romischen Funde sind Munzen aus der Zeit des Kaiser Gordian III 238 244 n Chr Das Kastell war aber wohl noch wesentlich langer in Gebrauch vermutlich bis weit ins 4 Jahrhundert wie auch die anderen vier Vorpostenkastelle des Hadrianswalls Unter Konstantin den Grossen wurde ab 312 ein Grossteil der romischen Truppen die nordlich des Hadrianswalls standen abgezogen Vielleicht im Zuge eines Friedensabkommens mit den Caledonen und Maetern da er die Soldaten dringender fur seinen Krieg gegen Maxentius in Italien benotigte Die nordlich der Mauer stationierten Spaher sollen im Zuge der grossen barbarischen Verschworung von 367 als Pikten Scoten und Angelsachsen gemeinsam in Britannien einfielen bestochen worden sein den Aufmarsch der Barbarenarmee nicht weiterzumelden In der diesbezuglichen Truppenliste der Notitia Dignitatum wird das Kastell nicht erwahnt Dies konnte bedeuten dass es im spaten 4 Jahrhundert nicht mehr mit regularen Soldaten belegt war Nachdem die Romer die Insel bis 410 endgultig aufgegeben hatten konnte das Kastell wie in Birdoswald geschehen entweder von einem romano britischen Warlord ubernommen oder von den Pikten zerstort worden sein Seine Ruinen waren offensichtlich noch uber einen sehr langen Zeitraum deutlich sichtbar wie die Reiseberichte aus dem 16 Jahrhundert beweisen Netherby konnte auch der Schauplatz der legendaren Schlacht von Arfderydd Athuret gewesen sein Diese Auseinandersetzung wird in den Annales Cambriae im Eintrag fur das Jahr 573 erwahnt Eventuell hatte sich einer der Heerfuhrer Konig Gwenddoleu im romischen Kastell Caer Wenddolau verschanzt Innerhalb der romischen Mauern entstand im 15 Jahrhundert ein festes Turmhaus ein sog Peel tower Es wurde hauptsachlich aus den Steinen des Kastells errichtet die in grosser Zahl in den Turmmauern nachgewiesen werden konnten Am Ende der 1500er Jahre gelangte Netherby fur die nachsten 400 Jahre in den Besitz der Familie Graham Ab dieser Zeit prosperierte das Haus und seine Besitzungen Die ersten Erweiterungen am Turm und dem Garten wurden wahrscheinlich schon Anfang des 16 Jahrhunderts vorgenommen In dieser Zeit konnten die Border Reivers Plunderer und Morder die das Grenzgebiet unsicher machten von Konig James VI vernichtend geschlagen werden Die letzten sichtbaren Reste der Festung und des Vicus wurden im spaten 18 Jahrhundert bei den Erweiterungsbauten zu einem reprasentativen Adelssitz beseitigt 4 Kastell BearbeitenVermutlich werden die Reste des Kastells vom Herrenhaus Netherby Hall das auf einer kleinen Anhohe uber dem Flusstal des Esk steht der nordlich am Anwesen vorbeifliesst uberdeckt Aus den vor Ort aufgefundenen Inschriften haben Historiker abgeleitet dass das Kastell mindestens zwei moglicherweise auch bis zu vier Bauphasen durchlief Es war wahrscheinlich auf den Esk ausgerichtet Seine Ausmasse konnen nur anhand der hier stationierten romischen Garnisonseinheiten geschatzt werden Man weiss dass hier anfangs eine 500 Mann starke Infanterieeinheit und spater ein nominell 1000 Mann starkes Kavallerieregiment ala mit etwa 300 Pferden im Kastell einquartiert waren Das Lager hatte damit eine Flache zwischen 2 4 und 3 6 Hektar belegen mussen Das hadrianische Steinkastell hatte vermutlich den fur mittelkaiserzeitliche Wehrbauten typischen langrechteckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken Es verfugte wohl auch uber vier Zugangstore plus die fur mittelkaiserzeitliche Hilfstruppenlager standardmassigen Innengebaude Diese waren im Zentrum das Hauptquartier principia ein oder zwei Getreidespeicher horrea Pferdestalle stabula Mannschaftskasernen centuria und diverse Funktionsgebaude Werkstatten Latrinen Backstuben Eine 1762 entdeckte Inschrift berichtet von der Fertigstellung einer Reit und Exerzierhalle Basilica Equestris Exercitatorius durch die Hispanierkohorte dies geschah im fruhen 3 Jahrhundert Fur Archaologen und Historiker ist sie einer der bedeutendsten Schriftfunde von Netherby da durch sie bekannt wurde wie die Romer ihre Reithallen bezeichneten In den Hilfstruppenkastellen standen sie meist an der Vorderseite der Principia Die einzigen vergleichbaren Gebaude in Britannien befanden sich in den Legionslagern von Caerleon Isca Silurum und Inchtuthil sowie im Wallkastell Birdoswald Banna 5 Garnison BearbeitenCastra Exploratorum war vermutlich vom 1 bis zum 4 Jahrhundert mit regularen romischen Soldaten besetzt Es beherbergte wahrend seines Bestehens einige Kohorten der Hilfstruppen Auxilia aber auch Legionarsvexillationen Letztere wurden fur gewohnlich nicht zum Garnisonsdienst an der Grenze eingeteilt sondern entsandten Spezialkrafte fur die anspruchsvolleren Bauvorhaben in den Kastellen Es wird angenommen dass das Kastell auch wahrend der Feldzuge des Agricola um 80 n Chr durchgehend besetzt war Die Art Starke und Zusammensetzung der Garnison zu dieser Zeit ist mangels archaologischer und epigraphischer Funde unbekannt Das Kastell durfte auch mit einem Numerus von Spahern belegt gewesen sein Diese Einheiten wurden spater aufgelost da sie sich aktiv an der Barbarenverschworung von 367 beteiligt hatten Folgende Einheiten stellten entweder die Besatzung des Kastells oder konnten sich fur eine begrenzte Zeit dort aufgehalten haben Zeitstellung Truppenname Beschreibung2 Jahrhundert n Chr Legio sextae Victrix die sechste Legion die Siegreiche Ein Inschriftenfragment aus Netherby bezeugt die Anwesenheit von Soldaten dieser Legion Wahrscheinlich wurden am Ende des 2 Jahrhunderts wahrend der Herrschaft des Commodus Bau oder Reparaturarbeiten innerhalb der Festung durchgefuhrt Eine weitere dort aufgefundene Inschrift ist ebenfalls diesem Kaiser gewidmet 6 2 3 Jahrhundert n Chr Legio secunda Augusta die zweite Legion des Augustus Die Anwesenheit von Angehorigen dieser Legion ist durch mehrere Inschrift bekannt Daraus wird gefolgert dass wahrend der Herrschaft des Kaisers Hadrian im Kastell grossere Bauarbeiten von der Legion durchgefuhrt wurden Die zweite Legion war auch wahrend des 3 Jahrhunderts dort fur Bauarbeiten eingesetzt 7 3 Jahrhundert n Chr Legio vicesimae Valeria Victrix die zwanzigste valerische Legion die Siegreiche Die Legion setzte wahrend der Amtszeit des Statthalters Modius Julianus 219 zusammen mit der Legio II Augusta und der Cohors I Hispania eine Inschrift 8 2 Jahrhundert n Chr Cohors primae Nervanae die erste Kohorte der Nervier Die Truppe wurde aus dem Stamm der Nervii rekrutiert die in der Provinz Gallia Belgica beheimatet war Es handelte sich bei ihr um eine sog Cohors Peditata Quingenaria d h sie bestand aus rund 500 Fusssoldaten Die Einheit ist fur Netherby von einem einzigen undatierten Altar fur den Gott Cocidius benannt und stellte wahrscheinlich die erste Besatzung des hadrianischen Steinkastells Befehlshaber des Kastells war damals ein Tribun namens Paternius Maternus der vorher in Rom in der Pratorianergarde gedient hatte Aufgrund seiner geologischen Beschaffenheit Altare aus Netherby waren fur gewohnlich aus rotem Sandstein gefertigt nimmt der Historiker Eric Birley an dass dieser von Bewcastle Fanum Cocidi hierher verschleppt wurde Vielleicht war die Nervierkohorte oder eine ihrer Abteilungen im 3 Jahrhundert in Bewcastle stationiert Die Anwesenheit der Truppe konnte auch fur Vindolanda am Stanegate nachgewiesen werden 9 3 Jahrhundert n Chr Cohors prima Aelia Hispanorum milliaria equitata die erste Kohorte der Hispanier 1000 Mann stark teilberitten Die Kohorte bestand ursprunglich aus 500 Mann und wurde aus den keltiberischen Stammen der hispanischen Provinzen ausgehoben Es ist sehr wahrscheinlich dass sie im zweiten Jahrhundert auf 1000 Soldaten verstarkt wurde Aelia deutet darauf hin dass dies wahrend der Regierungszeit der aelischen Kaiser geschah Diese Kohorte hat in Netherby vier datierbare Inschriften von 213 bis 222 hinterlassen Eine Inschrift die zwischen 215 und 220 entstand berichtet von diversen Arbeiten die sie zusammen mit Vexillationen der Legio II Augusta und der Legio XX Valeria Victrix durchgefuhrt hat Vermutlich kam die Einheit wahrend der Feldzuge unter Septimius Severus und Caracalla zwischen 208 und 212 nach Netherby und war vielleicht nach Beendigung der Kampagne dort dauerhaft stationiert Auch zwei ihrer Kommandanten die Tribunen r Maximus und Marcus Aurelius Salvius sind von diesen Inschriften bekannt 10 3 bis 4 Jahrhundert Numerus Exploratorum Spaher Kundschafter Diese Spezialeinheiten gehorten ebenfalls zu den Hilfstruppen und wurden aus Stammen rekrutiert die fur ihre gute Ortskenntnis und Ausdauer bei der Jagd bekannt waren Sie waren nur leicht bewaffnet und wurden hauptsachlich bei der Feindaufklarung als Spaher eingesetzt Name und Ordnungsnummer der in Netherby stationierten Aufklarungstruppe sind mangels diesbezuglicher Funde unbekannt Badehaus Bearbeiten nbsp Befundplan des Balineums aus dem 18 JahrhundertDas im 18 Jahrhundert entdeckte Badehaus balineum stand wegen der hohen Brandgefahr ausserhalb der Kastellmauern extra muros Es war von Ost nach West ausgerichtet und hatte grosse Ahnlichkeit mit jenen Exemplaren die bei den Wallkastellen von Benwell Carrawburgh und Chesters ausgegraben wurden sog Reihentypus Fuhrende Experten auf diesem Forschungsgebiet glauben dass sie alle nach einem Standardplan erbaut wurden Das Badehaus durfte um 222 errichtet worden sein Es stand in einer Seitenstrasse des Vicus Seine Reste wurden oberflachlich untersucht und daruber eine Fundskizze angefertigt In einem der Raume Raum F im Plan wurde Anfang Oktober 1732 ein Altar fur Fortuna mit einer Inschrift gefunden gestiftet von einem Tribunen der Hispanierkohorte Die genaue Lage des Bades wurde aber ebenfalls nicht uberliefert Man nimmt an dass es mit Frischwasser aus einem Bach dem Friar s Bush versorgt wurde Wenn dies tatsachlich der Fall war muss es nordostlich der Kastellsiedlung bzw nordlich des Lagers gestanden haben Man vermied damit eine Wasserleitung anlegen zu mussen die die Trasse der nordwestlich gelegenen in den Norden Schottlands fuhrenden Strasse kreuzte In zwei Briefen von 1734 wird das Gebaude folgendermassen beschrieben 23 September 1734 Dieses Gebaude besteht aus zwei grosseren Raumen die wie ich glaube schon immer etwas tiefer gelegen haben denn man sieht Reste von Stufen die zu ihnen hinabfuhren Die Turschwelle wird aus drei grossen Steinen gebildet einer vorne und zwei auf den Seiten jeweils etwa sechs Fuss lang mit Lochern fur Turangeln und schlosser Jedes der Zimmer ist etwa neun oder zehn Fuss gross und voneinander durch eine dunne Trennwand geteilt Beide waren von demselben gewolbten Dach bedeckt das die Arbeiter abbrachen Das ausserste diente fur einen kleinen Tempel der Fortuna denn darin wurde ein Altar und ein Haufen Kopfe verschiedener Tiere insbesondere von Ochsen und Schafen gefunden Der Innenraum war ein Bad und meines Erachtens eher zum Aufstellen der Badezuber gedacht Hier gibt es eine Zementschicht die aus Kalk und Ziegelbruch besteht Sie bedeckt sowohl die Fussboden als auch die Wande und ist in der Tat sehr hart Ich habe aber keine Ahnung ob sie jemals Wasser halten sollte Beide Raume sind mit grossen flachen Steinen belegt Unter ihnen ist ein Aquadukt oder eine Art langer leerer Raum oder Kanal Er reicht von einem Ende des Gebaudes zum anderen Die Fussboden sind mit etwa 1 1 2 Zoll Dicke mit Zement bedeckt Ich vermute weil die Steine sonst zu kalt waren um darauf zu stehen 29 Oktober 1734 Der Hypokaust Raum E wurde 1745 entdeckt angrenzend an das alte Bad das 1732 entdeckt wurde Der eine Hypokaust wurde von 54 Steinsaulen getragen die im Plan als E markiert sind 36 davon waren noch mit dem Boden aus Flachsteinen und Zement bedeckt wie die Abbildung I im Plan zeigt Die Verbindung zwischen seinen beiden Teilen bestand aus drei Durchlassen markiert als D Westlich davon befand sich ein weiterer Hypokaust der von 20 Saulen aus quadratischen Fliesen getragen wurde Ein paar waren noch mit ein wenig Zement bedeckt markiert mit B Westlich davon standen noch vier Saulen markiert als A in ahnlicher Bauweise Ein Kanal markiert als C durchquerte Raum B von Ost nach West wie auch im angrenzenden Raum H Dieser war mit Ziegel angefullt darunter auch einige hohle Exemplare 11 Vicus und Hafen Bearbeiten nbsp Bauinschriftenfragment eines Tempels errichtet von der Cohors I HispanorumEinige der in Netherby aufgefundenen Inschriften lassen annehmen das sich dort auch im Laufe der Zeit eine grossere Zivilsiedlung vicus um das Kastell gebildet hatte Uberreste sind keine mehr zu sehen Die Siedlung durfte sich auf dem Areal nordwestlich der Festung bis zum Flussufer ausgebreitet haben Eine Inschrift berichtet vom Wiederaufbau eines Tempels Sie stammt vermutlich aus der Mitte des 3 Jahrhunderts Laut den Schilderungen von Leeland und Bainbrigg von dort aufgefundenen Gebauderesten Halteringen und Anlegern sowie der Beobachtung mehrerer Strassen die am Abhang vor der Nordwestecke des Kastells Richtung Norden und Suden und zum Esk fuhrten durften die Romer am Flussufer auch einen Hafen angelegt hatten Moglicherweise unterhielt die Classis Britannica dort einige Lagerhauser aber keinen Flottenstutzpunkt Bainbrigge vermutete dass er durch Versandung vom Solway abgeschnitten und deswegen unbrauchbar wurde Vermutlich wurden seine Reste ab dem 16 Jahrhundert ebenfalls zur Steingewinnung abgebrochen 12 Graberfeld Bearbeiten nbsp Grabstein der Titulinia Pussita nbsp Relief aus Netherby vermutlich den Genius des Walls darstellendWilliam Stukeley will bei seinem Besuch auch einen romischen Friedhof gesehen haben seine genaue Lage verschwieg er jedoch Das Graberfeld befand sich vermutlich sudostlich des Kastells am weitesten von der Zivilsiedlung entfernt Die Existenz eines Graberfeldes beim Kastell ist durch den Fund mehrerer romischer Grabsteine bewiesen Einer der Steine war fur die aus der Provinz Raetia stammenden Titullinia Pussitta gesetzt worden Die Inschrift aber nennt weder den Namen ihres Mannes noch seinen militarischen Rang was zu erwarten ware wenn sie die Gattin eines kommandierenden Offiziers war Das Fehlen von Namen Titel und Rang lasst vermuten dass Titullinia eher die Ehefrau eines einfachen Soldaten Handlers oder Handwerker war und nicht in der Festung sondern ausserhalb der Mauern im Vicus lebte Sie ist bislang die einzige namentlich bekannte Frau aus dem Umfeld des Lagers 13 Siehe auch BearbeitenHadrianswall Meilenkastelle und Wachturme am HadrianswallLiteratur BearbeitenWilliam Camden Britannia 1607 William Stukeley Iter Boreale 1776 John Horsley Britannia Romana or the Roman antiquities of Britain in three books J Osborn and T Longman 1732 F und C Rivington The British Critic and Quarterly Theological Review Band 15 T Rickary London 1800 Eilert Ekwall The concise Oxford Dictionary of English Place Names 4 Ausgabe Clarendon Press 1936 1980 A L F Rivet Colin Smith The place names of Roman Britain Batsford Ltd London 1979 1982 A D Mills Oxford Dictionary of British Places names Oxford University Press 1991 2003 Eric Birley Research on Hadrian s Wall 1961 J Collingwood Bruce Charles Daniels Handbook to the Roman Wall with the Cumbrian coast and outpost forts 13 Ausgabe Newcastle upon Tyne 1978 Chris Scarre Chronicle of the Roman Emperors Tames amp Hudson London 1995 E J Bickerman Chronology of the Ancient World Thames amp Hudson London 1980 R G Collingwood R P Wright The Roman Inscriptions of Britain Bd 1 Inscriptions on Stone Oxford 1965 Hans D L Viereck Die Romische Flotte Classis Romana Kohlers Verlagsgesellschaft Hamburg 1996 ISBN 3 930656 33 7 Tim Clarkson Scotland s Merlin A Medieval Legend and its Dark Age Origins Birlinn 2016 Robin Melrose Warriors and Wilderness in Medieval Britain From Arthur and Beowulf to Sir Gawain and Robin Hood McFarland 2017 Anmerkungen BearbeitenRIB Roman inscriptions in Britain IA 467 1 Iter II Rivet Smith 1979 1982 S 307 ND XL 49 Iter II die Route von den Verschanzungen zum Hafen vonRutupiae vierhundert und einundachtzigtausend Schritte A Vallo ad Portum Ritupas A Blatio Bulgio Castra Exploratorum XII Luguvallio XII F und C Rivington 1800 S 21 Camden 1607 S 643 Stukeley 1776 S 57 58 Horsley 1732 S 78 182 und 271 RIB 966 RIB 967 J C Bruce 1851 126 S 353 RIB 995 Bewcastle Eric Birley 1961 S 229 230 Robin Melrose 2017 S 24 25 Tim Clarkson 2016 William Camden 1789 S 195 RIB 968 RIB 978 RIB 975 RIB 981 RIB 974 RIB 980 RIB 980 RIB 966 RIB 980 RIB 968 Altar RIB 976 ca 213 RIB 977 ca 213 RIB 978 222 RIB 979 ca 215 220 Briefe von J Clerk an einen Mr Gale vom 23 September und 29 Oktober 1734 Viereck 1996 S 254 RIB 979 RIB 984 RC Nr 156 Camden Britannia 1789Weblinks BearbeitenRoman Inscriptions of Britain englisch Castra Exploratorum auf PASTSCAPE Lage Netherby Hall auf Vici org Namensgebung Old Cumbria Gazetteer THE ROMAN WALL J C BruceHadrianswall Vorpostenkastelle Kastell Habitancum Risingham Kastell Bremenium High Rochester Kastell Fanum Cocidi Bewcastle Castra Exploratorum Netherby Kastell Blatobulgium Birrens Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Castra Exploratorum amp oldid 237164089