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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Eine Theorie der Personlichkeit versucht das psychologische Wissen uber die Individualitat des Menschen zu integrieren und den inneren Zusammenhang der Personlichkeitseigenschaften zu erklaren Damit entsteht ein Bezugssystem fur die Psychologische Diagnostik und fur die praktische Anwendung personlichkeits psychologischer Prinzipien In der Personlichkeitspsychologie und in der alteren Charakterkunde wurden zahlreiche Personlichkeitstheorien entwickelt Diese Vielfalt von Theorien kann irritieren denn sie zeigt wie vorlaufig diese Entwurfe sind aber auch wie schwierig eine umfassende Personlichkeitstheorie ist Als wichtige Grunde dieses Pluralismus sind zu nennen das Menschenbild Jede Personlichkeitstheorie geht von mehr oder minder deutlichen Uberzeugungen aus welches die wesentlichen Eigenschaften des Menschen sind Dazu gehoren Vorstellungen uber die Natur und Kultur des Menschen sowie philosophische oder religiose Annahmen uber den Menschen die Wissenschaftskonzeption Wissenschaftstheorie Aus dem Menschenbild folgt oft auch eine bestimmte Auffassung ob die Personlichkeitsforschung nach allgemeinen Gesetzmassigkeiten suchen sollte oder die einzelnen Menschen in ihrer Individualitat und ihrem biografischen Lebens und Sinnzusammenhang gerecht werden sollte Diese beiden Sichtweisen Nomothetik und Idiographie werden oft mit dem Gegensatz einer erklarenden gegenuber einer verstehenden Psychologie gleichgesetzt und bilden ein grundlegendes Problem der Wissenschaftskonzeption der Psychologie Der Standpunkt des Personlichkeitsforschers hat Konsequenzen fur den theoretischen Ansatz und auch fur die Entscheidung welche Methoden geeignet sind und welche abzulehnen sind z B nur psychologische Interviews und biografische Interpretationen oder auch Tests und statistische Methoden der Datenanalyse die Absichten und der Geltungsbereich Das Ziel kann eine umfassende systematische und auch biografische Beschreibung der Personlichkeit sein oder es geht nur um Teilbereiche die als besonders wichtig angesehen werden beispielsweise die psychodynamischen Antriebs und Kontrollvorgange oder die Selbstkonzepte Andere Personlichkeitstheorien sind vor allem darauf angelegt empirisch gut zu prufende und zuverlassige Grundlagen fur die professionelle Anwendung beispielsweise in der Personalpsychologie oder Klinischen Psychologie zu liefern Inhaltsverzeichnis 1 Personlichkeitstheorie als Eigenschaftstheorie 2 Personlichkeitstheorie als Typenlehre 3 Psychodynamische Personlichkeitstheorien 4 Lerntheoretisch verhaltenswissenschaftliche Konzepte 5 Biografisch orientierte Personlichkeitstheorien 6 Interaktionistische Personlichkeitstheorien 7 Kognitive Personlichkeitstheorien und Selbsttheorien 8 Biopsychologische Personlichkeitstheorien 9 Entwicklungsorientierte Personlichkeitstheorien 10 Vergleich von Personlichkeitstheorien und wissenschaftliche Trends 11 Ausblick 12 LiteraturPersonlichkeitstheorie als Eigenschaftstheorie BearbeitenDie Eigenschaftstheorien der Personlichkeitspsychologie befassen sich nicht mit allen einzelnen Eigenschaften sondern mit den jeweils als wichtig geltenden Grundeigenschaften So sind oft Forschungsprogramme hinsichtlich einer bestimmten Eigenschaft entstanden um diese mit verschiedenen Methoden genau zu beschreiben und dann zu erklaren wie sich diese Eigenschaft entwickelt z B Aggressivitat Angstlichkeit Lebenszufriedenheit Diese Forschung schliesst damit an die fruhere Charakterkunde an Charakterzuge und deren Struktur zu erfassen Der moderne Ansatz unterscheidet sich jedoch durch die vielfaltigen empirischen Methoden und durch das andere theoretische Verstandnis bei der Definition von Personlichkeitseigenschaft Fur die neuere Eigenschaftstheorie ist es grundlegend zwischen relativen Merkmalsauspragungen im Hinblick auf Situationen und Zeitpunkte zu differenzieren wahrend die fruhere Charakterkunde von feststehenden Eigenschaften ausging Eigenschaftstheoretiker wie Gordon Allport und Robert Heiss haben sich weniger fur die Struktur der Personlichkeit sondern fur deren dynamische Regulation im Zusammenspiel von allgemeinen Dispositionen Motiven und Erfahrungen interessiert Heiss loste den Begriff der feststehenden Personlichkeitseigenschaft auf in dem er in Anlehnung an tiefenpsychologische Konzepte beschrieb wie veranderlich labil widerspruchlich in Extreme umschlagend und gebrochen sich Eigenschaftsdispositionen aussern konnen Person als Prozess bezeichnet diese Vorstellung von einem dynamischen System Personlichkeit Andere Eigenschaftsforscher verwenden die Methode der Faktorenanalyse d h ein statistisches Verfahren um zahlreiche mehr oder minder zusammenhangende Merkmale auf die ihnen zugrunde liegenden Faktoren zu reduzieren wie sich Tausende unterscheidbarer Farbnuancen auf die drei physikalischen Dimensionen Farbton Helligkeit und Sattigung zuruckfuhren lassen Raymond B Cattell Hans Eysenck und Joy Paul Guilford gehoren zu den einflussreichsten Forschern dieser Richtung Die faktorenanalytische Methodik ist umstritten da sie fragwurdige statistische Voraussetzungen macht dennoch liefern die Ergebnisse zumindest Ordnungsversuche Neben der Faktorenanalyse werden heute viele weitere statistische Methoden zur Datenreduktion zur Beschreibung typischer Merkmalsmuster und Verlaufe eingesetzt Amelang et al 2006 Haufig wurde der Frage nachgegangen wie viele Grundeigenschaften der Intelligenz und der Personlichkeit zu unterscheiden sind So befasste sich Eysenck mit vier hauptsachlichen Personlichkeitsdimensionen Cattell mit bis zu 21 primaren Faktoren In neuerer Zeit behaupteten Costa und McCrae et al 2005 funf grundlegende Personlichkeitseigenschaften die als Big Five bezeichnet werden siehe John et al 2008 Solche zahlenmassigen Festlegungen wurden kritisiert denn sie sind weitgehend willkurlich und methodisch zweifelhaft Da hier ausschliesslich Fragebogen zur Selbstbeurteilung verwendet wurden bleibt auch die Behauptung dass es sich um funf kulturubergreifende universelle Personlichkeitseigenschaften handelt zweifelhaft Den Eigenschaftstheorien zufolge ist Personlichkeit als die Gesamtheit der Eigenschaften eines Menschen zu sehen Uber die innere Struktur oder uber das Selbst als Kern der Personlichkeit wird kaum etwas ausgesagt Das Interesse gilt vielmehr der Konstanz und der Variabilitat des individuellen Verhaltens sowie der Psychologischen Diagnostik Alle anderen wissenschaftlichen Personlichkeitstheorien im Unterschied zu popularen Theorien der Alltagspsychologie sind auf genaue Eigenschaftsbegriffe angewiesen Haufig sind diese Konzepte jedoch methodisch nicht so grundlich ausgearbeitet uberpruft und diagnostisch breit anwendbar wie die Untersuchungsmethoden der genannten Eigenschaftstheoretiker Die Abgrenzung zu philosophischen nur gedanklichen Reflexionen zu religiosen Uberzeugungen und zu alltagspsychologisch spekulativen Konzepten der Personlichkeit kann schwierig sein Wissenschaftliche Personlichkeitstheorien sollen sich auf empirisch prufbare Aussagen beziehen Dies gilt fur objektivierende Verhaltensbeobachtungen kaum jedoch fur Aussagen die nur auf innerer Erfahrung Introspektion und Selbstbeurteilung beruhen also nur sprachlich z B in Interviews oder Fragebogen vermittelt sind Von wissenschaftlichen Theorien werden auch keine grundsatzlichen und moralischen Bewertungen erwartet auch wenn es sich um abweichendes deviantes Sozialverhalten oder um psychopathologische Symptome handelt Die folgende Einteilung berucksichtigt verschiedene Personlichkeitstheorien Sie unterscheiden sich in den grundlegenden Annahmen wobei oft nur ein bestimmter Bereich der Personlichkeit oder ein Funktionsprinzip als wichtig gilt oder nur eine bestimmte Methodik herangezogen wird Deswegen sind diese Theorien jeweils auf einen Ausschnitt von Phanomenen Befunden und Eigenschaften begrenzt und auf entsprechend schmale psychologische Anwendungsbereiche eingeengt Die Eigenschaftstheorien sind grundlegend fur alle anderen denn sie strukturieren die Vielfalt der individuellen Differenzen in Begriffen von relativ uberdauernden Eigenschaften z B der Intelligenz oder des Temperaments Personlichkeitstheorie als Typenlehre Bearbeiten Hauptartikel Typenlehre Die neuere Personlichkeitspsychologie sieht Eigenschaften als theoretische Dimensionen auf denen jeder Mensch eine bestimmte sich u U verandernde Position oder Auspragung aufweist Demgegenuber wurde in der Charakterkunde oft der Begriff des Typus verwendet Damit ist ein Muster von zusammengehorigen Merkmalen gemeint wobei nicht in jedem Fall alle dieser Merkmale auftreten mussen die zum definierten idealen Typus gehoren Seit es geeignete statistische Verfahren gibt konnen solche Ahnlichkeiten und typischen Merkmale besser untersucht werden Die Methode der Typisierung macht weniger Voraussetzungen als die dimensionale Messung und ist anschaulicher So sind heute noch viele Krankheitsbilder eher als Typus zu verstehen z B in der Psychiatrie die depressive oder die zwanghafte Personlichkeit oder in der Psychologie die autoritare Personlichkeit oder die kreative Personlichkeit Psychodynamische Personlichkeitstheorien BearbeitenSigmund Freud 1856 1939 hat keine systematische Personlichkeitstheorie entworfen doch haben seine aus der psychotherapeutischen Erfahrung und seiner Theorie der Neurose gewonnenen Einsichten viele Psychologen beeinflusst Die fruhe Kindheit insbesondere die elterlichen Bezugspersonen und die ersten Erfahrungen kindlicher Sexualitat sollen einen pragenden Einfluss haben Freud nahm drei Entwicklungsphasen orale anale genitale an und in jeder Phase sind psychologische Fehlentwicklungen moglich welche dann die Personlichkeitsbildung bestimmen z B die orale und die anale Charakterfixierung Nachhaltige Folgen konnen sich aus einer in der individuellen Entwicklung misslingenden Auflosung des Odipuskomplex bzw des Elektrakomplex ergeben Damit sind typische Beziehungsprobleme und Konflikte z B aufgrund der Zuneigung des Sohns zur Mutter und die sich deswegen ausbildende Konkurrenz mit dem Vater und im ubertragenen Sinn auch mit anderen Autoritaten gemeint Die weitgehend unbewussten Triebbedurfnisse des Es im dynamische Zusammenwirken mit den beiden anderen Instanzen Ich und Uber Ich bedingen eine psychische Dynamik die mehr oder minder konflikthaft oder den Lebensbedingungen angepasst sein kann Wie die wiederkehrenden Bedurfnisse kontrolliert werden und die damit verbundenen Angstgefuhle verarbeitet werden Abwehrmechanismen formen die Personlichkeitseigenschaften Die vorrangige Methodik ist das psychoanalytische Verfahren d h die Bewusstmachung und das Nacherleben jener dynamisch unbewussten Geschehnisse im Verlauf einer Psychotherapie wobei die psychoanalytische Interpretation von Traumen von Symptomen und von Fehlleistungen einen wichtigen Platz einnimmt Aus der Tradition von Freuds Psychoanalyse sind zahlreiche Richtungen und neue Theorien entstanden die jedoch weiterhin von der wichtigen Rolle weitgehend unbewusster Krafte und Verarbeitungsweisen uberzeugt bleiben und deswegen als psychodynamische tiefenpsychologische Orientierung zusammengefasst werden u a die Komplexe Psychologie Carl Gustav Jungs Alfred Adlers analytische Psychologie die starker sozialpsychologisch und gesellschaftskritisch ausgerichtete Psychologie Erich Fromms die Theorie der Identitatsentwicklung Erik H Erikson und psychoanalytische Selbsttheorien u a von Heinz Kohut siehe auch Charaktertypen Lerntheoretisch verhaltenswissenschaftliche Konzepte BearbeitenDie individuellen Unterschiede entwickeln sich aufgrund der Lerngeschichte des Menschen nach den allgemeinen Gesetzen des Lernens Verhaltensweisen werden nach dem Prinzip der Konditionierung nach dem Prinzip des operanten Lernens und dem Prinzip des Lernens durch Beobachtung erworben Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht Behaviorismus interessiert deshalb vor allem das objektiv beobachtbare Verhalten bzw das Lernen neuer Verhaltensweisen und nicht eine Theorie der inneren Personlichkeit Aus dieser Verhaltensforschung stammen zahlreiche wichtige Begriffe und Erklarungshypothesen die in Personlichkeitstheorien ubernommen wurden Bekannte Ansatze auf der Grundlage der Lerntheorie stammen u a von John B Watson und von Burrhus Frederic Skinner der auch die wechselseitige Abhangigkeit Verhaltenskontrolle betonte z B bei der Interaktion zwischen Schulern und Lehrern Neuere lerntheoretische Ansatze u a von Albert Bandura Walter Mischel Frederick Kanfer u a berucksichtigen starker die kognitiven und sozialen Bedingungen des Lernens sowie auch die Moglichkeiten der Selbstkontrolle Selbstmanagement Therapie Die Theorie des individuellen Lernens und Verlernens von Verhaltensweisen bildet die wissenschaftliche Grundlage der Verhaltensmodifikation und der Verhaltenstherapie von unangepassten oder storenden Verhaltensweisen Biografisch orientierte Personlichkeitstheorien BearbeitenIn der Tradition der historischen und literarischen Biografik und der Charakterstudien stehen die Richtungen der biografischen Personlichkeitsforschung Sie stutzen sich jedoch auf neuere psychologische Methoden zu denen vor allem standardisierte Interviews und Tests gehoren So entwickelte Henry A Murray den Thematischen Apperzeptionstest TAT um erganzende Informationen fur eine Biografie zu gewinnen Der TAT besteht aus einer Serie von Bildern auf denen verschiedene alltaglich typische Szenen mit verschiedenen Personen dargestellt sind Aus den dazu erfundenen Phantasiegeschichten versuchte Murray die individuell wichtigen Themen und Konflikte zu erschliessen Hans Thomae und Mitarbeiter entwickelten ein umfangreiches Programm der biografisch orientierten Personlichkeitsforschung das Individuum in seiner Welt zu erfassen jedoch mit einheitlichen Begriffen und Methoden um die psychologisch bedeutsamen Themen und die Formen der individuellen Auseinandersetzung mit den Lebensaufgaben vergleichen zu konnen Die biographischen Untersuchungen verlangen methodisch grundliche psychologische Interpretationen Fahrenberg 2002 Der Prozess der Identitatsfindung ist aus den erzahlenden narrativen Darstellungen in Autobiographien zu erschliessen McAdams 2006 Der biografischen Orientierung ahnlich sind die neueren idiografischen Ansatze die sich auf den einzelnen Menschen richten und eine moglichst genaue Beschreibung der veranderlichen und der relativ konstanten Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen im zeitlichen Verlauf anstreben siehe Differenzielle Psychologie Wenn in diesem individuumzentrierten Vorgehen auch Testdaten Messungen und statistische Methoden eingesetzt werden unterscheidet sich diese Art von Einzelfallstudien grundsatzlich von dem ursprunglichen Begriff idiographisch In den Geisteswissenschaften ist damit eine ganzheitlich verstehende und interpretierende Beschreibung des Besonderen oder Einmaligen gemeint im Gegensatz zur naturwissenschaftlichen auf allgemeine Gesetze zielenden Forschung Interaktionistische Personlichkeitstheorien BearbeitenViele neuere Personlichkeitstheorien erweitern die Eigenschaftstheorien in verschiedener Hinsicht Einige personlichkeitspsychologische Auffassungen werden als interaktionistische Theorien bezeichnet da sie der wechselseitigen Beeinflussung und Formung von Personlichkeit und Situation Interaktionismus grosste Bedeutung einraumen Solche Beziehungen werden auch von anderen Personlichkeitstheorien nicht ausgeklammert doch sehen zumindest die alteren lerntheoretischen Ansatze die wichtigsten Verhaltensbedingungen in den jeweiligen Reiz Bedingungen Situationen und die alteren Eigenschaftstheorien achten hauptsachlich auf die relativ feststehenden Personlichkeitszuge Zu dieser interaktionistischen Akzentuierung haben auch die psychoanalytischen Ansatze und Forschungsergebnisse der Sozialpsychologie beigetragen Herkner 1996 Einerseits provozieren bestimmte Lebenssituationen z B Partner oder Aufgaben individuelle Verhaltensreaktionen andererseits bevorzugen Individuen bestimmte Situationen sie schaffen soziale Beziehungen und verandern aktiv ihre Umwelt Die Personlichkeitsforschung hat sich unverhaltnismassig lange mit der allgemeinen Frage beschaftigt die relativen Anteile von Personlichkeit Situation und Wechselbeziehung statistisch beschreiben zu wollen Kenrick und Funder 1988 Funder 2006 Die verwendeten Selbstbeurteilungen in Fragebogen reichen nicht aus da es eigentlich auf die aktuelle Interaktion in realen Lebenssituationen ankommt Diese Abhangigkeiten genau zu beschreiben ist sehr schwierig und in der praktischen Diagnostik noch kaum zu verwirklichen Kognitive Personlichkeitstheorien und Selbsttheorien BearbeitenZu dieser Gruppe von Personlichkeitstheorien gehort vor allem George A Kelly s einflussreiche Theorie personlicher Konstrukte Die personlichen Konstrukte eines Menschen bezeichnen im Unterschied zu den Erklarungshypothesen der Wissenschaftler individuelle Schemata zur Erfassung der Welt Die Menschen gehen um andere Personen oder die Ereignisse in der Welt zu verstehen wie Wissenschaftler vor sie interpretieren ihre Wahrnehmungen sie entwickeln Annahmen und prufen diese an ihren wiederkehrenden Erfahrungen Dabei unterliegt das System personlicher Konstrukte einer kontinuierlichen Veranderung durch neue Erfahrungen So kann Personlichkeit als die Gesamtheit der personlichen Konstrukte verstanden werden einschliesslich eines zentralen Konstrukts uber das Selbst Auch fur die von Carl Rogers im Rahmen der Psychotherapie vertretene Auffassung geht vor allem von den Konzepten aus die sich ein Mensch von der eigenen Person von anderen Menschen und von seiner Umwelt macht Beide Autoren entwickelten spezielle Verfahren um diese Konzepte genauer zu erkunden So werden wichtige Bezugspersonen und die eigene Person genau verglichen um die psychologisch im Einzelfall wichtigen Konstrukte herauszuarbeiten Rollen Konstrukt Repertoire oder indem bestimmte Eigenschaften nach dem Grad ihres Zutreffens auf die eigene Person als ein aktuelles Selbstbild oder als ein Wunschbild eingestuft werden Diese Personlichkeitstheorien werden gelegentlich als phanomenologisch bezeichnet doch sind sie mit ihren Untersuchungsinstrumenten und mit ihrem Anwendungsbezug auf Psychotherapie grundsatzlich anders angelegt als die philosophische Phanomenologie Auch von den phanomenologisch psychologischen Beschreibungen siehe Ludwig Klages Philipp Lersch unterscheiden sich diese amerikanischen Autoren wesentlich trotz mancher Ahnlichkeiten im Stil des von der Subjektivitat ausgehenden Beschreibens psychischer Phanomene Auch in anderen Personlichkeitstheorien steht der Begriff Selbst im Zentrum Das Selbst ist der innerste Kern der Personlichkeit oder die zentrale Instanz des gesamten Bewusstseins und Handelns der Wertorientierung und Verantwortlichkeit Psychologische Theorien des Selbst die z T noch zwischen unbewussten und bewussten Anteilen unterscheiden versuchen viele menschliche Perspektiven zu eroffnen Selbstverwirklichung Reifung Kreativitat Sinnsuche Spiritualitat u a vgl Transpersonale Psychologie Der vieldeutige Begriff Selbst und die fehlende Abgrenzung zu Ich Person Subjekt haben kritische Einwande provoziert Die meisten Autoren erlautern nicht ob vielleicht ein metaphysischer Anteil im Sinne eines unsterblichen Seelenprinzips mit gemeint ist Wenn ich mein Selbst beurteilen soll kann diese Aufgabe zirkular d h wie ein Kreisprozess wirken Wer ist hier das Subjekt Psychologisch ist es zweckmassiger einzelne Selbstkonzepte zu unterscheiden Jeder Mensch hat eine Vielzahl solcher Selbstkonzepte Einschatzungen und Bewertungen ausgebildet uber das eigene Aussehen die Gesundheit uber Temperament Begabungs und Interessenrichtungen u a Mummendey 1995 Dies ist kein objektives Wissen denn es handelt sich um Selbstbeurteilungen auch wenn sie die Ruckmeldungen anderer Menschen einbeziehen Es sind subjektive Theorien uber die eigene Person Dennoch bilden sie einen wesentlichen Teil der biografisch orientierten Personlichkeitstheorien die den Menschen in seinem personlichen Sinn und Wertbezug und daruber hinaus die gesamte Personlichkeit und die Lebenswelt des Individuums erfassen wollen Ebenfalls von dem vorrangigen Interesse an kognitiven Prozessen angeregt ist der Informationsverarbeitungs Ansatz Die theoretischen Entwurfe stutzen sich jedoch auf experimentelle Methoden und Computersimulationen statt auf die Selbstbeurteilungen des Individuums Aus der Allgemeinen Psychologie stammen verschiedene Anregungen individuelle Verhaltensunterschiede auf die unterschiedliche Verarbeitung von Informationen zuruckzufuhren Damit sind u a die aktuellen Wahrnehmungen Gedachtnisinhalte bewusstseinsfahiges deklaratives Wissen uber Fakten und weitgehend nicht bewusstes prozedurales Wissen uber Regeln Ablaufe Wenn Dann Verknupfungen gemeint ausserdem Prozesse der Urteilsbildung sowie Erwartungen und Bewertungen Dazu gehort auch die Bereiche des individuellen Wissens z B uber Situationen und Zusammenhange uber Ursachen und Wirkungen Die in dieser Forschungsrichtung entwickelten Modelle definieren und verknupfen Verhaltensdispositionen Aufgaben und Reaktionsmoglichkeiten und beschreiben damit wie individuelle Unterschiede in solchen Verarbeitungsprozessen zustande kommen konnten Inwieweit diese rationalen Konstruktionen eine tiefergehende Aufklarung bestimmter Personlichkeitseigenschaften leisten konnen und wie die Ubereinstimmung mit dem alltaglichen Verhalten angemessen zu prufen ist scheint noch unklar zu sein Praktische Verfahren der Personlichkeitsdiagnostik fehlen bisher Neben diesen kognitiv und selbsttheoretisch ausgerichteten Personlichkeitstheorien sind weitere Richtungen zu nennen die jedoch methodisch und praktisch noch weniger ausgearbeitet sind Dazu gehoren u a und kommunikativ handlungstheoretische Jurgen Habermas und ahnliche Konzepte Krampen 2000 sowie Perspektiven der Systemtheorie in der Psychologie Biopsychologische Personlichkeitstheorien BearbeitenBiopsychologische Personlichkeitstheorien gehen von der Uberzeugung aus dass alle Personlichkeitsmerkmale wie auch andere psychische Funktionen Wahrnehmung Kognition Bedurfnisse und Emotionen eine biologische Grundlage in der Struktur und Funktion des Gehirns haben Auch wenn die gegenwartigen Untersuchungsmethoden noch unzureichend sind wird an diesem Forschungsprogramm das auch die genetischen Grundlagen einschliesst festgehalten Die empirischen Untersuchungen sind ganz uberwiegend Korrelations studien d h es wird nach systematischen Zusammenhangen zwischen psychologischen und physiologischen Variablen gesucht Ausserdem liefern die neuropsychologischen Befunde von Patienten und zunehmend auch bildgebende Methoden wahrend experimenteller Untersuchungen wichtige Hinweise Die physiologischen Messungen betreffen nicht nur zentralnervose Vorgange sondern auch viele Funktionen der Sensorik Motorik der vegetativ endokrinen Steuerung der Korperfunktionen und biochemisch immunologische Variablen Konstitution Die Untersuchungen werden zunehmend auch auf genetische Unterschiede ausgedehnt vgl Neuropsychologie Psychophysiologie Verhaltensgenetik Die bekannteste biopsychologische Personlichkeitstheorie stammt von Hans Jurgen Eysenck Er nahm an dass die Auspragung der Extraversion eine biologische Grundlage in der unterschiedlichen Erregbarkeit bzw Hemmung kortikaler Systeme des Gehirns hat Die Auspragung der Emotionalitat soll mit dem Grad der vegetativen autonomen Labilitat des vegetativen Systems zusammenhangen die ihre biologische Grundlage allgemein in einer Labilitat des Limbischen Systems habe Beide Hypothesen haben umfangreiche Forschungsarbeiten angeregt doch ist die empirische Prufung methodisch schwierig u a wegen der moglichen Wechselwirkung beider Dispositionen in einer bestimmten Testbedingung oder Verhaltenssituation Metaanalysen die viele Einzelstudien zusammenfassen lieferten sehr kritische Bilanzen Die Befunde sind widerspruchlich und hinsichtlich der Emotionalitat insgesamt widerlegt Amelang 2006 Fahrenberg und Myrtek 2005 Das Forschungsinteresse hat sich auf das Gebiet der neuroendokrinen und biochemischen Personlichkeitsforschung verlagert siehe Henning und Netter 2005 und aktuell auch auf verhaltensgenetische Studien Wie zuverlassig solche Befunde sind kann auch hier erst aufgrund von systematischen Wiederholungsstudien und Metaanalysen festgestellt werden Die grundsatzliche Annahme dass Verhaltensdispositionen immer auch eine neurobiologische Grundlage haben wird nur selten in Frage gestellt Im Zuge des sich verandernden Altersaufbaus der Bevolkerung ist das Interesse an den Vorgangen der korperlichen Reifung und Alterung an der Gerontologie und verwandten Forschungsgebieten gestiegen Inzwischen ist nach der Evolutionsbiologie auch eine Evolutionspsychologie entstanden die nach der Bedeutung bestimmter Intelligenz und Personlichkeitseigenschaften fur die Evolution des Menschen fragt Buss 2005 Erst in neuerer Zeit wurde die Differenzielle Psychologie auch auf die kognitiven Leistungen und die Personlichkeitsmerkmale von hoheren Lebewesen ausgeweitet vor allem auf die Psychologie der Haustiere und der Menschenaffen Primaten siehe Uher und Asendorpf 2008 Entwicklungsorientierte Personlichkeitstheorien BearbeitenDie menschliche Psychogenese fuhrt zu ereignisabhangigen und strukturellen Veranderungen der Personlichkeit uber die gesamte Lebensspanne Erik H Erikson beschreibt im Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung welche Stadien ein Mensch im Laufe seines Lebens durchschreitet Jedes Stadium ist mit speziellen Entwicklungsaufgaben bzw Lebenskrisen verbunden die durch die die adaptiven Qualitaten der Personlichkeit neu gemeistert werden Nahezu unabhangig vom Lebensalter nachdem Jean Piagets Stufen der kognitiven Entwicklung durchschritten wurden bleiben die Muster personlicher Bedeutungsstrukturen ab dem jungen Erwachsenenalter uberwiegend stabil Jane Loevinger beschreibt im Modell der Ich Entwicklung welche Entwicklungsstufen im Zusammenhang mit personlicher Reife und einer zunehmenden Differenzierung einer wachsenden Organisationskomplexitat und steigenden Integrationsfahigkeit unbewusster Personlichkeitsanteile einhergehen Die Kapazitaten struktureller Personlichkeitsveranderungen beziehen sich auf die fundamentale Einheit bedeutungserzeugender Entwicklungspotentiale Vergleich von Personlichkeitstheorien und wissenschaftliche Trends BearbeitenIn der psychologischen Fachliteratur werden zahlreiche Beurteilungskriterien fur Personlichkeitstheorien vorgeschlagen Im Unterschied zur Theorienbildung in den Naturwissenschaften handelt es sich hier nicht um ein Gefuge von exakten Begriffen und empirisch gepruften Ableitungen aus allgemeinen Gesetzen sondern um theoretische Entwurfe die ein ausserordentlich umfangreiches und schwieriges Gebiet zu fassen versuchen Deswegen geht es hauptsachlich um die verstandliche Definition der Grundbegriffe praktisch gut anwendbare Methoden die Verhaltensvorhersage in bestimmten Situationen und allgemein den wissenschaftlichen Nutzen bei bestimmten professionellen Aufgabenstellungen Beim genaueren Vergleich von Personlichkeitstheorien sind ausser den einleitend genannten allgemeinen Perspektiven bzw grundsatzlichen Vorentscheidungen viele inhaltliche und methodische Gesichtspunkte zu berucksichtigen vgl Asendorpf 2007 Carver und Scheier 2004 Fisseni 1998 Pervin et al 2005 ein grundlegendes Interesse eher an der Struktur der Personlichkeit oder am Prozess der Veranderung auch in Hinblick auf Psychotherapie und Padagogik Interesse auch an abweichendem Verhalten und Psychopathologie bevorzugte Methoden beispielsweise Selbstbeurteilungen Fragebogen Interviews oder objektive Methoden wie standardisierte Tests Verhaltensbeobachtungen Messungen bevorzugte Verfahren der statistischen Analyse bzw Ablehnung solcher Methoden uberhaupt Noch zu wenig analysiert sind die den Personlichkeitstheorien zugrunde liegenden Menschenbilder Das Menschenbild gehort zu jenen Personlichkeitsfaktoren die Einfluss auf die Vorgehensweise der Wissenschaftler haben Wir mussen uns deshalb immer fragen ob eine gegebene Interpretation eine notwendige Schlussfolgerung aus dem Datenmaterial darstellt oder ob sich in dieser Interpretation eher das Menschenbild des Forschers aussert Pervin 1981 S 479 In der Geschichte der Personlichkeitsforschung spiegeln sich auch allgemeinere gesellschaftliche Entwicklungen und der Wandel der Menschenbilder Die Beziehungen zwischen den Personlichkeitsforschern und ihren Personlichkeitstheorien wurden noch kaum untersucht Fahrenberg 2004 In den Lehrbuchern der Personlichkeitspsychologie sind hochstens einige Hinweise zu finden Die meisten Personlichkeitstheoretiker aussern sich nicht genauer uber ihren eigenen Standpunkt obwohl philosophische religiose und wissenschaftstheoretische Vorentscheidungen zweifellos Konsequenzen fur die Theorienbildung haben werden Die moglichen Zusammenhange werden in den Praxisfeldern der Psychologie deutlich wenn Personlichkeitstheorien bzw Menschenbilder als Leitbilder des professionellen Handelns wirken referenzielle Personlichkeit Tapu 2001 S 14 Ausblick BearbeitenEine zusammenfassende integrative Theorie welche die verschiedenen Perspektiven vereint ist nicht in Sicht Personlichkeitstheorien mit einem breiten Geltungsanspruch sind in der letzten Zeit nicht mehr entwickelt worden Vielfach konzentriert sich die bescheidener gewordene Forschung auf eine ausgewahlte Personlichkeitseigenschaft oder auf eine abgrenzbare Teilfrage die entweder theoretisch oder praktisch besonders wichtig ist oder fur die neue z B neurowissenschaftliche und verhaltensgenetische Methoden verfugbar sind So haben sich die Interessenschwerpunkte gewandelt Statt sich uber Personlichkeitstheorien auseinanderzusetzen oder so allgemeine Fragen wie das Erbe Umwelt Problem oder die Interaktionismus Kontroverse zu behandeln uberwiegen gegenwartig Forschungsaufgaben der differentiellen Psychologie d h vergleichsweise einfachere und anwendungsnahere Ansatze Es geht um die optimalen Strategien der Diagnostik Assessment wie bestimmte theoretische Konstrukte zweckmassig und entscheidungsorientiert erfasst werden konnen oder wie Veranderungen angemessen zu beschreiben sind z B in der Bewahrungskontrolle Evaluation von psychologischen und padagogischen Interventionen bzw Forderprogrammen Literatur BearbeitenManfred Amelang Dieter Bartussek Gerhard Stemmler Dirk Hagemann Differentielle Psychologie und Personlichkeitsforschung 6 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 018640 X Jens B Asendorpf Psychologie der Personlichkeit 5 Auflage Springer Berlin 2007 ISBN 978 3 540 71684 6 David M Buss Hrsg The handbook of evolutionary psychology Wiley Hoboken NJ 2005 Charles S Carver Michael F Scheier Perspectives on personality 5th ed Allyn and Bacon Boston 2004 ISBN 0 205 37576 6 Jochen Fahrenberg Psychologische Interpretation Biographien Texte Tests Huber Bern 2002 ISBN 3 456 83897 2 Jochen Fahrenberg Annahmen uber den Menschen Menschenbilder aus psychologischer biologischer religioser und interkultureller Sicht Asanger Heidelberg ISBN 3 89334 416 0 Jochen Fahrenberg und Michael Myrtek Psychophysiologie in Labor Klinik und Alltag Lang Frankfurt a M 2005 ISBN 3 631 54229 1 Hermann Josef Fisseni Personlichkeitspsychologie auf der Suche nach einer Wissenschaft Ein Theorienuberblick 4 Auflage Hogrefe Gottingen 1998 ISBN 3 8017 0981 7 David C Funder Towards a resolution of the personality triad Persons situations and behaviors In Journal of Research in Personality 2006 Volume 40 21 34 Werner Herkner Lehrbuch Sozialpsychologie 5 Auflage Huber Bern 1996 ISBN 3 456 81989 7 Oliver P John Richard W Robins und 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Ploiesti 2001 ISBN 973 8030 59 5 Normdaten Sachbegriff GND 4173875 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Personlichkeitstheorie amp oldid 238725123