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Die Peregrinikapelle im Bezirksteil Rossau im 9 Wiener Gemeindebezirk Alsergrund ist eine Kapelle die sich an der Nordseite der Pfarrkirche Rossau befindet Grunentorgasse 16A Sie ist ein spatbarockes Zeugnis der Verehrung des heiligen Servitenbruders Peregrinus Laziosi Die Kapelle wurde 1765 66 von Melchior Hefele ausgebaut und enthalt wertvolle Fresken des aus Wien Rodaun 1 stammenden Malers Joseph Adam Ritter von Molk Die Peregrini KapelleStich der Peregrini Kapelle von Landerer Innenansicht der letzten Ausbaustufe von Melchior Hefele Die Bildunterschrift lautet Eigentliche Vorstellung des inneren der Kappellen nebst dem von Schwarzen Marmel errichten Altar zu Ehren des Wunderthatige Heiligen Peregrini Latiosi aus dem Orden der Diener unser Lieben Frauen in obbelobten Ordens Kirche bey Maria Verkundigung der Vorstadt Rossau zu Wien Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baugeschichte und Anlage 3 Fresken 4 Verehrung des heiligen Peregrin in Wien 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Peregrinikapelle erstreckt sich in ihrer Langsachse uber 30 Meter parallel zur Servitenkirche an deren Nordseite von Osten nach Westen entlang der Grunentorgasse Ein Zugang liegt in der Westwand der Antoniuskapelle sogenannter Anna Altar 2 die den Ovalraum der Pfarrkirche Rossau in der Querachse erweitert Seit 1827 gibt es auch einen Zugang von der Strasse aus Eingang Grunentorgasse 3 Der Eingang in der Grunentorgasse ist seit 2014 rollstuhlgerecht ausgebaut Die zweijochige platzlgewolbte Vorhalle der Peregrinikapelle bis zum kunstvollen Gitter von Zorigubl bildete deren ursprunglichen ersten Bauzustand An den Vorraum schliesst ein ovaler Kuppelraum an der die erste Raumerweiterung 1728 29 darstellt Auf diesen folgt der jungste dritte Bauabschnitt namlich ein weiterer uberkuppelter Raum uber rechteckigem Grundriss mit abgeschragten Raumecken an den der eingezogene Altarraum mit Halbkreisapsis anschliesst 1765 66 Baugeschichte und Anlage BearbeitenSchon kurz nach der Heiligsprechungsfeier von Peregrin am 27 Dezember 1726 beschloss man die Errichtung einer eigenen Kapelle zur Verehrung dieses Heiligen als Anbau an die Servitenkirche Die Grundsteinlegung war am 11 September 1727 4 Die Verehrung dieses Heiligen wurde von den Serviten sehr gefordert wie auch die 1731 errichtete Peregrin Kapelle in Innsbruck oder die Pfarrkirche Maria Loretto zeigen Die zunachst nur kleine Kapelle wurde im Dezember 1727 fertiggestellt Diese heutige Vorhalle hat eine komposite Doppelpilastergliederung ein tief unter die Fenster herabgezogenes verkropftes Gesims und Doppelgurtbogen 5 Schon 1728 1729 erfolgte aufgrund neuerlicher Grundsteinlegung am 24 Juni 1728 6 die erste Vergrosserung der Kapelle Aufgrund einer grosszugigen Spende von Anna Maria von Roggenfels 5 000 Gulden wurde die Kapelle erweitert und ein kunstvolles Rokokogitter des Rossauer Schlossermeisters Johann Zorigubl bezeichnet mit der Jahreszahl 1729 angefertigt 1729 wurde eine Opfertafel und eine Lampe fur die Kapelle gestiftet 1735 erhielt die Kapelle vom romischen Ordensprotektor der Serviten als Geschenk eine Reliquie vom geheilten Bein des heiligen Peregrin samt Authentik Echtheitszertifikat 7 1747 wurde der Schrein des Heiligen in dem die Wachsfigur von der Heiligsprechungsfeier aufgestellt war mit einem kostbaren Silberrahmen in Rocailleornamentik von Joseph Krembser ausgestattet Spater wurde auf Anordnung des Erzbischofs die Wachsfigur durch eine Holzfigur ersetzt da sie mit Haaren und Stoffbekleidung wie lebensecht wirkte und Anlass zu unerwunschtem Aberglauben bieten konnte Die originale Wachsfigur wurde zunachst im Kapitelsaal dann im Kreuzgang des Klosters aber weiterhin aufbewahrt 1754 erhielt der Altar der Kapelle einen silbernen Tabernakel ein Werk des Silberschmieds Johann Lamprechter Der Zustrom der Glaubigen war so gross dass der Wiener Magistrat am 14 April 1765 die Bitte um neuerliche Vergrosserung der Kapelle in die Grunentorgasse bewilligte 8 In den Jahren 1765 1766 wurde somit die Kapelle durch Hinzufugung eines weiteren Raumjochs und einer Apsis vergrossert und erhielt die heutige Gestalt Diese beiden aufeinanderfolgenden Kuppelraume zeigen komposite Pilastergliederung mit Konsolgesims seitlich durchfensterte rundbogige seichte Arkadennischen 5 Der halbkreisformige Altar wurde mit sechs gekuppelten Saulen aus schwarzem teilweise vergoldetem Lilienfelder Marmor bekront von einer teils gerippten teils kassettierten Halbkuppel Kalotte mit Laternenaufsatz nach einem Entwurf des Architekten Melchior Hefele ausgestaltet 9 Es war dies das zweite Bauunterfangen Hefeles in Wien nach dem Hochaltar der Kirche Maria am Gestade 1764 66 10 Mogliches Vorbild fur die architektonische Losung in der Peregrinikapelle ist der erste Entwurf Fischer von Erlachs zur Kuppeldekoration der Wiener Karlskirche 11 Die Trennung der Altarnische zum davor liegenden Kapellenraum markiert ein auf Pfeilern ruhender Triumphbogen 12 Fresken BearbeitenDie Peregrinikapelle erhielt 1767 zwei bedeutende Kuppelfresken von Molk Das vordere Rundgemalde stellt die Verherrlichung des heiligen Peregrin dar Im Vordergrund rechts ist die wunderbare Heilung der Anna Maria von Roggenfels zu sehen die 1728 aus Dankbarkeit fur eine wunderbare Heilung 5000 Gulden fur die Kapellenerweiterung gestiftet hatte Das andere Deckengemalde zeigt die Bekehrung und Berufung des heiligen Peregrin durch Maria die Muttergottes Die Szenen sind von illusionistischer Scheinarchitektur umrahmt 1908 erfolgte eine Restaurierung der Peregrinikapelle eine weitere in den Jahren bis 2014 Verehrung des heiligen Peregrin in Wien BearbeitenDie Verehrung des heiligen Peregrin hatte an allen Niederlassungen des Servitenordens grosse Bedeutung Nach deren Satzungen sollte in jeder Ordenskirche ein Bild dieses Heiligen vorhanden sein Besonders verehrt wurde Peregrin aber in Wien Bereits 1730 erschien hier das erste Andachtsbuchlein von Pater Leopold Rockenfels uber den heiligen Peregrin unter dem Titel Ein glorreicher Wunderbaum in seiner Heiligkeit ist Peregrinus 1736 erschien die Schrift Peregrinatio novena oder neuntagige Zuflucht zum hl Peregrin Viele der am Festtag in der Rossauer Servitenkirche gehaltenen Predigten sind zwecks Verbreitung der Peregrin Verehrung in Druck erschienen so zum Beispiel die 1740 gehaltene Predigt Rajmundus a nativitate B M V Peregrinus heilig von Fuss auf 13 Kardinal Fursterzbischof Sigismund von Kollonitz fuhrte 1735 das Fest des heiligen Peregrin verbindlich fur die gesamte Erzdiozese Wien ein 1745 wurde an der Rossauer Servitenkirche eine Bruderschaft der Fiaker und Lohnkutscher zu Ehren des heiligen Peregrin gegrundet Auch am Wiener Hof wurde die Verehrung des heiligen Peregrin gepflegt Schon 1727 als der Peregrinibildstock in feierlicher Prozession zur Servitenkirche getragen worden war fanden sich im Zuge der achttagigen Feierlichkeiten zum Hochamt sowohl Kaiser Karl VI mit seiner Gemahlin als auch Erzherzogin Magdalena ein 14 Zum jahrlichen Fest des Heiligen kam dann der nahezu gesamte Hof in die Rossau 1779 verfugte Maria Theresia eine Andacht fur ihren am Fuss erkrankten Sohn Erzherzog Maximilian den spateren Kurfursten und Erzbischof von Koln 15 Im Jahr 1782 besuchte Papst Pius VI anlasslich seines Aufenthalts in Wien in Begleitung des Fursterzbischofs von Prag und des Bischofs von Erlau das Servitenkloster und hielt nach einer Anbetung vor dem Hochaltar der Servitenkirche eine langere Andacht in der Peregrinikapelle 16 An diese Begebenheit erinnert eine schwarze Marmortafel mit der Inschrift Pius VI besuchte im Jahre 1782 den 10 April diese Kapelle und betete vor dem Altare des heil Peregrinus Der Papst der in seinen letzten Lebensjahren an Arthrose litt setzte grosses Vertrauen auf die Fursprache des heiligen Peregrin Er liess sich seine Reliquie bringen und empfahl ihn als Patron der Fussleidenden und chronisch Kranken Unter Kaiser Joseph II wurde mit Hofdekret vom 20 Januar 1783 an der Servitenkirche eine der zwanzig neu geschaffenen Vorstadtpfarren errichtet die heutige Pfarre Rossau Das Servitenkloster entging dadurch der Aufhebung wie sie die Servitenkloster Maria Waldrast und Maria Weissenstein in Tirol Maria Verkundigung in der Prager Neustadt und in Maria Loretto im heutigen Burgenland traf Aufgehoben wurden unter Joseph II alle frommen Bruderschaften so auch die Peregrini Bruderschaft Obwohl von Joseph II auch Wallfahrten generell abgeschafft wurden fand die allgemeine Verehrung des heiligen Peregrin keinen Abbruch Zu den prominenten Verehrern des Heiligen zahlte in dieser Zeit Joseph Haydn Grosse Popularitat fand die Peregrin Verehrung in der Biedermeier Zeit 1827 wurde das Hundertjahrjubilaum der Heiligsprechung festlich gefeiert und aus ganz Wien aus Niederosterreich der Steiermark und aus Ungarn kamen Wallfahrer Alljahrlich wurde die Peregrini Novene vom 26 April bis zum 4 Mai mit einem Pontifikalamt vom Abt des Schottenstiftes gefeiert Es wurden Abendandachten mit einem Predigtzyklus gehalten und es erfolgte die offentliche Verehrung der Reliquie vom geheilten Bein Peregrins Verbunden waren die Festtage mit einem Kirtag bei welchem als besondere Attraktion die sogenannten Peregrini Kipferl verteilt wurden Kaiser Ferdinand liess sich an den Peregrini Festtagen dieses Geback ofenfrisch in die Hofburg bringen und nach seinem Thronverzicht 1848 wurden Kaiser Ferdinand die Peregrini Kipferl per Eilboten nach Prag auf den Hradschin geschickt Auch im Hause von Sigmund Freud schatzte man die Peregrini Kipferln 17 Besondere Verehrung zum heiligen Peregrin erwies die Tanzerin Fanny Elssler die aus Dankbarkeit fur die Heilung eines gebrochenen Beines einen silbernen Lorbeerkranz stiftete Ab 1914 wurde der Kult des Heiligen durch die alljahrliche Veranstaltung einer Volksprozession durch Lichtental und die Rossau neu belebt an welcher der Wiener Burgermeister Weiskirchner teilnahm und Kardinal Erzbischof Gustav Piffl den Pontifikalsegen erteilte Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der gesamte Mai als Peregrini Monat gefeiert Herzstuck war die Peregrini Novene die vom 26 April bis zum Fest am 4 Mai begangen wurde 18 Der Peregrini Jahrmarkt bestand noch bis in das 21 Jahrhundert Jahrlich vergibt die Osterreichische Gesellschaft fur Phlebologie und dermatologische Angiologie den Peregrini Forderungspreis fur Publikationen aus dem Gebiet der Phlebologie 19 Einzelnachweise Bearbeiten http austria forum org af Wissenssammlungen Biographien Molk Joseph Adam Abgerufen am 11 Mai 2014 http www rossau at servitenkirche servitenkirchedetail html abgefragt am 4 Januar 2014 Johann Christian Stelzhammer Kirchliche Topographie des Erzherzogthums Oesterreich Der ersten Abtheilung zehnter Band 1836 Seite 267 Google Books abgefragt am 15 Dezember 2013 Karl Lechner Kirche und Kloster der Serviten in der Rossau 1970 Seite 30 a b Dehio Wien II bis IX und XX 1993 Seite 380 Candidus M Losch Denkbuchlein zur hundertjahrigen Jubelfeyer der Heiligsprechung des h Peregrinus 1827 Seite 21 Johann Christian Stelzhammer Kirchliche Topographie des Erzherzogthums Oesterreich Der ersten Abtheilung zehnter Band 1836 Seite 266 Google Books abgefragt am 15 Dezember 2013 Karl Lechner Kirche und Kloster der Serviten in der Rossau 1970 Seite 31 Dehio Wien II bis IX und XX 1993 Seite 381 Luigi A Ronzoni Ansicht der Peregrinikapelle nach 1767 in Michael Krapf Triumph der Phantasie hrsg von Osterreichische Galerie Belvedere 1998 Seite 283 Guby M Hefele Ein vergessener Wiener Architekt in Monatsblatt des Alterthums Vereines zu wien Bankd XII 1918 Nr 5 6 7 zitiert nach Luigi A Ronzoni Ansicht der Peregrinikapelle nach 1767 in Michael Krapf Triumph der Phantasie hrsg von Osterreichische Galerie Belvedere 1998 Seite 282 Luigi A Ronzoni Ansicht der Peregrinikapelle nach 1767 in Michael Krapf Triumph der Phantasie hrsg von Osterreichische Galerie Belvedere 1998 Seite 282 Karl Lechner Kirche und Kloster der Serviten in der Rossau Seite 31 Johann Christian Stelzhammer Kirchliche Topographie des Erzherzogthums Oesterreich Seite 265 August Leutmotzer Die Kirche Mariae Verkundigung Seite 51 Candidus M Losch Denkbuchlein zur hundertjahrigen Jubelfeyer der Heiligsprechung 1827 Seite 24 Eva Gesine Baur Freuds Wien eine Spurensuche Seite 157 abgefragt in Google Books am 4 Januar 2014 Augustin M Potscher Peregrin Laziosi Krebspatron und Fursprecher bei Gott 2001 Seite 12 http www phlebologie at peregrini preis html abgefragt am 26 Marz 2023 48 2206 16 3638 Koordinaten 48 13 14 2 N 16 21 49 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peregrinikapelle Rossau amp oldid 234307586