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Das Museum Wasseramt ist ein kulturgeschichtliches Museum im Bezirk Wasseramt des schweizerischen Kantons Solothurn Das von einer offentlich rechtlichen Stiftung gefuhrte Museum befindet sich in der Gemeinde Halten nahe der A1 Autobahnausfahrt von Kriegstetten Turm von Halten Mittelpunkt des Museums Wasseramt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Standort 1 2 Geschichte der Burg von Halten 1 3 Geschichte des Museums 2 Architektur 2 1 Das Mauerwerk des Burgturms als Geschichtsquelle 2 2 Holzgebaude 3 Sammlung 3 1 Themenbereiche 3 2 Beispiele aus der Sammlung 4 Ausstellungen 4 1 Die Burg 4 2 Technikgeschichte 4 3 Sonderausstellungen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenStandort Bearbeiten Die ursprunglich von einem Graben umgebene Burgstelle liegt auf einem Hugel uber der Schwemmebene der Emme Die Anhohe entstand in der letzten Eiszeit als Endmorane des Rhonegletschers Geschichte der Burg von Halten Bearbeiten Die Burg von Halten bildete im Mittelalter das Zentrum einer kleinen Adelsherrschaft im schweizerischen Territorium der Herzoge von Zahringen Nach dem Ende dieser Dynastie im Jahr 1218 lag die untere Emmeregion im Landgericht Murgeten der Landgrafschaft Burgund die im 13 Jahrhundert von den Grafen von Buchegg 1 und im 14 Jahrhundert von den Grafen von Neu Kyburg verwaltet wurde 2 Die mittelalterliche Turmburg entstand gemass der neuen Bauforschung um 1200 3 Aus der gleichen Zeit stammt die erste Schriftquelle die indirekt den Namen der Burg uberliefert eine Urkunde des Klosters St Urban aus dem Jahr 1201 im Staatsarchiv Luzern Darin ist Notker von Halten unter den Ministerialen des Herzogs Berchtold V von Zahringen aufgefuhrt 4 Die Ritter von Halten blieben bis um die Mitte des 14 Jahrhunderts im Besitz der Burg die in der illustrierten Berner Chronik von Benedikt Tschachtlan abgebildet ist und zwar beim Bericht uber den Gummenenkrieg im Jahr 1332 als die Truppen der Stadte Bern und Solothurn die kiburgische Burg Halten eroberten Ahnliche Zeichnungen dieser Festung enthalten nach Tschachtlans Vorlage auch die wenige Jahre spater entstandenen Bande der Amtlichen Berner Chronik und der Spiezer Chronik von Diebold Schilling Seit dem 14 Jahrhundert gehorte die Burg den Freiherren von Spiegelberg Gemass dem Testament des Imer von Spiegelberg kam die Herrschaft Kriegstetten im Jahr 1451 an die Stadt Solothurn die im Jahr 1466 auch den Turm selbst erwerben und damit den Kern der Vogtei Kriegstetten bilden konnte Bis zum Ende des 18 Jahrhunderts unterhielt die Stadt im Turm ein kleines Untersuchungsgefangnis Im 16 Jahrhundert errichtete sie nach dem gleichen Baukonzept den neuen Gefangnisturm von Buchegg im Bezirk Bucheggberg Wahrend der Helvetik verkaufte der Staat die Parzelle im Jahr 1801 an Kaspar Glutz 1758 1836 von Derendingen der sie bald danach an Jakob Schnider 1744 1815 von Halten abtrat Geschichte des Museums Bearbeiten Seit dem 16 Juni 1962 steht das als Geschichtsdenkmal von regionaler Bedeutung geschutzte 5 Burgareal unter der Obhut der Stiftung Museum Wasseramt Turm in Halten 6 Mit Unterstutzung der kantonalen Denkmalpflege und der Eidgenossischen Kommission fur Denkmalpflege stellte die Stiftung den Turm in Stand Die Eroffnungsfeier des Museums fand am 25 und 26 Juni 1966 statt Um 1970 liess die Denkmalpflege mehrere historische Speicher und ein altes Ofenhaus aus verschiedenen Gemeinden des Kantons Solothurn zum Burgturm uberfuhren So entstand ein kleines Freilichtmuseum das in den Gebauden seither in einem besonderen Erlebnisraum verschiedene Fachausstellungen prasentiert 7 nbsp Zustand des Burgturms um 1892 Zeichnung des Architekturhistorikers Johann Rudolf Rahn 8 nbsp Der Turm auf dem Burghugel von Johann Friedrich Wagner 1801 1850 um 1840 Zentralbibliothek Solothurn Grafiksammlung nbsp Turschloss am Burgturm 16 JahrhundertArchitektur BearbeitenDas Mauerwerk des Burgturms als Geschichtsquelle Bearbeiten Die Mauern des Turms von Halten stammen aus der Bauzeit im Hochmittelalter und von einem Umbau im 16 Jahrhundert Eine Untersuchung der Geologen Hugo Ledermann und Roland Bollin bestatigte dass der ursprungliche Burgturm vor allem aus Bruchstucken von Findlingen 9 des Rhonegletschers und grossen Bossenquadern aus Kalkstein von den Steinbruchen bei Solothurn besteht 10 Die Kalksteinquader gleichen den damals auch in den Befestigungsanlagen der Stadt Solothurn verbauten Werkstucken Die Bauweise mit Gletscherfindlingen ist hier besonders fruh nachgewiesen so wie zum Beispiel auch bei den Fundamenten der grossen Zahringer Festung in Burgdorf 11 Das vom Gletscher verfrachtete alpine Steinmaterial in den Mauern des Haltner Turms entspricht den bereits von Albert Heim festgestellten Walliser Leitgesteinen des Rhonegletschers 12 Zum Vergleich hat das Museum um 2000 Steinblocke die beim Bau der Autobahn A5 in den eiszeitlichen Seitenmoranen sudlich von Solothurn zum Vorschein kamen mit Hilfe des kantonalen Buros fur Nationalstrassen und der Kantonsgeologie Solothurn beim Burgturm in einem Findlingsgarten aufgestellt Nach einem Brand des Wohnturms im fruhen 16 Jahrhundert liess die Stadt Solothurn die Ruine im Jahr 1543 durch die Baumeister Peter zur Kilchen und Hans zur Kilchen reparieren und ausbauen Fur neue Mauerteile verwendeten sie Tuffsteinquader aus den Steingruben von Leuzigen 13 Holzgebaude Bearbeiten Die ubrigen Museumsgebaude reprasentieren die historische Holzbautradition der landlichen Architektur im bernischen und solothurnischen Mittelland 14 Die Baugruppe umfasst verschiedene seit dem Ancien Regime in der Region typische Konstruktionsarten Die Speicher sind aus Halblingen in Standerbauweise und aus Bohlenbrettern gebaut Verzeichnis der Nebengebaude des Museums Speicher Herkunft Bellach 17 18 Jahrhundert Speicher Herkunft Derendingen undatiert Speicher Herkunft Etziken 18 Jahrhundert Speicher Herkunft Gretzenbach Baudatum 1792 Speicher Herkunft Subingen Baudatum 1679 Ofenhaus Herkunft Luterkofen undatiert nbsp Zwei Speicher und ein Ofenhaus nbsp Speicher von Derendingen nbsp Speicher von SubingenSammlung BearbeitenThemenbereiche Bearbeiten Das Museum Wasseramt besitzt volkskundliche technische agrargeschichtliche und gewerbegeschichtliche Gegenstande die zum grossen Teil aus dem Bezirk Wasseramt stammen Mobiliar und Arbeitsgerat aus verschiedenen Lebensbereichen und das Werkzeug und Hilfsmittel von Fachhandwerkern sind als didaktische Objekte in den Ausstellungen des Museums zu sehen Bemerkenswert ist zum Beispiel das Sortiment von Objekten aus Keramik mit Hafnerartikeln aus drei Jahrhunderten und Bodenfunden von einer Ausgrabung auf der Burgstelle Einige Topferwaren stammen von bekannten Produktionsorten in der Schweiz Aedermannsdorf Langnau Heimberg von andern ist die Herkunft bisher nicht bestimmt Der Bestand anonymen einfachen Haushaltsgeschirrs aus dem 18 und 19 Jahrhundert hat gemass einer Untersuchung der Stiftung Ceramica Seltenheitswert 15 Von den andern Bereichen der Keramikgeschichte ist die Ofenkeramik gut vertreten Archaologische Funde der Burg von Halten zeigen dass im Turm seit dem 13 Jahrhundert Kachelofen standen Aus dem fruhen 19 Jahrhundert besitzt das Museum einen reich bemalten Stubenofen den der Hafner Johann Jakob Grutter 1787 1864 aus Seeberg im Kanton Bern fur ein Haus in Oekingen dem Nachbarort von Halten herstellte sowie Fayencekacheln des Hafners Johann Jakob Andres 1770 1839 mit Malereien des damals in der ganzen Deutschschweiz tatigen Keramikmalers Johann Heinrich Egli 1776 1852 16 Mittlerweile sind einzelne Keramikobjekte des Museums auch online in der Bilddatenbank CERAMICA CH recherchierbar Beispiele aus der Sammlung Bearbeiten nbsp Ofenkachel von Johann Jakob Grutter mit Malerei von Johann Heinrich Egli datiert 1829 nbsp Ofenkachel von Johann Jakob Andres mit Malerei von Johann Heinrich Egli nbsp Bienenkorbe nbsp Zuckerdose aus HeimbergAusstellungen BearbeitenDie Burg Bearbeiten Im ehemaligen Burgturm ist die Geschichte des Monuments dargestellt Nach den Befunden der jungeren Bauforschung und mit Objekten der Kantonsarchaologie Solothurn und des Museums Altes Zeughaus in Solothurn wird die mittelalterliche Lebensweise auf einer kleinen Burg angedeutet Die Ausstellung informiert uber Personen aus der Ritterfamilie von Halten die in der kyburgischen Landesverwaltung zum Beispiel gelegentlich die Funktion des Schultheissen der Stadt Thun und in der Nachbarschaft jene der Vorsteherin des Klosters Fraubrunnen innehatten und uber die Entstehung des solothurnischen Bezirks Kriegstetten aus der Herrschaft Halten Technikgeschichte Bearbeiten Zur Hauptsache bearbeitet das Museum Wasseramt Bereiche der Technik und der Handwerksgeschichte Damit illustriert es Aspekte der alteren Wirtschaftsgeschichte der Region Solothurn unter anderem auch die Geschichte der Masssysteme 17 und die Arbeit mit verschiedenen Werkstoffen in den traditionellen Produktionsverfahren Dass in Architektur und Alltagskultur der Werkstoff Holz allgegenwartig war zeigt gerade auch das Architekturmodell des mittelalterlichen Burgturms von Halten In der Sammlung des Museums sind kunstfertig aus Holz geschaffene Baufragmente von Bauernhausern und zahlreiche Gegenstande und Werkzeuge der Holzbearbeitung vorhanden Gerate Maschinen und anderes Material dokumentieren im Freilichtmuseum besonders anschaulich die Agrargeschichte die im Kanton Solothurn sonst fast nur noch durch die Objektsammlung der kantonalen Landwirtschaftsschule Wallierhof fassbar ist 18 Sonderausstellungen Bearbeiten Das Museum Wasseramt realisiert regelmassig Spezialausstellungen Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in Niedergosgen Museum Blumenstein Solothurn Freilichtmuseum Ballenberg Schloss Buchegg Schlossmuseum BurgdorfLiteratur BearbeitenLouis Jaggi Solothurnisches Wasseramt 1966 Peter Kaiser Die Menschen die Gemeinde die Muhle von Halten Geschichte einer Ortschaft im Wasseramt Halten 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Museum Wasseramt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Keramik des Museums auf CERAMICA CH Website des Museums Wasseramt bei der Einwohnergemeinde Halten Zum Museum Wasseramt auf der Website des Museumsverbunds Kanton Solothurn Grafiksammlung der Zentralbibliothek Solothurn Einzelnachweise Bearbeiten Peter Latt Buchegg und die Buchegger Beitrag zur Geschichte des Hauses Buchegg vom 12 bis 14 Jahrhundert Buchegg 1984 Anne Marie Dubler Die Region Oberaargau Entstehung Begriff und Umfang im Wandel der Zeit In Jahrbuch des Oberaargaus 44 2001 S 74 114 Archaologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 5 2000 S 72 77 Ambros Kocher Solothurner Urkundenbuch Band I Solothurn 1952 S 141 Nr 249 Regierungsratsbeschlusse vom 22 Oktober 1935 und vom 6 Juli 1948 Siehe dazu Jahrbuch fur Solothurnische Geschichte 21 1948 S 110 Bundesratsbeschluss vom 23 August 1965 Zuerst unter der Firmenbezeichnung Stiftung Heimatmuseum Wasseramt Turm in Halten Ingrid Edeler Zur Typologie des Kulturhistorischen Museums Freilichtmuseen und kulturhistorische Raume Europaische Hochschulschriften Reihe 28 Band 79 Frankfurt am Main Bern New York Paris 1988 Johann Rudolf Rahn Die mittelalterlichen Kunstdenkmaler des Cantons Solothurn Zurich 1893 S 93 In Norddeutschland nennt man die von den skandinavischen Gletschern transportierten oft fur architektonische Zwecke verwendeten Blocke Feldsteine Peter Kaiser Der mittelalterliche Burgturm von Halten Ein Archiv fur die Eiszeitforschung im solothurnischen Wasseramt Geschichte und Naturkunde eines Baudenkmals in Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Solothurn 41 2011 S 159 170 Daniel Reicke von starken und grossen fluejen Eine Untersuchung zu Megalith und Buckelquader Mauerwerk an Burgturmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein Schweizer Beitrage zur Kulturgeschichte und Archaologie des Mittelalters 22 Olten 1995 S 82 Vgl Walter Moser Findlinge im Kanton Solothurn Zeugen zweier Eiszeiten In Jahrbuch fur Solothurnische Geschichte 67 1994 S 137 151 Benno Schubiger Der Kalktuffstein im solothurnischen Bauwesen Ein Baumaterial im Spiegel der Quellen In Jurablatter Monatsschrift fur Heimat und Volkskunde 57 1995 S 145 155 Edwin Huwyler Hausforschung an Freilichtmuseen Die Schweizerische Hausforschung und das Freilichtmuseum Ballenberg In Albrecht Bedal Hg Freilichtmuseum und Hausforschung Welches Gewicht haben die Freilichtmuseen fur die Haus und Bauforschung Stuttgart 2012 S 100 111 Roland Blaettler Ceramica CH Nationales Inventar der Keramik in den offentlichen Sammlungen der Schweiz Band 2 Solothurn Basel 2014 S 40 41 Andreas Heege Ein Kachelofen von Johann Jakob Grutter Hafner aus Seeberg und Johann Heinrich Egli Ofenmaler aus Aarau In Burgdorfer Jahrbuch 2014 S 21 40 Anne Marie Dubler Masse und Gewichte In Historisches Lexikon der Schweiz Hans Sigrist Munzen Masse und Gewichte im alten Solothurn In Jahrbuch fur Solothurnische Geschichte 63 1990 S 88 115 100 Jahre Landwirtschaftlicher Kantonalverein Solothurn 1845 1945 Solothurn 1945 Peter Latt Einblicke in den bauerlichen Alltag In Landwirtschaft fur alle 1994 S 65 90 47 168166666667 7 6039166666667 Koordinaten 47 10 5 4 N 7 36 14 1 O CH1903 612532 224147 Normdaten Korperschaft GND 1085700771 lobid OGND AKS VIAF 1732145857037822921196 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Museum Wasseramt amp oldid 229975286