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Johann Rudolf Rahn 24 April 1841 in Zurich 28 April 1912 ebenda war ein Schweizer Kunsthistoriker Er gilt als einer der Begrunder der Denkmalpflege und Kunstforschung und geschichte in der Schweiz und wird oft als Vater der schweizerischen Kunstgeschichte bezeichnet Johann Rudolf Rahn als SiebzigjahrigerInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Studium 1 3 Berufliche Tatigkeit und Heirat 2 Familie 3 Werke und Bedeutung 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Galerie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend Bearbeiten nbsp Die Postgasse in Winterthur Zeichnung des Dreizehnjahrigen entstanden 1854 bei einem Besuch der GrossmutterJohann Rudolf Rahn wurde an der Stussihofstatt 14 in der Altstadt von Zurich geboren Seine Eltern waren der Apotheker Johann Heinrich Rahn und seine Gattin Maria geborene Ziegler aus Winterthur Die Mutter erholte sich nicht mehr von der Geburt und verstarb kurz nach Rahns zweitem Geburtstag am 2 Juli 1843 Der Knabe wurde zu seiner Grossmutter Dorothea Ziegler Rahn nach Winterthur gebracht wo er im Haus Zum Thiergarten an der Marktgasse 14 einige unbeschwerte Monate verbrachte Nach 1844 verbrachte er seine Kindheit bei der Familie einer Tante mutterlicherseits Margaretha und ihrem Mann Johannes Steiger am Obstmarkt in Herisau Nach der Elementarschule besuchte Rahn das Privatinstitut Walser In dieser Zeit begann Rahn mit Zeichnen auf Schiefertafeln und seltener auf Papier hielt er Beobachtungen aus seiner Umgebung fest Mit 14 Jahren kehrte er 1855 nach Zurich zuruck nicht zuletzt wegen mangelhaften schulischen Leistungen In Zurich kam er unter die Obhut des Padagogen und Pfarrers Heinrich Cramer Cramer lebte am Rennweg unter dem gleichen Dach wie der Altertumsforscher Ferdinand Keller Da er von der Industrieschule nicht aufgenommen wurde erhielt er Nachhilfestunden 1856 wurde er aufgenommen und trat in die Schule ein Rahn fuhlte sich jedoch als Schuler fehl am Platz Er verbrachte fast mehr Zeit mit Ferdinand Keller und fertigte unter seiner Aufsicht Zeichnungen fur die von ihm gegrundete Antiquarische Gesellschaft an 1858 verliess Rahn die Schule nbsp Rahn als angehender Kaufmann 1858Studium Bearbeiten Auf Anraten seines Vormunds Eduard Meyer begann Rahn am 3 Mai 1858 eine Ausbildung zum Kaufmann im Seidengeschaft Zuppinger an der Stadelhoferstrasse Zusatzlich lernte er mit grossem Eifer Latein Meyer war es dann auch der Rahns Begabung fur das Zeichnen entdeckte Am 4 Januar 1860 entschied das Schirmvogteiamt auf Meyers Antrag Rahn fur ein Studium vorzuschlagen Nach zwei Aufenthalten in Yverdon begann Rahn im Wintersemester 1860 61 das Studium der Kunstgeschichte am Polytechnikum und an der Universitat Zurich Gleichzeitig bereitete er sich auf die Maturitatsprufung vor die er 1862 bestand Lehrer von Rahn waren neben anderen Wilhelm Lubke Gottfried Semper und Georg Lasius 1835 1928 Neben Modellierstunden besuchte Rahn auch Kurse in Literatur zur Schweizergeschichte bei Hermann Kochly Daneben arbeitete und zeichnete Rahn nach wie vor intensiv im Buro der Antiquarischen Gesellschaft im Helmhaus Er wohnte in Untermiete beim deutschen Mathematikprofessor Karl Heinrich Graffe in einem alten Haus direkt uber dem Froschengraben 1862 trat Rahn der Studentenverbindung der Zofingia bei Hier lernte er Gerold Meyer von Knonau kennen der ihm ein lebenslanger Freund werden sollte Spater stellte sich heraus dass Rahns Urgrossvater und Meyers Grossvater Bruder gewesen waren 1863 absolvierte Rahn zusammen mit Meyer von Knonau einen Studienaufenthalt in Bonn wo er Vorlesungen des Kunsthistorikers Anton Springer besuchte 1864 65 folgte ein Aufenthalt an der Universitat Berlin wo er sich mit Julius Friedlander anfreundete Vorlesungen besuchte er weniger stattdessen arbeitete er an Untersuchungen uber den Bau von Kuppeln besuchte Museen und vertiefte seine Studien uber mittelalterliche Baukunst Berufliche Tatigkeit und Heirat Bearbeiten Im Herbst 1866 reiste Rahn nach Dresden wo er seine Dissertation beendete Fur die Doktorprufung kehrte er nach Zurich zuruck und wurde am 3 Oktober 1866 zum Doktor der philosophischen Fakultat I ernannt Anschliessend unternahm er eine Reise nach Rom und Ravenna Ein Besuch in Ravenna mit Zeichnungen und Beschreibungen war Rahns erste grossere Arbeit die er nach seiner Dissertation veroffentlichte sie wurde 1868 im ersten Band von Jahrbucher der Kunstwissenschaft veroffentlicht und von der Fachwelt freundlich aufgenommen nbsp Caroline Rahn nbsp Landhaus Waid 1860 Zeichnung von Caroline RahnAm 7 September 1867 verlobte sich Rahn auf dem Landhaus Zur unteren Waid mit der um vier Jahre jungeren Caroline Meyer von Knonau die er 1855 als Vierzehnjahriger kennengelernt hatte Caroline Meyer war die Tochter des Stadtschreibers von Zurich Johann Conrad Meyer von Knonau und eine Cousine seines Freundes Gerold Die Hochzeit fand am 15 September 1868 in der Kirche von Thalwil statt Die Hochzeitsreise fuhrte nach Venedig Caroline unterstutzte und forderte das Schaffen ihres Mannes und entwickelte sich unter seiner Anleitung zu einer begabten Zeichnerin Das Paar wohnte an der Tannenstrasse 17 im Universitatsviertel in Zurich in einer fruheren Wohnung von Conrad Ferdinand Meyer was zu einer lebenslangen Freundschaft zwischen den beiden kunstinteressierten Mannern fuhrte Im Herbst 1870 ubersiedelte das Paar mit der kleinen Tochter Caroline in den Talhof im gleichen Jahr wurde er als ausserordentlicher Professor fur Kunstgeschichte an die Universitat Zurich berufen ordentlicher Professor wurde er 1878 1873 wurde die zweite Tochter Marie geboren Rahn hielt wochentlich vier Vorlesungen zum Honorar von dreissig Franken und widmete sich seiner publizistischen Tatigkeit nbsp Rahn 1877 Gemalde von Ernst Stuckelberg1876 bezog er mit seiner Familie sein eigenes Haus am Talacker 23 das im Stil eines romischen Palasts nach seinen eigenen Entwurfen gebaut worden war Den Sommer verbrachte das Paar jeweils im Landgut Zur unteren Waid wohin Rahn auch seine Studenten nach dem Semesterausflug zu laden pflegte Ebenfalls 1876 erschien Rahns Hauptwerk die 868 Seiten umfassende Geschichte der bildenden Kunste in der Schweiz von den altesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters Das Werk ruckte Rahn in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Interesses Er wurde zu Vortragen ins In und Ausland eingeladen und bekannte Personlichkeiten wie Conrad Ferdinand Meyer der deutsche Kunsthistoriker Alfred Woltmann und der Maler Ernst Stuckelberg verkehrten bei ihm Nach 1882 war Rahn auch Professor fur Kunstgeschichte am Polytechnikum Zurich Zusammen mit Heinrich Angst und Zeller Werdmuller verfolgte Rahn das Projekt der Grundung eines Landesmuseums in Zurich 1 nbsp Gedenkmedaille von 1911Nach dem Tod seiner Frau wohnten seine jungere Tochter Marie und ihre Familie bei Rahn die Enkelin duldete er sogar in seinem Studierzimmer wenn er Besuche empfing In den letzten zehn Jahren seines Lebens veroffentlichte Rahn bedeutende Arbeiten wie zum Beispiel uber das Dominikanerinnenkloster Toss und das Schloss Tarasp schrieb zahlreiche Zeitungsartikel und Fundberichte Zu seinem 70 Geburtstag erschien der Band Skizzen und Studien von J R Rahn herausgegeben von seinen Freunden und Schulern Zusatzlich wurde ihm eine Gedenkmedaille uberreicht die nach einer Zeichnung von Robert Durrer durch den Luzerner Medailleur Jean Kaufmann angefertigt wurde 1912 legte Rahn alle Lehramter nieder um sich fortan nur noch schriftlichen Arbeiten zu widmen Im Fruhjahr musste er sich einer Staroperation unterziehen Am 28 April 1912 erlag Johann Rudolf Rahn einem Krebsleiden Familie BearbeitenCaroline Rahn half ihrem Mann bei den zahlreichen Korrespondenzen begleitete ihn oft zu Gutachten und Bestandsaufnahmen und war eine aufmerksame Gastgeberin fur die zahlreichen Besucher die Rahn empfing Zudem kolorierte sie oft seine Zeichnungen Wahrend eines Kuraufenthalts in Baden Baden erlitt sie einen Schlaganfall und war fortan auf Pflege angewiesen 1909 verstarb sie in Zurich Die Tochter Caroline Rahn 1869 1931 war zuerst mit dem Juristen Heinrich Zeller und in zweiter Ehe mit Andreas Walder aus Hombrechtikon verheiratet Marie Rahn 1873 1933 heiratete einen Luzerner Juristen dieser war Sohn eines von Rahns Freunden des Luzerner Kunstsammlers Jost Meyer am Rhyn 1834 1898 Caroline hatte zwei Tochter Erika und Kitty Keller Marie eine Tochter Gabrielle Meyer Werke und Bedeutung BearbeitenRahn Werk Geschichte der bildenden Kunste in der Schweiz von den altesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters von 1876 war das erste Standardwerk uber die fruhe schweizerische Kunstgeschichte Der zu seinem 70 Geburtstag erschienene Band Skizzen und Studien von J R Rahn ist ein Querschnitt durch sein Schaffen beginnend mit Zeichnungen aus seiner Jugendzeit in Herisau uber Arbeiten im Raum Zurich bis zu seinen zahlreichen Reisen im In und Ausland Weitere Hauptwerke Rahns sind die Kunst und Wanderstudien aus der Schweiz und Skizzen und Studien von 1911 In drei Dutzend sogenannten Bojoccbuchern hielt Rahn neben Abrechnungen von Gasthausers Massangaben und Zustand von Gebauden skizzenartig zahlreiche Gebaude und architektonische Details fest Durchzogen sind diese Notizbucher von manchmal nur daumengrossen Karikaturen Rahn war ein gefragter wissenschaftlicher Experte fur die Restaurierung diverser Bauten Er wirkte mit bei der Restaurierung des Grossmunsters in Zurich des Klosters Wettingen und von Schloss Chillon Daneben legte er eine kantonale Statistik der schweizerischen Kulturdenkmaler an 1880 gehorte er zu den Mitbegrundern der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte der er sich als Vizeprasident zur Verfugung stellte Auch bei der Grundung des Schweizerischen Landesmuseums in Zurich 1890 war Rahn massgeblich beteiligt Richard Kissling schuf 1909 fur die Waffenhalle des Schweizerischen Landesmuseum Portrat Karikaturen von Heinrich Angst Hans Konrad Pestalozzi Zeller Werdmuller und Rahn 2 Zu Rahns bedeutendsten Schulern zahlen die Kunsthistoriker Carl Brun Josef Zemp Fritz von Harck und Samuel Guyer sowie Ernst Alfred Stuckelberg der Sohn seines Freundes Ernst Stuckelberg Samtliche Vorlesungen und die Namen seiner Schuler aus achtzig Semestern hielt Rahn in einem Heft fest Seine erste Vorlesung hielt er vor drei Zuhorern davon waren zwei seine Bekannte Der Nachlass von Johann Rudolf Rahn wird in der Graphischen Sammlung der Zentralbibliothek Zurich aufbewahrt Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenUber den Ursprung und die Entwicklung des christlichen Central und Kuppelbaus Seemann Leipzig 1866 archive org Ein Besuch in Ravenna In Jahrbucher der Kunstwissenschaft A von Zahn Hrsg Band 1 Leipzig 1868 S 163 182 online und S 273 321 online Das Erbe der Antike Vortrag gehalten im Rathhaussaale zu Zurich am 3 Mai 1871 Benno Schwabe Basel 1872 doi 10 3931 e rara 17521 Die biblischen Deckengemalde in der Kirche von Zillis im Kanton Graubundten In Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zurich Band 17 Heft 6 Hohr Zurich 1872 S 103 121 archive org Geschichte der bildenden Kunste in der Schweiz von den altesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters Hans Staub Zurich 1876 Digitalisat UB Heidelberg Das Psalterium aureum von Sanct Gallen Ein Beitrag zur Geschichte der karolingischen Miniaturmalerei Zollikofer sche Buchdruckerei St Gallen 1878 archive org Zur Geschichte der Renaissance Architektur in der Schweiz das Nachleben der Gothik Spemann Stuttgart 1881 doi 10 3931 e rara 7439 Kunst und Wanderstudien aus der Schweiz Georg Paul Faesy Wien 1883 archive org Geschichte des Schlosses Chillon Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zurich Band 22 Heft 3 Orell Fussli Zurich 1887 urn nbn de bvb 12 bsb11129351 8 Die Schweizerischen Glasgemalde in der Vincent schen Sammlung in Constanz In Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zurich Band 22 Heft 6 Hiersemann Leipzig 1890 archive org mit Ernst Haffter Die mittelalterlichen Architektur und Kunstdenkmaler des Cantons Thurgau Huber Frauenfeld 1899 Digitalisat BSB Munchen Galerie Bearbeiten nbsp Kloster Mariazell Wurmsbach nbsp Das Kloster Oetenbach in Zurich Bleistiftzeichnung von Johann Rudolf Rahn 1868 nbsp Rekonstruktionszeichnung des Grossmunsters in Zurich Mitte des 15 Jahrhunderts vor dem Umbau zur Zeit von Hans Waldmann nbsp Bacharach 1863Literatur BearbeitenUrsula Isler Hungerbuhler Johann Rudolf Rahn Begrunder der schweizerischen Kunstgeschichte Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zurich Band 39 Schulthess Verlag Zurich 1956 Hans Rudolf Meier Rahn Johann Rudolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 112 f Digitalisat Matthias Oberli Johann Rudolf Rahn In Historisches Lexikon der Schweiz 16 Dezember 2011 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Rudolf Rahn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zeichnungen der Graphischen Sammlung der Zentralbibliothek Zurich Ausstellung Rahn 1841 1912 in der Zentralbibliothek Zurich vom 27 Oktober 2011 bis 25 Februar 2012 Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Johann Rudolf Rahn an der Universitat Zurich Sommersemester 1869 bis Sommersemester 1900 Johann Rudolf Rahn In Sikart abgerufen 8 Januar 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Schweizerisches Landesmuseum in Zurich Portrat Karikaturen von Richard KisslingNormdaten Person GND 118833561 lobid OGND AKS LCCN n87908691 VIAF 5728065 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rahn Johann RudolfKURZBESCHREIBUNG Schweizer KunsthistorikerGEBURTSDATUM 24 April 1841GEBURTSORT ZurichSTERBEDATUM 28 April 1912STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Rudolf Rahn amp oldid 231119730