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Maul und Klauenseuche VirusSystematikKlassifikation VirenRealm Riboviria 2 1 Reich Orthornavirae 1 Phylum Pisuviricota 1 Klasse Pisoniviricetes 1 Ordnung PicornaviralesFamilie PicornaviridaeGattung AphthovirusArt Foot and mouth disease virusTaxonomische MerkmaleGenom ssRNA linearBaltimore Gruppe 4Symmetrie ikosaedrischHulle keineWissenschaftlicher NameFoot and mouth disease virusKurzbezeichnungFMDVLinksNCBI Taxonomy 12110ICTV Taxon History 201851961Das Maul und Klauenseuche Virus englisch Foot and mouth disease virus abgekurzt FMDV im Deutschen auch MKSV ist eine hoch kontagiose Virusspezies aus der Familie der Picornaviridae bildet zusammen mit dem Equinen Rhinitis B Virus die Gattung Aphthovirus und zeigt eine hohe Mutationsrate Das FMDV ist der Erreger der Maul und Klauenseuche bei Paarhufern insbesondere beim Hausrind Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 1 1 Morphologie 1 2 Genom 2 Biologische Eigenschaften 2 1 Wirtsspektrum 2 2 Stabilitat 3 Subtypen und Verbreitung 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksEigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Die Virusteilchen Virionen des FMDV sind im Durchmesser 23 bis 27 nm gross und besitzen eine fur Picornaviren ungewohnlich glatte Oberflache Das mit 3 3 nm sehr dunnwandige Kapsid ist aus Kapsomeren bestehend aus den vier Kapsidproteinen aufgebaut von denen die Kapsidproteine 1A 1B und 1D die Oberflache bilden und aussen liegen hingegen das Protein 1C das Innere des Kapsids auskleidet Die Kapsidproteine des FMDV gehoren mit einer Grosse von 208 bis 220 Aminosauren zu den kleinsten der Picornaviren An den Ecken des Kapsids an denen eine funfstrahlige Symmetrie vorliegt Pentamer ist auch das 1C von aussen zuganglich Das Kapsidprotein 1D besitzt eine nach aussen gerichtete Domane von 17 bis 23 Aminosauren Lange die sogenannte G H Schleife mit der das Virus seine Zielzelle erkennt und uber Membranrezeptoren der Integrin Familie die Zelle infiziert Die G H Schleife tragt an ihrem Ende das konservierte Integrin Erkennungsmotiv RGD und bindet insbesondere an aVb6 Integrin 3 Fur die serologischen Eigenschaften des FMDV ist uberwiegend das Kapsidprotein 1A verantwortlich an das auch neutralisierende Antikorper binden Zwei Determinanten befinden sich in der G H Schleife des 1D Bei einigen Isolaten findet man sehr viel leere d h RNA freie und damit nicht infektiose Kapside 75 S Komponente die jedoch die gleichen serologischen Eigenschaften wie die kompletten Virionen 140 S Komponente besitzen Vermutlich spielen sie bei der Ablenkung des Immunsystems eine gewisse Rolle Genom Bearbeiten Das Genom des FMDV ist etwa 8450 nt gross und codiert fur ein Polyprotein von 2332 Aminosauren Lange Die virale ssRNA kann direkt als mRNA abgelesen werden und ist ohne weitere Zwischenschritte zur Vermehrung fahig Vor dem Startcodon des einzigen offenen Leserahmens ORF befindet sich eine nichtcodierende Region 5 NCR die mit ca 1200 bis 1500 nt fast doppelt so lang ist wie bei anderen Picornaviren Die Grosse erklart sich u a aus einem je nach Isolat 100 400 nt langen Poly Cytosin Trakt poly C im vorderen Drittel der 5 NCR die mehrere Pseudoknoten als Sekundarstruktur ausbildet An die 5 NCR sind drei verschiedene genomische Virusproteine VPg kovalent gebunden Der Leserahmen des FMDV beginnt wie bei allen Spezies der Gattungen Aphthovirus und Cardiovirus nicht mit den Kapsidproteinen sondern mit einem sogenannten Leader Protein L Protein das eine Protease Funktion besitzt Die Translation des ORF beginnt beim FMDV an zwei alternativen Startcodons wodurch zwei unterschiedlich lange L Proteine gebildet werden Lab und Lb Initiiert wird die Translation wie bei allen Picornaviren durch eine IRES Das Lb Protein ist nun in der Lage durch Spaltung eine zellulare Protease zu aktivieren die den Abbau eines zellularen Proteins p220 einleitet das wiederum Teil des zellularen Translationsinitiationskomplexes eIF 4F ist 4 Dadurch wird die von den zellularen mRNAs genutzte Translation mittels einer 5 Cap Struktur verhindert und die gesamte zellulare Proteinsynthese blockiert lediglich das Virus das aufgrund seiner IRES den Faktor eIF 4F nicht benotigt kann nun seine Proteine synthetisieren Man spricht hier auch von einem sogenannten virus host shutoff Abschalten der Wirtszelle durch das Virus Neben dem Lb Protein ist auch die C3 Protease des FMDV in der Lage zellulare Initiationsfaktoren zu inaktivieren 5 Biologische Eigenschaften BearbeitenWirtsspektrum Bearbeiten Eine naturliche Infektion mit dem FMDV ist bei zahlreichen Paarhufern und anderen Saugetieren beschrieben 6 7 so vorwiegend bei Horntragern Bovidae mit den wichtigen Vertretern Buffel Bisons Antilopen Gazellen Rinder Schafe und Ziegen aber auch bei Hirschen Cervidae Nabelschweinen Tayassuidae Schweinen Suidae Igeln Erinaceidae Kamelen Camelidae Giraffenartigen Giraffidae Langschwanzmausen Muridae Elefanten Elephantidae Baren Ursidae und Tapiren Tapiridae Anhand von genetischen Untersuchungen des aus Wildtieren isolierten FMDV kann seine Verbreitung durch grosse Tierwanderungen vor allem in Afrika gezeigt werden Das FMDV lasst auch Ruckschlusse auf die Wanderungsrouten der Herden zu 8 Unter experimentellen Bedingungen ist das FMDV auch auf Hunde Katzen Kaninchen und Ratten ubertragbar In der Forschung ist die kunstliche Infektion von Meerschweinchen und neugeborenen Mausen von Bedeutung Das Virus kann sehr gut in Zelllinien aus Hamsternieren BHK 21 baby hamster kidney cells gezuchtet werden auch zur Herstellung des Impfstoffes gegen FMDV Typen wird diese Zelllinie verwendet Stabilitat Bearbeiten nbsp Aufgeplatzte Schleimhautblaschen beim Hausrind Sie geben das hochkontagiose FMDV in grossen Mengen an die Umgebung abAufgrund der Kapsidbildung uber nur wenige polare Aminosauregruppen ist das FMDV sehr empfindlich gegenuber Sauren und wird bereits bei pH Werten unter 6 8 inaktiviert Die bei der normalen Fleischreifung pH lt 6 0 und bei Milchprodukten aus saurer Milch auftretende Sauerung inaktiviert das Virus ebenso vollstandig wie die normale Magensaure Daher ist eine Ubertragung des Virus uber den Magen Darm Trakt ausgeschlossen Eine Verschleppung des Virus in Produkten die keiner Sauerung unterliegen Knochenmark Fett Speck Blut und Gefrierfleisch ist jedoch moglich Das Virus wird durch tiefe Temperaturen und hohe Kochsalzkonzentration nicht inaktiviert In trockenem Milieu ist das FMDV uber langere Zeit sehr stabil Besonders angetrockneter Speichel ermoglicht die Verbreitung durch den Wind uber Entfernungen von mehr als 10 km wenn trockene klimatische Bedingungen gegeben sind Subtypen und Verbreitung BearbeitenDas FMDV ist ausser in Neuseeland Australien und Nordamerika weltweit verbreitet In weiten Teilen Asiens und Sudamerikas sowie den meisten afrikanischen Landern ist das Virus endemisch In Europa kommt es aufgrund seuchenrechtlichen Eingreifens und prophylaktischer Impfungen nur noch bei sporadischen Ausbruchen vor Das FMDV besitzt eine hohe antigenetische Variabilitat und es wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Serotypen Varianten und Stamme isoliert Diese unterscheiden sich in ihren serologischen und immunologischen Eigenschaften Die ersten beiden Typen und damit die sogenannte Pluralitat des Virus wurden von Vallee und Carre 1922 charakterisiert 9 10 und nach dem Ort des Isolates als O Departement Oise und A Ardennen bezeichnet In Deutschland wurde 1926 ein dritter Typ C entdeckt 11 und 1952 konnten drei weitere Typen in Afrika Southern African Territories SAT isoliert werden 12 Der bislang letzte beschriebene Typ wurde 1954 in Asien isoliert Asia1 13 Alle Typen ausser dem FMDV C neigen zur Variabilitat und Ausbildung weiterer Subtypen die neben einem Typenantigen noch ein weiteres stammspezifisches Antigen aufweisen Wahrend alle Typen auch geographisch unterschiedlich verteilt sind ist der Typ FMDV O in allen FMDV Gebieten anzutreffen Spezies Maul und Klauenseuche Virus FMDV Typ Maul und Klauenseuche Virus A FMDV A 32 Subtypen Typ Maul und Klauenseuche Virus Asia 1 FMDV Asia1 3 Subtypen Typ Maul und Klauenseuche Virus C FMDV C Typ Maul und Klauenseuche Virus O FMDV O 11 Subtypen Typ Maul und Klauenseuche Virus SAT 1 FMDV SAT1 7 Subtypen Typ Maul und Klauenseuche Virus SAT 2 FMDV SAT2 3 Subtypen Typ Maul und Klauenseuche Virus SAT 3 FMDV SAT3 4 Subtypen dd Einzelnachweise Bearbeiten a b c d ICTV ICTV Taxonomy history Enterovirus C EC 51 Berlin Germany July 2019 Email ratification March 2020 MSL 35 ICTV Master Species List 2018b v1 MSL 34 Marz 2019 Abhay Kotecha Quan Wang Xianchi Dong Serban L Ilca Marina Ondiviela Rules of engagement between avb6 integrin and foot and mouth disease virus In Nature Communications Band 8 Nr 1 August 2017 ISSN 2041 1723 S 15408 doi 10 1038 ncomms15408 PMID 28534487 PMC 5457520 freier Volltext nature com abgerufen am 30 April 2020 M E Piccone S Sira M Zellner M J Grubman Expression in Escherichia coli and purification of biologically active L proteinase of foot and mouth disease virus Virus Res 1995 35 3 S 263 275 PMID 7785315 G J Belsham G M McInerney N Ross Smith Foot and mouth disease virus 3C protease induces cleavage of translation initiation factors eIF4A and eIF4G within infected cells J Virology 2000 74 1 S 272 280 PMID 10590115 K E Federer Susceptibility of the agouti Dasyprocta aguti to foot and mouth disease virus Zentralbl Veterinarmed B 1969 16 9 S 847 854 PMID 4320315 G R Thomson 2001 siehe Literaturliste W Vosloo A D Bastos A Michel G R Thomson Tracing movement of African buffalo in southern Africa Rev Sci Tech 2001 20 2 S 630 639 PMID 11548532 H Vallee und H Carre Sur limmunite anti aphteuse Revue generale de medecine veterinaire Toulouse 1922 31 S 313 317 H Vallee und H Carre Sur la pluralite du virus aphteux Comptes rendus hebdomadaires des seances de l Academie des Sciences Paris 1922 174 S 1498 1500 O Waldmann und K Trautwein Experimentelle Untersuchungen fiber die Pluralitat des Maul und Klauenseuche Virus Berliner tierarztliche Wochenschrift 1926 42 S 569 571 J B Brooksby Vesicular stomatitis and foot and mouth disease analysis of mixed infection in cattle J Hyg London 1952 50 3 S 394 404 PMID 12990797 C J Bradish W M Henderson J B Brooksby Electrophoretic studies of ox serum 2 The sera of cattle infected with the virus of foot and mouth disease Biochem J 1954 56 2 S 335 341 PMID 13140197Literatur BearbeitenG Stanway F Brown et al Genus Aphthovirus In C M Fauquet M A Mayo et al Eighth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses London San Diego 2005 S 768f S Mordow D Falke Molekulare Virologie Spektrum Akad Verlag Heidelberg Berlin 1997 Heinrich Liebermann Lehrbuch der veterinarmedizinischen Virologie Stuttgart 1992 G R Thomson R G Bengis C C Brown Picornavirus Infections In E S Williams und I K Baker eds Infectious diseases of wild animals Iowa State University Press Ames Iowa 3 Auflage 2001 S 119 130 Weblinks BearbeitenFMDV Typen Subtypen und Isolate NCBI Referenzsequenz des FMDV A Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maul und Klauenseuche Virus amp oldid 219611576