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Der Marburger Wingolf ist eine christliche uberkonfessionelle Studentenverbindung an der Philipps Universitat Marburg Der Marburger Wingolf wurde am 25 Februar 1847 gegrundet und ist damit die alteste christliche und nichtschlagende Korporation in Marburg und dem heutigen Hessen Marburger WingolfWappen ZirkelBasisdatenHochschulort MarburgHochschule n Philipps Universitat MarburgGrundung 25 Februar 1847Korporationsverband WingolfsbundKartell Kreis AG Diezer KonventionFarbenstatus farbentragendFarben grun weiss goldFarben Fuchsenfarben Art des Bundes MannerbundReligion Konfession uberkonfessionell christlichStellung zur Mensur nichtschlagendWahlspruch Frisch Fromm Frei Website www marburgerwingolf de Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und erste Jahre 1 2 Im Konigreich Preussen 1866 1918 1 3 Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus 1 4 Seit dem Zweiten Weltkrieg 2 Bekannte Mitglieder 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenGrundung und erste Jahre Bearbeiten Anders als die alteren Wingolfsverbindungen in Erlangen Bonn Berlin und Halle entstand der Marburger Wingolf nicht aus pietistischen bzw studentischen Erbauungskranzchen sondern aus dem Wunsch einiger Studenten ein Gegengewicht zu den damals an den Universitaten dominierenden Corps zu schaffen Anfangs ohne Namen und Farben wurde die Verbindung am 25 Februar 1847 in einer Gastwirtschaft in Weidenhausen unter Anregung des Theologieprofessors Heinrich Thiersch der Mitglied der Uttenruthia Erlangen war von 13 Theologiestudenten gegrundet vier Stifter waren ehemalige Corpsstudenten 1 Anfangs eher ein Freundeskreis als eine Verbindung wurde bald Kontakt zu den Wingolfen in Erlangen Berlin und Halle aufgenommen und selbst der Name Wingolf angenommen Dennoch betonte der Marburger Wingolf stets seine Eigenstandigkeit 2 In der Revolution 1848 trat der junge Verein verstarkt auf Seiten der Konservativen hervor so wurden zwei Wingolfiten Mitglieder der Studentenbehorde die zur Unterstutzung der Burgergarde gebildet wurde Am 8 Marz 1848 legte sich die Verbindung in Anlehnung an das Konigreich Jerusalem und Gottfried von Bouillon die Farben gold weiss gold an Zwar war die Korporation im Sommer 1850 mit 30 Aktiven die grosste in Marburg doch kam es zu einer Auseinandersetzung um die Duellfrage Zwar lehnte der Marburger Wingolf das Duell ab gab seinen Mitgliedern allerdings die Moglichkeit sich in wichtigen Fallen fur das Duell zu entscheiden Dies und die im Dezember 1850 erfolge Zwangsauflosung aller kurhessischen Vereine fuhrte am 13 Januar 1851 zur Abspaltung einer eher burschenschaftlich orientierten Germania nicht mit der heutigen Burschenschaft Germania identisch und funf Tage spater zur Neugrundung des Wingolf 3 Diese Trennung und die 1853 endgultige Verwerfung des Duells beruhigte und einte die junge Verbindung Die ursprunglichen Farben gold weiss gold wurden 1852 als Zeichen der Zugehorigkeit zum Gesamtwingolf durch dessen schwarz weiss gold ersetzt Im Konigreich Preussen 1866 1918 Bearbeiten Die Annexion des Kurfurstentum Hessen durch das Konigreich Preussen nach dem Deutschen Krieg 1866 fuhrte zu Entsetzen im Marburger Wingolf und zu Auseinandersetzungen um das zukunftige Verhaltnis zu den uberwiegend preussischen Bruderverbindungen Nach heftigen Diskussionen beschloss die Verbindung im Dezember 1867 den Austritt aus dem Wingolfsbund und legte sich die hessischen Farben rot weiss gold zu 4 Dies fuhrte zum Austritt von vier in Erlangen studierenden Marburger Wingolfiten und der Grundung eines wingolfitischen Vereins in Marburg der sich 1870 unter dem Namen Altwingolf mit den Farben schwarz weiss gold als Verbindung konstituierte und im folgenden Jahr in den Wingolfsbund aufgenommen wurde Viele Philister traten in den Altwingolf ein und erkannten ihn als Nachfolger der 1847 gegrundeten Verbindung an Trotz anfanglich feindlichem Verhaltnis beider zueinander vereinten sich beide Verbindungen im Jahre 1875 unter den neutralen und bis heute gultigen Farben grun weiss gold und mit dem Beschluss in Zukunft jede politische Betatigung auszuschliessen 5 In den folgenden Jahren war der Wingolf mehrmals die mitgliederstarkste Korporation in Marburg Dies und haufig wechselnde Kneiplokale fuhrten zum Wunsch nach einem eigenen Korporationshaus das nach der Grundsteinlegung 1878 im Jahr 1888 fertiggestellt wurde und das erste Verbindungshaus in der Lutherstrasse war 1881 wurde der Status eines Inaktiven eingefuhrt und 1884 das bis heute bestehende dreikopfige Chargenkollegium aus Senior x Fuchsmajor xx und Kneipwart xxx eingefuhrt nachdem die Verbindung bis dato allein durch einen Prases geleitet wurde 6 1900 kam es zu einem Streit um das christliche Prinzip des Marburger Wingolf mit dem in dieser Frage deutlich dogmatischeren Leipziger Wingolf der erst 1903 beigelegt wurde Erstmals bezeichnete sich die Korporation nun als christliche Verbindung nachdem die Grundungsurkunde 1847 lediglich ein wissenschaftlich religios sittliches Element festlegte Im Jahr 1904 wurde der Verein Alter Marburger Wingolfiten gegrundet der erstmals alle Philister organisierte Das grun weisse Fuxenband besteht seit 1906 6 Die bis dahin hohen Aktivenzahlen sanken mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 deutlich insgesamt 53 Mitglieder verloren ihr Leben Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten An den Morden von Mechterstadt war kein Marburger Wingolfit beteiligt jedoch beteiligten sich Aktive der Verbindung an militarischen Aktionen in Thuringen 7 Sehr hohe Mitgliederzahlen fuhrten im Wingolfsbund zur Frage ob das Singularitatsprinzip wonach es in jeder Hochschulstadt nur einen Wingolf gibt aufrechterhalten werden konne Anders als der Tubinger Wingolf der 1928 die Tochterverbindung Nibelungen grundete ging Marburg zunachst einen anderen Weg und teilte die Aktivitas im selben Jahr in drei Gruppen die von jeweils einem Fuchsmajor geleitet wurden Diese Losung hielt zwei Jahre bis die in Clausthal wegen dortigem Mitgliedermangel vertagte Wingolfsverbindung 1930 nach Marburg ubersiedelte Dazu traten 26 Aktive Marburger Wingolfiten zum bis heute bestehenden Clausthaler Wingolf zu Marburg uber Damit bestehen in der Stadt seither zwei wesensverschiedene Wingolfsverbindungen seit dem Zweiten Weltkrieg ist Marburg die einzige Stadt in der zwei aktive Wingolfsverbindungen bestehen Ebenfalls 1930 wurde auf Grund der grossen Aktivitas neben dem bestehenden Verbindungshaus in der Lutherstrasse 12 8 das benachbarte Haus Lutherstrasse 10 gekauft Dieses wurde zusatzlich zum bestehenden Verbindungshaus genutzt Ab 1932 wurden vermehrt Vortrags und Diskussionsabende veranstaltet wobei der Schwerpunkt auf dem Deutschtum im Ausland im Westen und Osten lag Aktive Marburger und Clausthaler Wingolfiten unternahmen daher Reisen ins Saargebiet um der dortigen Bevolkerung im Kampf gegen die Romanisierung durch Frankreich beizustehen Der Konvent des Marburger Wingolfs lehnte es ab sich am Tag nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten an einem Fackelzug der Marburger Studentenschaft zu beteiligen Zur Feier des Tages von Potsdam chargierte der Marburger Wingolf hingegen bei einem Fackelzug der Marburger Korporationen NS Verbande und der Reichswehr mit Fahne Auf Grund des politischen Drucks durch die Nationalsozialisten wurde das Haus Lutherstrasse 12 im Jahre 1933 in ein Kameradschaftshaus umgewandelt und der bisherige Kneipsaal in einen Schlafsaal fur Studenten umgebaut die Lutherstrasse 10 wurde weiterhin als Verbindungshaus genutzt Im gleichen Jahr fuhrte der Wingolf das Fuhrerprinzip ein und ernannte den Marburger Philister Robert Rodenhauser zum Bundesfuhrer vor Ort gab es einen Verbindungsfuhrer und einen Burschenfuhrer letzterer ernannte die drei Chargierten Die Forderung des NSDStB unbedingte Satisfaktion zu geben das heisst das Duell zuzulassen wurde entschieden abgelehnt sodass es am 30 Oktober 1935 zur Auflosung des Marburger Wingolf in seiner Form als Korporation kam Es entstand der Christliche Arbeitskreis Wingolf zu Marburg der allerdings aufgrund der fehlenden korporativen Form dem Wingolf wesensfremd war und daher nur bis Mai 1936 bestand 9 Zweieinhalb Jahre nach seiner Auflosung konnte der Marburger Wingolf im Juni 1937 noch einmal sein 90 Stiftungsfest im ehemaligen Haus feiern das nun Offizierskasino geworden war Dieses Recht hatte man sich beim Verkauf des Hauses noch einraumen lassen Seit dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg verboten die Besatzungsmachte alle bis dahin bestehenden deutschen Vereinigungen darunter die Studentenverbindungen Der Widerstand gegen diese waren in der US amerikanischen Besatzungszone zu der Marburg gehorte jedoch geringer als in den britisch und franzosisch besetzten Gebieten Am 100 Stiftungstag des Marburger Wingolf dem 25 Februar 1947 fand mit Genehmigung der Besatzungsbehorden ein Convent der Philisterschaft statt der den Verband der Philister des Marburger Wingolf VMW neu grundete und die ab 1935 ausgetretenen Mitglieder dazu aufforderte ihren Austritt als gegenstandslos zu betrachten Schnell suchte der Vorstand des VMW den Kontakt zu jungen Studenten um die Moglichkeiten der Wiedergrundung der aktiven Verbindung auszuloten Trotz fehlender Genehmigung wurden am 101 Stiftungstag am 25 Februar 1948 die ersten Studenten in die Verbindung aufgenommen und der Marburger Wingolf damit wieder zum Leben erweckt Am 12 Mai 1949 wurde dieser als erste Verbindung unter altem Namen vom Senat der Universitat lizenziert Ende der 1960er Jahre sanken die Aktivenzahlen unter dem Eindruck der Studentenbewegung und es begannen Diskussionen um die Ausrichtung des Marburger Wingolfs Der Marburger Wingolf war mehrmals Vorort des Wingolfsbundes zuletzt von 2011 bis 2013 und gehort neben den Wingolfsverbindungen aus Bonn Giessen Kiel und Wurzburg der Diezer Konvention an die es sich zum Ziel gesetzt hat innerhalb des Wingolfs korporative und christliche Werte zu verteidigen und zu erneuern Bekannte Mitglieder Bearbeiten nbsp Theodor Weber nbsp Ferdinand Justi nbsp Wilhelm Walther nbsp Arnold Meyer nbsp Joachim Beckmann nbsp Paul SchneiderEduard Vilmar 1832 1872 luth Theologe und Orientalist Theodor Weber 1836 1906 altkatholischer Bischof Ferdinand Justi 1837 1907 OrientalistGustav Bickell 1838 1906 Orientalist Wilhelm Walther 1846 1924 luth Theologe Wilhelm Fabricius 1857 1941 Bibliothekar und Historiker Ehrenmitglied Hermann Volrath Hilprecht 1859 1925 Archaologe und Assyriologe Adam Heilmann 1860 1930 ref Theologe Friedrich Wiegand 1860 1934 luth Theologe Eberhard Dennert 1861 1942 Naturforscher und Philosoph Arnold Meyer 1861 1934 ev Theologe Friedrich Mahling 1865 1933 ev Theologe Karl Bornhauser 1868 1947 ev Theologe Karl Heldmann 1869 1943 Historiker Ernst Lommatzsch 1871 1949 Klassischer Philologe Johannes Winkler 1874 1958 Tropenmediziner und Ethnologe Alfred Uckeley 1874 1955 ev Theologe Oskar Burgener 1876 1966 Gymnasiallehrer Biologe und Botaniker Bernhard Trittelvitz 1878 1969 Arzt und Schriftsteller Erich Waetzmann 1882 1938 Physiker 1909 ausgetreten Friedrich August Pinkerneil 1890 1967 Wirtschaftsfunktionar und Politiker DVP Karl Bernhard Ritter 1890 1968 ev Theologe Rudolf Detering 1892 1977 luth Theologe Ludwig Clemm 1893 1975 Archivar Rudolf Vaupel 1894 1945 Historiker und Archivdirektor Heinrich Josef Oberheid 1895 1977 nationalsozialistischer ev Theologe Hans Hartmann 1896 1970 Jurist Offizier und Gerechter unter den Volkern Horst Neubauer 1897 1981 Richter 1968 ausgetreten Paul Schneider 1897 1939 ev Pfarrer und Widerstandskampfer 1921 ausgetreten Walter Kodderitz 1898 1980 luth Theologe Karl Pawlowski 1898 1964 ev Theologe und Unternehmer Friedbert Ritter 1900 1981 Chemiker und Industrieller Joachim Beckmann 1901 1987 ev Theologe 1938 ausgetreten Gunther Harder 1902 1978 ev Theologe Walter Schafer 1903 1979 ev Theologe und Autor Otto Katz 1904 1976 ev Theologe Walter Kraak 1906 1990 Lebensmittelunternehmer Verbandsfunktionar Hans Bornhauser 1908 1996 ev Theologe Artur Petzoldt 1908 1972 Prasident einer Bundesbahndirektion Fritz Ihlau 1909 1995 Komponist Justus Beyer 1910 1989 Jurist Winfried Zeller 1911 1982 ev Theologe Ehrenmitglied Manfred Knodt 1920 1995 ev Theologe und Historiker Erwin Kuntz 1922 2017 Mediziner Reinhard Slenczka 1931 2022 luth Theologe 1958 ausgetreten Dietrich Bickel 1932 2020 Rechtswissenschaftler Johannes Baltzer 1933 Rechtswissenschaftler Helmut Bartels 1934 2016 Kinderarzt und Hochschullehrer Martin Kohlhaussen 1935 Manager Reinhard Frieling 1936 ev Theologe Hans Otto Hahn 1936 2003 ev Theologe Wolfhard Weber 1940 Technikhistoriker Reinhard Kallenbach 1963 JournalistLiteratur BearbeitenHans Waitz Geschichte des Wingolfbundes aus den Quellen mitgeteilt und dargestellt Darmstadt 1896 2 Aufl 1904 3 Aufl 1926 Verlag Johannes Waitz Adolf Heermann Geschichte des Marburger Wingolfs In Hans Waitz ed Geschichte der Wingolfsverbindungen Darmstadt 1914 Verlag Johannes Waitz Verein der Philister des Marburger Wingolf Geschichte des Marburger Wingolf 1847 1972 Verein der Philister des Marburger Wingolf 150 Jahre Marburger Wingolf Ruckblick auf die Festtage 1997 Heinz Werner Kubitza Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde Marburg Tectum Verlag 1992 ISBN 978 3929019001 Weblinks BearbeitenWebsite des Marburger Wingolf Couleurkarten des Marburger WingolfsAnmerkungen Bearbeiten Heinz Werner Kubitza Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde Marburg Tectum Verlag 1992 S 11 12 ISBN 978 3929019001 Adolf Heermann Geschichte des Marburger Wingolfs In Hans Waitz ed Geschichte der Wingolfsverbindungen Darmstadt 1914 Verlag Johannes Waitz S 675 679 Adolf Heermann Geschichte des Marburger Wingolfs In Hans Waitz ed Geschichte der Wingolfsverbindungen Darmstadt 1914 Verlag Johannes Waitz S 690 696 Harald Lonnecker Demut und Stolz Glaube und Kampfessinn Die konfessionell gebundenen Studentenverbindungen protestantische katholische judische Abgerufen am 28 Februar 2017 Adolf Heermann Geschichte des Marburger Wingolfs In Hans Waitz ed Geschichte der Wingolfsverbindungen Darmstadt 1914 Verlag Johannes Waitz S 703 713 a b Adolf Heermann Geschichte des Marburger Wingolfs In Hans Waitz ed Geschichte der Wingolfsverbindungen Darmstadt 1914 Verlag Johannes Waitz S 723 Eva Chr Gottschaldt Hrsg Das ist die Tat unseres herrlichen Fuhrers Die christlichen Studentenverbindungen Wingolf und der Nationalsozialismus im Spiegel der Verbandspresse Eine Dokumentation Marburger Beitrage zur Geschichte und Gegenwart studentischer Verbindungen Bd 4 Marburg 1997 ISBN 3 926295 08 2 S 20 E H Eberhard Handbuch des studentischen Verbindungswesens Leipzig 1924 25 S 94 Heinz Werner Kubitza Geschichte der Evangelischen Studentengemeinde Marburg Tectum Verlag 1992 ISBN 978 3929019001 S 129 135 Normdaten Korperschaft GND 17679 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marburger Wingolf amp oldid 238821484